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Stumme Zeugen des Sprachgebrauchs: Friedhöfe und Volkszählungen als Indikatoren der Entwicklung des Slowenischen in Kärnten/Koroška

  • Ferdinand Kühnel EMAIL logo and Katharina Prochazka
Published/Copyright: November 5, 2022
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Summary

The southern part of the Austrian state of Carinthia has a long history of language contact between Slovene and German. Since the beginning of the 19th century a decrease in bilingualism and the use of Slovene has been taking place which has accelerated in the last few decades. This contribution analyzes this transformation and in particular the influence of local and regional factors on the development of bilingualism in Carinthia. A multi-methodological approach is adopted, combining data from two different sources: (1) cemeteries and gravestones as public witnesses of language use and markers of (self-)identification, and (2) data on language use from the census and other (parish language, language in schools) for a quantitative analysis. Using this approach, data from two case studies is discussed in detail: two villages/parishes with similar initial conditions (high percentage of Slovene in 1880) but different outcomes. In one case, bilingualism is preserved (albeit on a low level); in the other, the bilingual reality of the past has been transformed into a monolingual German one. Such differences can be attributed to general political developments regarding the status of Slovene in Austria, but also to local factors such as the presence of a Slovene cultural association. Our analyses further show the political character of census data, which has little overlap with actual language usage, but depicts attitudes towards bilingualism and Slovene. Cemeteries, on the other hand, bear witness to the Slovene past long after “active” bilingualism has disappeared.

1 Einleitung und Hintergrund

Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit – das Aufeinandertreffen von verschiedenen Sprachen bzw. ihren Sprecher:innen – kann sowohl auf die beteiligten Sprachen wie auf die Sprecher:innen, deren Selbst- und Fremdidentifikation auf vielfältige Weise mit ihrer Sprache verknüpft sind, ganz unterschiedliche Auswirkungen haben. Sowohl Kontaktsituationen als auch ihre Konsequenzen sind selten statisch, da sich die Beziehungen der beteiligten Sprachen ebenso ändern wie die Beziehungen und Einstellungen ihrer Sprecher:innen zur jeweils anderen Gruppe. Das Ergebnis ist von vielen Faktoren abhängig, die diachron im Rahmen der historischen Soziolinguistik (Hernández-Campoy und Conde-Silvestre 2012) untersucht werden. Dabei können keine generellen Vorhersagen gemacht werden, was in einer Sprachkontaktsituation geschieht und wie sie „enden“ wird. Es können nur soziolinguistische Typologien bzw. Sprachkontaktszenarien aufgestellt werden (Muysken 2010), die in einer bestimmten Situation zutreffen.

In diesem Beitrag wird eine Kontaktsituation aus (historisch-)soziolinguistischer Sicht näher betrachtet, nämlich jene im österreichischen Bundesland Kärnten (dt.)/Koroška (slov.), dessen südlicher Teil (Abb. 1) seit vielen Jahrhunderten zweisprachig (slowenisch-deutsch) ist.[1] Diese Zweisprachigkeit ist jedoch im Wandel begriffen, mit einer Tendenz zum Rückgang der Verwendung des Slowen-ischen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Kärnten/Koroška ist für eine Untersuchung der Auswirkungen von Sprachkontakt und den Umgang mit Mehrsprachigkeit aus zwei Gründen gut geeignet: einerseits auf Grund seiner langen Zweisprachigkeitsgeschichte, andererseits wegen der bis in die Gegenwart beobachtbaren Dynamik des Umgangs mit Zweisprachigkeit. Außerdem ist die slowenisch-deutsche Kontaktsituation in Österreich durch die Konfliktträchtigkeit in Hinblick auf die Sichtbarkeit und Verwendung des Slowenischen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und zudem gut dokumentiert und wissenschaftlich erforscht.[2] In Kärnten/Koroška, wie auch in anderen Gebieten der Habsburgermonarchie, in denen eine mehrsprachige Bevölkerung lebte, setzten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Nationalisierungstendenzen und damit eine Politik der ethnischen und sprachlichen Homogenisierung ein. Bis 1900 blieb die nationale Frage jedoch primär ein Elitendiskurs. Die Nationalisierung der Bewohner:innen von als „Sprachgrenzen“ definierten Gebieten, die zu „nationalen Kampfgebieten“ wurden, war eine Strategie nationaler Agitator:innen, die möglichst viele Menschen auf „ihre“ Seite ziehen wollten, damit der nationale Kampf zu ihren Gunsten ausging (Judson 2006: 4–5). Daher ist die Untersuchung der Auswirkungen der Nationalisierung und der damit einhergehenden Institutionalisierung von Nation(alismus) in lokalen Gesellschaften und Kulturen von besonderer Relevanz (Judson 2006: 6–7). Gleichzeitig setzten durch staatliche Modernisierungsbemühungen die Kategorisierung und nationale Zuordnung der Menschen qua Sprachgebrauch etwa in den Volkszählungen seit 1880 ein, die ein willkommenes Betätigungsfeld ethno- und sprachnationalistischer Politik wurden (Brix 1982; Reiterer 2004; Stergar und Scheer 2018).

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges zwangen die Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie ihre Bürger:innen zu klarer nationaler Positionierung. So auch in Kärnten/Koroška: Im Jahr 2020 jährte sich zum 100. Mal die Kärntner Volksabstimmung von 1920, bei der sich eine Mehrheit der im Abstimmungsgebiet (Zone A) lebenden Menschen für einen Verbleib bei der neu errichteten Republik Österreich entschied. Obwohl etwa 60 Prozent der dort ansässigen slowenischsprachigen Bevölkerung für Österreich votierten, setzte danach eine „zügellose Germanisierung“ (Haas and Stuhlpfarrer 1977: 38) ein, die geprägt war von der Versetzung und Vertreibung der slowenischsprachigen Elite, der Beibehaltung assimilierender und germanisierender utraquistischer[3] Schulen, der Entfernung zweisprachiger Ortstafeln sowie der Ansiedlung reichsdeutscher Siedler:innen im slowenischsprachigen bzw. zweisprachigen Gebiet (Haas und Stuhlpfarrer 1977: 38; Cillia und Wodak 2006: 26).

Bis heute setzt sich in Kärnten/Koroška die deutschnationale Stoßrichtung und Akzentuierung ethno- und sprachnationaler Politik, die seit der Habsburgermonarchie auf die Germanisierung des zweisprachigen Gebiets abzielte, in abgemilderter Form fort. Dies zeigte unter anderem die Diskussion um die 2017 verabschiedete neue Kärntner Landesverfassung, in der zwar die slowenische Volksgruppe erstmals aufgenommen, Deutsch aber als alleinige Landessprache normiert wurde (ORF.at 2017).

Abb. 1 
          Ungefähre Ausbreitung des zweisprachigen Südkärntens/Južna Koroška (von den Verfasser:innen erstellt)
Abb. 1

Ungefähre Ausbreitung des zweisprachigen Südkärntens/Južna Koroška (von den Verfasser:innen erstellt)

2 Fragestellung

Der Wandel von einer deutsch-slowenischen Zweisprachigkeit hin zu einer zunehmenden deutschen Einsprachigkeit steht im Fokus dieses Aufsatzes: Wie veränderte sich die sprachliche Struktur bzw. das Verhältnis von Slowenisch und Deutsch in Südkärnten/Južna Koroška seit der ersten amtlichen Volkszählung mit Informationen zum Sprachgebrauch 1880 bis in die unmittelbare Gegenwart?

Konkret wird die Veränderung der Sichtbarkeit von Zweisprachigkeit auf zwei Ebenen untersucht:

  1. die tatsächliche Sichtbarkeit von Sprache an öffentlichen Plätzen wie z. B. Friedhöfen im Sinne einer „Linguistic Landscape“ (Shohamy 2015) (d. h. materielle Spuren auf Grabsteinen, (Grab-)Denkmälern, Kriegerdenkmälern, Erinnerungstafeln, Kreuzwegen, Kircheninventarien, Kirchenaufschriften und -inschriften, etc.);

  2. die Präsenz „in den Köpfen und Mündern“: die verwendete(n) Sprache(n) und die Bekenntnisse zu einer bestimmten Sprache, wie sie durch Befragungen (z. B. die im Folgenden näher betrachteten Volkszählungen) sichtbar gemacht werden können.

Dabei wird insbesondere die Frage gestellt, welche Rolle lokal und regional wirksame Faktoren für die Entwicklung der Zweisprachigkeit spielten/spielen und welchen Einfluss diese auf die räumliche Verteilung der beiden Landessprachen hatten.

3 Forschungsansatz

Um die oben genannten Fragen zu beantworten, wurde eine Kombination aus historisch-kulturwissenschaftlichen und quantitativen Methoden gewählt.

  1. Der historisch-kulturwissenschaftliche methodische Ansatz (Kühnel 2021) definiert Friedhöfe und Grabsteine als Erinnerungsorte und historische Quellen. Das Konzept der Erinnerungsorte ist in diesem Kontext relevant, weil die Erforschung von Erinnerungsorten (Nora 1988; 1984–1997; Erll 2005) Rückschlüsse über ein kollektives/nationales Gedächtnis (Halbwachs 1985; 1991; Assmann 1988) einer gewissen gesellschaftlichen Entität liefern kann. Grabsteine sind wiederum eine gute Quelle, weil sie als Artefakte eine bestimmte Zeit oder ein konkretes Ereignis konservieren und die Erinnerung daran für die Nachwelt festhalten. Zudem transportieren Grabsteine Botschaften bezüglich der Zugehörigkeit zu einer z. B. sprachlich definierten Gruppe: Die individuelle Entscheidung über die verwendete Sprache gibt Auskunft über die Selbstidentifikation des/der Verstorbenen bzw. der Angehörigen und deren ethnischen, kulturellen oder sozialen Kontext (Reimers 1999: 164). Dies bedeutet außerdem, dass Trauernde und Hinterbliebene dem/der Verstorbenen eine Identität und/oder Ethnizität zuordnen, indem sie sich einer spezifischen Sprache oder Symbolik bedienen (Reimers 1999: 147–148). In diesem Kontext ist von besonderem Interesse, dass die Sprache eine Person klar zuordenbar macht, das heißt, sie kann als Angehörige:r einer bestimmten Gruppe identifiziert/kategorisiert werden. Die der Forschung zugrundeliegende Annahme ist, dass Grabinschriften öffentliche Zeugnisse der sozialen, ethnischen und sprachlichen Zuordnung der Verstorbenen sowohl durch die Angehörigen als auch durch die Öffentlichkeit in Form der Friedhofsbesucher:innen sind und so Aufschluss über die sozialen, ethnischen und sprachlichen Veränderungen Südkärntens/Južna Koroška geben können. Das Ziel der Untersuchung ist es, den Verlust der Zweisprachigkeit anhand historischer Artefakte nachzuvollziehen, diese in Bezug zu den Volkszählungsergebnissen zu setzen und so einem Vergleich zugänglich zu machen.

  2. Der quantitative Zugang betrachtet – ausgehend von Daten, die den Untersuchungsgegenstand über mehrere Jahrzehnte und/oder räumlich engmaschig beschreiben – die Entwicklung über Zeit und Raum. Als Grundlage dienen Daten, die den Sprachgebrauch in einem Ort im Raum (nicht unbedingt im Sinne einer administrativen Ortschaft, aber eines Raumpunktes im Sinne des spatial turn) quantifizieren. Dies sind typischerweise Ergebnisse von Befragungen, wobei hier verschiedenste Möglichkeiten bestehen, Sprachkenntnisse und -gebrauch abzufragen (Mackey und Cartwright 1979). Auf diese Daten werden statistische Verfahren (u. a. Zeitreihenanalyse, Korrelationsanalyse) und mathematische Modellierung angewandt, d. h. die Evolution des Sprachgebrauchs wird in mathematischen Formeln nachgebildet, wobei die entwickelten Modelle mit empirischen Daten geprüft werden. Hierbei liegt der Fokus auf der Identifikation von Faktoren, die Veränderungen des Sprachgebrauchs beeinflussen (Prochazka 2019). Eine quantitative Analyse bietet den Vorteil, aus einer großen Datenmenge die zugrundeliegenden generellen Tendenzen ableiten, gleichzeitig, aber auch lokale Faktoren berücksichtigen zu können. Diese Herangehensweise erlaubt es, Einflussfaktoren auf den Sprachgebrauch und den daraus potenziell resultierenden Sprachwechsel für eine konkrete Sprachkontaktsituation festzustellen. Dadurch ist es möglich, Hypothesen über etwaige Einflussfaktoren zu testen, konkrete Faktoren zu identifizieren und ihren Einfluss zu quantifizieren. Zudem können fehlende Daten mit einem Modell interpoliert werden, um ein kompletteres Bild des Prozesses zu erhalten. Im Bereich der (historischen) Soziolinguistik stützt sich quantitative Forschung auf vielfach nicht mit explizit linguistischer Intention erhobene Datenquellen. Die Analyse muss daher die Entstehungsumstände der Daten mitberücksichtigen, um die Aussagekraft der Ergebnisse einzuschätzen.

Als Forschungsansatz wurde aufgrund des inhaltlichen Mehrwerts eine Kombination der beiden beschriebenen Methoden gewählt. Sie ermöglicht die gegenseitige Validierung von Ergebnissen, erlaubt aber gleichzeitig, Diskrepanzen zwischen Quellen herauszuarbeiten, welche anschließend qualitativ weiter erforscht werden können (Ermittlung von „places of interest“ aus allen vorhandenen Daten, Kim und Prochazka 2019).

4 Quellenkorpora

Die vorgestellte Studie kombiniert nicht nur Forschungsmethoden, sondern auch zwei Arten von Quellen: Zum einen dingliche, in Form der Friedhöfe und der darauf befindlichen Grabsteine, zum anderen schriftliche, wie Volkszählungsdaten und weitere Angaben zum Sprachgebrauch (Vereins- und Schulwesen, Pfarrmatrikeln, Verwaltungsakte, Oral-History-Interviews).

Volkszählungsdaten und Grabsteininschriften auf Friedhöfen ist gemein, dass beide die jeweilige zeitgenössische linguistische, soziale und politische Situation abbilden und daher bei diachroner Betrachtung den wechselnden Stellenwert der slowenischen bzw. deutschen Sprache widerspiegeln. Zudem ergibt die synchrone Analyse von Friedhöfen eine Momentaufnahme der Sichtbarkeit der beiden Landessprachen nicht nur im untersuchten Kontext, sondern auch im öffentlichen Raum per se. Gleichzeitig wurde auf den Friedhöfen und Gräbern die Geschichte Südkärntens/Južna Koroška und somit die Geschichte des Stellenwertes der beiden Landessprachen konserviert. Auffällig ist, dass viele Grabsteine über mehrere Schreibweisen von Namen verfügen bzw. eine starke Tendenz zur Germanisierung der slowenischen Namen zu beobachten ist. Dies geschieht vor allem durch die Entfernung slowenischer Sprachmarker und Inschriften, indem etwa diakritische Zeichen entfernt und durch deutsche Varianten ersetzt werden. Beispiele hierfür sind slov. Čeber zu dt. Tscheber[4], Klanšek zu Klanschek (Klansek)[5], Žerjav zu Scheriau[6]. Neben den Friedhöfen lassen sich die Veränderungen in der Verwendung der beiden Landessprachen auch in anderen Quellen nachvollziehen, die durch die Verwaltungsbehörden (Pfarrmatrikeln und Verwaltungsakten) geschaffen wurden. In diesen wurden oftmals sprachlich-ethnische Zuordnungen der Menschen festgeschrieben, indem die Namen in einer bestimmten Sprache, d. h. Schreibweise eingetragen wurden (Kühnel 2021). In Kärnten/Koroška finden sich in den Pfarrmatrikeln etliche Beispiele für freiwillige, also von den betreffenden Personen eingebrachte Ansuchen um Namensänderung, aber auch Beispiele für Zwangseindeutschungen, die in der Zeit des Nationalsozialismus erfolgten. Im Geburtsbuch der Pfarre Köstenberg/Kostanje wurden etwa die Namen Vrtič zu Wirtitsch und Mačnik zu Matschnig im Jahr 1969 bzw. 1959 abgeändert. Diese Änderungen der Familiennamen wurden durch Bescheide des Amtes der Kärntner Landesregierung erlassen und in den Matrikeln entsprechend vermerkt: „Der hier verzeichnete Familienname hat statt Virtič richtig Wirtitsch zu lauten.“ (Bescheid des Amtes der Kärntner Landesregierung vom 20.10.1969, Zl. Präs 4148/3/69); „Der Familienname des Andreas Mačnik ist mit Bescheid des Amtes der Kärntner Landesregierung vom 28.10.1959, Zl. Pst – 108023/59 in „Matschnig“ geändert worden“ (Geburtsbuch IX, Pfarre Köstenberg/Kostanje, 1905). Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurde etwa die slowenische Namensschreibweise des Alojz Kotnik in die deutsche Namensschreibweise Alois Kotnig zwangsweise geändert und die Verbindlichkeit dieser Maßnahme mit den folgenden Worten verdeutlicht: „Die neue Schreibweise gilt nicht für die Schreibweise des Namen[s] Ihrer Vorfahren (z. B. im Ahnenpaß). Sie werden ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß Sie sich von jetzt ab ausschließlich der neuen Schreibweise Ihres Namens zu bedienen haben“ (Geburtsbuch XI, Kopie, Pfarre Bleiburg/Pliberk, 1909).

Welche Bedeutung die Sprache auf den Grabsteinen bzw. die öffentliche Verwendung des Slowenischen nach wie vor haben, zeigte zuletzt ein Interview mit dem Direktor des Wiener Burgtheaters Martin Kušej, der aus Kärnten/Koroška stammt und sich in der Gymnasialzeit für eine slowenische Schreibweise seines Namens entschied. Er berichtete, dass die Diskussion mit seinen Eltern über eine deutsche Schreibweise (Kuschej) oder slowenische Schreibweise ihres Nachnamens für den Familiengrabstein noch andauere, da seine Mutter oft mitbekommen habe, welcher Makel dem Slowenischen anhaftete bzw. anhaftet (Panzenböck 2020: 30).

Um die Sichtbarkeit des Slowenischen zu erheben, wurden im historischen bzw. gegenwärtigen zweisprachigen Verbreitungsgebiet 211 Friedhöfe besucht und anhand der Häufigkeit des Auftretens der slowenischen Sprache kategorisiert. In die Untersuchung wurden jedoch nicht nur die Friedhöfe und Grabsteine einbezogen, sondern auch die Präsenz des Slowenischen in den dazugehörigen Kirchen sowie auf (Krieger-)Denkmälern, Erinnerungstafeln, Missionskreuzen, Kreuzwegen, Kirchen- und Prozessionsfahnen, etc. eruiert, um alle räumlich und inhaltlich relevanten Aspekte in Form eines Gesamtkompositums zu analysieren.[7]

Volkszählungsdaten dienen als Grundlage für den quantitativen Zugang. In der österreichischen Volkszählung war von 1880 bis 2001 eine Sprachenfrage inkludiert, wobei die konkreten Begriffsdefinitionen wechselten. Von 1880 bis 1910 wurde nach der Umgangssprache gefragt, 1923 nach der Sprache „die jemand am geläufigsten spricht und in der er gewöhnlich denkt“. 1934 war es die „Sprache, deren Kulturkreis sich der Befragte zugehörig fühlt“; 1939 die Muttersprache und ab 1951 wiederum die Umgangssprache (Ladstätter 1973; Gamerith 1994; Reiterer 2004: 30). Somit ist es mit gewissen Einschränkungen möglich, für ganz Österreich und im Speziellen für Kärnten/Koroška die Angaben und ihre Änderung zu analysieren, um daraus Rückschlüsse über die Transformation der Zweisprachigkeit in diesem Zeitraum zu ziehen.

Dabei müssen die Volkszählungen wie alle Sprachzählungen kritisch betrachtet und die Ergebnisse kontextualisiert werden (Busch 2015). Diese Kontextualisierung ist wichtig, da Volkszählungen vor allem zur Zeit der Habsburgermonarchie, aber auch danach gegenüber der Zwei- und Mehrsprachigkeit blind waren und die Angabe einer Sprache zur ethnisch-nationalen Kategorisierung verwendet wurde (Anderson 1991: 163–191; Judson 2006: 14, 27, 31–32; Gal 1993; Kertzer und Arel 2002). Die „Erfindung“ ethnisch-nationaler Identitäten verlief somit entlang der sprachlichen Kategorisierungen, die im „Angebot“ der „Volkszählungsformulare“ zu finden waren. Im Hinterkopf behalten werden muss vor allem die Problematik der Verwendung von Volkszählungsdaten zur Gewährung von Sprachenrechten (Prochazka 2018). Dieser Punkt ist in Kärnten/Koroška besonders evident, wo Sprachangaben in der Volkszählung durch die ab 1939 eingeführte Ergänzung einer zusätzlichen, linguistisch nicht begründbaren, Auswertungskategorie „Windisch“ (neben „Slowenisch“ für dieselbe Sprache, aber als Wahl für Personen, die nicht als Kärntner Slowen:innen gezählt werden wollten) politisiert wurden.[8] In diesem Sinne bilden die Kärntner Volkszählungsergebnisse nicht unbedingt den tatsächlichen Sprachgebrauch ab, sondern sind eher ein Parameter für den Stellenwert sowie die Akzeptanz der Sprache in der Gesellschaft. Sie geben Auskunft über die Loyalität der Menschen gegenüber ihrer Sprache, wobei typischerweise davon ausgegangen wird, dass diese zu einem guten Teil mit dem tatsächlichen Sprachgebrauch überlappt. Wie im Folgenden gezeigt wird, ist das jedoch nicht immer der Fall, insbesondere nicht mehr nach der Volksabstimmung 1920. Eine weitere Fehlerquelle in Bezug auf den Sprachgebrauch der ortsansässigen Bevölkerung war die bis inkl. 1934 herrschende Beschränkung auf die Angabe nur einer Umgangssprache, was der zweisprachigen Realität in vielen mehrsprachigen Gebieten nicht gerecht wurde (Judson 2016: 310–311; Brix 1982).

Trotz der genannten Einschränkungen bieten Volkszählungen einen wertvollen Überblick zum Sprachgebrauch, da sie regelmäßige und flächendeckende Daten in einem Umfang wie keine andere Quelle bieten. Sie umfassen gleichermaßen Daten für ein großes Gebiet und detaillierte Zahlen für einzelne Ortschaften, was einen Vergleich zwischen Mikro- und Makrogeschichte (lokalen und auf das gesamte Untersuchungsgebiet bezogenen Entwicklungen) erlaubt.

Für einen tiefergehenden Einblick auf der quantitativen Ebene wurden die Volkszählungsdaten mit zusätzlichen Daten zum Sprachgebrauch im Schulunterricht bzw. zum Vereinswesen kombiniert. Durch die Kombination beider Herangehensweisen mit entsprechend unterschiedlichen Quellenkorpora ist es möglich, ein umfassendes und differenziertes Bild der Zweisprachigkeit in Kärnten/Koroška über einen größeren Zeitraum zu erlangen. Dabei kann auch die Multidimensionalität der sprachlichen Situation und der damit verbundenen Identifikationen der Bevölkerung deutlich sichtbar gemacht und ein sehr detaillierter Blick auf lokale Einflussfaktoren gelegt werden. Außerdem können überall dort, wo Friedhöfe und Volkszählungsergebnisse zum Sprachgebrauch vorhanden sind, weitere ehemalige bzw. bestehende gemischtsprachige Gebiete untersucht werden. Die vorliegende verschränkte Methodik stellt daher zugleich ein Forschungsdesiderat dar und kann an den jeweiligen historischen Kontext angepasst werden. Basierend auf den verwendeten Quellen werden die folgenden Aspekte der im einleitenden Kapitel erarbeiteten Fragestellung fokussiert:

  1. Wie veränderte sich die Zweisprachigkeit über die Zeit? Ist es möglich, Faktoren zu identifizieren, die diese Veränderung beeinfluss(t)en?

  2. Zeichnen die Friedhöfe ein von anderen Quellen wie z. B. Volkszählungsdaten abweichendes Bild der sprachlichen Struktur einer Region? Was könnten die Gründe für Diskrepanzen sein?

5 Fallbeispiele: Zwei Orte, zwei Szenarien

Die vorgestellte Herangehensweise soll nun anhand von zwei Beispielen demonstriert werden.[9] Konkret werden sowohl zwei kirchlich-administrative als auch zwei politisch-administrative Einheiten betrachtet: Es handelt sich dabei um die Pfarre Gottestal/Skočidol, die über vier Begräbnisstätten verfügt, und die Pfarre Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, der ein Friedhof zugehörig ist. Die Pfarre Gottestal/Skočidol im gleichnamigen Ort ist Teil des Dekanats Rosegg/Rožek und gehört politisch-administrativ der Gemeinde Wernberg/Vernberk an, die östlich der Stadt Villach/Beljak liegt. Die Pfarre Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji gehört zum Dekanat Hermagor/Šmohor und ist Teil der gleichnamigen politischen Gemeinde.

Die Pfarre Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji umfasst die gleichnamige politische Gemeinde (mit dem einzigen Ort Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji) und die Ortschaft Achomitz/Zahomec, die jedoch zur politischen Gemeinde Hohenthurn/Straja vas gehört. Die Pfarre Gottestal/Skočidol umfasst u. a. die Ortschaften Wernberg/Vernberk, Föderlach/Podravlje und Gottestal/Skočidol, wobei die politische Gemeinde heute in die Gebiete der benachbarten Pfarren von Damtschach/Domačale und Sternberg/Strmec reicht. Beim Vergleich der Pfarren und Friedhöfe mit den Volkszählungsergebnissen wird berücksichtigt, dass der räumliche Umfang der politischen Gemeinden, die erst 1848 entstanden sind, nicht deckungsgleich mit dem der Pfarren ist und sich Gemeindegrenzen danach auch immer wieder verschoben haben.

Die beiden Beispiele wurden ausgewählt, da sie im historisch zweisprachigen Gebiet liegen und bei der Volkszählung des Jahres 1880 über einen mit 90 % bzw. 100 % annähernd gleich hohen Anteil slowenischsprachiger Bevölkerung verfügten, sich im Laufe der Zeit ihre sprachliche Zusammensetzung laut Volkszählungen jedoch drastisch änderte.

5.1 Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji

Für Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji[10] liegen für den gesamten Zeitraum 1880–2001 Angaben zur Sprache aus der Volkszählung vor (Abb. 2, Zahlen für Staatsangehörige). Ab 1939 sind Angaben zur Zweisprachigkeit vorhanden. Teilweise wurden die Angaben zur Zweisprachigkeit bei den offiziellen statistischen Auswertungen mit der Angabe „Slowenisch“ aggregiert, sodass für die Jahre 1971–2001 nicht zwischen slowenisch monolingualen und slowenisch-deutsch bilingualen Personen unterschieden werden kann.

Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji hatte in der ersten Volkszählung mit Sprachenfrage 1880 einen Slowenischanteil von 100 %, der bis 1910 langsam abnahm. Prinzipiell ist anzumerken, dass zwischen 1880 und 1910 alle Gemeinden des Unteren Gailtals/Spodnja Ziljska dolina, außer Arnoldstein/Podklošter, mehrheitlich slowenischsprachig waren (Domej 2006: 147–150). Auffällig ist die Umkehrung der Verhältnisse zwischen 1910 und 1923, wie sie in vielen Orten Kärntens/Koroška zu sehen ist. Diese Umkehrung kann im Wesentlichen als Konsequenz der Volksabstimmung 1920 über den Verbleib Kärntens/Koroška bei Österreich gedeutet werden: Einerseits kam es zu einer Abwanderung der slowenischsprachigen Bevölkerung, andererseits weist sie auf ein verändertes politisches Bewusstsein bzw. eine Ablehnung des Bekenntnisses zur slowenischen Sprache (und der damit verbundenen Identität als Kärntner Slowen:in) hin; vermutlich auch aus Furcht vor den Konsequenzen im Lichte der Windischentheorie und der resultierenden Spaltung der slowenischsprachigen Bevölkerung nach politischer Gesinnung. Ein anderer Aspekt könnte die Änderung der Fragestellung sein: 1880–1910 wurde nach der Umgangssprache gefragt, 1923 hingegen nach der geläufigsten und Denksprache. Basierend auf der drastischen Veränderung der Angaben erscheint jedoch ein politischer Hintergrund der Umkehrung plausibler, da unmittelbar nach der Volksabstimmung 1920 der Germanisierung der ortsansässigen Bevölkerung Tür und Tor geöffnet wurden, indem das Votum für Österreich auch als Entscheidung gegen die slowenische Sprache angesehen wurde. Die erste österreichische Republik verstand sich dezidiert als deutscher Nationalstaat und verabschiedete sich so auch ideologisch vom mehrsprachigen und multiethnischen Habsburgerreich (Moritsch 1996: 26; Bruckmüller 1996: 143).

Es ist davon auszugehen, dass die Volkszählung 1923 nicht unbedingt den tatsächlichen Sprachgebrauch abbildet und der politische Charakter der Volkszählung ab diesem Zeitpunkt stark in den Vordergrund tritt.[11] Nach 1923 kam es bis 1951 wieder zu einem Anstieg der Angaben zu Slowenisch bzw. Zweisprachigkeit, wobei sich die Fragestellungen zur Sprache wiederum änderten. Da die zwei Volkszählungen 1934 und 1939 in die Zeit politischer Einschnitte in Österreich (austrofaschistisches System unter Dollfuß/Schuschnigg (Moos 2021), Anschluss, Beginn des Zweiten Weltkriegs) fielen, sind die Angaben nur bedingt aussagekräftig.

Die Abnahme zwischen 1951 und 1961 ist vermutlich dadurch zu erklären, dass es in diesem Zeitraum zu zahlreichen rechtlichen Veränderungen im Umgang mit der Zweisprachigkeit in Kärnten/Koroška gekommen war. Durch den Staatsvertrag 1955 wurden u. a. der slowenischen Volksgruppe in Kärnten/Koroška und der Steiermark Rechte in Bezug auf Zweisprachigkeit gewährt (die teilweise bis heute nicht vollständig umgesetzt wurden). Auch der Schulunterricht wurde neu organisiert: Ab 1958/59 war es möglich, Kinder vom – ab 1945 verpflichtenden Slowenischunterricht – abzumelden.[12] Der Schulunterricht wurde 1959 im Minderheitenschulgesetz für Kärnten/Koroška neu geregelt, wonach explizit eine Anmeldung für den Slowenischunterricht erfolgen musste und es zu einem massiven Einbruch der am Slowenischunterricht teilnehmenden Kinder kam, da sich nur wenige Eltern in dieser aufgeheizten nationalen Auseinandersetzung durch Anmeldung ihrer Kinder öffentlich als Befürworter:innen eines zweisprachigen Schulsystems bekennen wollten. Die öffentlichen Diskussionen und Konflikte, die daraus resultierenden Ressentiments sowie die Stigmatisierung der slowenischen Sprache schlugen sich in der Volkszählung nieder.[13]

Nach 1961 nahmen die Angaben zu Slowenisch/zur Zweisprachigkeit weiter ab. Zwischen 1971 und 1981 erfolgte noch einmal eine stärkere Abnahme, die ebenfalls auf politische Veränderungen zurückgeführt werden kann, im konkreten Fall auf den Ortstafelkonflikt und die Verabschiedung des Volksgruppengesetzes 1976, das die Rechte anerkannter Volksgruppen in Österreich bis heute regelt. Im Rahmen dieser Ereignisse kam es zu heftigen Kontroversen und Anfeindungen gegenüber Kärntner Slowen:innen, die auf den ihnen gesetzlich zustehenden Rechten beharrten und das geplante Volksgruppengesetz kritisierten. Die öffentliche negative Meinung zu Slowenisch spiegelte sich daher in der Volkszählung 1981 mit dem im Vergleich zu 1971 deutlich geringeren Anteil an Slowenisch/Zweisprachigkeit wider. Nach 1981 kam es wieder zu einer geringen Zunahme des Slowenischanteils, doch stieg er nicht mehr über 10 %.

Zusammengefasst zeigen die Volkszählungsdaten für Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji die Transformation von einem 100 % slowenischsprachigen Ort, zu einem überwiegend deutschsprachigen, der aber dennoch Reste des Slowenischen bewahrt hat, wobei die Volkszählungen ab 1923 eher als Spiegelbild der politischen Verhältnisse als des Sprachgebrauchs zu werten sind. Der verbleibende Slowenischanteil kann jedoch als Indikator dafür gesehen werden, dass hier das Slowenische in einem heute primär deutschsprachigen Gebiet noch aktiv verwendet wird, potenziell in größerem Ausmaß als in der Volkszählung sichtbar. Ein Hinweis darauf ist der Slowenische Kulturverein Zila/Slovensko prosvetno društvo Zila, der im Ort seit Anfang des 20. Jahrhunderts aktiv ist, oder die bis heute von einem zweisprachigen Priester geführte Pfarre mit slowenischer und deutscher Liturgiesprache sowie der Friedhof, der im Folgenden näher diskutiert wird. Weiterhin gibt es seit Ende des 19. Jahrhunderts eine zweisprachige (damals: utraquistische) Volksschule in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, die inzwischen in den Nachbarort Hohenthurn/Straja vas übergesiedelt ist. Außerdem waren bzw. sind weitere zweisprachige Volksschulen in den unmittelbaren Nachbarorten von Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji angesiedelt (Bildungsdirektion Kärnten 2019): Göriach/Gorje (aufgelassen 1974), Nötsch/Čajna, Arnoldstein/Podklošter, St. Paul a.d. Gail/Šenpavel na Zilji (aufgelassen 1973) und Thörl-Maglern/Vrata-Megvarje (aufgelassen 2016). Dieses dichte Netz deutet darauf hin, dass ein großer Bedarf an zweisprachigem Unterricht bestand und auch bedient werden sollte – wodurch sich die Zweisprachigkeit – bis zu einem gewissen Grad – erhalten hat. Dies deckt sich mit der mathematischen Modellierung der Daten aus ganz Südkärnten/Južna Koroška, wo Interaktion mit Sprecher:innen derselben Sprache als wichtigster Faktor für den Spracherhalt identifiziert wurde (Prochazka 2019). Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die utraquistische Schule sehr oft als Germanisierungsinstrument diente[14] und die Zahl der Slowenischsprecher:innen in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji trotz der vielen zweisprachigen Schulen insgesamt stark abgenommen hat. Gleichzeitig ist eine zweisprachige Schule in der heutigen Zeit ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Zweisprachigkeit, da sie zumindest einen Zugang zu basalen Slowenischkenntnissen darstellt, und das vor allem auch für Kinder, die nicht Slowenisch als Familiensprache bzw. keine Vorkenntnisse in Slowenisch haben.

In der Volksschule in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji war im Schuljahr 2018/19 die Hälfte der Kinder zum zweisprachigen Unterricht angemeldet (Bildungsdirektion Kärnten 2019). Im Jahr der Einführung des neuen Minderheitenschulgesetzes 1958/59 betrug der Anteil nur knapp 17 %. Erst ab 1965/66 erreichte der Anteil über 20 % und schwankte dann immer wieder, bei prinzipiell steigender Tendenz. 2000/01 wurde eine Anmelderate von 50 % erreicht, die danach – mit Ausnahmen – weiter anstieg. Die Entwicklung der Anmeldezahlen 1981–2001 ist konsistent mit den Volkszählungsangaben für Slowenisch/Zweisprachigkeit bis 2001: Beide Zahlen stiegen in diesem Zeitraum leicht an; dies spricht für eine Bewahrung der Zweisprachigkeit in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, eventuell sogar eine Renaissance, wenn man die Anmeldezahlen für den zweisprachigen Unterricht betrachtet.[15]

Abb. 2 
            Angaben zur Sprache in der Volkszählung für den Ort Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji (von den Verfasser:innen erstellt)
Abb. 2

Angaben zur Sprache in der Volkszählung für den Ort Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji (von den Verfasser:innen erstellt)

Die Pfarrkirche von Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji[16] liegt im Süden der Gemeinde und ist von einem Friedhof umgeben. Dieser weist mit etwa drei Dutzend slowenischen Grabsteinen die meisten Gräber mit slowenischen Inschriften und Namen im gesamten Dekanat Hermagor/Šmohor auf. Viele Gräber, die slowenische Inschriften haben, tragen deutsche Familien- bzw. Vulgonamen, wie etwa: Wi(e)gele, Brandstätter, Kri(e)gl, Kaiser, Zwitter, Grafenauer, etc. Zudem sind auch etliche slowenische Namen anzutreffen: Godec, Čavar, Taučerč, Kašnik, Igerc, Pipič, etc.

Ähnlich wie in anderen Pfarren des Untersuchungsgebiets sind auch in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji Unstimmigkeiten bei der Schreibweise der auf den Grabsteinen zu findenden Namen (etwa Pip/Pipp, Godec/Godez und Šnabl/Schnabl) anzutreffen, wie das folgende Beispiel zeigt (Abb. 3): Der als Johann Evangelist Schnabl am 26. Dezember 1827 in der Ortschaft Achomitz/Zahomec, Gemeinde Hohenthurn/Straja vas, geborene und am 24. Jänner 1904 ebenda verstorbene und beerdigte[17], hat einen slowenischen Grabstein und Familiennamen, ist aber in nur deutscher Schreibweise in den Pfarrmatrikeln vermerkt (Geburtsbuch V, Pfarre Feistritz an der Gail/Ziljska Bistrica, 1827). Johann Schnabl/Šnabl stand ab dem Jahr 1858 der Gemeinde Hohenthurn/Straja vas als Bürgermeister vor und engagierte sich für das slowenische örtliche Kultur- und Vereinsleben (Wiesflecker 2016 a: 1183). Wie der benachbarte Grabstein zeigt, schrieben seine Nachkommen schon die deutsche Namensform Schnabl, außerdem sind keine slowenischen Inschriften vorhanden. Sein gleichnamiger Enkel Johann Schnabl (1897–1964) führte die Gast- und Landwirtschaft weiter und engagierte sich ebenso im slowenischen Vereinsleben und der kommunalen Politik. Er trat als Bürgermeister 1928 in die Fußstapfen seines Großvaters und bekleidete dieses Amt bis zur Absetzung durch die Nazis 1938 (Wiesflecker 2016 b: 1183–1184). Im Ersten Weltkrieg war er an der Südfront eingesetzt, wurde im Zweiten Weltkrieg 1942 von der Wehrmacht eingezogen und bekleidete zuletzt den Rang eines Leutnants (Wiesflecker 2016 b: 1184). Der Grabstein der Familie von Gregor Schnabl (1840–1918) hingegen, der wie sein Bruder Johann Schnabl/Šnabl (1827–1904) in der Gemeinde Hohenthurn/Straja vas politisch aktiv war (Wiesflecker 2016 c: 1182–1183), trägt zwar die deutsche Namensform Schnabl, doch ist der Grabstein selbst slowenisch geblieben. Der Grabstein, als sehr persönliches Zeugnis einer Familie, gibt zwar nur beschränkt Auskunft über den Sprachgebrauch der betreffenden Familie oder des/der Verstorbenen, doch ist er Indikator für den Stellenwert der Sprache in der Öffentlichkeit, da er nicht nur privates, sondern eben auch öffentliches Zeugnis ist. Zudem ist ein weiterer Aspekt auf den Grabsteinen der Familie Schnabl/Šnabl zu beachten, der über den Stellenwert der beiden Landessprachen Zeugnis gibt: Auf dem alten Grabstein entschied sich die Familie noch für einen slowenischen Grabstein und setzte sogar den Nachnamen in eine slowenische Form, der in den Pfarrmatrikeln eigentlich in seiner deutschen Entsprechung eingetragen wurde; auf dem jüngeren Grabstein, dessen Errichtungsdatum zwar unbekannt ist, jedoch aufgrund der Sterbedaten nach 1917 liegen muss, findet sich kein Slowenisch mehr, wiewohl sich der Sprachgebrauch der Familie zumindest in dieser kurzen Zeit kaum geändert haben dürfte. So hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Familie noch dazu entschieden, ihrem Vorfahren einen slowenischen Grabstein zu setzen und eine slowenisierte Namensform zu verwenden, wohingegen die nachkommende Generation nicht mehr dazu bereit war, sich öffentlich in dieser Form zu bekennen.

Der örtliche Priester, der seit mehr als 4 Jahrzehnten der Pfarre Feistritz an der Gail/Ziljska Bistrica vorsteht, sieht die Veränderungen auf dem Friedhof ambivalent (Interview A. J., 2018): Einerseits sagt er, dass sich auf dem Friedhof in den Jahren seit seinem Amtsantritt nicht so viel geändert habe und sogar slowenische Grabsteine in letzter Zeit dazugekommen sind. Andererseits spürt er aber immer noch ein Unbehagen der Menschen gegenüber der slowenischen Sprache, was er durch folgendes Beispiel veranschaulicht: Einst verstarb ein früherer Schulinspektor, der für das zweisprachige Schulwesen in Südkärnten/Južna Koroška verantwortlich gewesen war. Der Priester – wie auch der Verstorbene selbst, der sich schon vor seinem Tod darum kümmern wollte – gingen davon aus, dass seine Nachkommen ihm einen slowenischen oder zumindest zweisprachigen Grabstein setzen würden, doch diese entschieden sich für einen nur deutschen. Der Priester glaubt, dass in manchen Menschen doch noch eine gewisse Urangst innewohne und der Gebrauch slowenischer Inschriften oder Namen einer Deklaration als Slowen:in gleichkäme. So ändern sich die Namen: aus dem Namen Potočnik, der vom slowenischen Wort potok für Bach stammt und im Deutschen zum Bachler würde, wird etwa Pototschnik/Pototschnig gemacht.

Wie auf anderen Friedhöfen im Untersuchungsgebiet ist am Friedhof Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji zu beobachten, dass auf jüngeren Gräbern tendenziell auf slowenische Inschriften verzichtet wird. Dennoch sind auf diesem Friedhof sehr gut gepflegte alte wie neue Gräber mit slowenischen Inschriften und Namen anzutreffen.

In der Pfarrkirche sind diverse materielle Spuren des Slowenischen zu finden: An der Kanzel hängt ein Antependium mit slowenischer Aufschrift; eine Prozessionsfahne trägt den Schriftzug „Sv. Rok in Boštjan prosita za nas!“ [Heiliger Rochus und Sebastian betet für uns][18] und die Innenwände der Kirche sind von einem slowenischen Kreuzweg geschmückt. In der Kirchenmauer sind zwei Grabsteine für hier tätig gewesene Priester eingelassen, von denen einer in deutscher, der andere in slowenischer Sprache ausgeführt wurde. Am Kircheneingang liegt außerdem eine Mappe auf, die über die Todesfälle, Taufen und Hochzeiten berichtet; diese enthält zweisprachige Partezettel sowie Berichte einzelner Kirchenfeste.

Abb. 3 
            Grabsteine Familie Šnabl/Schnabl (Ferdinand Kühnel, August 2017)
Abb. 3

Grabsteine Familie Šnabl/Schnabl (Ferdinand Kühnel, August 2017)

Tukaj počiva

J. Šnabl

Hrepču Oče

20 letni

Župan

Posesnik zlatega Križa,

*26–12.1827 +24–1.1904.

Naj počiva v miru.
Hier ruht

J. Šnabl

Hrepec’ Vater

20 Jahre

Bürgermeister

Besitzer des

Goldenen Kreuzes,

26–12.1827

+24–1.1904.

Ruhe in Frieden.[19]

5.2 Gottestal/Skočidol

Zum Vergleich wird in diesem Abschnitt und Abb. 4 der Ort bzw. die Pfarre Gottestal/Skočidol betrachtet. Da für die Jahre 1923, 1939, 1951 und 1961 Zahlen zur Sprache der Bevölkerung nur auf Gemeindeebene verfügbar sind, entstehen Datenlücken bei der Betrachtung des einzelnen Ortes. Deshalb werden zusätzlich die Daten für die gesamte Gemeinde Wernberg/Vernberk herangezogen (Abb. 5), wobei zu beachten ist, dass der Ort nur ein kleiner Teil der viel größeren Gemeinde ist.

Die Ausgangslage für Gottestal/Skočidol ist vergleichbar mit jener von Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji: Der Slowenischanteil war 1880 sehr hoch (90 %), wenn auch nicht 100 % wie in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji. Außerdem gibt es einen kleinen Anteil anderer Sprachen, die in der Volkszählung jedoch nicht genauer aufgeschlüsselt sind. Bis 1900 kam es zu einem starken Anstieg des Deutschanteils (Vervierfachung des Wertes von 1880) und damit einhergehend zu einer deutlichen Abnahme des Slowenischen, die 1910 wieder etwas zurückging, aber dennoch nicht den Ausgangswert von 1880 erreichte. Dies ist möglicherweise auf den Einfluss des „Deutschen Schulvereins“ (DSchV) zurückzuführen (s. u.). Trotzdem blieb der Ort mehrheitlich slowenisch. Die bereits angesprochene Zäsur durch die Volksabstimmung 1920 und die damit einhergehende Umkehrung der Sprachverhältnisse ist auch in Gottestal/Skočidol im Vergleich der Ergebnisse 1910 zu 1934 sichtbar. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Volkszählungen nach 1910 eine starke politische Färbung aufweisen. Ab 1971 sind in Gottestal/Skočidol praktisch keine Angaben zur Zweisprachigkeit bzw. zu Slowenisch mehr in der Volkszählung vorhanden.

Der Blick auf die Gesamtgemeinde Wernberg/Vernberk reflektiert im Wesentlichen die Entwicklung in Gottestal/Skočidol. Der Slowenischanteil war 1880 auch in der Gemeinde hoch und nahm im Weiteren ab. Bemerkenswert ist, dass die Zahlen von 1910 trotz zwischenzeitlicher Zunahme des Deutschen praktisch jenen von 1880 entsprachen. Zwischen 1910 und 1923 kam es zur Umkehrung der Sprachverhältnisse, 1934 zu einer weiteren Abnahme des Slowenischen – im Gegensatz zu Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji, wo der Anteil an Slowenisch 1934 im Vergleich zu 1923 zunahm. 1939 und 1951 kam es in Wernberg/Vernberk wieder zu einer geringen Zunahme des Slowenischen, sodass 1951 ca. 20 % der Bevölkerung in irgendeiner Form Slowenisch bei der Volkszählung angab, die meisten in Kombination mit Deutsch. 1961 war der Slowenischanteil in der Gemeinde auf nahezu null gesunken und blieb ungeachtet des Bevölkerungswachstums bis 2001 auf diesem Niveau.

Insgesamt zeigen der Ort Gottestal/Skočidol und die Gemeinde Wernberg/Vernberk trotz der ähnlichen Ausgangslage ein anderes Bild als das zuvor betrachtete Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji: Schon zu Monarchiezeiten (bis inkl. 1910) nahm der Anteil der Slowenischsprachigen ab. Nach der Volksabstimmung 1920 kam es zu keinem Wiederaufschwung des Slowenischen bzw. der Zweisprachigkeit mehr, wie er in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji sichtbar war. Gottestal/Skočidol ist bereits früh (ab 1971) in den Volkszählungen zu über 98 % deutschsprachig. Dieses Bild wird komplettiert durch Daten zum Vereins- und Schulwesen: In Gottestal/Skočidol gab und gibt es keinen slowenischen Kulturverein. Allerdings war ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts die 1880 gegründete deutsch-nationale Organisation „Deutscher Schulverein“ aktiv, die sich auch am Ausbau des Schulgebäudes 1897 beteiligte (Singer 1935: 301).[20] Erklärtes Ziel des DSchV war die Förderung und „Verteidigung“ der deutschen Sprache überall dort, wo er sie (durch andere Sprachen und die damit verbundenen Akteur:innen) gefährdet sah (Drobesch 1993; Streitmann 1984) – so auch in den slowenischsprachigen Gebieten Kärntens/Koroška. Dies geschah insbesondere durch die Errichtung und Unterstützung deutschsprachiger (Elementar-)Bildungseinrichtungen, nicht nur in Gottestal/Skočidol selbst, sondern auch in umliegenden Ortschaften (Wotawa 1905). Die Präsenz des DSchV könnte ein Grund dafür sein, warum das Slowenische in Gottestal/Skočidol bereits in der Monarchiezeit so stark abnahm bzw. die Angaben deutlicher schwankten als in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji. Zudem mag für den Verlust der Zweisprachigkeit die Nähe zur Stadt Villach/Beljak und den touristischen Zentren am Wörthersee/Vrbsko jezero eine Rolle gespielt haben.

Gottestal/Skočidol war wie Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji seit dem 19. Jahrhundert Standort einer zweisprachigen/utraquistischen Volksschule, die heute in den nahen Ort Goritschach/Goriče übersiedelt ist. Im Gegensatz zu Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji war und ist Gottestal/Skočidol jedoch nicht unmittelbar eingebettet in ein Netz von zweisprachigen Volksschulen. Lediglich im nahegelegenen Ort Damtschach/Domačale bestand und besteht eine weitere zweisprachige Volksschule. Die nächste zweisprachige Volksschule findet sich in der Großstadt Villach/Beljak (Bildungsdirektion Kärnten 2019). In Gottestal/Skočidol waren zwischen 1958/59 und 1980/81 jedoch nie mehr als 2 % der Kinder für den Slowenischunterricht angemeldet (Bildungsdirektion Kärnten 2019). Welche Früchte die Abschaffung des zweisprachigen elementaren Schulwesens im Jahr 1958/59 trug, berichtete ein Zeitzeuge, der in der Pfarre Gottestal/Skočidol aufwuchs (Interview A. F., 2017; Kühnel 2021): Als der 1953 Geborene kurz nach den gravierenden Änderungen des zweisprachigen Schulwesens in die Volksschule eintrat, konnte er kein Wort Deutsch. Der Priester sprach zu dieser Zeit Slowenisch, die Hälfte der Einwohner:innen, so schätzt er, auch; mit seinen Großeltern sprach er nur Slowenisch; die Sprache seiner Kindheit war Slowenisch, die er heute zwar noch versteht, aber nicht mehr sprechen kann. Durch diese Zäsur im Schulwesen wurden Generation von Schüler:innen der slowenischen Sprache entfremdet und dieser Einschnitt schuf in weiterer Folge die Grundlage für einen Wandel der Sprachfertigkeit: Slowenisch-deutsche Zweisprachigkeit wich deutscher Einsprachigkeit.

Ein Anteil von über 20 % wurde erst 2006/07 erreicht, danach stiegen die Zahlen und im Schuljahr 2018/19 waren es bereits 42 %. Anders als in Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji ist das Wiederaufleben der Zweisprachigkeit in Gottestal/Skočidol also ein rezentes Phänomen, dessen weitere Entwicklung abzuwarten bleibt.

Abb. 4 
            Angaben zur Sprache in der Volkszählung für den Ort Gottestal/Skočidol (von den Verfasser:innen erstellt)
Abb. 4

Angaben zur Sprache in der Volkszählung für den Ort Gottestal/Skočidol (von den Verfasser:innen erstellt)

Abb. 5 
            Angaben zur Sprache in der Volkszählung für die Gemeinde Wernberg/Vernberk (von den Verfasser:innen erstellt)
Abb. 5

Angaben zur Sprache in der Volkszählung für die Gemeinde Wernberg/Vernberk (von den Verfasser:innen erstellt)

In der Pfarre Gottestal/Skočidol[21] gibt es insgesamt vier Friedhöfe: Ein Friedhof befindet sich, wie für ländliche Gemeinden typisch, rund um die Pfarrkirche von Gottestal/Skočidol. Hier sind in die Kirchen- und die Begrenzungsmauer des Kirchhofes noch etliche slowenischsprachige Grabsteine und Erinnerungstafeln eingelassen. Eine der slowenischen Gedenktafeln (Abb. 6) erinnert an den Priester Anton Gabron (1855–1927), der dieser Pfarre von 1892 bis 1918 vorstand, in Folge des Ersten Weltkrieges bzw. der Auseinandersetzungen rund um die Kärntner Volksabstimmung 1920 jedoch das Land verlassen musste und 1927 in Ljubljana verstarb. Die von ihm in der Pfarre geförderten Schüler:innen widmeten ihm im Jahr 1928 diese Gedenktafel (Singer 1935: 193). Auf dem Friedhof befindet sich auch das Grab von Gabrons Nachfolger, dem Priester Tomaž Ulbing (1881–1969) (Abb. 7), der im Jahr 1922 die Pfarre übernahm, aus der pfarrzugehörigen Ortschaft Föderlach/Podravlje stammte und im Jahr 1969 verstarb. Da viele slowenische Grabsteine aus der Zwischenkriegszeit stammen und die Volkszählungsergebnisse noch den slowenischen Sprachgebrauch für diese Zeit belegen, ist davon auszugehen, dass Slowenisch auch weiterhin Liturgiesprache der Pfarre war und Priester Ulbing beider Sprachen mächtig gewesen ist. Zudem konstatierte er im Jahr 1946 nach der Rückkehr in seine Pfarre, aus der er während der Zeit des Nationalsozialismus entfernt worden war, dass jetzt das Groß der Einwohner:innen Deutsch, aber kein Slowenisch mehr verstehe, obwohl 70 % slowenischer Abstammung seien (Knight 2020: 69). Das ihm errichtete eiserne Grabkreuz trägt eine Plakette, die – vielleicht um eine ethnisch-sprachliche Einordnung zu vermeiden – in lateinischer Sprache ausgeführt wurde. Die alten slowenischen Grabsteine sind vielfach schon durch den Einfluss der Witterung vergilbt, weshalb das slowenische Erbe auf diesem Friedhof mit der Zeit verschwinden wird. Viele weitere Erinnerungsplaketten in der Friedhofsmauer sind Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg gewidmet, die ausnahmslos in deutscher Sprache verfasst sind und den Begriff des „Heldentodes“ perpetuieren.

In den 1970er Jahren wurde nur ein paar hundert Meter entfernt ein neuer Friedhof errichtet, der trotz seiner Größe nur einen einzigen Grabstein mit slowenischer Inschrift beherbergt. Rund einen Kilometer entfernt befindet sich die der Pfarre zugehörige Filialkirche von Föderlach/Podravlje, die ebenso von einem alten Friedhof umgeben ist, der jedoch bereits aufgelassen und gegenüber neu angelegt wurde. Die sprachliche Situation ähnelt der eben beschriebenen auf den Friedhöfen Gottestals/Skočidol: In der Kirchen- und der Begrenzungsmauer sind einige slowenischsprachige Grabplatten eingelassen. Auf dem Areal des neu errichteten Friedhofes findet sich aber kein einziges Grab mit slowenischer Inschrift, doch sind zwei slowenische Namen auf den Grabsteinen verewigt. Das sprachliche Antlitz, die Zweisprachigkeit der beiden alten Friedhöfe, ist einer einsprachigen Gegenwart gewichen. Wären die alten slowenischen Grabsteine nicht mehr vorhanden, gäbe es wenige bis gar keine Anhaltspunkte für eine Vergangenheit, die einst durch zwei Sprachen geprägt war.

Da die Pfarrmatrikeln auch bis zum Jahr 1938 bzw. 1939 amtliche Personenstandsregister waren und die Schreibweisen der Namen damit auch offiziellen Charakter besaßen, finden sich in den meisten Pfarrbüchern Südkärntens/Južna Koroška Belege für die Auseinandersetzungen um die „korrekte“, also slowenisch oder deutsche Schreibweise der Namen. Ein Blick in ein für den Untersuchungszeitraum relevantes Geburtsbuch der Pfarre Gottestal/Skočidol zeigt, wie umstritten die Schreibweise der Namen in der Zwischenkriegszeit gewesen ist. Darin sind Auszüge aus einem Schriftverkehr und der dazugehörige Bescheid der Landeshauptmannschaft betreffend die Änderung der Schreibweise eines Namens eingelegt (Geburtsbuch VII, Pfarre Gottestal/Skočidol, 1900): Pfarrer Tomaž Ulbing begründet in einem Schriftstück aus dem Jahr 1935 die slowenische Schreibweise des Franz Korošic, geboren am 7. September 1900 in Drautschen/Dravče, damit, dass sein Vorgänger, Pfarrer Anton Gabron „es so eingetragen [habe], weil der Name eben aus dem slowenischen Sprachschatze genommen ist – Korošec – der Kärntner, und weil wahrscheinlich niemand einen amtlichen Geb.[urts] und Taufschein Ihrer Eltern mitgebracht hat bzw. keinen Trauschein. Im Jahr 1936 liegt dann der gültige Bescheid vor, der den Namen in Koroschitz änderte und zugleich auch die Namenschreibweise der Mutter von Lepušic in Lepuschitz eindeutschte.

Abb. 6 
            Gedenktafel für Anton Gabron (Ferdinand Kühnel, Juli 2017)
Abb. 6

Gedenktafel für Anton Gabron (Ferdinand Kühnel, Juli 2017)

Abb. 7 
            Plakette auf Grabkreuz von Tomaž Ulbing (Ferdinand Kühnel, Juli 2017)
Abb. 7

Plakette auf Grabkreuz von Tomaž Ulbing (Ferdinand Kühnel, Juli 2017)

In memoriam perennem!

Tu je od 1892–1918 pastiroval

P[rečastiti] G[ospod] Anton Gabron,

Župnik tu in znani romar.

Slavjan idealni.

Skrbni oče Dijakov

Ljubitelj Petja.

Vzorov Trpin: 1914–1927.



*11.12.1855, +29.4.1927 v Ljubljani.

Ves znoj in boj minul je zdaj

Vam mir, pokoj na vekomaj! R.I.P.

Hrast se omaje in hrib,

zvestoba dijakom ne gane.



Hvaležni Dijaki.
In immerwährender Erinnerung!

Von 1892–1918 hat er hier gewirkt

Hochwürdiger Herr Anton Gabron,

Hiesiger Priester und bekannter Pilger.

Ein idealer Slawe.

Fürsorglicher Vater von Studenten.

Liebhaber des Gesangs.

Leidensvorbild: 1914–1927.

*11.12.1855, +29.4.1927 in Ljubljana.

Aller Schweiß und Kampf ist jetzt vorbei.

Ihnen Friede und Ruhe in Ewigkeit! R.I.P.

Die Eiche und der Hügel erschüttern,

die Treue der Studenten vergeht nicht.

Die dankbaren Studenten.[22]

6 Conclusio

Zu Beginn dieses Aufsatzes wurde nach den Veränderungen der Zweisprachigkeit über die Zeit und Faktoren für den Verlust (der Sichtbarkeit) des Slowenischen in Kärnten/Koroška gefragt. Außerdem wurde hinterfragt, welche Diskrepanzen zwischen den beiden Quellentypen (Friedhöfe und Volkszählungsdaten) bezüglich des darin reflektierten, tatsächlichen Sprachgebrauchs bestehen. Diese Punkte wurden beispielhaft an zwei Orten und den damit verbundenen Pfarren näher untersucht. Beide der hier vorgestellten Pfarren bzw. Orte verfügten im Jahr 1880 über einen annähernd gleichen, sehr hohen Anteil slowenischsprachiger Bevölkerung, der sich im Laufe der Zeit entweder erheblich minimierte, wie der Fall Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji zeigte, oder überhaupt fast gänzlich verschwand, wie in Gottestal/Skočidol bzw. der Gemeinde Wernberg/Vernberk zu sehen ist. Über den Erhalt bzw. den Verlust der Sichtbarkeit der Zweisprachigkeit entschieden zum einen die großen politischen Entwicklungslinien, wie etwa die Kärntner Volksabstimmung von 1920, die Zeit des Nationalsozialismus oder die Einstellung des flächendeckenden verpflichtenden zweisprachigen Elementarschulwesens in Südkärnten/Južna Koroška 1958/59, aber auch lokale Einflussfaktoren, wie das Vorhandensein eines slowenischen Kulturvereins, einer zweisprachigen Pfarre oder die Präsenz einer deutschnationalen Organisation.

Der Friedhof hat die historische Zweisprachigkeit in der Region erhalten können, wiewohl laut Volkszählungen v. a. in Gottestal/Skočidol bzw. Wernberg/Vernberk schon längst kein Slowenisch mehr vorhanden ist. Parallel zur Nichtangabe von Slowenisch als Sprache in den Erhebungsbögen der Volkszählungen haben sich die Menschen jedoch auch in ihrem privaten Bereich oftmals dafür entschieden, das Slowenische bzw. die sie als slowenisch identifizierenden Inschriften und Namen auf den Grabsteinen zu entfernen bzw. abzuändern. Dies taten sie, weil Grabsteine zwar ein sehr intimes Zeugnis einer Familie darstellen, der Friedhof aber ein öffentlicher Ort ist, auf dem Menschen qua Sprachgebrauch als Angehörige einer Gruppe identifizierbar sind (Kühnel 2021).

Die ethno- und sprachnationale Politik in Kärnten/Koroška erzielte durch Verächtlichmachung der zweiten Landessprache den gewünschten Effekt, so dass sich die Menschen aus vordergründig „freien Stücken“ dazu entschieden haben, das Slowenische zumindest in der Öffentlichkeit und für die Öffentlichkeit sichtbar – wie auf den Friedhöfen aber auch in Verwaltungsakten und Pfarrmatrikeln ersichtlich – abzulegen. Dieser ethnisch-sprachliche Wandel verlief jedoch weit weniger abrupt als in den Volkszählungen.

Die Volkszählungsdaten zeigen wiederum zwei Sachverhalte sehr deutlich: Einerseits den generellen Rückgang der Zweisprachigkeit bzw. des Slowenischen, andererseits den politischen Charakter solcher Zählungen. Große Einschnitte durch die oben angesprochenen politischen Entwicklungslinien und die damit verbundenen Kontroversen um das Slowenische finden ihren direkten Niederschlag in den Ergebnissen als teils drastische Rückgänge des Slowenischanteils in den Angaben. Gleichzeitig wurde anhand der Beispielstudien belegt, wie die unterschiedlichen Entwicklungen zweier Orte bei annähernd gleichen Ausgangsbedingungen durch lokale Faktoren geprägt waren und sind. Zudem wurde gezeigt, dass für ein dreidimensionales Bild des Sprachgebrauchs die Kombination von Quellen und Methoden notwendig ist, wie sie in diesem Aufsatz durchgeführt wurde. Der Mehrwert dieser kombinierten Methodik liegt vor allem darin, eine umfassende Chronologie der ethnisch-sprachlichen Veränderungen anhand der Volkszählungsergebnisse und der Friedhöfe zu erstellen.

Da nach 2001 im Rahmen der österreichischen Volkszählung keine Angaben zur Sprache mehr erhoben werden, kann nur spekuliert werden, wie sich diese Zahlen weiterentwickeln. Die mangelnde Verfügbarkeit ist nicht nur in Hinblick auf weitere Studien, sondern auch in Hinblick auf die gesetzliche Verankerung von Sprachen- bzw. Volksgruppenrechten problematisch, da sich das österreichische Volksgruppengesetz an den Ergebnissen der Volkszählung in Bezug auf Sprachgebrauch orientiert, etwa für die Errichtung zweisprachiger Ortstafeln.[23] Dort, wo 2001 nur ein geringer Anteil der Bevölkerung Slowenisch als Umgangssprache angab, gibt es somit keine öffentliche Sichtbarkeit der Sprache durch eine Ortstafel. Fehlende öffentliche Sichtbarkeit kann jedoch ein Faktor sein, der den Rückgang der Zweisprachigkeit begünstigt; ein sich perpetuierender Negativtrend, der den generellen Rückgang des Slowenischen in Kärnten/Koroška, wie er anhand der Volkszählung und der Friedhöfe gezeigt wurde, noch verstärken könnte. Somit bleibt abzuwarten, ob Kärntner Friedhöfe eine Quelle für Forschungen über die Zweisprachigkeit bleiben oder ihre letzte Ruhestätte werden.

7 Bibliografie

7.1 Volkszählungsdaten & Quellen

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Interview mit A. F. am 09. August 2017 in Wernberg/Vernberk, im Archiv Ferdinand Kühnels.Search in Google Scholar

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Online erschienen: 2022-11-05
Erschienen im Druck: 2022-11-04

© 2022 Ferdinand Kühnel und Katharina Prochazka, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.

Downloaded on 24.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/slaw-2022-0027/html
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