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Reflexionen an Bord

Die Schiffsreise als Ort und Zeit im Dazwischen
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54Joachim SchlörJoachim SchlörReflexionen an BordDie Schiffsreise als Ort und Zeit im DazwischenDie folgenden Überlegungen zur Schiffsreise – und die Quellen, auf denen sie beruhen – sind aus einem Zusammentreffen mehrerer Forschungsbereiche ent-standen: Dabei handelt es sich einerseits um Forschungen über die Emigration deutscher Juden unter der nationalsozialistischen Herrschaft, vor allem – aber nicht nur – nach Palästina,1 andererseits um die in Southampton über die letz-ten Jahre entwickelten Projekte zu ›Port Jews‹ und zu ›Jewish Maritime Studies‹.2Mit ähnlichen Interessenschwerpunkten arbeiten Björn Siegel in Hamburg und David Jünger in Berlin: Siegel bearbeitet ein umfangreiches Projekt mit dem Titel Das Schiff als Ort in der jüdischen Geschichte: Europäische Reedereien und die jüdische Emigration nach Palästina in der Zwischenkriegszeit (1920 –1938)und hat in diesem Zusammenhang auch zum Thema »A Maritime Place of Resignation or Hope? Individual Experiences of Journeys to / from Palestine during the Holocaust« publiziert.3 David Jünger hat in seiner Leipziger Disser-tation Vor dem Entscheidungsjahr. Jüdische Emigrationsfragen im nationalsozialis-tischen Deutschland 1933 –1938 die Erfahrung des Übergangs als »ein verbinden-des Element« von Schiffsreisen nach Palästina herausgearbeitet – Reisen, die vor 1933 und selbst noch in den ersten Jahren der NS-Herrschaft eher der »Aus-wanderungsvorbereitung« dienten, dann aber immer dringenderen und end-gültigen Charakter: den eines Abschieds annahmen:Während die einen den Trip durchaus als konkrete Vorbereitung ihrer angestreb-ten Auswanderung nutzen wollten, suchten andere zunächst einmal das Potential 1Joachim Schlör: Endlich im Gelobten Land? Deutsche Juden unterwegs in eine neue Heimat. Berlin 2003.2David Cesarani (Hg.): Port Jews. Jewish Communities in Cosmopolitan Maritime Trading Cen-tres, 15501950. London, Portland 2002; David Cesarani und Gemma Romain (Hg.): Jews and Port Cities 1590 –1990. Commerce, Community and Cosmopolitanism. London 2006; Joachim Schlör (Hg.): Jewish Maritime Studies. Jewish Culture and History: Special Issue 13.1 (2012).3Björn Siegel: Die Jungfernfahrt der »Tel Aviv« nach Palästina im Jahre 1935. Eine »Besinnliche Fahrt ins Land der Juden«?. In: »Ihre Wege sind liebliche Wege und all ihre Pfade Frieden« (Sprü-che 3, 17). Die Neunte Joseph Carlebach-Konferenz. Wege Joseph Carlebachs. Universale Bil-dung, gelebtes Judentum, Opfergang. Hg. v. Miriam Gillis-Carlebach und Barbara Vogel. Mün-chen, Hamburg 2014, S.106 –125; Ders.: Arnold Bernstein: Biographie im Rahmen des Forschungsprojektes des Deutschen Historischen Instituts (GHI) Immigrant Entrepreneurship: German-American Business Biographies (1720 to the present) [Publikation 2014 / 2015], unter http: //www.immigrantentrepreneurship.org [abgerufen: 13.06.2017].
© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

54Joachim SchlörJoachim SchlörReflexionen an BordDie Schiffsreise als Ort und Zeit im DazwischenDie folgenden Überlegungen zur Schiffsreise – und die Quellen, auf denen sie beruhen – sind aus einem Zusammentreffen mehrerer Forschungsbereiche ent-standen: Dabei handelt es sich einerseits um Forschungen über die Emigration deutscher Juden unter der nationalsozialistischen Herrschaft, vor allem – aber nicht nur – nach Palästina,1 andererseits um die in Southampton über die letz-ten Jahre entwickelten Projekte zu ›Port Jews‹ und zu ›Jewish Maritime Studies‹.2Mit ähnlichen Interessenschwerpunkten arbeiten Björn Siegel in Hamburg und David Jünger in Berlin: Siegel bearbeitet ein umfangreiches Projekt mit dem Titel Das Schiff als Ort in der jüdischen Geschichte: Europäische Reedereien und die jüdische Emigration nach Palästina in der Zwischenkriegszeit (1920 –1938)und hat in diesem Zusammenhang auch zum Thema »A Maritime Place of Resignation or Hope? Individual Experiences of Journeys to / from Palestine during the Holocaust« publiziert.3 David Jünger hat in seiner Leipziger Disser-tation Vor dem Entscheidungsjahr. Jüdische Emigrationsfragen im nationalsozialis-tischen Deutschland 1933 –1938 die Erfahrung des Übergangs als »ein verbinden-des Element« von Schiffsreisen nach Palästina herausgearbeitet – Reisen, die vor 1933 und selbst noch in den ersten Jahren der NS-Herrschaft eher der »Aus-wanderungsvorbereitung« dienten, dann aber immer dringenderen und end-gültigen Charakter: den eines Abschieds annahmen:Während die einen den Trip durchaus als konkrete Vorbereitung ihrer angestreb-ten Auswanderung nutzen wollten, suchten andere zunächst einmal das Potential 1Joachim Schlör: Endlich im Gelobten Land? Deutsche Juden unterwegs in eine neue Heimat. Berlin 2003.2David Cesarani (Hg.): Port Jews. Jewish Communities in Cosmopolitan Maritime Trading Cen-tres, 15501950. London, Portland 2002; David Cesarani und Gemma Romain (Hg.): Jews and Port Cities 1590 –1990. Commerce, Community and Cosmopolitanism. London 2006; Joachim Schlör (Hg.): Jewish Maritime Studies. Jewish Culture and History: Special Issue 13.1 (2012).3Björn Siegel: Die Jungfernfahrt der »Tel Aviv« nach Palästina im Jahre 1935. Eine »Besinnliche Fahrt ins Land der Juden«?. In: »Ihre Wege sind liebliche Wege und all ihre Pfade Frieden« (Sprü-che 3, 17). Die Neunte Joseph Carlebach-Konferenz. Wege Joseph Carlebachs. Universale Bil-dung, gelebtes Judentum, Opfergang. Hg. v. Miriam Gillis-Carlebach und Barbara Vogel. Mün-chen, Hamburg 2014, S.106 –125; Ders.: Arnold Bernstein: Biographie im Rahmen des Forschungsprojektes des Deutschen Historischen Instituts (GHI) Immigrant Entrepreneurship: German-American Business Biographies (1720 to the present) [Publikation 2014 / 2015], unter http: //www.immigrantentrepreneurship.org [abgerufen: 13.06.2017].
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