Summary
Among the Croatian speaking population and their elites in former Western Hungary and later Burgenland, standard written language issues have been debated throughout the 20th century. Various language policy entrepreneurs favored for a convergence with Serbo-Croatian / Croato-Serbian or the common Štokavian standard language, respectively. My article focuses on one such linguistic entrepreneur, Ignac Horvat, who was not a linguist by training, but as a priest, editor and writer one of the leading voices since the interwar period. His language policy articulated in newspaper articles as well as two typewritten and autotyped orthographic compilations vividly shows that minority languages always have to position themselves in a multilingual context and that language policy actors of such “small” languages try to follow the concepts of “bigger” standard languages. His linguistic policy, however, eventually failed and highlights that in standardization processes of minority languages ideologies are often oriented differently, rejecting stigmatization of local forms, but exaggerated emphasizing intelligibility as the main factor for language maintenance.
1 Einleitung
Während die unterschiedlichen slawischsprachigen Bevölkerungsgruppen in der Habsburger Monarchie im Laufe des 19. Jahrhunderts sich gerade auch vor dem Hintergrund der Herderschen Ideologie, die unter anderem auf eine gemeinsame Standardsprache rekurrierte, zu Nationen ausbauten und damit eine spezifische Sprachform, einen Dialekt, eine Sprachtradition als Standard auswählten und erhoben, gab es im damaligen Westungarn eine von vielen kleinen Sprachgruppen, die dieses ideologische standardsprachliche Konzept zu jener Zeit noch nicht tiefgreifend rezipiert oder angewandt hatte: die kroatischsprachige Bevölkerung in den westungarischen Komitaten Moson, Sopron und Vas, die mit den Grenzziehungen nach 1918 auf mehrere Länder aufgeteilt wurde und heute meist unter dem Ethnonym ‚Burgenländische Kroaten‘ bekannt ist. Zum Ende der Habsburger Monarchie hatte diese kroatischsprachige Bevölkerung am westlichen Rand der transleithanischen Reichshälfte noch keinen deutlichen nationalen Differenzierungsprozess unterlaufen (vgl. Baumgartner 1991). Als gruppenkonstituierende Identifikationsmarker fungierten lokal gesprochene sprachliche Varianten, der katholische Glaube und Loyalität zur magyarischen „Heimat“ und der Monarchie (vgl. Tyran 2015: 32–33). Diese nationale Indifferenz (vgl. Zahra 2010) war hinsichtlich aufkommender sprachpolitischer Entwicklungen entscheidend. Als Erklärungsmuster hierfür wird die soziale, wirtschaftliche und religiöse Vielschichtigkeit des westungarischen Raumes herangezogen – ebenso wie die immer wieder betonte Mehrsprachigkeit (vgl. Baumgartner 1991: 98, 113). Doch gerade diese Mehrsprachigkeit – nicht nur dieses Gebietes, sondern der gesamten Habsburger Monarchie – entwickelte sich in deren letzter Periode vielmehr zu einem Nebeneinander nationaler monolingualer Konzepte. Wie Susan Gal (2018: 226) treffend ausführt, war es einerseits die Ideologie der Romantik, aber auch die Prager Schule, vor deren Hintergrund sich sprachpolitische Akteure in einem multilingualen Raum einer Ideologie der Standardsprache und damit auch der Einsprachigkeit zuwandten, und die Mehrsprachigkeit als Ausnahme oder Abweichung markiert wurde. Die sprachpolitischen Bestrebungen der kroatischen Minderheit im westungarischen Raum müssen gerade vor diesem Hintergrund gelesen werden. Diese Ideologie der Standardsprache, die als Zeichen der Modernität gewertet wurde (Gal 2018: 223–224), wurde von einigen wenigen Akteuren aufgegriffen, die nun auch nach einem vermeintlich unfehlbaren Sprachsystem strebten. Der Mehrsprachigkeit entsagten sie aber nicht, und damit zeigt sich, dass sich die Standardisierung von Minderheitensprachen dem Monolingualitätsdispositiv von Sprachstandardisierung entzieht, da ein anderes Ziel im Fokus steht: der Spracherhalt, den sie nur mit der Übernahme einer ‚modernen‘ standardisierten Sprachform zu erzielen glaubten.
Zum Ende der Habsburger Monarchie waren einige neue slawische Standardsprachen entstanden, unter anderem auch eine auf dem Neuštokavischen basierende Serbo-kroatische oder Kroato-serbische. Bis in die kroatischsprachigen Gebiete von vormals Westungarn konnte sich dieses Standardsprachkonzept allerdings nicht durchsetzen. Erst im 20. Jahrhundert intensivierte sich auch rund um die kroatische Sprache im Burgenland die Debatte rund um Norm und Standard. Nach Jahrzehnten an Diskussionen, welcher Varietät als Standardsprache der Vorzug gegeben werden sollte, kam es erst ab den 1980er Jahren zur Ausarbeitung zweier Wörterbücher und 2003 zur Publikation einer Grammatik, die das Burgenländischkroatische auf einer čakavischen Basis als eigenständige kroatische Varietät normierte. Doch schon seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurden anfangs rudimentär, später verstärkt auch innerhalb dieser Sprachgemeinschaft Debatten zur Frage von Norm und Standard geführt. Dies betraf jahrzehntelang eben die Selektion einer Varietät: Die wenigen sprachpolitischen Akteure lavierten zwischen dem Wunsch einer Anbindung an das neuštokavische Konzept, das sie meist unter dem Terminus hrvatski književni jezik diskutierten, und der unvollständigen Umsetzung und Elaboration dieser Reform sowie mangelnder Akzeptanz, die dann zur Normierung einer eigenen Varietät führten (vgl. Weilguni 1984). Damit verbunden waren immer auch Diskussionen hinsichtlich der ethnischen und nationalen Zugehörigkeit. Diese Normierungsdiskussionen begannen zum Ende der Habsburger Monarchie hin in einem vielerlei mehrsprachigen Raum: Einerseits fanden sich lokale kroatische Varietäten neben den dominierenden etablierten Standardsprachen, dem Ungarischen und Deutschen, die Sprachen des sozialen Lebens außerhalb familiärer und dörflicher Strukturen, der weiterführenden Bildung und des Staatsapparates waren. Andererseits war jene Standardsprache, in die man sich mit den lokalen kroatischen Varietäten einordnen hätte können, noch nicht so weit etabliert, es fehlte an klarer Bezeichnung und Ausrichtung (vgl. Okey 2005; Lehfeldt 2014, Kap. 3). Zwischen diesen beiden Polen fanden sich nun die kroatischen Dialekte und Varietäten im westungarischen und später burgenländischen Raum, denn erklärtes Ziel der wenigen Intellektuellen und Schreibenden war es, das nationale Paradigma und damit auch ein national deklariertes Standardsprachenkonzept auf die kroatische Minderheit anzuwenden. Somit verstehe ich das sich ausbreitende Konzept der Nation in diesem Kontext als viel stärkeres „Erbe“ der Habsburger Monarchie, als die Mehrsprachigkeit an sich.
Im vorliegenden Beitrag möchte ich mich mit einem akteurszentrierten Ansatz auf Ignac Horvat als einen der sprachpolitischen Akteure ab den 1920er Jahren fokussieren, seine sprachpolitischen journalistischen Beiträge sowie zwei Schriftstücke diskutieren, die als normierende Absichtserklärungen in den 1950er und 1960er Jahren von ihm veröffentlicht wurden. Horvat war kein Linguist, sondern Geistlicher, gehörte aber zu den führenden Akteuren in der Sprachenfrage. Sein Wirken lässt sich genau in den oben skizzierten Antagonismus einordnen, den er dadurch auch maßgeblich reproduzierte. Während sein frühes Wirken stark von der Idee der Übernahme des Neuštokavischen als Schriftsprache für die kroatischsprachige Bevölkerung des Burgenlandes geprägt war, so waren es gerade seine Reformen, auf denen die spätere Normierung einer eigenständigen burgenländischkroatischen Varietät beruhte. Seine Positionen verbreitete er unter anderem über Artikel und Beiträge in der Wochenzeitung der Burgenländischen Kroaten. Diese erschien ab 1910 als Naše novine [Unsere Zeitung], 1922 kurzzeitig als Kršćanske Hrvatske novine [Christliche Kroatische Zeitung] und ab 1922/23 bis 1942 dann unter dem Titel Hrvatske novine [Kroatische Zeitung], nach dem Zweiten Weltkrieg wird sie ab 1947 zuerst als Naš tajednik [Unser Wochenblatt] und ab 1960 als Hrvatske novine bis heute fortgeführt. Die Wochenzeitungen von 1922, als Horvat begann regelmäßig in diesen zu publizieren und an deren Ausrichtung mitzuwirken, sind damit bis zu seinem Tod im Jahr 1973 Quellen für die folgenden Ausführungen.
Doch Horvat verbreitete seine sprachpolitischen Bestrebungen nicht nur über einzelne Artikelserien, sondern war auch maßgeblich an zwei konkreten Normierungsvorschlägen für die kroatische Sprache im Burgenland beteiligt, die ebenfalls im Rahmen dieses Beitrags diskutiert und kontextualisiert werden. Hierbei handelt es sich um orthographische Regeln in zwei Schriftstücken, die heute nur mehr in Kopien erhalten sind, jedoch den Sprachgebrauch vor allem in der geschriebenen Sprache maßgeblich beeinflussten. Beide sind maschingeschrieben und nicht datiert, für die erste Zusammenstellung, eine kurze Rechtschreibung, Kratak pravopis [Kurze Rechtschreibung], wird i.h. – Ignac Horvat – als Autor angegeben, bei den Jezični predlogi i uputi (sic!) za urednike i pisce [Sprachliche Vorschläge und Richtlinien für Redakteure und Autoren], ein sprachlicher Leitfaden für Redakteure und Autoren, ist Ignac Horvat einer der drei genannten Autoren, neben Konrad Mersich und Štefan Zvonarich, die beide aus dem Schulwesen kamen und damit regelmäßig mit den Fragen rund um die kroatische Unterrichtssprache beschäftigt waren.
Horvats Beiträge und Position diskutiere ich vor dem Hintergrund theoretischer Zugänge zu Standardisierungen und Standardsprachenideologie. Neweklowsky diskutiert in seinen Ausführungen zu südslawischen Standardsprachen ein lineares zehnstufiges Modell der Standardisierung, das beginnend von der Selektion eines Idioms über dessen Deskription und Kodifikation zu einer präskriptiven Norm führt, deren Elaboration und Akzeptanz ihre Implementation und Expansion ermöglicht, was schließlich zur Ausarbeitung verschiedener Funktionalstile, deren Evaluation und gegebenenfalls Rekonstruktion oder Modifizierung führt (Neweklowsky 2010: 12–15). Wingenders dynamisches Tetraeder-Modell beschreibt Standardsprachen im Spannungsfeld vierer Komponenten, der sprachlichen, funktionalen, sozialen und situativen (Wingender 2013). Doch die Herausbildung von Standardsprachen muss dabei immer auch in ihrem ideologischen Kontext betrachtet werden oder vielmehr als ideologisches Produkt untersucht werden (vgl. Gal 2006). Standardisierungsprozesse implizieren Stigmatisierungen lokaler Formen, denen dann als Dialekte ein niedrigeres Prestige zugesprochen wird. Gerade im Kontext von Minderheitensprachen werden Standardisierungsversuche vornehmlich auch als Ausdruck für Fortschritt gewertet, und erklärtes Ziel ist immer der Spracherhalt (vgl. Gal 2018). Aus dieser Perspektive stellen die Debatten rund um das Kroatische im Burgenland ein interessantes Beispiel dar. Einerseits versuchten sprachpolitische Akteure – die allesamt keine ausgebildeten Philologen oder Linguisten waren –, das europäische Standardsprachenmodell zu applizieren, das sich basierend auf der Ideologie der Romantik an Nationen als Ordnungskategorie orientierte. Ignac Horvat und seine Mitstreiter plädierten auch für ein solch vermeintlich unfehlbares standardisiertes Sprachsystem (vgl. Gal 2018: 222), das gleichzeitig auch durch eine Einbindung in das kroatische Nationskonzept argumentiert wurde. Wichtig hervorzuheben ist, dass in den Debatten vornehmlich die Ausrichtung der geschriebene Sprache verhandelt wurde, weniger eine einheitliche mündliche Sprachverwendung. Doch gerade über den Usus einer kodifizierten geschriebenen Sprache wird dieser Sprachform im Sinne der Standardsprachenideologie ein höheres Prestige zugesprochen (vgl. Milroy 2001: 531–532). Andererseits fehlte es an den notwendigen Institutionen, die essentielle zentralisierende Funktion übernehmen müssen, damit Standardisierungen möglich sind (vgl. Gal 2006: 164–166). Ebenso mangelte es an Akzeptanz der Sprachverwender, Leser und Leserinnen der Zeitungen beschwerten sich über unverständliche Texte, Eltern über jene Schulbücher, die sich am Neuštokavischen orientieren. Dies führte schließlich zu einer Neuausrichtung oder Adaptierung sprachpolitischer Unterfangen, wie am Wirken Ignac Horvats aufgezeigt werden kann. Die Debatten müssen dabei auch im Kontext mehrerer Sprachen und Sprachformen gedacht werden: Die westungarische respektive burgenländische Varietät des Kroatischen hatte seit dem 18. Jahrhundert eine schriftsprachliche Verwendung vor allem in religiöser Literatur, jedoch nie eine verbindliche und überregional gültige Norm, auch wenn der Großteil dieses Schrifttums in čakavisch-ikavisch-ekavischer Variante verfasst wurde; die kroatische Sprache basierte auf dem Neuštokavisch-jekavischen und war Teil des serbo-kroatischen oder kroato-serbischen Modells, das im Laufe des 20. Jahrhunderts unterschiedlichen Phasen von Divergenz und Konvergenz unterlag; die überdachende Staatssprache war bis 1921 Ungarisch und danach auf österreichischer Seite, wo die Debatten zu verorten sind, das Deutsche.
2 Ignac Horvats sprachpolitisches Wirken
2.1 Hintergrund
Das Konzept ‚Standardsprache‘ wurde in den letzten Jahrzehnten der Habsburger Monarchie nur von einer äußerst schmalen Schicht kroatischsprachiger Eliten im westungarischen Raum rezipiert, die aus einzelnen Priestern und / oder Lehrern bestand. Es gab marginale erste und frühe Bestrebungen einer Partizipation am südslawischen Standardsprachemodell, das auf der kroatischen Seite ausgehend von der Idee einer gemeinsamen Lösung mit dem Serbischen und basierend auf der sich unter vielen konkurrierenden philologischen Schulen durchsetzenden „Hrvatski vukovci“ – die Vuk Stefanović Karadžićs standardsprachliche Konzeption übernommen hatten (vgl. Lehfeldt 2014: 1462) – eine Standardsprache auf neuštokavischer Basis hervorbrachte. 1919, ein Jahr nach dem endgültigen Zerfall der Habsburger Monarchie und der Entstehung eigenständiger Nationalstaaten aus der Erbmasse vormals habsburgischer Länder veröffentlichte Mate Meršić Miloradić – Geistlicher und einer der tonangebenden sprachlichen und kulturellen Akteure bei den Kroaten im ehemaligen Westungarn – das Gedicht „Republika“, in dem er unter anderem eine standardsprachliche Orientierung vermeintlich an Zagreb fordert und die lokalen Varietäten als rückständig markierte:
„A ča našu rič naliže, ta je nek za ljude niže! Zgublja se prez knjiženosti, zato ako nismo prosti, nam jezik za knjigu budi kot ga pišu učni ljudi! Kot Šopron za Hanza, Linu knjige pišu u Berlinu. Ne jezikom kot ga oni znadu drt i trt Šoproni.“ (Benčić 2017: 182)
Und was unsere Sprache betrifft, so ist sie nur für niedere Leute! Sie geht verloren ohne Literatur, wenn wir also nicht pöbelhaft sein wollen, soll unsere Sprache der Bücher jene der gebildeten Leute sein! So wie für Hans und Lina in Ödenburg/Sopron Bücher in Berlin geschrieben werden. Und nicht in jener Sprache, die sie in Ödenburg/Sopron ratschen.[1]
Wie das Zitat von Mate Meršić Miloradić verdeutlicht, war sein Leitgedanke, dass auch die kroatischsprachige Bevölkerung Westungarns, die als Sprachinsel ohne direkte Verbindung und Angliederung an die übrigen kroatischsprachigen Territorien in der Habsburger Monarchie eine lokale schriftsprachliche Tradition entwickelt hatte, sich auf ein bedeutenderes und wichtigeres Zentrum fokussieren sollte, als das eines der Dörfer vor Ort sein könnte. Hier, so Meršić Miloradić, würden nur Idiome gesprochen, die er als ‚minder‘ einordnete und die damit nicht dem der Standardsprache ideologisch inhärenten Gedanken der Modernität entsprächen. Diese Position wurde bis in die Zwischenkriegszeit meist über die Wochenzeitung von einzelnen sprachpolitischen Akteuren artikuliert, die Miloradićs Linie aufgegriffen hatten – und sich selbst nicht immer beim Namen nannten, sondern unter Pseudonymen publizierten: Nicht an Großwarasdorf im mittleren Burgenland, sondern an Zagreb solle man sich sprachlich orientieren, schreibt zum Beispiel pointiert Tome Sučić, Pfarrer in Großwararsdorf, unter dem Pseudonym Rodoljub [Patriot] (Rodoljub (Tome Sučić) 1933: 1). Doch auf solche Artikel folgten immer harsche Gegenargumente und aufgeregte Leserbriefe, die entweder warnten, solch eine Sprachform könnte für die Leserschaft nicht verständlich sein, oder dies schon konstatierten (vgl. Tyran In Vorbereitung).
2.2 Biographisches und erste Positionierungen
Zu einem der führenden sprachpolitischen Akteure ab den 1920er Jahren entwickelte sich Ignac Horvat (manchmal auch in der Schreibweise Horvath), der schon von seinen Zeitgenossen gerne überschwänglich als „Meister der Feder und Worte“ tituliert wurde (Preč 1968: 1). Seine Biographie war in jungen Jahren geprägt von Mehrsprachigkeit und Mobilität im ehemaligen Westungarn. Geboren 1895 im mittelburgenländischen Kleinwarasdorf, einer kroatischsprachigen Gemeinde mit wenigen hundert Einwohnern, wird er als Kind für einige Zeit auch in ein ungarischsprachiges Dorf in der Nähe von Szombathely geschickt. Dieser „Kindertausch“ war eine damals durchaus gängige Praxis, Kindern schon bis zum Jugendalter Kompetenz in mehreren Sprachen zu ermöglichen (vgl. Gal 2011/2012, 2015). Dies ermöglichte auch seine weiterführende Schulbildung. Mit elf Jahren kam er nach Bratislava ans Gymnasium, ein Jahr später wechselte er nach Sopron, und dann 1910 nach Győr ins Theologische Seminar, wo er auch 1914 seine Matura ablegte. Die Jahre des Ersten Weltkriegs blieb er in Győr und absolvierte sein Theologiestudium. Ab 1918 bis zu seiner Pensionierung 1971 war er dann zuerst als Kaplan und später als Pfarrer in mehreren Orten des neu entstandenen Burgenlandes tätig (vgl. Benčić 2010). Horvat war kein Linguist im eigentlichen Sinn, gehörte aber zu der schmalen Schicht gebildeter Personen der kroatischsprachigen Bevölkerung vormals Westungarns, die nach dem Ersten Weltkrieg und den daraus resultierenden Grenzziehungen nun auf vier Staaten aufgeteilt waren. Der Großteil verblieb auf österreichischer Seite im neu entstandenen Burgenland, wo Horvat auch tätig war. Neben seinem Dienst als Pfarrer engagierte er sich durch seine schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeiten aber auch hinsichtlich sprachpolitischer Unterfangen. Horvat veröffentlichte Erzählungen und Romane ebenso wie Dramen, in denen er sich mit unterschiedlichen Themen des dörflichen Lebens im Burgenland auseinandersetzte (vgl. Benčić 2010: 68–69). Außerdem gehörte er zu den regelmäßigen Autoren in den Hrvatske novine, die seit Dezember 1922 erschienen. In unzähligen Artikeln in der Zwischenkriegszeit verdeutlichte er seine sprachpolitische und standardsprachliche Position, die stark durch Standardsprachenideologien geprägt waren. Er charakterisierte die kroatischen Sprachformen im nun österreichischen Burgenland, das nach den Pariser Vorortverträgen aus dem ehemaligen Westungarn als österreichisches Bundesland entstanden war, als „Küchensprache“, eine auch in anderen mehrsprachigen Kontexten der Habsburger Monarchie bekannte Einordnung für kolloquiale Varietäten (vgl. Krel und Mandić 2016: 596; Prelić 2008: 259). Horvat attestierte den Sprechern und Sprecherinnen eine durch fehlende Standardisierung hervorgerufene mangelnde Sprachkompetenz, und den Lesern und Leserinnen der Zeitung, die auf Sprachreformen negativ reagierten und wütende Leserbriefe schrieben, versuchte er das Konzept einer überregional gültigen Standardsprache näherzubringen. Er sah sich dabei durchaus auch in der Rolle eines ‚Erziehers‘ und vermittelte in unterschiedlichen Formaten Begrifflichkeiten und Konzepte – gesprochene und geschriebene Sprache, Dialekt, Diasystem –, die seiner Ansicht nach für weitere sprachpolitische Schritte notwendig waren. (vgl. Tyran In Vorbereitung)
1940 publizierte er in den Hrvatske novine eine zwölfteilige Artikelserie, die gewissermaßen als linguistische Bildung für die Leserschaft gedacht war. Unter dem Titel „Jezikoslovne crte“ kritisiert er erneut mangelnde Sprachkompetenz und fehlendes sprachwissenschaftliches Wissen innerhalb der Minderheit, was er vermitteln wollte. Angefangen von basalem Wissen zur südslawischen Dialektologie – das essentiell ist, um zu verstehen, worin sich das neuštokavische serbokroatische Sprachkonzept und die lokale čakavische Koine unterscheiden – arbeitet sich Horvat über die Sprachgeschichte rund um Vuk Karadžićs und Ljudevit Gajs Reformen (vgl. dazu Okey 2005; Lehfeldt 2014, Kap. 3) hin zu einem Plädoyer für eine Übernahme der kroatischen Literatursprache, „književni jezik“, wie er das Neuštokavische begrifflich einordnet. Dabei führt er zwei Gründe an, die als Ideologisierung von Standardsprache gewertet werden können, nämlich einerseits die Funktion einer Angliederung an einen größeren ethnisch-kulturellen Raum und andererseits einen, wie er es nennt, praktischen Aspekt. Wolle man dem Dorf entkommen und fortschrittlich werden, sei eine in der Welt anerkannte Sprache nötig, und eine solche sei nun nur die kroatisch-serbische Literatursprache, argumentiert Horvat (vgl. Horvat 1940; vgl. Tyran In Vorbereitung). Horvat rekurriert hier auf das gemeinsame kroatische und serbische Standardsprachenkonzept, das aber als solches von wechselnden Phasen der Konvergenz und Divergenz geprägt war und von dem man just zur Zeit dieser Artikelserie in Kroatien eigentlich wieder abgewichen war. Mit dem Ausrufen der Banovina Hrvatska 1939, aus der 1941 der sogenannte Unabhängige Staat Kroatien (Nezavisna država Hrvatska NDH) als Satellitenstaat Hitler-Deutschlands hervorgegangen war, schlug auch die Sprachpolitik eine Abkehr vom gemeinsamen kroatischen und serbischen Standardsprachenkonzept ein. In weiterer Folge wurde die morphonologische Rechtschreibung, der sogenannte korijenski pravopis, wieder eingeführt und der vormals angestrebte Sprachunitarismus wurde als Zwang stigmatisiert und aufgegeben (vgl. Okuka 1998: 70 f; Neweklowsky 2010: 186). Horvat blendete diese Entwicklung entweder bewusst aus, oder aber wusste nicht darum.
2.3 Gewünschte Konvergenz mit dem Neuštokavischen
Die Wochenzeitung erschien nach dem Zweiten Weltkrieg ab dem Sommer 1947 erneut, nun unter dem Titel Naš tajednik, und wurde von einem eigens gegründeten Verlagsverein publiziert, an dessen Ausrichtung Ignac Horvat führend beteiligt war (vgl. Berlaković 2011: 69). Wie in einer Rückschau in der Zeitung selbst zu lesen ist, gab er der Zeitung im Rahmen des Verlagsvereines eine „geistige Basis“ („duhovni temelj“), neben Franjo Leopold, der für die Finanzen zuständig war, und dem Chefredakteur und Vorsitzenden Fridrik Bintinger (N.N. 1971 a: 5). Schon in der zweiten Ausgabe des Naš tajednik im Januar 1947 war ein Leitartikel ohne Autorenangabe abgedruckt, der die sprachliche Situation der kroatischen Minderheit wie folgt skizziert:
„Mi Hrvati u Gradišću govorimo hrvatski, a i priznajemo, da smo Hrvati; ali opet smo i ča posebnoga, ar ne dozvoljavamo, da nam se piše književnim jezikom vsih nas Hrvatov, nego hoćemo, da nam se piše samo po ‚našu‘.“ (N.N. 1947: 1)
Wir Kroaten im Burgenland sprechen Kroatisch, und wir bekennen uns auch als Kroaten; und trotzdem sind wir etwas Besonderes, denn wir lassen nicht zu, dass für uns in der Schriftsprache aller Kroaten geschrieben wird, sondern es soll in ‚unserer‘ Sprache geschrieben werden.
Hier verweist der Autor auf eine klare Trennung zwischen zwei sprachlichen Gruppen, indem er die ‚Schriftsprache aller Kroaten‘ der regionalen ‚unseren‘ Sprache entgegenstellt. In seiner weiteren Argumentation versucht er dann zu unterstützen, dass diese Trennung aufgehoben werden sollte, dass also die ‚Schriftsprache aller Kroaten‘ auch im Burgenland als eigene Sprache empfunden werden sollte. Er skizziert, wie dies seiner Meinung nach am besten umzusetzen sei, nämlich mit einem schrittweisen Wechsel von Dialekt zu Schriftsprache (vgl. N.N. 1947 a: 1). Im Oktober 1947 findet sich in einem Beitrag eines seiner Schüler und Mitstreiter, Karlo Preč, der Verweis, dass Horvat fast alle acht Tage einen Leitartikel für die Zeitung schriebe (vgl. Preč 1947 a: 1), somit ist anzunehmen, dass Ignac Horvat Autor dieses zitierten und nicht unterzeichneten Beitrags war.
Wie schon 1940 veröffentlichte Ignac Horvat auch nach dem Zweiten Weltkrieg Artikelserien zur Sprachverwendung und zu spezifischen sprachlichen Erscheinungen in der Zeitung. Gleich ab der vierten Nummer des Naš tajednik eröffnete er unter dem Titel „Jezični kut“ [Sprachecke] eine Reihe von unregelmäßig erscheinenden Beiträgen zu einzelnen Themen, wie zum Beispiel der Etymologie spezifischer Lexeme, zu einzelnen phonetischen und orthographischen Fragen wie dem Gebrauch des Phonems und Graphems h sowie zu Hof- und Hausnamen, später behandelte er auch Germanismen, Syntax, dialektale Besonderheiten einzelner Dörfer, spezifische Terminologie wie Verwandtschaftsbezeichnungen und ähnliches. Die Serie erschien in losen Abfolgen bis Mai 1948, und nach vereinzelten Beiträgen 1952 wieder als Serie von April bis Mai 1953, im Herbst 1955 sowie in den folgenden Jahren als einzelne Beiträge unter diesem Titel. Horvat tritt in diesen Texten aber eher erklärend als normierend auf, auch wenn er mit seinen Argumentationen immer betont, für wie notwendig er eine einheitliche geschriebene Sprache erachtet:
„Ja mislim, – ali ne zapovidam niti propisujem – da bi se vsi naši pisci i uredniki, samo radi jedinstvenosti, mogli držati ovih pravil (...). Danas-sutra ćedu se oni morati ionako sastati (...) da se ujedinaju (...) uopće o načinu našega prelaznoga pravopisanja i zajedničkoga koracanja do književnoga jezika.“ (Horvat 1947: 3)
Ich glaube, – aber weder ordne ich es an noch schreibe ich es vor – dass all unsere Autoren und Redakteure sich, nur der Einheitlichkeit wegen, an diese Regeln halten könnten (...) Heute oder morgen werden sie sich ohnehin zusammensetzen müssen (...) um sich zu einigen (...) überhaupt hinsichtlich unserer übergangsmäßigen Orthographie und des gemeinsamen Hinarbeitens bis zur Schriftsprache.
Er rekurriert hier also dezidiert auf Einheitlichkeit als Referenzpunkt und beruft sich einmal mehr darauf, die derzeitige orthographische Praxis sei nur eine Übergangslösung. Auch wenn gerade in den ersten Nachkriegsjahren die meisten dieser Beiträge von Ignac Horvat stammten, so schrieb doch nicht nur er in der Reihe „Jezični kut“. Auch der bereits genannte Karlo Preč unterstützte Horvats Linie in einigen Beiträgen, die er unter dem Synonym Ribar unterzeichnete (vgl. Benčić 2010: 101). Einer seiner Beiträge präsentiert zu Jahresende 1947 die Forderung nach einer einheitlichen phonetischen Rechtschreibung (Ribar (Karlo Preč) 1947: 2–3) und diskutiert hier die regressive Assimilation (Typus sladak – slatko), die Namensschreibung sowie die Verwendung einzelnen Phoneme und Grapheme wie dj, h und o, außerdem die Schreibung zusammengesetzter Wörter. Preč unterstützt hier den Wechsel von auslautendem -l zu -o (Typ pisal zu pisao) ebenso wie die Metathese vs > sv (Typ vsaki zu svaki). Wie schon Horvat in seinen vorhergehenden Ausführungen hält auch Preč am Ende fest, dass er diese orthographischen Regeln vorschlage, aber nicht vorschreibe, verlangt aber von all jenen, die diese Orthographiereform nicht annehmen wollen, sie sollen eine bessere Rechtschreibung argumentieren, die aber fortschrittlich und einheitlich sein solle (Ribar (Karlo Preč) 1947: 2–3). In einem kurzen Vermerk in der Folgeausgabe wird dann festgehalten:
„U projdućem broju donesli smo nekoliko pravil o našem pravopisu. Ova pravila korak su opet bliže hrvatskomu književnomu pravopisu. Pravoda je samo početak. Ov početak zaključili su uredniki 'Našega tajednika', hrvatskoga kalendara 'Gradišće' i drugih hrvatskih izdanj. Prosu se svi suradniki Tajednika, da se ovih pravil u buduće držu. Istina, nij još sve odredjeno, ali početak se mora jedanput načinjiti, a ovo neka bude ta početak.“ (N.N. 1947 b: 2)
Wir haben in der vergangenen Ausgabe einige Regeln unserer Rechtschreibung vorgebracht. Diese Regeln sind wieder ein Schritt weiter hin zur kroatischen schriftsprachlichen Rechtschreibung. Das ist natürlich nur der Beginn. Diesen Beginn haben die Redakteure des ‚Naš tajednik‘, des kroatischen Kalenders ‚Gradišće‘ und anderer kroatischer Publikationen beschlossen. Alle Mitarbeiter des Wochenblattes werden gebeten, sich in Zukunft an diese Regeln zu halten. Es stimmt, dass noch nicht alles geregelt ist, aber der Anfang muss einmal gemacht werden, und das soll dieser Anfang sein
Damit waren die orthographischen Regeln für die wichtigsten Publikationsorgane jener Zeit Ende 1947 zur Norm erklärt. Mit Anfang 1948 wurde diese Orthographiereform dann im Naš tajednik auch umgesetzt und angewandt.
Preč führt in seinem Beitrag zur phonetischen Rechtschreibung an, er orientiere sich hier an „Maretićeva Gramatika i pravopis, Miloradićeva Slovnica i Horvatov Kratak pravopis“ (Ribar (Karlo Preč) 1947: 2). Er rekurriert damit auf die sprachnormierenden Arbeiten Tomo Maretićs, dessen 1899 publizierte Gramatika i stilistika hrvatskoga ili srpskoga jezika zu den wichtigsten Werken der Hrvatski Vukovci zählt (vgl Neweklowsky 2010: 185), außerdem auf Mate Meršić Miloradićs 1919 publiziertes kleines Grammatikhandbuch. An dritter Stelle nennt Preč dann Horvats Kratak pravopis [Kurze Rechtschreibung], dessen genauer Entstehungszeitraum ungewiss ist, aber vor 1947 liegen muss.
Horvats Ausarbeitungen sind allerdings nur in einer zweiten Auflage erhalten, die im Mai 1963 vom Verlagsverein Hrvatsko štamparsko društvo [Kroatischer Presseverein] als maschingeschriebene Zusammenstellung herausgegeben wurde, das ab 1960 das Hrvatsko nakladno društvo [Kroatischer Verlagsverein] ersetzte und die ebenfalls ab 1960 umbenannte Wochenzeitung Hrvatske novine publiziert. In ebendiesem Presseorgan wurde der Kratak pravopis 1963 in einem Artikel auch angekündigt und besprochen und einmal mehr wurde die notwendige Einheitlichkeit der geschriebenen Sprache betont: „I želja je autora Pravopisa, neka bi ove regule na kraju postigle ta cilj, da bi se mi Gradišćanski Hrvati svijednakoučili i pisali“ (Sučić 1963: 1 [Hervorhebung des Autors]) [„Es ist der Wunsch des Autors der Rechtschreibung, dass diese Regeln am Ende das Ziel erreichen, dass wir Burgenländische Kroaten alle einheitlich lernen und schreiben.“] Um dieses Ziel auch zu erreichen, wurde der Kratak pravopis als Hektographie kostenfrei über den Vorsitzenden des Verlagsvereines distribuiert und in die kroatischsprachigen Dörfer bzw. an die dortigen Schulen verschickt (vgl. Sučić 1963: 1).
2.4 Der Kratak pravopis
Die zweite Ausgabe des Kratak pravopis von 1963 umfasst 14 maschingeschriebene Seiten und ist in 10 Unterpunkte gegliedert (vgl. Horvat 1963; vgl. auch die Analyse bei Tyran 2015: 95–96). Der erste Punkt erklärt die Schreibung des Vokales /ě/ (jat). Horvat erklärt hier, die kroatische Sprache im Burgenland, die er „naš gradišćanski govor“ [unsere burgenländische Mundart] nennt, sei hauptsächlich ikavisch, habe aber auch ekavische und ijekavische Einflüsse. Letzteres erklärt sich aus der starken Diphthongierung von e, was sich nun auch in der Schreibung niederschlagen solle. Hiermit verändert er die bisher gebräuchliche ikavischekavische Schreibung zu einer ikavisch-(i)jekavischen und erklärt auch, wann –je-, wann –ije- zu schreiben ist. Im zweiten und dritten Punkt befasst er sich mit Besonderheiten im Konsonantismus. Hier legt er fest, dass ein auslautendes –l in ein –o überzugehen hat, was besonders die männlichen Partizipien Perfekt im Singular betrifft, also dao statt dal, aber auch Substantive wie posao statt posal. Die phonetische Assimilation von Konsonanten wird dann im dritten Punkt behandelt. Die regressive Assimilation wird vorgeschrieben, zum Beispiel Filež, aber fileški, opširno statt obširno, weiters auch das epenthetische l (divljak statt divjak), die Assimilation von n zu m vor b, p (himba statt hinba), sowie durch bestimmte Umstände ausfallende Konsonanten. In einem vierten Punkt bespricht Horvat die Schreibung von Fremdwörtern und Lehnwörtern. Der Abschnitt über die orthographische Regelung zusammengesetzter Wörter ist nicht ausdrücklich als fünfter Punkt gekennzeichnet. In einem sechsten Punkt widmet sich Horvat der Groß- und Kleinschreibung, im siebten der Handhabung des Beistriches, dann in einem achten der Worttrennung und in einem neunten den Satzzeichen und Präpositionen. Der zehnte und letzte Punkt erklärt diverse Regeln, die unter keinen der anderen Punkte passen, wie zum Beispiel die Schreibung der Pronomen (ova, ovo, u. ä. statt va, vo), die Unterscheidung von nešto und ništo, die Endung der Verben in der 3. Person Plural auf –u / –ju, mit den Ausnahmen imadu, znadu, dadu, die Verwendung des langen Infinitives und nicht des Supinums, mit Ausnahme vor će, eine Empfehlung, das Partizip Präsens nicht zu flektieren, sondern mit einem Nebensatz auszudrücken, die Endung im Genetiv Plural bei Feminina und Neutra auf Nullendung, bei Maskulina auf –ov, die korrekte Verwendung von svoj, sowie abschließend eine Aufzählung von zu vermeidenden Germanismen.
Ignac Horvat vermerkte im Titel, dass er den Kratak pravopis basierend auf Dragutin Boranićs Orthographie erstellte. Diese war unter dem Titel Pravopis hrvatskoga ili srpskoga jezika 1921 erstmals erschienen, bis 1951 in zehn weiteren Auflagen publiziert und deckte den kroatischen Raum ab. In Serbien wurde Aleksandar Belićs Orthographie gebraucht, die von 1923 bis 1952 in mehreren Auflagen erschienen war (vgl. Neweklowsky 2010: 186). Horvats Ausarbeitungen folgen Boranićs Aufbau, doch erörtert er nur jene Punkte, die er für das Kroatische im Burgenland für relevant erachtet und adaptiert sie. Folgt man Horvats bis dahin veröffentlichten Positionen in der Standardsprachenfrage, so kann man diese orthographischen Regeln des Kratak pravopis als einen Schritt zur langsamen Übernahme der neuštokavischen Standardsprache interpretieren, wie dies auch in verschiedenen bereits zitierten Artikeln vorgeschlagen wurde. Die verfassten Regeln stellen eine hybride Sprache vor, da einerseits die dialektale Basis das Čakavische blieb und zum Beispiel auch die charakteristischen Endungen im Genitiv Plural erhalten blieben, andererseits wollte Horvat andere Archaismen aus der geschriebenen kroatischen Sprache im Burgenland tilgen. Auffällig sind in dieser Hinsicht auf jeden Fall die partielle Einführung der ijekavischen Schreibweise, die Schreibung des auslautenden –o anstelle –l, was besonders die Partizipien betraf, sowie die Metathese vs > sv. Ebenfalls hervorzuheben ist seine Festlegung auf das phonetische Rechtschreibprinzip (vgl. Tyran 2015: 96). Viele dieser Punkte waren im Jahr 1963, als die zweite Auflage des Kratak pravopis verbreitet wurde, bereits in der geschriebenen kroatischen Sprache im Burgenland usualisiert. Was gerade die oben angeführten Punkt betrifft, so setzt sich Horvats orthographische Reform zum Jahreswechsel 1947 auf 1948 durch, nachdem Preč diese in seinem Beitrag Ende 1947 bestätigt hatte und die Redakteure des Naš tajednik diese Linie einschlugen (vgl. Preč 1947 b: 2 f; N.N. 1947 b: 2). Horvats vereinzelte Beiträge in der Rubrik Jezični kut im Laufe der 1950er Jahre griffen auch immer wieder einzelne sprachliche Erscheinungen auf, die seiner Ansicht nach vereinheitlicht und an die schriftsprachliche Norm des Neuštokavischen angeglichen werden sollten. In einem solchen Artikel diskutiert er zum Beispiel die Verwendung der Präpositionen v, va und u und erklärt, dass in der kroatischen Varietät des Burgenlandes v und va durchaus eine lange Tradition haben, dem im Štokavischen verwendeten u aber in der geschriebenen Sprache der Vorzug gegeben werden soll. Horvat unterscheidet in seinen Ausführungen klar geschriebene und gesprochene Sprache und erklärt abschließend, man müsse sich in der kroatischen Sprache im Burgenland nicht von v und va verabschieden, sondern man könne diese Formen in der gesprochenen Sprache weiterverwenden:
„No to ne znači, da ćemo naše starodrevne, mnogozaslužne čakavske prijedloge zatrti. (...) Oni hte i dalje valjati, kad nam budi ki naš čakavac 'ča povidal'.“ (Horvat 1953: 3)
Das bedeutet nicht, dass wir unsere archaischen, vielbewährten čakavischen Präpositionen vergessen werden. (...) Sie werden auch weiterhin gelten, wenn uns ein Čakaver ‚etwas erzählen wird‘.
Wie wichtig solche Vorschläge orthographischer Reformen hin zum Neuštokavischen von Horvats Zeitgenossen gewertet wurden, zeigt ein 1957 veröffentlichter Leitartikel anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Zeitung Naš tajednik. Der damalige Vorsitzende des 1929 gegründeten Kroatischen Kulturvereines, Bela Schreiner, konstatiert in seinem Festbeitrag die Wichtigkeit der Zeitung hin zu einer einheitlichen geschriebenen Sprache und unterstützt die Hinwendung zum Neuštokavischen: „Novine su u ovom nastojanju prvi borac, kad nas ne samo uču jezik i ga nadopunjuju ter savršavaju (...)“ (Schreiner 1957: 1) [Die Zeitung ist in dieser Frage ein wahrer Kämpfer, denn sie lehrt uns nicht nur die Sprache und vervollständigt und perfektioniert sie(...)], und es waren gerade auch Horvats Beiträge und Artikel, aber auch seine orthographischen Reformen, die diesbezüglich formend und maßgebend waren.
Ab den 1960er Jahren wird die sprachliche Ausrichtung weiterhin diskutiert, doch vielmehr dominieren Fragen rund um das Schulwesen und die Erfüllung des 1955 im Österreichischen Staatsvertrag aufgenommenen Artikel 7 zu den Rechten der kroatischen und slowenischen Minderheit die sprachpolitischen Debatten in den Medien. Zweisprachigkeit und Mehrsprachigkeit generell werden zu relevanten Themen. Doch Mitte der 1960er Jahre wurden auch jene Stimmen lauter, die der Einführung des Neuštokavischen kritisch gegenüberstehen. 1963 zum Beispiel brachte ein gewisser Jure Kostanj in einem umfangreichen Leserbrief in den Hrvatske novine die Frage auf, ob die Einführung des Neuštokavischen – er kontextualisierte es hier vor dem Hintergrund der Unterrichtssprache – angesichts der immer stärkeren Assimilation an das Deutsche ein sinnvolles Unterfangen sei und plädierte dafür, sich wieder dem „Dialekt“ zuzuwenden (vgl. Kostanj 1963: 3). Die Redaktion ließ in einem kurzen Postskriptum keinen Zweifel daran, dass sie dieser Auffassung nicht zustimmte, man bemühe sich aber, auch Gegenstimmen zu Wort kommen zu lassen. Doch genau vor der Etablierung solcher Positionen muss die Entstehung der zweiten orthographischen Regularien gesehen werden, an denen Horvat beteiligt war.
2.5 Hinwendung zur burgenländischen Varietät – Die Jezični predlogi i uputi
Die Empfehlungen der Jezični predlogi i uputi sind wesentlich knapper und umfassen nur drei maschingeschriebene Seiten. Unterzeichnet sind sie von drei Autoren, neben Ignac Horvat sind das Konrad Mersich und Štefan Zvonarich. Mersich war von 1960 bis 1972 Schulinspektor für Schulen mit kroatischer Unterrichtssprache und ein Verfechter des Neuštokavischen (vgl. Kinda-Berlakovich 2005: 170), Zvonarich war langjähriger Bezirksschulinspektor im mittelburgenländischen Oberpullendorf und damit auch für die kroatischsprachigen Gemeinden dieses Bezirkes zuständig. Einem Vermerk im Titel nach zu schließen war dieser orthographischen Zusammenstellung eine Sitzung oder andere Form der Besprechung in der burgenländische Landeshauptstadt Eisenstadt vorausgegangen.
Die Daktylographie ist in zwei Abschnitte gegliedert, wobei hier Formen der štokavischen Schriftsprache burgenländischkroatischen Formen gegenübergestellt werden, mit der Direktive, nun letztere zu verwenden. Im ersten Abschnitt erklären die Autoren jene Formen, zu deren Verwendung sie übereingekommen sind und die sie als fundamental bezeichnen: Eingangs wird ausdrücklich festgelegt, dass das Čakavische mit seinen Formen verwendet werden soll und štokavische Formen vermieden werden sollen. So schreiben die Autoren zum Beispiel gdo, negdo statt tko, netko, uredničtvo statt uredništvo, dvorišće statt dvorište, ki, ka, komu statt koji, koja, kojemu vor. In der Morphologie werden die schon im Kratak pravopis normierten bekannten Formen des Genitiv Plural bestätigt, mit einer Nullendung bei Feminina und Neutra und den Endungen –ov/–ev bei Maskulina; die Präposition o wird an eine Verwendung des Lokativ gebunden und der Instrumental für Feminina mit konsonantischer Endung –ju festgelegt (kripost – kripošću). Außerdem wird von der Phonemalternation bzw. Sibilarisierung bei der Pluralbildung der Maskulina Abstand genommen. Auch hier werden Germanismen als zu vermeidend markiert, Lexik aus der (serbo-)kroatischen Standardsprache sei nach Notwendigkeit durchaus zu übernehmen und solle dann aber in ihrer originalen Form verwendet werden. Auch die ikavische und ijekavische Schreibung wird behandelt, deren Schreibung sich an der Aussprache im mittleren Burgenland orientiert (mliko, vjetar, cvijeće). Im zweiten Teil werden dann Formen der kroatischen Schriftsprache bzw. des Serbo-kroatischen, die bereits durch Verwendung in Schulbüchern auch in der geschriebenen Sprache verbreitet waren, burgenländischkroatische Formen gegenübergestellt (gdje gegen kade, sav gegen vas, bez gegen prez u. a.). Bei diesen Formen wird die freie Wahlmöglichkeit eingeräumt. Außerdem wird festgelegt, dass der Vokativ mit dem Nominativ kongruent ist (also nicht majko sondern majka), und nach den Zahlwörtern dva, tri, četire nicht wie in der neuštokavischen Standardsprache der Genitiv Singular, sondern der Nominativ Plural stehen soll (dva junaki statt dva junaka), der Genitiv Plural von fünf aufwärts (nach Zahlenwörtern 5–20) aber erhalten bleiben soll (pet junakov). Zuletzt werden gewisse lokale Ausdrücke normiert und die zugehörigen Formen der serbo-kroatischen Standardsprache als nicht geeignet erklärt: pravoda und nicht doduše, prik und nicht preko. (vgl. Tyran 2015: 101–102)
Dieses dreiseitige Schriftstück kann als Absichtserklärung hin zu einheitlichen schriftsprachlichen Regeln gedeutet werden, schlägt aber den diametralen Weg im Vergleich zum Kratak pravopis ein und damit eine Abkehr von der möglichen und schrittweisen Annäherung an das Neuštokavische. Sowohl Ignac Horvat gab damit seine ursprünglichen standardsprachlichen Ziele auf, als auch Konrad Mersich, der noch 1960 ein Grammatiklehrbuch für den kroatischen Unterricht im Burgenland verfasst hatte. Unter dem Titel Naš jezik [Unsere Sprache] sollte das Neuštokavische-ijekavische in der damals noch auf acht Jahre konzipierten Volksschule vermittelt werden. Nicht nur stieß diese Grammatik auf Ablehnung der Eltern, sondern auch das Schulwesen wurde 1962 grundlegend reformiert und die Volksschule auf vier Jahre verkürzt, so dass dieses Schulbuch nicht lange zum Einsatz kam (vgl. Kinda-Berlakovich 2005: 141, Tyran 2015: 97–98). Mersichs 1966 veröffentlichtes Lesebuch Velika čitanka [Großes Lesebuch] inkludierte sprachlich und in der Textauswahl dann schon vermehrt die burgenländische Varietät des Kroatischen (vgl. Kinda-Berlakovich 2005: 170), so dass auch hierin ein Wechsel seiner sprachpolitischen Positionen ersichtlich ist. Zvonarich erklärte schon 1954 im Rahmen eines Referats, er sehe Schwierigkeiten hinsichtlich der Übernahme einer neuštokavischen Norm und vertrat als Bezirksschulinspektor die Position, in den Schulen möge die burgenländischkroatische Varietät unterrichtet werden, und zusätzlich solle zumindest basales Wissen der neuštokavischen Literatursprache vermittelt werden (N.N. 1954: 3). Die einleitenden Worte der drei Autoren zeigen, wie wichtig Akzeptanz für die Implementierung einer standardsprachlichen Norm im Bereich der geschriebenen Sprache ist, denn innerhalb der burgenländischkroatischen Gemeinschaft fehlte es an Verständnis des Neuštokavischen, was mit mangelnder Akzeptanz dieser Sprachform korrespondierte. So halten sie fest:
„Književno djelo ili štivo samo onda postigne svoj cilj, ako čitač (čitalac, štitelj) ne nek razumi ča čita, nego da i lagano, bez većega napora i zato uživanjem čita (štije).“ (Mersich, Zvonarich, Horvat, s.a.: 1)
Ein literarisches Werk oder Lektüre erreicht nur dann sein/ihr Ziel, wenn der Leser nicht nur versteht, was er liest, sondern wenn er dies leicht tut, ohne größere Anstrengung und daher mit Freude liest.
Ihre hier vorgestellten Regeln betrachten die drei Autoren als selbsternannte Sprachkommission als notwendigen Schritt hin zu einer gemeinsamen Schriftsprache für Schulwesen, Zeitungswesen, Kirche und Literatur. Die vorgebrachten Vorschläge zur Sprachverwendung präsentieren sie als sprachpolitisches Instrument und potentiell normierendes Regelwerk (vgl. Mersich, Zvonarich, Horvat, s. a.: 1; Tyran 2015: 101). Eine zeitliche Einordnung dieses Schriftstücks ist ungewiss, doch scheint eine Ausarbeitung Mitte der 1960er möglich, da vor allem Konrad Mersichs sprachpolitische Konzeption zwischen der Ausarbeitung seines Grammatikhandbuchs 1960 und des Lesebuchs 1966 vom Neuštokavischen hin zur burgenländischkroatischen Varietät wechselte. Dass Horvat noch 1963 seine zweite Ausgabe des Kratak pravopis veröffentlicht hatte, lässt auf eine spätere Ausarbeitung der Jezični predlogi i uputi schließen. Ebenso argumentierte Horvat 1964 noch in einem Beitrag in den Hrvatske novine als Replik auf einen kurz davor erschienen Artikel, der für eine Übernahme des Neuštokavischen argumentierte (vgl. Drbe (Pseudonym) 1964: 6), sämtliche Berichterstatter, Autoren und Intellektuelle könnten sich an seine beiden Ausgaben des Kratak pravopis orientieren, um sich stärker dem Neuštokavischen zuzuwenden (Horvat 1964: 3). Die Jezični predlogi i uputi erwähnt er nicht, was darauf schließen lässt, dass sie noch nicht ausgearbeitet waren.
Horvats letzter Beitrag zur Sprachenfrage in den Hrvatske novine erschien im November 1972. Unter dem Titel „O našem pismenom jeziku“ [Zu unserer Schriftsprache] reflektiert er einen im Wiener Slawistischen Jahrbuch erschienenen Beitrag von Nikola Benčić, der damals zur jüngeren Generation der sprachpolitischen Akteure gehörte. Benčić widmet sich der burgenländischkroatischen Schriftsprache und deren Periodisierung, seine Analyse lässt ihn zu dem Schluss kommen, dass die burgenländischen Kroaten als Sprachgemeinschaft hinsichtlich der standardsprachlichen Ausrichtung von jeher geteilt waren in jene, die eine burgenländische Lösung forcierten und jene, die sich durch eine Anlehnung an die kroatische Schriftsprache „emporheben“ und „bereichern“ wollten. Horvat stimmt dieser Einschätzung zu und konstatiert, dass diese Aussage die Situation treffend und wahrhaftig beschreibe: „istinito pogadja naše jezično stanje“ (Horvat 1972: 3) [trifft wahrlich unsere sprachliche Situation]. Durchsetzen konnte sich schließlich erstere Position, und Horvats Ausführungen zeigen, dass er durchaus den zweiten Weg favorisiert hätte, obwohl er gerade mit den Jezični predlogi i uputi zur Normierung der burgenländischkroatischen Varietät beigetragen hat.
3 Schlussbetrachtungen
Ignac Horvat verunfallte im April 1973, am Ostersonntag. Das Wochenblatt Hrvatske novine widmete ihm fast die gesamte 18. Nummer vom 4. Mai, mit einem umfangreichen Nachruf, in dem auch sein sprachpolitisches Engagement, seine sprachdidaktischen Beiträge in der Zeitung sowie die oben besprochenen normierenden Hektographien gewürdigt werden und ihm auch durch seine literarischen Tätigkeiten ein wichtiger Beitrag für den Erhalt der kroatischen Sprache im Burgenland attestiert wird (M.M. 1973: 1–2). Horvat gehörte Zeit seines Lebens zu den führenden Akteuren in sprachpolitischen Debatten hinsichtlich standardsprachlicher Bestrebungen bei der kroatischsprachigen Minderheit im Burgenland. Seine Zeitgenossen konstatierten noch zu seinen Lebzeiten, dass kaum eine Publikation für die burgenländischen Kroaten veröffentlicht wurde, ohne dass er diese sprachlich betreut, korrigiert und abgesegnet hätte (vgl. N.N. 1955: 2). Darunter fällt auch seine Tätigkeit hinsichtlich der sprachlichen und inhaltlichen Ausrichtung der Wochenzeitung, die seit 1910 unter wechselnden Namen erscheint und an deren Arbeit er ab 1922 maßgeblich beteiligt war.
Gerade am Beginn seiner sprachpolitischen Beiträge in der Zwischenkriegszeit argumentierte Horvat vehement für eine sprachliche und nationale Annäherung an das Kroatische – das zu jener Zeit als Teil des Serbo-kroatischen oder Kroato-serbischen betrachtet werden muss. Sein Standardsprachenprojekt kann daher auch als politisches Projekt gesehen werden, denn es implizierte immer auch eine ethnisch-nationalen Zugehörigkeit zu Kroatien, zu deren Gunsten er argumentierte. Seine Positionen können sicher auch durch erste persönliche Kontakte nach Zagreb erklärt werden. 1930 reiste er erstmals nach Zagreb, sein Werk „Gradišćanke“ erschien im selben Jahr im dortigen Verlag Jeronimska knjižnica (vgl. Benčić 1973: 3). Horvat pflegte seine enge Verbindung nach Kroatien Zeit seines Lebens, seine Sprachverwendung wurde von Zeitgenossen dahingehend – oft lobend – charakterisiert, er schriebe sehr nahe am Neuštokavischen: „Prepiši samo njegov tekst s pravilnimi padežnimi nastavki kod imenic i eto – dobit ćeš tekst napisan književnim jezikom.“ (Meršić 1965: 2) [Schreibe seinen Text nur mit den richtigen Endungen bei den Substantiven und nun – du bekommst einen Text in der (kroatischen) Schriftsprache.] Horvat ist einer der wenigen aus dem Kreis der kroatischen Minderheit im Burgenland, die heute ebenso einen Eintrag in der Kroatischen Enzyklopädie[2] als auch einen eigenen kroatischen Wikipedia-Eintrag[3] aufweisen.
Horvats Beiträge und Positionen werden als maßgebend für die Entwicklung der kroatischen Sprache im Burgenland eingeordnet. Seine Reformen wurden regelmäßig als wichtig und bedeutend hervorgehoben (vgl. zum Beispiel Sučić 1965: 2) und waren geprägt von der Idee einer Übernahme des Neuštokavischen als Schrift- und Standardsprache für die kroatische Minderheit im Burgenland. Sein sprachpolitisches Wirken war dabei klar gekennzeichnet von Standardsprachenideologien. Auffällig ist hier die immer in den Vordergrund gestellte Dichotomie von gesprochener und geschriebener Sprache, von Dialekt und Schriftsprache sowie von Rückständigkeit und Fortschritt. Doch sein Standardsprachenprojekt wurde nie zur Gänze umgesetzt, und Horvats schrittweise Versuche einer Annäherung an das Neuštokavische scheiterten. Verantwortlich dafür war mitunter sicher die fehlende Akzeptanz der breiten kroatischsprachigen Bevölkerung im Burgenland, die dieses Standardsprachenprojekt nicht billigte. Gerade auch durch fehlende Institutionalisierung mangelte es dieser elitären Idee an breiter Unterstützung, Übereinkunft und damit Legitimität.
Ignac Horvat wurde für sein Engagement und seine Tätigkeiten im Frühling 1971 als erster burgenländischer Kroate in die Vereinigung kroatischer Schriftsteller (Društvo književnikov Hrvatske) in Zagreb aufgenommen. Zu diesem Anlass reiste im Mai 1971 eine Delegation eben dieser Vereinigung an, um Horvat das Aufnahmediplom zu überreichen, wonach er sich mit einer kurzen Rede an die Abordnung aus Zagreb wandte, die in der Berichterstattung zu diesem Ereignis in den Hrvatske novine abgedruckt wurde. Er thematisierte dabei auch die fehlende sprachliche Konvergenz des Kroatischen im Burgenland mit dem Neuštokavischen und führte diese auf fehlendes Wissen voneinander zurück:
„Mi smo bili sve do kraja Austro-ugarske monarhije jedni drugim – tako moram reći – neznani rodjaki, a zemlja Hrvatska bila nam je u jezičnom, kulturnom i povjesnom pogledu takodjer terra inkognita, dakle nepoznata zemlja.“ (N.N. 1971 b: 2)
Bis zum Ende der Österreichisch-Ungarischen Monarchie waren wir einander – ich muss das so sagen – unbekannte Verwandte, und das Land Kroatien war für uns in sprachlicher, kultureller und historischer Hinsicht eine Terra incognita, also ein unbekanntes Land.
Seine prägende Lektüre sei diesbezüglich 1922 Maretićs Grammatik der kroatischen und serbischen Sprache gewesen, und Horvat schlägt auch durchaus kritische Töne an und konstatiert, diese von ihm gewünschte und auch geförderte sprachliche Konvergenz sei bisher nicht eingetreten. Er übergibt diese Aufgabe der jüngeren Generation und fordert sie auf, dieses Unterfangen weiter zu verfolgen (vgl. N.N. 1971 b: 2). Die jüngere Generation verfolgte die Annäherung an das Neuštokavische durchaus und sah weiterhin die Wochenzeitung als wichtigstes sprachpolitisches Instrument in dieser Frage (vgl. zum Beispiel Emrich 1970: 2), doch wurde das Projekt der schriftsprachlichen Konvergenz nie abgeschlossen. Schon Anfang der 1970er Jahre begann die Arbeit an einem Wörterbuch der burgenländischkroatischen Varietät (vgl. Benčić 1972: 1–2), an dem ein Team unter der Leitung des Wiener Slawisten Josip Hamm arbeitete und das 1982 dann auch publiziert wurde (vgl. Tyran 2015: 104). Damit war der Weg hin zu einer eigenständigen Norm des Kroatischen im Burgenland eingeschlagen, der seither fortgeführt wurde. Debatten zur Ausrichtung und zum weiteren Ausbau der Sprache werden allerdings bis heute fortgeführt und bewegen sich weiterhin im Spannungsfeld von kroatischem neuštokavischen Standard, regionaler burgenländischer Formen und Einflüssen aus den überdachenden Nationalsprachen (vgl. Tyran 2015: 111–116). Horvats sprachpolitisches Wirken zeigt indes anschaulich, dass sich Minderheitensprachen immer in einem mehrsprachigen Kontext positionieren müssen und dass sprachpolitische Akteure solcher „kleinen“ Sprachen den Konzepten und Vorgehensweisen der Mehrheitsgesellschaft und damit auch der Nationalsprachen zu folgen versuchen. Sprachpolitische Akteure dieser Volksgruppe, allen voran Horvat, eiferten den sich etablierenden Standardsprachen mit einiger Verzögerung nach, doch Minderheitensprachen funktionieren oft schwerlich wie Standardsprachen der Mehrheitsgesellschaft. Es zeigt sich, dass bei Standardisierungsprozessen von Minderheitensprachen Ideologien oft anders ausgerichtet sind: Es kommt nicht zur Stigmatisierung lokaler Formen, die Standardsprachenkonzepte generell mit sich bringen (Gal 2018: 243), sondern zu einer überhöhten Betonung von Verständlichkeit und damit einer Ablehnung übergeordneter Sprachkonzepte für die Minderheitensprachen. Gerade dies kann im beschriebenen Kontext als „Erbe“ der Habsburger Monarchie ausgemacht werden: Aus multilingualen und multivariationalen Kontexten strebten auch Eliten und Akteure kleinerer Gruppen und von Minderheiten nach dem Konzept einer „nationalen Zugehörigkeit“. Im vorliegenden Kontext war es vor allem ein Spannungsfeld aus Mehrsprachigkeit aus der Position heraus, Minderheit zu sein, gepaart mit sprachinternen unterschiedlich weit ausgebauten und akzeptierten Varietäten. Dass solch ein standardsprachliches Konzept schließlich nicht umgesetzt werden konnte, begründet sich gerade darin, dass klare Schablonen und nationale Kategorien im Fall der kroatischen Volksgruppe im Burgenland aber abseits weniger Intellektueller nicht ausreichend perzipiert wurden. Dies rückte Merkmale wie Verständlichkeit, regionale Verwendung, und auch Authentizität und emotionale Anbindung stärker in den Vordergrund, um einen Spracherhalt der Volksgruppensprache zu gewährleisten. Die Differentiationsachse für Standardsprache und Minderheitensprache, wie sie Gal (2018: 233) beschreibt, wurde damit teilweise reproduziert, allerdings nicht innerhalb einer Sprache – also der kroatischen Varietäten im Burgenland und der kroatischen Standardsprache –, sondern innerhalb der Mehrsprachigkeit. Im multilingualen Setting der kroatischen Volksgruppe war nur für eine Standardsprache mit überregionaler Anonymität und Homogenität Platz, nämlich die Sprache der Mehrheitsgesellschaft. Eine kroatische Standardsprache mit weit entferntem Zentrum konnte sich nicht durchsetzen, die mittlerweile normierte burgenländischkroatische Sprache entstand gerade dank Zuschreibungen jener Werte, die eigentlich zu ihrer Stigmatisierung hätten führen sollen.
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© 2022 Katharina Tyran, publiziert von Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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