Abstract
The paper focuses on the problems of the lexicon-grammar continuum using the example of the lexical-syntagmatic combinatorics of minimal phrases. The focus is on binary preposition + noun phrases with their recurrent collocation partners and syntagmatic context patterns. Together with other (con)textual elements, they form conventionalized and lexically stabilized patterns that have flowed together through recurrent use and repeated occurrence of related linguistic structures in various contexts. The phenomenon requires an inductive bottom-up analysis process. Statistically calculated syntagmatic profiles of selected German prepositions based on linguistic corpora serve as our analytic starting point. The German preposition–noun constructions are then subjected to a corpus-based examination in the contrast language Slovak with respect to their equivalence from the following aspects:
individual language specifics and cross-language regularities of the lexical stabilization of individual phrases
nature of lexical fillers in comparable patterns
equivalence of meanings and/or functions by different contextual factors.
1 Einleitung
Im Fokus des vorliegenden Beitrags liegt die Problematik des Lexikon-Grammatik- Kontinuums am Beispiel der lexikalisch-syntagmatischen Kombinatorik von minimalen Wortverbindungen.[1] Im Mittelpunkt stehen binäre Präposition- Substantiv-Wortverbindungen (PWV) und -muster (PWVM) mit ihren rekurrenten Kollokationspartnern und syntagmatischen Kontextmustern. Sie bilden zusammen mit anderen (kon)textuellen Elementen konventionalisierte, lexematisch verfestigte, analogische sprachliche Strukturen.
Eine spezifische Struktur im Deutschen bilden artikellose PWV. Nach Steyer deutet die rekurrente Nullstelle oder auch der Nullartikel vor dem Nomen auf einen höheren Grad an Lexikalisierung hin und ist daher phraseologisch (wie auch konstruktionell) von besonderem Interesse. Präpositionale Wortverbindungen, bei denen die interne Stelle zwischen der Präposition und dem Nomen überproportional häufig nicht mit einem Artikel besetzt ist, kann man als autonome Einheiten auffassen und dementsprechend auch als feste Wortverbindungen untersuchen (vgl. Steyer 2018).
Den analytischen Ausgangspunkt bilden syntagmatische Profile deutscher PWV auf der Basis von statistisch berechneten Daten in Sprachkorpora. Die formale und inhaltliche Grundlage für den kontrastiven Ansatz bilden das UWV-Modell (vgl. Steyer 2000, Steyer 2013) und das Konzept lexikalisch geprägter Muster (Steyer 2018). Im ersteren wird unterschieden zwischen stark lexikalisierten Erweiterungen (aufgrund ihrer Frequenz), die als eigenständige Varianten angesehen werden, und rekurrenten Erweiterungsmustern. Das einheitliche methodische Verfahren wird im Kontrast konsequent auch beim Vergleich der rekurrenten Kollokationspartner und syntagmatischen Kontextmuster angewendet. Eine der grundlegenden Innovationen im kontrastiven Modell ist die Eruierung und detaillierte Beschreibung der externen und internen Variabilität der kontrastierten PWV. Die qualitative Auswertung der Slot-Besetzungen in den äquivalenten Mustern gibt uns nicht nur Informationen über typische identische Relationen, sondern es werden darüber hinaus auch die Divergenzen in den jeweiligen Paradigmen der untersuchten Sprachen sichtbar.
Die deutschen PWV werden in der Kontrastsprache Slowakisch – ebenfalls korpusbasiert – bezüglich ihrer Äquivalenz in Bezug auf Semantik und/oder Funktionen unter unterschiedlichen Kontextfaktoren untersucht:
einzelsprachliche Spezifika und sprachübergreifende Regularitäten der lexikalischen Verfestigung einzelner PWV und PWVM
Variabilität der zugrunde liegenden Muster der PWV und ihrer äquivalenten PWV-Muster
Natur der internen und externen lexikalischen Füller in vergleichbaren Mustern
typische kontextuelle Einbettungen der äquivalenten PWV in Satzkonstruktionen
Natur verbaler Satelliten bei PWV.
Dieser empirische Zugang wirft ein neues Licht auf die Bestimmung der interlingualen Äquivalenz. Es wird erwartet, dass die Äquivalenz von differenzierten lexikalischen, konstruktionellen und pragmatischen Faktoren abhängig ist, was bisher bei der Festlegung des sogenannten Systemäquivalents nicht vollständig beschrieben werden konnte. Im Mittelpunkt der Untersuchung der Äquivalenzrelationen steht die Kontrastierung von Kollokationsprofilen, von rekurrenten lexikalischen Erweiterungsmustern und komplexeren Wortverbindungsmustern.
Das methodologische und lexikografische Novum beim Kontrastieren liegt in der Erweiterung der Beschreibung der Kernbedeutung(en) und ihrer Kernäquivalente um die Gebrauchsspezifika der Verwendung der äquivalenten PWV(M). Unsere bisherigen Analysen zeichnen ein völlig neues Bild von den Äquivalenzrelationen der konfrontierten PWV. Die Differenzen zwischen PWV und ihren Äquivalenten bilden keine klaren disjunktiven extensionalen und intensionalen Relationen, sondern verschiedene graduelle und inklusive Äquivalenzbeziehungen quer durch die paradigmatischen und syntagmatischen Klassen, in denen die PWV funktionieren (vgl. Ďurčo 2018a; Fraštíková 2018; Hornáček Banášová 2018; Tabačeková 2018).
Die Präposition+Nomen-Phrasen sind neben Adverbien oder adverbialen Nebensätzen typische Realisierungen von Adverbialia; sie können in dieser Funktion sowohl Supplemente (freie Angabe, Umstandsbestimmung) als auch Komplemente sein. Supplemente spezifizieren einen Satz oder eine Verbgruppe in Hinblick auf Modus, Raum, Zeit oder Relationen wie Ursache, Zweck etc. Unser Interesse richtet sich primär auf autonome binäre PWV mit adverbialer Semantik. Es handelt sich um solche PWV, bei denen neben der Präposition+Nomen-Verbindung keine weiteren Elemente nötig sind, um eine eigenständige Einheit zu konstituieren. Die Abgrenzung der PWV hängt jedoch eng mit dem Thema der Lexikon-Grammatik-Kontinua auf verschiedenen Abstraktionsebenen zusammen. Die zentrale Problematik der Delimitation der PWV aus lexikalisch-syntagmatischer Sicht besteht in der Festlegung der Kriterien der Autonomie vs. Gebundenheit der PWV im Kontext. Aus syntaktischer Sicht funktionieren PWV als:
Verbgruppenadverbiale (nach Belieben, mit Genugtuung, aus Gewohnheit, bei Gelegenheit)
Satzgruppenadverbiale (im Prinzip, im Grunde, ohne Zweifel)
Präpositionalgruppen (aus Anlass, aus Gründen, in Bezug, unter Beachtung, zu Zeiten)
präpositionale Attribute in Nominalphrasen (Hoffnung auf Frieden, Ehe auf Distanz)
vom Verb abhängige Präpositionalobjekte ([an {Plänen / Lösungen / Autos /…} basteln])
vom Adjektiv abhängige nominale Attribute (reich an Erfahrungen, jung an Jahren)
Bestandteile von nominalen Prädikaten (am Ball sein, am Lernen sein, am Ruder sein, im Amt sein)
Bestandteile von Funktionsverbgefügen (außer Betrieb / Funktion / Gefecht / Gebrauch / Kraft / Kurs / … setzen, beim Alten bleiben, im Knast sein / sitzen / bleiben, in Aussicht sein / haben / stehen / stellen / nehmen etc.)
Bestandteile von phraseologischen Einheiten (aufs Herzlichste grüßen, durch Abwesenheit glänzen, für Recht erkennen etc.).
Um eine Entität als autonom ansehen zu können, muss nach Steyer die Frage beantwortet werden, welche Kombination welcher Elemente notwendig – obligatorisch – ist, um eine bedeutungstragende Einheit zu konstituieren, und welche fakultativ hinzutreten, um die Verwendungskontexte auszudifferenzieren (Steyer 2018: 229). Aufgrund des Autonomie-Kriteriums werden dann all jene Kombinationen aus unserer Betrachtung ausgeschlossen, bei denen neben der P+N-Verbindung weitere Elemente nötig sind, um eine eigenständige Einheit zu konstituieren:
P+N fordert einen genitivischen Anschluss (auf Betreiben des Ministers vs. *auf Betreiben);
P ist Teil einer NP (Mann mit Ideen vs. *mit Ideen);
P ist Teil einer VP (auf Widerstand stoßen → auf etw. stoßen vs. *auf Widerstand);
P+N wird durch weitere P ergänzt (von Grund auf vs.*von Grund);
P+N ist in eine Zwillingsformel eingebettet (nach Lust und Laune vs. *nach Lust);
P+N ist Teil eines Funktionsverbgefüges (unter Beweis stellen vs. *unter Beweis).
Die PWV des Typs P+N haben in beiden Sprachen oft einen unterschiedlichen Autonomie-Status bezüglich ihrer Funktionalität, Verfestigung in Wortgruppen und syntaktischen Konstruktionen im Satz. Aus diesem Grund muss man sie im genannten breiteren syntaktischen Rahmen untersuchen (Ďurčo 2018b: 19). Bei der kontrastiven Analyse müssen dann auch die Einflüsse der rekurrenten Kollokationspartner, der syntagmatischen Kontextmuster und anderer (kon)-textueller Elemente auf die Äquivalenz der PWV untersucht werden, die sowohl als autonomes Satzglied als auch als Teil anderer Phrasen fungieren. Alle bisherigen Untersuchungen deuten auf eine starke Abhängigkeit der Äquivalenz der PWV von kontextuellen Elementen hin – auch in Fällen vollständiger lexikalisch-syntaktischer Autonomie der PWV.
Die konsequente parallele Befolgung der korpusbasierten Methodik stellt auch das Konzept des sogenannten prototypischen Äquivalents in ein anderes Licht. Die Existenz mehrerer konkurrierender bzw. komplementärer Äquivalente hängt im Prinzip von vier grundlegenden Faktoren ab: a) der Bedeutungsumfang der äquivalenten PWV bezieht sich extensional auf mehrere und teilweise auch verschiedene denotative Bereiche, b) der Bedeutungsinhalt der äquivalenten PWV bezieht sich intensional auf gemeinsame und/oder unterschiedliche denotative oder konnotative Merkmale, c) die pragmatische Gebrauchsspezifik steht in einer Beziehung der privativen, äquipollenten oder graduellen Opposition und bezieht sich sowohl auf gemeinsame als auch unterschiedliche situative Verwendung, was ihre parallele Existenz berechtigt, d) die konstruktionellen (morphosyntaktischen) Eigenschaften der PWV verlangen unterschiedliche Äquivalente.[2]
Bei dem kontrastiven Ansatz zur Analyse der Äquivalenz sollen unter dem Kriterium der Rekurrenz verschiedene semantische sowie pragmatische Teilaspekte, aber auch morphosyntaktische Eigenschaften und die konstruktionelle Beschaffenheit der PWV in den Kontrastsprachen miteinander verglichen und qualitativ ausgewertet werden (s. a. Mellado Blanco und Steyer 2018; Hein et al. 2018).
Unsere kontrastiven Analysen fokussieren verschiedene Aspekte der konvergenten und divergenten Faktoren, die die Äquivalenz bei modalen, lokalen und temporalen PWV determinieren. Bei unserem Ansatz wird zuerst geprüft, ob der jeweilige Aspekt in der Verwendung der äquivalenten PWV in der Zielsprache überhaupt präsent ist. Im zweiten Schritt wird das Ausmaß der Identität bzw. jenes der Inklusion/Exklusion des gesamten Gebrauchsbereichs in der AS und ZS verglichen. Die empirische Grundlage für diese Analysen besteht vor allem in den deutschen und slowakischen Kookkurrenz- und Füllerprofilen sowie der Eruierung und detaillierten Beschreibung der externen und internen Variabilität der kontrastierten PWV.
2 Äquivalenz der PWV mit modaler Bedeutung
Die Spezifik der modalen PWV liegt im Allgemeinen darin, dass sie häufig Überlappungen mit lokalen und temporalen Konzepten aufweisen. Eine typische modale Funktion haben die PWV mit dem Merkmal „epistemisch“ für eine Sprechereinstellung des Wissens gegenüber dem Gesagten. In der Aussage bezeichnen sie einen Gewissheitsindikator (vgl. Helbig und Helbig 1990). Dies resultiert aus der empirischen Untersuchung, denn unter den modalen PWV sind in den Korpora jene mit der Bedeutung einer Stellungnahme, die auch als Gewissheitsindikatoren bezeichnet werden können, überraschend häufig vertreten, wie z. B. außer Frage, außer Zweifel, ohne Frage, ohne Zweifel, mit Abstand, mit Sicherheit etc.[3]
Bei modalen PWV mit epistemischer Bedeutung gibt es sehr große Divergenzen in der Äquivalenz. Einfluss darauf hat eine besondere Art der semantischen Ambiguität. Im epistemischen Bereich kann man modale PWV viel mehr im Deutschen als im Slowakischen beobachten. Im Slowakischen gilt, dass die epistemischen Bedeutungen vorwiegend durch Modalwörter und Modalpartikel ausgedrückt werden.[4] Im Slowakischen benutzt man vorwiegend das Prädikativ je nepochybné (= es ist zweifellos) oder die Verbindung eines Vollverbs mit modalen Partikeln wie bezpochyby, nepochybne, bezpochýb (= zweifellos). Als ein mögliches Äquivalent kommt auch die Verbindung niet pochýb (o tom), že … (= es besteht kein Zweifel, dass …) in Frage, die eine relativ hohe Frequenz im Slowakischen Nationalkorpus (2632 Belege) aufweist, aber im Wörterbuch KSSJ fehlt. Die einzige slowakische PWV mit epistemischer Bedeutung der Gewissheit, bez pochýb / bez pochybností (bei beiden PWV handelt es sich bloß um formale Varianten mit identischer Bedeutung; das Vorkommen im Slowakischen Nationalkorpus: bez pochýb (486 Belege), bez pochybností (278 Belege)), wird nur in Online-Wörterbüchern[5] angeführt, im slowakischen KSSJ wird sie jedoch gar nicht erwähnt.
Um mögliche Ursachen der divergenten Äquivalenz näher angehen zu können, bedarf es einer empirischen Überprüfung im aktuellen Sprachgebrauch. In diesem Zusammenhang stellt Feilke (2004) fest, dass Formulierungen Problemlösungen für den Handlungsbedarf sind. Feilke fokussiert die Problematik des sprachlichen Zeichens aus der pragmatischen Sicht und betrachtet Kombinationen von Lexemen eher als idiomatisch geprägte Konstruktionen. In diesem Verständnis treten sie als nach gewissen Regularitäten strukturierte und auf bestimmte Arten interpretierte Ausdrücke auf. Er richtet also den Blick von den Lexemen hin zu Ausdrücken der Sprache, die als pragmatisch bestätigte reguläre Selektionen und Kombinationen von Lexemen in der Sprache aufzufassen sind.
Diese Auffassung könnte man sehr wohl auf die Problematik der modalen PWV in epistemischer Bedeutung anwenden. Sie haben primär nicht eine „Bedeutung“, d. h. sie benennen keine Klassen von Gegenständen, Eigenschaften und Vorgängen. Stattdessen haben sie eine „Funktion“ in bestimmten Sprachsituationen, die nur innerhalb dieser Muster beschreibbar ist. Die PWV in der epistemischen Bedeutung drücken einen situationsinterpretierenden Kommentar des Sprechers zum Inhalt der Aussage aus.
Unsere Vorgehensweise wollen wir aber systemlinguistisch verankern und wir verzichten einstweilen auf die pragmatische Betrachtung der Problematik. Die Bedeutung eines Lexems kann man auf der Ebene von Langue und Parole im Hinblick auf seine Zeichenqualität bestimmen. So versteht Čermák die Bedeutung von Lexemen primär und sehr verallgemeinert als ein mentales und intersubjektives Korrelat, als Gegensatz zu der Form der sprachlichen Einheit im Bewusstsein des Sprachbenutzers; sie ist primär präsent im Sprachsystem (die Bedeutung ist fest und im Gedächtnis gespeichert), sekundär auch im Text (die Bedeutung ist abgeleitet, in modifizierter Form verwendet und nicht fest). Der Kern der Bedeutung hat primär einen Relationscharakter, ist gegeben sowohl durch semiotische Relationen dazu, worauf sich das Lexem bezieht (allgemein oder spezifisch im Kontext), als auch durch Relationen zu vielen weiteren relevanten Wörtern, mit denen er in einer Opposition steht oder mit denen er Kombinationen bildet. Erst sekundär kann sich die Bedeutung einiger Wörter als eine bestimmte „Entität“ erweisen. Diese Entität ist dann nichts anderes als eine Anhäufung von vielen anderen Relationen zu vielen anderen Lexemen (Čermák 2010: 46).[6]
Bei der Polyfunktionalität der PWV geht es um usualisierte Nominationsmöglichkeiten, die sich an spezifische Denotate binden und diese bezeichnen. Dies exemplifizieren wir am Beispiel der PWV ohne Ende. Diese PWV dient erstens zur Bezeichnung der „Zeitdauer“ (kann durch fortwährend ersetzt werden), zweitens zur Bezeichnung einer „Menge in unüberschaubar großer Zahl“ (kann durch sehr viel ersetzt werden) und drittens zur Bezeichnung der „Unbeschränktheit“ (kann durch unendlich ersetzt werden). In der alltäglichen Kommunikation dient sie aber darüber hinaus mitunter zur Bezeichnung der „Intensität, der Stärke“, obwohl die Wörter Ende und Intensität auf der primären Bedeutungsebene keine gemeinsamen semantischen Merkmale aufweisen und sich an unterschiedliche Denotate binden. Die feste Etablierung von diesem letzteren Gebrauchsaspekt der PWV in bestimmten Kommunikationssituationen wird durch die Tatsache bestätigt, dass die PWV ohne Ende nicht nur mit verbalen Kollokatoren vorkommt (wie etwa ohne Ende feiern/ lachen/ lieben, etw. boomt ohne Ende, jmdn. ohne Ende beneiden usw.), sondern sich vielmehr auch mit substantivischen Kollokatoren verbindet (Leistung ohne Ende, Power ohne Ende, Schmerzen ohne Ende, Säure ohne Ende u. a.) und sogar mit adjektivischen (üppig ohne Ende, spannend ohne Ende, lustig ohne Ende). Diesen Wortverbindungen ist gemeinsam, dass sie nur innerhalb dieser spezifischen Kontexte beschreibbar sind. Auf der lexikalisch-semantischen Ebene heißt das, dass die lexikalische Bedeutung als ein komplexer Wortinhalt verstanden wird, der alle aktuellen Bedeutungen einschließt (vgl. Dolník 1990: 58).
Von diesem Hintergrund her kann man auch die bereits festgestellten Unterschiede in der Äquivalenz der PWV begründen. Das Wort und der idiomatische Ausdruck haben Zeichenqualität. Dabei sind sie als lexikalische Größen in ihrem Funktionieren in komplementärer Weise aufeinander bezogen: Das Wort – im Ausdruck – sichert die innere Passung des jeweiligen Sprechers zur Syntax hin und positioniert es grammatisch. Der Ausdruck sichert die externe Passung des Sprechers zu den erfolgreichen und bestätigten semantischen Orientierungen der Verwendung hin (vgl. Feilke 2004: 59). Diese These wollen wir im Rückblick auf die Semantik bzw. Polysemie der PWV mit dem Konzept der „doppelten Signifikation“ näher ausführen, das in Anlehnung an Barthes (1970)[7] konzipiert wird. Sie soll als Basis für die mögliche Erklärung der Divergenzen innerhalb der Äquivalenz der PWV aus kontrastiver Sicht dienen.
Die primäre Ebene der Signifikation ist die arbiträre und konventionelle Zuordnung von signifiant und signifié. Der typische Fall dafür ist nach Feilke (2004: 48–49) das Wortzeichen. Das Zeichen als Einheit von signifiant und signifié auf der ersten Ebene ist ein Mittel der Signifikation. Es kann aber – und das gilt insbesondere für strukturell motivierte und semantisch kompositionelle Zeichenkombinationen – andererseits als Folge des Gebrauchs auch selbst zum Zeichen eines anderen Gebrauchszusammenhangs werden. Hier wird auf der zweiten Signifikationsebene ein komplexer signifiant durch den Gebrauch in anderen Kontexten geprägt:
Das Modell der doppelten Signifikation
Ebene der ersten Signifikation |
signifiant |
signifié |
||
Ebene der zweiten Signifikation |
signifiant |
signifié |
Dieses Konzept möchten wir nun auf die Problematik der modalen PWV und ihrer Äquivalenz applizieren, wobei die PWV ohne Ende, mit Abstand und ohne Frage im Vergleich zu parallelen freien Wortgruppen unter die Lupe genommen werden. Folgende Beispielsätze belegen, wie diese doppelte Signifikation auf die Äquivalenz Einfluss ausübt:
1. ohne Ende |
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To bol film bez (jasného) konca. (= ohne (klares) Ende)[8] Možnotam vidiet’ nekonečne vel’a filmov. (= unendlich viel) |
2. ohne Frage |
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|
Potom začne bez (d’alších) otádzok zápis dát na kt’úč. (= ohne (weitere) Fragen) Existujú iste/nepochybne d’alšie alternatívy. (= sicherlich) |
3. mit Abstand |
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Nad tým bol v istej vzdialenosti namontovaný vlnitý plech …(=in gewisser Entfernung) Koniec štvrtého dielu je jednoznačne …(=eindeutig) |
Die Beispielsätze a) und b) sind auf der Ebene ihrer syntaktischen und semantischen Struktur absolut regulär und auch semantisch kompositionell. Betrachten wir vorerst die a)-Beispielsätze, so können wir feststellen, dass die unterstrichenen PWV die primäre semiotische Relation bezeichnen. Die Basiswörter in den einzelnen PWV kommen in ihrer primären Bedeutung vor; auf der ersten Ebene treten sie als Wortzeichen auf, die als eine Einheit von signifiant und signifié verstanden werden. Interessant daran ist, dass diese deutschen PWV aus der kontrastiven Sicht fast wortwörtliche Äquivalente im Slowakischen haben: ohne klares Ende = bez jasného konca, ohne weitere Frage = bez ďalších otázok, mit gewissem Abstand = s istým odstupom.[9] Man darf also zu Recht annehmen, dass auf der primären Signifikationsebene die Äquivalenz in den meisten Fällen symmetrisch ist, die Wortverbindungen weisen bei identischer Bedeutung auch eine identische Komponentenstruktur und Motivation auf.
Die PWV in den b)-Beispielsätzen weisen schon ein spezifisches Verwendungsschema auf und sind nur in speziellen Gebrauchszusammenhängen anwendbar. Die erste Ebene der Signifikation dient als eine Grundbasis, als ein Mittel für die zweite Ebene der Signifikation, die als Folge der ersten verstanden und an bestimmte Gebrauchsaspekte gebunden wird, was zur Verfestigung der PWV führt. Diese Verfestigung verunmöglicht in der Folge eine reguläre Erweiterung durch ein kontextuell bedingtes Attribut wie in den a)-Beispielsätzen. So bekommt die PWV ohne Ende im b)-Satz die Bedeutung der Menge, obwohl das Wort Ende auf der primären Signifikationsebene im a)-Satz keine gemeinsamen semantischen Merkmale mit der Bedeutung einer Menge auf der sekundären Signifikationsebene im b)-Satz aufweist.
Genauso ist es auch bei der PWV ohne Frage. In der ersten semiotischen Relation trägt diese Wortgruppe die direkte freie Bedeutung, d. h. wenn z. B. ein Verkäufer auf die Mängel eines Produkts hinweisen muss, ohne dass er ausdrücklich danach gefragt wird. Die zweite Signifikation rückt diese PWV in die epistemische Ebene der Modalität und mit der PWV ohne Frage drückt der Sprecher seine relativ hohe Sicherheit über den Sachverhalt der Aussage aus.
Die dritte PWV mit Abstand stimmt damit überein. Auf der primären Signifikationsebene hat diese PWV die Bedeutung der räumlichen Entfernung, auf der sekundären gewinnt sie epistemische modale Bedeutung, wobei der Sprecher jeden Zweifel ausschließt und meint, das Ende des vierten Teils sei eindeutig das gemeinste Ende aller Bücher. Zusammenfassend lässt sich formulieren, dass die zweite Signifikationsebene zwar eine Folge der ersten Signifikation ist, aber als ein spezieller Gebrauchsaspekt der jeweiligen PWV anzusehen ist.
Die PWV sind in ihrer ambigen Semantik nicht einfache Anwendungen sprachlicher Zeichen und Regeln, sondern ihre Semantik ist von verschiedenen Relationen zu anderen Lexemen bedingt. Und dies widerspiegelt sich auch im Kontrast. Die Prozesse auf der zweiten Signifikationsebene sind in jeder Sprache durch starke Idiosynkrasie gekennzeichnet. Die b)-Sätze zeigen, dass die deutschen PWV keine direkten Entsprechungen im Slowakischen haben. Filme ohne Ende kann man im Slowakischen nicht wortwörtlich übersetzen, wie etwa *filmy bez konca, denn das würde die primäre Bedeutung im a)-Satz evozieren. Zur Wiedergabe des b)-Inhalts müsste eine Übersetzung auf eine Mengenbezeichnung wie nekonečne veľa (= unendlich viel) ausweichen. Das Gleiche gilt auch für die epistemischen Bedeutungen in den beiden weiteren b)-Sätzen: ohne Frage wird im Slowakischen eher mit Modalpartikel ausgedrückt – iste/nepochybne (= sicherlich, zweifellos), und auch die PWV mit Abstand kann in der epistemischen Bedeutung durch die slowakische Modalpartikel jednoznačne (= eindeutig) wiedergeben werden.
Man kann folglich behaupten, dass die modalen PWV auf der zweiten Signifikationsebene als ein Ergebnis verschiedener Relationen zu anderen Lexemen zu betrachten und an bestimmte Kontexte und Kommunikationssituationen gebunden sind. Die Analyse der hier beispielhaft untersuchten PWV bestätigt, dass ihre Verfestigung einzelsprachlich motiviert ist. Die daraus folgenden interlingualen Divergenzen zeigen also die Tendenz, dass die PWV auf der zweiten Signifikationsebene kaum sprachübergreifende Konvergenz aufweisen. Sie sind grammatisch und syntaktisch regulär strukturierte Einheiten, fungieren jedoch bereits als interpretierte und mithin nicht überzeitlich oder überregional stabile Ausdrücke im Lexikon. Das ist ein weiterer Grund für die Linguistik, sich stets aufs Neue mit dem je aktuellen Sprachgebrauch auseinanderzusetzen und ihn empirisch zu überprüfen.
3 Äquivalenz der PWV mit lokaler Bedeutung
Bei lokalen PWV sind wir mit einem besonderen Phänomen konfrontiert: mit dem Übergang von den rein lokalen zu den lokalen und/oder modalen Präposition+Nomen-Wortverbindungen. Darüber hinaus ist die sprachliche Betrachtung des Raumes auch mit dem Zeit-Raum-Konzept verbunden, denn: „Was wir tun und was wir erfahren, vollzieht sich an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit. Alles Handeln und alle Erfahrung ist orts- und zeitgebunden“ (Ehrich 1992: 2). Die vagen und ambigen Interpretationen der Betrachtung von Raum-, Modus- und Zeitkonzepten gehen daher primär auf einzelsprachlich motivierte Interpretationen der alltäglichen Lebenserfahrungen der Sprecher einer bestimmten Sprachgemeinschaft zurück.
Bei der Lokalisierung von Objekten bzw. Handlungen spricht man i. d. R. von statischer und dynamischer Lokalisierung. Während sich bei der statischen Lokalisierung die Position des Objektes oder der Handlung im Laufe der Zeit nicht verändert, impliziert die dynamische Lokalisierung eine Ortsveränderung des Objektes in der Zeit, denn das Objekt verlagert sich oder wird über einen gewissen Zeitverlauf von einem Ort zu einem anderen verlagert.
Vater führt ferner die Dimensionierung an, bei der die Aufmerksamkeit auf den Dimensionseigenschaften eines Objektes liegt. Erstens handelt es sich um das dreidimensionale räumliche Koordinationssystem bestehend aus der vertikalen (oben/unten), der transversalen (vorn/hinten) und der lateralen (rechts/links) Dimension und zweitens um ein topologisches System von Relationen, bei dessen Einbeziehung gewöhnlich von drei Teilräumen ausgegangen wird, und zwar von Innenraum, Außenraum und Rand (Vater 1996: 41).
Zu den grammatischen Mitteln der Lokalisierung und Lokalisierbarkeit gehören die entsprechenden Kasus. Im Falle der deutschen Sprache lässt sich von zwei Kasus sprechen, denen diese Funktion zuzuordnen ist: Dativ und Akkusativ als Ausdruck der Opposition „Positionierung vs. Direktionalisierung“. Die gegebenen Formkategorien können jedoch nicht als ein endgültiges und ausnahmsloses Kriterium angenommen werden, denn der Unterschied zwischen der statischen und dynamischen Lokalisierung anhand der Kasus-Opposition „Dativ vs. Akkusativ“ ist lediglich bei den Wechselpräpositionen festzustellen. Die slowakische Sprache mit ihrem 7-Kasus-System drückt die statische Lokalisierung anhand von zwei Kasus – Lokativ und Instrumental – aus, während Akkusativ, Genitiv und Dativ zum Ausdruck der dynamischen Lokalisierung verwendet werden.
Um die semantische Beschreibung möglichst „restlos“ zu erfassen, muss die jeweilige PWV in zwei Richtungen untersucht werden, einerseits von innen nach außen, indem die Struktur der Präpositionalphrase, d. h. der gegenseitige Einfluss ihrer Bestandteile auf die Binnen-Semantik, betrachtet wird, andererseits von außen nach innen, indem die Semantik der Präpositionalphrase unter Bezugnahme auf ihre kontextuelle Einbettung erfasst und dementsprechend der Einfluss von relevanten Kookkurrenzpartnern berücksichtigt wird. Hinter dem Letztgenannten verbergen sich gleich mehrere zu beachtende Punkte:
Als Verhältniswörter weisen die meisten Präpositionen polyfunktionalen Charakter auf und sind mithin fähig, Verhältnisse verschiedener Art auszudrücken.
Die Konkretisierung der jeweiligen Verwendungsweise der Präposition erfolgt aufgrund der Verbindung der Präposition mit ihrer Bezugsgröße, hier mit einer bestimmten Nominalphrase, in der sich das zu bezeichnende Verhältnis zur außersprachlichen Realität widerspiegelt.
Mit Rücksicht auf die lokalen PWV kommt es zur Konkretisierung der jeweils hergestellten Raumrelation, wobei dies anschließend ausgehend von ihrer kontextuellen Einbettung erfolgt und mithin von den pragmatisch begründeten Faktoren abhängt, die die konzeptuelle Anpassung der gegebenen Relation steuern.
Die variable und den realen Gebrauch repräsentierende kontextuelle Einbettung der lokalen PWV kann auch zur Quelle strittiger Fälle werden, in denen einer primär lokalen Präposition auch ein nichtlokales Konzept zugrunde liegt.
Die Notwendigkeit der Uminterpretation/Umdeutung der PWV lokalen Charakters reflektiert die ständige Dynamik im Wortschatzbereich, die auf dem wechselseitigen Verhältnis der Langue- und Parole-Ebene beruht.
Im Anschluss an die oben erwähnten Punkte sollen bei der kontrastiven Analyse der lokalen PWV folgende Aspekte berücksichtigt werden:
Das Potenzial der jeweiligen Präpositionen, die Raumrelationen ausdrücken.
Der Einfluss des Nomens auf die Binnen-Semantik der PWV aufgrund der unterschiedlichen polysemen Bedeutungsstruktur kann verschieden sein.
Die jeweilige PWV kann mit Rücksicht auf ihre relevanten Kookkurrenzpartner, i. d. R. aus dem verbalen Bereich, unterschiedliche syntaktische Positionen und Funktionen besitzen (Adverbialbestimmung, Präpositionalobjekt, Bestandteil der FVG u. a.) und diese müssen im zwischensprachlichen Vergleich nicht unbedingt korrespondieren; zugleich kann eine manchmal nicht erwartete kontextuelle Einbettung auf eine neue oder bislang übersehene Verwendungsweise hindeuten, die sich nur auf eine Sprache beziehen kann.[10]
Die untersuchten deutschen PWV sind zwar entweder durch Nullartikel oder durch einen mit der Präposition verschmolzenen Artikel gekennzeichnet, dies ist aber kein Beweis für eine generelle und endgültige System-Eliminierung des Artikels in den untersuchten PWV.
Nicht zuletzt ist es nötig, auf die Kasus-Rektion der lokalen Präpositionen hinzuweisen, wobei die Unterschiede auf dieser Ebene auf die verschiedenen Kasus-Systeme der verglichenen Sprachen zurückgehen.
Außerdem muss immer auch die Kategorie des (im Vergleich nur in der slowakischen Sprache vorhandenen) Aspekts in Betracht gezogen werden, weil sie die Kompatibilität der PWV in der slowakischen Sprache stark beeinflussen kann.
Ausgehend von der semantischen Beschreibung der lokalen Präpositionen, die in vielen Fällen aufgrund einfacher topologischer Beziehungen erfolgt (vgl. Eichinger 1989: 11), drücken die Präposition+Nomen-Verbindungen primär die Raumverhältnisse aus, die im weiteren Kontextrahmen unter dem Einfluss der Kookkurrenzpartner entweder spezifiziert oder modifiziert werden können. Der Prozess der Spezifizierung erfolgt teilweise bereits auf der Ebene der PWV, die in Frage kommende Modifizierung kann erst nach Einbeziehung anderer relevanter Kookkurrenzpartner bestätigt oder widerlegt werden.
Im Folgenden wird die Problematik der Äquivalenz im Bereich der lokalen PWV am Beispiel von zwei Präposition+Nomen-Wortverbindungen exemplifiziert, und zwar im Internet und im Kreis. Bei der Wahl der PWV spielte der syntaktische Status eine wichtige Rolle bzw. die Tatsache, dass sie im Satz in Funktion der Adverbialbestimmung auftreten. Außerdem weisen die PWV die identische Präposition in auf und sind beide durch das semantische Merkmal der Inklusion gekennzeichnet.
Die lokale Präposition in wird semantisch mit dem topologischen Teilraum „Innenraum“ in Zusammenhang gesetzt und ist als eine Art Behältnis im weiteren Sinne, repräsentiert durch ein semantisches Merkmal [+Inklusion], anzusehen. Durch die PWV im Internet und im Kreis sollte die Positionierung der zu lokalisierenden Größe im Sinne von „sich in einem bestimmten Behältnis, innerhalb von etwas befinden“ zum Ausdruck gebracht werden. In der PREPCON-Datenbank kommt im Internet 1390 Mal und im Kreis 674 Mal vor.[11]
Ausgehend von der korpusbasierten Untersuchung kommen bei der PWV im Internet in Konstruktionen mit Verben folgende typische verbale Kookkurrenzpartner rekurrent vor:
im Internet: heruntergeladen, veröffentlicht werden, im Internet verfügbar sein, etw. im Internet abrufen, anbieten, bestellen, finden, kaufen, machen, sehen, nach jmdm./etw. suchen, zur Verfügung stellen, veröffentlichen, s. im Internet über jmdn./etw. informieren, im Internet Geld verdienen, im Internet recherchieren, im Internet günstig/ kabellos/ kostenlos/ unbegrenzt surfen etc.
Für die deutsche PWV im Internet gibt es im Slowakischen drei Entsprechungen, die in unterschiedlichem Äquivalenzverhältnis zur Ausgangseinheit stehen:
1. na internete („auf Internet“) – lokal / modal
Die Präposition na in Verbindung mit Substantiven im Lokativ indiziert sowohl lokale („Ort, Umwelt, Umgebung, Raum“) als auch modale Bedeutung („Art und Weise, Mittel, Instrument, Maß“). Aus diesem Grunde ist das Kollokationspotential der PWV na internete offen für Verben, die sowohl lokale als auch modale Interpretationen zulassen. Typische Kookkurrenzpartner sind: na internete byť dostupné (im I. zugänglich sein), prístupné (im I. zugänglich sein), zverejnené (im I. veröffentlicht), na internete aktualizovať (im I. aktualisieren), čítať (im I. lesen), dať k dispozícii (im I. zur Verfügung stellen), kúpiť (im I. kaufen), nájsť (im I. finden), objaviť (im I. entdecken), ponúknuť (im I. anbieten), sledovať (im I. verfolgen), sprístupniť (im I. veröffentlichen/zugänglich machen), vyhľadať (im I. aussuchen), zistiť (im I. feststellen), zverejňovať – zverejniť (im I. veröffentlichen), na internete surfovať (im I. surfen), kolovať (im I. kursieren), správať sa nejako (sich im I. irgendwie verhalten) etc.
2. v internete („im Internet“) – lokal
Im Unterschied zu der ersten, viel häufiger vorkommenden slowakischen Entsprechung na internete (im Slowakischen Nationalkorpus 32 557 vs. 324 Vorkommen) wird primär die lokale Bedeutung „innerhalb eines Behälters, eines Bereichs“ indiziert, die modale Bedeutung ist hingegen nicht präsent. Die typischen verbalen Kookkurrenzpartner sind dann v internete je dostupné (im I. zugänglich sein), objaviť sa (im I. erscheinen), niekoho/niečo v internete hľadať (im I. nach jmdm./etw. suchen), nájsť (jmdn./etw. im I. finden) vyhľadať/vyhľadávať v internete niečo (etw. im I. aussuchen), surfovať (im I. surfen), zverejniť (im I. veröffentlichen).
3. cez internet („übers Internet“) – modal
Das dritte Äquivalent cez internet (im SNK 13 389 Vorkommen) indiziert im Gegensatz zum zweiten Äquivalent nur die modale Bedeutung „Art und Weise, Mittel, Instrument, Maß“. Die typischen Kookkurrenzpartner sind nakupovať (einkaufen), objednať (bestellen), telefonovať (telefonieren), uzatvoriť (abschließen), vybaviť (erledigen) und auch Substantive wie nákup (Einkauf), nevesta (Braut), letenka (Flugticket), platba (Zahlung), tovar (Ware), televízia (Fernsehen), telefón (Telefon).
Werden die Gebrauchskontexte der PWV im Internet ~ na internete / v internete / cez internet verglichen, so lässt sich, abgesehen von der unterschiedlichen Häufigkeit im Korpus, behaupten, dass sie in einer Beziehung der privativen (na internete vs. v internete / cez internet) oder äquipollenten (v internete vs. cez internet) Opposition stehen (vgl. Ďurčo 2013), d. h. sie funktionieren in gewissen Kontexten entweder als konkurrierende oder auch als komplementäre, nicht austauschbare Entsprechungen.
Im Unterschied zum Nomen Internet ist das Nomen Kreis polysem.[12] Verallgemeinert bezieht sich das Lexem Kreis auf zwei große extensionale Bereiche: 1. rundes Gebilde, 2. zusammenhängende Gruppierung von Personen, Dingen oder Sachverhalten. Dies indiziert zwei adverbiale Funktionen – die lokale und die modale. Die PWV im Kreis kommt in beiden Bedeutungen vor und muss somit ebenfalls als polyseme PWV beschrieben werden.
Die am häufigsten realisierte Verwendungsweise der PWV im Kreis bezieht sich auf die Lokalisierung des Objektes bzw. des Geschehens in einem durch die Grenzen des jeweiligen Kreises beschränkten Raum und stellt zugleich einen Beweis für die vorliegende Inklusions-Relation dar. Im breiten Spektrum an Gebrauchskontexten der PWV im Kreis spiegelt sich die polyseme Bedeutungsstruktur des Bezugswortes der PWV wider, die zu zahlreichen differenzierten Verwendungsweisen führt. Es handelt sich dabei entweder um lokale, aber von der oben erklärten Inklusions-Relation abweichende Verwendungsweisen, oder es wird durch die Verbindung der PWV mit entsprechenden Verbpartnern der Sachverhalt hinsichtlich der Art und Weise näher bestimmt.
Die lokale Bedeutung indizieren Verben der statischen Lokalisierung, wie sein, sitzen, liegen, stehen, sich befinden etc. Die modale Bedeutung aktivieren vor allem Verba dicendi, wie besprechen, diskutieren, erörtern und auch weitere Verben wie feiern, verbringen etc. Einen besonderen Fall stellen Verba movendi dar, wie herumfahren, herumlaufen, tanzen, sich bewegen, fahren, rennen, laufen, schwimmen, sich drehen etc. Die lokale Bedeutung der PWV bleibt in diesen Fällen zwar bestehen, wird bei ihnen gegenüber der modalen Bedeutung aber in den Hintergrund gedrängt.
Die Äquivalenzverhältnisse sind primär wegen der asymmetrischen Polyfunktionalität der Präpositionen im ~ v und der asymmetrischen Polysemie der Nomen Kreis ~ kruh divergent. Das Äquivalent v kruhu (im Kreis) fungiert wie die deutsche PWV als lokales und modales Adverbiale und ist damit die prototypische und zugleich häufigste Entsprechung für die meisten Gebrauchsbereiche. Auch die variable Form mit der internen Slot-Stelle im X Kreis, wie im engen / engsten / familiären / kleinen Kreis hat direkte Parallelen im Slowakischen: v úzkom / najužšom / rodinnom / malom kruhu. Dasselbe gilt für die Verwendung der PWV in präpositionaler Funktion im Kreis XY mit direkter Parallele im Slowakischen: im Kreis der Familie – v kruhu XY rodiny, im Kreis der Freunde – v kruhu priateľov, im Kreis der Nächsten – v kruhu najbližších etc. Wegen der erwähnten Asymmetrien hat die deutsche PWV mehrere Äquivalente im Slowakischen.
Die erste Divergenz bezieht sich auf die Bedeutung des Nomens „Verwaltungsbezirk“ mit den Äquivalenten obvod, okrsok, kraj: im Kreis XY leben, wohnen etc. = žiť, bývať v obvode/ okrsku/ kraji XY.
Die zweite Divergenz liegt in der doppelten Bedeutung der PWV in Verbindung mit Bewegungsverben. Im Falle der Kombinierbarkeit der PWV im Kreis mit Bewegungsverben liegt die Konzentration nicht auf der Festlegung des Ziels, sondern eher auf der näheren Bestimmung der Art und Weise der durch das Verb ausgedrückten Bewegung. Der deutschen PWV entspricht im Slowakischen auch das Adverb dookola (rundherum), wobei diese „dookola-Bewegung“ entweder gezielt und tatsächlich in kreisförmiger Richtung ausgeübt wird oder ein „Hin-und-her-Laufen“ ausdrückt. Die eine Betrachtungsweise ist statisch, also „sich irgendwo befinden und sich dort irgendwie bewegen“, die zweite Betrachtungsweise ist dynamisch, also „sich irgendwo befinden und sich dort in irgendeiner Richtung bewegen“. Für die erste Betrachtungsperspektive gilt als Äquivalent v kruhu, für die zweite do kruhu. Als konkurrierende Alternativen kommen in diesem Zusammenhang auch die semantisch korrelierenden Adverbien dookola, dokola, koldokola in Frage.
Diese Differenzierung wird aufgehoben, wenn die PWV entweder im lokalen Sinne „hin und her“: sich im Kreis drehen, bewegen etc. oder im Sinne von „sich (ausweglos) hin und her bewegen oder sich ständig mit (schwierigen / sinnlosen / …) Themen, Problemen, Gedanken befassen und nicht fähig sein, sie zu lösen bzw. sie loszuwerden“ verwendet wird. In diesem Falle sind beide Äquivalente und auch die Adverbien komplementär: točiť sa, motať sa v kruhu / do kruhu / dookola, dokola, koldokola.
Die dritte Divergenz bezieht sich auf Fälle der idiosynkratischen Kompatibilität der deutschen PWV in festen Wendungen bzw. Idiomen. Das prototypische Äquivalent v kruhu ist hier blockiert; als Äquivalent kann man nur das Adverb dookola (a), dookola, dokola, koldokola (b), oder nur das Äquivalent do kruhu (c) einsetzen:
sich im Kreise (rings) umsehen – nur: obzrieť sa dookola
Alles dreht (mir) sich im Kreis! (mir ist schwindlig) – Všetko sa mi točí (dookola, dokola, koldokola)!/ Točí sa mi hlava (dookola, dokola, koldokola)! Krúti sa mi hlava (dookola, dokola, koldokola)!
jmdn., etwas im Kreis aufstellen, sich im Kreis aufstellen – niekoho, niečo postaviť do kruhu, postaviť sa do kruhu
Eine letzte Besonderheit bezieht sich auf spezifische Kontexte mit Verben, die eine im Kreis ausgeübte Tätigkeit bezeichnen, wie (durch)mischen, schwenken. Für diese spezifischen Kontexte existiert im Slowakischen das Äquivalent krúživým pohybom (= in Drehbewegung).
Im Hinblick auf die Anzahl der slowakischen Entsprechungen für die deutsche PWV herrscht zwischen den verglichenen Sprachen ein Verhältnis der Polyäquivalenz. Dies lässt sich zwar schon aufgrund der unterschiedlichen semantischen Struktur des Bezugswortes der PWV voraussetzen, bewiesen werden kann sie aber erst nach der Analyse der Gebrauchsbereiche der PWV und ihrer Varianten in beiden Sprachen. Es wurde bestätigt, dass man bei der möglichst restlosen Beschreibung der Semantik der PWV einerseits von ihrer Binnensemantik vor dem Hintergrund der Semantik ihrer Komponenten und andererseits von ihrer kontextuellen Einbettung ausgehen muss.
4 Äquivalenz der PWV mit temporaler Bedeutung
Bei temporalen PWV kommen im Deutschen neben Präposition+Nomen-Verbindungen mit interner Nullstelle zwischen P und N (binnen Kurzem, für Jahre, gegen Ende, in Kürze, innerhalb Minuten, seit Ewigkeiten, vor Kurzem) auch PWV mit bestimmtem Artikel (auf Dauer vs. auf die Dauer), mit attributiver Erweiterung (im Moment vs. im letzten Moment) oder als Bestandteil einer Nominalphrase (am Ende und am Ende des Jahres) vor. Das Zeitkonzept tritt am deutlichsten bei PWV mit Zeitangaben im eigentlichen Sinne (Tag, Woche, Jahr etc.) zum Vorschein. Jedoch auch bei temporalen PWV kommt die semantische Ambiguität mit Überlappungen zu modalen und/oder lokalen Konzepten zum Ausdruck. Neben reinen Zeitangaben sind die PWV auch mit anderen Bedeutungen und Funktionen verbunden (TEMP/MOD – auf Abruf, auf Anhieb, auf Dauer, im Ansatz, im Keim, im Vorhinein, über Nacht, LOK/TEMP – am Anfang, am Ende, am Schluss). Diese Ambiguität bzw. semantische Unschärfe hat eindeutig Einfluss auf die Divergenzen in der Äquivalenz (vgl. Hein et al. 2018).
Ein weiterer spezifischer Grund der divergenten Äquivalenz liegt im unterschiedlichen Verwendungspotenzial der identisch motivierten PWV im Deutschen und im Slowakischen. Am Beispiel der PWV in Windeseile erörtern wir die Faktoren, die diese divergierenden Äquivalente bedingen.
In Anlehnung an das PWV-Modell (Steyer 2018) verfolgen wir die Hypothese eines prototypischen Äquivalents der rein temporalen deutschen PWV in Windeseile im Slowakischen. Als prototypischer, identisch motivierter Kandidat erweist sich zuerst die Wortverbindung rýchlosťou vetra (= mit Eile des Windes), die aus Sicht des Komponentenbestandes der deutschen PWV am nächsten steht.
Das erste divergierende Element bei der Bestimmung der Wortverbindung rýchlosťou vetra als prototypisches Äquivalent repräsentiert die Tatsache, dass die slowakische Wortverbindung polyfunktional ist, d. h. dass sie nicht nur die Funktion einer temporalen Adverbialphrase ausübt. Die Treffer im Korpus müssen daher zunächst einer Desambiguierung unterzogen werden. Dies betrifft Belege, die den Aspekt der Temporalität/Unmittelbarkeit nicht ausdrücken und daher dem Ziel der kontrastiven Analyse nicht entsprechen (vgl. Steyer 2018: 232; Ďurčo 2018a: 299; PREPCON Einführung[13]). Die nichttemporale Funktion der PWV (Beispiel 1) bezieht sich auf den eigentlichen Sinn der Wortverbindung im freien Gebrauch, d. h. auf die physikalische Eigenschaft des Windes (konkret auf seine Geschwindigkeit). Diese Lesart, die wir als Lesart 1 bezeichnen, beschränkt sich ausschließlich auf die Beschreibung der atmosphärischen Umstände:
(1) |
Čím pôsobí vzduch na človeka liečivo? Predovšetkým teplotou alebo ochladením, vlhkosťou pár a rýchlosťou vetra. (http://www.zdravieportal.sk/vzdusny-kupel-klimaticka-liecba/) |
(1a) |
Wodurch ruft Luft einen heilenden Effekt beim Menschen hervor? Vor allem durch die Temperatur oder die Abkühlung, durch die Luftfeuchtigkeit und durch die Windgeschwindigkeit. (Übersetzung J. T.) |
Die nächste divergierende Erscheinung bei der Kontrastierung der PWV und der hypothetischen Entsprechung stellt die divergierende Funktion der Präposition s (mit) dar. Das Nomen Windeseile kommt auch in Kombination mit der Präposition mit vor (vgl. Ďurčo 2018b: 38; DWDS unter dem Lemma Windeseile). Die PWV mit Windeseile ist mit der PWV in Windeseile synonym, sodass aus semantischer Sicht die Präpositionen in und mit im Rahmen der PWV austauschbar sind.[14] Analog dazu wurden im Korpus Araneum Slovacum Maximum[15] zahlreiche Belege identifiziert, in denen der slowakische Kandidat mit der Präposition s (mit) kookkurriert (s rýchlosťou vetra). Jedoch weist die Präposition s im Slowakischen auf die Lesart (1) hin und korreliert folglich mit der deutschen PWV mit Windgeschwindigkeit(en):
(2) |
Podľa posledných informácií snehová víchrica s rýchlosťou vetra viac ako 100 kilometrov za hodinu, si doteraz vyžiadala jednu obeť a 100 ľudí utrpelo zranenia. (http://www.rozhlas.sk/spravy/Pocasie-v-Madarsku?l=1%26i=60583%26p=82) |
(2a) |
Die neuesten Nachrichten berichten über einen Schneesturm mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km pro Stunde ... (Übersetzung J. T.) |
Den gleichen Effekt auf den potenziellen Äquivalent-Kandidaten, also die Aktivierung der direkten Bedeutung der Wortverbindung, üben die typischen adjektivischen Attribute aus:
(3) |
Iba na okraj uvádzame, že hurikán Katrina dosiahol koncom augusta 2005 južne od mesta New Orleans silu 5. stupňa s maximálnou rýchlosťou vetra 280 až 285 km za hodinu. (http://www.milanlapin.estranky.sk/clanky/mimoriadne-pocasie-v-zahranici/stanovisko-k-hurikanu-sandy.html) |
(3a) |
Nur am Rande erwähnen wir, dass der Hurrikan Katrina gegen Ende August 2005 südlich von New Orleans die Stärke der Stufe 5 mit maximalen Windgeschwindigkeiten von 280 bis 285 km/h erreicht hat. (Übersetzung J. T.) |
Die Anwesenheit der typischen kontextuellen Partner führt zur Blockierung der temporalen Lesart (Lesart 2) und gleichzeitig zur Aktivierung der Lesart 1. Die Aktivierung einer nicht temporalen Lesart durch kontextuelle Elemente wird nur beim hypothetischen Kandidaten rýchlosťou vetra festgestellt, die deutsche PWV sowie der weitere potenzielle Äquivalent-Kandidat weisen eine solche Doppelsemantik nicht auf.
Die Analyse der onomasiologisch systematisierten prototypischen Kookkurrenzpartner der PWV (vgl. Mellado Blanco und Steyer 2018: 271) im Deutschen[16] und der Wortverbindung im Slowakischen[17] ergibt typische Gebrauchsaspekte der jeweiligen Wortverbindung. Eine solche „Analyse [erweist sich, J. T.] als besonders gewinnbringend für eine adäquate Äquivalenzfindung in den Kontrastsprachen“ (Mellado Blanco und Steyer 2018: 267). Die Gebrauchsaspekte bestätigen nämlich nicht nur die Kernbedeutungen der PWV, sondern bringen des Weiteren Faktoren der Konvergenz und Divergenz hinsichtlich der zwei kontrastierten Entitäten ans Licht. Sie ermöglichen eine neue Sicht auf die Bestimmung des interlingualen Äquivalents je nach Grad der Übereinstimmung des jeweiligen Gebrauchsaspektes der untersuchten Wortverbindungen.
Im Falle der PWV in Windeseile und der prototypischen Entsprechung rýchlosťou vetra weist (weisen) die Kernbedeutung(en) identische Merkmale auf:
1. das Merkmal der „Unmittelbarkeit“ der Aktion / des Verlaufs / der Bewegung / des Geschehnisses etc.:
(4) |
Wenn Designer Jeremy Scott eine Kollektion für Moschino entwirft, dann ist die in Windeseile ausverkauft! (https://www.instyle.de/fashion/shopping-highlight-moschino-x-stylebop) |
(4a) |
Sotva však Dafné uvidela Apollóna, rýchlosťou vetra sa dala do behu – jej srdcom prenikol šíp zabíjajúci lásku. (http://referaty.atlas.sk/vseobecne-humanitne/dejepis/23898/anticki-bohovia) |
2. das Merkmal der „kurzen Dauer“, das man als „schnell-wie-der-Wind“- Merkmal paraphrasieren kann:
(5) |
Die besinnlichen Tage des letzten Jahres sind vorbei und der erste Monat des neuen Jahres verflog in Windeseile. (https://www.novalnet.de/magazin/rueckblick-die-wichtigsten-urteile-und-gesetze-im-januar-2018) |
(5a) |
Januárové dni preleteli rýchlosťou vetra, takmer som zabudol objednať semená skalničiek z Anglicka a Škótska a konečne som sa pustil aj do výsevov, ktoré som pôvodne plánoval na december. (http://kallima.sk/blog.php?article=1) |
Allerdings sind die beiden Kategorien sehr nah beieinander, und man kann oder muss sie sogar in bestimmten Kontexten zusammenziehen. Abgesehen von der Doppeldeutigkeit der slowakischen Verbindung rýchlosťou vetra weist die Übereinstimmung der Kernbedeutungen in der Ausgangs- und in der Zielsprache auf das potenziell prototypische Pendant der deutschen PWV hin. Es wird jedoch erst mit der Anwendung der Gebrauchsanalyse ersichtlich, dass bestimmte verbale Satelliten der deutschen PWV mit der prototypischen slowakischen Entsprechung nicht kompatibel sind. Die Diskrepanz liegt im extensionalen Umfang der kontrastierten Wortverbindungen, der bei der slowakischen Entsprechung wesentlich reduziert ist. Das slowakische Äquivalent zeigt eine markante Affinität nur zu Tätigkeitsverben mit dem Merkmal der Dynamik einer Bewegung („wie der Wind“) bzw. einer physischen Aktivität, oft mit Angabe eines Ziels bzw. einer Destination (šíriť sa sich verbreiten, lietať, letieť fliegen, ísť preč weggehen, hnať sa rasen, cválať galoppieren, premávať sa herumfahren, uháňať preč weglaufen, cestovať reisen + rýchlosťou vetra):
(6) |
Cestujem, letím rýchlosťou vetra z Lipska do Drážďan, z Drážďan do Berlína! (http://www.poznanie.sk/knihy/sfery-medzi-slnkom-a-zemou-3.php) |
(6a) |
Ich fahre, ich fliege in Windeseile von Leipzig nach Dresden, … (Übersetzung J. T.) |
(7) |
Z chodby sa rýchlosťou vetra presunula do izby, odkiaľ šli hlasy z televízora. (http://www.beauty.sk/spravy/clanok281-Poziciam_si_manzela.htm) |
(7a) |
Sie ist in Windeseile vom Flur ins Zimmer gegangen, … (Übersetzung J. T.) |
(8) |
Správa o tejto udalosti sa rýchlosťou vetra rozniesla po celej dedine. (http://www.ubrez.ocu.sk/sk/index.php?ids=71) |
(8a) |
Die Nachricht über dieses Ereignis hat sich in Windeseile im ganzen Dorf verbreitet. (Übersetzung J. T.) |
Bei Tätigkeitsverben oder Ereignisverben mit dem semantischen Merkmal +SCHNELLEN VERLAUF HABEND, die im Kookkurrenzfeld der deutschen PWV rekurrent vorkommen, wie z. B. ausverkauft sein (Konzert, Festival, Tour), vergriffen sein (Karten, Tickets), packen (Taschen, Koffer, Sachen), verfliegen/vergehen (Zeit, Langeweile, Tage, Stunden), erledigen (Aufgaben, Auftrag), sich leeren (der Saal, der Parkplatz, das Stadion, die Bühne), leeren (Flache, Jackentaschen, Glas), verschlingen (Portion, Essen, das Frühstück, Artikel, Buch, Comics), verputzen (große Mengen, Essen, Brot), zubereiten (Gericht, Suppe, Dessert), sich füllen (Pubs, Terrassen, das Parkett, der Koffer, die Flasche), sich anziehen (Klamotten, Hose) etc., erweist sich die Anwendung der slowakischen Entsprechung entweder als überhaupt nicht kompatibel oder sie klingt höchst auffällig.
Die restringierten Anwendungsmöglichkeiten der slowakischen Verbindung rýchlosťou vetra führen uns zu weiteren Überlegungen über das adäquate Äquivalent, wobei darauf geachtet wird, dass es sich dabei um eine Entsprechung handelt, „die die meisten Gebrauchsaspekte erfasst“ (Mellado Blanco und Steyer 2018: 268). Die typische Übersetzung der PWV in vergleichbaren bzw. identischen Kontexten (d. h. auch mit ähnlichen oder identischen Kookkurrenzpartnern der PWV) ist die Wortverbindung rýchlosťou blesku (in/mit Blitzesschnelle[18]):
(9) |
Die Konzertkarten für die sich anschließenden Andrea Bocelli-Konzerte waren in Windeseile ausverkauft. (http://www.gibts-noch-karten.de/event/?q=andrea+bocelli) |
(9a) |
Vstupenky na koncert sa vypredali rýchlosťou blesku. (http://m.kusi.sk/tag/il-divo/) |
(10) |
Die schöne neue Welt des Cloud-Computing verspricht genau das und Dienste, [sic!] wie Dropbox & Co haben den Markt in Windeseile erobert. (https://www.irt.de/themengebiete/produktions-technologien/cloud-production) |
(10a) |
Vhodný príklad sú v súčasnosti najmä smartfóny a tablety, ktoré prenikajú na trh rýchlosťou blesku. (http://www.equark.sk/index.php?cl=literature_item%26iid=365) |
(11) |
In Windeseile habe ich sie buchstäblich verschlungen, ja und auch ich will eine Fortsetzung, denn es gibt noch Dinge, die man weiterführen kann. (https://carinabartsch.de/gastebuch/comment-page-1) |
(11a) |
„Knihu som prečítala, ba priam až zhltla rýchlosťou blesku.“ (http://www.martinus.sk/?uItem=183501%26z=12S6Z3%26utm_source=z%3D12S6Z3%26utm_medium=url%26utm_campaign=partner) |
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Vergleich ist die Konvergenz/Divergenz in Bezug auf Sprachsystem vs. Diasystem. In unserem Beispiel stellt sich die Frage nach der diafrequenten Divergenz. In der Auseinandersetzung mit den Problemen der Äquivalenz von Phraseologismen, die wir auch in Bezug auf die Äquivalenz der PWV in Betracht ziehen werden, stellt Ďurčo fest, dass „man nicht nur den systemlinguistischen, sondern viel mehr auch den suprasemantischen Aspekt berücksichtigen [muss J. T.]“ (Ďurčo 2010: 31), u. a. die diafrequente Ebene des potenziellen Äquivalents. „Die sprachlichen Formen, die auf der Systemebene als Äquivalente erscheinen, können somit völlig unterschiedliche Charakteristiken hinsichtlich ihrer [...] [diasystematischen, J. T.] Existenzformen haben“ (Ďurčo 2010: 33; vgl. auch Dolník 2003: 170). Auch Mogorrón Huerta deutet darauf hin, dass bei der Suche nach dem Äquivalent die Eigenschaften der Wortverbindungen, wie „die Sprachniveaus, der regionale und generationelle Gebrauch und die Frequenz des Gebrauchs etc.“ (Mogorrón Huerta 2008: 398, Übersetzung J. T.) (Mogorrón Huerta 2008: 398), untersucht werden müssen. Die Relevanz der Miteinbeziehung der diafrequenten Perspektive aus lexikografischer Sicht betont auch Model:
Insofern gehören Phraseologismen ebenso wie anderes Wortgut uneingeschränkt zum Objektbereich des Wörterbuches, wenn sie auch aus lexikographischen Gründen nicht in derselben Art beschrieben werden können. […] Dennoch unterscheiden sich die Kriterien für eine solche Abstufung nicht substanziell von denen, die bei monoverbaler Einheit gelten. In erster Linie wird sich eine solche Auswahl an der diasystematischen und hierbei vor allem an der diafrequenten Markierung der Einheiten orientieren. (Model 2010: 252).
Die statistische Übersicht über die Distribution der PWV und des potenziell prototypischen Kandidaten rýchlosťou vetra zeigt uns eine quantitative Diskrepanz in der Vorkommenshäufigkeit der kontrastierten Wortverbindungen (s. Tabelle 2) und stellt in Anlehnung an die diafrequente Ebene der deutschen PWV die Legitimität der potenziell prototypischen slowakischen Entsprechung in Frage.
Vergleich der Häufigkeitsvorkommen von in Windeseile und rýchlosťou vetra
Korpus |
Araneum Germanicum II Maximum |
Araneum Slovacum IV Maximum |
Tokens |
9 086 344 379 |
2 963 468 359 |
Anfrage |
[word="In|in"][word="Windeseile"] |
[word="(Rýchlosťou|rýchlosťou)"] |
[word="vetra"] |
||
Treffer |
9 915 |
312[19] |
Anteil (%) |
1.10 per Million |
0.11 per Million |
Der häufigste verbo-nominale Kookkurrenzpartner der deutschen PWV in Windeseile ist Nachricht verbreiten. Das bringt uns zur parallelen Analyse der äquivalenten Kookkurrenz in der Zielsprache (rozšíriť správu), sodass wir auf reversible Art und Weise das häufigste adverbiale Äquivalent im Slowakischen erschließen können. Die Anfrage [lemma="rozšíriť"][]*[lemma="správa"] within <s/> ergibt als den häufigsten Partner mit adverbialer Funktion die phraseologische Verbindung rýchlosťou blesku (in/mit Blitzesschnelle):[20]
(12) |
V polovici júla roka 2003 sa rýchlosťou blesku rozšírila správa, že idol ženských sŕdc s nádherným hlasom Karel Gott dostal srdcový infarkt. (http://www.celebs.sk/karel-gott/profil/) |
(12a) |
Mitte Juli 2003 hat sich in Windeseile die Nachricht verbreitet … (Übersetzung J. T.) |
Auch die Kollokationsprofile in den jeweiligen Korpora zeigen uns eindeutig, wie die untersuchten Wortverbindungen in Bezug auf ihre verbalen Kookkurrenzpartner korrelieren:[21]
Die häufigsten verbalen Kookkurrenzpartner bei in Windeseile und rýchlosťou blesku im Araneum Germanicum II Maximum und Araneum Slovacum IV Maximum
in Windeseile |
rýchlosťou blesku (in/mit Blitzesschnelle) |
herumsprechen |
1. ¸ šíriť (herumsprechen, verbreiten, ausbreiten) |
verbreiten |
2. ¸ rozniesť (verbreiten, ausbreiten) |
verputzen |
3. ¸ rozchýriť (herumsprechen) |
ausverkaufen |
4. ¸ prefrčať (vorbeisausen) |
verfliegen (Zeit) |
5. ¸ obletieť (správa obletela svet/die Nachricht hat sich um den Erdball verbreitet) |
sich ausbreiten |
6. ˚ miznúť (verschwinden) |
vertilgen |
7. ¸ rozletieť (správa sa rozletela svetom/die Nachricht hat sich rund um den Globus verbreitet) |
zaubern |
8. ˚ vypariť sa (verschwinden) |
zusammenpacken |
9. ¸ preletieť (verfliegen, aber auch vorbeisausen, sich verbreiten) |
sausen |
10. ¸ vypredať (ausverkaufen, vergreifen) |
flitzen |
11. ˚ vyplávať (auftauchen) |
erobern |
12. ˚ vyrútiť sa (herausstürmen) |
vergreifen |
13. ˚ vletieť (hineinstürmen) |
zubereiten |
14. ¸ rozšíriť (verbreiten, ausbreiten) |
leeren |
15. ˚ vyštartovať (loslaufen) |
erklimmen |
16. ¸ zhltnúť (verputzen, verschlingen, vertilgen) |
Interessant ist auch die Übereinstimmung der zwei häufigsten nominalen Kollokationskandidaten der kontrastierten Wortverbindungen: Nachricht / správa und Internet / internet.[22]
Die Divergenz in den Konzepten der kontrastierten Wortverbindungen (in Windeseile im Deutschen vs. rýchlosťou blesku / in Blitzesschnelle im Slowakischen), die aus der systemlinguistischen und diasystematischen Sicht die stärkste Überlappung aufweisen, lässt sich nach Mejri (2000) durch die Spezifika des konzeptuellen Transfers und der semantischen Selektion bei Verfestigung der usuellen Wortverbindungen (séquences figées) der jeweiligen Sprache erklären:
Sur le plan conceptuel, les SF sont généralement considérées comme ce qu’il y a de plus propre à une langue parce que le parcours suivi par chaque séquence traduit en quelque sorte certains systèmes de pensée de la collectivité. Si le figement en tant que processus est un phénomène universel impliquant les mêmes mécanismes linquistiques et plusieurs caractéristiques communes telles que la polylexicalité, la globalisation, la conceptualisation, la figuration, [...] il donne lieu dans chaque langue à des SF propres car les transferts de domaine et les sélections sémiques sont rarement les mêmes. (Mejri 2000: 605, zitiert nach Mogorrón Huerta 2008: 385)
Starken Einfluss auf das Äquivalent haben auch die Divergenzen in der internen und externen Varianz. Die PREPCON-Lückenfüllertabelle zeigt ganz eindeutig, dass die PWV in Windeseile einen sehr hohen Verfestigungsgrad aufweist, mit einem Prozentanteil von 99,44 % für die Nullstelle zwischen den Komponenten der PWV.
Die Determinanten und adjektivischen Attribute, welche den restlichen Prozentanteil in Anspruch nehmen, wurden als Slotfüller in der Analyse der internen Varianz der PWV untersucht (in X Windeseile), mit Fokus auf ihren eventuellen Einfluss auf die deutsche Wortverbindung und das slowakische Äquivalent. Die Belege haben auch zur Feststellung neuer Gebrauchsaspekte geführt:
Slotfüller im Muster in X Windeseile im Araneum Germanicum II Maximum und Araneum Slovacum IV Maximum
Funktion |
Deskription |
MUSTER „in X Windeseile“ |
INTENSIVIERUNG |
sehr schnell |
(13) Fast oben angekommen kam in einer Windeseile eine riesige Regenwolke auf uns zu. (http://www.mallorca-forum.com/reiseberichte/gr221-piratenweg-6-wander-tage-einer-anfangerin/msg263936/) |
(14) Kälte und feiner Pulverschnee wehte am Sonnabend in sprichwörtlicher Windeseile die Straßen so zu, dass dieser Transporter schon auf falscher Straße liegen blieb. (http://www.avr.de//de/service/news/123) |
||
NEUER GEBRAUCHSASPEKT |
in aller Eile |
(15) Bereits Stunden vor Mitternacht drängen sich immer mehr gut gelaunte Menschen erwartungsvoll zum funkelnden Las Vegas Boulevard, wo am Nachmittag in aller Windeseile noch hohe Drahtzäune … errichtet wurden … (http://www.weltrekordreise.ch/a_akt_p_lasvegasd.html) |
NEUER GEBRAUCHSASPEKT |
wie schnell |
(16) Bei diesem Showact kann das begeisterte Publikum live erleben, in welcher Windeseile Mister Sunrise und seine Assistentin ein Outfit nach dem nächsten wechseln. (http://www.mister-sunrise.de/s-wie-showkuenstler/showact-gala.html) |
Die Identifikation der neuen Gebrauchsaspekte der PWV in Windeseile, die aus der Erweiterung der PWV durch Elemente der internen Varianz resultieren, fordert neue Äquivalente in der Zielsprache. Die bisher untersuchten Wortverbindungen rýchlosťou vetra (in Windesschnelle) und rýchlosťou blesku (in Blitzesschnelle) drücken das Merkmal +IM EILTEMPO, EILENDS, FLUCHTARTIG[23] inhärent nicht aus. Dem Satz (15) und dementsprechend dem Gebrauchsaspekt (GA) „in aller Eile“, entsprechen im Slowakischen die PWV v náhlivosti (= in Hast) bzw. v rýchlosti (= in Schnelle).
(15a) |
Už dosť pred polnocou prúdia v plnom očakávaní dobre naladení ľudia na vysvietený Las Vegas Boulevard, kde sa ešte poobede v náhlivosti (= in Hast) stavali drôtené ploty … (Übersetzung J. T.). |
Nicht zuletzt muss auch für den GA „wie schnell“ eine neue Entsprechung festgelegt werden, die semantische Restriktion lässt nur die wortwörtliche Übersetzung „ako rýchlo“ zu.
(16a) |
Pri tomto vystúpení môže nadšené publikum naživo zažiť, ako rýchlo Mister Sunrise a jeho asistentka menia outfity. (Übersetzung J. T.) |
Dieser GA kommt auch bei der externen Varianz (X in Windeseile) zum Ausdruck:
(17) |
Die völlig überraschten Eltern entschließen sich, das Fest doch noch in Windeseile vorzubereiten. (http://wuerzburg-martin-luther.de/nachgedacht/merrychristmas.htm">http://wuerzburg-martin-luther.de/nachgedacht/merrychristmas.htm">http://wuerzburg-martin-luther.de/nachgedacht/merrychristmas.htm) |
(17a) |
Prekvapení rodičia sa rozhodli, v rýchlosti predsa len pripraviť tú oslavu. Die interne Varianz der slowakischen Wortverbindung (rýchlosťou X blesku) würde in zwei Fällen ein neues deutsches Äquivalent verlangen, um den gleichen Effekt zu gewährleisten: |
(18) |
To ho asi veľmi neupokojilo, lebo sa vyparil rýchlosťou guľového blesku. (http://leto.stargate.sk/?lvl=3%26stranka=index_clanky_ic_2010) |
(18a) |
Es hat ihn wahrscheinlich nicht befriedigt, weil er wie ein Kugelblitz*/ in Windeseile* verschwunden ist. |
Die feste Wendung *wie ein Kugelblitz ist in der Zielsprache nicht vorhanden, *in Windeseile entspricht hingegen nicht dem Konzept des Blitzes, das mit dem Attribut guľový blesk/Kugelblitz intensiviert und akzentuiert ist. Ein denkbares Äquivalent wäre hier „blitzartig“. Es fehlt dann zwar der Bestandteil Kugel- wie im Slowakischen, aber es kommt oft vor und ist meist sogar der Regelfall, dass bei der Übersetzung in eine andere Sprache bestimmte Aspekte eines Konzepts verloren gehen.
Dasselbe gilt auch für den nächsten Fall der internen Varianz:
(19) |
Domov utekám rýchlosťou namydleného blesku, poriadne ani nedovriem dvere a už listujem tenučkým, na obrázky bohatým periodikom. (http://isinacesta.wordpress.com/tag/dieta/) |
(19a) |
Ich laufe nach Hause wie ein (*wie ein eingeseifter Blitz?), … (Übersetzung J. T.) Die folgenden Übersetzungen kommen dabei als eventuelle Entsprechungen in Frage: wie ein geölter Blitz, in/mit Blitzesschnelle, blitzschnell, blitzartig. |
5 Fazit
Die Ursachen der Konvergenzen und Divergenzen zwischen PWV und ihren Äquivalenten, die die Gültigkeit des prototypischen Äquivalents einschränken, sind sehr heterogener Natur. Sie liegen z. B. in der Divergenz der extensionalen oder intensionalen Semantik der verglichenen PWV oder auch in der disparaten Inklusion der Gebrauchsbereiche und typischer Kookkurrenzfelder im Kollokationsfeld der PWV. Im konkreten deutsch-slowakischen Vergleich spielt auch der disparate Charakter der durch die Verben vermittelten Inhalte verbaler Handlungen mit besonderen Spezifika in der Aspektualität und Aktionsart eine wichtige Rolle. Die Äquivalenzbeziehungen bilden verschiedene graduelle und inklusive Relationen innerhalb der paradigmatischen und syntagmatischen Klassen, in denen die PWV funktionieren (vgl. Ďurčo 2018a). Die Analysen der modalen, lokalen und temporalen PWV haben weitere neue Faktoren der divergenten Äquivalenzrelationen aufgezeigt.
Bei modalen PWV mit epistemischer Bedeutung beeinflusst große Divergenzen in der Äquivalenz die Tatsache, dass es im Deutschen viel mehr PWV mit „epistemischer Modalität“ gibt als im Slowakischen. Im Slowakischen werden die epistemischen Bedeutungen vorwiegend durch Modalwörter und Modalpartikel ausgedrückt. Der zweite Faktor der divergenten Äquivalenz wurzelt tief im Sprachsystem und dokumentiert die Arbitrarität und Konventionalität der Zuordnung von signifiant und signifié auf der primären und sekundären Signifikationsebene. Auf der zweiten Signifikationsebene hat ein komplexes signifiant durch den Gebrauch in anderen Kontexten in verschiedenen Sprachen verschiedene Bezeichnungen zur Folge.
Bei lokalen PWV beeinflusst die zwischensprachlichen Relationen der divergente Übergang von rein lokalen zu lokalen und/oder modalen Präposition+Nomen-Wortverbindungen. Am Beispiel des „Inklusionskonzeptes“ wird der starke Einfluss der divergenten Polyfunktionalität der Präpositionen, das divergente Kasussystem der konfrontierten Sprachen und die Polyäquivalenz der Substantive auf die Äquivalenz der PWV dokumentiert.
Bei temporalen PWV beeinflusst die Äquivalenzrelationen die Tatsache, dass die PWV neben reinen Zeitangaben auch mit anderen Bedeutungen und Funktionen verbunden sind. Dies führt zu divergenten Überlappungen mit modalen und/oder lokalen Konzepten, die in den verglichenen PWV enthalten sind. Ein weiterer Faktor der divergenten Äquivalenz ist die unterschiedliche Wahrnehmung bestimmter Konzepte, verbunden mit idiomatisch gebundener bildhafter Motivation der PWV.
Diese Analysen sind weitere Beweise für unsere früheren Beobachtungen, die gezeigt haben, dass ein prototypisches Äquivalent nicht nur durch die typische, sprachlich verfestigte Umgebung bedingt ist. Die Differenzierung mehrerer Äquivalente verläuft – auch das bestätigen die Analysen – quer durch die sprachsystematischen, usuellen und kontextuellen Gebrauchs- und Funktionsbereiche der konfrontierten PWV. Die Restriktionen der Verwendung der konkurrierenden Äquivalente sind dabei meistens nicht usueller bzw. präferentieller Natur, sondern die konkurrierenden Äquivalenz-Kandidaten stehen in einer Beziehung der komplementären Distribution.
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