Entstehung und Probleme des Atlantischen Bündnisses
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Militärgeschichtliches Forschungsamt
Begründet vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.
Die NATO ist das zentrale Element westlicher Sicherheitspolitik im Kalten Krieg. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt legt daher eine Reihe vor, in der die Entstehungsphase der nordatlantischen Allianz auf breiter Quellenbasis und mit vielfältigen wissenschaftlichen Ansätzen dargestellt wird. Jenseits der nationalen Sichtweisen eröffnet die Reihe den Blick auf das Handeln der Allianz selbst als neuartiger, eigenständiger Faktor internationaler Politik nach dem Zweiten Weltkrieg.
Live Oak diente im Kalten Krieg zur Bewältigung von Krisen im Zusammenhang mit Berlin. Die geteilte Stadt war in vielerlei Hinsicht entscheidend für die westliche Verteidigung: Die drei Westsektoren galten als Nagelprobe für die Standhaftigkeit der NATO. Gab man West-Berlin auf Druck des Ostblocks auf, verlor die NATO an Glaubwürdigkeit – und die Westmächte mussten eventuell die Erosion des eigenen Lagers in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite konnte wegen Berlin kein Krieg riskiert werden, der fast automatisch in die atomare Vernichtung geführt hätte. Um in einer Krise nicht zwischen derart katastrophalen Alternativen wählen zu müssen, schuf man Live Oak. Formal gesehen gehörte diese geheime militärische Organisation nicht zur NATO, sie arbeitete aber eng mit ihr zusammen. Betrieben wurde Live Oak von den drei westlichen Besatzungsmächten und später auch der Bundesrepublik Deutschland. Eine zentrale Aufgabe war die Freihaltung der lebenswichtigen Zugangswege nach West-Berlin. Heute sind derlei Themen hochaktuell. Die NATO ist an ihren Außengrenzen mit Situationen konfrontiert, die nur mit wirkungsvollem Krisenmanagement zu bewältigen sind. Live Oak bildet gewissermaßen die historische Folie hierzu. Diese Studie leistet auf breiter Quellenbasis einen wesentlichen Beitrag zur ihrer Erforschung.
Military alliances between nations have typically been concluded with the aim of fending off threats by third parties. What happens, though, when two treaty partners become enemies themselves and threaten or actually fight each other militarily? Stefan Maximilian Brenner’s book explores this question based on NATO’s engagement with the military conflict between Greece and Turkey.
The Allied Mobile Force (AMF) was created by NATO to fortify its border regions. Designed as both a deterrent and display of Western solidarity, the AMF was intentionally composed of elite units from nations that did not border the Eastern Bloc (including West Germany). The author analyzes the AMF at the strategic, political, and communicative levels, offering a comprehensive historical-political perspective.
The study draws upon an extensive range of source materials to investigate the plan for integrating the armed forces proposed at the Conference on the European Defence Community (EDC). Key aspects include preparations for institutionalized integration in Western Europe and German-French explorations of an issue that was especially sensitive so soon after the war.
In einer dichten integrationsgeschichtlichen Studie aus multinationaler Warte kommen erstmals in dieser Breite die wichtigsten der an diesen Prozessen beteiligten internationalen wie nationalen Akteure zu Wort. Dabei wird überraschend deutlich, wie sich die Nationalstaaten vor allem dank der Nordatlantischen Allianz dem Zwang einer vertieften politischen Integration zu entziehen vermochten. Denn die Allianz unter amerikanischer Führung befriedigte das militärische Sicherheitsbedürfnis ohne Abtretung von Souveränitätsrechten, ohne die keine wirksame europäische Verteidigungsgemeinschaft aufgebaut werden konnte. Die Europäer legten statt dessen die Grundlagen des bis heute gültigen Systems der europäischen wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit. Seine gründliche Reform steht gegenwärtig auf der Tagesordnung.
Die drei Autoren nehmen die Herausbildung militärischer Strukturen im Bündnis seit der Übernahme des Oberbefehls durch den ersten SACEUR Eisenhower in den Blick. Dazu wird zunächst die Entwicklung der Bündnisstrategie von einer noch weitgehend konventionellen Verteidigungsplanung bis zu ihrer vollen Nuklearisierung (Christian Greiner) verfolgt. Dem schließt sich ein Beitrag über die Herausbildung der politischen und militärischen Allianzorganisation insgesamt wie ihrer regionalen Kommandobereiche (Heinz Rebhan) an. Schließlich wird - ausgehend von der inneramerikanischen und ausgreifend auf die NATO-Ebene - der Übergang von Atomwaffen aus ziviler in militärische Obhut und die sich entwickelnde Erweiterung nuklearer Einsatzbefugnisse bis auf die militärischen Kommandoebenen (Klaus A. Maier) nachgezeichnet.
An fünf ausgewählten Beispielen zeigt er, wie das Bündnis lernt, mit den höchst unterschiedlichen Interessen seiner Mitgliedstaaten umzugehen. Der Bogen spannt sich vom Umgang mit Tito-Jugoslawien über die entstehende Zypernkrise, den Kolonialismus und die Frage einer spanischen NATO-Mitgliedschaft bis hin zu den ersten kommunistischen Ministern in einem NATO-Staat (Island 1956). Der Ausschuß der "Drei Weisen" 1956 ist die Reaktion der Allianz auf solche Spannungen, kann aber auch gelungene politische Konsultationsmechanismen konstatieren.
Dieser Band geht über eine Diplomatiegeschichte klassischen Zuschnitts hinaus, indem er die NATO als etwas Neuartiges auf der diplomatischen Bühne der Nachkriegszeit vorstellt.