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Strategisches Denken für Hitler?

Die Wehrmachtakademie 1935 bis 1938
  • Johannes-Paul Kögler EMAIL logo
Published/Copyright: May 20, 2025
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Abstract

This article deals with the establishment and activities of the Wehrmacht Academy in the years 1935–38, during which selected general staff officers were trained in strategic thinking in courses lasting a year. After completing the course, the officers were intended for employment in a joint general staff, which is why the existence of the academy should be considered as part of the debate on the creation of the higher command structure of the German armed forces. After reflecting on the topic in the context of Prussian-German general staff training, and the »scientification« of war in the Weimar Republic, the connection to Nazi ideology and the transfer of knowledge that some course participants generated when drawing up regulations, or postwar studies for the Historical Division, and in military journalism, are discussed. The article concludes with an explanation of the background to the closure of the Wehrmacht Academy in 1938.

Als die Wehrmachtakademie im Frühjahr 1938 ihre Tore schloss, hatten gerade einmal drei Dutzend Lehrgangsteilnehmer in drei Jahrgängen die dortige Ausbildung durchlaufen – der letzte Jahrgang 1937 musste sie sogar nach einem halben Jahr wieder abbrechen. Die vermittelten Lehrgangsinhalte gingen dabei deutlich über Fragen der operativen Kriegführung hinaus und deckten ressortübergreifende Themen wie Wirtschaft, Rüstungspolitik, Propaganda und internationale Beziehungen ab. Eingebunden wurden neben den Generalstabsoffizieren aller Teilstreitkräfte auch höchste zivile Beamte aus verschiedenen Ministerien, die allesamt ihr Wissen miteinander verknüpften und sogar eine gemeinsame Vorschrift erarbeiteten. Die Wehrmachtakademie war eine strategisch ausgerichtete, streitkräfteübergreifende Bildungseinrichtung mit universitärem Charakter,[1] die auch international konkurrenzfähig sein sollte. Doch wieso schloss sie nach so kurzer Zeit und wer waren in der Aufwuchsphase der Wehrmacht und im Diskurs über die Frage nach einer militärischen Spitzengliederung die treibenden Kräfte für ihre Gründung?

Die Auflösung der Wehrmachtakademie fiel in ein Jahr großer struktureller und personeller Veränderungen in der Wehrmachtführung. Die von der nationalsozialistischen Führung herbeigeführte Blomberg-Fritsch-Krise bewirkte die Ablösung des Generalobersts Werner Freiherr von Fritsch als Oberbefehlshaber des Heeres und des Generalfeldmarschalls Werner von Blomberg als Kriegsminister. Im Ergebnis entfiel nicht nur die bisherige Stellung eines Kriegsministers, sondern Hitler selbst wurde Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Auch eine den Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine übergeordnete Kommandobehörde war ins Leben gerufen worden und aus dem vormaligen Wehrmachtamt hervorgegangen. Sie trug die imposante Bezeichnung »Oberkommando der Wehrmacht« (OKW) und sollte bereits in Friedenszeiten die Fähigkeiten einer militärischen Spitzengliederung für den Kriegszustand zur Verfügung stellen. Die im OKW dienenden Generalstabsoffiziere sollten ganz im Sinne der Gesamtkriegführung strategisch denken und handeln können und dabei auch Aspekte der Kriegswirtschaft nicht vernachlässigen. Als Vorbereitung auf eine Verwendung im OKW diente den handverlesenen Generalstabsoffizieren aller Teilstreitkräfte ein einjähriger Lehrgang an der Wehrmachtakademie, bei dem man inhaltlich und konzeptionell Neuland betrat.

Bisher fand die Wehrmachtakademie mit ihrem bedeutsamen Ausbildungsabschnitt für die Fragen der Gesamtkriegführung nur am Rande Erwähnung. Aufgrund ihres kurzen Bestehens wird sie in der Erinnerungsliteratur der Wehrmachtgeneralität meist nur mit wenigen Zeilen bedacht und in den schwelenden Konflikt zwischen Reichskriegsministerium bzw. Wehrmachtamt und Heeresgeneralstab (Truppenamt) um die Führung von Landoperationen eingeordnet. Auch eine Verwechslung mit der ebenfalls in Berlin bestehenden Kriegsakademie, die für die Ausbildung der Generalstabsoffiziere des Heeres verantwortlich war, kam bereits bei namhaften Zeitgenossen vor.[2]

Die Darstellungen zur Geschichte des deutschen Generalstabs von Waldemar Erfurth[3] und Hansgeorg Model[4] kommen in ihren Erwähnungen zur Wehrmachtakademie kaum über zwei Seiten hinaus. Lediglich Horst Boog geht in seiner Studie über die deutsche Luftwaffenführung[5] etwas detaillierter auf diese Bildungseinrichtung ein und betrachtet sie dabei vorrangig aus der Perspektive der Luftwaffe und ihrer Einbindung in die Landkriegführung. Immerhin geht er auch auf konkrete Lehrgangsinhalte ein, die sich über die Vortragsthemen der eingeteilten Arbeitsgruppen ableiten lassen. Gerhard Groß thematisiert Vorträge und Arbeitsergebnisse, die an der Wehrmachtakademie erstellt wurden, in seiner Studie über das operative Denken im deutschen Heer und ordnet sie dabei in den Diskurs um ein neues Kriegsbild im Rahmen der Heeresvermehrung in den 1930er Jahren ein.[6]

Die bedeutsamste Quelle zur Wehrmachtakademie sind die Erinnerungen ihres ersten und einzigen Kommandeurs, General der Infanterie Wilhelm Adam. Dieser, mit seiner Versetzung in den Ruhestand zum Jahresende 1938 zum Generaloberst befördert, verfasste bereits vor 1945 fragmentarische Anteile seiner Memoiren und vervollständigte diese schließlich bis zu seinem Tod 1949. Die relevanten Bände zu den 1930er Jahren scheinen erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden zu sein, da in seinen Bewertungen von Ereignissen oder Biografien immer wieder Bezüge zum Kriegsende hergestellt werden. Der Nachlass Adams, einschließlich seiner Erinnerungen, wurde von seiner Witwe 1970 an das Institut für Zeitgeschichte verkauft und 1991 als Dauerleihgabe an das Militärarchiv Freiburg überstellt.[7] Bisher wurden die Aufzeichnungen Adams über die Aufstellung und den Lehrbetrieb der Wehrmachtakademie noch nicht systematisch ausgewertet, lediglich Boog weist in seinen Anmerkungen auf einige Stellen aus Adams Erinnerungen hin. Adams Äußerungen zu den Berührungspunkten der Wehrmachtakademie mit der Partei und staatlichen Dienststellen wie der Gestapo sind teilweise widersprüchlich und vor dem Hintergrund einer persönlichen, moralischen Entlastung nach dem Zweiten Weltkrieg zu werten. In diesem Sinne stellte er wiederholt seine enge Verbindung zu Generaloberst Ludwig Beck heraus und deutete auf eine von der NS-Ideologie losgelöste Wehrmacht hin. Wilhelm Adam wird zwar dem Kreis einer militärischen Opposition gegen Hitler um Ludwig Beck in den 1930er Jahren zugerechnet, jedoch zeichnet er für die regelmäßigen Kontakte der Wehrmachtakademie bis in die höchste Ebene von NS-Funktionären verantwortlich.

Ziel dieses Aufsatzes ist es, den Entstehungskontext der Wehrmachtakademie vor dem Hintergrund der NS-Ideologie und der Machtkämpfe innerhalb der Wehrmachtführung um die Gestaltung eines zukünftigen Kriegsbildes sowie ihre konzeptionelle Ausrichtung zu untersuchen. Damit soll ein Beitrag zur Frage der militärischen Spitzengliederung vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der tatsächlichen Absicht für die Schaffung einer übergeordneten Wehrmachtführung geliefert werden. Auch eine Einordnung in die Tendenzen zur Verwissenschaftlichung des Krieges und des Transfers von Erkenntnissen und Arbeitsergebnissen in die Militärpublizistik bzw. Nachkriegszeit soll dabei geleistet werden.

Das Problem einer einheitlichen Wehrmachtführung

Die Konzeptionierung und Aufstellung der Wehrmachtakademie für Generalstabsoffiziere der Wehrmacht war eng an die Idee und Möglichkeit zur Schaffung einer einheitlichen Wehrmachtführung gebunden. Die Debatte hierüber hatte im deutschen Militär bereits mit dem Ende des Ersten Weltkrieges eingesetzt und wurde in der Reichswehr kontinuierlich um die Frage des Kriegsbildes der Zukunft geführt. Bereits Jahre vor der NS-Herrschaft und der Errichtung eines Führerstaates, die auch die persönliche Aneignung eines militärischen Oberbefehls durch Hitler zum Ziel hatte, wurde schon in der Reichswehrführung sehr heftig »um die Verteilung von Macht und Ressourcen auf Grundlage verschiedener Interessen bzw. Organisationskulturen« gerungen.[8] Das Konfliktpotenzial bestand hauptsächlich zwischen den logistischen und operativen Ämtern in der Heeresleitung und den drei Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe, die nicht nur ihre bestehenden Aufgaben bewältigen, sondern auch ihren Einfluss ausweiten wollten und im Kriegsfall effektiv miteinander funktionieren sollten.

Hitler hatte sich schließlich innerhalb der Ausübung seiner Diktatur die Befugnisse zum alleinigen Oberbefehlshaber der Wehrmacht in drei Schritten angeeignet. Dies begann zunächst mit der Entmachtung des Reichspräsidenten Hindenburg als Oberbefehlshaber der Reichswehr durch das Ermächtigungsgesetz und die Einsetzung Werner von Blombergs als Reichswehrminister. Es folgten die Vereinigung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten auf die Person Hitlers am 2. August 1934 und die damit verbundene Übertragung der Kommandogewalt über die Reichswehr auf ihn. Schließlich übernahm Hitler am 4. Februar 1938 den Oberbefehl über die Wehrmacht und verkürzte die Befehlskette in einem letzten Schritt am 19. Dezember 1941, indem er sich selbst zum Oberbefehlshaber des Heeres bestimmte.[9] Die drei Teilstreitkräfte blieben mit einem jeweiligen Generalstab in Form eines Oberkommandos selbständig und zumindest theoretisch dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht in gleicher Weise nachgeordnet. Hermann Göring schaffte es jedoch durch die Fülle seiner Funktionen, u. a. als Reichsluftfahrtminister, Ministerpräsident von Preußen und Beauftragter für den Vierjahresplan, eine Sonderstellung bei Hitler zu erwirken und seine Interessen über den Reichskriegsminister hinweg beim Oberbefehlshaber der Wehrmacht durchzusetzen. Görings Eigenständigkeit ging sogar soweit, dass er in einem jahrelangen Zwist mit Blomberg selbst das Amt des Kriegsministers anstrebte.[10] Eine wesentliche Auseinandersetzung, an die sich auch die Frage nach der Notwendigkeit der Wehrmachtakademie als übergeordnete Ausbildungsstätte anschloss, ergab sich um die tatsächliche operative Führung aller Wehrmachtteile in Kriegszeiten. Hierbei kämpften zwei Fraktionen um ihren Einflussbereich innerhalb der Wehrmachtführung. Generalmajor Wilhelm Keitel wurde im Oktober 1935 Chef des Wehrmachtamtes und verstand sein Wirken in der Verfügbarmachung der gesamten Wehrmacht für den Reichskriegsminister. Für die Kriegsplanung und -führung der Zukunft wäre demnach eine Führungsorganisation notwendig gewesen, die alle drei Teilstreitkräfte gleichermaßen berücksichtigt und koordiniert und somit die Dominanz des Heeres überwindet. Hierzu verfolgte Keitel die Absicht, mit dem Wehrmachtamt eine »Zelle für einen strategisch-operativen Führungsstab der Gesamtwehrmacht« zu schaffen, sodass dem Wehrmachtamt auch eine ministerielle Leitung der drei Wehrmachtteile oblegen hätte.[11] Mit Oberst Alfred Jodl erhielt Keitel einen Leiter der Abteilung Landesverteidigung im Wehrmachtamt, der sehr energisch und unabhängig von bisherigen Loyalitäten zum Heeresgeneralstab die Idee einer gemeinsamen Wehrmachtführung vorantrieb.[12]

Die zweite Fraktion bildete die Heeresführung unter Generaloberst Fritsch, der Chef des Truppenamts Ludwig Beck und Generalleutnant Franz Halder. Sie versuchten, den schwindenden Einfluss der Heeresführung in einem möglichen Wehrmachtgeneralstab unter allen Umständen zu verhindern und die Lösung der Frage der Spitzengliederung auszusitzen. Bereits Ende 1933 kursierte innerhalb des Truppenamtes eine von Oberst Georg von Sodenstern verfasste Denkschrift über die »Befugnisse der obersten politischen und militärischen Führung in Krieg und Frieden«, wonach der Chef des Truppenamts seinen Einfluss als Chef des Wehrmachtsstabes auf die Gesamtkriegführung ausüben sollte. Diese Vorstellung für eine Kriegsgliederung sollte in der Friedensorganisation bereits umgesetzt werden, sodass der Chef des Truppenamts mit dem Reichskriegsminister die oberste Führung der Wehrmacht gebildet hätte.[13] Zwei Jahre später argumentierte Ludwig Beck wiederum für eine herausragende Stellung des Heeres, als das Wehrmachtamt eine Studie über einen möglichen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und die Tschechoslowakei erstellte. Da auch in einem solchen Szenario das Heer die überwiegende Last zu tragen habe, sei es der entscheidende Wehrmachtteil. Becks Vorstellungen von einer privilegierten Stellung des Heeres gipfelten schließlich in der Forderung, dass der Oberbefehlshaber des Heeres sogar ein politisches Mitspracherecht haben müsse. Blomberg, Keitel und Jodl ignorierten diese Forderungen aus dem Heeresgeneralstab und sahen ihre Konzeption einer neuen und modernen Wehrmachtführung ganz im Einklang mit dem nationalsozialistischen Staat.[14]

Hitler sendete gleichzeitig Signale, die nicht für eine Entmachtung des Heeres sprachen. Am 20. April 1936 beförderte er Fritsch zum Generaloberst und ernannte ihn gleichzeitig zum Minister, wodurch er wie sein Vorgesetzter Blomberg einen Sitz im Kabinett erhielt und unmittelbaren Zugang zu Hitler hatte. Der mittlerweile zum Generalfeldmarschall beförderte Blomberg versuchte seinerseits die Notwendigkeit einer übergeordneten Kommandostruktur offenzulegen, indem er vom 20. bis 26. September 1937 ein gemeinsames Manöver von Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine ansetzte. Dabei musste er allerdings feststellen, dass sein eigener Stab (die Abteilung L des Wehrmachtamtes) mit der Planung und Durchführung des Manövers überfordert und personell nicht ausreichend aufgestellt war, sodass der Oberbefehlshaber der Wehrmacht schließlich doch den Generalstab des Heeres damit beauftragen musste.[15]

Zu Beginn des Jahres 1938 erhielt die Auseinandersetzung um die Frage der Spitzengliederung neuen Antrieb. Grund dafür waren die Personalveränderungen an der Heeres- und Wehrmachtsspitze durch die Blomberg-Fritsch-Krise. Trotz des noch laufenden Verfahrens entschloss sich Hitler am 26. Januar 1938 Generaloberst Fritsch als Oberbefehlshaber des Heeres zu ersetzen, weshalb die Befürworter einer gemeinsamen Wehrmachtführung einen allzu durchsetzungsstarken Kandidaten wie Ludwig Beck oder General der Artillerie Walter von Reichenau verhindern wollten. Walther von Brauchitsch, dem Führung und Ausbildung näher lagen als die konzeptionellen Fragen, mit denen sich ein Generalstab zu beschäftigen hatte, wurde schließlich der Nachfolger von Fritsch, mit dem die konkurrierenden Interessengruppen innerhalb der Wehrmacht, aber auch der NS-Führung leben konnten.[16] Ludwig Beck unternahm seinerseits einen Versuch zur Stärkung des Heeres, indem er zusammen mit dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Generaladmiral Erich Raeder, für die Bildung von drei Teilstreitkraft-Ministerien plädierte, die unabhängig vom OKW sein sollten. Aber nicht nur Keitel sah darin eine Schwächung des Wehrmachtgedankens und seiner Vorstellung von einem Oberkommando, sondern auch Göring fürchtete die Stärkung des Heeresgeneralstabs in der Spitzengliederung und unterstützte diese Idee nicht.[17] Er sah stattdessen seinen Vorteil als Oberbefehlshaber einer starken Luftwaffe in einem schwachen OKW und stellte sich an die Seite Keitels. Hitler lehnte schließlich den Vorschlag für die Schaffung der Ministerien ab. Für ihn selbst war die Schaffung einer neuen gemeinsamen Wehrmachtführung fester Bestandteil seiner Kriegsplanung, auch wenn er die persönliche Führung der Wehrmacht nur nach längerem Zögern übernahm. Institutionell wollte sich Hitler bei der militärischen Führung auf das Wehrmachtamt und eine starke Adjutantur abstützen.

Die Überlegungen zur Schaffung eines Oberkommandos, das die Kommandogewalt aller drei Teilstreitkräfte beinhalten sollte, war eine logische Konsequenz aus den Weiterentwicklungen der Teilstreitkräfte und des daraus erarbeiteten Kriegsbildes. Gleichzeitig entsprach die Überwindung der Heeresdominanz auch der nationalsozialistischen Ideologie, die auf eine stärkere »Wechselwirkung zwischen Strategie und Politik, Krieg und Ideologie, Waffe und Weltanschauung«[18] abzielte. Innerhalb der Wehrmachtführung bildete sich daher eine Fraktion um Werner von Blomberg, Wilhelm Keitel und Alfred Jodl, die einem modernen und weiterentwickelten Wehrmachtgedanken folgten, während Werner von Fritsch, Franz Halder und Ludwig Beck für die besondere Vormachtstellung des Heeres als Hauptträger eines zukünftigen Krieges eintraten und sich somit auch unmittelbaren, gestalterischen Einfluss auf die Kriegführung erhofften.[19] Das Ergebnis in diesem Diskurs war keine tatsächliche konzeptionelle Festlegung in dieser Frage. Weder konnte das Heer seine Dominanz in Fragen der Kriegführung strukturell verankern, noch war das OKW ein tatsächliches Oberkommando mit einer Befehlsgewalt über die Teilstreitkräfte. Diese ineffektive Führungsorganisation und unklare Kompetenzverteilung passte in die »Verfassungswirklichkeit des Dritten Reiches«[20] und sollte bei der Führung der deutschen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg fatale Folgen haben. Hitler kam es schließlich zugute, dass durch diese ungeordneten Machtverhältnisse im Laufe des Krieges keine geschlossene Generalität gegen ihn auftreten und er sich zwischen den Institutionen OKH und OKW bewegend seine Vorstellungen über die Kriegführung durchsetzen konnte.

Einordnung in die Entwicklung der preußisch-deutschen Generalstabsausbildung

Mitten in die Auseinandersetzungen um Einfluss und Kompetenzen in der Kommandostruktur der Wehrmacht fiel die Aufstellung der Wehrmachtakademie. Sie sollte in ihren Inhalten die bis dahin fehlende strategische Ebene für Generalstabsoffiziere abdecken, und zwar nicht nur militärstrategisch, sondern auch in den Bereichen Politik, Technik, Wissenschaft und Wirtschaft. Während die Militärstrategie lediglich eine militärische Vorgehensweise impliziert, ist die Gesamtstrategie ihr übergeordnet. Diese sei »umfassender zu begreifen, das gesamte menschliche Sein einbeziehend, und nutzt im Interesse der Kriegführung alle denkbaren Felder menschlicher Interaktion«.[21] Das Ziel der Strategie ist zwar auch die Durchsetzung militärischer Ziele, beinhaltet aber die bereits genannten außermilitärischen Mittel, um diese Ziele zu erreichen. Noch komplizierter verhält es sich mit den Begriffen »Operation« und »operativ«, die auch in den Ausarbeitungen und Vorträgen an der Wehrmachtakademie häufig vorkommen. Zeitgenössische Definitionen aus den 1930er Jahren oder aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges fehlen vollkommen. Gerhard P. Groß umreißt das Operative als Zwischenebene zwischen der Taktik und der Strategie. Es sei demnach »eine Teilhandlung im Rahmen eines größeren Ganzen«, das zudem durch Bewegung und seit dem Zeitalter der Weltkriege durch einen teilstreitkräfteübergreifenden Ansatz gekennzeichnet sei.[22]

Der Beginn einer zielgerichteten Ausbildung von Generalstabsoffizieren wird für Preußen auf das Ende der 1860er Jahre angesetzt, nachdem man die Kriegsschule in Kriegsakademie umbenannt hatte und ihr nach den ursprünglichen Forderungen Scharnhorsts endgültig eine akademische Ausrichtung gegeben hatte. Die dabei vermittelte Lehre beinhaltete die direkte Qualifizierung für den Generalstab, die Einführung in die höhere militärische Führungslehre und die Anregung zur persönlichen, individuellen Bildung.[23] Die Kriegsakademie sollte dadurch nicht als eine Art hermetisch abgeschlossene Bildungsanstalt für ein kastenartiges Generalstabsoffizierkorps fungieren, sondern das gesamte preußische Offizierkorps positiv beeinflussen. Dieser Effekt wurde auch durch den regelmäßigen Wechsel der Generalstabsoffiziere in ihren Verwendungen zwischen Truppe und Generalstab erzielt. Die Ausbildung der Offiziere, die im Kaiserreich für den Großen Generalstab vorgesehen waren, wird von Markus Pöhlmann im Vergleich zum französischen oder britischen Pendant als »am weitesten gediehen« bewertet, da sie sowohl auf eine Einheitlichkeit im taktisch-operativen Denken als auch »die Fähigkeit des einzelnen Offiziers zum militärischen Generalistentum«[24] abzielte. Damit war zwar die militärstrategische, aber keinesfalls die strategische Ebene im Denken und Handeln der Generalstabsoffiziere erreicht. Es mangelte stattdessen »an politischem Verständnis und analytischem Denken [...] bei den [Offizieren der] Führungsgremien«.[25] Erst während des Ersten Weltkrieges fielen die politische und militärische Führung durch die Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. im Großen Hauptquartier auch in den Einflussbereich der dort eingesetzten Generalstabsoffiziere. Durch die häufige Abwesenheit der Spitzenvertreter der höchsten Zivilbehörden entstand im Großen Hauptquartier ein Machtvakuum, in das die Oberste Heeresleitung drängte und sich somit zunehmend in die wirtschaftlichen und politischen Belange des Deutschen Reichs einbrachte, ohne dass die betroffenen Generale und Stabsoffiziere für diese Ebene jemals besonders geschult wurden.[26]

Das Verbot des Fortbestands des Generalstabs und einer Kriegsakademie durch den Versailler Vertrag brachte die bis dahin umfangreichste Umgestaltung der Generalstabsausbildung mit sich. Statt einer zentralen Ausbildungsstätte erstreckte sich die neue Führergehilfenausbildung auf die sieben Wehrkreise des Reiches mit anschließenden Verwendungen der Generalstabsoffiziere in den regionalen Kommandostrukturen. Diese Dezentralisierung und die übersichtlichen Ausbildungsgruppen boten mancherlei Handlungsspielraum bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Lehrgänge, auch wenn die wechselseitigen Zusammenhänge von politischen, staatlichen und gesellschaftlichen Faktoren in einem kriegführenden Staat nach wie vor nur sehr mangelhaft vermittelt wurden.[27] Einzige Ausnahme stellten die als Weiterbildung für Generalstabsoffiziere eingerichteten Reinhardt-Kurse der Reichswehr dar. Konzipiert wurden diese vom Generaloberst Walther Reinhardt, dem Chef der Heeresleitung 1919/20, der die bisherige Ausbildung der Offiziere für fachlich zu einseitig befand und daher die Idee entwickelte, für ausgewählte Teilnehmer Hochschulkurse anzubieten.[28] Reinhardt hatte sich in dieser Frage wahrscheinlich aus dem vormaligen württembergischen Heer inspirieren lassen, aus welchem er stammte. Dort war es üblich gewesen, dass die Offiziere in Ermangelung einer eigenen Kriegsakademie an eine Universität kommandiert wurden, um dort ihre Bildung zu vervollständigen.[29]

An den Reinhardt-Kursen der Reichswehr sollten jährlich zehn Offiziere des Heeres und zwei von der Reichsmarine teilnehmen, um ihre Kenntnisse außerhalb militärischer Fächer zu vertiefen und staatspolitisches Denken zu fördern: »Insgesamt sollte der Blick der Teilnehmer auf die größeren Zusammenhänge gerichtet, ihr kritisches Urteil gestärkt werden.«[30] Die Kurse fanden in Berlin statt und die Inhalte wurden zwischen Reichswehrministerium und Universität vereinbart. Der Nutzen war wechselseitig und die Zusammenarbeit gleichzeitig auch ein Trend für die Verwissenschaftlichung des Krieges an deutschen Hochschulen nach dem Ersten Weltkrieg, in dem das Militär seine Monopolstellung in Fragen der Kriegführung eingebüßt hatte. Als Folge der Entgrenzung des Krieges entstanden also Freiräume für die Beschäftigung mit militärischen Themen und Fragestellungen durch die Zivilgesellschaft, insbesondere die Universitäten. Daher waren nicht nur die jüngeren Offiziere gern gesehene Zuhörer an den Hochschulen, sondern spätestens ab 1930 wurde es Praxis, vormalige Generale mit Erfahrungen im militärischen Bildungswesen an Universitäten zu beschäftigen.[31] Neben den außermilitärischen Fächern in den Reihnhardt-Kursen fanden auch Vorträge über Kriegsgeschichte und operative Grundsätze statt. Einen besonderen Stellenwert hatte darüber hinaus die Förderung der Fremdsprachenkenntnisse, die in einer zweimonatigen Auslandsreise ihren Höhepunkt fand.[32] In Bezug auf das streitkräftegemeinsame Denken und die Einbindung staatspolitischer und wirtschaftlicher Fragen in die Ausbildung der Generalstabsoffiziere sind die Reinhardt-Kurse als Vorstufe der späteren Wehrmachtakademie einzuordnen.

Die treibende Kraft hinter der Aufstellung der Wehrmachtakademie war Reichswehrminister Werner von Blomberg. Einerseits kannte er die Idee einer höheren Bildung für Generalstabsoffiziere von seinem Lehrer Walther Reinhardt, mit dem zusammen er während des Ersten Weltkrieges im Generalstab der 7. Armee diente und dem er auch in der Reichswehr als dessen »aufmerksamster und dankbarster Schüler«[33] galt. Andererseits wurde Blomberg im Jahre 1930 durch eine USA-Reise vom dortigen War College inspiriert, das sich der Forschung und Ausbildung über Strategie und Führung von Verbundoperationen für Offiziere und Beamte verschrieben hatte.[34]

Auch Alfred Jodl hatte großes Interesse an der Etablierung einer Wehrmachtakademie. Zwar war er nicht an ihrer Konzeptionierung und Aufstellung beteiligt, da er zu dem Zeitpunkt Gruppenleiter in der Operationsabteilung im Truppenamt des Reichswehrministeriums war und sich vor allem mit Aufmarschanweisungen beschäftigte. Seit dem 20. Juni 1935 führte er jedoch in seiner Folgeverwendung als Chef die Abteilung Landesverteidigung (L) im neu geschaffenen Wehrmachtführungsamt.[35] Diese Abteilung war als Nukleus eines zukünftigen Wehrmachtgeneralstabes gedacht und im Frieden mit der Bearbeitung operativer Richtlinien beauftragt, der Anlegung von Manövern und der Klärung der Frage einer gemeinsamen Wehrmachtführung im Kriegsfall. Die Funktion des Chefs der Abteilung Landesverteidigung wurde in dieser frühen Phase als so bedeutsam angesehen, dass er Mitglied im Reichsverteidigungsausschuss wurde, da er sich auch mit Gesetzesentwürfen zur Mobilmachung und zur Allgemeinen Wehrpflicht beschäftigte.[36] Jodl war durch diese neue Aufgabe voll und ganz auf einen streitkräftegemeinsamen Ansatz bei der Führung der Wehrmacht fokussiert, denn er war, wie Bodo Scheurig urteilt, überzeugt, »daß die kontinental orientierte Heeresführung nur gewinnen konnte, arbeitete sie eng mit den anderen beiden Wehrmachtteilen zusammen«.[37] In diesem Sinne unterstützte er in enger Abstimmung mit Blomberg den Aufbau der Wehrmachtakademie, deren Absolventen mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal unter ihm dienen sollten.

Unter den drei von einem jeweiligen Oberbefehlshaber geführten Teilstreitkräften hatte die Luftwaffe das drängendste Interesse, die operative Zusammenarbeit mit den jeweils anderen Teilstreitkräften auch in Hinblick auf eine gemeinsame Ausbildung zu regeln. Sie zeigte sich dabei im Vergleich zur Royal Air Force oder dem U. S. Army Air Corps, die sich in der Zwischenkriegszeit innerhalb ihrer Streitkräfte geweigert hatten, Einsatzgrundsätze für gemeinsame Operationen mit dem Heer zu erarbeiten, auch sehr kooperativ.[38] Unter dem Einfluss des Stabschefs der Luftwaffe Generalleutnant Walther Wever erhielten Luftoperationen zur Unterstützung des Heeres große Priorität beim Einsatz der Luftstreitkräfte, auch wenn der strategische Bombenabwurf nach wie vor als Schwerpunkt betrachtet wurde. Wever selbst war es schließlich gewesen, der sich der Initiative Blombergs für die Aufstellung einer streitkräftegemeinsamen Stabsakademie anschloss.[39] Die Kriegsmarine zeigte sich in der Zusammenarbeit mit den anderen Teilstreitkräften zurückhaltend und lehnte jede Konzeption einer gemeinsamen Wehrmachtführung konsequent ab. So sprach sich die Marineleitung schon 1933 in einem Schreiben an das Reichswehrministerium gegen die Schaffung einer Luftwaffe als dritten Wehrmachtsteil aus, da man zunehmende Reibungen mit dem Heer und der neuen Luftwaffenführung befürchtete. Eine Alternative wäre die zeitlich und auf einzelne Operationen begrenzte Zuteilung von Luftstreitkräften an Heer und Kriegsmarine gewesen, die jedoch durch einen übergeordneten Wehrmachtstab koordiniert werden müsste. Solche Pläne lehnte die Marineführung ebenfalls ab. Die reine Anwesenheit und Beratung durch Seeoffiziere in einem Oberkommando der Wehrmacht ersetze nicht die Fähigkeiten eines Oberkommandos der Kriegsmarine, »zumal diese [Anm.: Seeoffiziere im OKW] an keine Weisungen der Seekriegsleitung gebunden« seien.[40] Immerhin schickte die Kriegsmarine Teilnehmer und Ausbilder für die Bearbeitung strategischer Fragen an die Wehrmachtakademie, jedoch ohne das Ziel, an einer tatsächlichen strategischen Führung beteiligt zu sein. Noch im März 1938 lehnte das Oberkommando der Kriegsmarine jede Zuständigkeit des Oberkommandos der Wehrmacht für eine Gesamtkriegführung ab.[41]

Der im Reichswehrministerium (ab 1. Juni 1935 Reichskriegsministerium) getragene Wunsch, einen den einzelnen Wehrmachtteilen übergeordneten und von ihnen unabhängigen Generalstab aufzubauen, führte auch zur Notwendigkeit, diesen mit geeignetem Personal zu besetzen. Hierbei sollten Generalstabsoffiziere aller drei Teilstreitkräfte vertreten sein, die über einen vergleichbaren Ausbildungsstand, Erfahrung und strategisches Denkvermögen verfügen sollten. Für diese Ausbildung gründete das Reichskriegsministerium im Oktober 1935 die Wehrmachtakademie, auf der Offiziere in den mittleren Rängen vom Major bis zum Oberst »in höherer Strategie, wirtschaftlichen Aspekten des Militärwesens und Koordinierung der Truppengattungen«[42] geschult werden sollten. Dem voran ging für die Lehrgangsteilnehmer je nach Teilstreitkraft die Generalstabsausbildung an der Kriegsakademie, der Luftkriegsakademie (beide in Berlin) und der Marineakademie (in Kiel) sowie die Bewährung in möglichst mehreren Generalstabsverwendungen. Damit avancierte die Wehrmachtakademie zur höchsten und einzigen streitkräfteübergreifenden Bildungseinrichtung der Wehrmacht. Das einzige europäische Land, in dem es vorher eine vergleichbare Institution gegeben hatte, war Großbritannien. Hier wurde bereits 1927 das Imperial Defence College gegründet, das bis 1970 unter dieser Bezeichnung erfahrene Generalstabsoffiziere, Diplomaten und höhere Beamten in Fragen der nationalen Verteidigung mit strategischer Ausrichtung ausbildete. Seitdem trägt es mit derselben Aufgabe die Bezeichnung Royal College of Defence Studies (RCDS).[43]

Führung und Lehrgangsinhalte an der Wehrmachtakademie

Erster und einziger Kommandeur der Wehrmachtakademie war Wilhelm Adam (1877–1949). Der aus Bayern stammende Generalstabsoffizier hatte sich im Ersten Weltkrieg als Kompaniechef und in verschiedenen Generalstabsverwendungen bewährt und wurde im Anschluss als Major in die Reichswehr übernommen. Adams Verwendungsaufbau, in dem es in großer Regelmäßigkeit zu einem Wechsel zwischen Generalstabs- und Führungsverwendungen kam, mag ein ausschlaggebender Punkt gewesen sein, dass er als Kommandeur für die höchste Bildungseinrichtung der Wehrmacht in Frage kam. Auch zeigte er als Chef des Truppenamtes zu Beginn der 1930er Jahre größere Weitsicht bei der Ausbildung der Generalstabsoffiziere, die zu Adams Zeit noch auf dem Gebiet der höheren Operationsführung ausgebildet wurden, während sein Nachfolger Ludwig Beck die Vorgaben bei der Ausbildung auf den Rahmen der Division verengte.[44] So übernahm er zum 15. Oktober 1935 das Kommando über die Wehrmachtakademie, die in der Lehrter Straße 15 (Berlin-Moabit), unweit der Kriegsakademie, ein eigenes Gebäude bezog.

Die Wehrmachtakademie war eine übersichtliche Dienststelle und der engste Mitarbeiterstab Adams bestand nur »aus einem allzu ausgestandenen Admiral, einem älteren Generalstabsoffizier und einem jungen Marineoffizier als Adjutanten.«[45] Weiterhin unterstützten ihn im Lehrbetrieb hohe Beamte aus allen Ministerien sowie Professoren und Diplomaten, die sich der Kommandeur bei den großen, zur Verfügung stehenden Mitteln frei auswählen konnte.[46] Waren es wenige Jahre zuvor noch aktive oder ehemalige Militärs, die sich im Rahmen der Verwissenschaftlichung des Krieges im Lehrbetrieb einiger deutscher Hochschulen engagierten, kehrte sich dieser Prozess nun um. Die wichtigsten außermilitärischen Funktionen eines kriegführenden Staates sollten für die Generalstabsoffiziere greifbar gemacht werden und im Rahmen moderner Kriegführung zukünftig stärker Beachtung finden.

In die einjährigen Lehrgänge wurden gerade einmal zehn Generalstabsoffiziere entsandt (sechs aus dem Heer und jeweils zwei aus der Kriegsmarine und der Luftwaffe).[47] Im Winter 1937/38 wurde der Teilnehmerkreis durch je einen hohen Beamten aus sechs Reichsministerien ergänzt.[48] In den drei Jahren ihres Bestehens haben also kaum mehr als 30 Offiziere[49] die Ausbildung an der Wehrmachtakademie durchlaufen, wobei es weder Eingangs- noch Abschlussprüfung gab. Jeder Offizier musste eine Fremdsprache erlernen und erhielt dazu einen eigenen Sprachenlehrer.[50] Zum Ende des Lehrgangs bekamen die Teilnehmer lediglich einen Beurteilungsbeitrag.[51] Die Auswahl der Generalstabsoffiziere erfolgte durch eine Festlegung der Personalämter der Teilstreitkräfte. Der schnelle Aufwuchs der Wehrmacht in den 1930er Jahren bewirkte allerdings einen erheblichen Mangel an Stabs- und Generalstabsoffizieren, sodass einige Truppenführer wie im Folgenden Heinz Guderian nicht davon ausgingen, dass eine tatsächliche Bestenauslese stattfand, um die Lehrgänge an der Wehrmachtakademie zu bestücken: »Diejenigen Offiziere, die dorthin gehörten, waren in der Regel trotz des bestehenden Friedens unabkömmlich. Man kommandierte die gerade abkömmlichen, in der Regel eine Garnitur zweiten Grades«.[52]

Der Kommandeur Wilhelm Adam erhoffte sich eine personelle Auswahl für den Lehrgang nach dem Leistungsprinzip:

»Man hatte mir seinerzeit versprochen, daß nur die fähigsten Offiziere zu mir geschickt werden sollten. Wenn die Wehrmachtakademie die Aufgabe hatte, Offiziere der 3 Wehrmachtteile für die hohe Führerschaft zu erziehen, so war die beste Auswahl gerade noch gut genug. Die 3 Personalämter haben keineswegs nach diesem selbstverständlichen Grundsatz gehandelt. Ich hatte den Eindruck, daß sie solche Offiziere zu mir abschoben, von welchen sie nicht recht wußten, was sie im Augenblick mit ihnen anfangen sollten.«[53]

Für die Auswahl der höheren Beamten (etwa ab der Ebene Ministerialdirigent) aus den Reichsministerien fand Adam lobende Worte. Ihre Auswahl sei »nicht so kurzsichtig wie die militärischen Personalämter. Sie haben durchaus hochqualifizierte Leute geschickt.«[54] Unter den kommandierten Beamten befand sich der spätere Gauleiter von Niederschlesien, Karl Hanke.[55] Dieser hatte zu Beginn der 1930er Jahre wegen seiner Tätigkeit in der NSDAP den Staatsdienst quittieren müssen und betrieb seinen Aufstieg in verschiedenen NS-Organisationen, bevor er es als Mitarbeiter von Joseph Goebbels bis zum Staatssekretär im Ministerium für Propaganda und Volksaufklärung schaffte. Zum Zeitpunkt seines Lehrgangs bekleidete Hanke den Rang eines Ministerialdirektors.[56]

Für die Wehrmachtakademie sind keine Weisungen aus dem Reichskriegsministerium erhalten. Die Inhalte der Lehre lassen sich aus den Erinnerungen Wilhelm Adams, einigen Dienstplänen[57] und den erhaltenen, verschriftlichten Vorträgen, Denkschriften und Arbeitsaufträgen der Lehrgangsteilnehmer ableiten. Der Kommandeur selbst hielt Vorlesungen über Kriegführung und das Verhältnis zwischen Politik und militärischer Führung. Dabei lehrte er den Primat der Politik und die korrekte Beurteilung der eigenen und gegnerischen militärischen sowie politischen Fähigkeiten als Ausgangspunkt für einen Krieg. In Vorträgen und Planspielen wurden die militärischen Potenziale anderer Staaten beurteilt, Probleme der Spitzengliederung erörtert und das Zusammenwirken der Teilstreitkräfte, insbesondere von Panzerkräften und Luftwaffenverbänden besprochen.[58] Auch sehr hypothetische Szenarien wurden durchgespielt, wie etwa Vorbereitungen für den Fall der Wiedergewinnung ehemaliger Schutzgebiete.[59] Kriegsgeschichtliche Beispiele bildeten in den Vorträgen und Schriften die zentrale Projektionsfläche für Ableitungen und Folgerungen einer zukünftigen Kriegführung. Für die Überlegungen zum Zusammenwirken von Land- und Seestreitkräften wurden bis ins kleinste Detail die Geschehnisse während der Landung alliierter Truppen auf den Dardanellen im Ersten Weltkrieg rezipiert.[60] Günther Korten veranschaulichte die Themen Seeblockade und Ermattungsstrategie nicht etwa über den Ersten Weltkrieg, den alle Lehrgangsteilnehmer als Frontsoldaten in persönlicher Erinnerung hatten, sondern am Beispiel des amerikanischen Bürgerkrieges, der bis dahin seiner Ansicht nach viel zu wenig analytisch betrachtet wurde, obwohl er in wirtschaftlicher, politischer und finanzieller Hinsicht der Kriegführung im 20. Jahrhundert entsprochen habe.[61]

Beinahe apologetisch lautet das für die Hörer an der Wehrmachtakademie passende Vortragsthema: »Wie hat sich das Fehlen eines gemeinsamen Oberbefehls über die verschiedenen Wehrmachtsteile bei den Mittelmächten und bei der Entente im Weltkrieg ausgewirkt?«[62] Gebetsmühlenartig zieht sich durch zahlreiche Vorträge und Denkschriften die Erkenntnis über größtmöglichen Zentralismus in politischer und militärischer Führung: »Der Oberbefehl über die Wehrmacht und die Leitung der Operationen zu Lande, zur See und in der Luft muß in engster geistiger und örtlicher Verbundenheit mit der Staatsführung ausgeübt werden.«[63] Lediglich Korten kommt in seinen Reflexionen zum amerikanischen Bürgerkrieg zu einer von der Lehrmeinung an der Wehrmachtakademie abweichenden Erkenntnis über die Doppelrolle von Staatsführer und militärischem Oberbefehlshaber. Bereits Napoleon habe sich mit militärischer und gleichzeitiger politischer Führung vollkommen übernommen, auch was die Austragung eines Wirtschaftskrieges gegen Großbritannien anging. Ähnliche Probleme waren seiner Ansicht nach auch im amerikanischen Bürgerkrieg kaum in den Griff zu kriegen, in dem die Präsidenten beider amerikanischer Staaten gleichzeitig Oberbefehlshaber ihrer Streitkräfte waren. Daher plädierte Korten grundsätzlich für eine Trennung zwischen Wehrmacht- und Staatsführung.[64]

Den militärischen Potenzialen und dem Einsatzwert ausländischer Streitkräfte wurde ein qualitativ und zeitlich bedeutender Anteil in den Dienstplänen der Wehrmachtakademie gewidmet. So wurde im ersten Quartal 1938 das Friedens- und Kriegsheer Belgiens und Frankreichs analysiert sowie die Befestigungen in diesen Ländern, weiterhin das britische und tschechoslowakische Heer und die Armeen weiterer mittel- und südeuropäischer Staaten wie der Schweiz, Österreichs, Ungarns und Italiens. Die Betrachtungen reichten dabei von der Mobilmachung und dem Aufmarsch der Streitkräfte bis hin zu Einschätzungen über die Fähigkeiten einzelner Teilstreitkräfte: »Stärken, Kampfwert und voraussichtlicher Einsatz der franz. u. belgischen Luftwaffe im Kriege.«[65] Politisch eingeordnet wurden solche militärischen Bewertungen und Einschätzungen durch Vorträge von namhaften Beamten des Auswärtigen Amtes, wie etwa Friedrich Gaus zum europäischen Paktsystem.[66] Gaus war ein renommierter Kenner des internationalen Rechts, der an der Erstellung bedeutender bilateraler Vereinbarungen beteiligt war, wie etwa dem Deutsch-Polnischen Nichtangriffspakt oder dem Hitler-Stalin-Pakt, und der regelmäßig zur diplomatischen Entourage Hitlers gehörte.

Im Zentrum militärischer Überlegungen stand der strategische Überfall, also ein eindeutig offensives Verständnis von Kriegführung. Hierüber hielt Oberstleutnant Arthur Hauffe 1936 einen richtungsweisenden Vortrag, den er auch in einen politischen Kontext setzt. Dabei sei die Aufgabe der Wehrmacht für einen Angriffskrieg nur unter einer autoritären Regierung und dem uneingeschränkten Primat des Wehrmachtführers möglich: »Die beste und sicherste Feindüberraschung wird aber eine einheitlich geführte Wehrmacht sein, die innerlich und äusserlich auf höchster Stufe steht.«[67] Eine zähe und berechenbare Feldzugseinleitung, wie man sie für 1914 beurteilte, sei in einem neuen Krieg unbedingt zu vermeiden.[68] Dem Aspekt der Überraschung in der Kriegführung wurde in diesem Kontext an der Wehrmachtakademie besondere Beachtung geschenkt. Ein eigener Vortrag zu diesem Thema, ebenfalls gehalten von Arthur Hauffe, leitete im Mai 1936 eine Arbeitsgruppenphase ein, bei der die Lehrgangsteilnehmer Vorschläge zur Umsetzung entsprechender Maßnahmen erarbeiten sollten: »Die Überraschung ist ein Produkt aus Geheimnis und Schnelligkeit. Die Wirkung der Überraschung und ihrer Faktoren auf allen Gebieten der Kriegführung ist zu untersuchen. Es sind Vorschläge zu machen, wie durch Organisation, Erziehung und Führung ›Geheimnis‹ und ›Schnelligkeit‹ zur höchsten Wirkung gebracht werden.«[69] Der Luftwaffe und Kriegsmarine wurde dabei unterstellt, in ihren Unternehmungen zu Beginn eines Krieges grundsätzlich das Merkmal der Überraschung in sich zu tragen, während das Heer diesbezüglich noch hinterherhinke: »Das allmähliche Hineinkriechen des Heeres in die Mobilmachung, ausgelöst durch Tarnungsmassnahmen kann mit seinen Zufälligkeiten und Spionagemöglichkeiten nicht als Grundlage für eine gleichzeitige Operationsbereitschaft der 3 Wehrmachtteile angesehen werden.«[70] Für das Heer biete lediglich die Panzertruppe und motorisierte Infanterie die Möglichkeit für die Durchführung eines strategischen Überfalls, da sie nicht auf den Eisenbahntransport angewiesen waren und sich eine Geheimhaltung besser gewährleisten ließe.

Politisch standen solche Forderungen und Denkspiele voll im Einklang mit der revisionistischen und expansiven NS-Außenpolitik der 1930er Jahre. Arthur Hauffe machte in seinen Bewertungen keinen Hehl daraus, wie er auch persönlich zur nationalsozialistischen Führung in Deutschland stand – »wir haben auch ein Staatsoberhaupt, das die geistige Bereitschaft beim Kampf um unseren Lebensraum in die vorderste Linie stellt«[71] – und dass er nun den gemeinsamen Willen von Volk und Regierung als wichtige Stoßkraft wahrnahm.[72] Dies verdeutlicht, dass das strategische Denken und Beurteilen in militärischen Belangen in den Lehrgängen an der Wehrmachtakademie auch zu einer Adaption nationalsozialistischer Sichtweisen und Forderungen führte. Politische Ziele bildeten nach eigenem Verständnis die Grundlage für den Einsatz und die Koordination aller drei Wehrmachtteile, daher begleiteten regelmäßig Begrifflichkeiten wie »Lebensraum«, »Totaler Krieg«[73] oder »Überfall« die Denkspiele und Überlegungen der Generalstabsoffiziere in ihren Vorträgen und Schriften. Die allgemeine Einleitung der Vorschrift »Kriegführung«, die in Teilen von den Lehrgangsteilnehmern der Wehrmachtakademie geschrieben wurde, liest sich gar wie die schlimmste Propaganda aus der Endphase des Zweiten Weltkrieges:

»Nur ein seelisch geschlossenes Volk wird auf die Dauer den ungeheueren [sic!] Beanspruchungen des Krieges gewachsen sein. Der Glaube, dass Leben und Gedeihen der Volksgemeinschaft auch das letzte Opfer fordert und lohnt, wird dem Einzelnen die notwendige Widerstandskraft geben. Erziehung von Jugend auf ist dazu nötig.«[74]

Für das Kriegsvölkerrecht gab es in der Agenda der Wehrmachtakademie bedeutende Anknüpfungspunkte. In der Gliederung eines zukünftigen Wehrmachtgeneralstabs mit strategischer Ausrichtung waren Abteilungen oder Unterabteilungen, die sich mit wichtigen zwischenstaatlichen Fragen wie dem Völkerrecht beschäftigen sollten, unumgänglich. Generalstabsoffiziere waren als Führergehilfen und somit Berater sowie spätere Kommandeure und Befehlshaber immerhin »Inhaber der vollziehenden Gewalt, welche nach der Heeresdienstvorschrift H.Dv. g. 92 die ›gesamte Staatsgewalt, einschließlich des Rechts zur Gesetzgebung, unbeschadet der Unabhängigkeit der Rechtsprechung‹ [beinhaltete]«.[75] In einem Krieg wird der militärische Befehlshaber zwangsläufig mit Situationen, die das Völkerrecht betreffen, konfrontiert. Die große Bedeutung dieses Faches spiegelte sich aber keinesfalls in den Lehrplänen der höheren Wehrmachtbildung wider. Zwar war an der Kriegsakademie das Völkerrecht im Vergleich zur Vorkriegsausbildung des Ersten Weltkrieges kein Anhängsel für das Staats- und Verwaltungsrecht mehr, sondern immerhin ein eigenes Lehrfach. Der veranschlagte Anteil am Gesamtlehrplan war jedoch lächerlich gering. Im Ausbildungsplan für den Generalstabslehrgang waren zwei Sondervorträge zu den Themen Geschichte, Politik, Verfassungsrecht, Volkswirtschaft oder eben Völkerrecht pro Woche angesetzt.[76] Damit lief das Völkerrecht unter sonstigen Ausbildungsthemen und wurde daher regelmäßig, wenn auch in größeren zeitlichen Abständen behandelt. Für die Wehrmachtakademie lassen sich aufgrund der dürftigen Quellenlage kaum vermittelte Inhalte über das Kriegsvölkerrecht nachweisen.

Eine Ausnahme bildet ein Vortrag von Korvettenkapitän Gerhard Wagner vom März 1936 über die Bedeutung der Seezufuhr für die Gesamtkriegführung. Dabei ging er auch auf internationales Recht, nämlich die Bestimmungen des Seekriegsrechts ein. Für einen erneuten Krieg sei es demnach angebracht gewesen, dass deutsche Auslandskreuzer die Prisenordnung peinlich genau einhalten sollten, um somit Großbritannien nicht zu provozieren und die politischen Absichten der NS-Führung nicht zu gefährden. Die neutrale Seefahrt sollte im Gegensatz zum uneingeschränkten U-Boot-Krieg, der phasenweise im Ersten Weltkrieg geführt wurde, geschont werden. Erst wenn gegnerische Staaten ihrerseits das Seekriegsrecht im Zuge eines Handelskrieges brechen sollten, würde das Deutsche Reich schrittweise und im Rahmen der politischen Lage dieser Entwicklung folgen.[77] Für die Kriegsvorbereitung folgerte Korvettenkapitän Wagner in seinem Vortrag, dass es im Frieden die Aufgabe der Staatsführung sei, das Seekriegsrecht dahingehend zu beeinflussen, dass der Schutz der internationalen Seezufuhr weiter gestärkt würde.[78] Für das rohstoffarme Deutsche Reich war der uneingeschränkte Zugang zu internationalen Seewegen für die Belieferung mit kriegswichtigen Ressourcen durch neutrale Staaten überlebenswichtig.

Aus den Lehrplänen der Wehrmachtakademie geht hervor, dass auch Einzelreferate zum Völkerrecht durchgeführt wurden. Als fachlich geeigneter Referent wurde der damalige Oberst a.D. Alfons Fonck eingeladen, der über einschlägige Referenzen und Verwendungen im Reichswehrministerium verfügte, dort als Bearbeiter für völkerrechtliche Fragen.[79] So sollte Fonck zu Beginn des Jahres 1938 eine Einführung in das Kriegsrecht durchführen. Der Vortrag wurde jedoch aus unbekannten Gründen gestrichen und durch ein Referat des Vizeadmiral Groos ersetzt.[80] Das in der Lehre stiefmütterlich behandelte Kriegsvölkerrecht war auch in den Zuständigkeiten und Gliederungen der Oberkommandos aller Teilstreitkräfte präsent. Im OKW beschäftigten sich der Wehrmachtführungsstab, die Wehrmachtrechtsabteilung und das Amt Ausland-Abwehr mit den Fragen hierzu. Auch die Abteilung für das Kriegsgefangenenwesen, welche dem Allgemeinen Wehrmachtamt unterstand, war naturgemäß mit der Umsetzung internationaler Vereinbarungen über die Behandlung von Kriegsgefangenen beauftragt. Die Vernachlässigung des Themas »Humanitäres Völkerrecht«, wie sie auch an der Wehrmachtakademie festzustellen war, blieb letztlich kein Zufall. Bereits seit den 1920er Jahren war in der deutschen Militärpublizistik eine Abkehr von bisherigen Prinzipien des Kriegsvölkerrechts zu beobachten, da man durch dieses eine Einschränkung in der Führung eines modernen Krieges befürchtete. Weder akzeptierte man den Völkerbund als Mittel der Verständigung und Konfliktprävention, noch sollte eine Kriegserklärung, wie sie bis zum Ersten Weltkrieg zum Kriegsbrauch gehörte, zwingend notwendig sein. Außerdem betrachtete man den zukünftigen Krieg als Völkerkrieg, in dem die Zivilbevölkerung als passiver, gegebenenfalls sogar aktiver Kriegsteilnehmer beteiligt werde.[81]

Ideologisch passte die Vernachlässigung des Kriegsvölkerrechtes in die Vorstellung der NS-Führung über die Umsetzung eines späteren Vernichtungskrieges und spiegelte sich u. a. beim Tod von Millionen Kriegsgefangenen und dem systematischen Aushungern der Stadt Leningrad in gewaltigen Opfergruppen wider. Einer der Lehrgangsteilnehmer an der Wehrmachtakademie, der spätere General der Artillerie Eugen Müller, war sogar federführend bei der Erarbeitung des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses und des Kommissarbefehls im Rahmen des Unternehmens Barbarossa.[82]

Als Wilhelm Adam gebeten wurde, die Wehrmachtakademie als erster Kommandeur zu übernehmen, versicherte man ihm, dass er »mit der Partei nichts zu tun haben«[83] werde. Diese Behauptung, die er in seinen Nachkriegsmemoiren tätigte und die auf seine persönliche Entlastung abzielen sollte, pflegte einmal mehr die Erzählung einer unpolitischen Wehrmacht der 1930er Jahre.[84] Sie widerspricht gleichzeitig seiner eigenen Aussage, dass sein Vorgesetzter Blomberg ihm befohlen habe, zweimal im Jahr mit seinen Lehrgangsteilnehmern »in Beziehung zum Parteiapparat«[85] zu treten. Auch bleibt offen, inwieweit so ein Befehl Blombergs vorlag oder die Verbindungen der Wehrmachtakademie zur Partei und NS-Funktionären nicht durch die Initiative Wilhelm Adams hergestellt wurden. Für ihn wäre es natürlich ein Leichtes gewesen, diese Vorgabe in seinen Nachkriegsmemoiren auf seinen vormaligen Vorgesetzten Blomberg zu schieben. Wilhelm Adam dagegen galt nicht gerade als Anhänger der Nationalsozialisten. Im Jahre 1938 zählte er zum Kreis der Septemberverschwörung, der beabsichtigte, Hitler bei einer möglichen Eskalation der Sudetenkrise und einem Krieg gegen die Westalliierten festnehmen zu lassen.[86]

Die strategische Ebene, die an der Akademie ja ausdrücklich vermittelt werden sollte, erforderte einschlägige Bezüge in den Staatsdienst und die Diplomatie. Schließlich besuchte Adam mit seinem Lehrgang im Mai 1937 das Propagandaministerium und die Geheime Staatspolizei (Gestapo) in Berlin, wobei es im Ministerium seiner Aussage nach hauptsächlich um technische Vorführungen in Bezug auf Medien wie Rundfunk und Film gegangen sein soll.[87] Bei der Gestapo standen nach einem üppigen Frühstück ideologische Vorträge u. a. über das Judentum auf dem Programm: »Die Vortragenden trugen zwar meist den Doktortitel, machten aber den Eindruck eines Landschullehrers und waren durch unsere Gegenwart sichtlich befangen.«[88] Im Februar 1938 erfolgten innerhalb einer Woche der Besuch bei der Gestapo und dem Freimaurermuseum in Berlin sowie dem Polizeiinstitut in Charlottenburg.[89]

Die Verbindung der Wehrmachtakademie zum Propagandaministerium wurde weiterhin gepflegt, auch von Goebbels persönlich, der die Offiziere herzlich empfing und sich ausgiebig mit ihnen unterhielt. Fortgeführt wurde dieser Dialog am 8. Dezember 1937, als der Propagandaminister an einem Abendessen mit den Generalstabsoffizieren teilnahm, möglicherweise hielt er zuvor auch noch einen Vortrag. Goebbels erwähnt diese Begegnung in seinen Tagebüchern: »Abendessen für die Wehrmachtakademie. Ein sehr interessanter Abend. Heiße Debatten über Japan, China, Rußland. Dann vor allem Kirchenfrage. Es geht sehr angeregt zu. Für mich ein sehr lehrreicher Abend. Die Offiziere sind außerordentlich beschlagen. Sie haben eine gute Schule, Haltung, Erziehung. Aber das werden wir als Partei auch nochmal schaffen.«[90] Die angesprochenen Themen zur Sowjetunion und Asien waren durch den kurz zuvor ausgebrochenen Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg hochaktuell. Immerhin befand sich das Deutsche Reich gerade in der Umorientierung in Bezug auf eine strategische Partnerschaft im asiatischen Raum.[91] Hinter der mit den Offizieren besprochenen »Kirchenfrage« stand der harte innenpolitische Kurs Hitlers gegen die Kirche. Eine propagandistische Großkampagne im Jahr 1937 richtete sich vor allem gegen den gesellschaftlichen Wirkungsanspruch der katholischen Kirche und ihrer Institutionen. Gegenüber der Wehrmachtführung kritisierte Hitler deren moderate Haltung zu den Kirchen und auch Goebbels wird beim Gespräch mit den Generalstabsoffizieren der Wehrmachtakademie in diesem Sinne argumentiert haben.[92]

Politische Propaganda hatte für die strategische Ebene der Kriegführung eine erhebliche Bedeutung und wurde thematisch in den Arbeitsgruppen der Lehrgänge bearbeitet. Daher war die Einbindung des Propagandaministers in den Kreis der Gäste und Vortragenden der Wehrmachtakademie auch nicht abwegig: »Im Sinne des totalen Krieges ist schwerlich eine Abgrenzung zwischen politischer und militärischer Propaganda zu ziehen, da sich beide Kräfte in ihren Wechselwirkungen überschneiden und ergänzen.«[93] In den Jahren 1936/37 begannen auch die ersten Truppenversuche zur Umsetzung von Propagandaarbeit in der Kriegführung, zunächst mit Zivilisten aus dem Propagandaministerium, die in der Ausführung ihrer Arbeit durch die Militärs jedoch erheblich behindert wurden. In der Folge setzte die Wehrmacht uniformierte Propagandisten durch und legte in einem Abkommen mit dem Propagandaministerium eine genaue Abgrenzung der Zielsetzung und Arbeit fest.[94] An der Wehrmachtakademie erarbeiteten die Lehrgangsteilnehmer Greiffenberg, Degenhardt und Krahmer eine Denkschrift über die Durchführung und Bedeutung politischer und militärischer Propaganda in den damals jüngsten Konflikten der 1930er Jahre. Am Beispiel des Abessinienkrieges und des Spanischen Bürgerkrieges wurde die Umsetzung und organisatorische Zuordnung der Propagandatätigkeit vor und während eines Krieges dargestellt und Folgerungen für die Propagandaarbeit der Wehrmachtführung formuliert. Demnach gehöre die Leitung der Gesamtpropaganda in die Verantwortung des Propagandaministeriums, das von der Staatsführung die Weisungen für die Kriegführung erhält und die wiederum von der Wehrmachtführung militärisch beraten wird: »Damit ist auch der massgebende Einfluss von Seiten der Wehrmacht sichergestellt.«[95] Ein eigenes Propagandistenkorps nach britischem und italienischem Vorbild sollte diplomatisch und im Umgang mit militärischen Begriffen und Vorgängen geschult und bereits vor einem Krieg in einem speziellen Wehrmachtsendedienst des Rundfunks ausgebildet werden. In den Mobilisierungsbestimmungen der Wehrmacht sollten daher Propagandafachleute speziell erfasst und auf geeignete Dienststellen verteilt werden.[96]

Werdegänge und Wissenstransfer der Lehrgangsteilnehmer

Wilhelm Adam resümierte in seinen Erinnerungen über die späteren Werdegänge seiner vormaligen Schüler, dass von den 30 Teilnehmern des Lehrgangs nur zwei das Mittelmaß übertroffen und im Krieg ausschlaggebende Verwendungen erreicht hätten. Hierbei bezog er sich auf Günther Korten als späteren Chef des Generalstabs der Luftwaffe sowie Kurt Fricke als Chef des Stabes der Seekriegsleitung.[97] Diese Bewertung Adams lässt sich bei Betrachtung der Werdegänge der Hörer an der Wehrmachtakademie kaum nachvollziehen. Ganz gleich, ob die für einen Lehrgang an der Wehrmachtakademie ausgewählten Generalstabsoffiziere gerade nur »abkömmlich« oder aufgrund ihrer Eignung für eine baldige Verwendung in einem wehrmachtgemeinsamen Generalstab vorgesehen waren, gingen aus dem Kreis der Absolventen einige namhafte Generale des Zweiten Weltkrieges hervor.

Darunter befanden sich immerhin zwei Generaloberste, nämlich Walter Weiß und der bereits genannte Günther Korten (dieser allerdings erst postum), General der Panzertruppe Walther K. Nehring, die Generale der Infanterie Otto Wöhler und Hans von Greiffenberg, Generalleutnant (und späterer stellvertretender Verteidigungsminister der DDR) Vincenz Müller oder auch Admiral Kurt Fricke und Vizeadmiral Wilhelm Meendsen-Bohlken. Alle namentlich ermittelten Lehrgangsteilnehmer erreichten einen Generals- bzw. Admiralsrang, mit Ausnahme des Kapitäns zur See Heinz Degenhardt. Bei ihm muss es 1941 zu einer Inhaftierung und einem Kriegsgerichtsverfahren gekommen sein, in dessen Folge er zu einer Haftstrafe verurteilt und bei Kriegsende noch hingerichtet wurde.[98]

In einigen Fällen wurde der Lehrgang an der Wehrmachtakademie von den Generalstabsoffizieren nicht vollständig abgeschlossen. Otto Wöhler[99] begann seinen Lehrgang im Oktober 1937 und musste ihn zum 1. April 1938 mit der Schließung der Einrichtung abbrechen. In seiner Folgeverwendung ging er in das neu aufgestellte Heeresgruppen-Kommando 5, welches nach der Besetzung Österreichs aufgestellt wurde. Auch der spätere Konteradmiral und Kommandant des Schlachtschiffes »Gneisenau« Otto Fein gehörte zum Jahrgang 1937/38 an der Wehrmachtakademie und trat im Anschluss eine Verwendung in der Seekriegsleitung an.[100] Ebenfalls im Oktober 1937 trat Vincenz Müller im Dienstgrad eines Majors den Lehrgang an der Wehrmachtakademie an und unterbrach ihn bereits nach zwei Monaten. Auf Weisung von Generaloberst Fritsch sollte Müller nach Spanien reisen, um die im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzten Ausbilder der Wehrmacht zu überprüfen. Dabei besuchte er verschiedene Truppenschulen sowie das Kommando der »Legion Condor« in Alhama.[101] Im Anschluss wurde der Lehrgang an der Wehrmachtakademie von Müller nicht wieder aufgenommen. Mehrere an der Wehrmachtakademie weitergebildete Offiziere erreichten hohe Verwendungen als Truppenführer. Wilhelm Schneckenburger wurde 1940 Divisionskommandeur der 125. Infanterie-Division, ab 1943 Kommandierender General des XVII. Armeekorps und erhielt 1942 das Ritterkreuz. Nachdem er 1944 als Chef der deutschen Militärmission in Bulgarien mit der neuen Regierung von Ivan Bagrjanov Verhandlungen getätigt hatte, führte er auf dem Balkan das nach ihm benannte »Korps Schneckenburger«, wo er am 14. Oktober 1944 fiel.[102] Auch General der Infanterie Arthur Hauffe starb als hochdekorierter Kommandierender General eines Armeekorps im Jahre 1944, als er durch eine Mine tödlich verletzt wurde, nachdem er in Kriegsgefangenschaft geraten war. Hans Zorn wurde im Anschluss an die Wehrmachtakademie Kommandeur des Infanterie-Regiments 19 und im späteren Verlauf des Krieges Divisionskommandeur und Kommandierender General an der Ostfront. Er fiel am 2. August 1943 während des Unternehmens »Zitadelle« durch einen Bombenvolltreffer und erhielt postum das Eichenlaub zum Ritterkreuz.[103] Der am höchsten dekorierte Absolvent der Wehrmachtakademie war General der Panzertruppe Walther Nehring. Bei ihm erfolgte ein Verwendungsaufbau mit einem regelmäßigen Wechsel zwischen Generalstabsposten und Verwendungen als Truppenführer, darunter Divisionskommandeur, zweimal Kommandierender General und schließlich Befehlshaber einer Armee (mit der Führung beauftragt).[104]

Generalstabsoffiziere der Luftwaffe hatten grundsätzlich Erfahrung mit einem Wechsel der Teilstreitkraft. Die meisten von ihnen waren zuvor beim Heer gewesen und brachten Fronterfahrung aus dem Ersten Weltkrieg mit. Dieser Erfahrungshorizont war zuträglich für das Denken und Handeln im Sinne der Gesamtkriegführung und günstig für den Lehrgangsbetrieb an der Wehrmachtakademie. Der spätere General der Flieger und Fliegerführer Atlantik Ulrich Kessler hat sogar in allen drei Teilstreitkräften Dienst geleistet. Im Ersten Weltkrieg diente er in der Kaiserlichen Marine, sowohl an Bord eines Schiffes als auch als Marineflugzeugführer. Nach einem kurzen Zwischenspiel bei der Garde-Kavallerie-Schützen-Division 1918/19 setzte er seine Laufbahn in der Reichsmarine fort und trat in der Wehrmacht in die Luftwaffe ein.[105] Günther Korten war im Ersten Weltkrieg zunächst Offizier in der Pioniertruppe und erwarb 1925 im Rahmen einer verdeckten Ausbildung den Flugzeugführerschein und somit die Voraussetzung für seine spätere Karriere in der Luftwaffe.[106]

Sinnbildlich für die Verkennung der Ausbildung an der Wehrmachtakademie ist die Tatsache, dass nur ein geringer Teil der namentlich bekannten Absolventen während des Krieges eine Generalstabsverwendung im OKW erhielt.[107] Wilhelm Meendsen-Bohlken wurde 1938 als Fregattenkapitän Chef der Rüstungswirtschaftsabteilung beim Wehrwirtschaftsstab im OKW und verblieb dort bis 1941,[108] während der bereits aus dem aktiven Dienst verabschiedete Otto Groos 1940 als Vizeadmiral reaktiviert und bis Kriegsende im OKW als Chef des Sonderstabs Handelskrieg und wirtschaftliche Kampfmaßnahme verwendet wurde.[109] Groos war allerdings kein Lehrgangsteilnehmer, sondern fungierte als Dozent für Seekriegführung an der Wehrmachtakademie. Eugen Müller wurde nach der Kapitulation der Wehrmacht noch Chef der Wehrmacht-Ordnungstruppen im OKW unter der Administration von Großadmiral Karl Dönitz[110] und General der Infanterie Gerhard Matzky war ab 10. Mai 1945 Chef des Verbindungsstabes des OKW beim sowjetischen Hauptquartier des Marschalls Georgij Žukov.[111] Lediglich bei Meendsen-Bohlken und Groos kann man jedoch davon reden, dass eine Verwendung oder Tätigkeit im OKW tatsächlich eine militärstrategische Ausrichtung und somit einen Rückbezug zur Wehrmachtakademie hatte.

Auffallend viele der Generalstabsoffiziere wurden als Attaché oder in den Militärmissionen verbündeter Staaten verwendet. Bruno von Uthmann wurde als Oberst Militärattaché in Schweden und war dabei bis zum Unternehmen »Weserübung« auch zuständig für die Gesandtschaften in Oslo und Kopenhagen. Er konnte in dieser Verwendung bis zum Generalleutnant aufsteigen und wurde von Franz Halder 1941 und 1942 als Divisionskommandeur empfohlen. Aus gesundheitlichen Gründen erfolgte jedoch bis zum Kriegsende keine Veränderung für Uthmann und er verblieb auf dem für ihn persönlich risikoarmen Posten des Militärattachés in Stockholm.[112] Gerhard Matzky war von Juni 1938 bis Dezember 1940 Militärattaché in Tokyo, bevor er sich durch zahlreiche Truppenverwendungen an der Ostfront bis zum Kommandierenden General hochdiente.[113] Er war im Übrigen neben Konteradmiral Gerhard Wagner[114] einer der beiden einzigen Absolventen der Wehrmachtakademie, die später in die Bundeswehr eintraten, und führte in seiner einzigen Verwendung dort bis 1960 das I. Korps in Münster.[115] Ulrich Kessler war von 1944 bis Kriegsende Chef des Luftwaffenverbindungstabes in Tokyo sowie ab 1945 zugleich Luftattaché an der deutschen Botschaft in Japan.[116] Grund für die häufigen Verwendungen der vormaligen Teilnehmer des Lehrgangs an der Wehrmachtakademie als Militärattachés dürften deren Sprachkenntnisse gewesen sein sowie ihr erlangtes Wissen über Kriegführung und militärische Organisation in ausländischen Streitkräften. Auch spielten gelegentlich gesundheitliche Gründe eine Rolle, dass der eine oder andere Generalstabsoffizier in den Attachédienst gelangte oder lange Zeit darin verblieb, da er für den Frontdienst nicht mehr tauglich war.

Die Arbeitsergebnisse zu einer gesamtstrategischen Kriegführung und ihren einzelnen Teilbereichen wurden an der Wehrmachtakademie grundsätzlich nachgehalten. So sind zahlreiche der umfangreichen und hier bereits erwähnten Vorträge verschriftlicht worden und dienten somit als Referenz oder Anknüpfungspunkt für die Arbeit der nachfolgenden Jahrgänge. Einige Lehrgangsteilnehmer nahmen sie auch als Grundlage für Beiträge innerhalb der deutschen Militärpublizistik bis 1945 und sogar noch in der frühen Bundesrepublik. Die Offiziere Hans-Detlef Herhudt von Rohden, Walther K. Nehring und Alfred Schlemm veröffentlichten ab 1936 Aufsätze für die Militärwissenschaftliche Rundschau (MWR), welche vom wiedererrichteten Generalstab des Heeres herausgegeben wurde und sich an militärische Entscheidungsträger richtete. Thematisch fasste die Zeitschrift zeitgenössische Diskussionen über Strategie, Truppenführung, Militärgeschichte und weitere militärfachlichen Aspekte zusammen, sodass sie für die letzten Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg als doktrinbildend angesehen werden kann.[117] Während Schlemm sich in seinem 1940 erschienenen Beitrag vergleichsweise knapp mit dem Begriff der Luftverteidigungszonen beschäftigte und sie nach Notwendigkeit und Merkmalen beschrieb,[118] widmete sich Herhudt von Rohden 1937 in fünf Teilen den Betrachtungen über den Luftkrieg. Etwa zeitgleich war er an der Ausarbeitung der Abänderungsvorschläge zur Vorschrift »Kriegführung« beteiligt und federführend für das Kapitel über den Luftkrieg. Die dabei aufgeführten Unterkapitel über Aufgaben, Organisation und das Zusammenwirken mit anderen Wehrmachtteilen sind eine Zusammenfassung der in der MWR veröffentlichten Teile zu den »Betrachtungen über den Luftkrieg«, die jedoch eher den internationalen Stand und die damals geltenden Vorschriften zum Einsatzwert von Luftstreitkräften reflektiert als eine eigene deutsche Luftwaffendoktrin konstruiert.[119] In zwei für die Amerikaner verfassten Studien vom August 1945 ergänzte Generalmajor Herhudt von Rohden die allgemeingültigen Einsatzgrundsätze durch konkrete Kriegserfahrungen und einer Bilanzierung von der deutschen Luftherrschaft in der ersten Kriegshälfte über den Verlust der Vormachtstellung in der Luft bis zum Zusammenbruch 1944/45.[120] Im Übrigen lesen sich die »Grundprinzipien von der Führung und dem Einsatz der Luftwaffe im Rahmen der Gesamtkriegführung«[121] wie aus dem Gedächtnis zitierte Abschnitte aus Vorträgen oder Zuarbeiten zur Vorschrift »Kriegführung«, die an der Wehrmachtakademie erstellt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg traten weitere vormalige Lehrgangsteilnehmer der Wehrmachtakademie als Autoren in der Nachfolgezeitschrift Wehrwissenschaftliche Rundschau (WWR) in Erscheinung, welche vom Arbeitskreis für Wehrforschung herausgegeben und zumindest in der Frühphase überwiegend von vormaligen Generalen und Offizieren der Wehrmacht bedient wurde. Enno von Rintelen veröffentlichte zwei Aufsätze über die strategische Bedeutung des Mittelmeers aus Sicht der NATO (1952) und Mussolinis Kriege im Jahre 1940 (1962). Die Betrachtung des Mittelmeerraums resultierte aus der militärischen Vita des Autors. General der Infanterie Enno von Rintelen trat direkt nach dem Lehrgang an der Wehrmachtakademie als Oberst seinen Dienst als Militärattaché in Rom an und blieb unter fortwährenden Beförderungen bis 1943 dort.[122] In dieser Funktion erlebte er das Scheitern der militärischen Unternehmungen Italiens in den Jahren 1940/41 und die Inspektion des ersten für die Ostfront bestimmten italienischen Armeekorps mit Benito Mussolini im Sommer 1941. Nach seiner Versetzung aus Rom im Jahre 1943 in das Deutsche Reich erhielt er noch einen Lehrgang für Kommandierende Generale und wurde schließlich trotz seines Alters von gerade einmal 53 Jahren im Dezember 1944 aus gesundheitlichen Gründen aus der Wehrmacht entlassen. Für die Rolle Italiens als Verbündeten des Deutschen Reiches war Rintelen nach dem Krieg durch seine langjährige Verwendung in Italien eine viel zitierte Referenz. Neben den Aufsätzen drehten sich auch seine Memoiren hauptsächlich um das deutsch-italienische Bündnis im Zweiten Weltkrieg. Seine Kritikpunkte an den gemeinsamen militärischen Vorhaben der Achse Berlin–Rom deckten sich mit den Forderungen, die an der Wehrmachtakademie über die Kriegführung mit Bundesgenossen formuliert wurden: frühzeitige Festlegung der militärischen und politischen Ziele, ein militärischer Oberbefehl mit allen notwendigen Vollmachten und die Verhinderung des Rückzugs auf einzelne nationale Interessen in militärisch schwierigen Lagen.[123] Konkret kritisierte Rintelen das blinde Vertrauen Mussolinis auf die militärische Kraft des Deutsches Reiches, die fehlende Koordination der Streitkräfte durch stattfindende Parallelkriege ab 1940 und die ebenfalls fehlende gemeinsame Kriegsplanung, auf die die deutsche oberste Führung nicht gedrängt habe.[124]

Ein zielgerichteter und an den unmittelbar militärischen Bedürfnissen ausgerichteter Wissenstransfer der Wehrmachtakademie war die Beteiligung der Lehrgangsteilnehmer an der Ausarbeitung der Vorschrift »Kriegführung« (K.F.). Die Arbeitsgemeinschaft A aus dem Lehrgang 1937/38 erhielt im Januar 1938 den Auftrag, die einzige Vorschrift der Wehrmacht mit strategischer Ausrichtung in ihrer Gliederung zu überprüfen und auch kapitelweise inhaltlich auszuarbeiten. Zuständig war eigentlich das Wehrmachtamt, das diese Arbeit jedoch nach Rücksprache mit dem Kommandeur der Wehrmachtakademie offensichtlich weiterdelegierte. Nun sollte dort die Vorschrift zunächst im Entwurf erarbeitet werden. Die »Kriegführung« widmete sich im Ergebnis tatsächlich der strategischen Ebene und betrachtete den Kriegszustand aus der Sicht des kriegführenden Staates. Die Entscheidungsbefugnis über Krieg und Frieden durch das Staatsoberhaupt war darin genauso geregelt wie die Rolle des Reichskriegsministers und Beauftragten für die Gesamtkriegführung. Weiterhin wurden die Zuständigkeiten der Reichsressorts darin geordnet, die Organisation des Kriegsgebietes, die Kriegführung mit Bundesgenossen, Propaganda, Wirtschaft und die Zusammenarbeit der Wehrmachtteile. Schließlich sollte die Vorschrift vom Führer und Reichskanzler sowie dem Reichskriegsminister zum 1. April 1938 gezeichnet werden. Naturgemäß betonte man in der Vorschrift den Einklang von Staatsführung und Oberbefehl der Wehrmacht:

»Die einheitliche militärische Führung liegt in der Hand des Oberbefehlshabers der Wehrmacht [...] Nach den Weisungen des Staatsführers legt er das Feldzugsziel fest. Es muss mit den Zielen der Politik und der Gesamtkriegführung, sowie den eigenen Machtmitteln in Einklang stehen.«[125]

Nach Adams Ansicht sollten einem Oberbefehlshaber der Wehrmacht im Kriegsfall nicht die drei Wehrmachtteile Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine unterstehen, sondern die Kriegsschauplätze, innerhalb derer sich die Teilstreitkräfte wiederfinden würden. Dieser Vorschlag, der mit bisherigen Vorstellungen einer Spitzengliederung im Krieg brach, wurde von Blomberg abgelehnt. Fertiggestellt und gezeichnet wurde die Vorschrift »Kriegführung« nie. Sie blieb nach der Blomberg-Fritsch-Krise im Entwurfsstadium und verlor mit dem Abtritt von Reichskriegsminister Blomberg einen entscheidenden Initiator. Im neu geschaffenen Oberkommando der Wehrmacht hatte die Frage der Strategie zumindest in der Theorie keine besondere Priorität, insbesondere was verfassungsgebende Institutionen und Gesetze angeht. Immerhin sollten im Kapitel über die Staatsführung im Kriege auch die Grundzüge des Reichsverteidigungsgesetzes und seine Durchführungsverordnung skizziert werden sowie das Kriegskabinett, der Reichsverteidigungsausschuss und der Reichsverteidigungsrat. Im Führerstaat waren solche verfassungsrechtlichen Zuständigkeiten unbedingt zu vernachlässigen, vor allem wenn sie dem alleinigen Willen Hitlers zur Entscheidung über Krieg und Frieden vielleicht noch in die Quere kommen könnten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligten sich neben dem bereits genannten Hans-Detlef Herhudt von Rohden drei weitere Teilnehmer der Wehrmachtakademie, nämlich Hans von Greiffenberg, Bruno von Uthmann und Enno von Rintelen, an den Studien deutscher Generale und Generalstabsoffiziere für die Historical Division der U. S. Army in Europa. Ziel dieser Studien war die Verfügbarmachung von Informationen deutscher Offiziere als Wissensträger über die Operationen des deutschen Heeres gegen die amerikanischen Streitkräfte. Greiffenberg schrieb dabei als Abteilungsleiter und Stellvertreter von Franz Halder über die Operationsabteilung im OKH und kam dabei auch auf das Problem der fehlenden Spitzengliederung während des Krieges zu sprechen, das unausgereifte Konstrukt des OKW und den unzureichenden Kompromiss von Verbindungsstäben der anderen Teilstreitkräfte im OKH.[126] Uthmann erstellte für die Historical Division eine Denkschrift über die deutsche Militärpolitik im skandinavischen Raum während des Zweiten Weltkrieges. In seinen Darstellungen ging er sehr ausführlich auf den durch ihn so bewerteten Schwerpunkt deutscher Militärpolitik in Skandinavien ein, nämlich Schweden, sowie auf die Wechselbeziehungen des Landes zu den Kriegsschauplätzen Norwegen und Finnland. Ein wehrmachtgemeinsames Denken, wie es an der Wehrmachtakademie gelehrt und gefordert wurde, kam nach Uthmanns Einschätzung während des Krieges am ehesten während des Unternehmens »Weserübung« zustande: »Sachlich war die Leitung durch das OKW zu Beginn begründet, durch fast gleichwertige Beteiligung aller drei Wehrmachtsteile beim Anlaufen.«[127] Zugleich kritisierte Uthmann die anschließenden mangelnde militärpolitischen Bemühungen des OKW, das bis Kriegsende für den skandinavischen Raum zuständig war. Lediglich mit Schweden sei während der gesamten Kriegsdauer die Durchführung einer tatsächlichen Militärpolitik möglich gewesen.[128]

»Ein Veilchen, das im Verborgenen blüht« Die Auflösung der Wehrmachtakademie

Wilhelm Adam bedauerte in seinen Memoiren, dass er in seiner Zeit als Kommandeur der Wehrmachtakademie »dem politischen und militärischen Betriebe ziemlich fernstand [...] Blomberg erschien in jedem Jahr eine halbe Stunde bei uns u. äußerte Belangloses. Einmal im Jahr sah er meine Schüler bei einem Essen, das ich gab.«[129] Hier kann man nicht davon reden, dass der Reichskriegsminister wirkliche Dienstaufsicht betrieb oder die zukünftigen Generalstabsoffiziere »seines« wehrmachtgemeinsamen Oberkommandos ausbildete, das er ja eigentlich durchzusetzen beabsichtigte. Adam verglich das Dasein seiner Schüler daher mit einem »Veilchen, das im Verborgenen blüht«.[130] So konnte Blomberg weder durch seine persönlichen Vorstellungen noch durch eventuelle Weisungen oder Vorschriften vorgeben, was genau die Wehrmachtakademie eigentlich zu vermitteln hatte. Gleichzeitig widerspricht die Wahrnehmung Adams, dass die Wehrmachtakademie dem politischen Betrieb fernstand, jedoch dem Umstand, dass die Lehrgänge in regelmäßigem Austausch mit dem Propagandaministerium und Gestapo-Dienststellen standen.

Mit der Schließung der Wehrmachtakademie ging es dann noch im ersten Quartal 1938 schnell voran. Nach der Besetzung Österreichs erhielt General Adam einen Anruf von Hitlers Chefadjutanten, wonach die sechs an die Akademie kommandierten Heeresoffiziere dringend für die Stellenbesetzung in Österreich benötigt würden.[131] Hitler habe daher die vorläufige Stilllegung der Wehrmachtakademie angeordnet. Generaloberst Fritsch hatte im Jahr zuvor bereits einen ähnlichen Antrag bei Kriegsminister Blomberg gestellt, dass man das Personal für den Aufwuchs im Heer benötigte.[132] Adam erkannte natürlich den Vorwand des Personalmangels an Generalstabsoffizieren und urteilte über das Ende seiner Dienststelle: »Wegen einer Handvoll von Offizieren, die man angeblich anderweitig brauchte, schloß man die Wehrmachtakademie ›zeitweilig‹. Aber mir war keinen Augenblick zweifelhaft, daß nun ihre letzte Stunde geschlagen hat.«[133] Natürlich kam es am Ende nicht auf sechs Lehrgangsteilnehmer an, dass die Idee für eine streitkräftegemeinsame Ausbildung auf strategischer Ebene scheiterte. Von den Heeresoffizieren, die zum Durchgang 1937/38 gehörten, trat lediglich Otto Wöhler eine Folgeverwendung im besetzten Österreich an.

Vielmehr sorgten die personellen und strukturellen Veränderungen zu Beginn des Jahres 1938 dafür, dass die stiefmütterlich behandelte Idee einer Wehrmachtakademie mit strategischer Ausrichtung beerdigt wurde. Das Heer war auf diesen Ausbildungsabschnitt seiner Generalstabsoffiziere nicht angewiesen und setzte sich wegen seiner dominanten Stellung in der Landkriegführung durch das Oberkommando des Heeres als Träger der Operationen an der Ostfront und auch innerhalb des Oberkommandos der Wehrmacht entscheidend durch. Durch den Tod des Generals Wever im Jahre 1936 verlor auch die Luftwaffe ihren Ideengeber für eine gemeinsame Ausbildung mit dem Heer. Der eigentliche Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Hermann Göring, zeigte jedoch kein Interesse an einer stärkeren operativen oder strategischen Zusammenarbeit mit dem Heer oder gar an einer tatsächlichen wehrmachtgemeinsamen Führung. Dies spiegelt sich auch in der personellen Beteiligung der Luftwaffe am Oberkommando der Wehrmacht wider. Dort gehörte im März 1942 von 358 Offizieren nur einer der Luftwaffe an.[134] Eine zielgerichtete und vermehrte Zusammenarbeit mit den anderen Teilstreitkräften in einem gemeinsamen Oberkommando wurde von den Oberbefehlshabern der Luftwaffe und Kriegsmarine vor allem als Einschränkung ihrer Machtfülle betrachtet.

Das Beispiel der Vorschrift »Kriegführung«, das letzte Projekt der Wehrmachtakademie, zeigt eindringlich, über welches Potenzial diese Bildungseinrichtung verfügte. Die fehlenden Vorgaben aus dem Reichskriegsministerium und die mangelnde persönliche Begleitung durch Blomberg boten Wilhelm Adam gleichzeitig die Chance, die Lehrinhalte, den Teilnehmerkreis und die Referenten selbst festzulegen und zu gestalten. Die umfangreichen finanziellen Mittel, die ihm dafür zur Verfügung standen, begünstigten seine Ideen und konzeptionelle Arbeit. Selbst über die vergleichsweise kurze Zeit von gerade einmal drei Jahren des Bestehens der Wehrmachtakademie ist eine deutliche Entwicklung erkennbar. Nach der Aufstellung und Konsolidierung, bei der man die nötigen Experten der Fachgebiete gewinnen konnte, folgte 1937 ein entscheidender Schritt, indem man den Kreis der Lehrgangsteilnehmer um zivile Beamte aus verschiedenen Ressorts erweiterte. Die Generalstabsoffiziere und Beamten wechselten dabei regelmäßig die Rollen zwischen Hörern und Vortragenden sowie Beratern und Bearbeitern von Denk- und Vorschriften. Das akkumulierte Wissen über die Funktionsweise von Staat und Militär in Krieg und Frieden, Operationsführung, Propaganda sowie Wirtschafts- und Außenpolitik wurde ressortübergreifend abgestimmt und im Sinne einer Gesamtkriegführung zusammengefasst. Mit dem Rücktritt Werner von Blombergs ging der entscheidende Förderer innerhalb der Wehrmachtführung verloren und Alfred Jodl hatte in seiner Funktion als Oberst und Chef der Abteilung Landesverteidigung keine ausreichende Durchsetzungskraft, um sich für das Weiterbestehen der Akademie einzusetzen.

Schließlich stellt sich noch die Frage, wie Hitler als Oberbefehlshaber der Wehrmacht zur Wehrmachtakademie und ihrer inhaltlichen Ausrichtung stand. Das strategische Denken, welches Hitler nachgesagt wird, unterschied sich wesentlich von der Militärstrategie, »denn er bezog die Totalität aller politisch-gesellschaftlichen Existenz- und Ausdrucksformen mit ein«.[135] Dies hatte in seiner Vorstellung eine starke Ideologisierung des militärischen Apparats und eine gleichzeitige Aufhebung des Gegensatzpaares Krieg und Frieden zur Folge, was der militärischen Führung der Reichswehr bzw. Wehrmacht jedoch zutiefst fremd war. Im Zweiten Weltkrieg zeigte sich dieser Umstand an Hitlers ständiger Weigerung, Raum zugunsten einer operativ zweckmäßigen Entscheidung aufzugeben, da dieser in seinem rassisch-ideologischen Sinn Lebensraum war und keine militärische Variable. Bei militärstrategischen Planungen hielt sich Hitler vor Kriegsbeginn noch auffallend zurück und überließ sie den Generalen der Wehrmachtführung, bevor er sich durch die Siege der Jahre 1939 und 1940 dazu berufen fühlte, stärker auf wehrwissenschaftliche und wirtschaftliche Belange Einfluss zu nehmen, was zu fatalen Fehlentwicklungen und Stockungen führte.[136] Diese zunächst eingehaltene Zurückhaltung schien auch maßgeblich dafür zu sein, die Wehrmachtakademie zu schließen, nachdem er selbst das Oberkommando über die Wehrmacht übernommen hatte und die Zwischenebene eines Reichskriegsministers im Generalsrang wegfiel. Die telefonische und unvermittelte Bekanntgabe der Stilllegung der Akademie von Hitlers Adjutanten an General Adam im Zuge der Besetzung Österreichs weist auf den Umstand hin, dass diese Entscheidung von Hitler kurzfristig und vermutlich auch ohne Rücksprache mit der Wehrmachtführung getroffen wurde. Mit dem Fortschreiten der nationalsozialistischen Aggressionspolitik ab dem Jahr 1938 rückte für Hitler auch die Möglichkeit eines Krieges in den Fokus. In einer drohenden Kriegslage war es in der Wehrmacht nicht ungewöhnlich, dass Akademien stillgelegt wurden. Gleiches passierte auch mit der Kriegsakademie und Marineakademie während der Mobilmachung vor dem Überfall auf Polen 1939. Obwohl die Ausbildung und der Personalersatz der Generalstabsoffiziere im Krieg eine realistische Notwendigkeit darstellten, schien die Akademie von Hitler als für die Kriegführung überflüssig angesehen worden zu sein. Die Möglichkeiten der Wehrmachtakademie als ein Ort für Wissenstransfer und strategische Planungen wurden von Hitler nicht erkannt oder nicht gewollt und bis zum Kriegsende auch nicht wieder aufgegriffen.

Die Fortführung der Idee einer streitkräftegemeinsamen Führung

Dass das 1938 geschaffene Oberkommando der Wehrmacht kein tatsächliches streitkräftegemeinsames Oberkommando und kein übergeordneter Führungsstab gewesen ist, blieb aus Sicht vieler Generalstabsoffiziere während des Krieges ein ungelöstes Problem. Der eigentliche, für die operative Führung zuständige Wehrmachtführungsstab im OKW hatte weder die personelle Stärke noch die streitkräfteübergreifende Besetzung und erst recht keinen namhaften General an der Spitze, um der komplexen Gesamtkriegführung zu begegnen. Er wuchs während des Krieges bestenfalls von einem kleinen Arbeitsstab für organisatorische und operative Weisungen zu einer Stelle, dessen Chef gleichrangig mit den Oberbefehlshabern der Teilstreitkräfte an Lagebesprechungen teilnehmen konnte. In der Unübersichtlichkeit von Zuständigkeiten hatten die drei Oberbefehlshaber von Heer, Luftwaffe und Marine eher die Möglichkeit, ihre Interessen über die jeweiligen Adjutanten bei Hitler durchzusetzen, als eine zielführende Lösung im Sinne der Gesamtwehrmacht zu erzielen.

Das Heer dominierte die Operationsführung der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und war federführend verantwortlich für die Ostfront ab 1941. Für die Planung und Durchführung komplexer militärischer Unternehmungen wie des Unternehmens »Weserübung«, bei dem alle drei Teilstreitkräfte umfangreich beteiligt waren, fehlte also eine koordinierende Führungsebene. Zumindest in der Planungsphase wurde im Januar 1940 im OKW ein Sonderstab unter Führung von Kapitän zur See Theodor Krancke ins Leben gerufen, der »›in engstem Zusammenhang mit der Gesamtkriegführung‹ einen Operationsplan unter der Tarnbezeichnung ›Weserübung‹ erarbeiten sollte.«[137] Dieser Stab wurde mit Generalstabsoffizieren aller Teilstreitkräfte sowie des Amts Ausland/Abwehr besetzt und stellte somit tatsächlich eine militärstrategische Ebene dar, wenn auch nur zeitweise. Der Planungsstab schlug vor, einen Oberbefehlshaber für das Operationsgebiet Dänemark und Norwegen zu benennen, der einen teilstreitkräfteübergreifenden Stab führt und alle Vollmachten für sein Operationsgebiet innehat. Damit wurde an die vom General Adam entwickelten Ideen angeknüpft, dies aber schließlich durch den hartnäckigen Widerstand Hermann Görings verhindert.[138] Dieser sträubte sich, die Luftwaffe unter einen für das Operationsgebiet verantwortlichen Befehlshaber zu stellen. Erstaunlicherweise funktionierte die Koordinierung der Teilstreitkräfte beim Unternehmen »Weserübung« weitgehend reibungslos, im Gegensatz zu den britischen Streitkräften. In der Nachbetrachtung des Unternehmens wurde darauf hingewiesen, dass bei zukünftigen Operationen ein jeweiliger Wehrmachtbefehlshaber benannt werden sollte, in dessen Stab die Wehrmachtteile maßgeblich beteiligt werden sollten. Dieser Befehlshaber sei insbesondere in der Operationsdurchführung notwendig, um in einer militärischen Krise so schnell wie möglich zu reagieren.[139] Hitler lehnte auch im Nachhinein und für künftige Operationen die Schaffung einer solchen Zwischenebene ab. Im Laufe des Krieges wurden Kriegsmarine und Luftwaffe operativ eigenständig und in den meisten Fällen an den Befehlshabern des Heeres vorbei direkt von den jeweiligen Oberkommandos eingesetzt.

Fazit

Die Wehrmachtakademie entstand 1935 auf Initiative von Reichskriegsminister Werner von Blomberg, der zunächst durch vergleichbare Institutionen in den USA oder Großbritannien inspiriert wurde. Hierbei sollten ausgebildete Generalstabsoffiziere in einem handverlesenen Kreis weitergebildet und zum strategischen Denken erzogen werden, um Fragen der Gesamtkriegführung zu erörtern, die neben den militärischen Fachgebieten auch Themen der Rüstung, Wirtschaft, Außenpolitik und Propaganda umfassten. Mit diesem ganzheitlichen, streitkräftegemeinsamen Ansatz, bei dem die Egoismen einzelner Wehrmachtteile überwunden werden sollten, lag Blomberg, der sich zuvor schon in zahlreichen anderen Maßnahmen Hitler angenähert hatte, ganz und gar auf der Linie nationalsozialistischer Politik. Dies setzte sich auch in der Folgezeit des nur kurzen Bestehens der Wehrmachtakademie fort. Die Lehrgangsteilnehmer, die nach Abschluss ihrer dortigen Ausbildung eigentlich für eine Verwendung im Oberkommando der Wehrmacht im Sinne eines tatsächlichen gemeinsamen Generalstabs vorgesehen waren, setzten sich in Vorträgen, Denk- und Vorschriften mit dem Verhältnis zwischen Staat und Militär auseinander. Hierbei vertraten sie fast einhellig den Standpunkt, dass ein zukünftiger Krieg nur dann gewonnen werden könnte, wenn politische und militärische Führung durch ein und dieselbe Person, nämlich Hitler, erfolgte, die Bevölkerung durch massive Propaganda beeinflusst und die Jugend von Grund auf autoritär erzogen werden würde. Dabei blieb es nicht nur bei theoretischen Betrachtungen. Nach den Vorgaben Blombergs knüpfte die Wehrmachtakademie unter der Leitung von Wilhelm Adam Verbindungen zum Staats- und Parteiapparat und ließ sich im Propagandaministerium, bei der Geheimen Staatspolizei und der Polizei in Berlin unterweisen, unter anderem auch in ideologischen Vorträgen über das Judentum. Die NS-Ideologie wurde so zum festen Bestandteil im Lehrbetrieb an der Wehrmachtakademie und auch durch den persönlichen Besuch von Joseph Goebbels noch intensiviert. Schließlich nahmen am letzten Lehrgang 1937/38 ressortübergreifend auch noch höchste Beamte verschiedener Ministerien teil, darunter der persönliche Vertraute von Goebbels und Staatssekretär im Propagandaministerium Karl Hanke. An der Wehrmachtakademie fand also ein stetiger Gedankenaustausch zwischen Generalstabsoffizieren, Ministerialbeamten und NSDAP-Politikern statt, der einige der Wehrmachtangehörigen auch nachhaltig prägte, wenn sie in der eigens verfassten Vorschrift »Kriegführung« von »der Volksgemeinschaft das letzte Opfer« forderten oder im Zweiten Weltkrieg an der Erarbeitung des Kommissarbefehls oder des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses beteiligt waren. Der Wissenstransfer, der durch vormalige Hörer der Wehrmachtakademie in der Militärpublizistik, ihren Memoiren oder den Studien der Historical Division geleistet wurde, beinhaltete militärtheoretische Themen zu den Einsatzgrundsätzen der Teilstreitkräfte, wie sie auch an der Wehrmachtakademie selbst gelehrt oder erarbeitet wurden. Für eine geplante, aber nicht umgesetzte Vorschrift »Kriegführung« wurden Ideen für eine strategische Gesamtkriegführung eingebracht. Das Kernthema in den Bewertungen der Generalstabsoffiziere blieb in Rückbezug auf die Wehrmachtakademie das Fehlen eines tatsächlichen übergeordneten Oberkommandos und die ineffiziente Organisation der militärischen Spitzengliederung.

Letztlich zielte das strategische Denken, das an der Wehrmachtakademie vermittelt werden sollte, darauf ab, alle staatlichen und militärischen Mittel für die Umsetzung eines Eroberungs- und Vernichtungskrieges zu forcieren. Die Schließung dieser Bildungseinrichtung für Generalstabsoffiziere erfolgte im Kontext der Umstrukturierung der Wehrmachtführung im Jahre 1938 sowie der Machtkämpfe innerhalb der Generalität um die Frage einer Spitzengliederung und der Selbständigkeit der Teilstreitkräfte. Im Sinne der dabei konkurrierenden Ordnungsvorstellungen diente die Wehrmachtakademie den Ideen Blombergs, Keitels und Jodls für die Schaffung einer modernen Wehrmachtführung, während sich Beck und Fritsch sehr passiv gegenüber allen Maßnahmen verhielten, die eine Vormachtstellung des Heeres unterminieren würden. Nach dem Rücktritt ihres entscheidenden Förderers, Werner von Blomberg, nutzte Hitler während der Besetzung Österreichs die Situation, um die Wehrmachtakademie stillzulegen, von der er sich als neuer Oberbefehlshaber der Wehrmacht offensichtlich keinen Nutzen versprach. Mit der gleichzeitigen Aufstellung des Oberkommandos der Wehrmacht und dessen eingeschränkten Befugnissen wurden Ideen für die Weiterentwicklung einer militärischen Spitzengliederung nicht fortgeführt.

Online erschienen: 2025-05-20
Erschienen im Druck: 2025-04-22

© 2025 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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  36. Dan H. Andersen, Store Nordiske Krig, Bind 1: 1700–1710 Store Planer; Bind 2: 1711–1721 Triumf og Tragedie, København: Politikens Forlag 2021, 532+576 S., DKK 600.00 [ISBN 978‑87‑4000‑147‑1]
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  38. Demagogenverfolgung, Militärpolitik und wirtschaftliche Fragen 1824–1830, 2 Teilbde. Bearb. von Jürgen Müller, Berlin [u. a.]: De Gruyter Oldenbourg 2024, CXLII, 1480 S. (= Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes. Abteilung I: 1713–1830, 4), EUR 229,00 [ISBN 978-3-11-107907-3]
  39. Die auswärtige Politik Preußens 1858–1871. Dritte Abteilung: Die auswärtige Politik Preußens und des Norddeutschen Bundes vom Prager Frieden bis zur Begründung des Reiches und zum Friedensschluß mit Frankreich, Bd XI/XII: Februar 1869 bis März 1871. Hrsg. und bearb. von Winfried Baumgart, Berlin: Duncker & Humblot 2023, IX, 622 S. (= Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, 58), EUR 199,00 [ISBN 978-3-428-18890-1]
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  46. Antony Beevor, Russland. Revolution und Bürgerkrieg 1917–1921. Aus dem Engl. übertr. von Jens Hagestedt, München: C. Bertelsmann 2023, 667 S., EUR 40,00 [ISBN 978-3-570-10509-2]
  47. Austria-Hungary’s Last War, 1914–1918, vol. 2 (1915): From the Battle of Limanowa-Lapanow. Finale to the Capture of Brest-Litowsk. Compiled by The Austrian Federal Ministry of the Army and War Archive. Under the Direction of Edmund Glaise-Horstenau. Ed. by Josef Brauner [et al.], Introduction by Hew Strachan, transl. by Stan Hanna, Kingston, ON: Legacy Books Press 2023, VII, 844 S., $ 52.95 [ISBN 978-1-927537-83-1] Austria-Hungary’s Last War, 1914–1918, vol. 2 (1915): Leaflets and Sketches. Compiled by The Austrian Federal Ministry of the Army and War Archive. Under the Direction of Edmund Glaise-Horstenau. Ed. by Josef Brauner [et al.], transl. by Stan Hanna, Kingston, ON: Legacy Books Press 2024, V, 145 S., $ 24.95 [ISBN 978-1-927537-85-5] Austria-Hungary’s Last War, 1914–1918, vol. 3 (1915): From the Capture of Brest-Litowsk to the End of Year. Compiled by The Austrian Federal Ministry of the Army and War Archive. Under the Direction of Edmund Glaise-Horstenau. Ed. by Josef Brauner [et al.], Introduction by Hew Strachan, transl. by Stan Hanna, Kingston, ON: Legacy Books Press 2024, IV, 607 S., $ 38.95 [ISBN 978-1-927537-90-9] Austria-Hungary’s Last War, 1914–1918, vol. 3 (1915): Leaflets and Sketches. Compiled by The Austrian Federal Ministry of the Army and War Archive. Under the Direction of Edmund Glaise-Horstenau. Ed. by Josef Brauner [et al.], transl. by Stan Hanna, Kingston, ON: Legacy Books Press 2024, IV, 176 S., $ 27.95 [ISBN 978-1-927537-92-3]
  48. Rolf Wörsdörfer, Isonzo 1915/17: Völkerschlachten am Gebirgsfluss, Paderborn [u. a.]: Schöningh 2022, 302 S. (= Schlachten – Stationen der Weltgeschichte), EUR 29,90 [ISBN‎ 978‑3‑506‑70265‑4]
  49. Florian J. Schreiner, Universität und Gewalt. Akademisch-militärische Kooperationen in Welt- und Nachkrieg 1914–1921, Stuttgart: Steiner 2024, 320 S. (= Weimarer Schriften zur Republik, 24), EUR 64,00 [ISBN 978-3-515-13693-8]
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  53. Hartwig Kobelt, Spione zur See – Schiffe und Boote der deutschen Abwehr 1938–1945, Bd 1: Norwegen, Nord- und Ostsee und die westeuropäischen Küstengewässer, Aachen: Helios 2023, 370 S., EUR 29,50 [ISBN 978-3-86933-295-6]
  54. Bernd Wegner, Das deutsche Paris. Der Blick der Besatzer 1940–1944, Paderborn [u. a.]: Brill Schöningh 2019, XI, 259 S., EUR 39,90 [ISBN 978-3-506-78055-3]
  55. Yves Buffetaut, The Falaise Pocket, Normandy, August 1944, Oxford: Casemate 2019, 128 S., £ 19.99 [ISBN 978-1-61200-727-4]
  56. Wolfgang Graf Vitzthum, Der stille Stauffenberg. Der Verschwörer, Georgeaner und Völkerrechtler Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Berlin: Duncker & Humblot 2024, 180 S., EUR 39,90 [ISBN 978-3-428-19195-6]
  57. Valerie Riedesel Freifrau zu Eisenbach, Der Flieger im Widerstand. Cäsar von Hofacker, das Stauffenberg-Attentat und der Umsturz in Paris, München: Piper 2024, 311 S., EUR 22,70 [ISBN 978-3-492-07273-1]
  58. Buchbesprechungen, Nach 1945
  59. Rüdiger von Voss, Das Vermächtnis des Staatsstreichs vom 20. Juli 1944. Rezeption und historische Wahrnehmung des Widerstandes, Berlin: BeBra 2024, 396 S. (= Widerstand im Widerstreit, 6), EUR 42,00 [ISBN 978-3-95410-327-0]
  60. Tim Pröse, Wir Kinder des 20. Juli. Gegen das Vergessen: Die Töchter und Söhne des Widerstands gegen Hitler erzählen ihre Geschichte, München: Heyne 2024, 367 S., EUR 22,00 [ISBN 978-3-453-21875-8]
  61. Ruth Hoffmann, Das deutsche Alibi. Mythos »Stauffenberg-Attentat« – wie der 20. Juli 1944 verklärt und politisch instrumentalisiert wird, München: Goldmann 2024, 398 S., EUR 24,00 [ISBN 978-3-442-31722-6]
  62. Meinhard Brunner, Die Militärgerichtsbarkeit der britischen Besatzungsmacht in Österreich, Graz: Historische Landeskommission für Steiermark 2024, 607 S. (= Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark, 45), EUR 40,00 [ISBN 978-3-901251-65-8]
  63. Christian Neef, Das Schattenregime. Wie der sowjetische Geheimdienst nach 1945 Deutschland terrorisierte, Berlin: Propyläen 2024, 318 S., EUR 28,00 [ISBN 978-3-549-10077-6]
  64. Wilfried von Bredow, Kriege im 21. Jahrhundert. Wie heute militärische Konflikte geführt werden, Berlin: BeBra Verlag 2024, 280 S., EUR 28,00 [ISBN 978-3-89809-235-7]
  65. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Downloaded on 24.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/mgzs-2025-0003/html
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