Leben. Lieben. Arbeiten: systemisch beraten
Die Achterbahn der Gefühle im Vier-Wochen-Takt. Wenn das Natürlichste der Welt nicht klappt, kann die systemische und transgenerative Kinderwunschberatung ungewollt kinderlose Menschen ressourcenorientiert begleiten und stabilisieren.
Ungewollt kinderlos – in ihren Grundfesten erschütterte Menschen spüren Scham und Ohnmacht, alte biographische Wunden brechen auf. Der Kinderwunsch als privates, politisches, ethisches und vor allem kontrovers diskutiertes Thema hinsichtlich der Reproduktionsmedizin erfordert eine eigene Haltung der Betroffenen. Die Autorin zeigt die Aktualität des Diskurses und zeigt anhand von verschiedenen Konstellationen in Praxisbeispielen, wie Singles und Paare aktiv ihre Werte, Wünsche und Vorstellungen prüfen und abwägen können. Auf diese Weise kann die Sehnsucht nach einem Kind als Ressource gesehen werden und prozesshaft als Fingerzeig für eine lebenswerte Gestaltung des Alltags genutzt werden. Ein Kind ist nicht zu ersetzen, aber auch ohne Kind gelingt ein glückliches Leben.
Dieser Band richtet sich an Therapeutinnen, Berater, Coaches, alle Betroffenen und ihre Angehörigen.
Systemische Methoden und eine transgenerationale Perspektive, zum Beispiel durch die Einbindung des Wunschkindes in das Familiensystem, sind gute und erfolgreiche Begleiter in der Beratung von Klientinnen und Klienten.
Die Aktivitäten ihrer Kinder sind Eltern oft ein Rätsel – vor allem bei „Digitalen Medien“. Dieses Thema ist aus dem Elterncoaching nicht mehr wegzudenken. Mit Wachsamer Sorge erzielen Eltern Erfolge und entmystifizieren Smartphones und Co.
Das Konzept der Wachsamen Sorge von Haim Omer geht davon aus, dass Erziehungsverantwortliche dort Präsenz zeigen müssen, wo sich ihre Kinder und Jugendlichen aufhalten.
Martin Fellacher überträgt undogmatisch, optimistisch und anschaulich die drei Stufen der Wachsamen Sorge auf den Umgang mit digitalen Medien. Die Praxisbeispiele machen deutlich, dass die virtuelle Welt kein Dämon ist und zeigen, wie es Eltern gelingt, über die Aktivitäten ihrer Kinder informiert zu sein und gefährdendem Verhalten entgegenzuwirken.
Oft gestresst? Kaum eine ruhige Minute? Körper und Seele streiken? In dieser sich stetig verändernden Zeit besteht schnell die Gefahr, aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die ganzheitliche Beratungspraxis der Systemischen Gesundheitsförderung bietet einen Lösungsansatz: Sie nutzt Lebensfreude als »Kontrollparameter« und zugleich als verbindendes Element zwischen Gesundheit und Krankheit. Mit kurzen, effektiven und komplexitätsreduzierenden Beratungsformaten hilft sie vor allem Menschen mit psychischen (Folge-)Erkrankungen, präventiv zu handeln.
Systemische Gesundheitsförderung bedeutet für die Autorinnen viel mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Anhand von Fallbeschreibungen zeigen sie, wie Betroffene ungenutzte Ressourcen aktivieren, ihre Selbstwirksamkeit und Resilienz steigern können und wieder Freude im Leben finden. Sie fördern einen angstfreien Umgang mit Störungsbildern und erweitern so die klassischen Angebote der Gesundheitsförderung um eine gleichberechtigte Sicht auf die Kontexte des Lebens, des Liebens und des Arbeitens.
Was tun, wenn langjährige Führungskräfte und Gründer:innen sich in den Ruhestand verabschieden? Wie können mehr oder weniger plötzliche Brüche in Organisationen vermieden werden? Und wie kommen verschiedene Generationen mit unterschiedlich sozialisierten Mitarbeitenden überhaupt miteinander klar? Simone Emanuel stellt Lösungsansätze für Übergangsstrategien vor, damit Nachwuchs rechtzeitig aufgebaut wird und die Würdigung von scheidenden Führungskräften gelingt. Anhand von Praxisbeispielen aus Nonprofit-Organisationen gibt sie Empfehlungen für einen systemischen Generationendialog, um erfolgreich zwischen Generationen zu vermitteln.
Jeder kennt es, alle spüren es: In Unternehmen und Organisationen wirken unsichtbare Regeln, denen alle unterworfen sind. Aber wie geht man mit Regeln um, nach denen alle handeln, die aber nirgendwo festgeschrieben sind?
Versteckte Systemregeln sind in jeder Organisation und in jedem Unternehmen zu finden. Sie sind meist Ergebnis der Geschichte des jeweiligen Systems und bestimmen in hohem Maße, was in ihm möglich ist und was nicht. Entscheidend ist die Tatsache, dass diese Regeln weder offen kommuniziert oder kritisiert werden noch auf den ersten Blick erkennbar sind. Wie kommt man diesen versteckten Regeln auf die Spur? Wie wirken sie auf das Verhalten einzelner? Bernd Sprenger zeigt, wie Antworten in der systemischen Beratung gefunden werden können. Er erläutert die impliziten Systemregeln verschiedener organisationaler Kontexte, von der Kirche über Familienunternehmen bis zu Universitäten, und beleuchtet Handlungsoptionen für Beratende.
Mit der Entscheidung, ein fremdes Kind aufzunehmen, lässt sich ein Paar oder eine Familie auf eine Abenteuerreise ein. Denn jede Veränderung im Familiensystem sorgt für Bewegung und Unruhe. Das ist nichts Schlechtes, es ist lediglich eine Reise in unbekanntes Gelände. Mit dem neuen Familienmitglied wird viel Schönes, aber auch Schwieriges und Herausforderndes erlebt werden. Um für alle Eventualitäten gut gerüstet zu sein, sollten die Reisevorbereitungen für das »Abenteuer Pflegekind« von aufnehmenden Familien und Paaren mit Bedacht getroffen werden. Die Autorinnen geben Menschen, die sich auf dieses Abenteuer einlassen wollen, einen kompakten Reiseführer an die Hand, mit einem knappen Ausblick auf das, was kommen könnte, und bieten Entscheidungshilfe zum Reiseziel (Ist es wirklich das, was wir wollten?) und weisen den Weg durch manchmal unwegsames Terrain. Worauf es in der Kooperation zwischen Pflegekinderdienst und den Familien ankommt, veranschaulichen ausführliche Fallbeispiele.
Die Autorinnen arbeiten gemeinsam in der Vermittlung, Begleitung und Beratung von Pflege- und Adoptivkindern und ihren Familien.
Wie gehen professionelle Berater und Therapeutinnen in der Begegnung mit dem Fremden um? Neugierde, Verstehen und Empathie bestimmen auch hier gelingende Beziehungen. Die Autorinnen und Autoren erzählen aus eigener Erfahrung im Projekt Kulturendialog, wie sich psychosoziale Fachkräfte den Problemen von Geflüchteten alltags- und begegnungsbezogen sowie professionell und kultursensitiv nähern können. Es geht immer auch um die persönliche Auseinandersetzung mit den uns und dem in uns Fremden. Anhand guter Kulturdialoge wird sichtbar, wie professionelles Handeln funktionieren kann. Dieses praxisorientierte Buch führt Professionelle darin ein, wie man Vorurteile transformiert, etwa indem der Weg des Suchens wichtiger wird als das Gefundene; wie die Selbstreflexion zur Differenzierung des Fremden und zur Humanisierung der Begegnung führt. Last, not least wird die Vergleichbarkeit von Genderaspekten im Mehrkulturellen hinterfragt.
Wie sieht der Pflegenotstand in der Praxis aus, unter welchen Bedingungen arbeiten Pflegekräfte? Wie entwickelt sich die Pflege zum lukrativen Geschäft für internationale Konzerne? Borghild Wicke-Schuldt hat brisantes Zahlenmaterial zur demografischen Entwicklung, zu den Auswirkungen des Pflegenotstandes und zur Pflegewirtschaft zusammengestellt. Angehörige und Pflegekräfte erhalten wertvolle Informationen zu Multimorbidität, Demenz und den Folgen einer Kriegskindheit im Alter. Die Autorin gibt Einblicke, wie sich Einrichtungsleitungen der gesellschaftlichen Herausforderung stellen und ihren Bewohnern, deren Angehörigen sowie den Pflegekräften und allen Mitarbeitern gerecht werden können. Fallgeschichten geben praktische Anregungen.
Sich in Verbänden zu organisieren, gilt gemeinhin nicht als »sexy«. Dass Verbände und die Arbeit in ihnen nicht langweilig und statisch sein müssen, zeigen die drei Autoren anhand der dynamischen Geschichte der DGSF, eines großen systemischen Fachverbandes. Aus der Perspektive dreier ehemaliger Vorsitzender desselben Verbandes analysieren Jochen Schweitzer, Wilhelm Rotthaus und Björn Enno Hermans, wie ihr Verband »tickt«.
Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) ist ein reales Fallbeispiel inspirierender und erfolgreicher Verbandsentwicklung. Wer sich mit anderen zusammenschließen will, um über die Grenzen des eigenen Arbeitsplatzes oder der eigenen Region hinaus Unerwartetes, aber Wünschenswertes möglich zu machen, findet in diesem Buch zahlreiche Anregungen. Wie ringt man um einen gemeinsamen Identitätskern des Anliegens? Wie kann ein »fraktaler« Verband viele neue Mitglieder rasch integrieren? Wie können Mitglieder aktiv und wirksam werden? Dies sind nur einige Fragen, zu denen die Autoren Antworten liefern. Sie zeigen aber auch, wie Vorstände ihre Passung prüfen, zusammenwachsen und flott arbeiten können, Mitgliederversammlungen mit atmosphärischer Intelligenz attraktiv werden und widersprüchliche Interessenlagen einer sehr vielfältigen Mitgliedschaft ausbalanciert werden können. Berater und Aktivistinnen anderer Verbände erhalten zahlreiche anschauliche Anregungen für ihre Arbeit.
Sollte man in der Therapie wirklich über sexuelle Fantasien sprechen? Wozu? Überall begegnen uns Vorstellungen von Sexualität, erst durch Bedeutungsaufladung wird Sex interessant oder auch problematisch. Seien es Schwierigkeiten im Zusammenhang mit sexuellen Funktionen, Pornokonsum, der Sexualpräferenz, Affären, Differenzen im sexuellen Begehren – individuelle und Paarkonflikte sind gekennzeichnet durch Bewertungen des Fantasielebens als »zu wenig«, »zu viel« oder »falsch«.
Sexuelle Fantasien bieten einen sehr direkten Zugang zur Erotik der schöpferischen Person und damit der Person zu sich selbst. Mit ihnen können Konfliktbeschreibungen therapeutisch kontextualisiert und als Marker für einen Entwicklungsübergang der Person oder des Paares gerahmt werden. In der Therapie kann es gelingen, je nach Ausgangssituation Fantasien neu zu entwickeln, auf die darin enthaltenen sexuellen oder Grundbedürfnisse hin zu explorieren, sie als Teil des Selbst zu integrieren und möglicherweise so umzugestalten, dass sie zum neuen Systemzustand passend und nährend erlebt werden. In der Therapie thematisiert, bieten sexuelle Fantasien die Chance, sie als kreative Problemlösungsfigur für die Erotik und weit darüber hinaus einzusetzen.
Schulleiterinnen und -leiter sitzen zwischen allen Stühlen. Der Arbeitsalltag ist geprägt von hohem Arbeitstempo und vielen Unterbrechungen. Im Bemühen, trotz Lehrermangels, geringen Ressourcen und hohem Erwartungsdruck, die Schule gut und engagiert führen zu wollen, überschreiten Leitungspersonen oft ihre Belastungsgrenze. Basierend auf realen Praxisbeispielen, zeigt Günter Engel, selbst erfahrener Schulleiter und systemischer Berater, wie mit achtsamer Selbstführung und systemischen Kompetenzen elegante Lösungen und ein inneres Gleichgewicht im Führungshandeln gefunden werden können. Theoretisches und praktisches Wissen im Umgang mit Konflikten, Zwickmühlen und anderen emotional Schwierigen Konstellationen geben den Leserinnen und Lesern Handlungsmöglichkeiten an die Hand und einen realen Einblick in die täglichen Herausforderungen von Schulleitern und -leiterinnen. Die Umsetzung der beschriebenen Werkzeuge führt zu mehr Gelassenheit und höheren Präsenz im komplexen Berufsfeld Schule.
In der heutigen Zeit bringen es berufliche Mobilität, Freizügigkeit, Flucht und Wanderungen mit sich, dass Menschen mit unterschiedlichen Werten, religiösen Einstellungen, Bräuchen, Erziehungsvorstellungen und Erwartungen zusammen leben, lieben und arbeiten. Diese Vielfalt bedeutet Herausforderungen auf allen Seiten. Eine gelungene interkulturelle Beratung ist getragen von Respekt, Kooperationsbereitschaft, Gleichwertigkeit und Gewaltlosigkeit. Anhand vieler Fallbeispiele zeigt Angela Eberding, wie das Spektrum von Methoden, Handlungsräumen und Problemlösestrategien sowohl für einheimische Professionelle wie für Ratsuchende mit mehr als nur einer kulturellen Wurzel erweitert werden kann. Auf Basis des Konzepts der Neuen Autorität und des Gewaltlosen Widerstandes gibt sie Empfehlungen für professionelles Vorgehen und die Berücksichtigung unterschiedlicher kultureller Werte.
Im Kontext Schule gibt es eine große Bandbreite herausfordernder Situationen für Schülerinnen und Schüler. Sie reichen von nachlassender Leistung und Schwierigkeiten in der Lern- und Arbeitsorganisation über Unkonzentriertheit und Unwohlsein bis hin zur Schulverweigerung. Wird die schulische Problematik als personale Eigenschaft des Schülers/der Schülerin gesehen, entsteht neben einem Teufelskreis bei den Betroffenen das Gefühl, im Hamsterrad gefangen zu sein. Eine ressourcen- und lösungsorientierte Sichtweise auf Schulprobleme, die die sozialen Kontexte der beteiligten Personen (Eltern, Schüler/-in, Lehrkraft) und deren Beziehungsebenen untereinander berücksichtigt, verteilt die Verantwortung auf mehrere Schultern und eröffnet neue Wege bei der Lösungsfindung. Wie systemisch Beratende die Kommunikation und Kooperation des Dreiecks aus Eltern, Schüler/-in und Lehrkraft durch das Bereitstellen eines sicheren Rahmens stärken und alle Beteiligten auf dem Weg zu gemeinsamen Lösungen begleiten kann, zeigt Benedikt Joos anschaulich und praxisnah.
Die Psychosomatische Medizin und Psychotherapie existiert als eigenes Fachgebiet seit 2003. Akutkliniken mit diesem Schwerpunkt, die nicht Teil einer psychiatrischen Einrichtung sind, etablierten sich in der Folgezeit erst allmählich. Detaillierte Beschreibungen über die spezifische Vorgehensweise und die sich daraus ableitenden Abläufe in einer solchen Klinik gibt es bisher kaum. Wolfgang Hagemann schafft hier Abhilfe. Er stellt das Konzept der »Begegnungsmedizin« vor, das seit zwanzig Jahren in der von ihm gegründeten psychosomatischen Klinik erfolgreich angewendet wird. In dem integrativen Behandlungskonzept steht die therapeutische Gemeinschaft im Mittelpunkt: der Aufbau von Selbstwert steigernden und Autonomie fördernden Begegnungen mit allen Menschen innerhalb der Gemeinschaft. Begegnungen zu Patientinnen und Patienten werden in einer Weise geführt, dass Beziehungen wieder emotional tragend werden, dass in den primär bedeutsamen innerfamiliären und engen Freundesbeziehungen ein intimer Dialog wieder gelingt, die primären Bedürfnisse befriedigt werden und die individuelle Lebensfreude wächst. Hierfür sind eine systemische Haltung in der Klinikleitung wie auch ein systemisches Krankheitsverständnis unerlässlich. Zahlreiche Fallbeispiele illustrieren das vorgestellte Konzept.
Jan V. Wirth und Heiko Kleve plädieren dafür, Lebensführung in den Fokus des professionellen Handelns von Beratung und Therapie zu nehmen. Als Schnittpunkt sozialer und individueller Vorstellungen bietet das Thema Lebensführung den Vorteil, voreilige Zuschreibungen zu verhindern. Probleme der Lebensführung sind in erster Linie diffus, miteinander verknotet oder vermengt. Um sie auf eine sinnstiftende und kreative Weise zu ordnen und zu bearbeiten, vermitteln die Autoren Einsichten, Möglichkeiten des Herangehens und verschiedene Instrumente aus dem Bereich der postmodernen Beratung, aus Gesprächsführung, Therapie und Coaching. Handlungsleitend wirkt die grundlegende Überzeugung, jedes Leben positiv verändern und gestalten zu können. Das Buch vereint in praktischer Zielsetzung philosophische, soziologische und praxisbewährte systemische Verfahren und Tools.
Um den Ruf des Scheiterns war es bereits schlechter bestellt. Schließlich ist es eine, wenn nicht die Chance zu lernen und damit nicht selten die Grundlage für zukünftigen Erfolg. Folglich feiern Metropolen und Konzerne heute »Fuckup Nights«, wo geteilter Misserfolg mit Applaus belohnt wird. Doch wer sich selbst als gescheitert sieht, dem ist das ein schwacher Trost.
Im Erleben beginnt Scheitern dort, wo »Versuch macht klug« und »Das passiert doch jedem mal« aufhören. Wir fühlen uns in den Grundfesten unseres Selbstbildes hinterfragt. Der Zweifel hält das, was von uns übrig geblieben ist, fest in seiner Hand. Auch wenn wir wissen, dass das »zum Leben dazugehört« und dass es »jedem mal passieren kann«, gelingt es uns nicht, es uns selbst zu erlauben. Gelungenes Scheitern bedeutet, sich selbst anzunehmen, wo man sich zuvor abgelehnt hat. Zwischen Ablehnung und Annahme vergeht meist Zeit. Das ist an sich trivial, die Bewältigung dieses Zeitraumes ist es für die Betroffenen meist nicht.
Mirko Zwack inspiriert in diesem Buch mit Theorie, Fallillustrationen und konkreten Methoden, die allesamt dazu beitragen, Klientinnen und Klienten dabei zu unterstützen, ihren Weg von der Selbstablehnung zu der Annahme ihrer selbst zu finden.
Das familiäre Leben, Lieben, Arbeiten findet im 21. Jahrhundert global und digital vernetzt statt. Diesen Entwicklungen können sich systemisch Beratende und Therapeutinnen und Therapeuten nicht entziehen – ob sie sie befürworten oder nicht.
Heutzutage teilen sich Familien nicht mehr automatisch einen Haushalt, eine Nationalität oder eine Identität. Neuere Formen familiären Lebens sind weniger an eine einzelne Lokalität gebunden. Durch digitale Medien können wichtige Lebensentscheidungen über Länder und Kontinente hinweg gemeinsam getroffen werden. Mobilität und Migration sind nicht mehr notwendigerweise auf Dauer angelegt und der Begriff der Akkulturation ist neu zu bestimmen, wenn er nicht ideologisch werden soll. Was bedeuten diese Veränderungen der familiären Mobilität und Mediatisierung für systemische Beratung und Therapie? Welche möglichen blinden Flecke sollten bei der Arbeit mit mono- und transnationalen Familien beleuchtet werden? Gelingt es dabei, eine kosmopolitische Haltung einzunehmen und damit nicht nur hilfreich, sondern auch politisch zu werden? Dieser und weiteren Fragen geht Maria Borcsa nach.
Wenn es um die Beeinträchtigung von Gesundheit, Natur oder das persönliche Lebensumfeld geht, melden sich Menschen oft lautstark zu Wort. Entscheidend ist dann der Dialog – auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene.
Über Konflikte im öffentlichen Raum entscheiden Politik, Verwaltung und Gerichte. Damit der Weg bis zur Entscheidung keine verbrannte Erde hinterlässt, ist Dialog wichtig. Drei »Dialogbegleiter« im öffentlichen Raum geben in diesem Band Einblicke in ihre Praxis – im Dorf, in der Region und auf nationaler Ebene. Sie beschreiben, welche Konfliktdynamiken und systemische Lösungsansätze bei öffentlichen Konflikten beachtet werden sollten. Sie stellen ihre Werkzeuge vor, reflektieren ihre Haltung und benennen offene Fragen, denn Beteiligung bedeutet nicht, dass nur die Lautesten zu Wort kommen, es muss möglichst allen Beteiligten und allen Perspektiven Raum gegeben werden, um gemeinsam eine gute Lösung zu finden. Politik und alle andere Beteiligten müssen die Belange und Argumente der Gegenseite genauso kennen wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen, dann kann man auch mit Entscheidungen leben, die anders sind, als man es sich erhofft hat.
Ohne Hierarchien in kollektiv geführten Organisationen zu arbeiten, wird immer beliebter. Was für Vorteile bietet das? Was für Fallstricke sind zu beachten? Dieser Leitfaden für kleinere kollektiv geführte Organisationen gibt Orientierung zu Fragen der Führung und Steuerung, Gestaltung von Abläufen, Entscheidungsfindung und vielem mehr.
Auf Augenhöhe und in gemeinsam getragener Verantwortung zusammenzuarbeiten, erleben Mitglieder in Kollektiven als besonders bereichernd – für sich persönlich wie für die Qualität ihrer Dienstleistungen oder ihrer Produkte. Hierarchiefreie Kooperation hat aber auch ihre Tücken. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele aus kleineren Organisationen beschreiben Andrea Rohrberg und Dorothea Herrmann, welche Besonderheiten und Fragen sich bei der Steuerung von Abläufen, in Situationen der Führung sowie bei der Ausgestaltung einzelner Rollen ergeben. Sie beleuchten den besonderen Umgang mit Unterschieden ebenso wie die Gestaltung von Entscheidungsprozessen und Schnittstellen zum Umfeld des Kollektivs. Die Autorinnen laden dazu ein, ein neues Verhältnis zu Macht und Führung aufzubauen, und regen zum Nachdenken über die eigene Organisation an. Zahlreiche Tipps für die Praxis machen diesen Leitfaden zu einem nützlichen Begleiter für den kollektiven Alltag.
Frühe Hilfen sind als wichtige Ergänzung der Kinder- und Jugendhilfe aus der aktuellen Hilfe-Landschaft nicht mehr wegzudenken. Andreas Eickhorst zeigt knapp, aktuell und übergreifend, welche systemischen Grundlagen und Methoden in den Frühen Hilfen eingesetzt werden können, und benennt anschlussfähige Arbeitsfelder. Auch Reibungspunkte kommen zur Sprache, handelt es sich bei den Situationen der Frühen Hilfe doch oftmals um eher ambivalente Beziehungen, da bestimmte Punkte – wie etwa das Präventionsdilemma oder auch die tatsächliche Freiwilligkeit der Teilnahme von Familien – noch ungeklärt sind. Es gibt bei den Frühen Hilfen ein riesiges Potenzial, das es auszuschöpfen gilt, bei gleichzeitig ungeklärten Problemen und Unschärfen.
Inwiefern kann Beratung eine Rolle bei der Humanisierung von Arbeitswelten spielen? Indem Beratung als Profession Haltung, Beharrlichkeit und Solidarität in den Mittelpunkt stellt, so Carsten Hennig. Beratende müssen in der Lage sein, die eigenen Verwicklungen mit ökonomischen, sozialen, politischen und historischen Kontextfaktoren zu erkennen, zu reflektieren und für den Beratungsprozess nutzbar zu machen. Wie lassen sich Wirtschaftlichkeit und Mitmenschlichkeit angemessen miteinander vereinbaren? Beratende können einen entsprechenden Austausch im gesellschaftlichen Diskurs fördern und einen solidarischen Umgang mit den zeitgenössischen Herausforderungen der Arbeitswelt vorleben. Insbesondere heißt das:
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Herausforderungen und Widersprüche benennen,
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unterschiedliche Perspektiven nachvollziehbar machen,
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bei Kompromissen allseitige Verbindlichkeit einfordern,
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Handlungsnotwendigkeiten einfordern,
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Raum für Solidarität schaffen.
Wie das gelingen kann, beschreibt Carsten Hennig mit einem Appell für die Liebe zur Sisyphosarbeit. Es gilt, den Versuchungen vermeintlich schneller Lösungen zu widerstehen, um mit Beharrlichkeit, Nachsicht und Geduld die Arbeitswelt gemeinsam zu humanisieren.
Eine Familie, bei der mindestens ein Elternteil ein Kind aus einer früheren Beziehung miteingebracht hat, bezeichnet man als Patchworkfamilie. Das Patchwork – das Flickwerk – steht für die zufällige Anordnung von Beziehungen nach dem Bruch der elterlichen Partnerschaft. Die Trennung bringt ein Kaleidoskop an Veränderung mit sich: neue Bindungen zu biologischen Kindern, Stief- und Halbgeschwistern und hinzukommenden Partnern entstehen. Manche Eltern und Kinder bleiben allein.
Wie kann nach der Trennung der übergang in die neue Lebenssituation für Erwachsene und Kinder beraterisch optimal begleitet werden? Die systemische Haltung, die eine zirkuläre Betrachtung von Kommunikation voraussetzt, ist besonders geeignet, um das Gelingen professionell zu unterstützen. Dafür muss der Gesamtkontext im Auge behalten werden. An der Konstruktion des gelingenden Patchworks sind die Ex-Partner, mögliche neue Partner und alle vorhandenen Kinder beteiligt. Auch die professionelle Umwelt (Jugendamt, Familiengericht, Schule, Mediation, Therapie) rahmt die problematische Kommunikation der Betroffenen. Die professionelle Haltung verlangt die emotionale Perspektivenübernahme für alle Mitglieder im Patchwork. Die gemeinsam erarbeiteten Veränderungsvorschläge werden auf ihre Machbarkeit überprüft. Pragmatisch optimiertes Vorgehen und die zähe Verhandlung von Alternativen sind der permanenten Einladung zur emotionalen Verstrickung mit Einzelnen entgegenzustellen.
Das Patchwork funktioniert nur, wenn die Kränkung aus dem Bruch verarbeitet und gute Erinnerungen in ein neues Leben integriert wurden. Die dafür notwendige Zeit ist nicht für alle gleich. Therapeutinnen und Therapeuten helfen die Zeit angemessen zu verwalten.
Was haben Roadmaps, Heldenreisen und Saftpressen mit Veränderungsprozessen in Organisationen zu tun? Sie können der Schlüssel zum erfolgreichen Wandel sein, zeigt Ute Clement in diesem theoretisch fundierten wie unterhaltsamen Band. Er führt ein in die zentralen Konzepte der systemischen Organisationstheorie und stellt die Herangehensweisen und Methoden vor, die sich in Ute Clements 25-jähriger Erfahrung als Change-Beraterin bewährt haben.
In einer Welt in Bewegung, der Globalisierung und Internationalisierung hängt Unternehmenserfolg immer stärker von der Fähigkeit ab, Veränderungen von Prozessen, Strukturen und der strategischen Ausrichtung aktiv gestalten zu können. Dass Wandel in Organisationen auch Spaß machen und Chancen für alle Beteiligten bieten kann, betont die Autorin. Dafür braucht es den Entwurf einer Change-Architektur, die, nach systemischem Ansatz, sowohl die persönliche als auch die organisationale Ebene einbezieht. Dabei ist das Ziel stets ein »Change zweiter Ordnung«, das Erlernen eines offenen, situativen Umgangs mit Wandel für die Zukunft, der im Mindset der involvierten Personen und in der Organisationsstruktur selbst stattfindet. Ein geeignetes Werkzeug, um den Schritt in die Gestaltung einer neuen gemeinsamen Zukunft zu ermöglichen, sind innovative narrative Konzepte, die im zweiten Teil des Buches erläutert werden. Zwei Fallgeschichten veranschaulichen die Herangehensweise.
Das Ansteigen der durchschnittlichen Lebenserwartung konfrontiert immer mehr Menschen mit der Diagnose Demenz. Das stellt Angehörige und Betroffene gleichermaßen vor neue Aufgaben. Die degenerative Erkrankung verlangt nach Verständnis und Geduld, denn das Leben von und mit demenzbetroffenen Menschen ist mit vielfältigen, komplexen und schwierigen Herausforderungen verbunden. Das betrifft in besonderer Weise diejenigen, die in Liebes- oder Arbeitsbeziehungen mit ihnen verbunden sind. Christian Hawellek und Ursula Becker beschreiben, wie die videobasierte Marte-Meo-Methode auf konkrete und wertschätzende Weise Handlungsoptionen aufzeigen kann, die helfen, den alltäglichen Umgang mit demenzbetroffenen Personen respekt- und würdevoll zu gestalten.
Der multidimensionale Hilfebedarf wohnungsloser Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen lässt in der Beratung schnell die Frage aufkommen „Wo fängt man an?“. Marion Ludwig gibt kompetente und praxisnahe Antworten. Sie zeigt auf, wie die systemische Haltung einen adäquaten Umgang nicht nur mit der oftmals einhergehenden Problematik der Exklusion leistet.
Fachpersonen, die wohnungslose Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen beraten und unterstützen, benötigen in diesen Arbeitskontexten spezielle Kompetenzen und adäquate Handlungsansätze. Marion Ludwig erläutert den Aspekt der Wohnungslosigkeit und Begriffe wie Wohnungsnotfall, Exklusion, psychische Störung und Behinderung und ergänzt sie um einen systemischen Blickwinkel.
Das Buch gibt Einblicke in Lebensgeschichten von Menschen, die „von vorn beginnen“. Fallbeispiele veranschaulichen eine systemische Arbeitsweise, die den Fokus auf das Empowerment der Klienten legt. Rechtliche Grundlagen und organisatorische Rahmenbedingungen der Eingliederungshilfe werden praktisch erläutert, ebenso wie Methoden, um Verhaltensweisen und Kommunikationsstrukturen von Klienten zu reflektieren. Die Lesenden erfahren etwas über die Bedeutung von Frustration, Selbstvorwürfen und Depression im Kontext finanzieller Abhängigkeit, wie auch über die Notwendigkeit einer kontextbezogenen Ressourcenorientierung. Welche Bedingungen Erfolg versprechend sind und der Exklusion der Klienten entgegenwirken, führt die Autorin ebenso auf wie die Chancen, die die systemische Körperpsychotherapie im Rahmen einer längerfristigen Begleitung von wohnungslosen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen bietet, zurück.
Wie werde ich eine kompetente, systemisch handelnde Fachkraft? Es gibt unendlich viele und im Detail unterschiedliche Lern- und Bildungswege. Trotzdem ist das Beratungslernen an Voraussetzungen, Gelingensfaktoren und bestimmte Entwicklungsgesetze gebunden. Über die gezielte Herstellung und den Einsatz solcher Voraussetzungen und Gelingensfaktoren – in der Sozialwissenschaft als Professionalisierung bezeichnet – berichtet Marc Weinhardt. Die Lesenden werden angeregt, ihren eigenen Lern- und Bildungsprozess in den Blick zu nehmen und das eigene Lernen zum Fall zu machen. Wie das geht, illustrieren drei Fallbeispiele. Sie zeigen typische Situationen, in die beratende Fachkräfte in ihrer Funktion als Lerner und Lernerinnen systemischer Beratung geraten können, und was ihnen dann hilft, an Souveränität zu gewinnen. Denn oftmals sind Klientinnen und Klienten eine viel größere Intervention für die Beratenden als umgekehrt.
Medien und Internet sind in der heutigen Zeit allgegenwärtig und verändern auch die Kommunikation in Familien nachhaltig. Was bedeutet das? Manche Entwicklungen nutzen Eltern und Kinder gern, oft fühlen sie sich aber auch durch den rasanten Wandel der Digitalisierung überfordert. Dies muss in der Beratungspraxis berücksichtigt werden. Suchen Familien Beratung auf, ist es wichtig, dass die Beratenden mit den relevanten Themen rund um die Mediatisierung und mit passenden Methoden und Interventionen vertraut sind. Wie das gelingt, zeigt Joachim Wenzel.
Er demonstriert exemplarisch anhand von Beratungsprozessen mit Familien, wie systemische Beratung die damit einhergehenden Fragen professionell aufgreifen kann. Dabei gilt es für Beratende eine wohlwollend-interessierte und zugleich hinterfragende Haltung zu den Phänomenen zu entwickeln und die Klienten darin zu unterstützen, sich von den Entwicklungen nicht »überrollen« zu lassen, sondern mitzugestalten. Der Band gibt einen Überblick über die entscheidenden Aspekte und stößt eine fachliche Auseinandersetzung an. Fallbeispiele veranschaulichen den geänderten Medienalltag von Familien (z. B. die allgegenwärtige Smartphone-Kommunikation). Mögliche Risiken (wie medienbedingte Kommunikationsstörungen, Cyber-Mobbing, Internetspielsucht) und Chancen durch Medien (neue Lern- und Informationsmöglichkeiten, Online-Interventionen, niedrigschwellige Erreichbarkeit durch Onlineberatung) werden überblicksartig aufgezeigt und diskutiert. Weiterführende zielgruppenspezifische Ressourcen (Internetlinks, Literatur, Studien), die von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Fachkräften genutzt werden können, laden zur aktiven Auseinandersetzung mit den Medienentwicklungen ein.
Präsenz und Gewaltlosigkeit sind die zentralen Begriffe des besonderen Beratungsansatzes für Eltern von Kindern mit Auffälligkeiten, in den Barbara Ollefs kompakt und anschaulich einführt.
Präsenz – im ursprünglichen Wortsinn verstanden als „Anwesenheit“ im Leben eines Kindes – kann verloren gehen, wenn Kinder bzw. Jugendliche im besonderen Maße Auffälligkeiten wie aggressives, oppositionelles oder starkes Rückzugsverhalten zeigen. Damit verbunden sind häufig heftige Auseinandersetzungen zwischen Erwachsenen und Kindern oder Jugendlichen, die so stark eskalieren, dass sie Ohnmacht, Hilflosigkeit und Ängste bei den Eltern auslösen können. Der gewaltlose Widerstand in der Erziehung beschreibt einen Weg, der zwischen „Eskalation“ und „Nachgeben“ verläuft: Die Methoden, wie: Ankündigung, Protest, Deseskalation, Aktivierung sozialer Unterstützung und Beziehungsgesten, ermöglichen, dass Eltern eine präsentere Haltung zum Kind einzunehmen, auch wenn die Verhaltensprobleme sehr ausgeprägt sind. Insbesondere die soziale Unterstützung von Eltern ist in diesem Ansatz von Bedeutung, ist sie mit den Grundgedanken des gewaltlosen Widerstands untrennbar verbunden. Denn wer keine Unterstützung hat, dessen Präsenz ist fragil, er/sie kann sich nicht mit Entschiedenheit für seine Position einsetzen. Dagegen können Eltern, die sich unterstützt fühlen, eine Haltung von Anwesenheit im Leben ihrer Kinder entwickeln, die auf Gewaltlosigkeit und Beziehung setzt.
Der Ansatz des gewaltlosen Widerstandes stellt das elterliche Präsenzerleben in den Mittelpunkt und macht Eltern weniger abhängig vom Verhalten ihres Kindes, ohne die kindliche Entwicklung aus dem Blick zu verlieren. Die Erfahrungen mit dem Ansatz zeigen, dass die elterliche Präsenz verbessert wird und Kinder und Jugendliche langfristig, mithilfe einer neuen elterlichen Rahmung, ihr Verhalten ändern können.
Existenzielle Verluste fordern Familien und Bezugssysteme besonders heraus. Nicht immer hat man als Professionelle/-r im Berufsalltag die Zeit, sich ausführlich auf solche Situationen in Therapie und Beratung vorzubereiten. Dann hilft der Band von Petra Rechenberg-Winter. Kompakt und kompetent verknüpft sie Erkenntnisse der Trauerforschung mit entsprechend methodischen Zugängen. Die klare Struktur und die anschaulichen Fallgeschichten eröffnen einen leichten Zugang zum theoretischen Hintergrund und dessen konkrete Bedeutung für die Praxis. Die Lesenden bekommen erprobte Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt, mit denen systemische Beratung in Wendezeiten gelingt. Literaturhinweise und Materialien geben Impulse und runden den Band ab.
Der Bezug von Hartz IV verändert Menschen und ihr Leben auf einschneidende Art und Weise. Mitte 2016 lag der Anteil der Hartz-IV-Empfänger an der Bevölkerung bundesweit bei 7,7 Prozent.
Fachpersonen, die Hartz-IV-Empfänger unterstützen, benötigen eine fundierte Expertise über diesen Arbeitskontext und passende Handlungsansätze für ihren professionellen Umgang. Tanja Kuhnert gibt einen Überblick über die rechtlichen, gesellschaftlichen und psycho-sozialen Herausforderungen in diesem Kontext. Sie zeigt den Kontakt zum Job Center, mit den damit verbundenen Regelungen, Vorgaben und Erwartungen auf und diskutiert ihn hinsichtlich der Konsequenzen für Leistungsbeziehende und ihr Lebenssystem (Familie, Partnerschaft).
Aber auch die Bedeutung von Schamerleben sowie die Trauer über sich verändernde Lebensentwürfe müssen in der systemischen Beratung von Hartz-IV-Beziehenden berücksichtigt werden. Aus ihrer Berufspraxis schildert Tanja Kuhnert die Lebensrealität von Leistungsbeziehenden mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten sowie die jeweilige Bedeutung für systemische Begleitung und Beratung. Sie benennt hilfreiche Methoden und systemische Grundprinzipien, und plädiert dafür, dass auch Systemiker/-innen sich politisch positionieren und einmischen. Sie fordert von den Fachpersonen, ihr Wissen über die Auswirkungen von Ungleichheit in Gesellschaftssystem einzusetzen und sich als Partner/-innen zur Entwicklung von gesellschaftlichen Veränderungs- und Lösungsansätzen zur Verfügung zu stellen.
Der berufliche Alltag stellt Menschen aller Hierarchieebenen immer wieder vor schwere Entscheidungen und unlösbare Aufträge. Aufgaben sind in kürzester Zeit zu erledigen – natürlich ohne Abstriche an der Qualität: das Privatleben ruft nach Begrenzung der Arbeit, die Einhaltung der Deadline verlangt hingegen weitere Überstunden. Komplexen Fällen stehen knappe Ressourcen gegenüber: das, was es bräuchte, um dem eigenen Anspruch oder äußeren Zielvorgaben gerecht zu werden, ist einfach nicht vorhanden. Unvorbereitet mündet die Konfrontation mit derlei Zwickmühlen häufig in Zynismus, Schuldgefühle, Lähmung oder Frustration.
Basierend auf zahlreichen Fallbeispielen bietet das Buch Navigationshilfe durch den Dschungel beruflicher Dilemmata. Warum sind Zwickmühlen im Berufsalltag so häufig? Zu welchen individuellen und zwischenmenschlichen Dynamiken laden sie ein? Wie lassen sich Selbstwirksamkeit und Sinnerleben angesichts geringer Spielräume erhalten? Für diese Fragen bieten Julika Zwack und Ulrike Bossmann Beratern wie Betroffenen Interventionen und Haltungen an, die dabei helfen, auch in Zwickmühlen das Gefühl von Handlungsfähigkeit und Stimmigkeit aufrechtzuerhalten. Auch wenn Dilemmata nicht gänzlich auflösbar sind, können Ohnmacht und Ratlosigkeit in verantwortete Entscheidungen überführt werden.