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5. Lernen nach dem Konzept von bedingendem Signal und bedingter Reaktion

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Psychologie des Lernens
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5. Lernen nach dem Konzept von bedingendem Signal und bedingter Reaktion PAVLOV und seine Nachfolger wollten eine neurophysiologische Theorie an die Stelle der gesamten Psychologie setzen. Dieses For-schungsprogramm wurde von PAWLOV als eine Hypothese inter-pretiert und nicht als ein starres, weltanschaulich motiviertes Vor-haben. Die außerordentlich fruchtbare experimentelle Arbeit, die durch diese Konzeption ausgelöst wurde, erwies sich im Laufe der Zeit auch als höchst wichtig für die methodischen und theoretischen Probleme der Lernforschung. Die Reflexologie liefert ein elementares physiologisches Modell des Lernens. Zentraler Begriff dieses Modells ist der Reflex"'). Dabei wird jede Antwort eines Organismus auf einen Reiz „Reflex" genannt, wenn diese Antwort durch das Nervensystem vermittelt wird. PAVLOV definiert wörtlich: „Mit dem Reflexbegriff wird die gesetzmäßige Verbindung irgendeines Agens der Außen- und Innenwelt vermittels der rezeptorischen Nervenapparate, der Nerven-fasern, der Nervenzellen und der Nervenendigungen mit dieser oder jener Tätigkeit des Organismus bezeichnet." Folgt man dieser so weit gefaßten Definition, dann bestimmt man eine sehr große Anzahl von „Reflexen", die jeweils eine mehr oder weniger wichtige Aufgabe im Vollzug der inneren oder äußeren Anpassung des Organismus erfüllen. Ihre Komplexität und ihr Inte-grationsgrad sind erwartungsgemäß außerordentlich unterschiedlich. Biologische Funktionen von Reflexvorgängen liegen zunächst im Bereich der Stoffwechselprozesse. Bei den meisten Arten ist bereits in sehr frühen Embryonalstufen durch unbedingt ablaufende Reflexe eine weitgehende Sicherung etwa des Wasser-, Salz-, Mineral-, Zuckerhaushaltes sichergestellt. IVAN PETROVITSCH PAVLOV hat nachweisen können, daß neben den angeborenen Schlüsselreizen und Auslöseschemata unter besonderen Bedingungen auch zunächst biologisch völlig indifferente Reize zu Auslösern oder wie es PAVLOV nennt zu Signalen werden können. Reaktionen des Organismus auf Signale (von zunächst indif-ferenten Reizen) nennt PAVLOV bedingte Reflexe. Damit diese zu-*) SETSCHENOTT,I.M.: Die Reflexe des Gehirns, S. 137 (1863): „Der Nervenapparat verändert sidi nadi einem jeden auf ihn einwirkenden neuen Einfluß immer mehr, und dieser Einfluß wird von ihm mehr oder weniger lange festgehalten, von einem beliebigen vorausgegangenen Einfluß bis zu einem beliebig nachfolgenden."

5. Lernen nach dem Konzept von bedingendem Signal und bedingter Reaktion PAVLOV und seine Nachfolger wollten eine neurophysiologische Theorie an die Stelle der gesamten Psychologie setzen. Dieses For-schungsprogramm wurde von PAWLOV als eine Hypothese inter-pretiert und nicht als ein starres, weltanschaulich motiviertes Vor-haben. Die außerordentlich fruchtbare experimentelle Arbeit, die durch diese Konzeption ausgelöst wurde, erwies sich im Laufe der Zeit auch als höchst wichtig für die methodischen und theoretischen Probleme der Lernforschung. Die Reflexologie liefert ein elementares physiologisches Modell des Lernens. Zentraler Begriff dieses Modells ist der Reflex"'). Dabei wird jede Antwort eines Organismus auf einen Reiz „Reflex" genannt, wenn diese Antwort durch das Nervensystem vermittelt wird. PAVLOV definiert wörtlich: „Mit dem Reflexbegriff wird die gesetzmäßige Verbindung irgendeines Agens der Außen- und Innenwelt vermittels der rezeptorischen Nervenapparate, der Nerven-fasern, der Nervenzellen und der Nervenendigungen mit dieser oder jener Tätigkeit des Organismus bezeichnet." Folgt man dieser so weit gefaßten Definition, dann bestimmt man eine sehr große Anzahl von „Reflexen", die jeweils eine mehr oder weniger wichtige Aufgabe im Vollzug der inneren oder äußeren Anpassung des Organismus erfüllen. Ihre Komplexität und ihr Inte-grationsgrad sind erwartungsgemäß außerordentlich unterschiedlich. Biologische Funktionen von Reflexvorgängen liegen zunächst im Bereich der Stoffwechselprozesse. Bei den meisten Arten ist bereits in sehr frühen Embryonalstufen durch unbedingt ablaufende Reflexe eine weitgehende Sicherung etwa des Wasser-, Salz-, Mineral-, Zuckerhaushaltes sichergestellt. IVAN PETROVITSCH PAVLOV hat nachweisen können, daß neben den angeborenen Schlüsselreizen und Auslöseschemata unter besonderen Bedingungen auch zunächst biologisch völlig indifferente Reize zu Auslösern oder wie es PAVLOV nennt zu Signalen werden können. Reaktionen des Organismus auf Signale (von zunächst indif-ferenten Reizen) nennt PAVLOV bedingte Reflexe. Damit diese zu-*) SETSCHENOTT,I.M.: Die Reflexe des Gehirns, S. 137 (1863): „Der Nervenapparat verändert sidi nadi einem jeden auf ihn einwirkenden neuen Einfluß immer mehr, und dieser Einfluß wird von ihm mehr oder weniger lange festgehalten, von einem beliebigen vorausgegangenen Einfluß bis zu einem beliebig nachfolgenden."
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