Theodor Eschenburg und der Raub jüdischer Vermögen 1938/39
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Rainer Eisfeld
Vorspann
„Wir alle waren Gegner des Regimes, mussten aber um der Arbeit und des Überlebens willen unser Auskommen mit den Machthabern und ihren Stellen suchen“, schrieb Theodor Eschenburg 1987 über seine berufliche Tätigkeit im „Dritten Reich“. Wie weit kam Eschenburg dem Regime dabei entgegen? Welche Konzessionen machte er als Verbandsgeschäftsführer und Leiter industrieller Prüfungsstellen dem zunehmend rassistischen NS-Staat? Die darüber entbrannte Kontroverse hat bislang noch keine Klarheit geschaffen. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass Eschenburg nicht nur an einem einzigen „Arisierungs“-Fall beteiligt war. Nach dem „Anschluss“ Österreichs war er in zwei weitere Enteignungen jüdischer Unternehmer involviert. Ein vierter und fünfter Fall zeichnen sich ab. Wie in den neu aufgefundenen und hier erstmals präsentierten Dokumenten deutlich wird, gehörte die Mitwirkung an der sozialen Diskriminierung und wirtschaftlichen Ausplünderung deutscher wie österreichischer Juden zur Routine der von Eschenburg geleiteten Geschäftsstellen.
Abstract
A 2011 journal article based on newly-found archival sources showed that Theodor Eschenburg, one of the "founding fathers" of post-World War II (West) German contemporary history and political science, had been involved in a Jewish company's "Aryanization" during the Nazi regime. Employed by the textile industry, Eschenburg had served as cartel manager from 1933-1945. The publication of the article was followed by an emotional and often polemical debate. The present documentation takes the debate back to the sources and presents further, recently discovered records which prove that, subsequently to the 1938 Anschluss of Austria, Eschenburg was also involved in the "Aryanization" of two Viennese Jewish firms. One of the former owners later perished in Theresenstadt. Eschenburg emerges as an example of a conservative non-Nazi (staatskonservativ, in his own words) who, even while maintaining personal contacts with Jews, assiduously placed himself at the service of the racist regime.
© 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München
Artikel in diesem Heft
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- Aufsätze
- Die Grünen und Gorbatschow
- Weltrevolutionär im Abseits
- „Schonungsloses Handeln gegen den bösartigen Feind“
- Diskussion
- Demokratie und Wirtschaftspolitik in der Weimarer Republik
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- Theodor Eschenburg und der Raub jüdischer Vermögen 1938/39
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