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Die Medizinmann-Trommel der Tacana Zeichnungen von Albert Hahn

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Amerikanistische Miszellen
Ein Kapitel aus dem Buch Amerikanistische Miszellen
KARIN HISSINK Die Medizinmann-Trommel der Tacana Zeichnungen von Albert Hahn Ergebnisse der 24. Frobenius-Expedition, die 1952—1954 mit Unterstützung des Deutschen Bundesministeriums des Innern, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research, New York, in Bolivien durchgeführt wurde Die am Fuß der Ost-Kordillere zwischen dem oberen Rio Beni und Rio Madidi im Raum von San Buenaventura, Ixiamas, Tumupasa und San José de Ucbupiamonas ansässigen Tacana-In-dianer besitzen kleine Trommeln, von denen die Expedition ein neues Exemplar in Ixiamas und ein gebrauchtes im Gebiet von San Buenaventura erwerben konnte. Bei dem Instrument aus Ixiamas (Orig. Nr. 740, Abb. 1) handelt es sich um eine zweiteilige Röh-rentrommel. Sie besteht aus einem Hohlzylinder, der aus dem Holz des Balsa-Baumes gefertigt und 11,5 cm hoch ist bei einem Durchmesser von 7,5—8 cm. Das obere und untere Trommelfell ist jeweils eine enthaarte, ungegerbte und durch-sdinittlidi etwa 3 cm, im äußersten Fall 4,5 cm über den Holzzylinder gespannte Tierhaut. Die beiden an ihrem Rand mit Löchern versehenen Häute sind mit einer durch diese laufenden Baum-wollschnur in einfacher Zickzackführung verbun-den und mit ihr gespannt. Die obere Haut ist außerdem mit einem viermal und in einem Ab-stand von 2 cm vom Rand um den Holzzylinder gelegten Baumwollfaden festgehalten. Unter ihm ist an der oberen Haut zweimal mit einem Zwi-schenraum von 6 cm eine weitere Baumwoll-sdinur als Schlinge angebracht mit einer Gesamt-länge von 30 cm. Unter der linken Befestigung dieser Schlinge ist ebenfalls an einer Baumwoll-schnur, die 24 cm mißt, ein Trommelschlägel aus Cedro-Holz (Cedrela odorata?) befestigt. Seine Länge beträgt 18 cm, sein Durchmesser im mitt-leren Teil ca. 6 mm. Der Griff ist ruderblattförmig, während der mittlere Rundstab in einem ver-dickten Ende von 1,8 cm Länge ausläuft. In der Mitte des Trommelzylinders ist an einer Stelle ein fast quadratisches Lodi eingeschnitten. Was die Verwendung der Trommel anbetrifft, so wurde sie von den Gewährsmännern als spe-zielles Kultinstrument des Schamanen und an-derer Klassen von Medizinmännern bestimmt. Das zweite, aus der Umgebung von San Buenaventura stammende und ebenfalls eine kleine Röhrentrommel darstellende Instrument zeigt zivilisatorische Einflüsse (Orig. Nr. 1053, Abb. 2). Als hohler Trommelzylinder ist eine kleine leere, 8,7 cm hohe Konservenbüchse ver-wandt. Ihr Durchmesser beträgt 12 cm. In der Konstruktion unterscheidet sie sich durch die folgenden Merkmale von der beschriebenen Trommel aus Ixiamas: Die beiden Trommelfelle bestehen aus einer etwas stärkeren, enthaarten und ungegerbten Tierhaut. Sie sind mit Bast, Baumwollfaden und Zwirn jeweils an einem dem Trommelzylinder angepaßten Lianenreifen fort-laufend befestigt. Die Spannung der beiden Trommelfelle wird durch jeweils einen weiteren, 1.4 cm breiten, flachen Reifen aus gespaltener Liane erreicht. Der Lianenreifen ist in unregel-mäßigen Abständen von durchschnittlich etwa 5.5 cm durchlocht. Die Enden der Lianenstreifen sind, um den Reifen zu formen, überplattet und mit dünnem Bindfaden vielfach umwickelt. Der obere und der untere Reifen sind durch eine Y-Schnürung miteinander verbunden, d. h. die ver-bleibende Schnur der Zickzackführung ist nochmals unter dem oberen Spannreifen um den Trommel-zylinder geführt, und zwar so, daß sie immer zwei benachbarte Schnurführungen einmal ringförmig umschlingt. Am Ende bildet sie — doppelt ge-sichert — eine 25 cm lange Tragschlinge. Der Ab-stand zwischen Anfang- und Endknoten der Schlinge beträgt 7 cm. Im Trommelzylinder befin-det sich ein etwa 6 mm breites Loch. Die beiden Trommelfelle sind mit Tinte in rot und violett pri-mitiv bemalt, und zwar das obere mit Halbmond und sechs Kreisen (violett, Abb. 3a), das untere mit einer aus Kreis und Gesicht und Strahlen bestehen-den Sonne (rot und violett, Abb. 3b). Der bei einem Durchmesser von etwa 6 mm, 16 cm lange Trommel-schlägel besteht aus dem Holz der Chonta-Palme (Guilielma insignis). Er ist am Griff leicht ab-geflacht, durchbohrt und mit einer 9,5 cm langen Schlaufe aus Angelschnur versehen. Das Ende des Schlägels ist mit Tuch- und Gazestücken über-zogen und dadurch verdickt, 3,5 cm lang, 2,2 cm im Durchmesser, und mit Baumwollfaden an ihn gebunden. Die Trommel wurde ohne weitere Daten als Kinderspielzeug bezeichnet. Von anderen gebrauchten Trommeln dieser Art, auch von den früheren, wird berichtet, daß ihr Hohlzylinder aus Cedro-Holz, die beidersei-tige Bespannung aus der enthaarten, ungegerbten Haut des Eichhörnchens, Agutis, der Tayra und einer kleinen Gürteltier-Art (Dasypus novem-cinctus) und die zum Spannen der Häute, zum 12 Amerik. Misz.
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

KARIN HISSINK Die Medizinmann-Trommel der Tacana Zeichnungen von Albert Hahn Ergebnisse der 24. Frobenius-Expedition, die 1952—1954 mit Unterstützung des Deutschen Bundesministeriums des Innern, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Wenner-Gren Foundation for Anthropological Research, New York, in Bolivien durchgeführt wurde Die am Fuß der Ost-Kordillere zwischen dem oberen Rio Beni und Rio Madidi im Raum von San Buenaventura, Ixiamas, Tumupasa und San José de Ucbupiamonas ansässigen Tacana-In-dianer besitzen kleine Trommeln, von denen die Expedition ein neues Exemplar in Ixiamas und ein gebrauchtes im Gebiet von San Buenaventura erwerben konnte. Bei dem Instrument aus Ixiamas (Orig. Nr. 740, Abb. 1) handelt es sich um eine zweiteilige Röh-rentrommel. Sie besteht aus einem Hohlzylinder, der aus dem Holz des Balsa-Baumes gefertigt und 11,5 cm hoch ist bei einem Durchmesser von 7,5—8 cm. Das obere und untere Trommelfell ist jeweils eine enthaarte, ungegerbte und durch-sdinittlidi etwa 3 cm, im äußersten Fall 4,5 cm über den Holzzylinder gespannte Tierhaut. Die beiden an ihrem Rand mit Löchern versehenen Häute sind mit einer durch diese laufenden Baum-wollschnur in einfacher Zickzackführung verbun-den und mit ihr gespannt. Die obere Haut ist außerdem mit einem viermal und in einem Ab-stand von 2 cm vom Rand um den Holzzylinder gelegten Baumwollfaden festgehalten. Unter ihm ist an der oberen Haut zweimal mit einem Zwi-schenraum von 6 cm eine weitere Baumwoll-sdinur als Schlinge angebracht mit einer Gesamt-länge von 30 cm. Unter der linken Befestigung dieser Schlinge ist ebenfalls an einer Baumwoll-schnur, die 24 cm mißt, ein Trommelschlägel aus Cedro-Holz (Cedrela odorata?) befestigt. Seine Länge beträgt 18 cm, sein Durchmesser im mitt-leren Teil ca. 6 mm. Der Griff ist ruderblattförmig, während der mittlere Rundstab in einem ver-dickten Ende von 1,8 cm Länge ausläuft. In der Mitte des Trommelzylinders ist an einer Stelle ein fast quadratisches Lodi eingeschnitten. Was die Verwendung der Trommel anbetrifft, so wurde sie von den Gewährsmännern als spe-zielles Kultinstrument des Schamanen und an-derer Klassen von Medizinmännern bestimmt. Das zweite, aus der Umgebung von San Buenaventura stammende und ebenfalls eine kleine Röhrentrommel darstellende Instrument zeigt zivilisatorische Einflüsse (Orig. Nr. 1053, Abb. 2). Als hohler Trommelzylinder ist eine kleine leere, 8,7 cm hohe Konservenbüchse ver-wandt. Ihr Durchmesser beträgt 12 cm. In der Konstruktion unterscheidet sie sich durch die folgenden Merkmale von der beschriebenen Trommel aus Ixiamas: Die beiden Trommelfelle bestehen aus einer etwas stärkeren, enthaarten und ungegerbten Tierhaut. Sie sind mit Bast, Baumwollfaden und Zwirn jeweils an einem dem Trommelzylinder angepaßten Lianenreifen fort-laufend befestigt. Die Spannung der beiden Trommelfelle wird durch jeweils einen weiteren, 1.4 cm breiten, flachen Reifen aus gespaltener Liane erreicht. Der Lianenreifen ist in unregel-mäßigen Abständen von durchschnittlich etwa 5.5 cm durchlocht. Die Enden der Lianenstreifen sind, um den Reifen zu formen, überplattet und mit dünnem Bindfaden vielfach umwickelt. Der obere und der untere Reifen sind durch eine Y-Schnürung miteinander verbunden, d. h. die ver-bleibende Schnur der Zickzackführung ist nochmals unter dem oberen Spannreifen um den Trommel-zylinder geführt, und zwar so, daß sie immer zwei benachbarte Schnurführungen einmal ringförmig umschlingt. Am Ende bildet sie — doppelt ge-sichert — eine 25 cm lange Tragschlinge. Der Ab-stand zwischen Anfang- und Endknoten der Schlinge beträgt 7 cm. Im Trommelzylinder befin-det sich ein etwa 6 mm breites Loch. Die beiden Trommelfelle sind mit Tinte in rot und violett pri-mitiv bemalt, und zwar das obere mit Halbmond und sechs Kreisen (violett, Abb. 3a), das untere mit einer aus Kreis und Gesicht und Strahlen bestehen-den Sonne (rot und violett, Abb. 3b). Der bei einem Durchmesser von etwa 6 mm, 16 cm lange Trommel-schlägel besteht aus dem Holz der Chonta-Palme (Guilielma insignis). Er ist am Griff leicht ab-geflacht, durchbohrt und mit einer 9,5 cm langen Schlaufe aus Angelschnur versehen. Das Ende des Schlägels ist mit Tuch- und Gazestücken über-zogen und dadurch verdickt, 3,5 cm lang, 2,2 cm im Durchmesser, und mit Baumwollfaden an ihn gebunden. Die Trommel wurde ohne weitere Daten als Kinderspielzeug bezeichnet. Von anderen gebrauchten Trommeln dieser Art, auch von den früheren, wird berichtet, daß ihr Hohlzylinder aus Cedro-Holz, die beidersei-tige Bespannung aus der enthaarten, ungegerbten Haut des Eichhörnchens, Agutis, der Tayra und einer kleinen Gürteltier-Art (Dasypus novem-cinctus) und die zum Spannen der Häute, zum 12 Amerik. Misz.
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Kapitel in diesem Buch

  1. Frontmatter I
  2. Yzcatqui in innenonotzaliztlatol in ixquichtin teteo yn ye vecauh omochiuh in ompa in Teotihuacan 3
  3. VORWORT 7
  4. I. VARIA
  5. Gedanken über den ethnologischen Wert der Indianerforschung 9
  6. Notas de historia económica. Los gallos de dos mundos 14
  7. Eine Parallele zwischen Alt-Peru und Alt-Mexiko 21
  8. II. MEXIKO UND MITTELAMERIKA
  9. Historical Notes Relating to the Pre-columbian Amber Trade from Chiapas 24
  10. Spanish Contact at Chipai 28
  11. Cultura Maya 36
  12. El Dios 1. Muerte 40
  13. Archäologisch-geographische Probleme der Insel Jaina, Campeche, Mexiko 44
  14. Einige Musikinstrumente aus dem Staat Colima, Mexiko 48
  15. Zentral-Amerika: Begriff, Grenzen und Probleme 53
  16. Der „Herr der Tiere" im Glauben der Indianer Mesoamerikas 60
  17. A Unique Ancient Maya Sweathouse, Guatemala 70
  18. Las dos rutas de los colhua entre Tula y Culhuacán 75
  19. Un Teponaztli à deux têtes 82
  20. A Re-appraisal of Isthmian Archaeology 87
  21. The Tepehuan of Northern Mexico 92
  22. Die Hieroglyphen des Codex Mendoza Der Bau einer mittelamerikanischen Wortschrift 97
  23. Algunas ideas sobre el origen de las razas indígenas de Guatemala 114
  24. The Eastern Frontier of Mesoamerica 118
  25. The Role of Caves in Maya Culture 122
  26. Rechtsgebräuche der Cueva in Panama 130
  27. Eine keramische Dorfgruppe aus dem alten Nayarit im westlichen Mexiko 138
  28. Wildgeister und Jagdritual in Zentralamerika 144
  29. III. SUD- UND NORDAMERIKA
  30. Beiträge in deutscher Sprache zur Indianerforschung in Brasilien (1954-1958) 151
  31. Neuere Arbeiten zur Ethnographie und Archäologie Chiles 156
  32. Xelekuhahe Das Stockduell der Surara- und Pakidäi-Indianer Ein Beitrag zum Problem der „Nilotenstellung" und der Tonsur in Südamerika 162
  33. Das Häuptlingswesen bei den Karaja' 168
  34. Die Medizinmann-Trommel der Tacana Zeichnungen von Albert Hahn 177
  35. Zur Aufbewahrung der Tierknochen im nördlichen Nordamerika 182
  36. LITERATURVERZEICHNIS 189
  37. Dieses ist ein Bericht über eine Beratung aller Götter, die vor langer Zeit dort in Teotihuacan stattgefunden hat 203
  38. INHALT 205
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