Abstract: In den Jahren 1936 bis 1938 förderte die sowjetische Regierung den Aufbau des Birobidshaner Staatlichen Jüdischen Theaters (BirGOSET) im kurz zuvor gegründeten Jüdischen Autonomen Gebiet (Evrejskaja Avtonomičeskaja Oblast’). Die sowjetischen Funktionäre erwarteten von diesem Theater die Übernahme einer Führungsrolle innerhalb der sowjetisch-jiddischen Kultur, und insbesondere im Aufbau Birobidshans. Vor diesem Hintergrund konnte Moyshe Goldblat (1896–1974), der zu jener Zeit neu ernannte Intendant des BirGOSET, seine persönlichen Vorstellung von einer modernen jiddischen Theaterkunst im Rahmen der herrschenden ideologischen Doktrin und mit staatlicher Förderung verwirklichen. Der vorliegende Artikel rekonstruiert die Geschichte der außergewöhnlich erfolgreichen Aufführung des (nach seinem Protagonisten benannten) Dramas »Boytre« des sowjetisch-jiddischen Schriftstellers Moyshe Kulbak (1896–1937) durch das Birobidshaner Ensemble. Goldblats Inszenierung feierte das neue Bild eines gesunden, starken jüdischen Volkshelden, das nach dem Vorbild der vom Geist der Rebellion erfüllten Gesetzlosen aus Friedrich Schillers »Die Räuber« gestaltet wurde. Zudem wird die von Goldblat geschaffene Ästhetik einer positivistischen Romantik analysiert, die bei den Aufführungen zum Einsatz kam.
© De Gruyter 2014
Articles in the same Issue
- 10.1515/asch-2014-frontmatter2
- Vorwort
- Das Schwarze Quadrat und die jüdische Kunst: Chagall, Lisickij und Malevič in Vitebsk
- The Yiddish »Children’s Republic« of Malakhovka. A Revolutionary Experiment in Education
- Referenz, Inter-Referenz, Interferenz: Jiddisch bei Babel
- The Stalin Constitution on Trial in the Yiddish Daily Newspaper Forverts, 1936–1937
- Positivist Romanticism on the Soviet Jewish Stage: Moyshe Goldblat ’s New Yiddish Theatre (1937–1938)
- In Search of a Soviet Yiddishland: The Poetics of Absence in Shmuel Gordon ’s Travelogue
- Moritz Goldsteins ›Deutsch-jüdischer Parnaß‹: Politische Kampfschrift und unpolitisches Bekenntnis
- Gertrud und Margarete Zuelzer
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