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Einleitung in das Jubiläumsheft

  • Markus J. Wenninger EMAIL logo
Veröffentlicht/Copyright: 18. November 2020
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Aschkenas
Aus der Zeitschrift Aschkenas Band 30 Heft 2

Mit dem vorliegenden Heft vollendet »Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden« den dreißigsten Jahrgang. Diese dreißig Jahre haben Höhen und Tiefen gesehen sowie mehrere Wechsel im Verlag und in der Herausgeberschaft. An dieser Stelle wollen wir uns aber nicht mit der Geschichte der Zeitschrift beschäftigen, sondern dieses Heft den Mitgliedern unseres wissenschaftlichen Beirats widmen. Seit dreißig Jahren engagiert sich nun dieser Personenkreis, der ein breit gefächertes wissenschaftliches Spektrum vertritt, für diese Zeitschrift. Viele aus diesem Kreis haben das in weitaus höherem Maß getan als man es üblicherweise erwarten kann, haben auf eigene Kosten an Sitzungen teilgenommen, in denen über Grundsätzliches und Aktuelles gesprochen wurde, haben Beiträge für die Zeitschrift initiiert oder auch selbst geschrieben, waren vor allem auch immer wieder als Gutachter tätig, wenn ihre fachliche Expertise gefragt war. Ihnen allen gilt unser aufrichtiger Dank. Manche der aktuellen Mitglieder des Beirats gehören ihm schon seit der Gründung der Zeitschrift an, andere haben sich inzwischen altershalber zurückgezogen, doch konnten wir immer jüngere und genauso engagierte Nachfolgerinnen bzw. Nachfolger gewinnen. Manche haben uns auch für immer verlassen. Auch ihnen sei hiermit noch einmal gedankt.

Wir haben das Jubiläum zum Anlass genommen, die aktiven Mitglieder unseres wissenschaftlichen Beirats, aber auch die Herausgeber – also uns selbst – um einen »Jubiläumsbeitrag« zu bitten. In ihrer Summe sollten diese Beiträge die gesamte fachliche Bandbreite repräsentieren, für die sich unsere Zeitschrift zuständig sieht: alle Aspekte der Geschichte und der Kultur des aschkenasischen Judentums von seinen Anfängen (oder noch etwas früher, da wir auch das europäische Judentum der Spätantike und des beginnenden Mittelalters mit einbeziehen) bis zur Gegenwart, und zwar nicht isoliert betrachtet, sondern in seinem Eingebettet-Sein in die christliche und säkulare Umwelt dieses Raumes und in den Wechselwirkungen mit dieser. Obwohl sich aufgrund anderer Verpflichtungen nicht alle Betroffenen an diesem Projekt beteiligen konnten und andere kurzfristig wieder absagen mussten, konnten wir dieses Ziel im Wesentlichen doch im Rahmen einer repräsentativen Auswahl erreichen.

Am Beginn steht daher ein Artikel von Karl E. Grözinger, der sich mit grundsätzlichen Elementen des Geisteslebens der aschkenasischen Juden befasst. An diesen schließen sich einige Aufsätze mit historischem Schwerpunkt: Markus J. Wenninger untersucht die Stellung und Bedeutung jüdischer Kaufleute im Fränkischen und Ottonischen Reich, also in der Frühzeit des aschkenasischen Judentums, anhand einer intensiven Beschäftigung mit den einschlägigen Urkunden. Zum späteren Mittelalter beabsichtigte Michael Brocke eine judaistische Arbeit beizusteuern; Covid-19-bedingte Verzögerungen haben die rechtzeitige Fertigstellung leider verhindert; der Beitrag soll nun in einem der nächsten Hefte erscheinen. In die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und damit in die Epoche des sozialen Tiefststandes der aschkenasischen Juden führt J. Friedrich Battenberg, auf den die Initiative zur Gründung unserer Zeitschrift hauptsächlich zurückgeht und der in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens auch einer der Herausgeber war, mit seiner Untersuchung über die hessischen Juden, die zwar vom Landgrafen für seine politischen Ziele instrumentalisiert wurden, die er aber gegen keine der Kriegsparteien wirklich schützen konnte. Schnaittach als frühes rabbinisches Zentrum in Franken, damit auch rabbinische Bildung und Funktionen, sowie bestimmte Probleme des frühneuzeitlichen Landjudentums vom 17. bis zum 19. Jahrhundert fasst Carsten L. Wilke ins Auge. Die Bedeutung von schulischer und universitärer Bildung für das jüdische Bildungsbürgertum des Deutschen Kaiserreichs um 1900 und damit auf dem Höhepunkt der jüdischen Emanzipation ist das Thema von Ulrich Sieg. In die Zeit nach der Schoa und damit in die Zeit eines beinahe vernichteten aschkenasischen Judentums führen die beiden letzten Beiträge. Fragen zum Umgang mit dem, was von dieser Welt und insbesondere von der jüdischen Literatur, genauer: den Schriften deutsch-jüdischer Autoren, übrigblieb, stellt Galili Shahar und versucht sie anhand einiger ausgewählter Autoren (Franz Kafka, Else Lasker-Schüler, Erich Auerbach) zu beantworten. Zum Abschluss widmet Hans Otto Horch einem israelischen Autor, dem in einer deutsch-jüdischen Familie in Preßburg (Bratislava) geborenen und im Sommer 2019 in Israel verstorbenen Dichter Tuvia Ruebner, einen Nachruf zusammen mit der Edition von einer ganzen Anzahl seiner bisher unveröffentlichten Haikus.

Wir reichen dieses Heft damit an Sie/Euch weiter. Und wir hoffen, Sie bleiben uns auch für die nächsten 30 Jahre des Bestehens dieser Zeitschrift gewogen, als Mitglieder im Beirat und als Autorinnen und Autoren ebenso wie als Leserinnen und Leser.

Für die Herausgeber

Markus J. Wenninger

Published Online: 2020-11-18
Published in Print: 2020-11-25

© 2020 Wenninger, publiziert von De Gruyter

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