Startseite Aktualisierung einer Haussystematik am Beispiel des Fachs Politikwissenschaften
Artikel Öffentlich zugänglich

Aktualisierung einer Haussystematik am Beispiel des Fachs Politikwissenschaften

  • Benjamin Merkler

    Benjamin Merkler

    Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Bahnhofplatz 14, 56068 Koblenz, Deutschland

    EMAIL logo
    und Raphael Thiele

    Raphael Thiele

    Universitätsbibliothek Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier, Deutschland

    EMAIL logo
Veröffentlicht/Copyright: 10. Mai 2017
Veröffentlichen auch Sie bei De Gruyter Brill

Zusammenfassung

Der Beitrag zeigt am Beispiel des Fachs Politikwissenschaft wie eine Aufstellungssystematik aktualisiert werden kann, um eine flexible und anpassbare Systematik für zukünftige Veränderungen zu schaffen. Im Bereich der Politikwissenschaft hat sich gezeigt, dass eine Modernisierung dringend nötig war, da die in den 70er Jahren entwickelte Haussystematik mittlerweile von den politischen Gegebenheiten überholt war. Dieser Artikel soll einen Überblick über Konzeption, Ablauf und Durchführung eines solchen Umsystematisierungsprozesses aufzeigen, der auch als Blaupause für anderen Bibliotheken mit hauseigener Systematisierung dienen kann.

Abstract

Taking the example of the department of Political Science, the article shows how a shelf classification can be updated in order to create a flexible and adjustable classification adaptable for future changes. In the area of Political Science it became clear that a modernization was essential as the internal classification developed in the seventies had become outdated as a result of changing political conditions. This article gives an overview of the conception, the course and implementation of such a process of re-classification which can also serve as a blueprint for other libraries with internal classification systems.

1 Einleitung

Die Universitätsbibliothek Trier wurde 1970 im Zuge der Universitätsneugründung errichtet und verfügte somit über keine Vorgängereinrichtung. Da der Aufbau seinerzeit recht schnell geschehen musste, entschied man sich dafür, in Kooperation mit den einzelnen Fächern fachspezifische hauseigene Aufstellungssystematiken zu entwickeln. Die enge Einbindung der Fachvertreter geschah auch aufgrund der Tatsache, dass die Bibliothek als einschichtiges Bibliothekssystem ohne Institutsbibliotheken konzipiert wurde. Somit verfügt die Bibliothek über keine einheitliche Systematik – lediglich der Signaturaufbau ist in den Grundzügen fächerübergreifend angelegt, wobei es im Detail auch hier kleinere Unterschiede zwischen den Fächern gibt.

Auch wenn seit der Gründung in Einzelfällen immer mal wieder kleinere Änderungen an den einzelnen Systematiken vorgenommen wurden, so kann man jedoch im Großen und Ganzen sagen, dass die heute verwendete Aufstellungssystematik als Ganzes noch stark den Vorgaben aus der Gründungszeit entspricht.

Gerade im Fach Politikwissenschaft stellte sich daher nun die Frage, ob eine Aktualisierung nicht sinnvoll sei. Denn die politischen Realitäten haben sich seit 1970 doch stark geändert – neue Parteien sind entstanden, Länder haben sich geteilt oder vereinigt und viele den politischen Diskurs bestimmende Aspekte haben sich verändert, sind neu hinzugekommen oder aus dem Interesse der wissenschaftlichen Betrachtung verschwunden. Da sich die Welt jedoch spätestens seit dem Ende des Ost-Westkonflikts in vielerlei Hinsicht geändert hat und auch Globalisierung und Internationalisierung heute eine größere Rolle als damals spielen, wirkte die bestehende Systematik doch recht anachronistisch und versprühte noch den Odem des Kalten Krieges. Darüber hinaus hatten sich mittlerweile auch die Betrachtungsweisen über die Welt stark verändert und in der heutigen politikwissenschaftlichen Betrachtung spielen teilweise andere Regionen und Länder eine größere Rolle als dazumal.

Daher wurde zu Beginn des Jahres 2016 in Abstimmung mit dem Fach Politikwissenschaft der Universität Trier beschlossen, die Aufstellungssystematik des Fachs in der Universitätsbibliothek zu überarbeiten und in Teilen grundlegend umzustrukturieren.

2 Konzeption des Gesamtprozesses

Zu Beginn des Projektes wurde erst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht, um einerseits festzustellen, welche Größe die einzelnen Systemstellen haben und in einem zweiten Schritt, welche inhaltliche Zuordnung als nicht mehr zeitgemäß zu betrachten sei. Schnell zeigte sich, dass hier insbesondere der Bereich der Länderkunde sowie der Bereich der Internationalen Beziehungen am stärksten betroffen waren. Zudem gab es auch an anderen Orten der Systematik sehr hohe Bestandszahlen bei einzelnen Systemstellen.

Um Doppelarbeit zu vermeiden, wurde ein Ablauf erstellt, in welcher Reihenfolge die einzelnen Arbeitsschritte vorgenommen werden sollen. Das Gesamtkonzept sah folgende vier Phasen vor[1] :

  1. Neuordnung der Systemstellen einzelner Länder,

  2. Überarbeiten der Systemstelle „Internationale Beziehungen“,

  3. Unterteilung großer Gruppen in kleinere Sinneinheiten,

  4. inhaltliche Überprüfung der Systematik hinsichtlich politischer Veränderungen der letzten Jahrzehnte.

In jeder der geplanten Phasen sollten jedoch die nachfolgenden Phasen bereits mitgedacht werden, so dass schon bearbeitete Bereiche gleich den Gesamtanforderungen hinsichtlich Aktualität und Übersichtlichkeit der Bestandsgrößen entsprechen. Von Beginn an war klar, dass es sich um einen langfristigen Prozess handelt, da es aufgrund der Menge einige Zeit benötigten würde, die Titel neu zu systematisieren und die Bände umzuarbeiten (Nachweis im Katalog, Signaturbeschilderung, etc.). Darüber hinaus sollte die Umarbeitung im laufenden Betrieb geschehen, so dass auch sichergestellt werden musste, dass gerade umzuarbeitende Literatur nicht zu lange der Nutzung entzogen werden soll. Daher sollten die einzelnen Abläufe so steuerbar sein, dass man jederzeit auf eventuell entstehende Rückstände in der Bearbeitung reagieren kann. Zudem wurde an den Regalen mittels Beschilderung sowie auf der Bibliothekshomepage immer auf den aktuellen Bearbeitungsstand verwiesen und auch die Möglichkeit geboten, einzelne Titel suchen zu lassen. Zudem einigte man sich darauf, dass im Zuge der Neuzuordnung auch gleich Entscheidungen hinsichtlich Magazinierung älterer und wenig genutzter Literatur sowie Aussonderung von nicht mehr benötigten Mehrfachexemplaren zu treffen seien.

2.1 Phase 1: Neuordnung der Systemstellen einzelner Länder

Der Bereich der Länderkunde war in der alten Systematik recht uneinheitlich gestaltet. Zum einen gab es Länder, die über eine eigene Hauptgruppe verfügten – teilweise zurecht, da die Bestandszahlen recht hoch waren, teilweise waren jedoch die Untergruppen so spezifisch, dass sich dort nur einstellige Titelzahlen befanden. Deswegen wurden zu Beginn die Länder identifiziert, bei denen auch künftig eine feinere Systematisierung Sinn macht. Dies waren die Ländergruppen Bundesrepublik Deutschland, USA, DDR[2] , Sowjetunion/Russland[3] , Frankreich, Großbritannien und China[4] .

Darüber hinaus gab es Länder, die über eine eigene, nicht weiter unterteilte Systemstelle verfügten sowie Sammelstellen, bei denen die Literatur mehrerer Länder zusammengefasst wurde und thematisch in Untergruppen unterteilt war.[5]

Um den Ablauf der Bearbeitung besser steuern zu können wurde die erste Phase in verschiedene Arbeitsschritte unterteilt:

  1. Schritt 1: Einführung eines Staatenalphabets,

  2. Schritt 2: Neuordnung einzelner Systemstellen der großen Staaten,

  3. Schritt 3: Schaffen einer neuen Hauptgruppe zur Europäischen Union.

Schritt 1: Einführung eines Staatenalphabets

Mit Ausnahme der zuvor definierten großen Länder sollte künftig jeder Staat über eine eigene Systemstelle verfügen, die dann mittels eines Zahlenschlüssels noch einmal grob thematisch unterteilt wird. Dadurch kann bei sich verändernden politischen Realitäten im Einzelfall mit wenig Aufwand die Systematik durch Einfügen neuer Ländergruppen oder Zusammenfassung von Gruppen auch künftig aktuell gehalten werden. Zudem bietet sich die Möglichkeit, auch historische Länderstellen bei Bedarf beizubehalten[6] .

Die Systematisierung der einzelnen Staaten wurde durch zweistellige Buchstabenkombinationen basierend auf den Kürzeln der ISO-3166-1 Kodierliste Alpha-2 realisiert. Nach der Länderzuordnung wurden Zahlenschlüssel angehängt, um eine bessere inhaltliche Differenzierung zu ermöglichen und die Größe der einzelnen Gruppen überschaubar zu halten:

Beispiel: Afghanistan (Ländercode = AF innerhalb der Notationsgruppe „W Länderkunde einzelner Länder“)

WAF.1 Allgemeines, Gesamtdarstellung, Einführung ins politische System

WAF.2 Institutionen, Parlament, Regierung, Justiz, Parteien, Wahlen

WAF.3 Wirtschaft, Gesellschaft, Interessengruppen, Verwaltung, Militär, Polizei

WAF.4 Außen- und Sicherheitspolitik

WAF.5 Geschichte allgemein

WAF.6 Geschichte 1945–1990[7]

WAF.7 Geschichte ab ca. 1990

Zudem wurde eine zweite Notationsgruppe „V Länderübergreifende Länderkunde“ geschaffen, um dort Literatur zuordnen zu können, welche mehrere (meist benachbarte) Länder behandelt[8] . Diese Systemstellen wurden dann ebenfalls mit den gleichen thematischen Zahlenschlüsseln versehen.

Schritt 2: Neuordnung einzelner Systemstellen der großen Staaten

Bei den Ländern, die sowohl vor als auch nach der Umarbeitung über Hauptgruppen in der Systematik verfügen, wurde in Abstimmung mit den jeweils zuständigen Fachvertretern geprüft, ob und inwiefern hier Aktualisierungen vorgenommen werden sollten. Weitestgehend sind diese Gruppen so geblieben oder die Änderungen konnten mit wenig Aufwand, etwa durch reine Umbenennung von Systemstellen, durchgeführt werden.

Allerdings gab es auch hier gewisse Anpassungen, die vorgenommen werden mussten, um dem neuen Gesamtkonzept Rechnung zu tragen. So wurde etwa die in der alten Systematik vorhandene Gruppe „USA, Kanada“ dahingehend überarbeitet, dass die Literatur zu Kanada in eine eigene Stelle im Staatenalphabet und länderübergreifende Literatur in eine eigene Systemstelle überführt wurde. Hierbei wurden die zu entnehmenden Titel mittels verschiedener Schlag- und Stichwortsuchen identifiziert und der ehemals gemeinsamen Gruppe zur Umarbeitung entnommen. Auch in der ehemals vorhandenen Gruppe „UdSSR, GUS“ wurde analog dazu mit Nachfolgestaaten der Sowjetunion verfahren.[9]

In der Gruppe „Bundesrepublik Deutschland“ wurden die Systemstellen zu den Parteien neu geordnet, da es bislang nur eine Unterteilung in SPD, CDU/CSU, FDP und „andere Parteien“ gab. Hier wurde für jede Partei eine separate Systemstelle eingeführt.

Schritt 3: Schaffen einer neuen Hauptgruppe zur Europäischen Union

In der alten Systematik gab es innerhalb der Hauptgruppe „Internationale Beziehungen“ zwei Systemstellen, in denen sich sämtliche Literatur zu Europa befand. Dies waren die beiden Systemstellen „Europäische Union, (west)europäische Integration und Organisationen“ und „Osteuropäische Integration und Organisationen“. Durch das hohe Literaturaufkommen in diesem Bereich waren diese beiden Gruppen zusammen mittlerweile auf etwa 1.500 Titel angewachsen und erstreckten sich über mehrere Regalmeter. Da diese nicht mehr weiter untergliedert waren, war eine Orientierung am Regal nicht mehr gewährleistet. Daher erschien es sinnvoll in Analogie zu den Hauptgruppen der großen Staaten eine eigene Hauptgruppe einzuführen.

Somit wurden die beiden bestehenden Gruppen komplett aufgelöst und in eine neue Hauptgruppe „Q Länderkunde Europäische Union“ überführt, die über folgende Untergruppen verfügt:

QA Allgemeines, Gesamtdarstellungen, Einführung in das politische System

QB Geschichte, Vorgänger (EGKS, EWG, WEU, EURATOM)

QC Verträge, Gesetzgebung, Richtlinien, Verordnungen

QD Rat, Kommission, Parlament, Verwaltung

QE Justiz, Polizei, innere Sicherheit

QF Parteien

QG Referenden, Wahlen, Wählerverhalten, Partizipation

QH Verbände, Interessengruppen, Gewerkschaften, Kirchen

QI Minderheiten, Randgruppen, Eliten

QK Öffentliche Meinung, Meinungsforschung, Medien

QL Bildung, Wissenschaft, Kultur

QM Binnenmarkt, Wettbewerbspolitik, Wirtschaft, Technologie, Agrarpolitik

QN Finanzpolitik, Euro

QO Umweltpolitik, Energie

QP Außen- und Sicherheitspolitik, Militär, Verteidigung

QR Gesellschaft, Soziales

QS Aspekte zu einzelnen Mitgliedstaaten und Anwärtern

2.2 Phase 2: Überarbeiten der Systemstelle „Internationale Beziehungen“

Der Bestand an Literatur zu den Internationalen Beziehungen umfasst ziemlich genau 3.000 Bände. Die Umarbeitung dieser Systemstelle ist die Phase, in der sich das Projekt aktuell befindet. Ein erster Schritt in diesem Prozess wurde mit der Herauslösung der Systemstellen „Europäische Union, (west)europäische Integration und Organisationen“ und „Osteuropäische Integration und Organisationen“ bereits gemacht. Die grundlegende Überarbeitung der Systematik im Bereich Internationale Beziehungen ist der nächste Meilenstein, den es abzuschließen gilt. Die neue Systematik der Internationalen Beziehungen liegt in einer ersten Fassung vor, die die Unterteilung in Haupt- und Nebengruppen beibehält und dabei die folgenden Systemstellen vorsieht[10] :

LA Grundlagen der Internationalen Beziehungen

LB Theorien der Internationalen Beziehungen

LC Staaten

LD Internationale Beziehungen (außer Vereinte Nationen)

LE Vereinte Nationen

LF Nicht-staatliche Akteure

LG Außenpolitik und Diplomatie

LH Sicherheitspolitik

LI Friedens- und Konfliktforschung

LK Globalisierung und Global Governance

LL Menschenrechte und Humanitarismus

LM Weltwirtschaft und Außenwirtschaftsbeziehungen

LN Nord-Süd-Beziehungen

LO Ost-West-Beziehungen

An der bisherigen Systematik für den Bereich der Internationalen Beziehungen wird besonders augenfällig, wie geopolitische Entwicklungen und Veränderungen des wissenschaftlichen Interesses eine Anpassung der klassifikatorischen Erschließung wünschenswert machen. So sieht die neue Systematik beispielsweise unter anderem Systemstellen für die Bereiche „Friedens- und Konfliktforschung“, „Globalisierung und Global Governance“, „Internationale Strafgerichtsbarkeit und Transitional Justice“ und „Internationaler Terrorismus“ vor.

Im Unterschied zur bisherigen Systematik fügt die neue Systematik eine weitere Unterteilungsebene ein. Beispielsweise unterteilt sich die Systemstelle „Theorien der Internationalen Beziehungen“ demnach weiter in folgende Feingruppen:

LB Theorien der Internationalen Beziehungen

Überblicksdarstellungen

Politische Philosophie der Internationalen Beziehungen/Englische Schule/Ethik

Rationalistische Theorien

Konstruktivistische Theorien

Neuere Ansätze

Die neue Systematik weist also im Vergleich mit der bisherigen eine höhere Granularität auf. Die Arbeit an den Feingruppen wird demnächst abgeschlossen werden können. Ein noch offener Punkt ist die Bereithaltung einer Feingruppe „Überblicksdarstellungen“. In der bisherigen Fassung ist nicht in allen Systemstellen die erste Stelle für Überblicksdarstellungen reserviert. Einerseits ist es im Hinblick auf die Homogenität der Systematik natürlich wünschenswert, wenn der Aufbau der Feingruppen über die Gruppengrenzen hinweg eine möglichst große Homogenität bietet. Dies würde auch der Orientierung der Nutzer in der Systematik entgegenkommen. Andererseits ist es natürlich zumindest denkbar, dass ein bestimmter Themenbereich berechtigterweise eine Systemstelle in der Systematik zugewiesen bekommt, dass aber aufgrund geringer Bestandszahlen eine Feingruppe mit Überblicksdarstellungen obsolet wäre.

2.3 Phase 3: Unterteilung großer Gruppen in kleinere Sinneinheiten

Auch wenn ein Großteil der problematisch großen Gruppen bereits in den ersten beiden Phasen aufgelöst oder umgearbeitet wurden, so finden sich nach diesem Prozess jedoch immer noch Systemstellen, welche aufgrund ihrer Bestandsgröße recht unübersichtlich sind, so dass ein Browsen am Regal nicht mehr gut möglich ist. Angestrebt ist es, dass einzelne Systemstellen nicht mehr als etwa 200 Einzeltitel beinhalten[11] . Bei diesen Systemstellen sollte eigens geschaut werden, ob und wie diese sinnvoll in kleinere Einheiten unterteilt werden können, um die Übersichtlichkeit der thematischen Aufstellung weiterhin zu gewährleisten. Hierzu wird zu gegebener Zeit ein eigenes Konzept vorgelegt.

2.4 Phase 4: Inhaltliche Überprüfung der Systematik hinsichtlich politischer Veränderungen der letzten Jahrzehnte

Abschließend soll in einer letzten Phase erneut die Systematik noch einmal dahingehend überprüft werden, ob nach Durchführung der Aktualisierungen noch immer inhaltliche Anachronismen in Bezug auf Benennung oder Zusammensetzung einzelner Systemstellen vorliegen. Da jedoch im Laufe der vorhergehenden Phasen diesbezüglich schon viele Veränderungen vorgenommen sein werden, wird dies wohl keinen größeren Aufwand nach sich ziehen.

3 Ablauf der Umarbeitung im Einzelnen

Zuerst mussten innerhalb des Bibliothekssystems neue Notationsdatensätze für die neuen Systemstellen angelegt werden bzw. vorhandene Datensätze umbenannt werden. Dann wurden Titellisten der aufzulösenden und zu bearbeitenden Systemstellen erzeugt, anhand derer die neuen Notationen zugewiesen werden konnten. Dann wurden die entsprechenden Einträge in den jeweiligen Exemplardatensätzen geändert und diese mit den jeweils neuen Notationsdatensätzen verknüpft.

Da die Umarbeitung im laufenden Semester erfolgte, kam es hierbei zu speziellen Sonderfällen, für die eigene Vorgehensweisen entwickelt wurden. Titel die entliehen waren, wurden zur Bearbeitung vorgemerkt und nach Rückgabe umgehend umgearbeitet. Auch wurden in Semesterapparaten befindliche Titel diesen für kurze Zeit entnommen und nach der Umarbeitung wieder in diese eingearbeitet. Titel, die weder verliehen noch am Standort waren, wurden auf den Exemplarstatus „vermisst“ gesetzt und intern mit einer Vormerkung zur Bearbeitung versehen, so dass diese, falls sie wieder auftauchen, dann automatisch zur Bearbeitung weitergegeben werden. Hierbei wurden dann auch interne Notizen in den jeweiligen Datensätzen angelegt, in denen die neue Notation hinterlegt wurde, um zu gewährleisten, dass auch bei einem Auftauchen nach mehreren Jahren noch nachvollziehbar ist, was mit den Titeln geschehen soll.

Um zu überprüfen, ob bei der Auflösung von Systemstellen auch alle Titel erfasst wurden, wurde im Anschluss an die Bearbeitung einer Systemstelle über eine Indexsuche geprüft, ob alle Titel erfasst wurden. Zudem wurde über eine weitere Indexsuche geprüft, ob auch alle Verknüpfungen zu den abzuschaffenden Notationsdatensätzen gelöscht sind. Im Anschluss konnte dann der alte Notationsdatensatz gelöscht werden.

Damit der Prozess auch für die Nutzer vollkommen transparent blieb, wurden regelmäßig aktuelle Aushänge an den Regalen angebracht, sowie die dort befindliche Aufstellungssystematik regelmäßig nach dem jeweiligen Bearbeitungsstand aktualisiert. Zudem wurde auf die Aufstellungssystematik auf der Homepage des Fachs ständig in der aktuellsten Version vorgehalten und um eine eigene Informationsseite mit einer Beschreibung des Gesamtprojekts ergänzt. Dadurch war es möglich, jederzeit nachzuvollziehen, welche Bestände sich gerade in Bearbeitung befanden und welche Literatur noch nach der alten und welche schon nach der neuen Systematik zu finden war.

4 Fazit

Die Klassifikation für die Politikwissenschaft stammt, von einigen kleineren Modifikationen abgesehen, noch aus der Gründungszeit der Universität. Angesichts der Veränderungen sowohl der politischen Gegebenheiten, aber auch der politikwissenschaftlichen Perspektive war eine Revision der Systematik erforderlich geworden. Im Anschluss an eine Bestandsaufnahme wurde ein Projekt konzipiert, das sich aus vier Phasen zusammensetzt.

Die tatsächliche Umarbeitung der Bücher auf die neuen Signaturen wird die Bibliothek noch einige Zeit begleiten. Hier zeigt sich auch, dass die Projekte zwar einzeln durchführbar sind, aber natürlich sinnvollerweise auf einander abgestimmt werden müssen, denn die zeitlichen und personellen Ressourcen sind begrenzt. Die Umarbeitung im Bereich Länderkunde wird in den nächsten Monaten abgeschlossen werden können. Erst danach kann sinnvollerweise die Bearbeitung des Bestandes Internationale Beziehungen in Angriff genommen werden. Die Umarbeitung bindet dabei nicht unwesentliche Ressourcen im entsprechenden Medienbearbeitungsteam und in der Beklebestelle. Erst durch die professionelle und hervorragende Arbeit, die in diesen Abteilungen geleistet wurde und wird, ist ein Projekt dieses Ausmaßes überhaupt zu stemmen. Schätzungsweise wird gegen Ende des Jahres 2017 die Umarbeitung der Bücher beendet sein.

About the authors

Benjamin Merkler

Benjamin Merkler

Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Bahnhofplatz 14, 56068 Koblenz, Deutschland

Raphael Thiele

Raphael Thiele

Universitätsbibliothek Trier, Universitätsring 15, 54296 Trier, Deutschland

Published Online: 2017-05-10
Published in Print: 2017-06-01

© 2017 by De Gruyter

Heruntergeladen am 27.10.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/bd-2017-0056/html
Button zum nach oben scrollen