Die insolvenzbedingte Kündigung durch den Auftraggeber nach § 8 Nr. 2 VOB/B
-
Stefan Fritsche
Abstract
I. Einleitung
Im Rahmen der Neufassung der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB), Teil B vom 4.9.2006 wurden u. a. die Kündigungsmodalitäten im Insolvenzfall des Auftragnehmers geändert. Während noch die VOB/B i. d. F. vom 12.9.2002 das der eigentlichen Insolvenzeröffnung vorgelagerte Recht des Auftraggebers zur Kündigung auf den Fall der Zahlungseinstellung respektive des Eröffnungsantrags durch den Auftragnehmer begrenzte, vermag der Auftraggeber dieses Recht nunmehr bereits dann auszuüben,
». . . wenn der Auftragnehmer seine Zahlungen einstellt, von ihm oder zulässigerweise vom Auftraggeber oder einem anderen Gläubiger das Insolvenzverfahren (InsO, § 14 und § 15) beziehungsweise ein vergleichbares gesetzlichesVerfahren beantragt ist, ein solches Verfahren eröffnet wird oder dessen Eröffnung mangels Masse abgelehnt wird.«.
Ausweislich der Begründung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung war eine solche Erweiterung des Kündigungsrechts erforderlich, um die Interessenlage des Auftraggebers, die im Hinblick auf die Kontinuität der Ausführungen der Leistungen sowohl bei einem Eigeninsolvenzantrag (Auftragnehmer), als auch bei einem Fremdinsolvenzantrag (Auftraggeber oder anderer Gläubiger) identisch ist, angemessen zu berücksichtigen. Inhaltlich vermag der insoweit erweiterte Schutz vor liquiditätsbedingten Engpässen im Zuge der Vertragserfüllung aus der Sicht des Auftraggebers durchaus zu überzeugen, rechtspraktisch birgt freilich auch die modifizierte Klausel des § 8 Nr. 2 VOB/B einige Schwierigkeiten. Dies meint auf der einen Seite den altbekannten Streitstand bezüglich der Vereinbarkeit von insolvenzbedingtem Sonderkündigungsrecht und Wahlrecht des Insolvenzverwalters aus den §§ 103, 119 InsO (unter II.) sowie auf der anderen Seite die Frage nach der Handhabung der neu formulierten Lösungsmodalitäten im Kontext der gesamten VOB/B-Klausel (unter III.).
Walter de Gruyter GmbH & Co. KG
Articles in the same Issue
- Auflösung der Flächentarifverträge und des Industrieverbandsprinzips? – Streikrecht im Umbruch –
- Die insolvenzbedingte Kündigung durch den Auftraggeber nach § 8 Nr. 2 VOB/B
- BFH, Urteil vom 16.5.2007 – I R 14/06, Ende der Körperschaftsteuerbefreiung mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens
- BGH, Urteil vom 29.3.2007 – IX ZR 27/06, Inbesitznahme sicherungsübereigneter Gegenstände vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens (Anmerkung Ulf Gundlach/Norbert Frenzel)
- BGH, Beschluss vom 29.3.2007 – IX ZB 153/06, Verjährung der Insolvenzverwaltervergütung (Anmerkung Thorsten Graeber)
- BGH, Urteil vom 3.5.2007 – IX ZR 16/06, Anfechtung gläubigerbenachteiligender Übertragung eines belasteten Grundstücks
- BGH, Urteil vom 10.5.2007 – IX ZR 146/05, Inkongruenz einer nicht vereinbarten Direktzahlung an den Werkunternehmer
- BGH, Urteil vom 24.5.2007 – IX ZR 105/05, Entstehungszeitpunkt einer gläubigerbenachteiligenden Treuhandabrede
- BGH, Urteil vom 24.5.2007 – IX ZR 8/06, Steuerliche Veranlagung von Ehegatten bei Insolvenz
- BGH, Urteil vom 24.5.2007 – IX ZR 97/06, Widerlegung der Vermutung des § 133 Abs. 1 Satz 2 InsO
- BGH, Urteil vom 14.6.2007 – IX ZR 56/06, Entstehen der Aufrechnungslage bei Vergütungsanspruch eines Rechtsanwalts
- BGH, Urteil vom 21.6.2007 – IX ZR 231/04, Stundung einer maßgeblichen Forderung nach Zahlungsunfähigkeit
- BGH, Urteil vom 21.6.2007 – IX ZR 29/06, Von der Restschuldbefreiung ausgenommene Verbindlichkeiten
- BGH, Hinweisbeschluss vom 9.7.2007 – II ZR 30/06, Haftung für Sozialabgaben einer Gesellschaft
- BGH, Urteil vom 9.7.2007 – II ZR 222/06, Beweis der Einzahlung der Stammeinlage
- BGH, Beschluss vom 12.7.2007 – IX ZB 82/04, Insolvenzantrag des Nachlasspflegers
- BGH, Beschluss vom 12.7.2007 – IX ZR 210/04, Darlegungslast im Anfechtungsrechtsstreit
- Roitsch, Auflösung, Liquidation und Insolvenz der Europäischen Aktiengesellschaft (SE) mit Sitz in Deutschland (Besprechung Stefan Smid)
Articles in the same Issue
- Auflösung der Flächentarifverträge und des Industrieverbandsprinzips? – Streikrecht im Umbruch –
- Die insolvenzbedingte Kündigung durch den Auftraggeber nach § 8 Nr. 2 VOB/B
- BFH, Urteil vom 16.5.2007 – I R 14/06, Ende der Körperschaftsteuerbefreiung mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens
- BGH, Urteil vom 29.3.2007 – IX ZR 27/06, Inbesitznahme sicherungsübereigneter Gegenstände vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens (Anmerkung Ulf Gundlach/Norbert Frenzel)
- BGH, Beschluss vom 29.3.2007 – IX ZB 153/06, Verjährung der Insolvenzverwaltervergütung (Anmerkung Thorsten Graeber)
- BGH, Urteil vom 3.5.2007 – IX ZR 16/06, Anfechtung gläubigerbenachteiligender Übertragung eines belasteten Grundstücks
- BGH, Urteil vom 10.5.2007 – IX ZR 146/05, Inkongruenz einer nicht vereinbarten Direktzahlung an den Werkunternehmer
- BGH, Urteil vom 24.5.2007 – IX ZR 105/05, Entstehungszeitpunkt einer gläubigerbenachteiligenden Treuhandabrede
- BGH, Urteil vom 24.5.2007 – IX ZR 8/06, Steuerliche Veranlagung von Ehegatten bei Insolvenz
- BGH, Urteil vom 24.5.2007 – IX ZR 97/06, Widerlegung der Vermutung des § 133 Abs. 1 Satz 2 InsO
- BGH, Urteil vom 14.6.2007 – IX ZR 56/06, Entstehen der Aufrechnungslage bei Vergütungsanspruch eines Rechtsanwalts
- BGH, Urteil vom 21.6.2007 – IX ZR 231/04, Stundung einer maßgeblichen Forderung nach Zahlungsunfähigkeit
- BGH, Urteil vom 21.6.2007 – IX ZR 29/06, Von der Restschuldbefreiung ausgenommene Verbindlichkeiten
- BGH, Hinweisbeschluss vom 9.7.2007 – II ZR 30/06, Haftung für Sozialabgaben einer Gesellschaft
- BGH, Urteil vom 9.7.2007 – II ZR 222/06, Beweis der Einzahlung der Stammeinlage
- BGH, Beschluss vom 12.7.2007 – IX ZB 82/04, Insolvenzantrag des Nachlasspflegers
- BGH, Beschluss vom 12.7.2007 – IX ZR 210/04, Darlegungslast im Anfechtungsrechtsstreit
- Roitsch, Auflösung, Liquidation und Insolvenz der Europäischen Aktiengesellschaft (SE) mit Sitz in Deutschland (Besprechung Stefan Smid)