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Band 20 Susm – Zwei
Ein Kapitel aus dem Buch Band 20 Susm – Zwei
Wachstein, Bernhard 199WACHSTEIN, BERNHARD WACHSTEIN, BERNHARD WACHSTEIN, BERNHARD WACHSTEIN, BERNHARD Dr. phil., BiblDr. phil., BiblDr. phil., BiblDr. phil., Bibliotheksdirektor d. Israelit. Kultusiotheksdirektor d. Israelit. Kultusiotheksdirektor d. Israelit. Kultusiotheksdirektor d. Israelit. Kultus----gemeinde Wien, Historiker, Bibliograph, Genealogegemeinde Wien, Historiker, Bibliograph, Genealogegemeinde Wien, Historiker, Bibliograph, Genealogegemeinde Wien, Historiker, Bibliograph, Genealoge 31.01.1868 Tluste/Galizien [heute Tovste/Ukraine] – 15.01.1935 Wien. V: Moshe W’; M: nicht ermittelt; E: Marie Weiss (03.02.1878 Mähr. Neustadtl – 1977 N. Y.), Emigr. 1941; K: Max (02.11.1905 Wien – 15.01.1965 N. Y.), Dr. med., Pathologe; Sonia (Sophie) (25.10.1907 Wien – 2001 N. Y.), Dr., Lehrerin, Schriftstellerin; B: Samuel W’ [Widm. W. 13], Schwager: Dr. med. Sigmund Weiss. Ausbildung: W’, der „[...] bis zu seinem 16. Lebensjahre ausschließich in galizischen Tal-mudschulen aufwuchs und erst dann aus dem engen Kreis der Bibel, des Talmuds und des Chassidismus in die Welt der allgemeinen Bildung und Kultur eintrat. Aus eigener Kraft her-aus schuf er sich die Grundlagen zu dieser andersartigen Welt, so daß er ein Gymnasium absolvieren und die Universität und die Theologische Lehranstalt zu Wien besuchen konnte. Jodl, Millner und D. H. Müller anerkannten seine Fähigkeiten und förderten ihn; er gewann ein Staatsstipendium und doktorierte mit einer ausgezeichneten Arbeit über Leibnizsche Mo-naden. [...]“ [Vgl. Lit. 5, S. 1] Berufliche Stationen: Seit 1903 Bibliothekar in der Bibliothek d. Israelit. Kultusge-meinde, Wien, ab 1919 Leiter dieser Bibliothek. Befasste sich mit Familienforschung. – Unter der Leitung von B’ W’ erlebte die Bibliothek eine Blütezeit. [...] Nach W’s Tod über-nahm Leopold Moses die Bibliotheksleitung. 1939 lösten die NS-Machthaber die Bibliothek auf und der Buchbestand wurde verschleppt.“ [Vgl. Lit. 7]Freundeskreis: Alfred Landau; Max Freudenthal (Briefwechsel-Freundschaft); Dr. Israel Taglicht, Oberrabbiner von Wien. Gesellschaftspolitisches Engagement: Vorträge für jüd. Hochschüler in der Lese- u. Redehalle, Wien, ab 1902, diese zionistischen Gruppen unterrichtete er über Lord Bacon, dessen Grundgedanken und Aufgaben er eingehend erörterte. Bacons große Geistestat nannte er die Erneuerung der Wissenschaft, die er als seine Lebensaufgabe ansah. Die Wissenschaft müsse an das menschliche Denken und Erfinden, das menschliche Denken an die völlig unbefangene, methodische, experimentelle Erfahrung gewöhnt werden. Es müsse vor allem die syllogistische Weltweisheit aufgegeben werden und ein tatsächliches Wissen durch die induktive Methode erstrebt werden. W’ „wuchs ganz im altjüdischen Geist heran, bis er im 16. Lebensjahre jenen typischen Wendepunkt erlebte, der in Salomon Maimon sein Vorbild hatte, zur Aufklärung, die mit dem Erlernen der deutschen Sprache be-gann, und zur europäischen Wissenschaft.“ So schreibt Ernst Müller in seinem Nachruf [Vgl. JR, 08.02.1935] und deutet damit an, dass W’ reichen, anhaltenden Beifall erntete, weil er den jungen zionistischen Hörern einen Weg in die Zukunft wies. Stellung zum Zionismus: Auch mein Vater war kein Anhänger des Zionimus, und zwar vor allem wegen der hebräischen Sprache. Er konnte ohne jede Schwierigkeit Hebräisch le-sen und schreiben, aber für ihn war es eine tote Sprache. Allerdings habe ich das Gefühl, dass der wahre Grund seiner Ablehnung des Zionismus nicht linguistischer, sondern emotio-neller Natur war. Er war so tief verbunden mit Wien und dem Platz, den er sich am Stadt-rand gewählt hatte, dass es ihm unmöglich schien, diesen zu verlassen. Die Diaspora hatte

Wachstein, Bernhard 199WACHSTEIN, BERNHARD WACHSTEIN, BERNHARD WACHSTEIN, BERNHARD WACHSTEIN, BERNHARD Dr. phil., BiblDr. phil., BiblDr. phil., BiblDr. phil., Bibliotheksdirektor d. Israelit. Kultusiotheksdirektor d. Israelit. Kultusiotheksdirektor d. Israelit. Kultusiotheksdirektor d. Israelit. Kultus----gemeinde Wien, Historiker, Bibliograph, Genealogegemeinde Wien, Historiker, Bibliograph, Genealogegemeinde Wien, Historiker, Bibliograph, Genealogegemeinde Wien, Historiker, Bibliograph, Genealoge 31.01.1868 Tluste/Galizien [heute Tovste/Ukraine] – 15.01.1935 Wien. V: Moshe W’; M: nicht ermittelt; E: Marie Weiss (03.02.1878 Mähr. Neustadtl – 1977 N. Y.), Emigr. 1941; K: Max (02.11.1905 Wien – 15.01.1965 N. Y.), Dr. med., Pathologe; Sonia (Sophie) (25.10.1907 Wien – 2001 N. Y.), Dr., Lehrerin, Schriftstellerin; B: Samuel W’ [Widm. W. 13], Schwager: Dr. med. Sigmund Weiss. Ausbildung: W’, der „[...] bis zu seinem 16. Lebensjahre ausschließich in galizischen Tal-mudschulen aufwuchs und erst dann aus dem engen Kreis der Bibel, des Talmuds und des Chassidismus in die Welt der allgemeinen Bildung und Kultur eintrat. Aus eigener Kraft her-aus schuf er sich die Grundlagen zu dieser andersartigen Welt, so daß er ein Gymnasium absolvieren und die Universität und die Theologische Lehranstalt zu Wien besuchen konnte. Jodl, Millner und D. H. Müller anerkannten seine Fähigkeiten und förderten ihn; er gewann ein Staatsstipendium und doktorierte mit einer ausgezeichneten Arbeit über Leibnizsche Mo-naden. [...]“ [Vgl. Lit. 5, S. 1] Berufliche Stationen: Seit 1903 Bibliothekar in der Bibliothek d. Israelit. Kultusge-meinde, Wien, ab 1919 Leiter dieser Bibliothek. Befasste sich mit Familienforschung. – Unter der Leitung von B’ W’ erlebte die Bibliothek eine Blütezeit. [...] Nach W’s Tod über-nahm Leopold Moses die Bibliotheksleitung. 1939 lösten die NS-Machthaber die Bibliothek auf und der Buchbestand wurde verschleppt.“ [Vgl. Lit. 7]Freundeskreis: Alfred Landau; Max Freudenthal (Briefwechsel-Freundschaft); Dr. Israel Taglicht, Oberrabbiner von Wien. Gesellschaftspolitisches Engagement: Vorträge für jüd. Hochschüler in der Lese- u. Redehalle, Wien, ab 1902, diese zionistischen Gruppen unterrichtete er über Lord Bacon, dessen Grundgedanken und Aufgaben er eingehend erörterte. Bacons große Geistestat nannte er die Erneuerung der Wissenschaft, die er als seine Lebensaufgabe ansah. Die Wissenschaft müsse an das menschliche Denken und Erfinden, das menschliche Denken an die völlig unbefangene, methodische, experimentelle Erfahrung gewöhnt werden. Es müsse vor allem die syllogistische Weltweisheit aufgegeben werden und ein tatsächliches Wissen durch die induktive Methode erstrebt werden. W’ „wuchs ganz im altjüdischen Geist heran, bis er im 16. Lebensjahre jenen typischen Wendepunkt erlebte, der in Salomon Maimon sein Vorbild hatte, zur Aufklärung, die mit dem Erlernen der deutschen Sprache be-gann, und zur europäischen Wissenschaft.“ So schreibt Ernst Müller in seinem Nachruf [Vgl. JR, 08.02.1935] und deutet damit an, dass W’ reichen, anhaltenden Beifall erntete, weil er den jungen zionistischen Hörern einen Weg in die Zukunft wies. Stellung zum Zionismus: Auch mein Vater war kein Anhänger des Zionimus, und zwar vor allem wegen der hebräischen Sprache. Er konnte ohne jede Schwierigkeit Hebräisch le-sen und schreiben, aber für ihn war es eine tote Sprache. Allerdings habe ich das Gefühl, dass der wahre Grund seiner Ablehnung des Zionismus nicht linguistischer, sondern emotio-neller Natur war. Er war so tief verbunden mit Wien und dem Platz, den er sich am Stadt-rand gewählt hatte, dass es ihm unmöglich schien, diesen zu verlassen. Die Diaspora hatte
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