Startseite Mathematik 4 Kultivierung
Kapitel
Lizenziert
Nicht lizenziert Erfordert eine Authentifizierung

4 Kultivierung

Veröffentlichen auch Sie bei De Gruyter Brill
28 I Bakteriologie - Allgemeiner Teil Technik erhaltenen Daten auch noch sehr lückenhaft und wegen des hohen Arbeitsaufwandes für die routinemäßige Identifizierung von Krankheitserre-gern nicht geeignet. Die Auswirkungen eines derartigen natürlichen Systems auf die Klassifizie-rung sind noch nicht abzusehen. Kultivierung Nährmedien und Inhaltsstoffe Kultivierung von Bakterien mittels Nährme-dien (= Nährböden): • Flüssige Nährmedien: Bouillon • Feste Nährmedien: Agar (wird als Gelie-rungsmittel verwendet) Agar = saures Polysaccharid aus Meeresal-gen - schmilzt bei 95 °C - erstarrt bei 42-45°C - wird von den meisten Mikroorganismen nicht angegriffen Allgemeine Nährstoffe Bestandteile der Nährmedien für heterotro-phic Bakterien: 4 Kultivierung R. Hammann 4.1 Nährmedien und Inhaltsstoffe Die Kultivierung von Bakterien erfolgt mittels Nährmedien (= Nährböden). Diese enthalten die notwendigen Nährstoffe in meist gelöster Form. Grund-sätzlich muß zwischen flüssigen (= Nährlösung, Bouillon) und festen Nährme-dien unterschieden werden. Feste Nährmedien werden aus flüssigen durch Zusatz eines Geliermittels (meist Agar) hergestellt. Agar (von malaiisch Agar-Agar) ist ein saures Polysaccharid aus Meeresalgen (Tangen), das aus Aga-rose und Agaropektin besteht. Es wurde von Hesse, einem Schüler Robert Kochs, erstmals in die Mikrobiologie eingeführt. Der Schmelzpunkt von Agar liegt bei 95 Grad Celsius; eine Wiederverfestigung tritt bei 42-45 Grad Celsius ein. Agar wird von den meisten Mikroorganismen nicht abgebaut. Zur Herstellung eines festen Gels wird Agar etwa l,2-l,8%ig den übrigen Nährbodenbestandteilen in granulierter Form zugesetzt und durch kurzes Kochen gelöst. 4.1.1 Allgemeine Nährstoffe Ein Nährmedium für heterotrophe Bakterien muß mindestens aufweisen: - eine Stickstoffquelle (z.B. Peptone, Ammonium- oder Nitratstickstoff), - eine Kohlenstoff- und Energiequelle (z. B. Glukose), - Kochsalz oder Phosphate zur Osmoregulation, - einen meist neutralen pH-Wert. Synthetisches Nährmedium besteht aus che-misch definierten Substanzen Kultivierung medizinisch wichtiger Bakte-rien : meist auf Komplexmedien. Besteht das Medium aus chemisch genau definierten Substanzen, so spricht man vom synthetischen Nährmedium. Einige medizinisch wichtige Bakterien können in synthetischen Medien wachsen (s. Kap. „Ernährung und Physiologie", 1.2). Viele andere benötigen organische Nährstoffe, oder die Nährstoffansprüche sind nicht genau bekannt. Oft sollen auch vom Stoffwechsel her verschiedene Bakterienspezies auf ein und demselben Nährmedium kultiviert werden. Daher verwendet man in der medizinischen Mikrobiologie sehr oft komplexe Nährmedien oder solche, die sowohl aus wenig definierten, aber sehr nährstoffreichen organischen Mate-rialien (z. B. Peptone, Hefeextrakt) bestehen und zusätzlich noch mit defi-nierten Substanzen (z. B. Glukose, Salze) versetzt sind. Bestandteile nichtselektiver Komplexmedien 4-1-2- Bestandteile nichtselektiver Komplexmedien Komplexmedien enthalten: • Pepton (Stickstoff- und Schwefelquelle); Peptone sind Abbauprodukte tierischer oder pflanzlicher Proteine. • Kohlenstoff- und Energiequelle: meist Glukose Ein Komplexmedium besteht aus: - einer organischen Stickstoff- und Schwefelquelle, z. B. Pepton, in dem beide Elemente in organisch gebundener Form als Aminosäuren vorliegen. Peptone sind Abbauprodukte von Pflanzen- oder Tiergeweben (Soja, Muskel-gewebe, Casein, Gelatine), die zum überwiegenden Teil aus Proteinen be-stehen. Heute werden diese Proteine meist enzymatisch (z. B. mit Papain, Trypsin oder Pankreatin) abgebaut. Durch die enzymatische Verdauung entstehen dabei Gemische aus einzelnen Aminosäuren und Peptide unterschied-licher Größe. Es versteht sich von selbst, daß die Aminosäurezusammenset-zung der verschiedenen Peptonarten unterschiedlich ist. Da aber den Me-
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

28 I Bakteriologie - Allgemeiner Teil Technik erhaltenen Daten auch noch sehr lückenhaft und wegen des hohen Arbeitsaufwandes für die routinemäßige Identifizierung von Krankheitserre-gern nicht geeignet. Die Auswirkungen eines derartigen natürlichen Systems auf die Klassifizie-rung sind noch nicht abzusehen. Kultivierung Nährmedien und Inhaltsstoffe Kultivierung von Bakterien mittels Nährme-dien (= Nährböden): • Flüssige Nährmedien: Bouillon • Feste Nährmedien: Agar (wird als Gelie-rungsmittel verwendet) Agar = saures Polysaccharid aus Meeresal-gen - schmilzt bei 95 °C - erstarrt bei 42-45°C - wird von den meisten Mikroorganismen nicht angegriffen Allgemeine Nährstoffe Bestandteile der Nährmedien für heterotro-phic Bakterien: 4 Kultivierung R. Hammann 4.1 Nährmedien und Inhaltsstoffe Die Kultivierung von Bakterien erfolgt mittels Nährmedien (= Nährböden). Diese enthalten die notwendigen Nährstoffe in meist gelöster Form. Grund-sätzlich muß zwischen flüssigen (= Nährlösung, Bouillon) und festen Nährme-dien unterschieden werden. Feste Nährmedien werden aus flüssigen durch Zusatz eines Geliermittels (meist Agar) hergestellt. Agar (von malaiisch Agar-Agar) ist ein saures Polysaccharid aus Meeresalgen (Tangen), das aus Aga-rose und Agaropektin besteht. Es wurde von Hesse, einem Schüler Robert Kochs, erstmals in die Mikrobiologie eingeführt. Der Schmelzpunkt von Agar liegt bei 95 Grad Celsius; eine Wiederverfestigung tritt bei 42-45 Grad Celsius ein. Agar wird von den meisten Mikroorganismen nicht abgebaut. Zur Herstellung eines festen Gels wird Agar etwa l,2-l,8%ig den übrigen Nährbodenbestandteilen in granulierter Form zugesetzt und durch kurzes Kochen gelöst. 4.1.1 Allgemeine Nährstoffe Ein Nährmedium für heterotrophe Bakterien muß mindestens aufweisen: - eine Stickstoffquelle (z.B. Peptone, Ammonium- oder Nitratstickstoff), - eine Kohlenstoff- und Energiequelle (z. B. Glukose), - Kochsalz oder Phosphate zur Osmoregulation, - einen meist neutralen pH-Wert. Synthetisches Nährmedium besteht aus che-misch definierten Substanzen Kultivierung medizinisch wichtiger Bakte-rien : meist auf Komplexmedien. Besteht das Medium aus chemisch genau definierten Substanzen, so spricht man vom synthetischen Nährmedium. Einige medizinisch wichtige Bakterien können in synthetischen Medien wachsen (s. Kap. „Ernährung und Physiologie", 1.2). Viele andere benötigen organische Nährstoffe, oder die Nährstoffansprüche sind nicht genau bekannt. Oft sollen auch vom Stoffwechsel her verschiedene Bakterienspezies auf ein und demselben Nährmedium kultiviert werden. Daher verwendet man in der medizinischen Mikrobiologie sehr oft komplexe Nährmedien oder solche, die sowohl aus wenig definierten, aber sehr nährstoffreichen organischen Mate-rialien (z. B. Peptone, Hefeextrakt) bestehen und zusätzlich noch mit defi-nierten Substanzen (z. B. Glukose, Salze) versetzt sind. Bestandteile nichtselektiver Komplexmedien 4-1-2- Bestandteile nichtselektiver Komplexmedien Komplexmedien enthalten: • Pepton (Stickstoff- und Schwefelquelle); Peptone sind Abbauprodukte tierischer oder pflanzlicher Proteine. • Kohlenstoff- und Energiequelle: meist Glukose Ein Komplexmedium besteht aus: - einer organischen Stickstoff- und Schwefelquelle, z. B. Pepton, in dem beide Elemente in organisch gebundener Form als Aminosäuren vorliegen. Peptone sind Abbauprodukte von Pflanzen- oder Tiergeweben (Soja, Muskel-gewebe, Casein, Gelatine), die zum überwiegenden Teil aus Proteinen be-stehen. Heute werden diese Proteine meist enzymatisch (z. B. mit Papain, Trypsin oder Pankreatin) abgebaut. Durch die enzymatische Verdauung entstehen dabei Gemische aus einzelnen Aminosäuren und Peptide unterschied-licher Größe. Es versteht sich von selbst, daß die Aminosäurezusammenset-zung der verschiedenen Peptonarten unterschiedlich ist. Da aber den Me-
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Kapitel in diesem Buch

  1. Frontmatter I
  2. Vorwort V
  3. Anschriftenverzeichnis der Autoren VII
  4. Inhaltsverzeichnis IX
  5. I Bakteriologie - Allgemeiner Teil -
  6. 1 Morphologie 1
  7. 2 Ernährung und Physiologie 14
  8. 3 Taxonomie 20
  9. 4 Kultivierung 28
  10. 5 Metabolismus 35
  11. 6 Genetik 48
  12. 7 Normale Flora 66
  13. 8 Pathogenese und Infektabwehr 76
  14. 9 Epidemiologie der Infektionskrankheiten 85
  15. 10 Direkte Krankheitsdiagnose durch Bakteriennachweis 89
  16. 11. Indirekte Krankheitsdiagnose durch Antikörpernachweis - Serologische Techniken 100
  17. 12. Grundzüge der antibakteriellen Chemotherapie 110
  18. 13. Sterilisation und Desinfektion 121
  19. II Bakteriologie - Spezieller Teil -
  20. 1 Staphylococcus - Micrococcus - Stomatococcus 125
  21. 2 Streptococcus - Enterococcus 130
  22. 3 Neisseria - Moraxella - Branhamella - Kingella - Acinetobacter 138
  23. 4 Bacillus 146
  24. 5 Listeria 150
  25. 6 Streptobacillus - Cardiobacterium Calymmatobacterium 152
  26. 7 Clostridium 154
  27. 8 Peptococcus - Peptostreptococcus - Veillonella 166
  28. 9 Bacteroides - Porphyromonas - Fusobacterium - Leptotrichia - Mobiluncus Selenomonas - Wolinella - Eikenella - Capnocytophaga 167
  29. 10 Salmonella 178
  30. 11 Shigella 186
  31. 12 Campylobacter - Helicobacter 189
  32. 13 Legionella 192
  33. 14 Vibrio - Aeromonas - Plesiomonas 194
  34. 15 Escherichia 202
  35. 16 Citrobacter, Klebsiella und sonstige Enterobacteriaceae 209
  36. 17 Pseudomonas 216
  37. 18 Brucella 218
  38. 19 Yersinia 223
  39. 20 Francisella - Pasteurella - Flavobacterium 227
  40. 21 Haemophilus 228
  41. 22 Bordetella 231
  42. 23 Erysipelothrix - Propionibacterium - Gardnerella 232
  43. 24 Corynebacterium - Arcanobacterium - Rhodococcus 234
  44. 25 Mycobacterium 240
  45. 26 Nocardia 248
  46. 27 Actinomyces - Arachnia - Streptomyces 249
  47. 28 Treponema 252
  48. 29. Leptospira 258
  49. 30 Borrelia 260
  50. 31. Mycoplasma - Ureaplasma 264
  51. 32 Chlamydia 269
  52. 33 Rickettsia - Rochalimaea - Coxiella 275
  53. III Mykologie
  54. 1 Allgemeiner Teil 285
  55. 2 Spezieller Teil 299
  56. IV Virologie
  57. 1. Allgemeiner Teil 313
  58. 2 Spezieller Teil 355
  59. V Medizinische Parasitologie
  60. 1 Einführung 422
  61. 2 Einführung in die allgemeine Protozoologie 425
  62. 3 Spezielle Protozoologie 426
  63. 4 Allgemeine und spezielle Helminthologie 455
  64. 5 Arthropoden 481
  65. VI Immunologie
  66. 1 Grundbegriffe der Immunologie 484
  67. 2 Schutzimpfungen 512
  68. Sachverzeichnis 521
Heruntergeladen am 24.9.2025 von https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783112327326-006/html?lang=de&srsltid=AfmBOop-c5hQ22B2qYXZqCiw6kDwpq4Vl-WjHdmRhYLzoqgsA8YNgdMn
Button zum nach oben scrollen