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Liebeskummer – eine Ovidinterpretation (Met. 9, 450-665)

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Die Welt der Römer
Ein Kapitel aus dem Buch Die Welt der Römer
Liebeskummer - eine Ovidinterpretation (Met. 9, 450-665) Ziel der folgenden Darlegungen ist es, durch die Gegenüberstellung zweier inhaltlich verwandter Texte aus der Aeneis und den Metamorphosen die dichteri-sche Individualität Ovids im Kontrast zu Vergil deutlich werden und gerade die Metamorphosen1 in ihrem Reichtum erkennbar werden zu lassen. Welche Absicht - so wird häufig gefragt - verfolgt der Dichter, der einen so vielfältigen Kranz verschiedenartiger Geschichten ineinanderflicht: Verwandlun-gen, aber auch Erzählungen, in denen die Metamorphose Beiwerk bleibt? Immer wieder läßt Ovid seiner Erzählfreudc freien Lauf, wenn er die Natur, Wettkämpfe, Jagden, Schlachten, besonders gestaltete Gegenstände und vieles andere schildert; und zugleich zeigt er bei allem ein unübersehbares Interesse am Menschen, an den Vorgängen des menschlichen Lebens. Selbst die Natur wird in den Katego-rien menschlichen Lebens eingefangen, indem er sie mythisiert. Was will der Dichter erreichen, worauf legt er das Gewicht, was liegt ihm am Herzen? Sicher geht es ihm nicht nur darum, Verwandlungsgeschichten vor-zuführen, obwohl er Freude daran hat, seinem Publikum durch die Kunst seiner Sprache die mannigfachsten Szenen, Vorgänge und Seelenzustände vor Augen zu rücken. Es geht ihm auch nicht darum zu moralisieren, wenngleich er auch von bestrafter Hybris spricht - daneben aber auch von göttlicher Frivolität. Was ist nun das Ziel Ovids in dieser komplexen Dichtung? Oft, wenn auch nicht überall und durchgehend, schildert er Menschen in besonderen Situationen, in kritischen, bedrängten, beängstigenden, verzweifelten Lagen - oder in solchen ungewöhnlichen Glückes, in denen es sich in anderer Weise zu bewähren gilt. Vielfach sind es seelische Spannungen und Konflikte, etwa wenn sich ein ein-Texl: P. Ovidius Naso, Metamorphoses, Ed. W. S. Anderson, Leipzig 1977; zur Er-läuterung: M. Haupt et al., P. Ovidius Naso, Metamorphosen I/Il, Erkl. ν. M. H. et al., Zürich 1966510 (mit Bibliographie I 457-484); F. Börner, P. Ovidius Naso Metamorphosen I-XV, Komm. ν. F. Β. Heidelberg 1969-1986 (bes. vol. IV, 1977, 411-468); W. S. Anderson, Ovid's Metamorphoses Books 6-10, Ed., with Introduction and Commentary, by W. S. Λ., Norman 1972; die wichtigste Literatur der letzten Jahre nennt E. Burck in: Ders. (Hrsg.), Das römische Epos, Darmstadt 1979, 406-408; her-vorzuheben ist vor allem II. Tränkle, Hermes 91, 1963, 459-476; daneben sind beson-ders förderlich die allgemeinen Darstellungen und Untersuchungen von H. Diller in: M. v. Albrecht, E. Zinn (Hrsgg.), Ovid, Darmstadt 1968, 322-339 (zuerst 1934); W. Kraus ebda. 67-166 (zuerst 1942); II. Frankel, Ovid, A Poet between Two Worlds, Berkeley 19562 (deutsche Übersetzung: Darmstadl 1970); L. P. Wilkinson, Ovid Recalled, Cambridge 1955; B. Otis, Ovid as an Epic Poet, Cambridge 19702; G. K. Galinsky, Ovid's Metamorphoses, Oxford 1975; Μ. ν. Albrecht in: Burck 120-153; E. J. Kenney in: J. W. Binns (Hrsg.), Ovid, London 1973, 116-153, bes. 131-145.

Liebeskummer - eine Ovidinterpretation (Met. 9, 450-665) Ziel der folgenden Darlegungen ist es, durch die Gegenüberstellung zweier inhaltlich verwandter Texte aus der Aeneis und den Metamorphosen die dichteri-sche Individualität Ovids im Kontrast zu Vergil deutlich werden und gerade die Metamorphosen1 in ihrem Reichtum erkennbar werden zu lassen. Welche Absicht - so wird häufig gefragt - verfolgt der Dichter, der einen so vielfältigen Kranz verschiedenartiger Geschichten ineinanderflicht: Verwandlun-gen, aber auch Erzählungen, in denen die Metamorphose Beiwerk bleibt? Immer wieder läßt Ovid seiner Erzählfreudc freien Lauf, wenn er die Natur, Wettkämpfe, Jagden, Schlachten, besonders gestaltete Gegenstände und vieles andere schildert; und zugleich zeigt er bei allem ein unübersehbares Interesse am Menschen, an den Vorgängen des menschlichen Lebens. Selbst die Natur wird in den Katego-rien menschlichen Lebens eingefangen, indem er sie mythisiert. Was will der Dichter erreichen, worauf legt er das Gewicht, was liegt ihm am Herzen? Sicher geht es ihm nicht nur darum, Verwandlungsgeschichten vor-zuführen, obwohl er Freude daran hat, seinem Publikum durch die Kunst seiner Sprache die mannigfachsten Szenen, Vorgänge und Seelenzustände vor Augen zu rücken. Es geht ihm auch nicht darum zu moralisieren, wenngleich er auch von bestrafter Hybris spricht - daneben aber auch von göttlicher Frivolität. Was ist nun das Ziel Ovids in dieser komplexen Dichtung? Oft, wenn auch nicht überall und durchgehend, schildert er Menschen in besonderen Situationen, in kritischen, bedrängten, beängstigenden, verzweifelten Lagen - oder in solchen ungewöhnlichen Glückes, in denen es sich in anderer Weise zu bewähren gilt. Vielfach sind es seelische Spannungen und Konflikte, etwa wenn sich ein ein-Texl: P. Ovidius Naso, Metamorphoses, Ed. W. S. Anderson, Leipzig 1977; zur Er-läuterung: M. Haupt et al., P. Ovidius Naso, Metamorphosen I/Il, Erkl. ν. M. H. et al., Zürich 1966510 (mit Bibliographie I 457-484); F. Börner, P. Ovidius Naso Metamorphosen I-XV, Komm. ν. F. Β. Heidelberg 1969-1986 (bes. vol. IV, 1977, 411-468); W. S. Anderson, Ovid's Metamorphoses Books 6-10, Ed., with Introduction and Commentary, by W. S. Λ., Norman 1972; die wichtigste Literatur der letzten Jahre nennt E. Burck in: Ders. (Hrsg.), Das römische Epos, Darmstadt 1979, 406-408; her-vorzuheben ist vor allem II. Tränkle, Hermes 91, 1963, 459-476; daneben sind beson-ders förderlich die allgemeinen Darstellungen und Untersuchungen von H. Diller in: M. v. Albrecht, E. Zinn (Hrsgg.), Ovid, Darmstadt 1968, 322-339 (zuerst 1934); W. Kraus ebda. 67-166 (zuerst 1942); II. Frankel, Ovid, A Poet between Two Worlds, Berkeley 19562 (deutsche Übersetzung: Darmstadl 1970); L. P. Wilkinson, Ovid Recalled, Cambridge 1955; B. Otis, Ovid as an Epic Poet, Cambridge 19702; G. K. Galinsky, Ovid's Metamorphoses, Oxford 1975; Μ. ν. Albrecht in: Burck 120-153; E. J. Kenney in: J. W. Binns (Hrsg.), Ovid, London 1973, 116-153, bes. 131-145.
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