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„irgendwie müssen wir herausfinden, was passiert ist“ – Rezeption von Bilderbüchern als Ausgangspunkt für interaktionale Aushandlungsprozesse

  • Evelina Winter

    ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik des Deutschen als Zweitsprache an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit der Frage, wie (textlose/multimodal erweiterte) Bilderbücher von Kindern mit und ohne DaZ rezipiert werden.

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Published/Copyright: August 15, 2023

Zusammenfassung

Der Beitrag geht der Frage nach, wie Schülerinnen und Schüler am Beispiel des Bilderbuchs Wazn Teez? (Ellis 2017) die Narration in kollaborativen Leseprozessen aufbauen. Dabei liegt der Fokus auf ihren sprachlichen und schulischen Erfahrungen sowie den Unterschieden in der Interaktion bei der Bedeutungskonstruktion. Untersucht wurden in einer explorativ angelegten Studie Schülerinnen und Schüler mit den Erstsprachen Arabisch, Deutsch und Russisch.

Abstract

This paper explores how students build narrative in collaborative reading processes using the picture book Wazn Teez? (Ellis 2017) to construct the narrative in collaborative reading processes. The focus is on their linguistic and school experiences as well as the differences in interaction in the construction of meaning. Students with Arabic, German and Russian as their first languages were examined in an exploratory study.

1 Einleitung

In der aktuellen Diskussion um Deutsch als Zweitsprache (DaZ) wird die Anforderung formuliert, den Redeanteil der Schülerinnen und Schüler im Unterricht zu erhöhen. Damit dies auch bei Leseprozessen mit Bilderbüchern gelingt, erfordert es die Anbahnung der Anschlusskommunikation (Rösch 2010). Dabei „können die Rezipierenden das Bildverstehen vertiefen, indem sie die Handlungs- sowie Motivzusammenhänge erschließen und darüber reflektieren“ (Dammann-Thedens/Michalak 2012: 139). Auf diese Weise wird an die Rezeption des Bilderbuches eine Interaktion mehrerer Schülerinnen und Schüler über eine Bildnarration angeregt. Diese Interaktion ermöglicht verschiedene Deutungen zu einem Bild und hilft, Leerstellen zwischen den einzelnen Bildern zu füllen sowie Mehrdeutigkeiten, individuelle Interpretationen, Wertungen einer Bildnarration und die eigene Lesart zu erläutern. Um die Wirkung der Bilder und die von ihnen hervorgerufenen Emotionen zu beschreiben und eigene Interpretationen darzulegen, benötigen die Schülerinnen und Schüler bildspezifische Ausdrucksmittel und einen entsprechenden Wortschatz sowie eine zunehmend differenzierte Sprache (ebd.: 136).

Aus der DaZ-Perspektive müssen Lernsettings mithilfe von vielfältigen Interaktions- und Diskussionsmöglichkeiten Gelegenheiten bieten, Bedeutungen fachlich und sprachlich auszuhandeln (Michalak/Lemke/Goeke 2015). Bilderbücher bieten eine gute Grundlage, um authentische Aushandlungsprozesse im Sinne der Anschlusskommunikation zu ermöglichen. Bereits im frühen Spracherwerb können bildnerisch‐literarische Inhalte erschlossen und abstrakte literar‐ästhetische Konzepte als Ko-Konstruktion verhandelt werden. Auf diese Weise werden sowohl das literarische und kulturelle Hintergrundwissen als auch die Empathiefähigkeit und das mentale Vorstellungsvermögen der Rezipierenden miteinbezogen. Unabdingbar ist dafür die interaktionale Kompetenz, die als Fähigkeit zur erfolgreichen, kollaborativen Gestaltung von Gesprächen ein zentrales Lernziel über alle Fächer hinweg darstellt (Hoshii/Schumacher 2021).

2 Rezeption von Bilderbüchern als Grundlage für Aushandlungsprozesse

Die Rezeption von Bilderbüchern kann einerseits die Decodierung und Interpretation von Bild- und Zeichensymbolen und andererseits die Herstellung von Verknüpfungen fokussieren. Dabei unterscheidet man zwischen dem einfachen Betrachten von Einzelbildern und dem Lesen von Bildfolgen, wobei bei Letzterem eine aktive Bedeutungskonstruktion und eine narrative Erschließung einer Bildsequenz stattfinden (Krichel 2020: 26). Die Rezeption von Bildern ist laut Kretschmer (2011: 3) gleichermaßen bedeutend wie die von Texten. Die kognitive Wissenserweiterung durch die aktive Auseinandersetzung mit neuen Inhalten sowie die Förderung des sprachlichen Ausdrucksvermögens und der Erzählkompetenz durch den interaktiven Austausch mit Mitbetrachtenden sind Faktoren, die sowohl für das Text- als auch für das Bildlesen gelten. Die Betrachtenden werden für emotionale, affektive und soziale Aspekte durch die Erschließung neuer Erlebnisräume sensibilisiert und zur Übernahme fremder Perspektiven angeregt (Brandstätter 2013). Bilder gelten in Bilderbüchern als eigenständige Bedeutungsträger, die eine Handlung auch ohne Text entfalten (Thiele 2003: 37). Die Text-Bild-Relation ist in Bilderbüchern sehr unterschiedlich veranlagt – bis hin zu textlosen Bilderbüchern, die die Geschichte allein anhand ihrer bildnerischen Darstellung erzählen (Dammann-Thedens 2011: 29).

Aus Beobachtungen ungelenkter Leseprozesse leiten Dammann-Thedens und Michalak (2012) angelehnt an die Schritte der Vermittlung von Lesestrategien „vor, während und nach der Lektüre“ (Bertschi-Kaufmann et al. 2007; Rosebrock/Nix 2008) Phasen des Leseprozesses ab. In der 1. Phase, vor der Lektüre, werden thematische Anknüpfungspunkte sowie eine Wissens- und Verstehengrundlage geschaffen, indem zum einen die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler aktiviert und zum anderen eine Hinführung zum Thema ermöglicht wird. Während der 2. Phase, der Erstrezeption, lesen die Schülerinnen und Schüler das Buch und formulieren erste Hypothesen zur Bildnarration. In der daran anschließenden Folgerezeption (3. Phase) entwickeln die Schülerinnen und Schüler eine Bedeutungskonstruktion und zeigen erste zeitliche, räumliche und kausale Zusammenhänge auf. In der 4. Phase vertiefen die Rezipierenden das Bildverstehen, indem sie auf die affektive Ebene eingehen und nun Gedanken und Gefühle der Figuren berücksichtigen sowie die im Buch behandelten Themen diskutieren.

Das Endprodukt ist eine Narration, die bei den Schülerinnen und Schülern bereits Erzählkompetenz voraussetzt (Boueke et al. 1995). Vergleicht man den Rezeptionsprozess und den Erwerb der Erzählkompetenz, so zeigen sich strukturelle Parallelen (Krichel 2020: 214). Jede Bedeutungskonstruktion beginnt mit einer isoliert selektiven und deskriptiven Auseinandersetzung, wie es sich bei der kooperativen Betrachtung bereits zeigt (Dammann-Thedens 2011). Dies wird dann durch lokale Kohärenzen chronologisch linear miteinander verbunden, woraus dann durch den Einsatz dramaturgischer Gestaltungsmittel, wie beispielsweise temporaler und kausaler Zusammenhänge sowie innenperspektivischer Darstellung der Figuren, ein narrativer Text konstruiert wird (Boueke et al. 1995; Stark/Uhl 2016; Krichel 2020). Die Konstruktion der Narration stellt bereits einen interaktiven Kontext dar, da eine Erzählerin bzw. ein Erzähler unabdingbar eine Zuhörerin oder einen Zuhörer benötigt – mit dem Ziel, gemeinsam eine Narration zu konstruieren (Wieler 2018 b: 39). Das kollaborative Lesen bzw. Erzählen wird im frühen Kindesalter geübt und bildet die erste ästhetische Erfahrung, die Kinder mit ihren nahen Bezugspersonen machen. Während die Illustrierenden die Autorinnen und Autoren des Buches sind, so sind die Rezipierenden die Autorinnen und Autoren ihres darauf aufbauenden narrativen Textes (Thiele 2003). Dessen sind sich die Gestalterinnen und Gestalter der Bilderbücher bewusst und regen gemeinsame Leseprozesse an. Im textlosen Bilderbuch Was ist denn hier passiert? (Neuhaus/Penzek 2015) wird die Handhabung des Buches beispielsweise in Form einer Comic-Bedienungsanweisung erklärt: „Die Rezipierenden sollen bei jedem Bild in kreativer Zusammenarbeit mit einem Erwachsenen oder anderen Kindern überlegen, was auf dem Bild passiert ist“ (Conrad/Michalak 2020: 7).

Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Alltagspraxis und Lebenserfahrung konstruieren die Schülerinnen und Schüler gemeinsam die Bedeutung der im literarischen Text entworfenen fiktiven Wirklichkeit (Wieler 1989: 7). Diese Form der Peer-Interaktion schafft im Unterricht Räume für sprachliches Lernen (Henrici 1995; Ehlich/Rehbein 1986; Quasthoff/Heller/Morek 2021) und sollte als Anschlusskommunikation in jedem Rezeptionsprozess enthalten sein. Darin liegt großes Potenzial, da sowohl die subjektive Erschließung und kommunikative Verarbeitung des Rezeptionsangebots ineinandergreifen als auch im Austausch selbst eine eigene Bedeutungskonstruktion entsteht, die im Idealfall über das individuelle Verstehen der einzelnen Gruppenteilnehmenden hinausgeht (Dammann-Thedens/Michalak 2011).

Die Rezeption von Schülerinnen und Schülern in der Zielsprache Deutsch, insbesondere zu textlosen Bilderbüchern (z. B. Dammann-Thedens 2013; Wieler 2013, 2015), zu Bilderbüchern, die (zunächst) ohne Text betrachtet werden (Hoffmann 2013; Merklinger 2015), oder zu grafisch erzählenden Bilderbüchern (Hoffmann 2019; Preußer 2017), wird in den Fokus genommen. Es fehlen jedoch Untersuchungen, die die Rezeption und Interaktion mit Bilderbüchern in den jeweiligen Erstsprachen der Schülerinnen und Schüler erfassen, um feststellen zu können, welche Vorerfahrungen sie bereits mitbringen (Cummins 1984). Auch die Interaktion unter Peers im Hinblick auf Zweitsprachaneignungsprozesse ist bisher kaum erforscht, weswegen unter anderem Sato und Ballinger (2016) weitere Untersuchungen fordern, die nicht nur die Zugänge solcher Interaktionen untersuchen, sondern auch deren Potenzial in den Fokus nehmen.

3 Methode

Vor diesem Hintergrund soll der Frage nachgegangen werden, wie Schülerinnen und Schüler Narration in kollaborativen Leseprozessen aushandeln, welche Rezeptionsphasen sie dabei durchlaufen und ob Unterschiede je nach ihren sprachlichen und schulischen Vorerfahrungen bestehen. Gleichzeitig wird analysiert, ob und inwiefern unterrichtsrelevante Lernerinteraktion didaktische Vorgaben bzw. durch die Didaktik postulierte Lernprozesse sichtbar macht. Die dem Forschungsgegenstand zugrunde liegenden Daten sind Videografien aus der explorativen Studie, die im Rahmen des Sommercamps 2019[1] entstanden sind.

3.1 Sample

Die Stichprobe umfasst 18 Schülerinnen und Schüler im Alter von 8–12 Jahren (M=10,05; SD=1,89). Diese wurden gezielt im Hinblick auf die Erstsprachen, die schulischen Vorerfahrungen und das Alter zu neun Gruppen zusammengefasst. Dabei arbeiten je sechs Schülerinnen und Schüler mit Erstsprache (L1) Arabisch, Deutsch oder Russisch in 2er-Gruppen zusammen. Alle Schülerinnen und Schüler mit L1 Arabisch und Russisch bringen verschiedene schulische und literarische Erfahrungen aus dem Herkunftsland mit. Die Aufenthaltsdauer in Deutschland bewegt sich zwischen vier und 60 Monaten. Ergänzend zu den Videografien wurden sprachbiografische Daten mit einem halbstandardisierten Fragebogen erhoben.

Abbildung 1

Deskriptive Schülerdaten

Gruppe 1 – L1 Arabisch Gruppe 2 – L1 Arabisch Gruppe 3 – L1 Arabisch Gruppe 1 – L1 Deutsch Gruppe 2 – L1 Deutsch Gruppe 3 – L1 Deutsch Gruppe 1 – L1 Russisch Gruppe

2 – L1 Russisch
Gruppe

3 – L1 Russisch
Alter 10 10 11 14 11 12 7 8 8 10 9 12 9 10 8 11 11 13
Geschlecht m w m w w m w m w m m w m w w m m m
Lernzeit D. in Monaten 24 12 12 24 24 24 24 9 84 117 4 4

Für die Auswertung wurden alle neun Videoaufnahmen (mit je 45–60 Min. Länge) nach dem Minimaltranskript GAT2 (Selting et al. 2009) transkribiert (siehe Anhang 1). Dabei wurden nonverbale Äußerungen nur eingefügt, wenn sie für das Verständnis der Abläufe notwendig erschienen. Die Transkripte wurden mittels Gesprächsanalyse (Deppermann 2008) untersucht, um die Ko-Konstruktion der Bedeutung und damit die Diskursebene (Heller/Morek 2015) in den Fokus zu stellen. Diese offene Form der Analyse eignet sich insbesondere zur Erforschung videobasierter Kommunikation (Schmitt 2005; Mondada 2014; Deppermann 2018), da sie die Interaktion als das Zusammenspiel diverser Modalitäten definiert und auf diese Weise die Ganzheitlichkeit des Kommunikationsprozesses berücksichtigt, sodass auch der Umgang mit dem Medium Bilderbuch selbst als wesentlich in die Interaktion bzw. deren Analyse einbezogen werden kann (Hoffmann/Kasper 2021).

3.2 Das Bilderbuch

Das Bilderbuch Wazn Teez? (Ellis 2017) erzählt auf 48 Seiten die Geschichte der pflanzlichen Keimung aus der Sicht von kleinen Tieren. Gleichzeitig enthält es eine Parallelgeschichte, die die Entwicklung von einem Käfer zu einem Schmetterling aufzeigt und somit, wie bereits die Keimung, den Kreislauf des Lebens widerspiegelt. Grafisch bedient sich die Autorin einer minimalistischen Darstellung, die durch die Kunstsprache der Käfer gestützt wird.

Abbildung 2 
            Auszug aus dem Bilderbuch Wazn Teez? (Ellis 2017: 6)
Abbildung 2

Auszug aus dem Bilderbuch Wazn Teez? (Ellis 2017: 6)

Die Dialoge verweisen auf Bilder, die in ihrer Abfolge nicht nur die Handlungen entfalten, sondern auch die Emotionen der Figuren ergänzen, sodass komplexe narrative und ästhetische Strukturen durch die Text-Bild-Korrelation aufgezeigt werden. Das Besondere an der Kunstsprache ist die Übersetzung von einer an das Englische angelehnten Kunstsprache in eine an das Deutsche angelehnte Kunstsprache. Die fiktive Sprache ermöglicht zwar einen Zugang für alle Schülerinnen und Schüler; gleichzeitig ist jedoch eine an das Deutsche angelehnte Struktur erkennbar, wie es sich bereits im Titel Wazn Teez? zeigt, der als Was ist denn das? übersetzt werden kann.

3.3 Durchführung der Erhebung

Für die Durchführung der Erhebung wurde ein authentischer Kontext, der die Schülerinnen und Schüler zum Austausch anregt und ohne Intervention der Lehrkraft auskommt, geschaffen. Die Erhebung der Aushandlungsprozesse fand in fünf videografierten Schritten statt:

  1. Mit dem Ziel einer Greenscreen-Aufnahme werden die Schülerinnen und Schüler in 2er-Gruppen ins Studioklassenzimmer geführt. Die Lehrkraft verlässt aufgrund eines vermeintlich wichtigen Anrufs den Raum. Eine Hilfskraft spricht die Schülerinnen und Schüler in ihrer jeweiligen Erstsprache an, gibt ihnen zwei Exemplare des Buches Wazn Teez? und schlägt vor, diese in der Abwesenheit der Lehrkraft zu lesen:

Transkript 1, Gruppe L1 Russisch, 9 und 10 J.

01 HL почитайте вдвоём эту книжку. что случилось там? Lest zusammen das Buch. Was passiert da?
  1. Die Schülerinnen und Schüler sitzen allein im Studioklassenzimmer und rezipieren die Geschichte. Sie werden aus dem Nebenraum durch die Lehrkraft beobachtet.

  2. Nach mehreren Rezeptionsphasen kehrt die Lehrkraft in den Raum zurück, fragt interessiert, was die Schülerinnen und Schüler gemacht haben, und bittet sie, die Geschichte zu erzählen.

  3. Anschließend wird ein retrospektives Interview zur vorangegangenen Bedeutungskonstruktion geführt.

  4. Die Schülerinnen und Schüler erzählen ihre gemeinsam konstruierte Narration vor dem Greenscreen nach.

Für die nachfolgende Analyse wird die gemeinsame Aushandlung der Narration (Schritt 2) untersucht. Im Vergleich zu den anderen Phasen der Erhebung interagieren die Schülerinnen und Schüler in dieser Phase sowohl mit dem Bilderbuch als auch untereinander sehr frei und ohne eine Lenkung durch Dritte.

4 Analyse der Aushandlungsprozesse

In den Aushandlungsprozessen konnte man eindeutig die Phasen des Leseprozesses nach Dammann-Thedens und Michalak (2012) identifizieren. Diese wurden in der vorliegenden Untersuchung durch Übergangsphasen zwischen den Rezeptionen erweitert.

Über alle Gruppen hinweg zeigt sich, dass die Schülerinnen und Schüler den Beschäftigungsvorschlag als Aufgabenstellung auffassen, was sofort zu Aushandlungsprozessen führt. Dadurch wird ein schulisch geprägter Kontext durch die Schülerinnen und Schüler geschaffen, der in der nachfolgenden Analyse deutlich Einfluss auf die Interaktion nimmt. Die Schülerinnen und Schüler steigen direkt in die Aushandlung ein, um möglichst gezielt die von ihnen aufgefasste Aufgabe zu erfüllen.

4.1 Vor der Lektüre

Unterschiede zwischen den einzelne Gruppen beim Umgang mit dem Buch finden sich bereits in der 1. Phase. Diese kurze Phase von 1–2 Minuten findet nur in den Gruppen mit L1 Deutsch statt. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass diese Gruppen aufgrund ihrer (schulischen) Vorerfahrungen bereits den Umgang mit ähnlichen Büchern wie auch der Form der Interaktion (Partnerarbeit) gewohnt sind. Manche Schülerinnen und Schüler dieser Gruppen fangen an, den Titel und den Autor vorzulesen (Z. 6), andere wiederum drehen das Buch hin und her oder tauschen es aus, um zu überprüfen, ob sie das gleiche Buch bekommen haben (Z. 7).

Transkript 2, Gruppe L1 Deutsch, 9 und 12 J.

06 A1 carson ellis das ist MEIN buch ((hält das Buch hoch))-
07 (13.5) ((A1 tauscht das Buch mit dem von B1 aus))
08 B1 (des) ist das GLEIche-
09 A1 OH ((lacht)). =
10 B1 = hä (-) ist (das) irgendwie auf franZÖsisch oder sowas?
11 (--)
12 A1 wasn diesn (-) wasn TIEsn

Dabei lösen der Titel und damit einhergehend die Kunstsprache eine erste Verwunderung (Transkript 2, Z. 10; Transkript 3, Z. 8) aus, sodass ein Kommunikationsbedürfnis entsteht und viele Vermutungen zur Kunstsprache angestellt werden.

Transkript 3, Gruppe L1 Deutsch, 7 und 8 J.

08 A2 hä das ist ja (-) welche SPRAche?
09 10 11 12 B2 wazn teez (---) hä des is ne andere <SPRAche>, (--) wazn teez (--) pf:(-)((B2 schlägt das Buch auf und blättert))
13 A2 was (-) äh,
14 B2 ((lacht))
15 A2 ich KENne die sprache nicht-
16 B2 ((lacht)) ich glaub das ist eine sprache von <<den>TIEren>;

Die beiden Rezipierenden überlegen laut, in welcher Sprache das Buch geschrieben ist (Transkript 3, Z. 8). Hier wird die erste Frage nicht direkt an die andere Person formuliert, sondern eher als rhetorische Frage in den Raum gestellt. Das zeigt sich an der Körperhaltung und dem Blick, der nur auf das Buch gerichtet ist und keine Gestik oder Mimik in Richtung des Kommunikationspartners erkennen lässt. B2 reagiert darauf, auch wenn lediglich postuliert wird: „hä das ist eine andere Sprache“ (Z. 10). Die Betonung und die Pause verdeutlichen die Ratlosigkeit. B2 versucht, sich auch noch mal durch das Vorlesen des Titels anzunähern (Z. 11), und zeigt dann mit einem „pf“ (Z. 11) das Ende des Turns und damit des Suchprozesses an. Im weiteren Verlauf amüsieren sich die beiden über die Sprache im Buch und nach kurzem Hin- und Herblättern hat B2 dann doch eine Idee (Z. 16): „ich glaub das ist eine Sprache von den Tieren“. Die Schülerinnen und Schüler scheinen Zeit für die Orientierung zu brauchen, bevor sie in die eigentliche Bedeutungskonstruktion einsteigen können. Dabei werden die Vermutungen im Sinne des Prinzips lautes Denken formuliert. Die Schülerinnen und Schüler haben das Bedürfnis, ihre Versuche, die Sprache zu verstehen, zu verbalisieren, und erhoffen sich eine Auflösung durch den Interaktionspartner, fordern diese aber nicht ein, da hauptsächlich eine Interaktion mit dem Buch selbst stattfindet. Das wird vor allem in den Videografien nonverbal sichtbar. Hier schaut einer den anderen verwundert an, es folgt jedoch keine Erwiderung des anderen, da dieser mit dem Buch beschäftigt ist.

Die Gruppen der Schülerinnen und Schüler mit L1 Arabisch und L1 Russisch öffnen meist sogleich das Buch, beginnen mit dem Leseprozess und gehen damit direkt in die Erstrezeption über.

4.2 Erstrezeption

Alle drei Gruppen mit L1 Arabisch, unabhängig vom Alter und ihren schulischen Vorerfahrungen, agieren ab hier anders als die Gruppen mit L1 Deutsch und L1 Russisch. Sie beginnen, individuell in ihrem eigenen Tempo sehr leise für sich selbst die einzelnen sprachlichen Beiträge der Käfer vorzulesen. Dabei interagieren die Schülerinnen und Schüler nicht verbal miteinander. Bis auf ein paar Seitenblicke oder fragendes Schulterzucken versuchen die Rezipierenden, die von ihnen aufgefasste Aufgabe still zu bearbeiten. Die nachfolgenden Analysen beziehen sich deswegen hauptsächlich auf die Gruppen mit L1 Deutsch und L1 Russisch.

Die Schülerinnen und Schüler mit L1 Deutsch beginnen direkt, das Buch laut vorzulesen, wobei sie ohne eine klar erkennbare Leserichtung vorgehen und zwischendurch immer wieder neue Vermutungen zur Sprache aufstellen. Initiiert wird die erste Rezeptionsphase durch klare Markierungen in Form einer Aufforderung (Transkript 4, Z. 13), die gleichzeitig eine Orientierung an der Aufgabenstellung offenlegt.

Transkript 4, Gruppe L1 Deutsch, 9 und 12 J.

13 B1 ((blättert durch das Buch)) hallo kanns mal richtig ANfangen?
14 A1 ((singt (7))) wasnwasndiesndidu wasndasndiesndidu (---) ditscheridu:

Dies zeigt, dass sie den Beschäftigungsvorschlag (Transkript 1, Z. 1) als ein Vorlesen des Textes interpretieren. Sie konzentrieren sich bei der Erstrezeption auf den geschriebenen Text und versuchen nicht, die Geschichte multimodal zu erfassen.

Die Schülerinnen und Schüler mit L1 Russisch zeigen eine andere Peer-Interaktion. Auch wenn sie ebenfalls direkt mit dem Vorlesen des Textes beginnen, streben sie von Anfang an Synchronität des Leseprozesses an. Dafür verteilen sie wie selbstverständlich Rollen und lesen entsprechend den Text als Figurenrede vor.

Transkript 5, Gruppe L1 Russisch, 9 und 10 J.

22 S2 сейчас Я это (-) НЕт ты первыйjetzt ich das nein du bist zuerst
23 S1 я сделал просто ЭТОго ((zeigt auf den Käfer im Bild)) ich habe einfach den gemacht
24 S1+S2 ((die Schülerinnen und Schüler lesen in abwechselnden Rollen die Texte laut vor))
25 S1 ich denke (--) äh Я думаю что ЭТО итальянскийich denke,dass es italienisch ist
26 ((liest die Geschichte weiter mit S2 abwechselnd laut vor))
27 ich bin (--) NEIN wir mÜSSen das zuSAMMEN sagn
28 МЫ ВМесте говоримwir sagen das zusammen
29 S1+S2 ((lesen den Text im Chor))
30 S2 du:
31 S1 ((liest weiter))
32 S2 Hä (--) где ты wo bist du
33 wo bist (--) aJa hi:r
34 du(-) NEin (--) hi:r ich ((liest vor))(.) jetzt DU ((deutet mit dem Finger darauf, was S2 lesen soll))
35 S1 где ТЫ ((blättert im Buch hin und her – versucht das gleiche Bild zu finden)) wo bist du
36 Покажи: zeig
37 S2 ((nimmt das Buch von S1, blättert und zeigt auf ein Bild)) hi:r (--) du bist ZU weit gegangen
38 S1 hä (--)((blättert im Buch))
39 hi:r habe ICH (-) ((fängt wieder an den zu lesen))
40 ((blättert um)) GAR nichts
41 ((blättert um)) WIEder gar nichts und ah (-) hi:r ((deutet auf die Seite, wo ein Käfer wieder spricht))

Während der Erstrezeption nimmt die Strukturierung des synchronen Leseprozesses einen großen Stellenwert in dieser Interaktion ein. Die Rezipierenden fordern sich gegenseitig auf, die Redebeiträge der Käfer in der „richtigen“ Reihenfolge zu lesen (Z. 22, 27) und verbessern einander (Z. 34). Sie geben sich gegenseitig Hilfestellungen, indem direkt um Hilfe gebeten wird (Z. 32) und diese auch gegeben wird, indem beispielsweise S1 das Buch von S2 nimmt (Z. 37) und für S2 auf die entsprechende Seite blättert. Auch wenn sich die Schülerinnen und Schüler hier ausschließlich auf den Text konzentrieren, können sie die grafisch gestaltete simultane Darstellung der Redebeiträge der Käfer im Bild nicht ignorieren und lesen diese im Chor vor.

Interessanterweise zeigt sich hier eine Tendenz zum Code-Switching, das situativ eingesetzt wird, indem die Rezipierenden die Strukturierung ihrer Vorgehensweise auf Deutsch und den Inhalt bzw. ihre Vermutungen zur Sprache (Z. 25) auf Russisch miteinander besprechen. In den weiteren Rezeptionsphasen wird dies beibehalten: Die Aushandlung der Geschichte wird auf Russisch durchgeführt, während strukturierende Vorschläge oft auf Deutsch verbalisiert werden.

In allen Gruppen mit L1 Deutsch und L1 Russisch werden während des Erstleseprozesses immer wieder Vermutungen zur Sprache gemacht. Dies ist in Transkript 6 zu sehen.

Transkript 6, Gruppe L1 Deutsch, 9 und 12 J.

70 71 B1 [ ich glaub ( ) Irgendwas]- [(-) Irgendwas [fran]-
72 A1 [ Miwi]- betta [SPROSsel]; ((=liest Buchtext))
73 B1 fran]- Zösisches [sein (könnte)].
74 A1 () KEKsn- allwiez(.)isi; ((=liest Buchtext))
75 B1 ((lacht)) (--) ( ) irgendwas BAYrisches;=
76 A1 = KENNST du die ((zeigt auf etwas im Buch))-
77 B1 (---) WAS?
78 A1 ((lacht))
79 B1 Isi: (.) Isi:; geNAU;
80 A1 =Easy PEAsy Lemon SQUEEzy-

B1 versucht, die Sprache zu erraten, indem er Vermutungen aufstellt (Z. 70, 75), aber A1 geht in keiner erkennbaren Weise darauf ein. Vielmehr sprechen die Schülerinnen bzw. Schüler hier gleichzeitig. Während B1 Vorschläge einbringt und Raum für Bestätigungen eröffnet, liest A1 laut den Text vor. Meistens werden die Vermutungen nach ausbleibender Reaktion des Interaktionspartners nicht weiterverfolgt und aufgrund fehlender Begründungen entstehen daraus keine längeren Aushandlungsprozesse. Teilweise steigt dann A1 ebenfalls in den Exkurs, eingeleitet durch B1, ein und so entstehen lautmalerische Spielereien (Z. 80), die wenig bis keine inhaltstragende Funktion erfüllen.

Während der kompletten Erstrezeption beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Text und der Sprache, nicht jedoch mit den Bildern und der Bedeutungskonstruktion. Sie betiteln sogar die Seiten, auf denen kein geschriebener Text vorkommt als „(gar) nichts“ (Transkript 4, Z. 33 b, 33c) und somit als zunächst inhaltslos. Das zeigt, dass sie Lesen als Textlesen und nicht als Bildlesen verstehen, was auf ihre bisherigen Lesevorerfahrungen schließen lässt. Gleichzeitig ist dies ein weiterer Indikator dafür, dass der Beschäftigungsvorschlag als Aufgabenstellung aufgefasst worden ist und die Schülerinnen und Schüler die Aufforderung „Lest das Buch“ als ein Textlesen aufgreifen und dies zu erfüllen versuchen.

4.3 Übergangsphase zur Zweitrezeption

Bei der Analyse der gemeinsamen Bedeutungskonstruktion konnte eine Übergangsphase identifiziert werden, die die vier bestehenden Rezeptionsphasen erweitert und sich zwischen der Erst- und Zweitrezeption einbetten lässt. In dieser Phase reflektieren alle Schülerinnen und Schüler, vermutlich angestoßen durch ihre schulischen Vorerfahrungen, zum einen die Erfüllung der Aufgabenstellung und zum anderen die Verknüpfung zwischen Text und Bild. Transkript 7 illustriert dies.

Transkript 7, Gruppe L1 Russisch, 9 und 10 J.

53 53a S1 Что мы СЕЙчас делаем was machen wir jetzt? Fertig (.)
54 S2 ЗаКОнчил заКОнчил
fertig fertig

Die Rezipierenden markieren, dass sie gerade fertig geworden sind (Z. 53 a, 54), und stellen sich die Frage, was sie nun machen sollen (Z. 53), und damit zugleich, ob sie die gestellte Aufgabe schon erfüllt haben.

Transkript 8, Gruppe L1 Deutsch, 9 und 12 J.

688 A1 ((klatscht in die Hände))
689 B1 fertig durch (.) durchgeLEsen:
690 A1 ((lacht)) du HAST nicht durchgelesen du hast nur-
691 B1 VORge: (-) DURCHge: (--) keine ahnung

Durch das Klatschen zeigen die Rezipierenden, dass ihr Leseprozess beendet ist (Z. 688). A1 (Z. 690) postuliert, dass B1 sich nicht mit dem Inhalt auseinandergesetzt, sondern nur laut vorgelesen hat. Sie ist sich also bewusst, dass zu einem Leseprozess auch das Verstehen und Konstruieren der Narration gehört und beides an dieser Stelle noch nicht erfolgt ist.

Ein Interesse zu erfahren, was nun in dem Buch tatsächlich passiert ist, scheint entstanden zu sein. Beim Übergang zur Zweitrezeption zeigen sich erstmals deutliche Unterschiede in Bezug auf das Alter: Die jüngeren Rezipierenden (8–10 Jahre) gehen schnell in die Zweitrezeption über und versuchen, anhand der Bilder die Narration zu konstruieren, während die älteren Schülerinnen und Schüler (11–13 Jahre) in der Übergangsphase verbleiben und beispielsweise auf das Impressum und den Klappentext zurückgreifen.

Transkript 9, Gruppe L1 Russisch, 11 und 13 J.

10 S2 ЧТО там случиЛОСЬwas ist da passiert
11 S1 Ты НЕ понялhast du das nicht verstanden
12131415 S2 ТУТ не знаюHier weiß ich nicht(--)У них тут ДОМ на дереве.Die haben hier ein Haus auf dem BaumДА?Ja?
16 это у них тут дом на дереве сломался типаdas ist ihr zuhause, das auf einem baum ist und das geht dann kaputt
17 (-) а тут ЕЩЁ дальшеUnd hier gehts noch weiter
18 S1 ((liest den Klappentext))
19 20 21 S2 wazn teez baba ((lacht und zeigt auf die letzte Seite im Buch))((Dreht das Buch zum Partner dabei:)) ТЫ смотРИschau mal(-) ЧТО ты придумал(-) was hast du dir hier ausgedacht?
2223 S1S2 ((liest das Impressum laut vor)) ((S2 tut es ihm nach))

Es wird die Frage gestellt, was im Buch passiert ist (Z. 10). S1 reagiert verwundert (Z. 11) auf die Frage. S2 versucht dann, in eigenen Worten die Geschichte kurz zusammenzufassen (Z. 12–17). Die Initialfrage von S2 wird von S1 auch im weiteren Verlauf nicht beantwortet, sondern auf den Klappentext und das Impressum zurückgegriffen (Z. 18, 22). S2 versucht anschließend, den Blick von S1 mithilfe von Aufforderungen auf die visuellen Darstellungen zu lenken (Z. 15, 20), was jedoch unberücksichtigt bleibt, sodass auch S2 auf das Impressum zurückgreift. In dieser Gruppe enden die Aushandlungsprozesse in der Übergangsphase, da für sie der Inhalt geklärt ist.

In allen Gruppen mit L1 Arabisch endet der Leseprozess bereits nach der Erstrezeption – markiert durch das Zuklappen und Weglegen des Buches. Es erfolgt in diesen Gruppen keinerlei Kommunikation über das Buch, sodass man zwar eine Interaktion mit dem Buch, jedoch nicht zwischen den Schülerinnen und Schülern beobachten kann.

4.4 Zweitrezeption

In der Phase der Zweitrezeption ist das Alter der Schülerinnen und Schüler, wie bereits die Übergangsphase zeigt, entscheidend, da nur die Jüngeren (8–10 Jahre) die Zweit- und Folgerezeption durchführen. In altersgemischten Gruppen konnten die Jüngeren als Impulsgeber identifiziert werden. In dieser Phase wird auch in den Gruppen mit L1 Deutsch der Leseprozess synchronisiert (Z. 155; A1 = 9 Jahre alt).

Transkript 10, Gruppe L1 Deutsch, 9 und 12 J.

155156 A1B1 (.) GEH mal no=mal auf das BILD wo ich grad bin.(---) ((B1 blättert zurück))
157 A1 ähm du bist glau=oder=doch=nich (-) guck mal da hinten stehen schon solDAten;
158 B1 (---)((ahmt soldaten nach))

Gleichzeitig verlagert sich in allen Gruppen die Wahrnehmung vom Text auf die Bilder, anhand derer die Schülerinnen und Schüler versuchen, die Narration zu entwickeln.

Transkript 11, Gruppe L1 Deutsch, 8 und 8 J.

63 B2 da gehts irgendwie dass ein baum WÄCHST und dass käf
64 (-) da ein haus drauf baun
65 (-) und dass die an der tür klopfen WO eine komische gestalt rauskommt
66 (--) äh (4.0) so (--)
67 ähm so ((blättert zurück zum Anfang (2.0)))
68 damit das: haus
69 A2 ja sie BAUen haus hin (5.0)
70 oh ja es wird so (1.5)
71 es wird so (--) gespielt
72 man muss einfach nur WIEder rückgängig wird so ((blättert schnell rückwärts, (3.0)))
73 geht ABer nich so leicht ((blättert schnell rückwärts, (2.0)))
74 geht nicht so leicht ((blättert schnell rückwärts, (3.0)))
75 geht nicht so leicht (--)

Nah an den Bildern formuliert B2 eine Zusammenfassung, indem sie immer wieder Bezüge zum Bild herstellt (Z. 63–68). Durch Pausen und Blättern im Buch zeigen die Schülerinnen und Schüler, dass sie nun versuchen, Zusammenhänge herzustellen, um die Narration im Bilderbuch zu erfassen. Sie markieren ihre Ideen als Verstehensversuch, indem sie Partikel wie „irgendwie“ (Z. 63) einbauen. In der Interaktion nutzen sie vermehrt Deiktika, um gemeinsam narrative Strukturen zu entdecken und eine mögliche Erzählung zu konstruieren (Transkript 11, Z. 63–65 da, drauf, wo; Transkript 12, Z. 78 da).

Wie am nachfolgenden Ausschnitt erkennbar, gelingt dies vor allem in den Gruppen mit L1 Russisch.

Transkript 12, Gruppe L1 Russisch, 9 und 10 J.

71 S1 смоТРИ там они с человеком домчик и КОГДА windig Дом развивалсяschau, da sind sie mit dem Menschen im Haus und dann „windig“ und das Haus bricht zusammen
72 S2 нет ониnein, sie
73 S1 И они плакали und sie weinen
74 S2 нет (--) И потом пришел один паук бросил на ВСЕ паутину а потом пришла птица и СЪЕла паукаnein, und dann kam eine Spinne, schmiss auf alle Spinnweben und dann kam ein Vogel und fraß die Spinne
75 S1 нет СМОТРИ смотри ((deutet auf ein Bild mit der Spinne))nein schau mal, schau mal
76 Первый раз ЭТО как зовут ((deutet auf die Spinne))Zuerst mal, wie heißt das nochmal
77 S2 паукSpinne
78 S1 паук там сделал ну крышку я думаю И ЕЩЁ когда это((zeigt auf den Vogel))Die Spinne hat da ein naja Dach gemacht und noch als sie
79 S2 И его ((die Spinne)) съелаUnd hat sie gefressen
80 S1 и птичка он СЪЕЛ и вот ПЛАКАЛ ПЛАкал плакал ((deutet auf die weinenden Käfer im Bild))Und der Vogel hat ihn gefressen und da weinen sie und weinen sie und weinen sie
81 S2 но с несла ДомикSie hat das Haus zerstört
82 S1 он тоже ПЛАкал смотри как и плакал и плакалEr weint auch, schau, und weint und weint
83 S2 Потом (-)Dann
84 S1 потом это разорваласьDann blüht es auf

S1 formuliert eine Idee (Z. 71). Dieser wird widersprochen, jedoch nicht inhaltlich, sondern eher aufgrund der verkürzten Darstellung der Ereignisse. Die Idee von S1 wird durch S2 aufgegriffen und mit weiteren Details angereichert (Z. 74), indem sie um eigene Ideen ergänzt wird. Immer wieder wird auf die Bilder verwiesen (Z. 75), um davon ausgehend gemeinsam eine Narration zu konstruieren. Die Rezipierenden ergänzen teilweise gegenseitig ihre Sätze bzw. greifen den Anfang des Partners mit einem und (Z. 78) oder dann (Z. 83) auf und führen so den Gedanken fort. Diese Ko-Konstruktion der Narration wird auch auf formaler Ebene in der Konstruktion von Turns bzw. Turn-Anschlüssen sichtbar, wodurch die Schülerinnen und Schüler ihre Interaktionskompetenz demonstrieren (Pekarek Doehler 2006). Gleichzeitig bitten sie direkt um sprachliche Hilfe, wenn sie an ihre Grenzen in der L1 stoßen (Z. 75), woraufhin der Gesprächspartner das gesuchte Wort ohne Unterbrechung der Bedeutungskonstruktion ergänzt (Z. 76). Die literarischen Vorerfahrungen der Rezipierenden werden hier deutlich, da sie die Narration zeitlich strukturieren, Gedanken und Gefühle (Z. 81) anhand der grafisch dargestellten Mimik und Gestik in ihre Narration einbauen und den Figuren durch eine bestimmte Intonation des Textes ihre Stimme leihen.

Entsprechend ist der Übergang zur Folgerezeption nicht mehr so klar erkennbar, wie es der Übergang von der Erst- zur Zweitrezeption ist. Die Schülerinnen und Schüler lesen bereits ab der Zweitrezeption nicht mehr chronologisch, sondern versuchen, erste narrative Muster zu konstruieren.

4.5 Folgerezeptionen

Dennoch lässt sich ein Übergang vor allem auf inhaltlicher Ebene identifizieren. Die Gruppen versuchen sich nun an einer detaillierten Bedeutungskonstruktion. Erst in dieser Phase wird der Text nicht in Form der Kunstsprache, sondern mit möglichen Übersetzungen versehen und zusätzlich unter Einbezug der Mimik der Figuren in die Erzählung eingebaut.

So kehren die Schülerinnen und Schüler wieder zurück zum Thematisieren der im Buch verwendeten Sprache. Diesmal setzen sie den Text in Verbindung mit den Bildern und entziffern aus dem Kontext heraus und abgeleitet vom Klang der Wörter die (vermeintliche) Sprache, wie Transkript 13 illustriert.

Transkript 13, Gruppe L1 Deutsch, 7 und 8 J.

121 A2 kannst du wenigsten (.) den TEXT?
122 B2 ja (-) WAZN teet wazn teet wazn teet.
123 A2 das (--) nee: sag den (.) ECHTen text-
124 B2 wazn teet wazn teet wazn TEET-=
125 A2 das (-) das IS (nich)];
126 B2 BAba (2.0) wazn teet mi moring=an plumpse (--) wanzn fünma plumpse (-) mi nanüt; ]
127 (---) des is ne SPRAche-
128 A2 das is ne (---) das is ne inSEKten sprache glaub ich-
129 ich glaub das is die sprache der inSEKtn;
((A2 spielt weiter am Stuhl, B2 schaut das Buch an, Dauer ca. 23.0 Sekunden))

A2 (Z. 123) verlangt hier von B2 eine Übersetzung in die „echte“ Sprache. Damit wird die Annahme offenbart, dass es sich um eine fiktive Sprache handelt. B2 liest weiterhin die Kunstsprache, ohne selbst eine Vermutung aufzustellen. Vielmehr akzeptiert sie es als eine ihr unbekannte Sprache (Z. 124). Gleichzeitig kommt A2 zum Schluss, dass es eine Insektensprache sein muss (Z. 125), ist sich dessen jedoch unsicher. Durch das Wiederholen der Annahme scheint A2 sich selbst zu bestätigen.

Schließlich markieren auch die jüngeren Schülerinnen und Schüler das Ende ihrer Aushandlungsprozesse. Im Gegensatz zu den älteren, die in der Übergangsphase zur Zweitrezeption auf den Klappentext und das Impressum zurückgegriffen haben, nehmen die jüngeren erst hier auf den Paratext Bezug, was mehr wie eine Überprüfung ihrer gemeinsam konstruierten Narration wirkt (Z. 97).

Transkript 14, Gruppe L1 Russisch, 9 und 10 J.

95 S1 dann geht sie KApuTT und windig
969798 S2 Und DAnn hier KEIne ((zeigt auf die Winterseite))Und dann ein BISSchen halt gekommt ((zeigt auf die Frühlingsseite und die kleinen Sprosse))und FERtig ВСЁ закончила babaalles ist zuende
9798 S1 was MÜSSen wir jetzt machen. ((Blättert wieder zur Rückseite des Umschlags))mal sehen ob das so stiMMT ((liest den Buchrücken))

Das Bedürfnis nach einer Kontrolle im Anschluss an die Erfüllung der Aufgabenstellung kann auf die schulischen Vorerfahrungen zurückgeführt werden, da es in der unterrichtlichen Praxis üblich ist, Feedback auf erfüllte Aufgabenstellungen zu bekommen (Behnke 2016). Außerdem markieren sie, dass ihr Leseprozess abgeschlossen ist und sie die Aufgabenstellung erfüllt haben, indem sie sich fragen, was sie nun tun sollen (Z. 97). Meist tritt spätestens nach der 3. Rezeptionsphase eine Sättigung ein, sodass aktiv nach der Lehrkraft gefragt wird.

5 Fazit

Bei der interaktionalen Aushandlung der Narration spiegeln sich im ungesteuerten Leseprozess die vier Rezeptionsphasen nach Dammann-Thedens und Michalak (2012) wider. Gleichzeitig werden Übergangsphasen offengelegt, die den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zur Strukturierung der Aushandlungsprozesse, Reflexion der Aufgabenstellung und Annäherung an die Text-Bild-Verknüpfung ermöglichen. Diese Phasen sind als Leseprozesse anzusehen, auch wenn sie im Unterricht gezielt durch Instruktionen seitens der Lehrkraft genutzt werden können, um möglichst nah an den ungelenkten Leseprozess anzuknüpfen und eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Narration anzubahnen.

Anhand des Bilderbuches Wazn Teez? konnte man beobachten, dass aufgrund der durch die Kunstsprache verursachten Verwunderung die Aufmerksamkeit der Rezipierenden sehr stark auf dem Text und damit der Übersetzung der Kunstsprache lag und in der Erstrezeption keine Aushandlungsprozesse im Hinblick auf die Narration stattfanden. Erst in der Zweitrezeption verlagerte sich der Fokus auf die Bilder. In den Folgerezeptionen, falls vorhanden, versuchten die Schülerinnen und Schüler, Text und Bild zu verknüpfen sowie die fiktive Sprache mithilfe der Bilder zu übersetzen, um diese Übersetzungen anschließend in ihre gemeinsam konstruierten Narrationen einzubauen. Im Umgang mit dem Bilderbuch ließen sich Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter der Teilnehmenden feststellen. Die Jüngeren (8–10 Jahre) durchliefen alle Rezeptionsphasen und versuchten, gemeinsam die Bedeutung zu konstruieren, während die Älteren (11–13 Jahre) nach der Erstrezeption und der hier identifizierten Übergangsphase die Rezeption abschlossen, indem sie eine kurze mündliche Zusammenfassung verbalisierten oder sich im Paratext Hilfe suchten.

Mögliche Tendenzen, dass sprachliche und schulische Vorerfahrungen relevant sein könnten, zeigten sich darin, dass der Beschäftigungsvorschlag von den Schülerinnen und Schülern als Aufgabenstellung aufgegriffen wurde und sie ohne eine direkte Instruktion sofort in eine Peer-Interaktion einstiegen. Damit wird der ursprüngliche authentische Gedanke des freien und ungelenkten Leseprozesses durchbrochen. Durch diese Verlagerung der Aufgabe in einen schulischen Kontext konnte man beobachten, dass unterschiedliche Erwartungshaltungen an die Erfüllung der Aufgabenstellung und die gemeinsame Interaktion geknüpft sind. Die Schülerinnen und Schüler nutzten die Interaktion, um die Bedeutung gemeinsam zu konstruieren. Einzig die Gruppe mit L1 Arabisch versuchte, die Bedeutung individuell zu konstruieren und ohne in der Arbeitsphase verbal miteinander zu interagieren. In den Gruppen mit L1 Deutsch gingen die Schülerinnen und Schüler freier an die Aufgabenstellung und die dialogische Bedeutungskonstruktion heran. Die Gruppe mit L1 Russisch arbeitete ebenfalls kollaborativ und zusätzlich von Anfang an mit mehr Struktur, die sie selbstständig herstellten und über den gesamten Aushandlungsprozess hinweg aufrechterhielten. Dies war vor allem bei der Bemühung um die Synchronisation des Leseprozesses und am dialogischen Lesen erkennbar.

Über alle Gruppen hinweg lassen sich Interaktionsmuster identifizieren: Reflexion der Aufgabenstellung, Strukturierung der Interaktion, Aufstellen, Widersprechen und Aufgreifen von Ideen, Ersuchen und Geben von Hilfestellungen, Aufforderungen mit dem Ziel der Partizipation bzw. Interaktion. Insgesamt konnte man feststellen, dass das Bilderbuch großes Potenzial für interaktionale Aushandlungsprozesse birgt, sodass ein wechselseitiges Aufeinander-Eingehen und Miteinander-Konstruieren (Erichsen 2021) verbal wie auch nonverbal gefördert wird.

Über den Autor / die Autorin

Evelina Winter

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik des Deutschen als Zweitsprache an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit der Frage, wie (textlose/multimodal erweiterte) Bilderbücher von Kindern mit und ohne DaZ rezipiert werden.

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Anhang 1: Transkriptionskonventionen

Notation Bedeutung/Anwendung
\ Abbruch eines Wortes, Satzes
[ ] Überlappungen und Simultansprechen
(-), (--), (---) Pausen von ca. 0.25 bis 1 Sek. Dauer
(n) ab einer Pause von mehr als 1 Sek. Länge, z. B. (1.5)
(.) Mikropause
((Kommentar)) Kommentierung, Zusätze, Situationsbeschreibungen
(unverst. Wort) Unverständliches, z. T. werden der nicht sicher konstruierbare Wortlaut oder mögliche Alternativen in den Klammern verschriftlicht
(lacht) mögliche Geräusche
(( )) non- und paraverbale Handlungen und Ereignisse
GROßschreibung Fokusakzentsilben, in Großbuchstaben dargestellt
(...) Auslassungen (Passagen, die für die Argumentation nicht erforderlich sind)
Online erschienen: 2023-08-15
Erschienen im Druck: 2023-08-10

© 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

Downloaded on 26.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/infodaf-2023-0064/html
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