Home History I Die päpstliche und die spanische Politik am Kaiserhof. Die Gesandten als Protagonisten makropolitischer Ereignisse
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I Die päpstliche und die spanische Politik am Kaiserhof. Die Gesandten als Protagonisten makropolitischer Ereignisse

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Gesandte und Klienten
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IDie päpstlicheunddie spanischePolitik amKaiserhof.Die GesandtenalsProtagonistenmakropolitischerEreignisseI.1Dramatis personaedie päpstlichen Nuntien unddiespanischen Gesandten amKaiserhofDie Diplomaten derFrühenNeuzeit unterschieden sich in vielerlei HinsichtvonihrenKollegenausspäteren Zeiten. Ein wesentlicher Unterschied beruhteaufderTatsache, dassmansie nicht als in speziellen BildungseinrichtungengeschulteprofessionelleBeamte, die ihrem Land als einer abstrakten Entitätdienen, be-trachten kann. ImZusammenhang mit dem behandelten Zeitraumkann man ehervonDiplomatenvomtype anciensprechen, wasausdrücken soll, dass es sichzumeistumEdelmännerhandelte, die im GastlandverschiedeneAufgaben er-füllten und inverschiedenen Rollenauftraten.Wenngleich sie primär ihrenHerrschervertraten,konnten sieaufähnlicheWeise zugleich weiteren Personen,Familien oderFraktionen dienen, ohne dabei zwangsmäßig in einen Interessen-konflikt zugeraten. Dies wurdeauch durch die vage Trennlinie zwischenderPrivatsphäre und der öffentlichenSphärebegünstigt, die für dieFrühe Neuzeitkennzeichnend ist.Die Aufgabe eines Gesandten ermöglichteesden Diplomaten,an derAusübung der öffentlichenMachtteilzuhaben, die sie zudem imAuslandals öffentlichePersonen(personae publicae)mittels des sich allmählich entwi-ckelnden Zeremoniells und andererFormen symbolischerKommunikation re-präsentierten. Ihr Gesandtenposten bedeutetefür sie eineaußerordentlicheChance, dasgesellschaftliche bzw.auch wirtschaftlicheKapital ihrer selbst undihrerFamilien zu stärken.¹Allgemein unterschied sich jedoch ihr Status nichtdeutlichvonder Stellung anderer Hofleute, und ihrVerhalten folgte denselbenLehren und Modellen, die in der damaligen Literatur über höfischesVerhaltenpräsentiert wurden.²Thiessen, Diplomatie (wie Anm.25), S. 483493; Krischer,André:Souveränität als sozialerStatus.Zur Funktion des diplomatischen Zeremoniells in derFrühen Neuzeit.In: DiplomatischesZeremoniell in Europa und im mittleren Osteninder frühen Neuzeit.Hrsg. vonRalphKauz [u. a.].Wien 2009.S.132.Rivero Rodríguez, Diplomacia (wie Anm.52), S.2829.Esist erwähnenswert, dass, als Condede Luna, der spanische Gesandte amKaiserhof, während desKonzilsvonTrientverstarb, sichunterden in seinem Nachlassvorgefundenen Büchernauch das berühmteWerk vonBaldassareCastiglione, Il librodel Corteggiano, befand.https://doi.org/10.1515/9783110616699-003
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

IDie päpstlicheunddie spanischePolitik amKaiserhof.Die GesandtenalsProtagonistenmakropolitischerEreignisseI.1Dramatis personaedie päpstlichen Nuntien unddiespanischen Gesandten amKaiserhofDie Diplomaten derFrühenNeuzeit unterschieden sich in vielerlei HinsichtvonihrenKollegenausspäteren Zeiten. Ein wesentlicher Unterschied beruhteaufderTatsache, dassmansie nicht als in speziellen BildungseinrichtungengeschulteprofessionelleBeamte, die ihrem Land als einer abstrakten Entitätdienen, be-trachten kann. ImZusammenhang mit dem behandelten Zeitraumkann man ehervonDiplomatenvomtype anciensprechen, wasausdrücken soll, dass es sichzumeistumEdelmännerhandelte, die im GastlandverschiedeneAufgaben er-füllten und inverschiedenen Rollenauftraten.Wenngleich sie primär ihrenHerrschervertraten,konnten sieaufähnlicheWeise zugleich weiteren Personen,Familien oderFraktionen dienen, ohne dabei zwangsmäßig in einen Interessen-konflikt zugeraten. Dies wurdeauch durch die vage Trennlinie zwischenderPrivatsphäre und der öffentlichenSphärebegünstigt, die für dieFrühe Neuzeitkennzeichnend ist.Die Aufgabe eines Gesandten ermöglichteesden Diplomaten,an derAusübung der öffentlichenMachtteilzuhaben, die sie zudem imAuslandals öffentlichePersonen(personae publicae)mittels des sich allmählich entwi-ckelnden Zeremoniells und andererFormen symbolischerKommunikation re-präsentierten. Ihr Gesandtenposten bedeutetefür sie eineaußerordentlicheChance, dasgesellschaftliche bzw.auch wirtschaftlicheKapital ihrer selbst undihrerFamilien zu stärken.¹Allgemein unterschied sich jedoch ihr Status nichtdeutlichvonder Stellung anderer Hofleute, und ihrVerhalten folgte denselbenLehren und Modellen, die in der damaligen Literatur über höfischesVerhaltenpräsentiert wurden.²Thiessen, Diplomatie (wie Anm.25), S. 483493; Krischer,André:Souveränität als sozialerStatus.Zur Funktion des diplomatischen Zeremoniells in derFrühen Neuzeit.In: DiplomatischesZeremoniell in Europa und im mittleren Osteninder frühen Neuzeit.Hrsg. vonRalphKauz [u. a.].Wien 2009.S.132.Rivero Rodríguez, Diplomacia (wie Anm.52), S.2829.Esist erwähnenswert, dass, als Condede Luna, der spanische Gesandte amKaiserhof, während desKonzilsvonTrientverstarb, sichunterden in seinem Nachlassvorgefundenen Büchernauch das berühmteWerk vonBaldassareCastiglione, Il librodel Corteggiano, befand.https://doi.org/10.1515/9783110616699-003
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston
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