Zusammenfassung
Der Gesundheitssektor in Deutschland ist durch eine steigende Präsenz von Frauen im traditionell von Männern dominierten ärztlichen Berufsfeld und eine leichte Zunahme von Fachkräften mit akademischer Ausbildung in der von Frauen dominierten Kranken- und Altenpflege gekennzeichnet. Was diese Entwicklung für die Einkommen der männlichen und weiblichen Beschäftigten im expansiven Gesundheitswesen bedeutet, ist offen. Der Beitrag untersucht auf Basis von SOEP-Daten für die Jahre 2010-2013 die Einkommensniveaus und -zugewinne auf Basis höherer Bildung für männliche und weibliche Fachkräfte in der Kranken- und Altenpflege und im ärztlichen Berufsfeld. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen im Vergleich zu Männern in allen drei Berufen sowohl geringere Bruttostundenlöhne als auch geringere Bildungsrenditen erzielen, wobei die geschlechtsspezifischen Differenzen bei der akademisierten ärztlichen Tätigkeit geringer sind als in der berufsfachlich geprägten Krankenpflege. Die heterogene und weiterhin expansive Altenpflege ist durch geringe Einkommensniveaus für beide Geschlechter und besonders hohe Bildungsrenditen der männlichen Fachkräfte gekennzeichnet. Diese Differenzen verweisen darauf, dass die Frage, warum Frauen auch bei gleicher Qualifikation geringere Einkommenszuwächse erzielen, weiterer berufsfeldspezifischer Untersuchung bedarf.
Abstract
Throughout the last decades the German health sector saw substantive inroads of women in the male-dominated medical profession and a slight increase of personnel with tertiary education in the so far feminized and semiprofessional occupations of nursing and elderly care. Effects of these trends on the income levels for the male and female employees in the expanding health sector are still under-researched. Based on data of the German Socio-Economic Panel from 2010-2013 the authors investigate income levels and higher education pay-offs for the occupational groups of doctors, nurses and elderly care workers. Results show for all three occupations that women earn significantly less and get less return on education. The gender gap is less pronounced within the profession of doctors than the semi-professional occupation of nurses. The occupational field of elderly care stands out with low wage levels for both men and women but comparatively high returns on education for male jobholders. These differences indicate the need to focus further research on occupationspecific structures in order to better understand the reasons for unequal pay of equally qualified women and men.
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