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Ökumenischer Lagebericht 2024

Published/Copyright: March 13, 2025
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Liebe Leserinnen und Leser,

wie in den letzten Jahren blickt das erste Heft des neuen Jahrgangs des MdKI auf ökumenische Entwicklungen des vergangenen Jahres zurück. Diesmal machen wir den Auftakt aber im eigenen Haus, denn die Zeitschrift in Ihren Händen wird 75 Jahre alt. Aus diesem Anlass nimmt Sie der langjährige Leiter des Konfessionskundlichen Instituts, Walter Fleischmann-Bisten, auf eine Tour d’Horizon durch die Geschichte des MdKI mit, die er fast zur Hälfte als Mitarbeiter erlebt hat. Lassen Sie sich auf eine ökumenische Erinnerungsreise entführen!

Martin Bräuer stellt im Bericht über Catholica die abschließende Plenarsitzung der Generalversammlung der Bischofssynode in Rom vor und blickt auf deren mögliche Folgen, insbesondere welche Bedeutung es hat, dass der Papst auf ein nachsynodales Schreiben verzichtete. Das Dokument „Der Bischof von Rom“ fasst die Diskussionen um die ökumenische Verträglichkeit des Papstamtes zusammen – was sollte hier evangelischerseits mit Rom diskutiert werden? Abschließend werden die Hintergründe des Liturgiestreites in der mit Rom unierten syro-malabarischen Kirche beleuchtet, ein Streit, der Jahrhunderte zurückreicht und bei dem es um weit mehr geht als darum, in welche Richtung der Priester bei der Liturgie schaut.

Die Orthodoxie wächst in Deutschland rasant – inzwischen sollen es vier Millionen Gläubige sein. Dagmar Heller stellt die Lage der ökumenischen Beziehungen zu ihnen vor. Eine Herausforderung, vor der Orthodoxe hierzulande ebenso stehen wie andere Kirchen, ist der Religionsunterricht und die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation. Für das Verständnis der weltweiten Orthodoxie spielen oft die politische Situation und gegenwärtig mehrere Kriege eine Rolle. Die Armenische Apostolische Kirche ist von der Auslöschung von Arzach (Berg-Karabach) nach dem Angriff Aserbaidschans betroffen und wird in die folgenden politischen Wirren hineingezogen. Außerdem geht es um die jüngeren Entwicklungen in der Ukraine und die Weihe einer orthodoxen Diakonin in Afrika.

Zwei Ereignisse aus der anglikanischen Welt betrachtet Kai Funkschmidt. Der erzwungene Rücktritt des Erzbischofs von Canterbury aufgrund seines Umgangs mit einem historischen Fall von Missbrauch ist Teil einer Reihe ähnlich gelagerter Rücktrittsforderungen und Sanktionen gegen englische Bischöfe und Erzbischöfe. Es steht der Vorwurf im Raum, es gehe dabei bisweilen mehr um interne Grabenkämpfe als um die Verfehlungen der Betroffenen. Erfreulichere Neuigkeiten gibt es aus Deutschland: Die Episcopal Church der USA und die bayerische Landeskirche haben volle Kirchengemeinschaft vereinbart. Es ist die erste solche Vereinbarung einer anglikanischen Kirche und einer deutschen Landeskirche.

Aus der freikirchlichen Welt berichtet Lothar Triebel. Hier wurden 2024 sowohl ökumenische Erfolge erzielt als auch Spaltungen vertieft. Es gibt neue Kirchen- und Predigtgemeinschaften zwischen Landes- und Freikirchen, aber auch Trennungsprozesse im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und in der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche. Schlaglichtartig werden Entwicklungen in mehreren Freikirchen, etwa den Freien evangelischen Gemeinden und der Neuapostolischen Kirche, sowie zwei Gemeindegründungen im Rhein-Main-Gebiet beleuchtet.

Dirk Spornhauer nimmt im Lagebericht über die Pfingst- und Charismatischen Bewegungen die Konferenz UNUM24, die im Juni 2024 in München stattfand, unter die Lupe. Er informiert über die Hintergründe der beteiligten Verantwortlichen, das Selbstverständnis und die Bedeutung des Gebetstreffens für die Bewegung und über die unerwartet starke öffentliche Kritik, die sich am Hauptredner Bill Johnson entzündete. Anschließend erfahren wir anlässlich ihres fünfzigjährigen Bestehens etwas über die Entwicklung der Zeitschrift Charisma, eines wichtigen Publikationsorgans der pfingstlich-charismatischen Bewegung in Deutschland.

Der Weltökumene-Bericht von Dominik Koy beschäftigt sich mit der 9. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) im rumänischen Sibiu (Hermannstadt), die als Beispiel eines Paradigmenwechsels innerhalb der ökumenischen Debatten gelten kann. Klassische dogmatische Topoi werden von ethischen Themen der persönlichen Lebensführung bzw. von gesamtgesellschaftlichen kulturellen Entwicklungen abgelöst.

Viel Freude bei der Lektüre!

Kai Funkschmidt

Online erschienen: 2025-03-13
Erschienen im Druck: 2025-03-11

© 2025 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 11.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/mdki-2025-0001/html
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