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3 Hyperthyreose und thyreotoxische Krise

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Der endokrinologische Notfall
Ein Kapitel aus dem Buch Der endokrinologische Notfall
3 Hyperthyreose und thyreotoxische KriseJörg BojungaEine thyreotoxische Krise ist die lebensbedrohliche Komplikation einer vorbestehen-den Hyperthyreose. Während die Prävalenz hyperthyreoter Stoffwechsellagen mit0,56 % hoch ist, sind thyreotoxische Krisen seltene Ereignisse mit einer Inzidenzzwischen 0,8 und 1,4/100.000 Einwohner. Auch unter optimaler intensivmedizi-nischer Therapie ist die Letalität der thyreotoxischen Krise weiterhin hoch [1].3.1 Ätiologie und PathogeneseEine thyreotoxische Krise entsteht auf dem Boden einer, häufig nicht erkannten oderunzureichend behandelten, Hyperthyreose. Zu den häufigen Ursachen einer Hyper-thyreose zählen die Autoimmunthyreopathie Morbus Basedow sowie Schilddrüsen-autonomien, zumeist in Form autonomer Schilddrüsenadenome (heiße Knoten).Die Zufuhr großer Jodmengen, insbesondere über jodhaltige Röntgenkontrastmitteloder Amiodaron, kann eine Hyperthyreose auslösen oder verstärken. Da die Jodver-sorgung vor der Einführung jodierten Speisesalzes in den meisten Gebieten Deutsch-lands unzureichend war, sind Knotenstrumen mit daraus resultierenden Schilddrü-senautonomien insbesondere bei älteren Menschen häufig.Der Übergang einer Hyperthyreose in eine thyreotoxische Krise kann durchnichtthyreoidale, zusätzliche Stressfaktoren, wie z. B. Infektionen, akute kardiovas-kuläre Erkrankungen, metabolische Entgleisungen, Unfälle, Operationen oder auchpsychische Stresssituationen ausgelöst werden [2]. Die erhöhten Schilddrüsenhor-monkonzentrationen führen zu einer vermehrten Expression vonβ-Rezeptoren, sodass die vermehrt ausgeschütteten Katecholamine zu den typischen Symptomen derthyreotoxischen Krise, insbesondere Hyperthermie, tachykarden Herzrhythmusstö-rungen und zentralnervösen Effekten wie Agitiertheit und Tremor, führen. Auchthromboembolische Komplikationen inkl. Sinusvenenthrombosen treten gehäuft aufund sind mitverantwortlich für die Letalität der thyreotoxischen Krise. Die Letalitätder thyreotoxischen Krise ist weiterhin hoch und wird mit 1030 % angegeben [2].Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer raschen Diagnose und Therapie dieser Er-krankung.3.2 DiagnostikDie Diagnose einer thyreotoxischen Krise wird klinisch gestellt. Die Höhe der Schild-drüsenhormonkonzentrationen hingegen ist nicht ursächlich für die Auslösung einerthyreotoxischen Krise und korreliert auch nicht mit deren Schweregrad. Die Konzen-trationen von TSH und freien Schilddrüsenhormonen bei einer thyreotoxischen Krisehttps://doi.org/10.1515/9783110591811-003
© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

3 Hyperthyreose und thyreotoxische KriseJörg BojungaEine thyreotoxische Krise ist die lebensbedrohliche Komplikation einer vorbestehen-den Hyperthyreose. Während die Prävalenz hyperthyreoter Stoffwechsellagen mit0,56 % hoch ist, sind thyreotoxische Krisen seltene Ereignisse mit einer Inzidenzzwischen 0,8 und 1,4/100.000 Einwohner. Auch unter optimaler intensivmedizi-nischer Therapie ist die Letalität der thyreotoxischen Krise weiterhin hoch [1].3.1 Ätiologie und PathogeneseEine thyreotoxische Krise entsteht auf dem Boden einer, häufig nicht erkannten oderunzureichend behandelten, Hyperthyreose. Zu den häufigen Ursachen einer Hyper-thyreose zählen die Autoimmunthyreopathie Morbus Basedow sowie Schilddrüsen-autonomien, zumeist in Form autonomer Schilddrüsenadenome (heiße Knoten).Die Zufuhr großer Jodmengen, insbesondere über jodhaltige Röntgenkontrastmitteloder Amiodaron, kann eine Hyperthyreose auslösen oder verstärken. Da die Jodver-sorgung vor der Einführung jodierten Speisesalzes in den meisten Gebieten Deutsch-lands unzureichend war, sind Knotenstrumen mit daraus resultierenden Schilddrü-senautonomien insbesondere bei älteren Menschen häufig.Der Übergang einer Hyperthyreose in eine thyreotoxische Krise kann durchnichtthyreoidale, zusätzliche Stressfaktoren, wie z. B. Infektionen, akute kardiovas-kuläre Erkrankungen, metabolische Entgleisungen, Unfälle, Operationen oder auchpsychische Stresssituationen ausgelöst werden [2]. Die erhöhten Schilddrüsenhor-monkonzentrationen führen zu einer vermehrten Expression vonβ-Rezeptoren, sodass die vermehrt ausgeschütteten Katecholamine zu den typischen Symptomen derthyreotoxischen Krise, insbesondere Hyperthermie, tachykarden Herzrhythmusstö-rungen und zentralnervösen Effekten wie Agitiertheit und Tremor, führen. Auchthromboembolische Komplikationen inkl. Sinusvenenthrombosen treten gehäuft aufund sind mitverantwortlich für die Letalität der thyreotoxischen Krise. Die Letalitätder thyreotoxischen Krise ist weiterhin hoch und wird mit 1030 % angegeben [2].Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer raschen Diagnose und Therapie dieser Er-krankung.3.2 DiagnostikDie Diagnose einer thyreotoxischen Krise wird klinisch gestellt. Die Höhe der Schild-drüsenhormonkonzentrationen hingegen ist nicht ursächlich für die Auslösung einerthyreotoxischen Krise und korreliert auch nicht mit deren Schweregrad. Die Konzen-trationen von TSH und freien Schilddrüsenhormonen bei einer thyreotoxischen Krisehttps://doi.org/10.1515/9783110591811-003
© 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston
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