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IV. PARASYMPATHOLYTIKA UND SPASMOLYTIKA

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Synthetische Arzneimittel
Ein Kapitel aus dem Buch Synthetische Arzneimittel
IV PARASYMPATHOLYTIKA UND SPASMOLYTIKA Als ParaSympatholytika bezeichnen wir Substanzen mit der Fähigkeit, die physiologischen Wirkungen der ParaSympathomimetika, d. h. von Acetylcholin und Stoffen mit ähnlichen Eigenschaften, aufzuheben oder zu inhibieren. Angesichts der Tatsache, daß eine sehr typische Wirkung des Acetylcholins die spastische (kontra-hierende, spasmogene) Wirkung auf die glatte Muskulatur ist, hängt der Begriff der ParaSympatholytika engstens mit dem Begriff der Spasmolytika zusammen, d. h. derjenigen Stoffe, die Spasmen (Kontraktionen) der glatten Muskulatur aufheben können. Allerdings muß bemerkt werden, daß nicht alle Spasmolytika auch Para-sympatholytika sind. Die von einem heftigen Schmerzgefühl begleiteten Krämpfe der glatten Muskulatur sind Begleiterscheinungen einiger Krankheiten, namentlich solcher des Gastro-intestinaltraktes. Die therapeutische Bedeutung der Spasmolytika beruht auf der Beseitigung dieser äußerst unangenehmen Symptome. Experimentell kann man Spasmen der glatten Muskulatur hervorrufen entweder durch direkte Reizung der Muskel oder durch indirekte Stimulierung über das vegetative Nervensystem. Von diesem Gesichtspunkt aus kann man die Spasmolytika auch in zwei Gruppen ein-teilen: 1. Spasmolytika, die direkt auf den Muskel wirken (Muskulotrope oder Papa-verin-Spasmolytika), und 2. Spasmolytika, die durch Vermittlung des vegetativen Nervensystems wirken (Neurotrope oder Atropin-Spasmolytika). Wie schon aus den Namen hervorgeht, bezeichnen wir beide Gruppen nach den grundlegenden, natür-lichen Vertretern der Spasmolytika, den Alkaloiden Papaverin und Atropin. Die klinische Anwendbarkeit dieser natürlich vorkommenden Spasmolytika wird durch gewisse Nachteile und ungünstige Nebenwirkungen eingeschränkt. So wirkt das Papaverin bei Spasmen, die über das vegetative Nervensystem hervorgerufen werden, nur wenig, während das Atropin wieder gegen Krämpfe rein muskulären Ursprungs unwirksam ist. Weiterhin verursacht das Papaverin eine gleichmäßige Relaxation der gesamten glatten Muskulatur, also auch der Gefäßwände, was ein unerwünschtes Absinken des Blutdrucks zur Folge hat. Demgegenüber hat die Wirkung des Atropins allgemein parasympatholytischen Charakter und einige seiner Wirkungskomponenten sind unerwünscht, insbesondere die Mydriasis, Trockenheit im Mund und die zeitweilige Erhöhung des arteriellen Blutdrucks. Diese Nachteile gaben den Anstoß zu einer umfassenden synthetischen Durch-forschung des Gebietes des Spasmolytika, was zur Auffindung einer Reihe voll-kommenerer Stoffe geführt hat, die einerseits den spasmolytischen Charakter des Papaverins und Atropins in sich vereinigen und zum anderen wenigstens teilweise deren Nebenwirkungen vermissen lassen. Die Abänderung des Papaverinmoleküls nahm bereits 1932 ihren Anfang, als die vollkommeneren Präparate Perparin [1],
© 1961 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

IV PARASYMPATHOLYTIKA UND SPASMOLYTIKA Als ParaSympatholytika bezeichnen wir Substanzen mit der Fähigkeit, die physiologischen Wirkungen der ParaSympathomimetika, d. h. von Acetylcholin und Stoffen mit ähnlichen Eigenschaften, aufzuheben oder zu inhibieren. Angesichts der Tatsache, daß eine sehr typische Wirkung des Acetylcholins die spastische (kontra-hierende, spasmogene) Wirkung auf die glatte Muskulatur ist, hängt der Begriff der ParaSympatholytika engstens mit dem Begriff der Spasmolytika zusammen, d. h. derjenigen Stoffe, die Spasmen (Kontraktionen) der glatten Muskulatur aufheben können. Allerdings muß bemerkt werden, daß nicht alle Spasmolytika auch Para-sympatholytika sind. Die von einem heftigen Schmerzgefühl begleiteten Krämpfe der glatten Muskulatur sind Begleiterscheinungen einiger Krankheiten, namentlich solcher des Gastro-intestinaltraktes. Die therapeutische Bedeutung der Spasmolytika beruht auf der Beseitigung dieser äußerst unangenehmen Symptome. Experimentell kann man Spasmen der glatten Muskulatur hervorrufen entweder durch direkte Reizung der Muskel oder durch indirekte Stimulierung über das vegetative Nervensystem. Von diesem Gesichtspunkt aus kann man die Spasmolytika auch in zwei Gruppen ein-teilen: 1. Spasmolytika, die direkt auf den Muskel wirken (Muskulotrope oder Papa-verin-Spasmolytika), und 2. Spasmolytika, die durch Vermittlung des vegetativen Nervensystems wirken (Neurotrope oder Atropin-Spasmolytika). Wie schon aus den Namen hervorgeht, bezeichnen wir beide Gruppen nach den grundlegenden, natür-lichen Vertretern der Spasmolytika, den Alkaloiden Papaverin und Atropin. Die klinische Anwendbarkeit dieser natürlich vorkommenden Spasmolytika wird durch gewisse Nachteile und ungünstige Nebenwirkungen eingeschränkt. So wirkt das Papaverin bei Spasmen, die über das vegetative Nervensystem hervorgerufen werden, nur wenig, während das Atropin wieder gegen Krämpfe rein muskulären Ursprungs unwirksam ist. Weiterhin verursacht das Papaverin eine gleichmäßige Relaxation der gesamten glatten Muskulatur, also auch der Gefäßwände, was ein unerwünschtes Absinken des Blutdrucks zur Folge hat. Demgegenüber hat die Wirkung des Atropins allgemein parasympatholytischen Charakter und einige seiner Wirkungskomponenten sind unerwünscht, insbesondere die Mydriasis, Trockenheit im Mund und die zeitweilige Erhöhung des arteriellen Blutdrucks. Diese Nachteile gaben den Anstoß zu einer umfassenden synthetischen Durch-forschung des Gebietes des Spasmolytika, was zur Auffindung einer Reihe voll-kommenerer Stoffe geführt hat, die einerseits den spasmolytischen Charakter des Papaverins und Atropins in sich vereinigen und zum anderen wenigstens teilweise deren Nebenwirkungen vermissen lassen. Die Abänderung des Papaverinmoleküls nahm bereits 1932 ihren Anfang, als die vollkommeneren Präparate Perparin [1],
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