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Frederick Beiser: Schiller as Philosopher. A Re-Examination

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6/2008 Romantik / Romanticism
Ein Kapitel aus dem Buch 6/2008 Romantik / Romanticism
Hans FegerFrederick Beiser: Schiller as Philosopher. A Re-Examination, Oxford:Clarendon Press, 2005, 304 S., ISBN: 0-199-28282-X.Mit Frederick Beisers Monographie Schiller as Philosopher liegt eine fundiertephilosophische Studie vor, die in der guten Tradition der angloamerikanischenMode of Inventiondie wichtige Bedeutung Schillers für den Deutschen Idealis-mus wieder hervorkehrt. Beisers Studie macht auf ein Desiderat in der moder-nen Schillerforschung aufmerksam, wonach es geradezu modern geworden ist,Schillers Bedeutung für den Deutschen Idealismus zu ignorieren. Dieter Hen-richs und Manfred Franks richtungweisende Studien über die Ursprünge desDeutschen Idealismus1lassen jedenfalls nicht erkennen, dass Schiller – mit denWorten Safranskis – „bei aller Popularität ein philosophischer Kopf war“,2derWesentliches zum Deutschen Idealismus beizutragen hatte. Beiser kehrt zu den Anfängen des Neukantianismus zurück, als SchillersVerbindung von Philosophie und Poesie noch hoch im Kurs stand. Der Philo-sophiehistoriker Kuno Fischer (1824–1907), der in Jena 1858 unter dem TitelSchiller als Philosoph eine Reihe brillanter Vorlesungen hielt, ist sein Referenz-und Angelpunkt. Von hier aus rekonstruiert er eine Tradition der Schillerfor-schung, die über Ernst Cassirer, Bruno Bauch, Eugen Kühnemann, Hans Vai-hinger, Wilhelm Windelband und Karl Vorländer mit großer Selbstverständlich-keit die einzigartige Bedeutung Schillers als Philosoph in den Mittelpunktstellte. Ausgehend von der These, dass es unzureichend sei, den Stellenwert derSchillerschen ‚Philosophie‘ unabhängig von seiner Dichtung und seinem dra-matischen Werk beizukommen, räumt Beiser mit einer ganzen Reihe von Vor-urteilen und Fehleinschätzungen auf, die allesamt „fall victim to the academicdivision of labour“ (p. 10). Schon die These von dem vielgescholtenen Rigoris-mus Kants, den Schiller überwinde, basiere auf dem Missverständnis, SchillersPhilosophie rekurriere auf die sinnliche Erfahrung und die pragmatische Be-gründung moralischer Grundsätze. Doch schon in Anmut und Würde sprichtSchiller sich in aller Deutlichkeit dagegen aus, dass Gefühle und NeigungenBestimmungsgründe des moralischen Handelns sein dürfen. Entscheidend hier-bei ist, dass Schiller den postulatorischen Charakter der praktischen Vernunft1Henrich, 2004. Ebenso auch Frank, 1997. Auch in der angelsächsischen Idealismusfor-schung ist Schillers Bedeutung für den Idealismus wenig erforscht. Beiser konstatiert:“Since the publication of H. J. Paton’s influential The Categorical Imperative in 1947,Kant scholars have regarded Schiller chiefly as the author of a notorious epigram thatlampooned Kant’s ethics. [...] In Schiller scholarship there is nothing remotely on parwith Kemp Smith’s, Vaihinger’s, Paton’s, or Beck’s commentaries on Kant. The onlystudy approaching them is Wilkinson and Willoughby’s ‘Introduction’ to their editionand translation of Schiller’s Ästhetische Briefe [...]” (p. 7).2Safranski/Hage/Schmitter, 2004, S. 178.

Hans FegerFrederick Beiser: Schiller as Philosopher. A Re-Examination, Oxford:Clarendon Press, 2005, 304 S., ISBN: 0-199-28282-X.Mit Frederick Beisers Monographie Schiller as Philosopher liegt eine fundiertephilosophische Studie vor, die in der guten Tradition der angloamerikanischenMode of Inventiondie wichtige Bedeutung Schillers für den Deutschen Idealis-mus wieder hervorkehrt. Beisers Studie macht auf ein Desiderat in der moder-nen Schillerforschung aufmerksam, wonach es geradezu modern geworden ist,Schillers Bedeutung für den Deutschen Idealismus zu ignorieren. Dieter Hen-richs und Manfred Franks richtungweisende Studien über die Ursprünge desDeutschen Idealismus1lassen jedenfalls nicht erkennen, dass Schiller – mit denWorten Safranskis – „bei aller Popularität ein philosophischer Kopf war“,2derWesentliches zum Deutschen Idealismus beizutragen hatte. Beiser kehrt zu den Anfängen des Neukantianismus zurück, als SchillersVerbindung von Philosophie und Poesie noch hoch im Kurs stand. Der Philo-sophiehistoriker Kuno Fischer (1824–1907), der in Jena 1858 unter dem TitelSchiller als Philosoph eine Reihe brillanter Vorlesungen hielt, ist sein Referenz-und Angelpunkt. Von hier aus rekonstruiert er eine Tradition der Schillerfor-schung, die über Ernst Cassirer, Bruno Bauch, Eugen Kühnemann, Hans Vai-hinger, Wilhelm Windelband und Karl Vorländer mit großer Selbstverständlich-keit die einzigartige Bedeutung Schillers als Philosoph in den Mittelpunktstellte. Ausgehend von der These, dass es unzureichend sei, den Stellenwert derSchillerschen ‚Philosophie‘ unabhängig von seiner Dichtung und seinem dra-matischen Werk beizukommen, räumt Beiser mit einer ganzen Reihe von Vor-urteilen und Fehleinschätzungen auf, die allesamt „fall victim to the academicdivision of labour“ (p. 10). Schon die These von dem vielgescholtenen Rigoris-mus Kants, den Schiller überwinde, basiere auf dem Missverständnis, SchillersPhilosophie rekurriere auf die sinnliche Erfahrung und die pragmatische Be-gründung moralischer Grundsätze. Doch schon in Anmut und Würde sprichtSchiller sich in aller Deutlichkeit dagegen aus, dass Gefühle und NeigungenBestimmungsgründe des moralischen Handelns sein dürfen. Entscheidend hier-bei ist, dass Schiller den postulatorischen Charakter der praktischen Vernunft1Henrich, 2004. Ebenso auch Frank, 1997. Auch in der angelsächsischen Idealismusfor-schung ist Schillers Bedeutung für den Idealismus wenig erforscht. Beiser konstatiert:“Since the publication of H. J. Paton’s influential The Categorical Imperative in 1947,Kant scholars have regarded Schiller chiefly as the author of a notorious epigram thatlampooned Kant’s ethics. [...] In Schiller scholarship there is nothing remotely on parwith Kemp Smith’s, Vaihinger’s, Paton’s, or Beck’s commentaries on Kant. The onlystudy approaching them is Wilkinson and Willoughby’s ‘Introduction’ to their editionand translation of Schiller’s Ästhetische Briefe [...]” (p. 7).2Safranski/Hage/Schmitter, 2004, S. 178.
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