Defixiones in sepulkralen Kontexten
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Anja Klöckner
In unserem Beitrag möchten wir uns in diachroner Perspektive mit Gräbern in ihrer Funktion als Deponierungsorte antiker Fluchtafeln beschäftigen. Bei den griechischsprachigen Fluchtafeln stammt, sofern der Fundort bekannt ist, ungefähr die Hälfte aus Begräbnisstätten. Bei den lateinischen defixiones beträgt der Anteil an der Gesamtmenge der Funde ein gutes Drittel.[1] Üblicherweise wird dies damit erklärt, dass diese Orte mit ihrer spezifischen Marginalität als besonders geeignet für eine Kontaktaufnahme mit numinosen Mächten gegolten hätten.[2]
Als Grundlage bisheriger Deutungsansätze dienen vor allem drei theoretische Konzepte zur Magie: das sympathetische, das persuasive und das performative. Wir möchten in unserem Beitrag darauf aufbauen und einen neuen Ansatz zur Erklärung der Deponierung von Fluchtafeln in Gräbern vorschlagen, der die bisherigen Konzepte nicht ersetzen, sondern um einen weiteren Aspekt ergänzen soll. Aber zunächst eine kurze Erläuterung zu den genannten Ansätzen.
Der sympathetischen Magie nach James G. Frazer liegt die Vorstellung zugrunde, dass zwischen ähnlichen Dingen eine Verbindung bestehe und diese sich daher beeinflussen; es wird also eine Verbindung zwischen der magischen Handlung und ihrem beabsichtigten Effekt bzw. zwischen dem magisch manipulierten Objekt und der zu manipulierenden Person gezogen.[3] Frazers sympathetische Magie folgt dabei zwei Prinzipien: der Homöopathie oder Ähnlichkeit (auch nachahmende oder imitative Magie) und der Kontiguität, also Nähe oder Übertragung.[4] Letzteres besagt, dass Dinge, die einmal verbunden waren oder in Kontakt zueinander standen, auch weiterhin aufeinander einwirken könnten, sodass alles, was einem stofflichen Gegenstand zugefügt werde, auch auf die Person, die mit diesem Gegenstand in Berührung gestanden hat, wirke. Das klassische Beispiel hierfür sind Haare oder Nägel einer Person, die in einem gegen ihren ‚Besitzer‘ gerichteten magischen Ritual verwendet werden.[5]
Das Prinzip der Homöopathie besagt, dass Gleiches Gleiches und Ähnliches Ähnliches erzeuge. Eine Wirkung gleiche ihrer Ursache, sodass durch Nachahmung jede Wirkung hervorgebracht werden könne. Wird nun also eine Puppe, die eine bestimmte Person darstellen soll, mit einem Nagel an einer bestimmten Stelle durchstoßen, so versuche man, der gemeinten Person an eben dieser Stelle Schmerzen zuzufügen – was dem Abbild geschieht, geschehe auch dem Urbild.[6] Die Grundlage für diese Vorstellung bilden Analogien und Assoziationen; nach Frazers Verständnis falsche Assoziationen, denen ein Missverständnis empirischer Beobachtungen zugrunde liege. Hierbei handelt es sich eben um die Annahmen, dass Dinge, die einander gleichen, auch tatsächlich gleich seien, und dass Dinge, die einmal miteinander in Berührung waren, auch immer miteinander in Berührung blieben, sodass trotz des Lösens eines physischen Kontaktes diese aus der Ferne weiterhin aufeinander einwirken könnten.[7]
In Fluchtafeltexten wird beispielsweise häufig der Wunsch geäußert, dass das Opfer einer Sache in Bezug auf einen ganz bestimmten Aspekt ähnlich werde, zu dem es offensichtlich unähnlich ist. Auf Grundlage dieser Beobachtung entwickelte Stanley J. Tambiah sein Konzept der persuasiven Analogie[8]. Danach wird innerhalb des magischen Rituals eine oberflächliche Ähnlichkeit und damit eine grobe Vergleichsgrundlage zwischen zwei Dingen kreiert, sodass eine Übertragung einer – negativen oder positiven – Eigenschaft des einen auf das andere möglich werde. Bestimmte Teile eines Rituals dienten als materielle Bezugspunkte, um den gewünschten Effekt auf die Zielperson der magischen Handlung zu veranschaulichen. Dabei geht Tambiah – anders als bei der sympathetischen Magie – nicht von einer 1-zu-1-Übertragung aus; das Vergleichsobjekt wird nicht mit der Zielperson gleichgesetzt. Persuasive Elemente innerhalb einer rituellen Handlung könnten vielmehr der Wirkverstärkung, eventuell auch der eigenen Rückversicherung des Praktizierenden dienen. Durch solche symbolischen, bildlichen Handlungen könne einem Ritual außerdem auch mehr Lebhaftigkeit und Überzeugungskraft verliehen werden.[9]
Tambiahs Konzept beinhaltet zudem, dass unter bestimmten Bedingungen Worte äquivalent zu Handlungen seien – dies stellt den performativen Aspekt der Magie dar.[10] Der mit den Worten beschriebene rituelle Akt und damit auch bereits die Erfüllung des darin formulierten Zieles vollzögen sich durch den performativen Sprech- bzw. Schreibakt. Worte seien an sich und für sich bereits magisch wirksam und benötigten keine übermenschliche Macht zu ihrer Erfüllung. Vor allem der Name einer Person könne dabei eine wichtige Rolle spielen, da aufgrund des engen Zusammenhanges zwischen dem Namen und der Person selbst der Name als Verkörperung der gesamten Person betrachtet werden könne. Beide Aspekte zusammen bildeten den magischen Vorgang, bei dem verbale und non-verbale Aktion zusammenwirkten und so durch Worte und Handlungen eine Serie von Analogien hervorgerufen werde. Angeregt durch Tambiah werden in der Forschung Aspekte wie comparata (persuasiv) und Sprache (performativ) zunehmend analysiert und als ‚magisch-wirkmächtige‘ Elemente des Fluchtafelrituals anerkannt.[11]
Bei der Frage, warum Gräber für die Deponierung von defixiones so beliebt waren, wird als Kronzeuge oft auf Lactanz (inst. II 2,6) verwiesen, dem zufolge die Seelen der Toten um die Gräber und die Reste ihrer Körper herumirrten (mortuorum animas circa tumulos et corporum suorum reliquias oberrare). Eine besondere Rolle soll laut den Magischen Papyri den Gräbern von Personen zugekommen sein, die durch Gewalt oder vorzeitig zu Tode gekommen waren.[12] Einige Forscher schreiben dem Toten, in dessen Grab die defixio deponiert wird, eine aktive Rolle zu – er soll den Fluch wahlweise überbringen oder selbst ausführen.[13] Die Vorstellung vom Grab als einem Ort, den man wie einen Briefkasten nutzen könne, um mittels der Fluchtafeln mit den Unterweltsgottheiten und -dämonen zu kommunizieren, geht auf Wilhelm zurück. Er hatte diese These in einem Vortrag geäußert, von dem nur eine Zusammenfassung von 1897 publiziert wurde.[14] Dadurch, dass Augustus Audollent sie in seinem Corpus zustimmend referierte[15] und Richard Wünsch die griffige Formulierung des „Briefes an die Unterweltsgötter“ prägte,[16] wurde sie weithin rezipiert und bis heute immer wieder aufgegriffen.[17] Die Toten, in deren Händen zum Teil defixiones deponiert wurden, werden in diesem Verständnis, um im Bild zu bleiben, quasi zu Postboten.[18] Evangelos Kroustalis spezifizierte diese Vorstellung noch dahingehend, dass die Verfluchungen auf diejenigen Personen zielen könnten, die jeweils für den konkreten Todesfall verantwortlich gemacht worden seien.[19] Laut Amina Kropp kann der Ablagegestus, ebenso wie die Verschriftung und andere Manipulationen an den Tafeln wie Falten oder Durchbohren, den Angriff auf die Zielperson verdeutlichen, wobei durch die Ablage zusätzlich eine Verbindung zu den Charakteristiken des entsprechenden Ortes geschaffen werde. Je nach Ablageort könne das Vergleichsobjekt variieren – in Bezug auf die Deponierung der defixiones in Gräbern könne der darin befindliche Tote bzw. dessen Niederlegung im Grab in Analogie mit der Niederlegung der Tafel als tertium comparationis fungieren.[20]

Abb. 1: Kommunikationsachsen im defixio-Ritual (© A. Klöckner).
Die Anwendung dieser Ansätze auf das kommunikative Potential des defixio-Rituals möchten wir an einem Schema verdeutlichen. Wenn wir bei der rituellen Kommunikation zwei Achsen unterscheiden, dann verbindet die horizontale Achse die Akteure und die Zielpersonen des Rituals, also die Verfluchenden und die Verfluchten, und die vertikale Achse die Menschen mit den Gottheiten bzw. übernatürlichen Mächten als Adressaten des Rituals.[21] Die defixio selbst steht als Ritualobjekt und Medium des Fluchs an der Schnittstelle beider Achsen (Abb. 1). Auf beiden Achsen gibt es Sender und Empfänger. Zum Teil wird den übernatürlichen Adressaten allerdings durch den wirkungsvollen Einsatz des Mediums eine agency zugeschrieben, die auf die menschliche Ebene zurückwirkt. Als Kommunikationskanal fungiert dabei nach gängiger Vorstellung der oder die Tote (Abb. 2

Abb. 2: Tote als Überbringer der ‚Unterweltsbriefe‘ im Kommunikationsmodell (© A. Klöckner).
). Im Konzept der persuasiven Magie kommt den Toten im Kommunikationsmodell noch eine besondere Rolle zu (Abb. 3); ihnen wird als Analogieträger ein Effekt auf das Ritual und damit auf die zu Verfluchenden zugeschrieben.

Abb. 3: Persuasive Magie und die Rolle der Toten im Kommunikationsmodell (© A. Klöckner).
Wir wollen nun erörtern, inwiefern man den Grundgedanken der sympathetischen Magie, die imaginierte gegenseitige Beeinflussung von Gleichem bzw. Ähnlichem, auf die spezifischen Deponierungen von defixiones in Gräbern anwenden kann.[22] Frazer benutzt sein Konzept, um imaginierte Beziehungen zwischen den magischen Handlungen und ihren Zielpersonen, den Verfluchten, zu beschreiben. Wir möchten das sympathetische Prinzip auch auf die Beziehung zwischen dem Medium der magischen Handlung und seiner Materialität ausweiten. Letzteres betrifft nicht nur die Materialität der Fluchtafel selbst, sondern auch ihrer mit ihr in physischem Kontakt stehenden Umgebung. Unserer These nach kommt nicht nur dem Blei als Schriftträger, sondern auch dem Deponierungsort Grab und vor allem der Verbindung mit menschlichen Überresten eine besondere Rolle im magischen Ritual zu (Abb. 4). Könnten sich nach antiker Vorstellung die Materialitäten Blei und Leichnam bzw. Leichenbrand mittels sympathetischer Magie gegenseitig mit negativer Kraft angereichert haben?[23] Dienten die Toten dann, über den Aspekt persuasiver Analogien hinaus, aufgrund der spezifischen Materialität ihrer sterblichen Reste als Wirkmachtverstärker des Mediums ‚Fluchtafel‘? Wurde also ein Fluch mächtiger, wenn man die defixio in physischen Kontakt mit einer Bestattung brachte? Dies soll im Folgenden an einigen konkreten Beispielen diskutiert werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf zwei Aspekten; auf der Positionierung der Fluchtafeln in Bezug auf die Körper der Bestatteten und auf den ursprünglichen Zeitpunkt ihrer Deponierung vor, während oder nach dem Begräbnisritual.

Abb. 4: Menschliche Überreste im Kommunikationsmodell – Wirkmachtverstärker des Mediums mittels sympathetischer Magie? (© A. Klöckner).
1 Defixiones aus dem Athener Kerameikos
Zunächst wenden wir uns einem Fundkomplex zu, der gewissermaßen den Ausgangspunkt für die in diesem Artikel formulierten Überlegungen bildete. Es handelt sich hierbei um die Funde von Fluchtafeln aus Gräbern des Athener Kerameikos, deren grundlegende Besprechung Jutta Stroszeck zu verdanken ist.[24]
Die Beispiele aus dieser Nekropole zeigen die Spannweite möglicher Verbindungen von Fluchtafeln mit den Toten auf. Im Hinblick auf diese Verbindungen stellen sich einige Fragen. Zunächst sind dies Fragen nach der ‚Art der Gräber‘ – handelt es sich um Körper- oder Brandbestattungen – sowie nach der ‚Art der Toten‘ – also Fragen etwa zu deren Alter (handelt es sich vorrangig um jung oder anderweitig ‚vorzeitig‘ Verstorbene). In der Hauptsache geht es aber darum, wann und wo genau die Fluchtafel platziert wurde.
Zum einen soll hierbei die Frage nach der Temporalität gestellt werden: Wann konnte eine Fluchtafel in bzw. an einem Grab deponiert werden? Zum anderen sollen die Niederlegungsorte näher betrachtet werden; also die genaue Position der Fluchtafel im Grab und ihr Verhältnis zu der Bestattung. Wurde die Tafel in einen direkten Kontakt mit dem Leichnam oder dem Leichenbrand gebracht? Hierüber möchten wir uns der Frage nähern, welche konkrete Funktion dem Toten innerhalb des defixio-Rituals zukam.
Nach einem kurzen allgemeinen Überblick über die Fundlage im Kerameikos sollen einige ausgewählte Beispiele, bei denen Fluchtafeln im mehr oder weniger direkten Kontakt mit dem Toten deponiert wurden, vorgestellt werden. Bislang wurden insgesamt über 110 Fluchtafeln im Kerameikos gefunden, davon ca. 60, also etwas mehr als die Hälfte, in Gräbern bzw. Grabbezirken. Solche Deponierungen erfolgten vor allem im 5. und 4. Jh. v. Chr.; mit einem Schwerpunkt um 400 v. Chr.[25]
Insgesamt 14 Einzelgräbern lassen sich Fluchtafeln zuordnen, wobei diese seltener im Grab selbst als vielmehr in der Füllung darüber deponiert waren. Einige Tafeln wurden in Grabbezirken entdeckt und lassen sich mit keinen konkreten Gräbern (mehr) in Verbindung bringen. Es fällt auf, dass nur in solchen Bezirken Fluchtafeln gefunden wurden, in denen defixiones auch bestimmten Einzelgräbern zugeordnet werden können.[26] Dies zeigt sich entsprechend im Bereich der Eckterrasse, wo zwölf Fluchtafeln aus dem Bezirk, eine aber aus der Grube für einen Sarkophag stammen.[27] Im südlich sich anschließenden Bezirk der Messenier kamen zwei Fluchtafeln in der Füllung eines Grabes und einer Larnax sowie eine in einer Opfergrube zutage. Sieben Tafeln aus dem darunterliegenden Bezirk der Demetria und Pamphile stammen aus der Füllung eines einzigen Grabes (DP 6); vier weitere aus der Umgebung.[28] In dem Bereich zwischen Querweg und Eridanos bei dem westlichen Rundbau sind die Gräber selbst derzeit noch unpubliziert. Hier fanden sich bisher nur zwei Fluchtafeln bei Gräbern, eine an einer Opferstelle und eine über einem Kanal.[29] In der Füllung des Polyandrions der Lakedaimonier wurden insgesamt zehn Fluchtafeln entdeckt.[30] In all diesen Bezirken fanden sich Fluchtafeln also maximal in der Füllung über einzelnen Gräbern, nicht in diesen selbst. Anders gestaltet sich die Fundsituation im Bereich der Kindernekropole. Hier wurden zwei Fluchtafeln tatsächlich in Gräbern gefunden. Drei weitere stammen aus der Umgebung der Gräber und insgesamt fünf aus der Füllung oberhalb eines Knabengrabes (hS 193).[31] Ebenso traten im angrenzenden Potamierbezirk wieder zwei Fluchtafeln innerhalb von Gräbern zutage sowie sechs weitere in der Umgebung.[32]
Die genauere Betrachtung einzelner Grablegen soll im Bereich der Kindernekropole beginnen. Hier legte Barbara Schlörb-Vierneisel im Jahr 1964 die Grabstätte des Knaben Lissos (identifiziert über eine Grabstele) über einer nur wenig früheren Bestattung des Knaben Eupheros frei; beide werden über eine Stele und Beigaben kurz nach 430 v. Chr. datiert.[33] In der Füllung oberhalb dieser Gräber fand sich ein Bleiensemble aus zwei ‚normalen‘, zusammengerollten und von Eisennägeln durchbohrten Fluchtafeln, die sich gegen mehrere Männer und – in einem Fall – auch Frauen richten[34] sowie drei Bleikästchen, deren Deckel noch mit diesen verbunden waren und in deren Inneren jeweils eine männliche Bleipuppe mit großem Glied seitlich oder auf dem Bauch lag.[35] Bei der Puppe Nr. IB 5 scheinen die Arme abgebrochen zu sein,[36] Stroszeck beschreibt sie jedoch als „nach hinten gebunden“.[37] Die Füße sind überkreuzt, was ebenfalls eine Fesselung darstellen könnte. Die Figur ist unbeschriftet; auf dem Boden ihres ‚Sarges‘ sind lediglich fünf Männernamen im Nominativ eingeritzt.[38] Der ‚Sarg‘ zu der Puppe Nr. IB 4 besteht aus zwei ineinander gestülpten Kästchen, die jeweils ein Loch, eventuell von einer Durchbohrung, aufweisen. In den Boden sind vier Männernamen im Nominativ mit dem Zusatz „und andere Gegner vor Gericht“ eingeritzt, auch hier handelt es sich also um einen Prozessfluch.[39] Die Puppe weist überkreuzte Beine und auf den Rücken gebundene Arme, deren Hände mit einer Bleimanschette umschlossen sind, auf. Die Fesselung wird hier also sehr deutlich gemacht. Auf ihrer rechten Schulter ist der Buchstabe Theta, auf ihrem linken Arm der Name Theochares eingeritzt, der auch als Erstgenannter auf der Fluchtafel in Erscheinung tritt.[40] Der ‚Sarg‘ von Nr. IB 3 besteht aus einem Kästchen und einem ehemals mit Scharnieren verbundenen Deckel. Der Deckel weist ein rundes Loch auf, das – wie schon bei Nr. IB 4 – auf eine Durchbohrung hinweisen könnte und stellt die eigentliche Fluchtafel dar. Es handelt sich hierbei lediglich um eine Liste von vier Männernamen im Nominativ ohne weitere Zusätze.[41] Die Arme der Puppe sind wiederum auf dem Rücken verschränkt, die Kreuzung der Beine ist angedeutet. Beschriftet ist sie mit allen vier Namen, die sich auch auf der Fluchtafel finden. In der Reihenfolge der Beschriftung auf der Tafel sind dies: Theozodites auf dem linken Arm sowie der Außenseite des rechten Beines der Puppe; Diophanes auf der Außenseite des linken Beines; Diodoros auf dem rechten Arm sowie dem Hinterkopf; Kephisophon (der auf dem Kästchen wohl fälschlicherweise Kephisophos geschrieben wurde) auf dem linken Bein sowie dem Rücken.[42] Bei keiner dieser Fluchtafeln und -puppen ist ein direkter Kontakt zu dem Leichnam nachweisbar. Die Deponierung in der Verfüllung könnte für eine nachträgliche Niederlegung der Stücke sprechen.
Im Bereich der Eckterrasse wurde eine dreieckige Fluchtafel gefunden; und zwar nicht in dem Sarkophag mit der um 350 v. Chr. datierten Körperbestattung einer ca. 40-jährigen Frau selbst, sondern in dessen Grube.[43] Leider fehlt in dem Grabungsbericht eine genauere Angabe zur Fundstelle. Ob die Tafel also unter, neben oder über dem Sarkophag lag, ist unklar. Nicht zu klären ist deshalb, ob sie dort vor, während oder nach dem Bestattungsritual abgelegt wurde.
Südlich der Eckterrasse liegt der Messenierbezirk mit einem um 340 v. Chr. angelegten Brandgrab (Me25) mit einer mehrfach gefalteten und durchbohrten Fluchtafel.[44] Die Tafel fand sich nicht zusammen mit der Knochenasche eines Erwachsenen am Boden der Grabgrube, sondern in einer neuen Füllschicht nach der erneuten Öffnung und Wiederverfüllung des Grabes um 317 – 307 v. Chr. und damit gut 20 Jahre nach der eigentlichen Grablege um 340 v. Chr. Hier ist also eine Deponierung sicher nach der eigentlichen Bestattung zu fassen.
Bei allen drei angeführten Beispielen fand sich die Fluchtafel (bzw. das ‚Ensemble‘ aus Fluchtafeln und -puppen mit zugehörigen Kästchen) in der Verfüllung des Grabes, nicht bei dem Bestatteten selbst direkt im Grab. Bei allen dreien ist eine nachträgliche Deponierung entsprechend wahrscheinlicher, aber nur im letzten Fall tatsächlich gesichert. Bei den Toten handelt es sich um Körperbestattungen eines männlichen Kindes und einer erwachsenen Frau sowie um eine Brandbestattung eines Erwachsenen. Hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bestattungsart sind also alle Optionen möglich gewesen.[45]
Mit dem 1964 südlich der Heiligen Straße von Schlörb-Vierneisel gefundenen Säuglingsgrab hS 191 kehren wir in den für Fluchtafeln recht ergiebigen Bereich der Kindernekropole zurück.[46] Die Bestattung wird zwischen ca. 390 – 380 v. Chr. datiert und stellt damit eine der letzten vor der Aufgabe der Kindernekropole dar.[47] In einer – bei Auffindung zerbrochenen – Amphora fanden sich die Skelettreste eines kleinen Kindes, einige Beigaben sowie eine halbmondförmige, sechs Mal gefaltete Fluchtafel aus Blei.[48] Die Lesung der Tafel ist umstritten; genannt sind einige Männernamen, eventuell im Kontext einer Rivalität zwischen Schiffseigentümern/Werften oder auch gerichtet gegen die Werkstatt eines Mannes und seine (acht) Mitarbeiter. Gottheiten oder der Tote wurden im Text anscheinend nicht angerufen.[49] Hier ist nun tatsächlich fassbar, dass man bei der Deponierung der Fluchtafel explizit den Kontakt mit dem toten Körper des Kindes gesucht hat. Da sich die Tafel zusammen mit dem Skelett in einem Gefäß befand, wurde sie wohl noch bei der Bestattung in diesem platziert.
Ein weiteres Beispiel für den direkten Kontakt von Fluchtafel und Leichnam stellen die beiden Gräber Nr. 429 und Nr. 438 an der Nordseite der Gräberstraße dar.[50] Sie liegen unterhalb des späteren Grabbezirks einer Familie aus dem Demos Potamos, nach denen der ‚Potamierbezirk‘ benannt ist. Es handelt sich anscheinend um zwei Erwachsenengräber,[51] die über einen Lekythenfund in Grab Nr. 438 um 460/450 v. Chr. datiert werden.[52] Gefunden wurde hier im Jahr 1935 je eine Fluchtafel aus Blei in Form eines eng aufgerollten, langen Streifens an den Fingerspitzen der rechten Hand (bei Nr. 429) bzw. der linken Hand (bei Nr. 438) des Toten.[53] Die Fluchtafel aus Grab Nr. 429 ist beim Öffnen in viele, zum Teil kleinste Splitter, zerbrochen; ferner ist die Schrift nicht sehr sorgfältig ausgeführt, sodass nur eine von wohl ursprünglich drei Spalten anteilig lesbar ist. Es handelt sich um eine Liste von Männernamen im Nominativ. Die defixio aus Grab Nr. 438 liegt nach dem Aufrollen ebenfalls in mehreren Fragmenten vor, die jedoch vielfach Bruch an Bruch passen. Sie ist beidseitig beschriftet, wobei Seite A mit über 70 Zeilen zu Gänze gefüllt ist, während Seite B nur an einer Stelle unterhalb eines Loches auf Höhe von Zeile 20 in gegengesetzter Schriftrichtung beschrieben ist. Die Schrift selbst ist nur dünn eingraviert und daher schwer lesbar. Verflucht werden hier über 20 Männer und Frauen in der ‚direkten Bindeformel‘. Auf das Verb καταδέω folgen also Namen im Akkusativ, zum Teil mit der Aufzählung von Körperteilen wie der Zunge oder auch der Seele. Zwei Mal findet sich der Zusatz, dass bei Persephone und Hermes (bzw. nur Persephone) gebunden werde (παρὰ Φερσεφόνει καὶ Ἑρμεῖ). Der Tote selbst wird – dies sei an dieser Stelle betont – in keiner der beiden Tafeln direkt angesprochen oder auch nur erwähnt.
Die Positionierung beider Fluchtafeln[54] jeweils an den Händen der Toten ist auffällig. Gepaart mit der einer Schriftrolle ähnelnden Form beider Tafeln führte diese Besonderheit einige Forscher wie etwa Jürgen Trumpf zu der bereits oben angesprochenen These, dass den Toten die Flüche zum Lesen und Ausführen in die Hand gelegt worden seien.[55] Andere, wie Jutta Stroszeck oder Fritz Graf, gehen hingegen davon aus, dass die Toten als Überbringer der Flüche die Tafeln in die Unterwelt transportieren sollten.[56] Da die Fluchtafeln exakt bei den Händen der Toten niedergelegt wurden, spricht einiges dafür, dass sie im Rahmen des Bestattungszeremoniells dort deponiert wurden und nicht erst nachträglich, im Zuge einer Graböffnung.
Eine besondere Fundsituation ergab sich bei der Aufdeckung des Grabes ‚40‘ bzw. ‚SA 40‘ durch Karl Kübler im Jahr 1940 am Rand der Kindernekropole südlich der Heiligen Straße hinter dem Bezirk der Antidosis. Deswegen soll auf diesen Befund etwas genauer eingegangen werden (Abb. 5

Abb. 5: Grab SA 40 mit Fluchpuppe aus dem Athener Kerameikos (D-DAI-ATH-Kerameikos 5352, bearbeitet von Sascha Biedermann, GU Frankfurt).
).[57] Bei der defixio handelt es sich hier erneut um eine Fluchpuppe in einem Kästchen, dessen eine Hälfte mit dem Fluchtafeltext beschrieben ist.[58] Über den Grabkontext bzw. die Beigaben wird das Grab um 400 v. Chr.[59] oder 420/410 v. Chr.[60] datiert. Bei Öffnung des Grabes war die Ziegeldeckung des Grabes zwar intakt, das Skelett eines Erwachsenen darunter jedoch verschoben. Lediglich die Unterschenkel- mit den Fußknochen sowie die Knochen des rechten Unterarms und der rechten Hand lagen unberührt an ihrem Ort. Becken, Wirbelsäule und Brustkorb sowie die Oberschenkel- und die restlichen Armknochen hingegen waren zum Kopfende nach Norden hin verschoben.[61] Der unbeschriftete Teil des Kästchens wurde oberhalb der intakten Ziegeldeckung gefunden. Der beschriftete, gemeinhin als Deckel interpretierte Teil[62] hingegen befand sich in der Grabfüllung, unterhalb der Abdeckung. Der Deckel weist zudem zwei Löcher auf, die wohl von einer Durchbohrung mit einem Nagel zeugen.[63] Der Text besteht aus einer Liste von neun Männernamen im Nominativ und dem Zusatz „und alle anderen Anwälte mit diesen Männern und Zeugen“; ein Verb fehlt (Βαρβυριτίδης Ξώφυγος Νικόµαχος Οἰνοκλῆς Μνησίµαχος Χαµαῖος Τεισωνίδης Χαρίσανδρος ∆ηµοκλῆς καὶ ἔ τις ἄλλος µετ‘ ἐκένωιν ξύνδικός ἐστι ἔ µάρτυς).[64] Es handelt sich also um einen Prozessfluch. Einer der Namen, Mnesimachos, ist in etwas größeren Buchstaben eingeritzt als der restliche Text.[65] Bei der Puppe handelt es sich um ein grob gearbeitetes, etwas versintertes, ca. 6 cm hohes, männliches Figürchen mit übergroßem Phallos und hinter dem Rücken verschränkten Armen, die wohl eine Fesselung anzeigen sollen.[66] Auf dem rechten Bein ist der Name Mnesimachos eingeritzt. In Kombination mit dem durch größere Buchstaben hervorgehobenen Namen des Mnesimachos auch auf der Fluchtafel wird gemeinhin angenommen, dass sich der Fluch vor allem gegen ihn richtete. Die Puppe lag in der Mitte des Grabes an der Stelle, die ursprünglich das Becken eingenommen haben musste, in gleicher Ausrichtung wie das Skelett mit dem Kopf nach Norden.[67] Es kann davon ausgegangen werden, dass die Puppe ursprünglich in dem – mit der Fluchtafel verschlossenen – Kästchen lag wie in einem Sarg.[68] Zusammenfassend stellt sich der Befund hier folgendermaßen dar: Die Ziegeldeckung war intakt, das Grab selbst aber gestört, das Skelett verschoben und Puppe und Kästchen an ihren verschiedenen Fundstellen – im Grab, in dessen Füllung sowie außerhalb des Grabes – aus einem sinnvollen Zusammenhang gelöst. Zur Deutung dieses Befundes wurden verschiedene Erklärungsmöglichkeiten entwickelt, denen allen a priori die Vorstellung von einer aktiven Rolle des Toten im Schadenzauber zugrunde liegt.
Trumpf vertrat in seiner Publikation des Fundes die von Stroszeck später im Grunde so übernommene These, dass hier ein bewusster gewaltsamer Eingriff vorliege. Durch eine rituelle Verstümmelung der Leiche, μασχαλισμός, habe man den Toten unschädlich machen wollen.[69] In der Regel ist dieses Vorgehen belegt in Bezug auf Mörder an der Leiche des Ermordeten, um die Rache des wiederkehrenden Toten an ihnen zu verhindern. Da die Verwünschung des Prozessfluchs sich aber nicht gegen den Toten richtet[70], vermutet Trumpf, dass mittels der Verstümmelung der Leiche dem Toten seine Kraft genommen werden sollte, um ihn so an der Überbringung oder Ausführung des Fluches zu hindern. In diesem Fall stellt sich jedoch zum einen die Frage, warum Fluchtafel und Puppe nicht mitgenommen, sondern im Grab belassen worden sein sollten – die Puppe sogar sorgfältig in der Mitte abgelegt. Zum anderen stellt sich die Frage nach dem Zeitpunkt des μασχαλισμός. Sollte der Leichnam bereits skelettiert gewesen sein, dürfte das den Vorgang erleichtert haben. Dann wäre schon einiges an Zeit vergangen seit der Bestattung. Es wäre dann für eine ‚Unschädlichmachung‘ des Toten und Verhinderung der Mitnahme der Tafel in die Unterwelt bereits zu spät gewesen.
Für Stroszeck beweist der μασχαλισμός, dass der Verstorbene gewaltsam zu Tode gekommen sein müsse. Der Verfasser des Fluches haben sich den Daimon des Toten zu Nutze machen wollen und deswegen die Fluchtafel genau bei diesem platziert.[71] Wie der Verfasser der Tafel allerdings von dem μασχαλισμός erfahren haben sollte, ist unklar.
Felice Costabile erklärt den Befund nicht als wirkliche Störung des Leichnams.[72] Stattdessen vermutet er, dass das Grab von einem Tier, etwa einem Hund auf der Suche nach Knochen, zerwühlt worden sein könnte – und zwar aufgrund des Skelettierungsgrades bereits einige Zeit nach der Bestattung, wodurch auch Puppe und Kästchen durcheinander gebracht und die ursprüngliche Grabdeckung zerstört worden sei. Als die Familie des Toten dies entdeckte, hätten sie die Knochen ordentlich auf einer Seite des Grabes aufgeschichtet, die eigentliche Fluchtafel samt mitgefundener Puppe wieder im Grab platziert und die Grabdeckung durch eine neue ersetzt. Hieraus ergäbe sich dann, dass die Fluchtafel entweder von der Familie des Toten hergestellt und absichtsvoll bei ihrem Verwandten platziert oder als unproblematisch angesehen worden wäre. Dieser Ansatz kann ebenfalls nicht völlig überzeugen. Unstrittig ist jedoch, dass es anscheinend ein gewisses Bedürfnis gab, zumindest einen Teil des Ensembles, nämlich die Puppe, nahe bei dem Toten, und zwar sorgfältig in der Mitte des Grabes, zu platzieren. Auch wenn der Fall sich nicht eindeutig klären lässt, liegt hier offensichtlich ein Beispiel für nachträgliche Modifikationen am toten Körper bzw. Skelett vor. Möglicherweise wurde die defixio also erst lange nach der Bestattung in dem Grab abgelegt.
Wie der Überblick über die Fundsituation im Kerameikos gezeigt hat, konnten Fluchtafeln sowohl bei der Bestattung als auch nachträglich, sowohl bei Körper- als auch bei Brandbestattungen, bei Kinder- und Erwachsenengräbern deponiert werden. Bei einem größeren Teil der Tafeln begnügte man sich damit, sie in der Füllung oberhalb von Gräbern niederzulegen. In einigen Fällen können sie konkreten Bestattungen zugeordnet werden. Andere defixiones wurden in den Gräbern, offensichtlich bewusst, nahe bei den sterblichen Überresten niedergelegt.[73] Ein direkter Kontakt zwischen Fluchtafeln und Leichen bzw. Leichenbrand ist in dieser Nekropole zwar nicht die Regel, ist aber gut bezeugt.
2 Defixiones in Gräbern außerhalb des Kerameikos
Für die Deponierung von defixiones in Gräbern bzw. in Kontakt mit sterblichen Überresten gibt es durch die Jahrhunderte hinweg eine Reihe weiterer Beispiele aus verschiedenen Regionen der antiken Welt.[74] So stammen einige aufschlussreiche Funde aus der Ayios-Dionysios-Nekropole im Piräus. Die Nekropole mit ihrer Hauptnutzungsdauer im 2.–3. Viertel des 4. Jhs. v. Chr. liegt nordwestlich des Kantharos-Hafens, ca. 260 m nördlich des Eetioneia-Tores. Hier hat man fünf Grabbezirke mit 54 Gräbern aufgedeckt; die meisten davon nicht gestört.[75] In unserem Zusammenhang ist Grab 13 von Interesse, das zunächst als Brandgrab und dann als Körpergrab für einen mit einer Strigilis bestatteten Mann genutzt wurde. Verschiedene rituelle Aktivitäten nach der Bestattung lassen sich nachweisen. Es fanden Libationen statt, Miniaturgefäße wurden deponiert und eine Umfassungsmauer errichtet. In diesem Grab wurden zwei Fluchtafeln gefunden, die allerdings keinen direkten Bezug zur Bestattung haben. Sie liegen auf einem höheren Niveau und wurden dort offensichtlich nachträglich deponiert.[76] Zwei weitere Fluchtafeln lagen in Grab 30 auf dem Boden des Sarkophags.[77] Die beiden mehrfach horizontal und vertikal gefalteten defixiones waren mit einem Bronzenagel durchbohrt. Sie sind schwer korrodiert und deswegen bislang nicht gelesen. Die Lage der Knochen hat sich zwar durch taphonomische Prozesse leicht verschoben, es besteht dennoch kein Zweifel daran, dass die Platzierung der beiden Tafeln zu beiden Seiten des Körpers exakt der Position der Handflächen entspricht. Der Ausgräber Kroustalis geht deswegen davon aus, dass die defixiones dort nur während des Bestattungsrituals deponiert worden sein können.
Ein weiteres Beispiel für die Platzierung einer Fluchtafel in der Hand eines Leichnams kommt aus Akanthos in Makedonien, wo eine Fluchtafel unter der linken Hand eines Skeletts gefunden wurde.[78] Auch am Kopf von Leichnamen werden defixiones platziert, wie drei Funde aus Oropos[79] und aus Messana auf Sizilien[80] belegen. Über zwei Schädeln, möglicherweise von Enthaupteten, fand man eine ungefaltete Fluchtafel in der Nekropole Bir-el-Djebbana in Karthago.[81] In der eingerollten Tafel, die in Qamadir (Ägypten) neben dem Kopf eines Skeletts lag, befand sich noch der Griffel.[82] Besonders interessant ist der Fund aus der Via Virilassi in Minturnae (Latium), wo eine defixio unter dem Schädel des Skeletts zutage kam.[83] Dort wurde sie anscheinend vor oder während des Bestattungsrituals deponiert. Ähnlich ist die Situation in Gela, wo eine defixio unter einem Skelett gefunden wurde. Leider hat man bei der Ausgrabung nicht dokumentiert, in welcher Körperregion sie lag.[84]
Weitere Formen des Körperbezugs belegen z. B. eine defixio aus Lutetia, die auf der Brust des Leichnams abgelegt worden war,[85] oder wiederum eine aus Akanthos, die man neben dem Fuß deponiert hatte.[86]
Fluchtafeln in Kontakt mit Leichenbrand sind ebenfalls mehrfach bezeugt; z. B. aus der bereits erwähnten Nekropole von Bir-el-Djebbana in Karthago. Eine gängige Grabmalsform bilden hier rechteckige, aufgemauerte cippi (ca. 1,5 m hoch, 0,5 – 1 m breit), die Terrakottaurnen umfassen. Diese Urnen sind mit durchlöcherten Deckeln verschlossen, durch die Terrakottaröhren für Libationen ins Freie führen. Sowohl in den Libationsröhren als auch in den Urnen selbst hat man etliche defixiones gefunden. Sie wurden also nach dem Bestattungszeremoniell von außen aus eingeschoben, um sie so weit wie möglich in die Nähe des Leichenbrandes zu bringen.[87] Auch in ein Grab in Messana (Sizilien) hatte man eine Fluchtafel durch eine Libationsröhre eingelassen.[88] Aus Akragas ist der Fund einer Fluchtafel in einem Gefäß mit Leichenbrand belegt.[89] In Kaklik (Phrygien) hat man zwei durch einen Metallring miteinander verbundene Bleitäfelchen in einer Aschenurne gefunden.[90] Auch in Nomentum (Latium) waren drei Fluchtafeln im Leichenbrand deponiert,[91] bei Kreuznach (Germanien) vier Fluchtafeln „a sepulcro inter cineres in urna vitrea“.[92] Aus Puteoli (Kampanien) stammen acht Rachepuppen, die man im Leichenbrand abgelegt hatte.[93] Aus Hadrumetum schließlich sind einige Fälle belegt, wo defixiones auf kalzinierte Knochen geschoben bzw. um sie herum gewickelt wurden.[94]
Obwohl die Fundkontexte der Fluchtafeln und Rachepuppen bedauerlicherweise nur selten dokumentiert wurden, gibt es also aus den verschiedensten Epochen und Regionen der antiken Welt eine bemerkenswerte Häufung solcher magischer Objekte, die augenscheinlich bewusst nicht nur irgendwo in und um die Gräber herum, sondern in möglichst engem Kontakt mit den menschlichen Überresten deponiert wurden. Auch im Hinblick auf die Temporalität des defixio-Rituals sind diese Beispiele aufschlussreich. Offensichtlich gab es verschiedene Zeitpunkte, um die magische Handlung am Grab zu vollziehen. Wie uns die Funde aus Minturnae und aus Gela zeigen, können die Gräber zum Teil schon vor der Bestattung präpariert gewesen sein. In anderen Fällen wurden die Fluchtafeln dem Leichnam bei der Bestattung an den Körper gelegt (Kerameikos hS 191 und vermutlich auch Kerameikos Nr. 429 und 438; Piräus, Grab 30; Akanthos; Karthago; Oropos; Messana; Qamadir; Lutetia) oder bei der Bestattung in der Urne mit dem Leichenbrand platziert (Hadrumetum; Karthago; Akragas; Kaklik; Nomentum; Kreuznach; Puteoli). Aber auch nach der Bestattung konnten Fluchtafeln im Grab deponiert (evtl. Kerameikos Grab 40) oder nachträglich in die Urne mit dem Leichenbrand eingelassen werden (Karthago; Messana). Für die Einbringung in die Verfüllung über dem Grab gibt es eine ganze Reihe von Belegen. Gerade die ersteren Fälle sind im Hinblick auf den Aspekt intentioneller Graböffnung und -verletzung besonders interessant; schließlich stellten solche heimlich zu vollziehenden Akte schwere Normverletzungen dar.[95] All diese Beispiele führen vor Augen, dass man beträchtlichen Aufwand und auch große Risiken auf sich genommen hat, um die defixiones in den Gräbern und im Kontakt mit den Leichnamen bzw. dem Leichenbrand abzulegen.
3 Gräber als Wirkkraftverstärker für defixiones?
Wie oben bereits dargelegt, gehen bisherige Erklärungsversuche für Deponierungen von defixiones in Gräbern oft davon aus, dass die personenhaft gedachten Verstorbenen die Flüche ausführen bzw. überbringen sollten. Den Toten wird gemeinhin eine gewisse agency zuerkannt, man schreibt ihnen den Lebenden vergleichbare Eigenschaften und Potenziale zu. Dass den Toten keine aktive Rolle zukommen muss, dass sie aber eine passive Autovalenz besitzen können, wird als Möglichkeit bislang gar nicht erst angedacht.[96] Möglicherweise hat man in der Antike die sterblichen Überreste in den Körper- und Brandgräbern im Zuge des magischen Rituals nicht nur personenhaft oder als tertium comparationis im Sinne persuasiver Analogien, sondern auch als Materie spezieller und für den gewünschten Zweck besonders wirkmächtiger Art verstanden. Dies würde erklären, warum Deponierungen in Gräbern so häufig sind – weil die Bleitafel als Medium des Fluchs durch den Kontakt mit dem Leichnam oder dem Leichenbrand mit schädlicher Materie verbunden wird und sich damit ihre Kraft verstärkt. Die sympathetische Beziehung bestünde dann nicht, wie im Frazer’schen Modell, zwischen der magischen Handlung bzw. dem magischen Objekt und der Zielperson des Fluches, sondern zwischen dem magischen Objekt als Medium des Fluchs und der spezifischen Materialität der Umgebung, in der es deponiert wird.
Eine Stütze für diese Hypothese liefert der oft besprochene, unserer Kenntnis nach unter diesem spezifischen Aspekt aber bislang noch nicht diskutierte Bericht des Tacitus über den Tod des Germanicus (ann. 2,69). Er beschreibt, wie man in dem Quartier des Feldherrn im Fußboden und in den Wänden neben Zaubersprüchen mit Verwünschungen und Bleitäfelchen, in die der Name des Germanicus eingeritzt war („nomen Germanici plumbeis tabulis insculptum“), auch menschliche Überreste („humanorum corporum reliquiae“) gefunden habe. Hier ging es also augenscheinlich nicht darum, die Verfluchungen einem Toten als Übermittler anzuvertrauen oder eine persuasive Analogie herzustellen, sondern darum, durch die Kombination verschiedener Objekte, Substanzen und Materialitäten einen möglichst kraftvollen Zauber zu bewirken. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch die Erwähnung von halbverbranntem Leichenbrand, der mit tabum beschmiert gewesen sei („semusti cineres ac tabo obliti“).[97] Wiederum geht es hier um die physische Verbindung von menschlichen Überresten und Gift bzw. schädlicher Materie, die sich in der Wirkung anscheinend gleichen oder sogar gegenseitig verstärken. Die Verwendung von Leichenresten für Schadenzauber wird noch in weiteren literarischen Zeugnissen erwähnt, etwa bei Horaz[98] und in den Metamorphosen des Apuleius;[99] allerdings nicht so explizit in Verbindung mit defixiones wie bei Tacitus.
Die Angst davor, dass Unbefugte sich am Grab zu schaffen machten und Leichenteile oder Knochen entnahmen, muss weit verbreitet gewesen sein. Ein eindrückliches Zeugnis für die über den allgemeinen Wunsch der ungestörten Totenruhe hinausgehende Furcht vor nachträglichen Manipulationen an Bestattungen liefert z. B. der Grabaltar des C. Tullius Hesper von der Via Ostiense. In dessen Inschrift werden jedem, der die Gebeine zu verletzen oder zu entfernen beabsichtigt, fürchterliche Strafen an den Hals gewünscht.[100]
Wenn wir also nach dem Grund für die Deponierung von defixiones in Gräbern fragen, so ist unseres Erachtens von vielschichtigen Bezügen der Fluchtafeln zu den Toten auszugehen.[101] Dabei sind über die Rolle der Toten als imaginierte Überbringer oder Ausführer von Verfluchungen hinaus noch weitere Bezüge denkbar.
Leichnam und Leichenbrand können – im Sinne einer persuasiven Analogie – innerhalb des Fluchtafelrituals als materieller Bezugspunkt dienen, um den gewünschten Effekt auf die Zielperson des Rituals zu veranschaulichen. Bestimmte Charakteristika des Toten, seine Passivität, seine Eigenschaft als bewegungs-, handlungs- und sprechunfähiger Leichnam, werden als Vergleichsmomente herausgegriffen und auf die Zielperson transferiert. Der tote Körper wird – in Bezug vor allem auf sein ‚Nicht-Aktiv-Werden-Können‘ – zum idealen Repräsentanten für die Wirkung auf den Verfluchten, die sich der Verfluchende erhofft, indem er die Tafel auch physisch in die Nähe der menschlichen Überreste bringt.
Außerdem wäre beim Bezug der Fluchtafeln auf die Toten, unserer These zufolge, im Sinne der Grundprinzipien sympathetischer Magie aber auch die Funktion der menschlichen Überreste als unreine, schädliche Materie zu berücksichtigen. Im magischen Ritual wird die Fluchtafel (oder -puppe) selbst mit einer unreinen ‚Substanz‘ – Leichen und Leichenbrand – in direkten Kontakt oder zumindest in räumliche Verbindung gebracht. Ähnliches wird mit Ähnlichem (in Bezug auf die schädliche Wirkung) kombiniert und somit negativ magisch aufgeladen. Die Verstorbenen wirken schon allein durch die spezifische Materialität ihrer toten, verwesten oder verbrannten Körper.
Neben die Vorstellung der Toten als zwar nicht mehr präsente, aber immer noch irgendwie zur Kontaktaufnahme fähige Wesen und das Konzept ihrer, wenn auch stark abgeschwächten, Personenhaftigkeit im Zuge der Verwendung als tertium comparationis tritt nach unserer These das entpersonalisierte Verständnis der menschlichen Überreste als schiere Substanz, als bloße tote Materie. Leichen und Leichenbrand wird damit eine spezifische, im Kontext des magischen Rituals als negativ und verderblich bewertete Materialität zugeschrieben. Analog durch diese erweiterte Auffassung der Bestattungen erweitert sich auch das Verständnis des Grabes als Deponierungsplatz. Neben das Konzept als Durchgangsort bzw. Passage, quasi als Briefkasten für die Kommunikation zwischen der Welt der Lebenden und der Toten, und das des räumlichen Assoziationsrahmens im Zuge der persuasiven Analogie tritt das Konzept des Grabes als Wirkungsort, das durch die darin enthaltenen menschlichen Überreste die Kraft des Fluches verstärkt.
Wir danken den Teilnehmern des Kolloquiums ‚Geritztes Wort‘ für die anregenden Diskussionen. Einen besonderen Dank schulden wir Jens Wolff für die kritische Durchsicht des Manuskripts und für wertvolle Hinweise.
Literaturhinweise
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- Magical Names: Tracing Religious Changes in Egyptian Magical Texts from Roman and Early Islamic Egypt
- II. Carved words: Material Aspects of Curse Tablets and the Literature of the New Testament World
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- Introduction
- Defixiones in sepulkralen Kontexten
- „Eros hat mir ins Herz geritzt“.
- Haptic Storytelling: Body Markings and Destroyed Bodies in the Book of Revelation through the Lens of Amulets and Curse Tablets
- „Verkehrt sollst du leben, so wie dies verkehrt geschrieben ist.“
- Qui sacra impia nocturnave, ut quem obcantarent defigerent obligarent, fecerint …
- III. Miscellaneous Studies in Magical Language and Ritual Expression
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- Trimming the Text: Reading Ritual and Narrative Healing in the Babylonian Talmud
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