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Kirchen-Kolumbarien

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Praktische Theologie der Bestattung
Ein Kapitel aus dem Buch Praktische Theologie der Bestattung
Sieglinde SparreKirchen-Kolumbarien1 Urnenbeisetzungen in GotteshäusernNach einer etwa 200-jährigen Unterbrechung ist mit der 2004 erfolgten Instal-lation einer Urnenwand „am vorderen Teil des linken Seitenschiffs“1 der altka-tholischen Krefelder Erscheinung-Christi-Kirche die Beisetzung in Gotteshäusern in das Angebotsspektrum christlicher Bestattungskultur erneut aufgenommen worden. Die vormals geistlichen und weltlichen Würdenträgern vorbehaltende körperliche Kirchenraumbestattung ist in ihrer spätmodernen Ausprägung zwar an die Kremierung des Leichnams, nicht jedoch mehr an Amt und Würden gebun-den. Hier sind durchaus sepulkrale Demokratisierungen wahrnehmbar. Sie sind allerdings durch die finanziellen Spielräume2 der Urnenfachinteressenten bzw. durch konfessionelle Voraussetzungen begrenzt. Doch nicht für jedes Kolum-barium ist die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) Zulassungsvoraussetzung, auch Konfessionslose können sich ein Anrecht an einem Urnenfach erwerben – und dies bisweilen zum Preis der Sozialbestattung.31 Vgl. www.alt-katholisch.de/gemeinden/gemeinden/gemeinde-krefeld/pfarrkirche.html (07.04.2014).2 Der Preis in der Grabeskirche St. Josef in Aachen variiert z.B. je nach Lage des Urnenfaches zwischen 2.190 EUR und 4.100 EUR für ein Einzelfach und zwischen 4.380 EUR und 8.200 EUR für ein Doppelfach. In der Grabeskirche Liebfrauen in Dortmund belaufen sich die Kosten für eine einzelne Urnenreihengrabstätte auf 3.000 EUR und für eine Urnenwahlgrabstätte, die für zwei Urnen genutzt werden kann, auf 7.000 EUR bis 7.700 EUR zzgl. Gedenkplatten im Wert von 500 EUR bis 700 EUR. Im Kolumbarium St. Pauli in Soest werden 2.700 EUR Nutzungsgebühren für eine einzelne Urnenkammer erhoben und für eine doppeltgenutzte 5.400 EUR.3 Die Nutzungsrechte für Urnenfächer in der Erfurter Allerheiligenkirche wurden ohne konfessi-onelle Einschränkung zu einem Preis von 1.000 EUR an Interessierte verkauft, was dort in etwa dem Satz der Sozialbestattung entspricht. Wenige Wochen nach der Eröffnung im Herbst 2007 waren bereits alle 630 Fächer vergeben. Seit 2014 ist in fußläufiger Nähe in der Magdalenen-kapelle ein weiteres Kolumbarium für 420 Urnenplätze eingerichtet worden. Medienberichten zufolge sind auch hier bereits alle Urnenfächer reserviert. Vgl. www.dtoday.de/regionen/lokal-panorama_artikel,-Das-neue-Kolumbarium-in-der-Erfurter-Magdalenenkapelle-_arid,323548.html (10.04.2014). „Das Kolumbarium in der Kleinen Arche wird gewissermaßen der Erweite-rungsraum für das Kolumbarium in der Marktstraße sein“, sagt [Weihbischof] Hauke. Vgl. www.bistum-erfurt.de/front_content.php?idcat=3127&idart=20644 (10.04.2014). Ein weiteres Kolum-barium, dessen Urnenfächer auch Konfessionslosen zur Verfügung stehen, ist die Grabeskirche St. Elisabeth in Mönchengladbach. Vgl. www.grabeskirche-moenchengladbach.de/ (10.04.2014). Hier besteht zudem eine enge Kooperation mit Trauerrederinnen und Trauerrednern, die Beiset-

Sieglinde SparreKirchen-Kolumbarien1 Urnenbeisetzungen in GotteshäusernNach einer etwa 200-jährigen Unterbrechung ist mit der 2004 erfolgten Instal-lation einer Urnenwand „am vorderen Teil des linken Seitenschiffs“1 der altka-tholischen Krefelder Erscheinung-Christi-Kirche die Beisetzung in Gotteshäusern in das Angebotsspektrum christlicher Bestattungskultur erneut aufgenommen worden. Die vormals geistlichen und weltlichen Würdenträgern vorbehaltende körperliche Kirchenraumbestattung ist in ihrer spätmodernen Ausprägung zwar an die Kremierung des Leichnams, nicht jedoch mehr an Amt und Würden gebun-den. Hier sind durchaus sepulkrale Demokratisierungen wahrnehmbar. Sie sind allerdings durch die finanziellen Spielräume2 der Urnenfachinteressenten bzw. durch konfessionelle Voraussetzungen begrenzt. Doch nicht für jedes Kolum-barium ist die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) Zulassungsvoraussetzung, auch Konfessionslose können sich ein Anrecht an einem Urnenfach erwerben – und dies bisweilen zum Preis der Sozialbestattung.31 Vgl. www.alt-katholisch.de/gemeinden/gemeinden/gemeinde-krefeld/pfarrkirche.html (07.04.2014).2 Der Preis in der Grabeskirche St. Josef in Aachen variiert z.B. je nach Lage des Urnenfaches zwischen 2.190 EUR und 4.100 EUR für ein Einzelfach und zwischen 4.380 EUR und 8.200 EUR für ein Doppelfach. In der Grabeskirche Liebfrauen in Dortmund belaufen sich die Kosten für eine einzelne Urnenreihengrabstätte auf 3.000 EUR und für eine Urnenwahlgrabstätte, die für zwei Urnen genutzt werden kann, auf 7.000 EUR bis 7.700 EUR zzgl. Gedenkplatten im Wert von 500 EUR bis 700 EUR. Im Kolumbarium St. Pauli in Soest werden 2.700 EUR Nutzungsgebühren für eine einzelne Urnenkammer erhoben und für eine doppeltgenutzte 5.400 EUR.3 Die Nutzungsrechte für Urnenfächer in der Erfurter Allerheiligenkirche wurden ohne konfessi-onelle Einschränkung zu einem Preis von 1.000 EUR an Interessierte verkauft, was dort in etwa dem Satz der Sozialbestattung entspricht. Wenige Wochen nach der Eröffnung im Herbst 2007 waren bereits alle 630 Fächer vergeben. Seit 2014 ist in fußläufiger Nähe in der Magdalenen-kapelle ein weiteres Kolumbarium für 420 Urnenplätze eingerichtet worden. Medienberichten zufolge sind auch hier bereits alle Urnenfächer reserviert. Vgl. www.dtoday.de/regionen/lokal-panorama_artikel,-Das-neue-Kolumbarium-in-der-Erfurter-Magdalenenkapelle-_arid,323548.html (10.04.2014). „Das Kolumbarium in der Kleinen Arche wird gewissermaßen der Erweite-rungsraum für das Kolumbarium in der Marktstraße sein“, sagt [Weihbischof] Hauke. Vgl. www.bistum-erfurt.de/front_content.php?idcat=3127&idart=20644 (10.04.2014). Ein weiteres Kolum-barium, dessen Urnenfächer auch Konfessionslosen zur Verfügung stehen, ist die Grabeskirche St. Elisabeth in Mönchengladbach. Vgl. www.grabeskirche-moenchengladbach.de/ (10.04.2014). Hier besteht zudem eine enge Kooperation mit Trauerrederinnen und Trauerrednern, die Beiset-

Kapitel in diesem Buch

  1. Frontmatter I
  2. Vorwort V
  3. Inhalt VII
  4. Einleitung: Praktische Theologie der Bestattung – eine Einführung 1
  5. I. Bestattungskultur
  6. Spätmoderne Bestattungskultur 15
  7. Die Kirche: Alternative Bestattungsformen und innovative Konzepte 29
  8. Der Lebensraum der Toten als praktischtheologische Herausforderung gegenwärtiger Bestattungskultur 47
  9. II. Liturgie
  10. Die kirchliche Bestattung: Tradition im Wandel 63
  11. Dass er über Lebende und Tote Herr sei 87
  12. Liturgien zwischen Fürsorge und Entsorgung 105
  13. III. Predigt
  14. Lebensdeutung. Die Bestattungspredigt in empirischer Perspektive 121
  15. Ritus und Rede(n) am Grab 141
  16. IV. Pastoraltheologie
  17. Vom Ethos des Kasualakteurs 171
  18. Das kirchliche Bestattungshandeln im kybernetischen Kontext 187
  19. V. Neue Rituale
  20. Trauerrituale in der alternativen Trauer- und Bestattungskultur 207
  21. Abschied von Dir 229
  22. VI. Friedhof
  23. Die Geschichte des Friedhofes 253
  24. Orte für die Hinterbliebenen 273
  25. Kirchen-Kolumbarien 287
  26. Räume, die Selbstvergewisserung ermöglichen 307
  27. VII. Seelsorge
  28. Tod und Subjekt 331
  29. Bestattungswünsche älterer Menschen 343
  30. VIII. Kasualmusik
  31. Instrumental oder vokal. Was funeral erklingen kann 373
  32. The final Countdown. Populäre Musik bei evangelischen Bestattungen 395
  33. IX. Bestattungen von Frühgeborenen
  34. Perinataler Tod. Bestattungen von Frühgeborenen 413
  35. X. Bestatter
  36. Ein ganz spezieller Beruf – Zur Rolle des Bestatters im Übergangsritual 429
  37. Der Bestatterberuf als Profession 439
  38. XI. Bildung
  39. Wahrnehmung, Deutung und Gestaltung der „Zeichen des Todes“: Die Optionenvielfalt spätmoderner Sepukralkultur als Herausforderung religiöser Bildung 459
  40. Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen 473
  41. XII. Bestattungen in der Gegenwartsliteratur
  42. Ein Zentralfriedhof für den Planeten: Bestattungskultur als Lebensthema im Werke Ernst Jüngers 485
  43. Todesbilder in der Literatur der Gegenwart1 507
  44. XIII. Bild
  45. Public Viewing – Fragmente einer Bildsprache des Todes 521
  46. Trost im Angesicht des Toten? 543
  47. Du bist tot, nur noch zwei Leben übrig! Sterben im Computerspiel 575
  48. Die Autorinnen und Autoren 593
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