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16 Der Tod von Hans Rosenthal

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Band 7 Bd. 7: Teil III, Kultur
Ein Kapitel aus dem Buch Band 7 Bd. 7: Teil III, Kultur
16 Der Tod von Hans Rosenthal Hans Rosenthal, einer der beliebtesten Showmaster des Deutschen Fernsehens und Rundfunks verstarb nach einem schweren Krebsleiden mit 61 Jahren in seiner Heimatstadt Berlin. Die Medien, vor allem das Fernsehen und die Rund-funkstationen, würdigten in ausführlichen Sendungen diesen einzigartigen Mann. Millionen hatten ihn immer wieder in seinen Sendungen erlebt. Der Dank dieser Menschen kam nun in Herzlichkeit zum Ausdruck. In 153 Sendungen hatte er im Zweiten Deutschen Fernsehen seit 1971 die Sendung „Dalli-Dalli" ge-leitet. In vielen Artikeln war zum Ausdruck gekommen, daß er niemals mit billi-gem Witz hervorgetreten war. Eine Ordensfrau hatte das zum Ausdruck ge-bracht: Seine Sendungen seien so sauber. Vieles im Fernsehen sei so peinlich, so taktlos oder brutal. Von diesen Dingen seien seine Sendungen frei gewesen. Hans Rosenthal, 1925 in Berlin als Sohn eines Bankbeamten der Deutschen Bank geboren, hatte in der nationalsozialistischen Zeit viel erlebt. Sein jüngerer Bruder verschwand in einem Lager in Riga, und manche Familienmitglieder gin-gen in den Tod. Er selbst entging immer wieder der Entdeckung und wurde von guten Nachbarn in einer Laubenkolonie versteckt. Als die Russen in die Stadt ka-men, glaubte er sich gerettet. Sie stießen ihn zurück, und trotz des Judensterns, den er trug, richteten sie ihre Maschinenpistolen auf ihn. Ein sowjetischer Offi-zier forderte ihn auf, hebräisch zu beten. Er tat es. Die Russen ließen ihn frei. Er war gerettet. Sein zweites Leben hatte begonnen. Hans Rosenthal war aus diesen Erfahrungen ein sehr ernster Mensch geblie-ben, trotz der leichten Unterhaltung, die er den Menschen bot. Er hatte nie ver-gessen, daß er von Deutschen gerettet wurde und sich aus diesem Gedanken her-aus immer als deutscher Jude gefühlt. In all den Traueransprachen wurde dieser Haltung gedacht, ihm gedankt. Hans Rosenthal hatte 1947 Edeltraud Schallon ge-heiratet und hinterläßt zwei Kinder, seine Tochter Birgit und seinen Sohn Gerd. Am Grabe, auf dem jüdischen Friedhof in Berlin, sprach dieser Sohn das „Kad-dish-Gebet". Die Trauerfeier am 13. Februar 1987 fand in dem Studio statt, wo er im RIAS als Unterhaltungschef begonnen hatte, im Studio 10. Wenn man erwähnen will, wer alles zu dieser Abschiedsstunde gekommen war, so ist es schwer, all die Na-men derer zu nennen, die sich eingefunden hatten. Beginnen wir mit dem ehe-maligen Bundespräsidenten Prof. Carl Carstens. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, der mit ihm eng befreundet war, sowie zahlreiche Freunde und Kollegen wie Harald Juhnke, Frank Elstner, Wim Thoelke, Thomas Gott-schalk, Joachim Fuchsberger, Dieter Thomas Heck, Georg Thomalla, Ekkehard Fritsch, der viele „Dalli-Dalli"-Sendungen mit Rosenthal bestritt, Curth Flatow und der Film-produzent Artur Brauner. Das Studio 10 und der Sarg waren mit 1.000 gelben Ro-sen geschmückt, die die Agrexco gespendet hatte. Golden Time war die Sorte. 284
© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

16 Der Tod von Hans Rosenthal Hans Rosenthal, einer der beliebtesten Showmaster des Deutschen Fernsehens und Rundfunks verstarb nach einem schweren Krebsleiden mit 61 Jahren in seiner Heimatstadt Berlin. Die Medien, vor allem das Fernsehen und die Rund-funkstationen, würdigten in ausführlichen Sendungen diesen einzigartigen Mann. Millionen hatten ihn immer wieder in seinen Sendungen erlebt. Der Dank dieser Menschen kam nun in Herzlichkeit zum Ausdruck. In 153 Sendungen hatte er im Zweiten Deutschen Fernsehen seit 1971 die Sendung „Dalli-Dalli" ge-leitet. In vielen Artikeln war zum Ausdruck gekommen, daß er niemals mit billi-gem Witz hervorgetreten war. Eine Ordensfrau hatte das zum Ausdruck ge-bracht: Seine Sendungen seien so sauber. Vieles im Fernsehen sei so peinlich, so taktlos oder brutal. Von diesen Dingen seien seine Sendungen frei gewesen. Hans Rosenthal, 1925 in Berlin als Sohn eines Bankbeamten der Deutschen Bank geboren, hatte in der nationalsozialistischen Zeit viel erlebt. Sein jüngerer Bruder verschwand in einem Lager in Riga, und manche Familienmitglieder gin-gen in den Tod. Er selbst entging immer wieder der Entdeckung und wurde von guten Nachbarn in einer Laubenkolonie versteckt. Als die Russen in die Stadt ka-men, glaubte er sich gerettet. Sie stießen ihn zurück, und trotz des Judensterns, den er trug, richteten sie ihre Maschinenpistolen auf ihn. Ein sowjetischer Offi-zier forderte ihn auf, hebräisch zu beten. Er tat es. Die Russen ließen ihn frei. Er war gerettet. Sein zweites Leben hatte begonnen. Hans Rosenthal war aus diesen Erfahrungen ein sehr ernster Mensch geblie-ben, trotz der leichten Unterhaltung, die er den Menschen bot. Er hatte nie ver-gessen, daß er von Deutschen gerettet wurde und sich aus diesem Gedanken her-aus immer als deutscher Jude gefühlt. In all den Traueransprachen wurde dieser Haltung gedacht, ihm gedankt. Hans Rosenthal hatte 1947 Edeltraud Schallon ge-heiratet und hinterläßt zwei Kinder, seine Tochter Birgit und seinen Sohn Gerd. Am Grabe, auf dem jüdischen Friedhof in Berlin, sprach dieser Sohn das „Kad-dish-Gebet". Die Trauerfeier am 13. Februar 1987 fand in dem Studio statt, wo er im RIAS als Unterhaltungschef begonnen hatte, im Studio 10. Wenn man erwähnen will, wer alles zu dieser Abschiedsstunde gekommen war, so ist es schwer, all die Na-men derer zu nennen, die sich eingefunden hatten. Beginnen wir mit dem ehe-maligen Bundespräsidenten Prof. Carl Carstens. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, der mit ihm eng befreundet war, sowie zahlreiche Freunde und Kollegen wie Harald Juhnke, Frank Elstner, Wim Thoelke, Thomas Gott-schalk, Joachim Fuchsberger, Dieter Thomas Heck, Georg Thomalla, Ekkehard Fritsch, der viele „Dalli-Dalli"-Sendungen mit Rosenthal bestritt, Curth Flatow und der Film-produzent Artur Brauner. Das Studio 10 und der Sarg waren mit 1.000 gelben Ro-sen geschmückt, die die Agrexco gespendet hatte. Golden Time war die Sorte. 284
© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Kapitel in diesem Buch

  1. Frontmatter I
  2. Inhaltsverzeichnis V
  3. Teil III: Kultur
  4. Band 7
  5. Juden und Christen
  6. 1 Christentum und nichtchristliche Religionen - die Erklärung Papst Pauls VI. anläßlich des 2. Vatikanischen Konzils 1
  7. 2 Pinchas Lapide: „Warum sollte ein Jude Papst Pius XII. verteidigen?" 23
  8. 3 Tantur — Ein ökumenisches Institut für theologische Studien auf dem Wege nach Bethlehem 28
  9. 4 Juden und Christen beim 83. Deutschen Katholikentag 35
  10. 5 Das christlich-jüdische Problem beim Ökumenischen Pfingsttreffen in Augsburg 45
  11. 6 Der evangelische Kirchentag 1973 in Düsseldorf 48
  12. 7 Christen und Juden. Eine Studie des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland 49
  13. 8 Verleihung des Romano Guardini-Preises der Katholischen Akademie in Bayern am 9. März 1976 an Teddy Kollek und Professor Talmon 78
  14. 9 Gespräch mit Josef Burg über Judentum und Zionismus 88
  15. 10 „Juden und Christen" — Die Ansprache des evangelischen Bischofs von Berlin, Martin Kruse, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche 95
  16. 11 Pnina Nav£ Levinson auf dem 85. Deutschen Katholikentag 1978 in Freiburg 101
  17. 12 Achtzig Jahre Erlöserkirche in Jerusalem 108
  18. 13 Juden und Christen im neuen Katechismus - Ein Gespräch mit Wilhelm Breuning 113
  19. 14 Die Rede Philipp Jenningers bei einer Gedenkstunde der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit zum 9. November 119
  20. 15 Die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Heinz Kremers 129
  21. 16 „Woche der Brüderlichkeit" in der Rhein-Ruhr-Halle Duisburg 135
  22. 17 Der 89. Deutsche Katholikentag in Aachen vom 10.-14. September 1986 142
  23. 18 „Suchet der Stadt Bestes — Brüderlichkeit in der modernen Gesellschaft": Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit in Berlin 144
  24. 19 Otto-Hirsch-Medaille für Pfarrer Fritz Majer-Leonhard 155
  25. 20 Ökumene auf den Stationen Trier, Jerusalem und Frankfurt — Pater Laurentius Klein berichtet über seine Erfahrungen 167
  26. 21 Die zweite Pastoralreise Johannes Pauls II. in die Bundesrepublik 174
  27. 22 Der evangelische Kirchentag 1987 in Frankfurt 189
  28. 23 Verleihung des Sternberg-Preises des Internationalen Rates der Christen und Juden an Gertrud Luckner 198
  29. 24 Heinz M. Bleicher zum 65. Geburtstag 204
  30. Juden und Judentum in der Bundesrepublik
  31. 1 Vom „Jüdischen Gemeindeblatt" für die britische Zone zur „Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung" 206
  32. 2 Axel Springer stiftet Glockenturm und Geläut für die Jerusalems-Kirche in Berlin 221
  33. 3 Fünfundzwanzigjähriges Jubiläum der Jüdischen Gemeinde in Berlin 224
  34. 4 Werner Nachmann: „Die jüdische Gemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945" 233
  35. 5 Die „bibliotheca judaica" des Lothar Stiehm Verlages in Heidelberg 236
  36. 6 „Jüdische Maler im Berlin der Jahrhundertwende": Eine Ausstellung, organisiert von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit 241
  37. 7 Die Stiftung Volkswagenwerk fördert Forschungsprojekte zur Emigration deutschsprachiger Wissenschaftler 1933-1945 und zum Thema Juden und Judentum in der Volkskultur 245
  38. 8 „Erinnern bedeutet nicht dauernd mahnen und bemäkeln" — Ein Interview der „Welt" mit Pinchas Lapide 246
  39. 9 „Juden in Deutschland — 40 Jahre nach dem Holocaust": Ein Vortrag Ernst Cramers vor der israelisch-deutschen Gesellschaft in Tel Aviv 254
  40. 10 Glückwünsche zum jüdischen Neujahrsfest 261
  41. 11 Einwanderungshilfe nach Israel: Ein Gespräch mit dem Vertreter der Jewish Agency, UriAloni 266
  42. 12 Das Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität/Gesamthochschule Duisburg 272
  43. 13 Mündliche Anfrage der Grünen im Landtag zur Erhaltung und Restaurierung von Synagogen in Rheinland-Pfalz 275
  44. 14 Geburtstagsempfang für Heinz Galinski im Großen Saal der Jüdischen Gemeinde in Berlin 280
  45. 15 Die Einweihung der neuen Synagoge in Freiburg/Br 282
  46. 16 Der Tod von Hans Rosenthal 284
  47. 17 „In schwieriger Mission" — Yohanan Meroz über seine Zeit als Botschafter Israels in der Bundesrepublik 288
  48. 18 Heinz Galinski wird Ehrenbürger von Berlin 290
  49. 19 Der Friedrich Hänssler Verlag 300
  50. 20 Eine Ausstellung zur Geschichte des Philanthropin in Frankfurt 303
  51. 21 Die Synagoge von Ahrweiler 308
  52. 22 Internationaler Jüdischer Kongreß für Medizin und Halacha vom 16.-20. November 1988 in Berlin 315
  53. Antisemitismus und Neonazismus in der Bundesrepublik
  54. 1 Verfassungsfeinde von rechts — Ein Kommentar Hendrik van Berghs zum Jahresbericht des Verfassungsschutzes 1964 338
  55. 2 Hendrik van Bergh: „Das Geheimnis der Organisation .Spinne'. Gibt es eine geheime Fluchthilfe-Organisation für ehemalige Nationalsozialisten?" 342
  56. 3 „Erfahrung aus der Beobachtung und Abwehr rechtsradikaler und antisemitischer Tendenzen im Jahre 1965": Ein Bericht des Bundesinnenministers 345
  57. 4 Der deutsche Botschafter in Israel, Rolf Pauls, zu den Erfolgen der NPD bei den bayerischen Landtagswahlen 347
  58. 5 Fünf-Punkte-Erklärung der Bundesregierung zum Links- und Rechtsradikalismus 350
  59. 6 Synagogenschändung in München 352
  60. 7 „Die Verantwortung aller demokratischen Parteien gegenüber Anfängen antisemitischer Tendenzen": Aktuelle Stunde des Deutschen Bundestages 355
  61. 8 Renate Köcher, Institut für Demoskopie Allensbach: „Deutsche und Juden vier Jahrzehnte danach." Eine Repräsentativbefragung im Auftrag des Stern im Jahre 1986 367
  62. 9 Eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Jahre 1988: „Ausmaß und Formen des heutigen Antisemitismus" 407
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