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Tiertransport

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Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen
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chen. • Von Loeper, E. (2002): »Einführung/§ 1«, in: H.-G. Kluge (Hg.), Kommentar zum deutschen Tier-schutzrecht, Stuttgart, S. 30-101.Zum Weiterlesen: Lennk, S. (2012): Die Kodifikation des Tierschutzrechts, Baden-Baden. • Michel, M. et al. (Hg.) (2012): Animal Law – Tier und Recht, Zü-rich. • Wagman, B.A./Liebmann, M. (2011): A World-view of Animal Law, Durham.TiertransportBegriff: Als ›Tiertransport‹ wird allgemein die in irgendeiner Weise durchgeführte Be-förderung eines lebendigen Tieres von einem Ort zum anderen bezeichnet (Bolliger 2000: 206f.). Der Begriff umfasst dabei nicht nur die Fahrt bzw. den Flug an sich, sondern auch die mit dem Transport direkt im Zu-sammenhang stehenden Handlungen wie z.B. das Ein- und Ausladen der Tiere. So de-finiert auch die für EU-Staaten maßgebende Verordnung (EG) Nr. 1/2005 den Tiertrans-port als »jede Bewegung von Tieren in einem oder mehreren Transportmitteln sowie alle damit zusammenhängenden Vorgänge, ein-schließlich des Verladens, Entladens, Umla-dens und Ruhens, bis zum Ende des Entla-dens der Tiere am Bestimmungsort«.Im Fokus des öffentlichen Interesses stehen v.a. die Transporte landwirtschaftlicher Nutztiere, die für diese oftmals mit erheb-lichen Belastungen verbunden sind. Doch auch andere Tiergruppen, wie etwa Sport-, Ausstellungs-, Heim-, Zoo- oder Zir-kustiere, werden über teilweise sehr weite Strecken auf dem Verkehrsweg befördert. Aufgrund ihres hohen Markt- oder ideellen Werts erfolgt der Transport hier in der Re-gel aber unter wesentlich besseren und tier-freundlicheren Bedingungen (Goetschel/Bolliger 2003: 218). Demgegenüber stehen bei der Beförderung von Nutztieren meist Überlegungen zur Kosteneffizienz im Vor-dergrund, was sich negativ auf das Wohl-ergehen der Tiere auswirkt.Transportmittel: Als Beförderungsmittel kommen prinzipiell Straßen- und Schienen-fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge infrage. Wegen der hohen Flexibilität werden beim Transport auf dem Landweg meist Lastwa-vor schmerzhaften Eingriffen, wiederum nur für Wirbeltiere. Tierschutzvorschriften als Minimalstan-dards: Tierschutzgesetzgebungen beruhen stets auf dem Grundgedanken, dass die Nut-zung der Tiere durch den Menschen grund-sätzlich legitim ist. Praktiken, wie etwa die Durchführung von Tierversuchen oder das Schlachten von Tieren mitsamt den dazuge-hörigen Belastungen bei Haltung und Trans-port, werden von den Tierschutzerlassen folg-lich kaum grundsätzlich infrage gestellt, auch wenn sie in fundamentaler Weise den Inter-essen der Tiere zuwiderlaufen.Es gilt daher stets zu bedenken, dass es sich bei Tierschutzvorschriften größtenteils nur um Kompromisslösungen handelt, die darauf abzielen, die Balance zwischen den Ansprü-chen der Tiere auf Achtung ihres Wohlerge-hens, ihres Lebens und ihrer Würde einer-seits und den verschiedenen Nutzungsinte-ressen des Menschen anderseits zu finden. Dementsprechend legen sie jeweils auch nur den absoluten Minimalstandard fest, der in einem Staat bzw. einer Region im Umgang mit Tieren einzuhalten ist. In aller Regel sind die entsprechenden Bestimmungen daher weit davon entfernt, den Bedürfnissen und Ansprüchen der Tiere tatsächlich in vollem Umfang Rechnung zu tragen.Andreas RüttimannLiteratur: Binder, R./von Fircks, W.-D. Freiherr (2008): Das österreichische Tierschutzrecht, Wien. • Bolliger, G. (2000): Europäisches Tierschutzrecht, Zürich/Bern. • Bolliger, G. et al. (2008): Tier im Recht transparent, Zürich/Basel/Genf. • Bolliger, G. et al. (2011): Schweizer Tierschutzstrafrecht in Theorie und Praxis, Zürich/Basel/Genf. • Bolli-ger, G. et al. (2012): Baujagd unter dem Aspekt des Tierschutz- und Jagdrechts, Zürich. • Cornutt, J. (2001): Animals and the Law, Santa Barbara, CA. • Dietz, C. (1995): Vergleichende, analytische Dar-stellung des Tierschutzrechts und seiner Entwick-lung in Deutschland, der Schweiz und Österreich unter Berücksichtigung des EU-Rechts, München. • Faller, R. (2005): Staatsziel »Tierschutz«, Berlin. • Goetschel, A.F./Bolliger, G. (2003): Das Tier im Recht, Zürich. • Hirt, A. et al. (2007): Tierschutz-gesetz – Kommentar, München. • Lorz, A./Metzger, E. (2008): Tierschutzgesetz – Kommentar, Mün-ti E r t rA n s p o r t379
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chen. • Von Loeper, E. (2002): »Einführung/§ 1«, in: H.-G. Kluge (Hg.), Kommentar zum deutschen Tier-schutzrecht, Stuttgart, S. 30-101.Zum Weiterlesen: Lennk, S. (2012): Die Kodifikation des Tierschutzrechts, Baden-Baden. • Michel, M. et al. (Hg.) (2012): Animal Law – Tier und Recht, Zü-rich. • Wagman, B.A./Liebmann, M. (2011): A World-view of Animal Law, Durham.TiertransportBegriff: Als ›Tiertransport‹ wird allgemein die in irgendeiner Weise durchgeführte Be-förderung eines lebendigen Tieres von einem Ort zum anderen bezeichnet (Bolliger 2000: 206f.). Der Begriff umfasst dabei nicht nur die Fahrt bzw. den Flug an sich, sondern auch die mit dem Transport direkt im Zu-sammenhang stehenden Handlungen wie z.B. das Ein- und Ausladen der Tiere. So de-finiert auch die für EU-Staaten maßgebende Verordnung (EG) Nr. 1/2005 den Tiertrans-port als »jede Bewegung von Tieren in einem oder mehreren Transportmitteln sowie alle damit zusammenhängenden Vorgänge, ein-schließlich des Verladens, Entladens, Umla-dens und Ruhens, bis zum Ende des Entla-dens der Tiere am Bestimmungsort«.Im Fokus des öffentlichen Interesses stehen v.a. die Transporte landwirtschaftlicher Nutztiere, die für diese oftmals mit erheb-lichen Belastungen verbunden sind. Doch auch andere Tiergruppen, wie etwa Sport-, Ausstellungs-, Heim-, Zoo- oder Zir-kustiere, werden über teilweise sehr weite Strecken auf dem Verkehrsweg befördert. Aufgrund ihres hohen Markt- oder ideellen Werts erfolgt der Transport hier in der Re-gel aber unter wesentlich besseren und tier-freundlicheren Bedingungen (Goetschel/Bolliger 2003: 218). Demgegenüber stehen bei der Beförderung von Nutztieren meist Überlegungen zur Kosteneffizienz im Vor-dergrund, was sich negativ auf das Wohl-ergehen der Tiere auswirkt.Transportmittel: Als Beförderungsmittel kommen prinzipiell Straßen- und Schienen-fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge infrage. Wegen der hohen Flexibilität werden beim Transport auf dem Landweg meist Lastwa-vor schmerzhaften Eingriffen, wiederum nur für Wirbeltiere. Tierschutzvorschriften als Minimalstan-dards: Tierschutzgesetzgebungen beruhen stets auf dem Grundgedanken, dass die Nut-zung der Tiere durch den Menschen grund-sätzlich legitim ist. Praktiken, wie etwa die Durchführung von Tierversuchen oder das Schlachten von Tieren mitsamt den dazuge-hörigen Belastungen bei Haltung und Trans-port, werden von den Tierschutzerlassen folg-lich kaum grundsätzlich infrage gestellt, auch wenn sie in fundamentaler Weise den Inter-essen der Tiere zuwiderlaufen.Es gilt daher stets zu bedenken, dass es sich bei Tierschutzvorschriften größtenteils nur um Kompromisslösungen handelt, die darauf abzielen, die Balance zwischen den Ansprü-chen der Tiere auf Achtung ihres Wohlerge-hens, ihres Lebens und ihrer Würde einer-seits und den verschiedenen Nutzungsinte-ressen des Menschen anderseits zu finden. Dementsprechend legen sie jeweils auch nur den absoluten Minimalstandard fest, der in einem Staat bzw. einer Region im Umgang mit Tieren einzuhalten ist. In aller Regel sind die entsprechenden Bestimmungen daher weit davon entfernt, den Bedürfnissen und Ansprüchen der Tiere tatsächlich in vollem Umfang Rechnung zu tragen.Andreas RüttimannLiteratur: Binder, R./von Fircks, W.-D. Freiherr (2008): Das österreichische Tierschutzrecht, Wien. • Bolliger, G. (2000): Europäisches Tierschutzrecht, Zürich/Bern. • Bolliger, G. et al. (2008): Tier im Recht transparent, Zürich/Basel/Genf. • Bolliger, G. et al. (2011): Schweizer Tierschutzstrafrecht in Theorie und Praxis, Zürich/Basel/Genf. • Bolli-ger, G. et al. (2012): Baujagd unter dem Aspekt des Tierschutz- und Jagdrechts, Zürich. • Cornutt, J. (2001): Animals and the Law, Santa Barbara, CA. • Dietz, C. (1995): Vergleichende, analytische Dar-stellung des Tierschutzrechts und seiner Entwick-lung in Deutschland, der Schweiz und Österreich unter Berücksichtigung des EU-Rechts, München. • Faller, R. (2005): Staatsziel »Tierschutz«, Berlin. • Goetschel, A.F./Bolliger, G. (2003): Das Tier im Recht, Zürich. • Hirt, A. et al. (2007): Tierschutz-gesetz – Kommentar, München. • Lorz, A./Metzger, E. (2008): Tierschutzgesetz – Kommentar, Mün-ti E r t rA n s p o r t379
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Chapters in this book

  1. Frontmatter 1
  2. Inhalt 5
  3. Vorwort 9
  4. A
  5. Abolitionismus 13
  6. Anarchismus 17
  7. Animal Enhancement 20
  8. Animal Hoarding 23
  9. Anthropomorphismus 26
  10. Anthropozentrismus 28
  11. Anthrozoologie 32
  12. Antivivisektionismus 35
  13. Arbeit 38
  14. Architektur 41
  15. Artenschutz 45
  16. Artgerechte/artgemäße Tierhaltung 48
  17. Ausbeutung 50
  18. Autonomie 53
  19. B
  20. Bewusstsein 57
  21. Buddhismus 60
  22. C
  23. Christentum 63
  24. Critical Animal Studies 66
  25. D
  26. Darwin/Darwinismus 69
  27. Domestikation 73
  28. Dualismus 77
  29. E
  30. Egalitarismus 80
  31. Ei 83
  32. Eigentum 87
  33. Eigenwert 89
  34. Emotion 92
  35. Ethik-Tool 94
  36. Exotisches Heimtier 97
  37. F
  38. Fähigkeitenansatz 100
  39. Feminismus 102
  40. Film 105
  41. Fisch/Fischfang 107
  42. Fleisch 113
  43. Freiheit 117
  44. G
  45. Geist der Tiere 121
  46. Gene-Pharming 123
  47. Gentechnik 125
  48. Geschlecht 129
  49. Gewalt 131
  50. Gleichheitsprinzip 134
  51. Great Ape Project 136
  52. Güterabwägung 139
  53. H
  54. Heimtier 144
  55. Hinduismus und Yoga 146
  56. Holocaustvergleich 150
  57. Honig 153
  58. Human-Animal Studies 156
  59. I
  60. In-vitro-Fleisch 161
  61. Instrumentalisierung 165
  62. Integrität 167
  63. Intentionalität 170
  64. Interesse 173
  65. Intersektionalität 175
  66. Islam 178
  67. J
  68. Jagd 181
  69. Jainismus 184
  70. Judentum 187
  71. K
  72. Karnismus 191
  73. Klimawandel 193
  74. Klonen 196
  75. Kognitive Ethologie 199
  76. Krieg 201
  77. Kritische Theorie 203
  78. Kunst 206
  79. L
  80. Landwirtschaft 212
  81. Leben 215
  82. Lebenshof 218
  83. Leiden 220
  84. Liberalismus 222
  85. Literatur 225
  86. M
  87. Marxismus 230
  88. Meeressäuger 232
  89. Menschlicher Grenzfall 235
  90. Milch 238
  91. Mischwesen 241
  92. Mitleid 243
  93. Moralfähigkeit 246
  94. Moralischer Konflikt 248
  95. Moralischer Status 251
  96. Musik 253
  97. N
  98. Nachhaltigkeit 255
  99. Nahrungstabu 257
  100. Natur 260
  101. Nutztier 263
  102. O
  103. Öko - Ability 269
  104. Ökosozialismus 272
  105. P
  106. Pädagogik 275
  107. Pelz 279
  108. Persönlichkeit 282
  109. Person 284
  110. Pflicht 287
  111. Phänomenologie 289
  112. Politik der Tierrechte 291
  113. Posthumanismus 294
  114. Q
  115. Queer 299
  116. R
  117. Repression 302
  118. S
  119. Schaden 305
  120. Schädling 307
  121. Schlachtung 310
  122. Schmerz 312
  123. Spezies 315
  124. Speziesismus 318
  125. Sport 323
  126. Sprache 327
  127. Staatsbürgerschaft 329
  128. T
  129. Technik 334
  130. Tierbefreiung 337
  131. Tierethik 340
  132. Tiergestützte Intervention 343
  133. Tierheim 346
  134. Tierkult im pharaonischen Ägypten 349
  135. Tiermedizin 352
  136. Tierphilosophie 355
  137. Tierquälerei 357
  138. Tierrecht 360
  139. Tierrechtsbewegung 364
  140. Tierschutz 369
  141. Tierschutzbewegung 371
  142. Tierschutzrecht 376
  143. Tiertransport 379
  144. Tierversuch 382
  145. Tötung 386
  146. Transhumanismus 390
  147. Tugendethik 393
  148. U
  149. Umweltethik 396
  150. Utilitarismus 399
  151. V
  152. Veganismus 402
  153. Vegetarismus 405
  154. Verdinglichung 408
  155. Verhalten 410
  156. Vertragstheorie 413
  157. Verwundbarkeit 416
  158. W
  159. Wildtier 419
  160. Wohlergehen 422
  161. Würde 424
  162. X
  163. Xenotransplantation 428
  164. Z
  165. Zirkus 431
  166. Ziviler Ungehorsam 436
  167. Zoo 438
  168. Zoomusikologie 441
  169. Zoophilie 443
  170. Zucht 446
  171. Personenregister 451
  172. Sachregister 455
  173. Autorinnen 467
  174. Backmatter 476
Downloaded on 8.10.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783839422328-120/html?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOoqapk6QZ5tksoDHPDA1tAz3ZY-FUyv285s__WF4u5AzwtDQ8e4A
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