Juristische Normgebung zielt unter anderem auf Verhaltenssteuerung ab. Sie setzt deshalb mindestens implizit eine Entscheidungstheorie voraus, die Auskunft gibt, wie Menschen auf Normen reagieren werden. Im Unternehmensrecht hatte die Mikroökonomie unter dem Schlagwort „rational choice“ lange Zeit eine Vorreiterrolle inne. Zu ihren Methoden zählen vor allem mathematische Nutzenfunktionen, die unter abstrahierenden Annahmen Schätzungen über künftiges Verhalten erlauben. In jüngerer Zeit rücken zunehmend Entscheidungstheorien in den Vordergrund, welche derartige Vorhersagen um verhaltenspsychologische Elemente anreichern. Dazu zählt „behavioural economics“, aber auch weiter ausgreifende Forschung etwa zu Gruppenverhalten oder, unter Einbindung neurowissenschaftlicher Erkenntnis, „neuroeconomics“. Der Beitrag führt in diese Disziplinen ein und zieht Schlüsse für die juristische corporate governance Forschung.
Much of law is about controlling and at times changing human behaviour. Hence, it implies some form of decision theory on how people will react to legal norms. In corporate law, microeconomics in its version of „rational choice theory“ has long been the law’s natural ally, relying on abstract assumptions, „as if“ models and utility functions. More recently, we see a broader array of cognitive sciences entering the field. „Behavioural economics“ has insisted on a number of biases, raising doubts about the extent to which decision-making can usefully be conceptualised as rational. Reaching further, social psychology has contributed insights on group behaviour, dual systems or self control. Lastly, „neuroeconomics“ has set out to combine methods of economics and neuroscience to make better predictions about human behaviour. This paper gives an overview on these disciplines and makes some suggestions for future corporate governance research.
© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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- Differenzhaftung und Existenzvernichtungshaftung bei Verschmelzung
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