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Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft

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Book 2014
Volume 214 in this series
In this volume the author studies the rise and development of the German social state up to 1914 in a European context. She asks what the conditions were that led to the development of a social democracy, the actual administrative practices and the fundamental repercussions for the nation of installing social insurance. She also touches on the particular situation of women and the role of healthcare politics. This study show that the German social state was an outgrowth of the existing social practices, and that its rise was part of an overall development throughout Europe.
Book 2025
Volume Band 252 in this series
Der Fachterminus „Feudalismus“ ist aus den (deutschsprachigen) mediävistischen Publikationen verschwunden. Dies dürfte mit seiner bislang noch nicht aufgearbeiteten eigenen Vergangenheit zusammenhängen, welche man als Sonderfall einer vergessenen Geschichte begreifen könnte: Als wesentliches Theorem des „Historischen Materialismus“ ist der Feudalismus mit der Hypothek belastet, genuiner Teil der Geschichtswissenschaft der DDR gewesen zu sein, und im Gefolge dieser abgewickelt worden. Auf der Grundlage von umfangreichen, bislang nicht ausgewerteten Quellenbeständen untersucht Simon Groth erstmals ausführlich die Mittelalterforschung in der DDR und zeichnet hierbei die verflochtenen und wechselhaften ostdeutschen Feudalismusdiskussionen nach, um deren Platz in der Wissenschaftsgeschichte der (deutschsprachigen) Mediävistik zu bestimmen. An der Schnittstelle von Mediävistik, Zeitgeschichte und Wissenschaftsgeschichte positioniert, bietet die Arbeit im Ergebnis eine breite, alle drei Bereiche umfassende Anschlussfähigkeit.
Book 2025
Volume Band 251 in this series
Dieser Band enthält 18 Aufsätze von Jakob Tanner, welche Dynamiken und Widersprüche moderner Gesellschaften im langen 20. Jahrhundert aus unterschiedlichen Perspektiven erhellen. Ein thematischer Schwerpunkt befasst sich dabei mit Transformationen des Kapitalismus und mit dem Funktionsmodus von Märkten. Fragestellungen der historischen Anthropologie werden in den beiden Themenkomplexen „Konsum und Ernährung“ sowie „Körper, Physiologie, Emotionen“ aufgegriffen. Ein weiteres Hauptaugenmerk ist die Schweiz, deren transnational verflochtene Volkswirtschaft das territorial kleine Staatswesen mit globalen und europäischen Problemlagen konfrontiert. Der abschließende Schwerpunkt „Trends und Umbrüche“ wirft Streiflichter auf spektakuläre Episoden, turbulente Deutungskämpfe und unmerkliche Standardisierungsvorgänge. In allen Beiträgen geht es um eine Kulturgeschichte des Sozialen, welche die Machtstrukturen und die Medienensembles der ambivalenten Moderne auslotet und dabei die materielle Kultur sowie die Körperlichkeit der Menschen im Blick hat.
Book 2023
Volume Band 250 in this series
›Heimat‹ gilt gemeinhin als bürgerlich-konservativ. Doch auch die Sozialdemokratie bezog sich positiv auf den Begriff. Ihr Begriffsverständnis changierte zwischen einem universalistischen Zukunftsversprechen und einer herkunftsbezogenen Orientierung an Region und Nation. Die Studie untersucht sozialistische Heimat-Konzepte im späten Kaiserreich und in der Weimarer Republik erstmals systematisch. Sie leistet so nicht nur einen innovativen Beitrag zur Labour History, sondern trägt wesentlich zu einer geschichtswissenschaftlichen Neubewertung des gesamtgesellschaftlichen Heimat-Diskurses im Untersuchungszeitraum bei.
Book 2023
Volume Band 249 in this series
Dichte Migrationsbewegungen und eine hohe innerstädtische Mobilität führten in Berlin und Prag im späten 19. Jahrhundert zu Wahrnehmungen von Unübersichtlichkeit und Überforderung. Felizitas Schaub untersucht mit einem praxisorientierten Ansatz, wie die Verwaltungen und Bevölkerungen die Mobilität verhandelten und welche Lernprozesse, aber auch Strategien des Ausschlusses dadurch in Gang gesetzt wurden. Im Fokus der Untersuchung steht die Frage, wie sich Migranten und Migrantinnen organisierten, um ein gewisses Maß an Stabilität und lebensweltlicher Kontinuität zu schaffen. Welche Formen von Vergemeinschaftung in diesem Prozess entstanden, wird unter anderem an einem Netzwerk zwischen chinesischen Wanderhändlern und deutschen Vermietern veranschaulicht, das exemplarisch aufzeigt, wie kreativ die »Stadtnomaden« mit restriktiven Bedingungen umgingen.
Book 2023
Volume Band 248 in this series
Die Sozialpolitik des Habsburgerreiches galt lange Zeit als rückständig, und seine Nachfolgestaaten werden als Beginn des modernen Wohlfahrtsstaates angesehen. Die Studie untersucht, wie Sozialpolitik bereits zuvor zu einem zentralen Politikfeld aufstieg. Dabei nimmt sie erstmals die Militärfürsorge, die Sozialversicherung in der österreichischen Reichshälfte und die Fürsorge für Kriegsversehrte während des Ersten Weltkrieges in den Blick und zeigt Kontinuitäten auf. Gerade der Bedeutungsgewinn der Sozialpolitik führte zu neuen Erwartungshaltungen an den Staat. Thomas Süsler-Rohringer rekonstruiert, wie diese Eigendynamik von Sozialpolitik gemeinsam mit Krisen und den Konfliktlagen der Doppelmonarchie dazu beitrug, dass zahlreiche Reformvorhaben scheiterten. Er legt jedoch ebenso offen, dass sich Sozialpolitik in bisher wenig beachteter Weise trotzdem weiterentwickelte.
Book Open Access 2023
Volume Band 247 in this series
Hungerstreiks gehören zu den bedeutendsten Protestformen der Gegenwart. Das Buch untersucht ihre »Erfindung« und Etablierung in den USA in transnationaler Perspektive. Eng an den Akteur:innen und ihren Lebenswelten orientiert, rekonstruiert es die verschlungenen und konflikthaften Aneignungsprozesse und Debatten über Hungerstreiks als soziale Praxis von ihrer Erfindung im späten 19. Jahrhundert bis zur Rezeption Gandhis im Kampf gegen die rassistische Segregation. Maximilian Buschmann zeigt auf, dass es in Hungerstreiks sowohl um eine Politik des Körpers und der Anerkennung als auch um die Verteidigung eines durch Straf- und Wissensregime herausgeforderten rebellischen Selbst ging.
Book 2024
Volume Band 246 in this series
Hausgehilfinnen stellten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die größte weibliche Berufsgruppe dar. Charakteristisch ist das Leben im Haushalt der Arbeitgeber:innen: An kaum einem anderen Arbeitsplatz trafen zwei unterschiedliche Klassen so direkt aufeinander. Die Zahl der Hausgehilfinnen, so die weit verbreitete Meinung, sei seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts stetig gesunken, und spätestens mit dem Jahr 1945 gäbe es die Berufsgruppe nicht mehr. Bereits ein kurzer Blick in die Statistik zeigt, dass der Anteil der Haugehilfinnen vom Ende des 19. Jahrhunderts zwar absolut und prozentual langsam, aber kontinuierlich sank – allerdings von einem sehr hohen Niveau ausgehend. Mareike Witkowski zeigt, dass die Berufsgruppe im Verlauf des 20. Jahrhunderts einen Wandel durchlief: Aus der Hausgehilfin wurde mehr und mehr die stundenweise beschäftigte Reinigungskraft.
Book 2021
Volume Band 245 in this series

Akademische Lebensläufe erzählen uns ebenso viel über die Person wie über ihr Fach und dessen Geschichte. Ute Frevert gab der Sozial- und Geschlechtergeschichte durch richtungsweisende Publikationen wichtige Impulse. Schon früh hat sie dabei auch die geschichtsbildende Kraft einzelner Gefühle herausgearbeitet und in ihrer historischen Gebundenheit verortet. Heute gilt die Historikerin hierzulande, aber auch weit über die deutschen Sprachgrenzen hinaus, als die einflussreichste Vertreterin einer neuen Forschungsrichtung: der Geschichte der Gefühle in der Moderne.

Dieser Band vereint 22 Texte: programmatische Aufsätze, die den Weg bahnten, anregende Einzelstudien und bislang unveröffentlichte Vorträge, die den Reiz und den Wert der Emotionsgeschichte belegen. In einem preisgekrönten sprachlichen Stil, gleichermaßen elegant wie präzise, präsentiert die Auswahl eine sorgsam komponierte Synthese aus drei Jahrzehnten, die von der Macht der Gefühle in der Geschichte zeugt.

Book 2023
Volume Band 244 in this series
Mit der systematischen Auswertung bislang wenig beachteter Quellen zu süddeutschen Freikorps liefert der Autor erstmals ein profundes und detailliertes Sozialprofil dieser Einheiten, die so entscheidend die Gewalt des Nachkrieges und damit die Geschichte der Weimarer Republik geprägt haben. Die umfangreichen sozialhistorischen Daten ermöglichen eine Überprüfung gängiger und lange Zeit tradierter Forschungsthesen zu Herkunft, Motivation und Radikalisierung der Paramilitärs sowie eine Analyse personeller Kontinuitäten hin zu NSDAP, SA und SS und damit einen Blick auf die Bedeutung der Freikorps für die Genese der maßgeblichen NS-Herrschaftsorganisationen. Dieser Beitrag zur Frühgeschichte der Weimarer Republik wie auch zur Geschichte des Nationalsozialismus zeigt, dass alte Gewissheiten, die nicht selten einer ideologischen Geschichtsschreibung oder der Selbsthistorisierung ehemaliger Freikorpskämpfer entstammen, deutlicher Korrekturen bedürfen.
Book 2022
Volume Band 243 in this series
Soziale Normen durchziehen alle Lebensbereiche. Sie regeln, welche Formen menschlichen Handelns erlaubt sind und welche als verboten gelten und bei Zuwiderhandeln mit sozialen, finanziellen oder anderen Strafen geahndet werden. Die Studie zeigt am Beispiel des Bodenmarktes im östlichen Preußen, wie im ausgehenden 19. Jahrhundert „Nation“ als Bezugspunkt für wirtschaftliches Handeln verankert wird. Verfechter sowohl der deutschen als auch der polnischen Nation legten ihren Landsleuten die Pflicht auf, ihren Grundbesitz nicht an Angehörige der jeweils anderen Nation zu verkaufen – bei Verstößen dagegen wurden sie als Verräter verunglimpft. Grundbesitzer versuchten hingegen, lukrative Geschäfte einzufädeln, ohne für die Wahl des Käufers bestraft zu werden. Obwohl sowohl deutsche als auch polnische Grundbesitzer dem preußischen Staat ihre Unterstützung für dessen Siedlungspolitik versagten, gelang es letzterem, massiven Einfluss auf die Besitzrechte in den östlichen Provinzen zu gewinnen.
Book 2021
Volume Band 242 in this series

Um sich ein Bild von den Problemen ihrer Gegenwart zu machen, zog es die Zeitgenossinnen und Zeitgenossen im fortgeschrittenen 20. Jahrhundert immer wieder in konkrete urbane Räume. Sie machten urbane Problemzonen wie periphere Großsiedlungen oder Barackenlager zu Experimentierfeldern für die Beobachtung von und Arbeit an gesellschaftlichen Veränderungen. Um diese Faszination geht es in der Studie von Christiane Reinecke, die darin für einen räumlich situierten, wissensbasierten Blick auf soziale Ungleichheit plädiert. Sie untersucht, wie sich in Frankreich und der Bundesrepublik der Umgang mit urbanen Problemlagen im Zeichen von urbaner Modernisierung, Dekolonisation und Deindustrialisierung wandelte. Den Abschied von der Klassengesellschaft und die ethnische Diversifizierung der westeuropäischen Gesellschaften seit den 1950er Jahren verankert sie im Nahraum Stadt und entwirft damit eine andere, urbane Erzählung sozialer Ungleichheit.

Book 2021
Volume Band 241 in this series

Lazarette prägten im Ersten Weltkrieg die Kriegserfahrung von Millionen deutscher Soldaten. Im Heimatlazarett trafen Verwundete und Kranke auf Militärärzte, Krankenschwestern und zivile Helfer, Inspekteure, Kriegsgefangene und Schaulustige. Alina Enzensberger spürt den Lazaretten an der Heimatfront als Übergangsräumen zwischen militärischer und ziviler Sphäre nach. Auf breiter Quellenbasis rekonstruiert sie Alltag und Erfahrung der Patienten, militärärztliche Disziplinar- und Propagandastrategien sowie Debatten um Kriegsneurosen, Invalidität und das Engagement der Zivilbevölkerung. Das Buch zeigt, wie sich die Lazarette zu umkämpften Räumen entwickelten, in denen militärische und zivile Akteure um Deutungshoheit, Gestaltungsspielräume und Aufenthaltsrechte konkurrierten. Anhand des Heimatlazaretts verhandelten sie moralische Fragen von Pflicht und Schuld im Krieg sowie von der zwiespältigen Rolle der Medizin zwischen humanitärem und militärischem Anspruch. Für die dem Buch „Übergangsräume. Deutsche Lazarette im Ersten Weltkrieg“ zugrunde liegende Dissertation wurde Alina Enzensberger 2019 mit dem Förderpreis für Militärgeschichte und Militärtechnikgeschichte ausgezeichnet sowie 2021 mit dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Krankenhausgeschichte.

Book 2021
Volume Band 240 in this series

Zwischen 1870 und 1937 wandelte sich das System der Unternehmenskontrolle im Deutschen Reich grundlegend. Während das Kaiserreich den Schutz des Aktionärs und der Aktionärsminderheiten betonte, büßten Aktionäre ihre Mitentscheidungsrechte in den 1920er Jahren ein, kompensiert wurden die Aktionäre mit strengeren Offenlegungsvorschriften. Gleichzeitig wandelte sich die Aktiengesellschaft von einem Eigentümerunternehmen zu einem managergeführten Großunternehmen. Felix Selgert untersucht den politischen und gesellschaftlichen Aushandlungsprozess, der zu diesem Ergebnis führte. Dabei zeigt sich, dass das Ergebnis der Verhandlungen zwischen politischen Entscheidungsträgern sowohl von Umweltbedingungen wie Finanz- und Wirtschaftskrisen als auch von Advokatenkoalitionen beeinflusst wurde. Neben Bankiers und Wirtschaftsverbänden taten sich dabei vor allem Rechtswissenschaftler und Journalisten hervor.

Book 2020
Volume Band 239 in this series

Im Stall von 1990 erinnerte wenig an das dortige Geschehen vierzig Jahre zuvor. Neue Tiere produzierten die begehrtesten Lebensmittel der Konsumgesellschaft, Fleisch, Milch und Eier, so günstig wie noch nie. Gleichzeitig verschwanden sie hinter die Kulissen des gesellschaftlichen Lebens. In beiden deutschen Staaten sahen Agrarpolitik, Tierzucht, Tiermedizin, Agrarwissenschaft und die Bauern und Bäuerinnen vor Ort in einer Rationalisierung der Tierhaltung die vielversprechendste Möglichkeit, Anschluss an die Entwicklungen der Wohlstandsgesellschaft zu halten. Veronika Settele untersucht die Entwicklung der industrialisierten Massentierhaltung und zeigt dabei zugleich, warum sie trotz ihrer enormen ökonomischen Erfolge seit den 1970er Jahren Gegenstand einer kritischen Diskussion wurde.

"Revolution im Stall" ist mit dem Förderpeis Opus Primum der VolkswagenStiftung 2020 für die beste wisschenschaftliche Nachwuchspublikation ausgezeichnet worden.

Book 2020
Volume Band 238 in this series

Der flämische Nationalismus stellt heute den Fortbestand des belgischen Staates infrage. Weitgehend unbekannt ist der deutsche Beitrag zu seiner Entstehung. Während des Ersten Weltkriegs betrieb das wilhelminische Kaiserreich eine sogenannte »Flamenpolitik«. Mit der Gründung der ersten flämischen Universität, der Teilung belgischer Ministerien in flämische und wallonische Behörden sowie der Gründung eines »Rates von Flandern« wurden unter deutscher Besatzung die Umrisse eines flämischen Nationalstaats geschaffen. Die Studie untersucht die Entstehung dieser »importierten Nation« und ihre Folgen von der Zwischenkriegszeit bis zur erneuten Besatzung Belgiens im Zweiten Weltkrieg. Sie beleuchtet damit ein wenig bekanntes Kapitel deutsch-belgischer Geschichte und wirft darüber hinaus die Frage nach der Bedeutung externer Akteure für die Entstehung nationaler Bewegungen auf.

Book 2020
Volume Band 237 in this series

Politische Eide dienen staatlicher Herrschaftssicherung und politischer Loyalitätsbildung. Dies gilt auch und gerade für Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert mit seinen zahlreichen politischen Umbrüchen und Verwerfungen: jedes politische System zwischen 1871 und der Gegenwart nutzte den Eid, um politische Treue seiner Staatsdiener zu generieren und zu festigen. Gerade der im Schwur angelegte Zugriff auf das Gewissen des Einzelnen machte den Eid zum Herrschaftsinstrument. Im Ritual des Eides bündeln sich Recht, Religion und Moral, geprägt von den jeweiligen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen. Im Sinne einer politischen Kulturgeschichte ermöglicht eine diachrone Analyse des politischen Eides zentrale Erkenntnisse über den Wandel von staatlichem Herrschaftsanspruch und politischer Loyalität sowie über das spannungsreiche Verhältnis zwischen Staat und Staatsbürger.

Book 2020
Volume Band 236 in this series

Der Band versammelt Hartmut Kaelbles wichtigste Aufsätze zur europäischen Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Die zentralen Themen sind dabei Familie, Bildung, soziale Ungleichheit und Wohlfahrtsstaat. Das Buch fragt nach gemeinsamen Eigenarten der europäischen Gesellschaften in diesem Zeitraum und danach, wie sich diese wandelten. Die Wechselbeziehungen und weiter bestehenden Unterschiede der französischen und deutschen Gesellschaft werden ebenso behandelt wie die Methode des historischen Vergleichs sowie dessen Veränderungen und Erweiterungen im europäischen Vergleichen seit den 1980er Jahren.

Book 2020
Volume Band 235 in this series

Bis heute gilt Deutschland als gelobtes Land der Musik. Herausragende Komponisten, gefeierte Interpreten und berühmte Orchester üben international eine große Anziehungskraft aus. Auf ihnen ruht zugleich das Selbstverständnis der Deutschen als einer besonders musikalischen Kulturnation. Das Fundament dieser Reputation bildeten seit dem 19. Jahrhundert Musiker und Musikerinnen in ihrer breiten Masse. Sie saßen in Orchestergräben oder spielten in Ensembles zum Tanz auf, gaben mit der Militärkapelle ein Gartenkonzert oder sorgten im Stummfilmkino für die musikalische Untermalung. Martin Rempe spürt ihren Lebens- und Arbeitswelten zwischen Kunst, Spiel und Arbeit nach. Mit dem detaillierten Porträt der Berufsgruppe in ihrem Streben nach sozialem Aufstieg und gesellschaftlicher Anerkennung wird erstmals eine Musikgeschichte ›von unten‹ vorgelegt, die das deutsche Musikleben im 19. und 20. Jahrhundert in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Book 2020
Volume Band 234 in this series

Die Umweltbilanz der DDR fällt bitter aus. Doch während die vorhandenen Umweltprobleme in den achtziger Jahren in einen unversöhnlichen Konflikt zwischen dem SED-Staat und Teilen der Gesellschaft mündeten, hatte die Situation gut zwanzig Jahre zuvor ganz anders ausgesehen. Die Verabschiedung des Landeskulturgesetzes im Jahr 1970 markierte einen Aufbruch, der nicht nur eine Verbesserung der Umweltsituation in Aussicht stellte, sondern auch gesellschaftliches Umweltengagement gezielt förderte.

Die Studie untersucht die Möglichkeiten und Grenzen der Aushandlung von Umweltfragen in der sozialistischen Diktatur. Der Fokus ist auf die politische Kommunikation in Eingaben, gesellschaftliche Initiativen und die verschiedenartigen Räume des Mitmachens gerichtet. Auf diese Weise ist es nicht nur möglich, die Hintergründe des ökologischen Niederganges jenseits teleologischer Deutungsmuster ausgewogen darzustellen, sondern auch die Vielfalt des Umwelthandelns im Staatssozialismus zu beleuchten.

Book 2020
Volume Band 233 in this series

Die ersten, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten Nachrichtenagenturen schufen die Grundlage für die globale Informationsgesellschaft der Gegenwart. Indem die Agence Havas und Reuters, Wolff’s Telegraphisches Bureau und die Associated Press die Welt in Nachrichtenmonopole unterteilten und ihre Informationen systematisch austauschten, entwickelten sie Techniken zur Produktion verlässlicher Fakten. Volker Barth fragt danach, wie sich innerhalb eines hart umkämpften, globalen Marktes Kriterien objektiver Nachrichten herausbildeten, welchen Interessen diese entsprachen und welche Ziele sie verfolgten.

Book 2019
Volume Band 232 in this series

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwüsteten Epidemien der Schlafkrankheit weite Teile der europäischen Kolonialgebiete in Afrika. Diese akute Krise in den Krankheitsgebieten setzte eine ganze Reihe von Entwicklungen in Gang, deren Reichweite sich keineswegs auf den afrikanischen Kontinent beschränkte. Während in den Kolonien Zwangsuntersuchungen und -behandlungen der afrikanischen Bevölkerung eingeführt, Verkehrswege kontrolliert und ganze Landstriche evakuiert und umgestaltet wurden, formierte sich in Europa die Tropenmedizin als avantgardistisches Projekt an einer Schnittstelle von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Stellte die Konfrontation mit der Krankheit die Kolonialmächte zwar vor massive Schwierigkeiten, so öffnete sie gleichzeitig ein koloniales Experimentierfeld für Biomedizin, Pharma-Industrie und Administrationen. Die Studie beschreibt die Entstehung dieses neuen Forschungs- und Interventionsfeldes als eine europäische Verflechtungsgeschichte. Was sagen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit über die imperiale Prägung moderner Biomedizin? Welche Dynamiken kolonialer Herrschaft und internationaler Politik lassen sich an ihnen ablesen? Anhand dieser Fragen öffnet die Studie das Thema nicht nur für medizinhistorische Zugriffe, sondern auch für aktuelle Fragen der Global- und Zeitgeschichte.

Book 2018
Volume Band 231 in this series

Der Band geht aus von der gegenwärtigen Klage über die „Selbstentmachtung des Staates“, deren Vorgeschichte er am Beispiel der Privatisierungsvorhaben der alten Bundesrepublik erzählt. Die Untersuchung setzt allerdings nicht in den siebziger Jahren ein, die gemeinhin als Auftaktphase der vielfach kritisierten „Selbstentmündigung“ des Staates gelten, sondern verfolgt deren Geschichte bis in die bundesrepublikanische Gründungsphase, die bereits erste größere Privatisierungsmaßnahmen kennzeichneten. Auf diese Weise werden sowohl langfristige Kontinuitätslinien als auch Bruchstellen sichtbar, die der Annahme eines unumkehrbaren staatlichen Rückzuges widersprechen. Außerdem geraten die behandelten Privatisierungsvorhaben als politische Projekte in den Blick, mit denen der Anspruch verbunden war, das Verhältnis von Staat und Wirtschaft verbindlich festzulegen. Dieses Buch erzählt die Geschichte der bundesrepublikanischen Privatisierungsprojekte mithin als Geschichte der Definitionen und Begründungen wirtschaftlicher Staatstätigkeit, die um die Frage kreisten: „Was soll und kann der Staat noch leisten?“.

Book 2018
Volume Band 230 in this series

Wenn in der Soziologie der Gegenwart Klassen nicht mehr die zentrale Kategorie sind, so haben sie doch die europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt. Sie sind als die Akteure und Resultate des industriellen Wandels, als Zeichen moderner Lebensweisen und als dynamische Faktoren des politischen Lebens gesehen worden. Dabei haben sie sich in der Regel scharfrandigen Definitionen entzogen und waren durch Mischformen geprägt, die am Beispiel des Kleinbürgertums dargestellt werden. Ihr Nebeneinander war weniger durch friedliche Arrangements gekennzeichnet als durch Konflikte, deren nationale Ausprägung und Dynamik besonders betont werden. Klassen entwickelten sich zwar im nationalen Rahmen, werden in ihrer Besonderheit aber erst verständlich, wenn sie durch einen international vergleichenden Blick in einen größeren Zusammenhang gestellt werden. Dieser international-geschichtliche Vergleich gehört mithin zum notwendigen Handwerkszeug des Sozialhistorikers und ist Gegenstand der hier als Sammelband veröffentlichen Aufsätze.

Book 2018
Volume Band 229 in this series

Welchen Ort hat das Wissen Afrikas und Asiens in den europäischen Wissenschaften? Wie wurde es zu Wissenschaft und welche historischen Konfigurationen waren dafür entscheidend? Diese Frage beantwortet Anne Kwaschik mit einer Genealogie der Area Studies, deren Konjunkturen im Kolonialismus und im Kaltem Krieg liegen. Die Autorin beleuchtet die Rolle der »Kolonialwissenschaften« für das Konzept im Westeuropa des 19. Jahrhunderts. Sie zeigt, wie es im 20. Jahrhundert in den USA sozialwissenschaftliche und wissenschaftspolitische Konturen annahm und wie diese wiederum die Etablierung der Area Studies in Westeuropa prägten.

Book 2018
Volume Band 228 in this series
Das Buch untersucht, wie sich die afrikanische Elite in Belgisch-Kongo von Gehilfen zu Gegnern des Kolonialstaates wandelte. Nach 1945 ging es der sich neu formierenden afrikanischen Elite angesichts von Reformversprechen zunächst weniger darum, den Kolonialismus zu überwinden, als einen privilegierten Platz darin zu besetzen. Die kolonialstaatliche Elitenpolitik bot den Évolués anhand von Vereinen und Zeitschriften eine ambivalente Öffentlichkeit, die Ermächtigung aber auch Kontrolle bedeutete. Daniel Tödt schildert den dornenreichen Kampf einer verbürgerlichten Elite um Gleichberechtigung, Anerkennung und Mitsprache. Enttäuscht über die Grenzen kolonialer Entwicklung erwuchs aus den Évolués die erste Politikergeneration des unabhängigen Kongos – Patrice Lumumba war einer von ihnen.
Book 2018
Volume Band 227 in this series
Dieser Band beschäftigt sich mit der Dynamik gesellschaftlicher Ordnungsmuster im Europa des 20. Jahrhunderts. Die 15 Kapitel des Buches behandeln vier übergreifende Themenblöcke. Im ersten Schwerpunkt geht es um Verwissenschaftlichung des Sozialen im Europa des 20. Jahrhunderts. Behandelt werden die wachsende Bedeutung von Sozialexperten seit den 1880er Jahren in den vielfältigen Feldern der Sozialpolitik und insbesondere ihre Rolle in Diktatur und Demokratie in Deutschland zwischen 1918 und 1990. Der zweite Themenblock fragt nach den Besonderheiten zentraler Ordnungsmuster in der Hochzeit der industriellen Entwicklung Europas, dem Spannungsverhältnis zwischen imperialen und nationalen Ordnungen im Europa der Weltkriege und den langfristigen Mustern sozialräumlicher Ausgrenzungen bzw. Inklusion. Abschließend geht es um die Strukturbrüche in den Ordnungsmodellen Westeuropas seit den 1970er Jahren. Den dritten Schwerpunkt bilden Beiträge zu Geschichte der modernen europäischen Geschichtswissenschaft, insbesondere zur Entwicklung einer kritischen Sozialgeschichte in Frankreich und Westdeutschland.Im letzten Themenblock werden Parallelentwicklungen und Verflechtungen von Ordnungsmustern und Wissensmodelle in Deutschland und Frankreich untersucht. Hier geht es um die französischen Humanwissenschaften in ihren Wechselbeziehungen zu Deutschland um 1900, die Entwicklung der französischen Wissenschaft unter deutscher Besatzung im 2. Weltkrieg sowie die Besonderheiten französischer Einbürgerungs- und Einwanderungspolitik in der Nachkriegszeit.
Book 2017
Volume Band 226 in this series
Die Mittelklasse der USA genießt bis heute weltweit eine herausragende Stellung. Im Vergleich dazu ist das Image des US-Wohlfahrtsstaats das eines »Nachzüglers«. Dennoch sind Mittelklasse und Wohlfahrtsstaat eng verbunden. Zwischen den 1930er und 1970er Jahren beeinflusste die Mittelklasse das Sozialsystem aktiv und passiv. Familien der Mittelklasse waren als zuverlässige Wähler und Staatsbedienstete an der Ausformulierung aller Sozialpolitik beteiligt. Zugleich wurden sie von Behörden als »Medizin« beschrieben, welche die zunehmend leidenden Städte des Landes heilen sollte. Washington widmete der Mittelklasse immer besonderes Augenmerk und bemühte sich, die »vergessene Mitte« zu unterstützen: vom New Deal und den beiden wichtigsten wohlfahrtsstaatlichen Programmen, Social Security und Hypothekenversicherung, über Rentenreformen der 50er Jahre bis zu wohlfahrtsstaatlichen Reformversuchen der 60er Jahre, wie der Idee eines garantierten Einkommens. Zugleich schwangen sich Populisten wie Alabamas Gouverneur Wallace zu Tribunen dieser »vergessenen« Mittelklasse auf, indem sie sie als Leidtragende eines vermeintlich ungerecht umverteilenden Wohlfahrtsstaats adressierte. Das Scheitern verschiedener Reformen zeigte, dass die untere Mittelklasse nicht mehr gemeinsam mit ärmeren Schichten in ein wohlfahrtsstaatliches Programm integriert werden konnte. Was noch während des New Deal gelungen war, ließ sich nun aufgrund eines gewandelten Verständnisses der Mittelklasse nicht wiederholen.
Book 2017
Volume Band 225 in this series
Impfungen sind ein Traum der Moderne. Sie versprechen die Ausrottung gefährlicher Seuchen, den Rückgang der Kindersterblichkeit und die Kontrolle kollektiver Gesundheitsverhältnisse. Beim Impfen geht es daher nie nur um die Gesundheit und Krankheit des Einzelnen. Impfprogramme zielen immer auch auf die Optimierung des »Volkskörpers« bzw. der »Volksgesundheit«. Das Buch spürt dieser Geschichte des Impfens erstmals vom 19. Jahrhundert bis heute nach: vom Deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik zur NS-Zeit bis in die Bundesrepublik und DDR. Es beleuchtet nationale und internationale Debatten über Impfpflichten und Impfprogramme, die Erforschung und Vermarktung von Impfstoffen sowie den Alltag des Impfens in Impflokalen und Arztpraxen. Die Geschichte des Impfens ist eine Geschichte von Ängsten und Hoffnungen. Im Kampf gegen Pocken, Diphtherie und Polio, gegen Tuberkulose, Masern oder Grippe verhandelten die Deutschen Menschenbilder und Gesellschaftsmodelle, Sicherheits- und Zukunftsvorstellungen. Im Fokus des Buches stehen Auseinandersetzungen zwischen Politikern und Unternehmern, Ärzten und Wissenschaftlern, Journalisten und Eltern. Vom 19. Jahrhundert bis heute streiten sie um die Chancen und Risiken der immunisierten Gesellschaft.
Book 2017
Volume Band 224 in this series
Zwischen den 1850er Jahren und dem Ersten Weltkrieg entstand an der Schnittstelle von Presse und Finanzsektor ein journalistisches Feld, das die gesellschaftliche Kommunikation über finanzielle Themen auf eine gänzlich neue Weise organisierte und so zu einer wichtigen Einflussgröße in der öffentlichen Wahrnehmung und Deutung finanziellen Geschehens avancierte: der »moderne« Finanzjournalismus betrat die Bühne der Geschichte. Die Studie zeichnet seine Entstehungsgeschichte in Deutschland nach und berücksichtigt dabei konsequent seine transnationale Ausrichtung. So rücken neben den deutschen Finanzzentren Berlin und Frankfurt auch international tonangebende Metropolen wie New York und Schuldnerstaaten deutschen Kapitals wie Italien, Russland und Griechenland in den Fokus. Die Studie versteht sich dabei nicht allein als Medien- und Journalismusgeschichte, sondern zugleich als politische Kulturgeschichte und kulturhistorisch erweiterte Wirtschaftsgeschichte. Ihr Erkenntnisinteresse ruht auf zwei Bereichen: erstens auf der Genese, Entwicklung und Professionalisierung eines finanzjournalistischen Feldes, seiner medialen Institutionen und Angebote, seiner Akteurskonstellationen sowie seinen sich wandelnden Normen und alltäglichen Praktiken; zweitens interessiert sich die Arbeit für die politische und handlungsleitende Relevanz, die finanzjournalistische Kommunikation für Staat und Gesellschaft des Kaiserreiches zeitigte. Wie politisch wirkmächtig waren finanzjournalistische Deutungsangebote? Und wie suchte die Politik ihrerseits Einfluss auf Akteure und Inhalte des Finanzjournalismus zu gewinnen?
Book 2017
Volume Band 223 in this series
Der Band analysiert die Entstehung eines neuen literarischen Journalismus, der sich – ausgehend von den Vereinigten Staaten – im Europa der Jahrhundertwende etablieren konnte. Am Beispiel der Reportage werden dabei die Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlichen, künstlerischen und politischen Weltwahrnehmungen untersucht. In dieser Phase der Globalisierung schwang sich der Reporter zum privilegierten Beobachter der »Verwandlung der Welt« auf. Dessen Streifzüge zwischen Flânerie und undercover-Exploration stellen das hervorstechende Merkmal einer Epoche dar, in der die Massenmedien beginnen, Anlass und Gegenstand ihrer Berichterstattung in eigener Regie zu kreieren.
Book 2017
Volume Band 222 in this series
Die Konzentrationslager-Haft von sogenannten »Asozialen« und »Berufsverbrechern« bildet eines der letzten Desiderate der KZ-Forschung, ist doch gerade über die erste Phase ihrer Verfolgung kaum etwas bekannt. Die Studie von Julia Hörath schließt diese Lücke und eröffnet zugleich neue Perspektiven auf die Geschichte der KZ. Indem sie einen weiten Begriff von Konzentrationslager zu Grunde legt, kann sie bislang kaum berücksichtigte Haftstätten in den Blick nehmen. Die Untersuchung zeigt die Schwächen des Stufenmodells, das die Forschungsdebatten bislang dominierte und von scharfen Zäsuren in der Entwicklung der KZ ausgeht. Demgegenüber stärkt Hörath die Argumente der Kontinuitätsthese, nach der alle wesentlichen Funktionen bereits in den frühen KZ angelegt waren. Wie ihre Studie zeigt, setzte schon kurz nach der Machtübergabe eine systematische Verfolgung von »Asozialen« und »Berufsverbrechern« ein. Die KZ-Einweisungen wurden nur punktuell und allenfalls rahmensetzend von den Zentralinstanzen gesteuert, gingen vielmehr in erster Linie auf die Initiative lokaler Akteure zurück. Bevor sich die in der Frühphase gesammelten Erfahrungen im Konzept der »rassischen Generalprävention« verdichteten, prägten verschieden motivierte und konzipierte Spezialpräventionen das Vorgehen, die Hörath in die langen sozialpolitischen Entwicklungslinien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts einordnet.
Book 2017
Volume Band 221 in this series
Unter dem Begriff der »Subsistenzfrage« sind bis ins 19. Jahrhundert hinein in Frankreich gesamtgesellschaftliche Kontroversen über die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zusammengefasst worden. Eines der Gravitationszentren dieser historischen Debatten war die Frage, ob und inwiefern Staat und staatliche Behörden die Aufgabe hatten, das Überleben der Bevölkerung durch die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln wie Korn oder Brot und Fleisch zu sichern. Auch im postrevolutionären Frankreich, mit Beginn der Industrialisierung, der Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge und der verbesserten Transportbedingungen blieb die Frage virulent ? besonders in politischen und sozialen Krisenlagen. Allerdings wurde die Frage der Lebensmittelversorgung ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zunehmend im Rahmen der »sozialen Frage« verhandelt, als Problem der Nehrungsmittelhygiene und der Versorgung besonders der Arbeiterbevölkerung mit den »richtigen« Lebensmitteln. Die Studie untersucht den historischen Diskurs über die »Subsistenzfrage« und über Subsistenz als Staatsaufgabe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und dies vor allem auf der Ebene der Gebietsverwaltung, ihrer Beamten und Praktiken gegenüber dem Lebensmittelmarkt und seinen Akteuren. An ausgewählten Fallstudien aus bretonischen Departements zeigt diese Genealogie des Behördenhandelns, wie sich im Spannungsfeld zwischen gesetzlichen Vorgaben und Marktbeobachtung eine moderne Infrastruktur der lokalen Brot- und Fleischmarktverwaltung herausbildete.
Book 2016
Volume Band 220 in this series
Grenzübergreifende Expertennetzwerke fungierten im 20. Jahrhundert als Foren für die Entwicklung wissenschaftsbasierter Ordnungskonzepte, mit denen gesellschaftliche Probleme planerisch gelöst werden sollten. Dennoch besaßen diese Zusammenschlüsse keine Sanktionsmittel für die Durchsetzung ihrer Ideen. Außerdem waren sie anfällig für fachliche und politische Konflikte. Doch wie konnten Expertennetzwerke trotz dieser Spannungen als grenzüberschreitende Foren funktionieren? Welchen Beitrag lieferten sie außerdem für die Verbreitung und Durchsetzung szientistischer Ordnungskonzepte? Die Studie untersucht diese Fragen anhand der International Federation for Housing and Town Planning (IFHTP), die mit der Stadtplanung ein markantes Expertisefeld repräsentierte und darüberhinaus eines der größten Netzwerke ihrer Art war, an der sich Planer aus Europa, den USA und zeitweise den Kolonien beteiligten. Anhand der IFHTP und ihren spannungsvollen Bezügen zu anderen Netzwerken sowie dem Völkerbund und den UN argumentiert die Studie, dass die Protagonisten der Expertenverbände unterschiedliche Internationalisierungspraktiken entwickelten, mit denen sie Expertenwissen konstruierten und Ordnungskonzepte universalisierten. Auf diese Weise förderten sie die Aneignung ihrer Forderungen in den jeweiligen beteiligten Gesellschaften. Indem die Studie den Wandel der Internationalisierungspraktiken erstmals umfassend kulturgeschichtlich analysiert, wirft sie neues Licht auf die Konjunkturen des Experteninternationalismus.
Book 2016
Volume Band 219 in this series
Obwohl die »aktive Bürgergesellschaft« seit etwa 25 Jahren zu einer politischen Leitvorstellung avanciert ist, hat die Zeitgeschichtsschreibung der Freiwilligenarbeit bisher kaum Aufmerksamkeit gezollt. Zu Unrecht – wie diese Studie eindrucksvoll zeigt, indem sie in vergleichs- und transfergeschichtlicher Perspektive deutsche und britische Jugendfreiwilligendienste analysiert. Da freiwillige Sozialarbeit gewöhnlich gesellschaftliche Ungleichheiten mildern soll, spiegeln die Debatten, die über die Jugenddienste geführt wurden, kontroverse Vorstellungen über den Zusammenhalt der Gesellschaft und über das Verhältnis des Einzelnen zur Allgemeinheit. Die Studie zeichnet nuanciert nach, wie diese Dienste im Laufe des 20. Jahrhunderts entstanden, sich entwickelten und schließlich zu einem Massenphänomen wurden. Die Einführung des deutschen Freiwilligen Sozialen Jahres motivierte sich maßgeblich aus konservativen Ängsten vor einer wachsenden Frauenerwerbstätigkeit: Die Teilnehmerinnen sollten Haushalts- und Pflegetätigkeiten erlernen und auf das Leben als Ehefrau und Mutter eingestimmt werden. Die britischen Dienste hingegen, die aus der Sorge heraus entstanden, die männliche Jugend werde im Wohlstand verweichlichen, waren geprägt durch heroische Abenteuerideale. Um 1968 wurden die Dienste dann zu einer Musterinstitution demokratischer Gesellschaftsveränderung umdefiniert. Nun übte vor allem die Aktion Sühnezeichen mit ihrer vergangenheitspolitischen Ausrichtung eine große Attraktivität aus.
Book 2017
Volume Band 218 in this series
Die Studie befasst sich aus vergleichender Perspektive mit der Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus, der Bundesrepublik und der DDR im Zeitraum von 1941 bis 1963. Im Mittelpunkt der Studie steht die Praxis der Einweisung in psychiatrische Anstalten, die als Prozess der Abgrenzung und der Definition gesellschaftlicher Normalitätsstandards ex negativo begriffen wird. Psychiatrische Anstalten eignen sich in besonderem Maße als Untersuchungsobjekt, da sie Menschen, die auf unterschiedliche Weise den zeitspezifischen Normalitätserwartungen nicht entsprechen, von der »Gesellschaft« trennen. Die besondere Relevanz der Frage, ob ein Mensch (zwangs-)psychiatrisiert und in eine Anstalt eingewiesen wird, liegt darin, dass es sich hierbei um eine der folgenreichsten »Verhandlungen« über Normalität in modernen Gesellschaften handelt. In diesem Prozess wird über die Freiheit, Autonomie und Lebenschancen von Individuen ebenso befunden wie über das gesellschaftliche Verständnis von Krankheit und Gesundheit, Normalität, Sicherheit und »Sittlichkeit«. Diese Studie rekonstruiert die psychiatrische Einweisungspraxis auf der Grundlage von 1424 Patientenakten, Regularien, Kostendiskussionen sowie psychiatrischen Lehrbüchern und Zeitschriften. Über eine Kombination wissenschafts-, justiz- und alltagsgeschichtlicher Perspektiven leistet sie einen Beitrag zur deutschen Gesellschaftsgeschichte, indem sie die Verhältnisse in beiden »totalitären« Diktaturen und der westdeutschen Nachkriegsdemokratie im Zusammenhang thematisiert.
Book 2016
Volume Band 217 in this series
David Blackbourn erlangte erstmals Aufmerksamkeit, als er vor 35 Jahren die These des »Deutschen Sonderwegs« in Frage stellte. Seitdem publizierte er mehrere bedeutende Werke zur Geschichte Deutschlands. Dieser Band versammelt 19 seiner wichtigsten Aufsätze aus drei Jahrzehnten, die zum Großteil erstmals in deutscher Sprache erscheinen. Sie beschäftigen sich mit einer großen Spannbreite von Themen wie Klasse, Religion, Politik, Landschaft und Umwelt. Die transnationale Perspektive und theoretischen Ansätze verdeutlichen dabei die Widersprüche deutscher Geschichte auf dem Weg in die Moderne.
Book 2015
Volume Band 216 in this series
Hans-Jürgen Puhle hat seit langem als Historiker und Politikwissenschaftler vor allem zwei große Themenkomplexe im Vergleich bearbeitet: die unterschiedlichen Entwicklungswege einzelner Gesellschaften und Staaten in die Moderne seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, und Entwicklung und Wandel organisierter Politik und politischer Öffentlichkeit in den Prozessen der Durchsetzung von Interventionsstaatlichkeit und Massendemokratie, insbesondere zwischen dem qualitativen ›Sprung‹ der Modernisierung und Ausweitung politischer Organisation am Ende des 19. Jahrhunderts und einer ähnlich einschneidenden Zäsur hundert Jahre später im Zeichen von Informationstechnologie, vermehrter Fragmentierung und transnationaler und globaler Vernetzung und Entgrenzung. Die in diesem Band versammelten Aufsätze aus vier Jahrzehnten über gesellschaftliche und politische Entwicklungen in Deutschland, West- und Südeuropa, Nordamerika und Lateinamerika beleuchten exemplarisch u.a. Entwicklung und Wandel politischer Akteure (Protestbewegungen, Parteien, Verbände), Prozesse und Systeme, Probleme von Regimewechsel, Demokratisierung und Demokratiedefekten, die Stufen entwicklungs- und reformpolitischer Strategien, Mechanismen von Nationalismus und Populismus, Transformationstendenzen repräsentativer Demokratien sowie zentrale Charakteristika der unterschiedlichen Entwicklungswege der behandelten Gesellschaften.
Book 2014
Volume Band 215 in this series
Criminal justice during the German Empire was previously considered mostly the scene of scandal trials and class-based justice – or as the beginning of modern jurisprudence. In this volume, however, Alexandra Ortmann shows that, despite the structurally conditioned asymmetry in the justice system, citizens were generally well informed about judicial matters and acted with force. They were in fact able to escape their role as mere subservients and become responsible subjects. This study describes the world of everyday criminal justice and traces for the first time the perspectives all persons involved: the laypersons, lawyers, media, churches and clubs.
Book 2014
Volume Band 213 in this series
The volume deals with international women’s and gender history since the 1970s. It presents some early conceptualizations as well as retrospectives from today’s point of view. Moreover, it deals with a series of grand themes which demonstrate the variety of women’s and gender history: veritable and controversial „multiple stories“ (Natalie Zemon Davis). These include the early modern Querelle des femmes, the rise of the new concept of „women’s emancipation“ in Germany through the 19th century, the national and transnational paths to women’s citizenship, gender dimensions of the Nazi „racial state“ and of the democratic welfare states. The volume combines social, political and intellectual history, national, comparative and transnational history, European and extra-European history. Some chapters were written specifically for this purpose, others appear here for the first time in German and some are reprinted in view of their impact on the development of the field.
Book 2013
Volume Band 212 in this series
This volume reconstructs the scholarly controversies surrounding the measurement of what is now called the Gross National Product (GNP). It reveals how much this debate changed the political communication around the world. Even in the mid-20th century all leading economists were against comparing the GNP of individual countries, whereas later such comparisons gained in importance. How did such a transformation come about? Daniel Speich Chassé describes the scientific discussions that took place on the topic of measuring the GNP. He shows the resulting changes in international political discourse and in the importance of this theme for world politics.
Book 2013
Volume Band 211 in this series
The spatial circumstances where sport events take place have to date not been a major subject of concern for historians. This book fills this gap and takes a deep look at the role of spaces in the history of sports and mass culture. The author studies the development of sport landscapes and their functions in Germany in the years between 1880 and 1930. The results show that during the classical modern period important and basic social, cultural and political processes became concentrated in the realm of sports.
Book 2013
Volume Band 210 in this series
Why was the German working-class movement struggling against the rise of National-Socialism so easily defeated, whereas the French working-class movement, which was numerically and organizationally much weaker than its German counterpart, succeeded in mobilizing hundreds of thousands of workers against the radical right at the moment of a »fascist threat«? To answer this question, Joachim C. Häberlen’s study investigates the social and political practices within the working-class movement in Leipzig and Lyon at the end of the Weimar Republic and, respectively, the Third French Republic. At the core of the study are the role of trust and distrust in social and political movements, and the ambivalent consequences of the politicization of the working-class movement within its local context. The study draws on a broad variety of primary sources from archives in Leipzig, Berlin, Lyon, Paris, and elsewhere. Informed by everyday historical approaches, it creates a lively and multifaceted image of workers’ lives and grassroots politics in both cities. The comparative approach results in a careful analysis that identifies major differences that help explain the different outcomes of the working-class movement’s struggles. Leipzig’s working-class movement, the study shows, was characterized by a deep-seated distrust, which was a major impediment for a successful mobilization against the Nazis. Furthermore, the politicization of the local working-class movement not only reproduced the conflicts between Social Democrats and Communists at the rank-and-file level, but also turned politics into a »nuisance« that made many workers turn away from politics altogether. In Lyon, by contrast, workers succeeded in overcoming existing distrust. In addition, the politicization of the working-class movement during the rise of the Popular Front (1934-36) had, at first, an integrative function. Yet, soon enough the overburdening of social practices like strikes with political meaning contributed to the decline of the Popular Front.
Book 2013
Volume Band 209 in this series
How, and particularly why, did the „leftist“-leaning faction of the democratic opposition in Poland arise? Agnes Arndt looks at the social and gender-specific perspectives that were present in the beginnings of the Polish leftist dissidents. She poses, and answers, questions concerning the bourgeois and often Jewish background of the main actors. She also looks at their relationship to the Communist authorities, the Polish nation and the primarily Catholic Polish society.
Book 2012
Volume Band 208 in this series
The study focuses on the relationship between welfare state and middle classes in Germany in the period between 1949 and 1975. It examines the development of welfare state benefits and services towards the middle classes as well as the impact of these measures on the social structure.
Book 2013
Volume Band 207 in this series
Fürstenheiraten stellten in der Frühen Neuzeit eine komplexe sozio-kulturelle Praxis dar, deren Bedeutung für die europäische Politik bislang noch nicht zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung geworden ist. Heiraten waren ein zentraler Faktor der Außenpolitik, die auf die räumlich-terri­toriale Gestalt Europas tief greifende Auswirkungen hatten. Doch auch wenn sich das außenpolitische System in der Sattelzeit grundlegend änderte, spielten Heiraten noch im 19. Jahrhundert eine wich­tige Rolle für die ritualisierte, per­so­nalisierte, emo­tio­na­li­sierte und dadurch besonders breiten­wirk­same Inszenierung po­litischer Be­ziehungen. Daniel Schönpflug untersucht die Ver­mäh­lungen der Hohenzollern mit den preußischen, niederländischen, englisch-hanno­verschen und russi­schen Herr­scher­dy­nastien zwischen 1648 und 1918 und zeigt, dass das 19. Jahrhundert nicht als »Zeitalter der Revolu­tionen«, sondern als »Zeitalter der Monarchien« betrachtet werden muss.
Book 2012
Volume Band 206 in this series
Following the Second World War West German and Italian historians tried to influence the “culture of remembrance” via the mass media. But how successful was that attempt? Did they participate in the discussions surrounding the previous years of National Socialist and Fascist rule as intellectuals – or were they simple taking part in public debates? Marcel vom Lehn looks at the different ways in which the historians from these two countries contributed to their respective country´s appraisal of the past. He shows how they used the mass media in this process, and how their expertise and private efforts worked hand in hand.
Book 2012
Volume Band 205 in this series
By following the development of the bestowment of aristocratic titles in Silesia and Bohemia the book reveals the efforts of Prussia and Habsburg Monarchy to reward and encourage certain types of behavior among their citizens on the one hand and suppress other types of behavior on the other. The study differentiates between both states and reveals how the rising national movements in Austria contributed to the progressive reformulation of the state’s ideas about recruiting elites, while in Prussia the recruitment criteria for elites were continually tied to the conservative values of property and social standing.
Book 2012
Volume Band 204 in this series

Benno Nietzel zeichnet die Geschichte jüdischer Unternehmer aus Frankfurt am Main von den 1920er bis in die 1960er Jahre nach. Er untersucht Voraussetzung, Ausprägung und Folgewirkung des sozioökonomischen Umbruchs, den die Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit unter der NS-Herrschaft darstellte. Welche betriebswirtschaftlichen Behauptungs- und Überlebensstrategien entwickelten jüdische Unternehmer? Welchen Prozessen der Ausgrenzung und Verfolgung waren sie ausgesetzt? Was geschah im Krieg und in der Nachkriegszeit mit ihren Unternehmen?

Book 2012
Volume Band 203 in this series
The most important articles of the social historian Klaus Tenfelde from Bochum, many of which have now become classics in the field.Klaus Tenfelde shaped the German social history scene over the course of the past decades in a quite distinctive way. This is true also of his articles, in which he combines his usual empirical thoroughness with a fresh approach to modern questions. This volume offers a selection of the most important studies of this important researcher, who died in 2011, on various subjects, such as the life of the working class, social classes, the city and the citizen, the role of clubs/associations in public life, and political parties. Many of them were groundbreaking studies and will continue to inspire readers long into the future.
Book 2013
Volume Band 202 in this series
This volume contains texts written by Karin Hausen on gender history. Up to the early 1970s this topic was virtually unknown. Her untiring research is to thank for this no longer being the case since the 1990s. This book collects her contributions outlining the content and methods of gender history and provides new horizons for cognitive approaches. They are devoted to themes such as gender roles in bourgeois society, in households and technology as well as how gender differences are revealed at work and in the economy.
Book 2012
Volume Band 201 in this series
In this volume Dirk Mellies is concerned with the role of the Prussian state and society in the moderization process that took place in the 19th century. He begins with the Prussian province of Pomerania, considered the “backwoods” of its day, and shows how it figured in the various sections of the Prussian state and society during the moderization process of the 19th century. Emphasis is placed on three fields of study: erection of a school system, expansion of infrastructure and development of structures of civil society, each of which furthered or hindered progress in that territory. The author also shows that the usual cliches about this province in East Elbia are not completely without foundation, although they must be modified considerably.
Book 2012
Volume Band 200 in this series
The science of history has changed considerably in the last few decades, and the writings of Jürgen Kocka from the past 40 years reflect these changes, from the controversial rise of social history in the 1960s to the influence of constructivist cultural history in the 1980s and the modern interest in transnationality and global history. They also document what has remained constant throughout Jürgen Kocka’s work despite the many changes: his particular interest in social history, in analytical reflection and in history as a discipline that presents critical argumentation and orientations for public discussion.
Book 2011
Volume Band 199 in this series
Die liberale Demokratie ist paradox konstruiert: Die Marktökonomie produziert unablässig soziale Ungleichheit, während die demokratische Ordnung auf der Idee der politischen Gleichheit beruht. Für das Ausbalancieren dieser strukturellen Spannung ist der Sozialstaat von fundamentaler Bedeutung. Hans Günter Hockerts analysiert die Wandlungen des deutschen Sozialstaats seit 1945: den Auf- und Ausbau in den Gründerjahren der Bundesrepublik, den Zenit der staatlichen Wohlfahrtsproduktion in der sozialliberalen Reformära und den Veränderungsdruck, unter dem er heute im Zeichen des sozialökonomischen, kulturellen und demographischen Wandels steht. Als zusammengebrochenen Versorgungsstaat und gescheiterte Alternative führt der Band die DDR vor Augen. Und er fragt: Wie geht es weiter mit dem Sozialstaat?
Book 2011
Volume Band 198 in this series
After World War I the German national economy entered a deep crisis marked by disagreements between various theories, opinions and “systems.” With the end of the previously dominant Young Historical School economics failed to unite behind a single sustainable paradigm. Instead, there was a deeply split in the scientific community that offered no answers to the most pressing economic problems of the day. In this volume Roman Köster analyses this crisis, tracing the historical situation the national economy faced as well as the many attempts at overcoming the crisis. He also shows why these efforts were doomed during the Weimar Republic.
Book 2011
Volume Band 197 in this series
Die »Kriegsneurose« wurde zu einer der Metaphern des Ersten Weltkriegs. Um die Entschädigungswürdigkeit psychischer Störungen entbrannte in der Weimarer Republik eine Grundsatzdebatte. Stephanie Neuner nimmt diesen konfliktreichen Diskurs, in dem politische Interessen, medizinische Deutungsmuster, rechtswissenschaftliche Denkmodelle und persönliche Wahrnehmungsweisen aufeinander prallten, in den Blick. Sie schildert die Auseinandersetzungen um die Anerkennung kriegsbedingter psychischer Störungen als Krankheit und den daraus resultierenden Rentenanspruch. Die subjektiven Erfahrungen und persönlichen Lebensläufe der Betroffenen zeigen, wie nachhaltig die psychische Versehrtheit den Alltag und das persönliche Selbstbild der Kriegsbeschädigten beeinträchtigte.
Book 2011
Volume Band 196 in this series
In der Weimarer Republik gehörten Lebensmittelknappheit, Teuerungsunruhen und Wohnungsnot ebenso zum Alltag wie die Verlockungen der großstädtischen Vergnügungskultur, die das Bild von den »Goldenen Zwanzigern« geprägt haben. Ausgehend von einer Untersuchung des materiellen Lebensstandards, verdeutlicht Claudius Torp die Kluft zwischen Mangelerfahrung und Wohlstandserwartung und zeigt, wie der Konsum allseits politisiert wurde. Hierbei offenbaren die politischen Debatten und Maßnahmen das ebenso anspruchsvolle wie letztlich gescheiterte Projekt einer rationalen Gestaltung des Konsums, in dem sich demokratische und paternalistische Züge überlagerten. Der Zusammenhang von Konsum und Politik bietet daher eine neue Perspektive auf die Probleme und Potenziale der Weimarer Republik.
Book 2010
Volume Band 195 in this series

Die heute weit verbreitete Nutzung digitaler Medien und ihre Möglichkeiten der Verbreitung und Vervielfältigung rücken geistige Eigentumsrechte in das Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit und machen sie zu einem permanenten Streitgegenstand – national, europaweit und international. Wie aber hat sich die globale Ausdehnung geistiger Eigentumsrechte seit dem späten 19. Jahrhundert entwickelt? Isabella Löhr zeigt in dieser Studie, wie eng die weltweite Einführung von Urheberrechten mit zwei anderen historischen Prozessen verknüpft war: Die Globalisierung von Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts führte zur Gründung und Expansion internationaler Organisationen, die den Eigentumsrechten erst einen organisatorischen Platz in der internationalen Politik gaben.

Book 2010
Volume Band 194 in this series
Werner Conze (1910–1986) zählt zu den bedeutendsten, aber auch umstrittensten deutschen Historikern im 20. Jahrhundert. Mit seinen sozial- und begriffsgeschichtlichen Pionierleistungen trug er nach 1945 wesentlich zur Perspektiverweiterung der westdeutschen Geschichtswissenschaft bei. Als junger Historiker hatte er dem Nationalsozialismus entgegengearbeitet, wozu er nach dem Krieg nie öffentlich Stellung nahm. Auf der Grundlage eines neu erschlossenen Nachlasses und weiterer bislang unberücksichtigter Quellen verfolgt die Biographie die wissenschaftlichen und politischen Metamorphosen des Historikers zwischen Drittem Reich und Bundesrepublik.
Book 2010
Volume Band 193 in this series

In Deutschland wird viel diskutiert – im Fernsehen und auf öffentlichen Podien, in Schulen und Universitäten, in Familien und Partnerschaften. Warum aber nehmen Menschen an solchen Gesprächen teil, welche kommunikativen Regeln bilden sich dabei heraus und wie hat sich die Bereitschaft zu diskutieren im Zeitverlauf verändert?
Nina Verheyen zeigt die »Diskursivierung« der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft, die zunehmende Verbreitung und Aufwertung von mündlich geführten, argumentativen Gesprächen bis in die frühen siebziger Jahre. Sie nimmt Diskussionen vor allem als Machttechnik, als Instrument der Profilierung und der Distinktion in den Blick und verbindet Versuche der Westalliierten, die »Kunst der Diskussion« als demokratische Kulturtechnik zu vermitteln, mit dem Bemühen von 68erinnen und 68ern, alles zwanglos »auszudiskutieren«.

Book 2010
Volume Band 192 in this series

»Popular Conservatism« – konservative Traditionen in den englischen Unterschichten? Der ungestüme Patriotismus, die loyalistische Begeisterung für die Krone und der xenophobische Antikatholizismus der einfachen Engländer wurden in der Forschung lange vernachlässigt. In dieser Studie geht Jörg Neuheiser religiösen Aspekten der Protest- und Alltagskultur ebenso nach wie der konservativen Mobilisierung von gewöhnlichen Engländern in Wahlkämpfen. Lange bevor das Wahlrecht die Unterschichten erreichte, entdeckt er einen »Konservatismus von unten«, der das traditionelle Bild der englischen Unterschichten um eine neue Dimension bereichert.

Book 2010
Volume Band 191 in this series
Book 2010
Volume Band 190 in this series

Im 19. Jahrhundert entstand eine neue Sensibilität gegenüber der Nahrungsmittelqualität, die sich in einer breiten öffentlichen Debatte niederschlug. Die zunehmend industrialisierte Nahrungsmittelherstellung, unzählige neuartige Produkte und der wissenschaftliche Fortschritt erzeugten ein Gefühl der Unsicherheit bei den Verbrauchern.
Vera Hierholzer geht der Frage nach, wie die sich entfaltende Konsumgesellschaft mit dem wachsenden Misstrauen umging. Sie untersucht, welche neuen Formen der Vertrauenssicherung entstanden und nimmt nicht nur die Gesetzgebung, sondern auch Normsetzungen anderer Akteure in den Blick. Die Studie zeigt, dass sich im Zusammenspiel von Staat, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbrauchern ein arbeitsteiliges Modell der Nahrungsmittelregulierung herauskristallisierte.

Book 2010
Volume Band 189 in this series
Book 2009
Volume Band 188 in this series
Die Biographie des Kommune I-Gründers Dieter Kunzelmann verbindet die Erfahrungen einer Jugend in der fränkischen Provinz mit der Geschichte der subversiven Avantgarde um 1960, der so genannten »Kulturrevolution« der sechziger Jahre und der zunehmenden Radikalisierung und Militanz des beginnenden deutschen Terrorismus seit 1969. In jeder Phase dieser Entwicklung war Kunzelmann an zentraler Stelle an den Aktivitäten der meist sehr kleinen aber einflussreichen Gruppierungen beteiligt, die in den oppositionellen Aufbrüchen der alten Bundesrepublik kreative, anarchische und schließlich gewalttätige Akzente setzten. Sein weiterer Weg durch die orthodoxe K-Gruppen-Szene der siebziger Jahre bis in die Berliner AL und das West-Berliner Abgeordnetenhaus komplettieren eine Biographie, die niemals für die Protestbewegung repräsentativ war oder generationentypisch verlaufen ist, dafür aber zahlreiche symptomatische Einblicke in die Geschichte der Subversion nach 1945 ermöglicht.
Book 2009
Volume Band 187 in this series
Using England as a example, this volume reconstructs the century-long process of commercialization that eventually brought forth the modern market economy. It reveals the circumstances under which certain types of markets – for land, capital and jobs as well as exploitation rights – arose during medieval times, and how social contacts were created and shaped by those markets in early modern times. Another topic concerns the regulatory and control functions emanating from these markets, for example, the stock market, the Bank of England and Lloyds of London. Also the communication among the many protagonists in this story as well as their approach to the uncertainty and risks involved in the different marketplaces are discussed.The findings of the study reveal that the process of the commercialization of the economy, society and culture in England did not lead directly to the industrial society, as previously postured, but rather to the service society. From this result Christiane Eisenberg considers the low overall vitality of the English economy even beyond the period of time studied to be one of its most characteristic attributes. At the same time, she points out the uniqueness of the English example and warns against generalizing her results. The process of commercialization began on the European continent not only later than in England; it was to develop under completely different conditions.The study is concerned with English history from the Norman Conquest in 1066 up to the beginning of the 19th century. It serves to fill the neglected gap in the classical literature of economic history concerning the growth of market economy and reveals new perspectives for a reinterpretation of the development of Western society.
Book 2009
Volume Band 186 in this series

Seit ihrer Gründung im 18. Jahrhundert hat die Herrnhuter Brüdergemeine mit zivilgesellschaftlichem Engagement und internationalen Verbindungen eine wichtige Rolle innerhalb des Protestantismus gespielt. Wie ging die sozialistische Obrigkeit der DDR mit dieser pietistischen Gemeinschaft um? Wie gelang es den Herrnhutern, im Sozialismus zu überleben? Wie weit passten sie sich an und wie weit wurden Glaubenspraxis und Selbstverständnis modifiziert? Hedwig Richter wirft allgemeine Probleme des Verhältnisses zwischen Herrschaft und Gesellschaft in der Diktatur ebenso auf wie transfergeschichtliche Fragen nach den Möglichkeiten eines internationalen Austausches über den Eisernen Vorhang hinweg.

Book 2010
Volume Band 185 in this series
Die Phase der so genannten »Zweiten Industrialisierung« um die Jahrhundertwende war in Deutschland und in Frankreich gekennzeichnet von neuen Formen der industriellen Produktion, aber auch des Massenkonsums. Dies führte zu veränderten Organisationsformen in der Produktion der Großunternehmen. Zum ersten Mal entwickelten sich systematische Managementlehren und damit neue Richtungen einer organisationswissenschaftlichen Fachliteratur. In beiden Ländern begannen Unternehmer ihre Betriebe reflektiert zu strukturieren, das Management zu professionalisieren und Probleme der Arbeitsorganisation zu durchdenken. Dieser Prozess wird in der vorliegenden Arbeit breitflächig untersucht. Der Vergleich zwischen den benachbarten Ländern, die beide zu den am stärksten industrialisierten Staaten Europas zählten, soll dabei verdeutlichen, in welcher Weise sich diese neue Organisationslehre in großen Unternehmen glich, aber auch welche branchenspezifischen und nationalen Eigenheiten in den Unternehmen Bedeutung gewannen.
Book 2009
Volume Band 184 in this series
Book 2009
Volume Band 183 in this series
Niels Petersson, Historiker an der Sheffield Hallam University, untersucht am Beispiel des Deutschen Reiches, welche Mechanismen, Akteure und Probleme bei der Globalisierung wirtschaftlicher und wirtschaftsrechtlicher Normen eine Rolle spielten und welche Möglichkeiten der Institutionalisierung internationaler Wirtschaftsbeziehungen es gab. Der Untersuchungszeitraum, die Jahre von etwa 1890 bis zum Beginn der Weltwirtschaftskrise, umfasst Aufstieg und Niedergang einer großen Welle ökonomischer Globalisierung, in deren Verlauf zunehmend enger integrierte Weltmärkte für zahlreiche Güter und für Kapital entstanden.
Book 2010
Volume Band 182 in this series
Der erste Teil des Bandes enthält vier Essays zur Entwicklung der deutschen Wirtschafts- und Unternehmenshistoriographie im 20. Jahrhundert und deren Beeinflussung durch ausländische wissenschaftliche Strömungen. Im zweiten Teil geht es um die Wandlungen, die das deutsche Industriesystem über die beiden Weltkriege hinweg durchmachte, während es zugleich zunehmend unter den ökonomischen Anpassungsdruck der Hegemonialmacht Amerika und deren Wirtschaftskultur geriet. Der dritte Teil verschiebt die Analyse stärker auf die gesellschaftlichen Entwicklungen im Europa des 20. Jahrhunderts und fragt nach der Rolle, die die amerikanischen Sozialwissenschaften und die großen amerikanischen Stiftungen dabei spielten.
Book 2009
Volume Band 181 in this series
Tragen gesellige Vereine für Musik, Sport und Gärtnerei im 19. und 20. Jahrhundert zu sozialer Integration bei? Dieser Frage stellt sich die Studie und vergleicht über zwei Jahrhunderte hinweg die Entwicklung deutscher und britischer Vereine. Sie zeigt, dass Vereine in beiden Ländern sozial integrativ wirkten, aber auch dazu dienten, soziale Ausschlüsse vorzunehmen, Statusunterschiede hervorzuheben und Abhängigkeiten zu festigen. In Großbritannien inspirierte die kommerzielle Populärkultur die Vereinsbildung, Vereine wurden von wirtschaftlichen Unternehmen wie Presseverlagen oder Brauereien materiell unterstützt. In Deutschland dagegen übte der Staat den prägenden Einfluss aus, indem er Freizeitvereine erst kontrollierte und sie dann zu »gemeinnützigen« Zwecken förderte.
Book 2007
Volume Band 180 in this series
Am Gegenstand der »Hitler-Jugend«, einer originär nationalsozialistischen Massenorganisation, analysiert Kathrin Kollmeier die Ordnung der »Volksgemeinschaft« als grundlegende Struktur der nationalsozialistischen Gesellschaft. Die paradoxe Figur einer umfassenden und sich zugleich scharf abgrenzenden, völkisch, national und rassistisch definierten »Volksgemeinschaft« provozierte ein Spannungsverhältnis zwischen massenhafter Integration und zielgerichteter Ausgrenzung, das die gesellschaftliche Wirklichkeit im Deutschen Reich prägte. Das theoretische Interesse an der Dynamik dieses Ordnungsprozesses verbindet Kollmeier mit einer empirischen Mikrostudie zum Disziplinarwesen des Jugendverbandes und verdeutlicht so die konstitutive Feinmechanik der nationalsozialistischen Herrschaft. Die Disziplinarpolitik der »Hitler-Jugend« zeigt die ebenso voraussetzungs- wie folgenreiche Ordnungsprozedur von sozialer und politischer Einschließung und Ausschließung. Dabei war die Etablierung dieses rechtsförmigen Disziplinarsystems, das eigene Statuten, Organe und Gerichte enthielt, eng mit zeitgenössischen Rechtsdiskursen verknüpft. Drei Bereiche betrachtet Kathrin Kollmeier näher: das Jugendrecht, die nationalsozialistische Bewegung einer grundlegenden »Rechtserneuerung« und das »konkrete Ordnungsdenken«, das exemplarisch Carl Schmitt formuliert hat. Sie kombiniert historische Methoden mit rechtstheoretischen Überlegungen und juristischen Normen und analysiert die Mikrotechniken der Erfassung, Überwachung und Bestrafung sowie einzelne Fallbeispiele jugendlicher Devianz. Ideologische Voraussetzungen und politische und disziplinarrechtliche Praxis werden in ihrem Zusammenwirken betrachtet.
Book 2008
Volume Band 179 in this series
Book 2007
Volume Band 178 in this series
Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist seit der Geburt des ersten »Retortenbabies« 1978 ein maßgebliches Verfahren der Reproduktionsmedizin. Zehntausende von Frauen unterziehen sich allein in der Bundesrepublik Jahr für Jahr einer solchen Behandlung, weil sie auf eine Schwangerschaft hoffen. Zugleich stellt die In-vitro-Fertilisation ein technisches Modul für weitere Verfahren wie die embryonale Stammzellforschung oder das Klonen dar.Die wenigen Arbeiten, die bisher zur Geschichte der In-vitro-Fertilisation existieren, leiden zumeist darunter, dass sie die Entwicklung als Abfolge von »Entdeckungen« präsentieren und das komplexe Geflecht von Bedingungen vernachlässigen, das zur Etablierung dieser Technologie nötig war. Dadurch wird die Kontinuität wissenschaftlicher Arbeit im Sinne einer geradlinigen Fortschrittsvorstellung überbetont, soziale Entwicklungen (auch innerhalb der Wissenschaft bzw. zwischen verschiedenen Disziplinen) werden vernachlässigt. Die vorliegende Arbeit rekonstruiert die Geschichte anhand zweier Fallstudien: Die erste beschäftigt sich mit frühen Versuchen zur extrakorporalen Befruchtung von Kaninchen-Eizellen im 19. Jahrhundert, die zweite untersucht Befruchtungsversuche mit Eizellen von Kaninchen und Frauen in den dreißiger und vierziger Jahren. Diese Versuche wurden in Form einer heterogenen Kooperation von einem agrarwissenschaftlichen in ein physiologisches Labor und von da aus in eine Klinik transferiert. Innerhalb der Versuche wurde die Grenze zwischen Natur und Kultur, zwischen natürlicher und künstlicher Befruchtung nachhaltig verschoben. Am Ende dieses Prozesses, also etwa ab 1950, lässt sich von einer Forschungslinie der In-vitro-Fertilisation sprechen, wobei die Arbeit grundsätzlich auch die Frage aufwirft, inwiefern man überhaupt von einer solchen sprechen kann, wenn zugleich die Diskontinuitäten des Forschungsprozesses betont werden.
Book 2007
Volume Band 177 in this series
Der Erste Weltkrieg stellte in den Augen vieler deutscher und französischer Ärzte ein immenses Beobachtungsfeld dar, das es praktisch und wissenschaftlich auszuwerten galt. Die Gelegenheit, eine so große Anzahl von Personen unter ärztliche Obhut zu stellen und erzieherisch auf ihr Gesundheitsverhalten einzuwirken, war einmalig. In einer Art überdimensionierten Versuchsanordnung diagnostizierten Ärzte die Konstitution und den Gesundheitszustand der Kriegsgesellschaft und stellten eine Prognose über die zukünftigen Genesungsaussichten des geschundenen »Volkskörpers«. Susanne Michl vergleicht deutsche und französische Ärzte und fragt danach, ob sie, konfrontiert mit den gleichen gesellschaftlichen Problemen, zu vergleichbaren Gesellschaftsdiagnosen und Handlungsempfehlungen kamen.
Book 2007
Volume Band 176 in this series
Peter Walkenhorst examines the systems and the political practice of radical nationalism in the Wilhelmian Empire. Nationalism propagated by societies like the Alldeutschen Society, Ostmarken and Flotten Society since the 1890s showed a new phenomena and played a crucial roled in the development of nationalism in Germany. Central to this work are the semantic and discursive frameworks that were typical for radical nationalism and the interaction between world views of radical nationalists and their specific political actions.
Book 2007
Volume Band 175 in this series
Book 2007
Volume Band 174 in this series
Regula Argasts Studie untersucht die Entwicklung des Schweizer Bürgerrechts zwischen der Bundesstaatsgründung im Jahr 1848 und der Verankerung einer restriktiven Einbürgerungs- und Niederlassungspolitik in der Zwischenkriegszeit. Im Zentrum ihrer Untersuchung steht der staatsbürgerliche Ein- und Ausschluss wechselnder Bevölkerungsgruppen und die Frage nach den Ursachen für die Gewährung oder Verweigerung des Schweizer Bürgerrechts. Dabei wird deutlich, dass die Regeln der Gewährung zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden immer wieder neu ausgehandelt und koordiniert werden mussten. Erst im und nach dem Ersten Weltkrieg verband sich eine nationalisierte und ethnisierte Furcht vor »Überfremdung« mit der traditionellen Abwehrhaltung der Bürgergemeinden.
Book 2006
Volume Band 173 in this series

Warum haben die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg so verbissen gekämpft, selbst als die Niederlage schon absehbar war? Und wie konnte es geschehen, dass so viele gewöhnliche Soldaten einen verbrecherischen Krieg unterstützten? Die Antwort liegt nicht nur im Antisemitismus oder im Befehlsgehorsam der Deutschen, sondern in ihrer Sehnsucht nach Gemeinschaft und in der Erfüllung dieser Sehnsucht inmitten massenhafter Gewalt und massenhaften Todes. Im Schnittfeld der neueren Kultur-, Geschlechter- und Militärgeschichte angesiedelt, zeigt dieses Buch, wie das mythische Leitbild der Kameradschaft die mentale Vorbereitung, die Erfahrung und schließlich die kollektive Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Deutschland geprägt hat.

Book 2006
Volume Band 172 in this series
Book 2006
Volume Band 171 in this series
Bildungsbürger gelten gemeinhin als liberal und protestantisch. Dass auch kirchentreue Katholiken zum deutschen Bildungsbürgertum zählten, zeigt diese Untersuchung für das wilhelminische Deutschland. Christopher Dowe analysiert Vorstellungswelten und soziale Praktiken katholischer Akademiker und Akademikerinnen, die sich in katholischen Studierendenorganisationen zusammengeschlossen hatten. Dem Selbstverständnis als Katholiken und dem Wandel von Frömmigkeit gilt dabei ebenso seine Aufmerksamkeit wie den Geschlechterbildern. Darüber hinaus untersucht der Autor katholische Positionen zur Sozialen Frage, zu Staat und Nation sowie zu Religion, Wissenschaft und Kultur, um den bildungsbürgerlichen Wertehorizont katholischer Akademiker und Akademikerinnen zu beschreiben.
Book 2006
Volume Band 170 in this series
Welche Auswirkungen hatte der Erste Weltkrieg auf die deutsche und englische Gesellschaft? Das Buch beantwortet diese Frage aus einer neuen Perspektive: Sonja Levsen untersucht, wie sich englische und deutsche Studenten vor und nach dem Ersten Weltkrieg als nationale Elite entwarfen. Durch den doppelten Vergleich kann Levsen zeigen, dass vor 1918 beiderseits des Kanals die Gemeinsamkeiten überwogen. Ausschlaggebend für die radikal divergierende Entwicklung nach 1918 sind die Folgen von Sieg und Niederlage im Weltkrieg: Während der militärische Sieg in England einen Prozess der Pluralisierung und Individualisierung ermöglichte, führte die Niederlage unter deutschen Studenten zu einer Fixierung auf Gemeinschaft, Nation und das Ideal militärischer Männlichkeit.
Book 2005
Volume Band 169 in this series
Im langen 19. Jahrhundert, dem »bürgerlichen Zeitalter«, setzte das Bürgertum in den Bildungsinstitutionen, im Parlament, in den Lebensformen des modernen Stadtbewohners, häufig selbst bei Hof seine politischen Machtansprüche, seine ökonomische und gesellschaftliche Ordnung und seine kulturellen Wertvorstellungen durch.Wolfgang Hardtwig analysiert die Zusammenhänge zwischen bürgerlicher Wirklichkeitseroberung und der Formenwelt eines Zeitalters, das von der Ästhetik der alteuropäischen Elitenkulturen zur modernen Massenkultur hinüberführt. Seine Themen sind die Wahrnehmung und Gestaltung von Naturräumen und Stadtlandschaften, die Symbolisierung der Nation, die Soziologie der Kunstförderung, utopische Ordnungsentwürfe und nicht zuletzt die ästhetische Dimension der Erzählung des Bürgertums über sich selbst.
Book 2005
Volume Band 168 in this series
Book 2005
Volume Band 167 in this series
Im Mittelpunkt dieses Buches steht das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Juden und Protestanten in der bürgerlichen Bildungskultur des 19. Jahrhunderts, wie es sich insbesondere von den 1840er Jahren bis zu den Auseinandersetzungen um die antisemitischen Thesen des Historikers Heinrich von Treitschke 1879–81 herausbildete. Während bei gebildeten Protestanten antisemitische Muster immer einflussreicher wurden, versuchten gebildete Juden, ihre Position in der bürgerlichen Bildungskultur zu verteidigen. Sie bemühten sich dabei nicht nur zum ersten Mal um eine offensive Abwehr des zeitgenössischen Antisemitismus, sondern schufen zugleich eine der einflussreichsten jüdischen Identitätskonstruktionen der Moderne: die Vorstellung eines jüdischen Universalismus.
Book 2005
Volume Band 166 in this series
Der wirtschaftliche Aufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg hat das politische Selbstverständnis Westdeutschlands in hohem Maße geprägt. »Wachstum« und »Stabilität« avancierten zu Leitbegriffen, die wissenschaftliche Theorien, gesellschaftliche Diskussionen und politisches Handeln bestimmten. Zugleich gewann ökonomisches Wissen an Bedeutung. Politiker und Wirtschaftsführer griffen immer häufiger auf die Expertise der Ökonomen zurück; in den Medien expandierte die Wirtschaftsberichterstattung.Alexander Nützenadel verfolgt die Entwicklung der westdeutschen Nationalökonomie nach 1945, die Entstehung der modernen Politikberatung und die »Verwissenschaftlichung« der Politik bis in ihre Krise seit Ende der sechziger Jahre, als die Steuerungsfähigkeit wirtschaftlicher Prozesse an ihre Grenzen stieß.
Book 2005
Volume Band 165 in this series
Die Wechselwirkungen zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum sind nur selten Gegenstand historischer Forschung. Jürgen Schmidt schließt diese Lücke am Beispiel der preußischen Stadt Erfurt. In den Stadtvierteln, in Betrieben, in der Privatsphäre, in der Öffentlichkeit der Vereine und in der Politik geht er den Kontakten, Barrieren, Kommunikationsmöglichkeiten und Konfliktpotenzialen sowohl innerhalb als auch zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum nach. Neben dem klassengesellschaftlichen Charakter des Kaiserreichs zeigen sich zahlreiche Nuancen und Übergänge. Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie sahen sich als wahre Erben einer umfassend verstandenen Bürgergesellschaft. Das Bürgertum dagegen wurde keineswegs allein durch kulturelle Werte und Deutungsmuster zusammengehalten, sondern formte sich in der Abgrenzung gegenüber Arbeiterbewegung und Arbeiterschaft. Eine Öffnung blieb auf einzelne Arbeitergruppen beschränkt.
Book 2004
Volume Band 164 in this series
Das neue Medium der zwanziger und dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts war der Rundfunk. Auch auf dem Land machte erst das Radio auf die Belange der Bauern aufmerksam, hier spiegelten sich die sozialen, kulturellen und politischen Verhältnisse der ländlichen Gesellschaft.Florian Cebulla untersucht die Einführung des Radios in die ländliche Lebenswelt, seine Verbreitung und Rezeption. Er beleuchtet die Anfänge des Landfunks und analysiert ausführlich die Wirkung des Radios als Kommunikations- und Bildungsmedium, als Vermittlungsinstanz zwischen Stadt und Land sowie als Instrument der Politisierung, Mobilisierung und Integration. Während der Landfunk der Weimarer Republik mit konservativen, agrarromantischen Inhalten das soziale Sonderbewusstsein des Agrarismus bestärkte, diente er in der NS-Zeit dazu, die ernährungs- und bevölkerungspolitischen Ziele des Regimes zu kommunizieren und soziale Brüche zu verschleiern.
Book 2004
Volume Band 163 in this series
»Herrschaft, Wirtschaft, Anoraks« ist eine herrschaftssoziologische Analyse der DDR in der entscheidenden Phase zwischen dem Mauerbau und dem Sturz Walter Ulbrichts. Am Beispiel der Konsumpolitik geht es um das Verhältnis des Regimes zur Bevölkerung und um die interne Dynamik des Regimes. In drei thematischen Kapiteln befasst sich der Autor mit der Perspektivplanung, der Jahresplanung des Konsums und mit der Preispolitik der DDR-Regierung. Sein Befund: das Regime agierte konzeptionslos, der Herrschaftsapparat und die Wirtschaft waren mit den vorhandenen Instrumenten nur unzulänglich zu steuern. Man war deshalb darauf angewiesen, eine Reihe wichtiger Fragen intern und auch extern, also mit der Bevölkerung, auszuhandeln.
Book 2003
Volume Band 162 in this series
Die hohe Quote erwerbstätiger Frauen galt stets als Ausweis gelungener gesellschaftlicher Umgestaltung in der DDR. Welchen Anteil hatten Akademikerinnen an dieser weiblichen »Erfolgsgeschichte«? Dieser Frage geht Gunilla Buddes Studie über drei Jahrzehnte DDR-Geschichte nach. Sie nimmt die Politik mit den »Frauen der Intelligenz« unter die Lupe, verfolgt Ausbildungswege wie Berufserfahrungen von Akademikerinnen und lotet ihre Karriereoptionen zwischen Familie und Karriere aus. Dabei kommen Studentinnen, Wissenschaftlerinnen, Richterinnen, Ärztinnen und Lehrerinnen ausführlich zu Wort. Erreicht wird diese in der DDR-Forschung seltene Vielstimmigkeit durch eine bunte Quellenpalette: Offiziellen Stimmen aus Partei, Massenorganisationen und Presse werden Eingaben und Interviews, Romane und DEFA-Filme gegenübergestellt.
Book 2003
Volume Band 161 in this series
Die Auseinandersetzung der deutschen Öffentlichkeit mit Krieg und Nation in den beiden Jahrzehnten vor der Reichsgründung stand unter dem Eindruck widerstreitender nationalpolitischer Zukunftsoptionen. Nikolaus Buschmann analysiert die Wahrnehmung einer von Kriegen und Krisen geschüttelten Phase der deutschen Geschichte auf der Basis von Tageszeitungen, politischen Zeitschriften und Unterhaltungsmagazinen. Im Mittelpunkt seiner Untersuchung stehen die zeitgenössischen Vorstellungen vom modernen Krieg, Strategien seiner Legitimation, religiöse Aspekte der Kriegswahrnehmung sowie Feindbilder und Bedrohungsphantasien. Dabei wird deutlich, dass der Krieg eine für unterschiedliche weltanschauliche Orientierungen offene Projektionsfläche nationaler Selbstdeutung bot. Dies trug wesentlich dazu bei, die Nation als Bezugsrahmen politischer und kultureller Orientierung in der zeitgenössischen Vorstellungswelt zu verankern – allerdings um den Preis, dass das kriegerische Leitbild der »wehrhaften Geschlossenheit« zum Fluchtpunkt der nationalen Selbstidentifikation wurde.
Book 2004
Volume Band 160 in this series
Der Aufstieg der naturwissenschaftlich orientierten Kriminologie rüttelte im ausgehenden 19. Jahrhundert an den Grundlagen der Strafrechtspflege. Immer häufiger stellten psychiatrische Sachverständige die Unzurechnungsfähigkeit eines Angeklagten fest. Medizinische Erklärungen kriminellen Verhaltens verdrängten die Annahme der Willensfreiheit, auf der das strafrechtliche Prinzip der Schuldvergeltung beruhte. Neue Ansätze der Kriminalpolitik waren gefragt, als die biologische ?›Abnormität‹ des Verbrechers zum ›Normalfall‹ wurde: Die Strafe sollte sich nicht mehr an der Tat, sondern am Täter orientieren. Die ›Unschädlichmachung‹ der ›Gewohnheitsverbrecher‹ und die ›Resozialisierung‹ der ›Gelegenheitsverbrecher‹ wurden zu Hauptzielen einer Strafrechtsreformbewegung.Christian Müllers Studie beleuchtet die Medikalisierung der Kriminalität als Teil jener umfassenden Verwissenschaftlichung des Sozialen, die sich in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik vollzog.
Book 2003
Volume Band 159 in this series
Der Erste Weltkrieg war nicht nur der erste Massen- und Materialkrieg, sondern auch der erste groß angelegte Versuch der Meinungslenkung und Meinungsführung durch staatliche und militärische Behörden. In der Armee entwickelte sich vor allem in der zweiten Kriegshälfte ein Diskurs, der darauf abzielte, der um sich greifenden Kriegsmüdigkeit gegenzusteuern und ihre Meinungsbildung zu beeinflussen. Anne Lipps Untersuchung dieses Diskurses zeigt, wie individuelle und kollektive Erfahrungen einfacher Soldaten reproduziert, umakzentuiert, verschwiegen oder erfunden wurden. Kurzfristig war dem Kriegsdiskurs nur ein geringer Erfolg beschieden, langfristig stellte er jedoch Begriffe und Bilder bereit, welche die Kommunikation über den Krieg vor allem in der Weimarer Republik nachhaltig prägten.
Book 2002
Volume Band 158 in this series
»Nation als Waffe und Vorstellung« beschäftigt sich mit der politischen Legitimation konkurrierender Interessen in der deutschen und britischen Gesellschaft des Ersten Weltkriegs. Unter den Bedingungen des totalen Kriegs wurde die wechselseitige Berufung auf die »Nation« gleichzeitig eine Angelegenheit der Regierung, der Konservativen und der Arbeiterbewegung. Müllers Untersuchung zeigt an zentralen politischen Problemfeldern – Feindbilder, nationale Minderheiten, Kriegsziele, Streiks, Wahlrechtsreform, Wehrpflichtdebatte – welche Wahrnehmungen und Handlungsspielräume das Deutungsmuster »Nation« den kollektiven Akteuren in beiden Ländern eröffnete. Deutlich wird dabei: Die Berufung auf die Nation entwickelte sich nicht nur zu einem Integrationsfaktor, sondern ebenso zur Quelle destabilisierender Konflikte.
Book 2003
Volume Band 157 in this series
»Soldaten der Arbeit« ist die erste Gesamtdarstellung des nationalsozialistischen Arbeitsdienstes für Männer, den zwischen 1933 und 1945 über drei Millionen Deutsche durchliefen. Das Buch stellt zudem in einem asymmetrischen Vergleich die NS-Organisation dem zeitgleich eingerichteten Arbeitsdienst der USA, dem Civilian Conservation Corps, gegenüber. In beiden Institutionen spiegeln sich die Antworten der deutschen Diktatur und der amerikanischen Demokratie auf die Weltwirtschaftskrise der Dreißiger Jahre in besonderem Maße wider. Die methodisch innovative Arbeit analysiert auch wechselseitige Wahrnehmungen und Transfers wie die Übernahme einiger Elemente der nationalsozialistischen Sozialpolitik durch die amerikanische Administration.Das Buch wurde von der Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen mit dem Tiburtius-Anerkennungspreis 2003 und von der Auschwitz-Stiftung Brüssel mit dem »Prix de la Fondation Auschwitz« ausgezeichnet.
Book 2002
Volume Band 156 in this series
Die Motorisierung des Individualverkehrs war nicht nur mit einem Zugewinn an Freiheit und Effizienz verbunden, sondern führte bereits vor der massenhaften Verbreitung des Autos zu Konflikten und Widerständen. Uwe Fraunholz beschreibt und untersucht diesen teilweise gewalttätigen Widerstand, der sich vor allem auf dem Land manifestierte und erst in der Weimarer Republik abflaute. Deutschland beschritt in diesem Modernisierungsbereich keinen Sonderweg. Überall provozierte die zunehmende Verbreitung des Automobils den gewalttätigen Unmut der Nicht-Motorisierten. Doch die Abneigung war nicht grundsätzlicher Natur: Nirgends wurde Autofeindschaft zum Massenphänomen. Und mit dem zunehmenden Angebot auch für weniger betuchte Käufer geriet der Protest gegen das Auto zur Episode.
Book 2002
Volume Band 155 in this series
Rita Aldenhoff-Hübingers Studie untersucht erstmals in europäischer Perspektive die protektionistischen und strukturpolitischen Maßnahmen, mit denen Deutschland und Frankreich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts auf die Exportoffensive der nordamerikanischen Landwirtschaft reagierten. Dabei wird zum einen deutlich, dass beide Länder im Zeichen nationaler Selbstversorgung ein System der Schutzzölle, Subventionen und Exportprämien aufbauten, das in der Agrarpolitik der EWG fünfzig Jahre später – mit Deutschland und Frankreich als Vorreitern – wieder auflebte. Zum anderen löste der Agrarprotektionismus in Deutschland heftige politische Konflikte aus, während er in Frankreich auf einem breiten politischen Konsens beruhte.Rita Aldenhoff-Hübingers Untersuchung ist ein wichtiger Beitrag sowohl zur politischen Geschichte des Kaiserreichs als auch zur vergleichenden Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts.
Book 2002
Volume Band 154 in this series
Die gesellschaftliche Akzeptanz der europäischen Nationalstaaten war mit der Wende zum 20. Jahrhundert fragil geworden, seit 1917 stellte die Revolution eine reale Bedrohung dar. Industrielle und hohe Beamte im deutschen Kaiserreich waren mit diesen Veränderungen in vielfältiger Weise konfrontiert. Wie sich dies auf ihre Deutung der Nation auswirkte und wie umgekehrt das Leitbild der Nation zur Bewältigung ungewohnter Erfahrungen diente, steht im Mittelpunkt von Föllmers Darstellung. Im Vergleich mit Frankreich zeigt sich die spezifische Problematik der kaiserlichen Bürokratie, die ihr Defizit an demokratischer Legitimation in ethnischem Nationalismus kompensierte. Gleichzeitig wird deutlich, dass die bürgerliche Grundierung des Leitbilds der Nation am Missverhältnis zwischen hohem ethischen Anspruch und mangelnder Einlösung verblasste und so zur Radikalisierung des Nationalismus in der Weimarer Republik beitrug.
Book 2002
Volume Band 153 in this series
Die Identität von Regierenden und Regierten: dieses Leitbild von Bürgergesellschaft als politisch-sozialer Einheit prägte den Übergang des schweizerischen Kantons Zürich zur modernen Erwerbsgesellschaft. Wie verlief dieser Zürcher Weg in die »andere« Bürgergesellschaft? Welche Rolle spielten dabei frühneuzeitliche Modelle gemeindlich-genossenschaftlicher Ordnung? Wie dynamisierte sich die städtische Bürgergesellschaft und wie strahlte sie auf die ländlichen Untertanen aus?Barbara Weinmann zeigt am Beispiel Zürichs, wie und unter welchen Bedingungen traditionelle Ordnungsvorstellungen über den Beginn der Moderne hinweg sich als entwicklungsfähig erwiesen. So entstand im Kanton Zürich eine andere Form moderner Bürgergesellschaft: mit weniger Trennung von Gesellschaft und Staat, weniger Konflikt, mehr Gemeinnutz-orientiertem Konsens, mehr Kompromiss zwischen Gemeinde und Staat als im mittel- und westeuropäischen Normalfall.
Book 2002
Volume Band 152 in this series
Das 19. Jahrhundert gilt als Epoche einer fundamentalen Säkularisierung von Staat und Gesellschaft. Vorreiter in diesem Prozess waren die Arbeiterbewegungen und ihre Parteien. Die Untersuchung von Sebastian Prüfer zeichnet die identitätsbildende Auseinandersetzung der deutschen Sozialdemokratie mit der »religiösen Frage« zwischen 1863 und 1890 nach. Dazu rekonstruiert und analysiert Prüfer, wie der sozialdemokratische Religionsdiskurs sich auf Parteitagen und Kongressen, in Schriftwechseln und Publikationen führender Vertreter sowie in der regionalen und lokalen Parteipresse entwickelte, in Verbindung zu den entstehenden Mentalitäten und Ideologien der Arbeiterbewegung und vor allem im Verhältnis zu den konkurrierenden Religionsdiskursen von Katholizismus, Konservatismus und Liberalismus. Dabei wird deutlich: Weder eine »freie Religion« noch radikaler Atheismus waren innerparteilich mehrheitsfähig. »Sozialismus statt Religion«: so schien das sozialdemokratische Milieu die religiöse Frage beantworten zu wollen.
Book 2002
Volume Band 151 in this series
Die Geschichte der Zünfte im Europa des 18. Jahrhunderts ist bislang vor allem aus der Perspektive ihres Endes, der Einführung der Gewerbefreiheit, geschrieben worden. Aus dieser Sicht blockierten die Zünfte als rückständige Handwerksordnung die gesellschaftliche Modernisierung. Doch im auf Europa ausgeweiteten Blick auf die Vielfalt ihrer ökonomischen und sozialen, politischen und kulturellen Funktionen wird deutlich: Zünfte waren selbst wichtige Instrumente der Modernisierung, der Sozialkontrolle und des kulturellen Lebens.Die elf Autoren dieses Bandes liefern einen fundierten Überblick über den Stand der Zunftforschung im europäischen Vergleich. Dabei kommen sie zu einer radikalen Neubewertung der Rolle der Zünfte im 18. Jahrhundert. Im Unterschied zum gängigen Bild, das das 18. Jahrhundert als eine Periode des Niedergangs der Zünfte malt, betonen sie die im europäischen Kontext zentrale Bedeutung für die Stadtwirtschaft, die Selbstorganisation der Meister und das politische Leben des Ancien Régime.
Book 2004
Volume Band 150 in this series
In aktuellen Diskussionen etwa über Spätaussiedler oder die Integration von Ausländern geht es immer wieder um Staatsangehörigkeit und Einbürgerung. Die Staatsangehörigkeit wurde im 19. Jahrhundert zur Institution des Nationalstaates, der mit der Einbürgerung die Maßstäbe seines Selbstverständnisses festlegte. Dieter Gosewinkel untersucht die Entwicklung der Staatsangehörigkeit und Einbürgerungspolitik im Zusammenhang mit der Herausbildung, Entfaltung und Krise des deutschen Nationalstaates. Im Mittelpunkt des Buches stehen der Zugang zum Nationalstaat und dessen Abgrenzung nach außen. Wie veränderte sich die Institution der Staatsangehörigkeit im Wechsel der politischen Systeme? Inwieweit trug sie zur Vereinheitlichung der föderativen Grundstruktur des deutschen Nationalstaates bei? Wie sah die Praxis der Einbürgerungspolitik im historischen Wandel aus? Wie entwickelten sich die Rechte und Pflichten der Staatsangehörigen? Inwieweit ging die wachsende Homogenität der Bürgergesellschaft mit einer zunehmenden Abschließung nach außen einher? Solche Fragen helfen auch, politische und gesellschaftliche Probleme der Gegenwart besser zu verstehen.
Book 2001
Volume Band 149 in this series
Das Ende des Industriezeitalters in Deutschland wurde an der Ruhr eingeläutet. Seit den späten fünfziger Jahren ging im Bergbau, einem der Leitsektoren der deutschen Wirtschaft, binnen eines Jahrzehnts mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze verloren. Christoph Nonn untersucht erstmals die politischen und gesellschaftlichen Folgen dieser ökonomischen Krise. Die Entindustrialisierung des Ruhrgebiets trug nicht nur zu epochalen Machtwechseln in Nordrhein-Westfalen und in der Bundesrepublik bei, sie ließ auch neue soziale Konfliktlagen entstehen: Während Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Bergbau enger zusammenrückten und ihre Meinungsverschiedenheiten überwanden, entstanden und vertieften sich die Konflikte zwischen Branchen und zwischen Regionen.Die Studie ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Bundesrepublik von Adenauers »Kanzlerdemokratie« über die Zeit Ludwig Erhards bis zur Großen Koalition.
Book 2001
Volume Band 148 in this series
Die Patrimonialgerichtsbarkeit ist ein Mythos. Sie steht für die Rückständigkeit der politisch-sozialen Ordnung und die Beharrungskraft der konservativen Eliten in Preußen. Entspricht dieses Bild der Realität? Monika Wienfort zeigt in ihrer grundlegenden Untersuchung, dass sich die preußischen Patrimonialgerichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von gutsherrlichen Verwaltungsinstanzen zu modernen Gerichten wandelten, bei denen vor allem die Rechtsangelegenheiten der ländlichen Eigentümer verhandelt wurden. Zunächst fragt sie nach der Rolle dieser Gerichte im Prozess der Staatsbildung, sodann nach den sozialen Beziehungen auf dem Lande und der ländlichen Wirtschaft. Schließlich geht es um den Wandel der ländlichen Rechtskultur unter dem Einfluss des Staates. Die Abschaffung der Patrimonialgerichtsbarkeit, die oft als eine der wenigen bürgerlichen Erfolge der Revolution von 1848/49 galt, stärkte vor allem den Staat. Die bürgerliche Gesellschaft verlor Partizipationsmöglichkeiten im Rechtssystem, die nur schwer zurückzugewinnen waren.
Book 2003
Volume Band 147 in this series
Die deutsche Geschichtswissenschaft ist in weiten Teilen von einer nationalgeschichtlichen Perspektive gekennzeichnet. Die in diesem Band gesammelten Aufsätze sind als Einspruch gegen diese einseitige Prägung zu verstehen. Jürgen Osterhammel behandelt zwischen den Polen Vergleich und Beziehungsgeschichte verschiedene Themen der Weltgeschichte, wobei der Begriff »Beziehung« sich nicht auf dem Bereich der internationalen Politik beschränkt, sondern andere Arten von Beziehungen wie etwa Kulturtransfers in gleicher Weise einbezieht. Auch geht es in diesem Band nicht um »Außereuropäische Geschichte« – letztlich eine Kategorie einer auf Europa zentrierten Historie – sondern vielmehr darum, Amerika, Asien, Afrika und Ozeanien in den Horizont einer »normalen« Geschichtswissenschaft zu integrieren. Neben eine nationalgeschichtliche und eine auf Europa zielende Historie könnte so eine Geschichte in weltbürgerlicher Absicht treten. Dabei geht es nicht um Antworten von globaler Gültigkeit, sondern um Fragen in einem universalen Horizont.
Book 2001
Volume Band 146 in this series
Professoren handeln im Schnittfeld von institutionellen, wissenschaftlichen und sozialen Dimensionen des Phänomens Universität. Olaf Willett legt eine Kollektivbiografie der Erlanger Professoren über mehrere Epochen hinweg vor, von der Gründung der Universität 1743 bis 1933. Er bezieht alle Fakultäten gleichmäßig in die Untersuchung mit ein und verbindet sozialgeschichtliche Fragestellungen mit Fragen der Universitätsgeschichte – nicht nur der Erlanger Hochschule. Untersucht werden die geographische und soziale Herkunft der Professoren, ihre schulischen und studentischen Prägungen, Heiratskreise, Familienstrukturen, akademische Karrieren, ihr politisch-gesellschaftliches Engagement und Formen der Repräsentation. Welche Laufbahnchancen hatten Professoren? Welche Rolle spielten dabei Veränderungen der Lebensführung, soziale und wissenschaftliche Prägungen, politisch-gesellschaftliche Werthaltungen? Welche Bedeutung hatte das nicht immer konfliktfreie Verhältnis zwischen der Universität und der Stadt Erlangen? Abschließend werden die statistischen und sozialhistorischen Ergebnisse mit einer Interpretation des Selbstverständnisses der Professoren verknüpft.
Book 2001
Volume Band 145 in this series
Wenn es der Weimarer Republik an Republikanern fehlte, wird häufig auf die Beamten verwiesen, die in einem obrigkeitsstaatlichen Denken und Handeln verhaftet geblieben seien. Konnten sich auch die höheren, akademisch gebildeten Beamten nur schwer mit einer demokratischen Staatsform abfinden? Zu dieser Gruppe, organisiert im »Reichsbund der höheren Beamten«, gehörten höhere Verwaltungsbeamte, Richter, Professoren, Gymnasiallehrer und die übrigen akademischen Staatsdiener. Sie war die größte und tonangebende Fraktion des Bildungsbürgertums. Rainer Fattmann zeichnet ihr soziales, ökonomisches und ideologisch-politisches Profil. Welche Rolle spielte sie im sozialen und politischen Gefüge der Weimarer Republik? Welche Haltung nahmen diese Beamten gegenüber Staat und Republik ein und wie verhielten sie sich gegenüber dem heraufziehenden Nationalsozialismus? Inwieweit waren sie in der Lage, politische Entscheidungsprozesse zu beeinflussen? Der Band leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Erfolgsbedingungen für die nationalsozialistische Machtübernahme.
Book 2001
Volume Band 144 in this series
Seit dem späten 18. Jahrhundert begannen die deutschen Staaten, in das Bildungswesen einzugreifen und es nach ihren Bedürfnissen umzugestalten. Erst jetzt entwickelte sich die Schulpolitik zu einem zentralen Bereich staatlicher Tätigkeit. Sylvia Kesper-Biermann untersucht am Beispiel eines deutschen Mittelstaates, des Kurfürstentums Hessen, die Schulgesetzgebung, die äußeren Rahmenbedingungen für den Unterricht, die Lehrinhalte, den Schulalltag und das Lehrpersonal im 19. Jahrhundert. Wann und warum wandte sich der kurhessische Staat dem Schulwesen zu? Inwieweit wurden die obrigkeitlichen Vorgaben umgesetzt? Welche gesellschaftlichen Gruppen stellten welche Ansprüche an die Schule – und wer konnte sich durchsetzen? Welche Wechselwirkungen gab es zwischen der Entwicklung des Schulwesens und der allgemeinen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Kurhessens? In einem Vergleich mit dem Schulwesen anderer deutscher Staaten werden die kurhessischen Verhältnisse in die Bildungsgeschichte des 19. Jahrhunderts eingeordnet.Für diese Arbeit erhielt Sylvia Kesper-Biermann 2002 den Wilhelm-Liebknecht-Preis der Universitätsstadt Gießen.
Book 2002
Volume Band 143 in this series
Die Rolle der Historiker im Nationalsozialismus ist Gegenstand heftiger Diskussionen. Ingo Haar untersucht das personelle und institutionelle Netzwerk der »Volksgeschichte«, einer einflussreichen Richtung der deutschen Geschichtswissenschaft, und ihre Verflechtung mit staatlichen Instanzen und politischen Kreisen. Im Mittelpunkt steht die »Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft«, ein großer Forschungsverbund, in dem Staat, Partei und Wissenschaft eng miteinander verflochten waren. Die »Volksgeschichte« suchte bewusst die Nähe zu einer Bevölkerungspolitik, die die »völkische« und »rassische« Neuordnung Europas anstrebte und in Völkermord und Vernichtungskrieg mündete. Gerade auch Historiker der jüngeren Generation stellten sich in den Dienst der NS-Diktatur. Ingo Haar analysiert diese Entwicklung erstmals im Zusammenhang, beschreibt die institutionellen und ideologischen Grundlagen der »Volksgeschichte« und untersucht deren Rolle im »Volkstumskampf«.
Book 2000
Volume Band 142 in this series
In atemberaubendem Tempo ging die DDR im Herbst 1989 unter. Die treibende Kraft war eine Protestbewegung von ungeahnten Ausmaßen. Karsten Timmer untersucht erstmals die Bürgerbewegung der gesamten DDR. Einfühlsam, gleichsam erzählerisch entführt er den Leser in die spannende Geschichte des revolutionären Herbstes 1989. Die soziale Bewegung in der DDR war ein eigenständiger Akteur, der eingebunden war in politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Unter welchen Voraussetzungen entstand die Bürgerbewegung im September 1989? Was prägte und strukturierte die Protestwelle? Wie gelang es, die Massen zu mobilisieren? Wer waren die Träger der Bürgerbewegung? Von zentraler Bedeutung war die Demonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig, deren gewaltloser Verlauf den Anstoß zur landesweiten Ausbreitung des Protestes gab. Im Dezember 1989 verlor die Bewegung ihre Dynamik, als mit der Gründung des »Runden Tisches« die Institutionalisierung der Proteste begann. Dieses Buch ist ein Meilenstein in der Forschung zum Umbruch in der DDR.
Book 2000
Volume Band 141 in this series

Freimaurer: Da denkt man zunächst an die Zeit der Aufklärung, an die »Zauberflöte« und geheimnisvolle Rituale. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Freimaurerlogen zu Räumen für das liberale und nationale Bürgertum. Stefan-Ludwig Hoffmann rekonstruiert die Innenwelt der Logen im 19. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die deutsche Bürgergesellschaft. In der Geselligkeit der Logen sollten die Bürger Tugend und Bildung einüben, zu besseren Menschen werden – als Vorbild für die gesamte Menschheit. Wie vertrug sich dieser moralische Universalismus mit der Ausgrenzung von Juden, Sozialdemokraten, Katholiken und Frauen? Warum wurde die universale Mission zunehmend der eigenen Nation zugeschrieben? Als der Erste Weltkrieg Begriffe wie »Humanität« und »Zivilisation« diskreditiert hatte, wirkten die Logen wie Relikte einer untergegangenen Welt. Umso interessanter ist ein Blick auf die Logen des 19. Jahrhunderts, auf den Wunsch, die Menschheit zu verbessern, und auf die gegenteiligen Ergebnisse, die dieser Wunsch zeitigen konnte.

Ausgezeichnet mit dem Hedwig-Hintze-Preis 2002

Book 2000
Volume Band 140 in this series
Max Webers Werk stellt den bis heute wichtigsten Versuch dar, die Besonderheit der europäischen Entwicklung durch umfassende Kulturvergleiche herauszuarbeiten. Seine Studie »Die Stadt«, 1921 posthum veröffentlicht, geht der Frage nach, warum sich nur in den Städten des Abendlandes ein sich selbst verwaltendes Bürgertum herausgebildet hat, nicht aber in denen des Orients.Die 10 Beiträge des Bandes untersuchen die Stellung von Webers »Stadt« im Kontext seines Gesamtwerkes und fragen, inwieweit seine Kategorien und Modelle auch heute noch wesentliche Instrumente für Kulturvergleiche sein können. Webers Ausführungen zur chinesischen, indischen und russischen Stadt werden als wesentliche Bestandteile seiner Konzeption aufgefasst und in eigenen Beiträgen berücksichtigt.
Book 2000
Volume Band 138 in this series
Die Modernisierungsprozesse im 19. Jahrhundert warfen Orientierungsprobleme auf, die vor allem im Bürgertum die Suche nach geschichtlicher und räumlicher Kontinuität verstärkten. Georg Kunz untersucht am Beispiel Historischer Vereine die Ursprünge, Inhalte und Veränderungen des regionalen Geschichtsbewusstseins im Deutschen Bund und im Kaiserreich. Auf welche historischen Raumgliederungen bezog sich die regionale Geschichtskultur? Führte die Entstehung neuer Raumstrukturen zu veränderten regionalen Geschichtsbildern? Welche Rolle spielte die soziale Zusammensetzung der Vereine? Wie beeinflussten politische Maßnahmen das regionale historische Bewusstsein? Die regionale Geschichtskultur konnte als Grundlage für konservative Gegenwartskritik, als Legitimationsmittel für staatliche Reformmaßnahmen und als historische Rechtfertigung liberal-progressiver Emanzipationsbestrebungen dienen. Die »Erfindung der Tradition« wird in dieser Studie nicht nur theoretisch postuliert, sondern von der Region her konkret untersucht.
Book 2000
Volume Band 137 in this series
Die Tuberkulose kehrte in den letzten Jahren in die westlichen Industrieländer zurück. Um die Jahrhundertwende war sie eindeutig die wichtigste Todesursache im Erwachsenenalter. Für die Betroffenen und ihre Familien bedeutete sie oft materielle Not und sozialer Abstieg. In England und Deutschland wurde seit den 1890er Jahren die anstaltsförmige Tuberkulosetherapie vorangetrieben. In Deutschland setzte sich die Liegehallen-Therapie durch, in England dagegen die Arbeitstherapie. Warum? Aus welchen gesellschaftlichen Schichten kamen die Patienten der Heilanstalten? Welche Rolle spielten die Ärzte, das Pflegepersonal und die Patienten im Innenleben der Anstalten? Welche Erfahrungen machten die Patienten, etwa beim Eintritt in die Anstalt, im Behandlungsalltag oder auch nach der Entlassung? Flurin Condrau beantwortet die zentralen Fragen im systematischen Vergleich zwischen England und Deutschland. Seine aufschlussreiche und innovative Sozialgeschichte der Tuberkulose bietet so auch allgemeinere Einblicke in das Sozialsystem der beiden Länder.
Book 1999
Volume Band 136 in this series
Bankiers bilden neben den Kaufleuten die älteste und wirtschaftlich einflussreichste Gruppe der deutschen Unternehmerschaft. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stiegen ihre wirtschaftliche Macht, ihr politischer Einfluss und nicht zuletzt ihr persönlicher Reichtum deutlich an. Morten Reitmayer untersucht die Bedingungen des Aufstiegs und Wandels der deutschen Hochfinanz – einer unternehmerischen Spitzengruppe, die keineswegs eine geschlossene soziale Einheit bildete. Welche Gegensätze gab es zwischen den etablierten Privatbankiers und den aufsteigenden Manager-Bankiers? Welche sozialen Verflechtungen bestanden mit dem übrigen industriellen Großbürgertum? Welchen politischen Einfluss konnten die Bankiers nehmen und wie veränderte er sich? Und nicht zuletzt: Welcher Habitus und welche Werte herrschten in dieser Gruppe vor?Im Kaiserreich gewannen die Bankiers an Macht und Prestige. Damit wurde die Grundlage für die besondere Rolle gelegt, die die Hochfinanz bis heute im öffentlichen Leben spielt.
Book 1999
Volume Band 135 in this series
»Wäre es nach der ostdeutschen Wissenschaftselite gegangen – das SED-Regime wäre im Herbst 1989 wohl nicht zusammengestürzt.« Die Hochschullehrerschaft zeigt sich am Ende der DDR-Geschichte als loyale Dienstklasse des Regimes – staatstragend, stillhaltend und keineswegs revolutionär. Dabei war die SED-Führung 1945/46 an den Universitäten noch auf ganz andere Professoren gestoßen: politisch der Linken fernstehend, mit bildungsbürgerlichem Hintergrund, elitärem Selbstbild und hohem Prestige.Wie konnte sich bis zum Ende der sechziger Jahre diese Transformation von der bürgerlichen Bildungselite zur sozialistischen »Intelligenz« vollziehen? Es gelang der SED-Führung in weiten Teilen, das Professorat auszutauschen oder in die Parteidisziplin einzubinden, den Berufszugang mit politischen Kriterien aufzuladen und die Hochschullehre selbst zu ideologisieren. Andererseits blieben bestimmte Elemente des tradierten Hochschul- und Wissenschaftssystems erhalten, nicht zuletzt die informellen Machtstrukturen der Ordinarienuniversität. Die kommunistische Transformation an den ostdeutschen Universitäten gelang, das Ideal kommunistischer Hochschulpolitik – die Weitergabe von Wissen ohne Bindung an die alte Ordinarienuniversität – blieb dagegen unerreicht.
Book 1999
Volume Band 134 in this series
Wie gingen westdeutsche und japanische Historiker nach dem Zweiten Weltkrieg mit der jüngsten Vergangenheit um? Sowohl in Japan als auch in Deutschland schien die gesamte nationale Geschichte neu interpretiert werden zu müssen. Sebastian Conrad vergleicht die geschichtswissenschaftlichen Diskurse in Deutschland und Japan nach 1945 im Rahmen von drei Themenfeldern: Die Geschichtsschreibung leistete mit ihren Deutungen der Vergangenheit einen wichtigen Beitrag zur Konstruktion einer nationalen Identität, aber auch zur »Vergangenheitspolitik« und Vergangenheitsbewältigung in den fünfziger Jahren; und schließlich beleuchtet diese Studie einen wichtigen Teil der Geschichte der Geschichtswissenschaft. Dabei öffnet sich der Blick auf die zentrale Rolle der Nation im historiographischen Diskurs. Wie ließ sich die Einheit der Nation noch begründen und die Kontinuität der nationalen Geschichte retten? Wie konnte die Nation in einer veränderten Weltordnung positioniert werden? Wie ließ sich mit einer jüngsten Geschichte umgehen, deren verbrecherischer Charakter die Legitimität der nationalen Geschichte in Frage stellte? Neben zahlreichen Unterschieden zeigen sich verblüffende Ähnlichkeiten der geschichtswissenschaftlichen Diskurse in Japan und Deutschland.
Book 1999
Volume Band 133 in this series
Kolonialgeschichte klammert die Perspektive der kolonisierten Völker häufig aus. Gesine Krüger dagegen erschließt einen wichtigen Teil der Kolonialgeschichte Namibias aus der Perspektive der afrikanischen Bevölkerung. Der Krieg zwischen den Herero und dem Deutschen Kaiserreich 1904–1907 ist im öffentlichen Gedenken, in der Geschichtsschreibung und im kollektiven Gedächtnis Namibias noch heute fest verankert. Eine aktive Kriegsbewältigung war Ausgangspunkt für die »Erfindung einer Herero-Nation« und die Entwicklung neuer Institutionen.Die deutsche Kolonialmacht verfolgte eine Politik der völligen Kontrolle, der Enteignung, der Zwangsarbeit und des Völkermordes. Wie reagierten die Herero darauf? Gesine Krüger fragt nach Bildern und Mythen über den Krieg und die Geschichte der Herero, nach sozialen, ökonomischen und kulturellen Formen der Kriegsbewältigung sowie nach Entwicklungen der Nachkriegszeit, die in einen Prozeß der Rekonstruktion der Herero-Gesellschaft mündeten. Die Herero entwickelten auf politischer und symbolischer Ebene sehr kreative Strategien, um die koloniale Ordnung zu unterlaufen und für Selbstbestimmung und kulturelle Autonomie zu kämpfen.
Book 1999
Volume Band 132 in this series
Die Geschichte der Teilzeitarbeit, die hier erstmals umfassend aufgearbeitet wird, bringt einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel zum Vorschein: Die außerhäusliche Erwerbsarbeit von Ehefrauen konnte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nur dann gerechtfertigt werden, wenn sie für das Überleben der Familie unbedingt notwendig war. Mit der Einführung der Teilzeitarbeit am Ende der 1950er Jahre veränderte sich diese Einstellung. Die Lust am Zuverdienen galt zu Beginn der sechziger Jahre als legitimer Ausdruck eines »neuen Lebensgefühls« verheirateter Frauen und wurde zum Signum der modernen Bundesrepublik.Christine von Oertzen verfolgt zunächst die öffentlichen Debatten über Teilzeitarbeit und analysiert anschließend die Institutionalisierung der Teilzeitarbeit im westdeutschen Recht. Danach wird die Einführung der Teilzeitarbeit vor Ort, in Fabriken und Büros, untersucht. Schließlich geht es um die Frage, inwiefern und aus welchen Gründen Frauen von den neuen Erwerbsmöglichkeiten Gebrauch machten und wie sie den Entschluß, arbeiten zu gehen, in ihren Familien und gegen ihren Ehepartner durchsetzten. In einem scharfsinnigen Vergleich der Teilzeitarbeit in der Bundesrepublik und der DDR wird die westdeutsche Entwicklung in einen gesamtdeutschen Kontext gestellt.Es wird deutlich, daß der wirtschaftliche Aufschwung und der Arbeitskräftemangel das Tempo der Veränderungen vorgaben. Die »Einbürgerung« der Teilzeitarbeit war jedoch ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozeß, an dessen Ende ein weitgehender Konsens darüber stand, wie die Erwerbsarbeit von Ehefrauen in das sozialstaatliche Gefüge, die Werthaltungen der Republik und ihre Geschlechterordnung zu integrieren war. Christine von Oertzens Studie ist ein gewichtiger Beitrag zur westdeutschen Gesellschaftsgeschichte der fünfziger und sechziger Jahre.
Book 1999
Volume Band 131 in this series
Der Herrschafts- und Gestaltungsanspruch der SED war total, er erstreckte sich auf alle Dimensionen der sozialen Wirklichkeit. Weite Bereiche von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur wurden umgestaltet mit dem Ziel, eine sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung zu etablieren. Der wichtigste Eingriff in die ländliche Gesellschaft war die Kollektivierung der Landwirtschaft. Daneben waren auch die Kommunalpolitik und das kulturelle Leben der Dörfer Gegenstand staatlicher Interventionen. Doch wie weit reichte diese politische Konstruktion von sozialem Wandel in einem traditionellen, dörflichen Sozialmilieu und wo lagen ihre Grenzen? Inwieweit konnte die ländliche Bevölkerung die Neuordnungen bremsen oder umdeuten?Antonia Maria Humm geht diesen Fragen anhand der thüringischen Gemeinde Niederzimmern nach. Als Vergleichsfolie, die für die DDR typische Entwicklungen deutlicher hervortreten läßt, zieht sie das württembergische Bernstadt heran. Zunächst wird der Strukturwandel in beiden Dörfern behandelt, anschließend die Kollektivierung sowie die Reaktionen und Handlungsstrategien, mit denen die Bauern ihr begegneten; schließlich geht es um die Durchsetzung der sozialistischen Gesellschaft im Bereich der Kommunalpolitik und des kulturellen Lebens. Es zeigt sich, daß es in der bäuerlichen Bevölkerung sowohl gegen die Kollektivierung als auch gegen die Umgestaltung der ländlichen Gesellschaft erhebliche Resistenzen gab. Die kulturelle Praxis und die damit verbundenen Deutungsmuster und Werte wiesen eine relativ hohe Stabilität auf, die politische Mobilisierung der Bevölkerung zeigte nicht den gewünschten Erfolg. Bei allen gravierenden Folgen der staatlichen Umgestaltung für die ländliche Gesellschaft blieb die soziale und lebensweltliche Tiefenwirkung der neuen Ordnung in vielen Bereichen begrenzt.
Book 1999
Volume Band 130 in this series
Das Eigentum spielt in der modernen Gesellschafts- und Kulturgeschichte eine zentrale Rolle. Die Transformationsprozesse in Mittel- und Osteuropa führen das besonders deutlich vor Augen, doch auch in Westeuropa geraten gängige Vorstellungen über das Eigentum angesichts von Deregulierung und Umverteilung, von neuen Informationstechnologien und neuen Knappheiten unter Druck. Das Eigentumsrecht, zu dem auch Konventionen, Doktrinen und kulturelle Praktiken gehören, prägt Wahrnehmungen, Erfahrungen, Handlungen, gesellschaftliche Strukturen und Vorstellungen. Es kodiert die politische und kulturelle Ordnung, es legt fest, was richtig ist, wer und was anerkannt, geschützt und ausgeschlossen wird. Die Diskurse über Eigentum kreisen daher um prinzipielle Probleme der modernen Gesellschaft, etwa um Fragen nach Freiheit, Verantwortung und Gerechtigkeit.Die Bedeutung des Eigentums wird in diesem Band für verschiedene Entwicklungsperioden vom 18. Jahrhundert bis heute untersucht. Daneben werden Vergleiche zwischen verschiedenen sozialen Gruppen, Gesellschaften und Kulturen auf regionaler, nationaler und systematischer Ebene durchgeführt. Es zeigt sich, daß der individualistische, liberale Eigentumsbegriff in den letzten zwei Jahrhunderten in weiten Gebieten der Welt den Umgang mit Gütern, die sozialen Beziehungen und die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verhältnisse geprägt hat, wenn auch mit nationalen und regionalen Unterschieden. Die Autoren verbinden Gesellschafts- und Kulturgeschichte mit Rechtsgeschichte und machen Eigentum zum Ausgangspunkt für die historische Analyse von Gesellschaften und Kulturen.
Book 1999
Volume Band 129 in this series
War die Französische Revolution von 1789 der Beginn einer ganz neuen Zeit, die sich von der Vergangenheit verabschiedete? Lösten Revolutionen und die Beschleunigung von »Zeit« die Erfahrungsräume der Gegenwart von dem Erwartungshorizont der Zukunft ab? Konnte die Vergangenheit nicht mehr Lehrmeisterin der Zukunft sein? Rückten »Zeit« und Geschichte nun in den Verfügungsraum menschlichen Handelns? Herausragende philosophische und literarische Werke der Revolutionszeit legen es nahe, diese Fragen zu bejahen. Ernst Wolfgang Becker erweitert jedoch das Blickfeld und untersucht die Zeiterfahrungen in Deutschland während der Französischen Revolution, im Vormärz und in der Revolution von 1848/49 aus erfahrungsgeschichtlicher Perspektive. Dabei ordnet er das Zeitbewußtsein drei politischen Strömungen zu, der konservativen, liberalen und demokratischen.Revolutionen wirkten keineswegs als Zäsur im Zeitbewußtsein der Menschen. Die Zeitgenossen versprachen sich von einer Revolution auch keinen Epochenbruch, sondern einen Wiedereinstieg in einen evolutionären und von jeder politischen Strömung anders gedeuteten Fortschrittsprozeß. Für die Demokraten etwa war eine Revolution ein restaurativer Akt der Notwehr gegen die reaktionäre Entwicklungsblockade, und auch die Konservativen sahen in der Revolutionsgefahr im Vormärz das Ergebnis eines gehemmten Bewegungsbedürfnisses. Es gab dementsprechend auch keinen Bruch mit der Vergangenheit. Gerade Revolutionäre wollten an bisher unerfüllte verfassungsrechtliche und nationalstaatliche Hoffnungen der Vergangenheit anknüpfen. Die Geschichte blieb ein Reservoir für Zukunftserwartungen. »Zeit« wurde also nicht für die Menschen verfügbar, sie blieb eingespannt in einen allgemeinen Fortschrittsprozeß.
Book 1998
Volume Band 128 in this series
Der Durchbruch der Moderne führte zu tiefgreifenden Veränderungen aller Lebensbereiche; Werte, scheinbar feste Lebensentwürfe, Institutionen und soziale Hierarchien wurden fragwürdig. Das damit einhergehende Krisenbewußtsein verdichtete sich in der Rede von der »Verkehrten Welt«. Martin H. Geyer behandelt die Auseinandersetzung der Zeitgenossen mit Krisenphänomenen, die sie mit dem Ersten Weltkrieg, mit Revolution und Inflation verbanden. Im Mittelpunkt steht dabei München, eine Stadt also, die damals als Sinnbild für traditionalistisch, national, auch antisemitisch orientierte Ordnungsvorstellungen stand.Mit der militärischen Niederlage und der Revolution schienen zentrale Begriffe des Denkens und Handelns, nämlich Staat und Nation, entwertet zu sein. Die Revolutionäre von 1918/19 wurden in der gegenrevolutionären Debatte zu medizinischen Untersuchungsobjekten, denen pathogene Elemente zugeschrieben wurden. Ein zweiter Typ von Revolutionär, der »Kriegs- und Inflationsgewinnler«, schien sich über traditionelle Werte hinwegzusetzen; er wurde zum Inbegriff der durch Geld repräsentierten Moderne. Die Inflation hatte vor allem deshalb so »revolutionäre« Folgen, weil sie wesentliche Elemente eines komplexen Systems von Institutionen und sozialen Beziehungen unterminierte. Kennzeichen und Erbe der Geldentwertung ist ein Diskurs über eine aus den Fugen geratene Ordnung, in der Vorstellungen von Recht, Rechtsstaatlichkeit und Gerechtigkeit heftig umstritten waren.Der radikale Durchbruch der Modernisierung, die fundamentale Abwehrreaktionen provozierte, spielte – auch das zeigt dieses Buch – für das Scheitern der Weimarer Republik eine wichtige Rolle. Hitler sagte mit seiner »Revolution« der »Verkehrten Welt« den Kampf an.
Book 1998
Volume Band 127 in this series
Die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg war ein europäisches Phänomen, von dem keineswegs nur Deutsche betroffen waren, sondern – neben anderen – auch Polen. Nach Kriegsende behielt die Sowjetunion einen Großteil der annektierten polnischen Ostgebiete; dafür erhielt Polen die ehemaligen deutschen Ostgebiete. Als Folge dieses international gesteuerten Prozesses mußten Millionen Polen und Deutsche ihre Heimat verlassen. Philipp Ther behandelt die Vertriebenenproblematik im Vergleich zwischen Polen und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)/DDR; auch Westdeutschland wird in die Betrachtung mit einbezogen.Wie kam es zu den massenhaften, gewaltsamen Bevölkerungsverschiebungen? Warum scheiterte die geplante »ordnungsgemäße und humane Durchführung« der Vertreibung? Wie wurden die Vertriebenen aufgenommen? Während in Polen die Vertriebenen unter dem Dach des polnischen Nationalismus integriert werden sollten, betrieb die SBZ/DDR eine egalitäre Politik: Durch Umverteilungen sollten die Vertriebenen in die Gesellschaft eingebunden werden. Nach dem Scheitern dieser Ansätze griffen beide Regime Ende der vierziger Jahre zunehmend zu polizeistaatlichen Maßnahmen. Die Vertriebenenproblematik wurde nun eher unterdrückt als gelöst. Eine negative, von Konflikten geprägte Einstellung anderer Bevölkerungsgruppen zu den Vertriebenen hatte die integrative Politik unterlaufen.Die Anwesenheit von Millionen Vertriebenen hatte einen prägenden Einfluß auf die Nachkriegszeit in der SBZ/DDR und in Polen. Diese Studie geht daher über eine reine Vertriebenengeschichte hinaus: Sie trägt wesentlich zum allgemeinen Verständnis der Staaten und Gesellschaften Mittel- und Osteuropas bei.
Book 1998
Volume Band 126 in this series
Der Körper der Menschen unterliegt nicht nur den Gesetzen seiner Physiognomie, er ist auch der Geschichte ausgesetzt. Svenja Goltermann greift diesen Zusammenhang auf und analysiert den deutschen Nationalismus unter Einbeziehung des Körpers. Wie konnte die Nation verkörpert und sinnlich erlebt werden? Wie konnte sie zu einem Teil der eigenen Identität werden? Wie entwickelten sich Ausprägungen eines »nationalen Bewußtseins« und »nationalen Verhaltens«?Zur Beantwortung dieser Fragen wird auf das von Pierre Bourdieu entworfene Konzept des Habitus zurückgegriffen. Damit ist eine konsequente Historisierung verbunden, die einem allgemeinen, überzeitlichen Verständnis von Nation entgegensteht. Mit der Analyse eines nationalen Habitus, der immer mit anderen, selbst vielschichtigen und wandelbaren Identitäten verbunden war, rückt auch der Körper ins Blickfeld. Eigenschaften und Fähigkeiten, die »der Nation« zugeschrieben werden, können mit dem eigenen Körper einverleibt und durch diesen zum Ausdruck gebracht werden. Umgekehrt wird die Nation durch die Übertragung vermeintlich geschlechtsspezifischer Körpereigenschaften geprägt. Am Beispiel der Turnvereine, die Teil der Nationalbewegung waren, wird gezeigt, welche kulturellen Praktiken ein »nationales Bewußtsein« förderten.In einem ständigen Wechselspiel von Vorstellungen und sozialen Praktiken wurde die Nation immer neu konstruiert. Den Idealen der Zeitgenossen entsprach das freilich nicht. Sie sehnten sich nach einer Vereinigung gegensätzlicher gesellschaftlicher Kräfte in einer organischen Einheit. Durch dieses Verständnis der Nation konnte sogar die eigene Sterblichkeit in den Hintergrund rücken. Die Unfähigkeit, die Historizität der Nation zu denken, war daher immer auch die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit.
Book 1998
Volume Band 125 in this series
»Globalisierung« beherrscht als Schlagwort die aktuellen wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Diskussionen. Die historische Entwicklung zur Weltwirtschaft ist dagegen ein noch wenig beachtetes Thema, obwohl Globalisierung, ökonomische Expansion und Integration keine neuen Phänomene sind. Dieser Band behandelt die Geschichte der Weltwirtschaft von den Anfängen weltwirtschaftlicher Verflechtung im 15. Jahrhundert bis zur »global economy« unserer Tage. Die Fragestellungen ergeben sich aus aktuellen ökonomischen und wirtschaftspolitischen Problemen.Die Strukturen der Weltwirtschaft, in deren Zentrum von Anfang an Europa und Nordamerika standen, sind bis heute von erstaunlicher Kontinuität. Die Prozeßverläufe waren diskontinuierlicher, was in der Wirtschaftspolitik und -theorie häufig zu Fehlprognosen geführt hat. Eine bedeutende Rolle für die weltwirtschaftliche Entwicklung spielte der durch die Forschung bedingte technische Fortschritt, der freilich nicht immer parallel mit einer staatlichen Forschungs- und Technologieförderung verlief. Diese Beobachtung verweist auf ein grundsätzliches Phänomen: Zwar gab es immer eine enge Wechselwirkung zwischen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und politischen Handlungsspielräumen, doch die tatsächlichen Wirkungen politischer Maßnahmen entsprachen oft nicht den beabsichtigten. Prinzipiell sind Gestaltungsspielräume in der Weltwirtschaft eng begrenzt, die Untersuchung der Faktoren, die einer Gestaltung zugänglich sind, ist daher von großem wirtschaftspolitischem Interesse.Die Wirtschaftsgeschichte – das macht dieser Band deutlich – kann als international vergleichende Analyse historischer Komplexität eine korrigierende Ergänzung in der wirtschaftstheoretischen Debatte sein, aber auch Orientierungswissen für politische und gesellschaftliche Entscheidungen liefern.
Book 1998
Volume Band 124 in this series
Der Antifeminismus war eine Grundstimmung des bürgerlichen Deutschland in der Krisenphase der Klassischen Moderne. In diesem Band geht es um die Opposition gegen Emanzipationsforderungen, die von der Frauenbewegung seit den 1890er Jahren verstärkt vorgetragen wurden.Der gesellschaftliche Wandel im Kaiserreich wurde von tiefen Veränderungen im Verhältnis der Geschlechter begleitet. Seit die Zeitgenossen die »Frauenfrage« als politische und kulturelle Herausforderung begriffen, bildete sich in breiten Schichten zwischen Kleinbürgertum und Adel eine antifeministische politische Mentalität heraus. Es entstand ein weitverzweigtes antifeministisches Netzwerk, das eng mit antisemitischen, nationalistischen und antiparlamentarischen Strömungen verflochten war. In einer Diskursanalyse werden die spezifischen Argumentationsmuster sozialer Schichten und Gruppen zwischen Kleinbürgertum und Adel untersucht; dabei wird die breite Verankerung des Antifeminismus in der wilhelminischen Gesellschaft sichtbar. Nach dem Ersten Weltkrieg fädelte sich der Antifeminismus in die völkische Bewegung der Weimarer Republik ein; eine personelle Kontinuität läßt sich bis in den Nationalsozialismus nachweisen. Am Schluß wird der wilhelminische Antifeminismus als Folge einer »umfassenden Skepsis gegenüber der Moderne« und als Teil einer »tiefen Krise männlicher Identität« interpretiert.Die Arbeit verbindet in reflektierter Weise kultur-, sozial- und mentalitätsgeschichtliche Ansätze. Aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive leistet Ute Planert einen wesentlichen Beitrag zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des wilhelminischen Deutschland, zu den Umbrüchen um 1900 und den von ihnen heraufbeschworenen Orientierungsproblemen.Aus dem Inhalt1. Traditionslinien: Von den »Geschlechtsverhältnissen« zur »Frauenfrage«2. Antifeministischer Diskurs in der wilhelminischen Gesellschaft – Trägergruppen und Argumentationen3. Der Antifeminismus organisiert sich: Die Gründung des Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation4. Frauenpolitische Kontroversen 1912–19145. Geschlechterpolitik im Ersten Weltkrieg6. Vom organisierten Antifeminismus zur völkischen Bewegung7. Schlußbetrachtung: Gesellschaftliche Modernisierung und Geschlechterfrage
Book 1998
Volume Band 123 in this series
Während des Ersten Weltkrieges wurden Deserteure im fortschrittlichen England wesentlich härter und unnachsichtiger behandelt als im vergleichsweise konservativen Deutschland. Wodurch erklärt sich dieser überraschende Befund? In Deutschland gab es nicht nur seit dem 19. Jahrhundert die allgemeine Wehrpflicht, die Gesellschaft war 1914 trotz vieler Defizite auch schon so liberal, daß die Forderung nach staatsbürgerlicher Gleichheit der Soldaten nicht mehr ignoriert werden konnte. Die Militärjustiz arbeitete dementsprechend auch im Krieg nach rechtsstaatlichen Grundsätzen. In England dagegen wurde die allgemeine Wehrpflicht erst 1916 eingeführt; die Armee war ein autarkes, rückständiges System, dessen Strukturprinzipien mit denen der übrigen Gesellschaft nicht vereinbar waren. Dementsprechend war die Militärjustiz weitaus härter und willkürlicher als in Deutschland. Nach dem Krieg aber war die englische Gesellschaft fähig, die Armee in das zivile Normensystem einzubinden. In Deutschland dagegen wurde die Desertion im Sinne der Dolchstoßlegende für die Niederlage mitverantwortlich gemacht. Das führte letztlich zur Militärjustiz des Zweiten Weltkrieges, die integraler Bestandteil des nationalsozialistischen Terrorsystems war.Christoph Jahr fragt nicht nur danach, wie die Militärführung und die Militärjustiz in England und Deutschland mit Desertion umgingen, wie Angehörige nationaler Minderheiten im englischen und deutschen Heer behandelt wurden, welche Formen und Ausmaße die Desertion annahm. Er behandelt auch die Deserteure selbst und ihre Motive. So entsteht ein Bild von großer sozialgeschichtlicher und psychologischer Tiefenschärfe. Indem das Thema in größere nationale und übernationale Zusammenhänge eingeordnet wird, ergeben sich auch grundsätzliche Einsichten in das Jahrhundert der Weltkriege.
Book 1999
Volume Band 122 in this series
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es einen katholischen modernen Antisemitismus, der ebenso wie der protestantische Antisemitismus zur Vorgeschichte von Auschwitz gehört. Diese brisante These von Olaf Blaschke steht im Gegensatz zur gängigen Sichtweise: Der moderne Antisemitismus des 19. Jahrhunderts sei im Protestantismus zu verorten, während die Katholiken nicht antisemitisch, oft sogar judenfreundlich gewesen seien. In dieser Studie wird deutlich, dass die Haltung des Katholizismus zu den Juden von Abneigung und Feindseligkeit geprägt war.Zwar misstraute der Katholizismus einem rassistischen und auf Vernichtung zielenden Judenhass, setzte ihm aber einen »guten, katholischen Antisemitismus« entgegen. Doch auch hier handelte es sich um einen modernen Antisemitismus, der weit über den traditionellen Antijudaismus hinausging. Der Schlüssel der Analyse liegt darin, dass der Antisemitismus nicht isoliert betrachtet wird, sondern als konstitutiver Teil des katholischen Milieus und der katholischen Mentalität. Er diente dazu, das Vordringen der modernen Welt in das katholische Milieu zu blockieren, den Zusammenhalt innerhalb des Milieus zu festigen und die komplexe Umwelt durch plakative Feindbilder zu ordnen. Aus dieser Perspektive ergeben sich bemerkenswerte Kontinuitätslinien. So wird das Verhalten der Katholiken im Nationalsozialismus erst durch den Antisemitismus und Antimodernismus des katholischen Milieus seit dem 19. Jahrhundert verständlich.Diese erste Gesamtdarstellung des katholischen Antisemitismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts basiert auf einem umfangreichen Quellenmaterial; interregionale und internationale Vergleiche erhärten die Thesen. Das Buch von Olaf Blaschke ändert das Bild vom katholischen Antisemitismus und wirft ein neues Licht auf den Antisemitismus und auf den Katholizismus.
Book 1997
Volume Band 121 in this series
Die Geschichte der »klassischen« deutschen Universität begann mit der Berliner Universitätsgründung 1810. Marita Baumgarten legt erstmals eine wissenschaftliche Analyse des Systems der »klassischen« deutschen Universitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert vor. Sie geht der Frage nach, welche Universitäten zentrale Veränderungsprozesse anführten und in welcher Reihenfolge die anderen folgten. Methodisch handelt es sich um eine sozialgeschichtliche Kollektivbiographie der Lehrstuhlinhaber, der Leitfiguren dieses Systems. Untersucht werden die Philosophischen Fakultäten von zwei großen (Berlin/München), zwei mittleren (Göttingen/Heidelberg) und zwei kleinen Universitäten (Kiel/Gießen), jeweils einer preußischen und einer nicht-preußischen.Zunächst wird die Entwicklung neuer Fächer und Lehrstühle an den einzelnen Universitäten und an den Universitäten im Vergleich behandelt. Anschließend verfolgt Marita Baumgarten den Wandel vom enzyklopädischen Gelehrten zum spezialisierten Wissenschaftler und die daraus folgende Veränderung der Berufungspraxis: Entscheidend für die Berufung auf einen Lehrstuhl war nicht mehr die Herkunft, sondern die wissenschaftliche Leistung. Dies führte zu einer Konkurrenzsituation zwischen den Universitäten; sie traten aus ihrer Vereinzelung heraus und wurden Teil eines Systems. Eine Prestigeanalyse macht eine Hierarchie von Universitäten sichtbar. Die Berliner Universität führte keineswegs alle universitätsgeschichtlichen Entwicklungen an, nahm aber doch den ersten Rang im Universitätssystem ein. Von einer generellen Vorrangstellung der preußischen Universitäten kann aber nicht die Rede sein. Es bestand vielmehr ein echter Wettbewerb zwischen den deutschen Universitäten. Das sicherte die Funktionsfähigkeit des Systems und war eine entscheidende Voraussetzung der Blüte der deutschen Universitäten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts.
Book 1997
Volume Band 120 in this series
Volker Then behandelt ein für die Geschichte des 19. Jahrhunderts wichtiges Thema. Im Prozess der Industrialisierung war das neue Transportsystem Eisenbahn ja von größter Bedeutung. Die Untersuchung ist wirtschafts- und sozialgeschichtlich orientiert, verknüpft auch Unternehmergeschichte mit der Geschichte des Bürgertums. Es geht ebenso um die Entwicklung von Aktiengesellschaften wie um unternehmerisches Handeln. Wer engagierte sich in der Leitung von Eisenbahngesellschaften? Wie fällten Unternehmer die für Aufbau und Weiterentwicklung von Eisenbahnen maßgebenden Entscheidungen? Was waren dabei die Probleme? Beantwortet werden die zentralen Fragen im Vergleich. Verglichen werden das Pionierland England und das seinen Rückstand relativ schnell aufholende Deutschland, hauptsächlich Preußen, konkret: drei englische und acht deutsche bzw. preußische Eisenbahngesellschaften von ihrer Gründung bis etwa 1880. Die Ergebnisse des internationalen Vergleichs werden im regionalen Vergleich innerhalb des jeweiligen Landes überprüft.Wirtschaftsgeschichtlich sind u.a. Probleme des Kapitalmarkts und der Eisenbahnfinanzierung von besonderem Interesse, die Beschaffung des benötigten Kapitals und die Gründung von Aktiengesellschaften, in England schon erprobt, in Deutschland eine neues Finanzierungsinstrument. Sozialgeschichtliches Kernstück ist die Auswertung kollektivbiographischer Daten von 645 deutschen und 218 englischen Eisenbahnunternehmern. Analysiert werden das Sozialprofil und die Zusammensetzung der Unternehmerschaft im Wandel der Zeit, das Netz sozialer und wirtschaftlicher Verflechtungen der Eisenbahnunternehmer, schließlich deren politisches Engagement, jeweils in England und Deutschland. Im Ländervergleich erweist sich die Verschiedenheit von Verfassungsordnung, Rechtssystem und der politischen Verhältnisse als entscheidender Unterschied, der sich auf die Aktivitäten der Unternehmen und der Unternehmer vielfältig auswirkt. Und es ist charakteristisch, dass Festlichkeiten bei der Freigabe von Strecken und ähnlichen Anlässen in Deutschland etwas von einem Staatsakt hatten, während sie in England eher Feste der bürgerlichen Gesellschaft waren.
Book 1997
Volume Band 119 in this series
Reinlichkeit ist eine Grundnorm unserer Kultur. Historisch sind Ordnung, Gesundheit, Schönheit Bedeutungsfelder des Begriffs. Aber wann ist Reinlichkeit im Wertesystem moderner Gesellschaften zu einem zentralen Verhaltensmuster geworden? Wer hatte an seiner Durchsetzung ein besonderes Interesse? Welchen Einfluss hatte die neue Norm auf den Umgang der Menschen mit ihrem Körper, ihrer Kleidung, ihrer Umgebung? Und welchen Einfluss auf das Verhältnis Stadt – Land? Was für eine Bedeutung hatte die Ausübung von Reinlichkeit für die Wahrnehmung sozialer Unterschiede? Um Fragen wie diese geht es in dem Buch.Es behandelt die Entstehung und Verbreitung der Mustertugend Reinlichkeit im Zusammenhang des kulturellen und sozialen Wandels zwischen 1760 und 1860. Genauer: Manuel Frey untersucht historisch konkret, welche Rolle Reinlichkeitsnorm und Reinlichkeitsverhalten bei der Herausbildung und Konstituierung der sozialen Formation Bürgertum gespielt haben. Dass Unternehmer, Offiziere, die Beamteneliten in den Ministerien, Universitätsprofessoren, Landgeistliche und Mitglieder der freien Berufe sich als Angehörige einer Klasse empfanden, dafür war die Orientierung an gemeinsamen Normen und Wertvorstellungen nötig. Zentrale Norm und Verhaltensleitbild war Reinlichkeit, um 1800 zum Erkennungszeichen des Bürgers geworden. Sie markierte auch die sozialen Unterschiede, wie etwa die Trennung von Bürgerbädern und Volksbädern zeigt. Reinlichkeit sei, heißt es in einem Text des Jahres 1869, »ein Stück der Herrschaft, die der Geist über das seelische und leibliche Leben führt«. Sie war auch ein Stück der kulturellen Führungsrolle des Bürgertums in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts.
Book 1997
Volume Band 118 in this series
In Deutschland wie in Frankreich waren in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg Militärfeiern feste Einrichtungen und zugleich Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens. Zu den Militärparaden, die nationale Einigkeit, männliche Kampfkraft und soldatische Stärke vorführten, kamen stets Tausende von Zuschauern. Die Anwesenheit hier des deutschen Kaisers, dort des französischen Staatspräsidenten, allgegenwärtige Nationalsymbolik und die große Beteiligung der Bevölkerung machten die Feiern zu wichtigen Veranstaltungen eines nationalen Kults, in dem die Einheit der um Armee und Staatsführung versammelten Nation in Waffen beschworen wurde.Jakob Vogel vergleicht diesen militärischen Nationalkult in Deutschland und Frankreich. Neben offensichtlichen Unterschieden arbeitet er erstaunlich viele Ähnlichkeiten heraus. In beiden Ländern war der Krieg 1870/71 von zentraler Bedeutung, trotz der entgegengesetzten Ausgangssituationen von Sieg und Niederlage. Das Ritual des militärischen Kults war nahezu identisch. Das gilt besonders für das Zeremoniell der großen Paraden. Darüber hinaus ähnelten sich die Rolle der Staatsführungen und deren Ziele, auch das Verhalten der sozialen Gruppen weitgehend. Die Kriegserinnerungsfeiern entwickelten kaum verschiedene Formen des Gedenkens. Ein Unterschied ist allerdings ausgeprägt: In Deutschland haben die militärischen Feiern nur ausnahmsweise parteipolitische Auseinandersetzungen ausgelöst, während sie in Frankreich immer wieder Anlass boten für Protestaktionen gegen die jeweilige Regierung.Im Kult der Nation in Waffen kommen politische Geschichte, Sozial- und Kulturgeschichte zusammen. Hinter der Begeisterung für das Spektakel der Paraden in farbenprächtigen Uniformen stand in der Bevölkerung keine Kriegsideologie. Eher war es ein hier wie da verbreiteter Folklore-Militarismus. Dieser schuf aber zweifellos auch Voraussetzungen für die Mobilisierung der deutschen und der französischen Gesellschaft im Ersten Weltkrieg
Book 1997
Volume Band 117 in this series
Die ländliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts war für viele Zeitgenossen sozial und kulturell eine Welt, die der bürgerlichen Welt geradezu entgegengesetzt war. Die Mentalität der Landbevölkerung schien wie ein Fossil aus alten Zeiten in den Nationalstaat des Deutschen Kaiserreichs hineinzuragen. Wie hatte sich diese Mentalität gebildet? Sie war, dies die These Robert von Friedeburgs, das Ergebnis der sozialgeschichtlichen Bedingungen in den Landgemeinden und von deren Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit im 18. und 19. Jahrhundert. In diesen beiden Jahrhunderten wurden antistaatliche Einstellung und Sozialprotest zum Kern ländlicher Interessenartikulation, und das verfestigte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Untersuchungsgebiet ist Hessen, Franken und Baden, zentral ist eine Fallstudie über dreizehn Gemeinden der hessischen Mittelgebirge zwischen Eder und Werra.Die Untersuchung verfolgt die Konflikte zwischen ländlichen Gemeinden und entstehendem Staat um Dienste, Abgaben und Steuern. Dabei erfasst sie auch, wie die wachsende Zahl der Landarmen und Landlosen in den antistaatlichen Protest einbezogen wurde. Bauern und Tagelöhner hatten in der Frühen Neuzeit gelernt, ihre Interessenkonflikte zurückzustellen zugunsten gemeinsamer Aktionen gegen die Obrigkeit, die der Hauptgegner der Gemeinden war, Stichwort: Steuern und Lasten. Aus der Abwehr obrigkeitlicher Forderungen und Eingriffe entstand in zwei Jahrhunderten eine in Frömmigkeit, Bevölkerungsverhalten und Wertvorstellungen eigene ländliche Kultur, deren Verteidigung gegen den entstehenden Staat Sache aller Dorfbewohner war. Der wirtschaftliche und soziale Wandel im 19. Jahrhundert hat die ländliche Gesellschaft weniger verändert als meistens angenommen wird. Dadurch haben die Gemeinden Konflikte aus der Frühen Neuzeit auch noch in den modernen Parteienstaat getragen. An Erfolgen und Misserfolgen der Parteien im Kaiserreich ist zu erkennen, welche Wirkung die Auseinandersetzung zwischen Landgemeinde und dem werdenden Staat noch am Ende des 19. Jahrhunderts hatte.
Book 1996
Volume Band 116 in this series
Book 1996
Volume Band 115 in this series
Book 1996
Volume Band 114 in this series
Book 1996
Volume Band 113 in this series
Es gilt als selbstverständlich, daß preußische Richter immer staatstreu und konservativ waren. Nach Christina von Hodenbergs Untersuchung ist sicher, daß das so nicht stimmt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war ein Großteil der preußischen Richter Parteigänger des frühen Liberalismus. Manche bekannten sich sogar zum demokratischen Linksliberalismus und nahmen dafür auch politische Verfolgung auf sich.Das Buch ist eine sozialgeschichtlich orientierte Kollektivbiographie der preußischen Richterschaft. Dargestellt werden ihre soziale Zusammensetzung und berufliche Prägung, die Auswirkungen bestimmter Gesetze und rechtswissenschaftlicher Theorien auf die Urteilspraxis, die Verschränkung rechtlicher Argumentationen mit politischen Grundhaltungen, schließlich die politische Rolle der Richter. Besonders eindringlich wird die Rechtsprechung analysiert – sie war von antiadeligem Ressentiment, bürgerlichen Moralvorstellungen und natürlich männlichen Ehrbegriffen getragen. Nicht weniger interessiert die »Innenwelt« der Justizbehörden. Hier wirkten Aufstiegswille und obrigkeitliche Gesinnungskontrolle, traditionelles Berufsethos und die juristische Fachsprache auf Anpassung hin. Soziokulturell gehörten die Richter zum Bildungsbürgertum. Bürgerlicher Lebensstil, gesellige Bildung und Beamtenstatus prägten ihr Leben ebenso wie ihre Rechtsprechung und ihr politisches Engagement. Die Kultur der Bürgerlichkeit und die Oppositionsbewegung des Frühliberalismus gingen eine bemerkenswerte Verbindung ein.Fragestellungen und Ergebnisse der Untersuchung betreffen die Rechtsgeschichte, die Kulturgeschichte und in der Sozialgeschichte besonders die Bürgertumsforschung. Die Bedeutung der Richterschaft auch für die politische Geschichte Preußens bis 1848/49 wird hier erstmals sichtbar gemacht.
Book 1996
Volume Band 112 in this series
Das 19. Jahrhundert hat viele Gesichter. Sicher war es in West- und Mitteleuropa das Jahrhundert der Industrialisierung. Aber wie bestritten damals die Arbeiter ihr Leben, die Arbeiter, die wenig verdienten und ein unsicheres Einkommen hatten? Ganz wichtig war Selbsthilfe, und eine der großen Selbsthilfebewegungen der Zeit waren die Konsumvereine: kleine Handelsunternehmen, deren Geschäftskapital von den Einzahlungen der Mitglieder gebildet wurde. Dafür erwarben diese das Recht, im Laden des Konsumvereins günstig einzukaufen und waren am regelmäßig ausgeschütteten Gewinn beteiligt.Michael Prinz schreibt die Geschichte, man kann sagen: die Erfolgsgeschichte dieser Bewegung mit schließlich Millionen von Mitgliedern in England und Deutschland. Die Untersuchung beginnt mit England, dem Ursprungsland, und fragt am englischen Beispiel nach Entstehung, Möglichkeiten und Grenzen von Konsumvereinen. Zugleich geht es um das Modell konsumgenossenschaftlicher Organisation, das auch außerhalb Englands übernommen wurde. Die Übernahme und die Entwicklung der Konsumvereine in Deutschland bis 1914 wird in den einzelnen Phasen dargestellt, auch der Weg vom Liberalismus zur Arbeiterbewegung. Die Bedeutung der Konsumgenossenschaften in Deutschland illustriert, daß ihnen um 1925 ein Fünftel aller Haushalte angehörte.Unternehmerische Selbsthilfe von Arbeitnehmern als Konsumenten: das erschließt einen neuen Zugang zur Lebenswelt der ›kleinen Leute‹, ist auch für die Sozialgeschichte ein neuer Aspekt.
Book 1996
Volume Band 111 in this series
Ingeborg Cleve untersucht einen bisher kaum wahrgenommenen Sachverhalt der Wirtschafts- und zugleich der Kulturgeschichte: den Zusammenhang von früher Industrialisierung, Konsum und Bildender Kunst. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich durch Kunst- und Industrieausstellungen, durch Museen und Sammlungen für Kunst und für Kulturgeschichte, durch die mancherlei Institutionen für Geschmacksbildung zwischen Konsumenten und Produzenten eine Verständigung über die Ästhetik von Waren für den Konsum. Im Mittelpunkt der Bemühungen um ›Geschmacksbildung als Gewerbeförderung‹ stand ein Kanon von Werken der Bildenden Kunst, dazu gehörte die Popularisierung von Kunst insbesondere in Museen. Die Bildung des Geschmacks umfaßte Produzenten und Konsumenten gleichermaßen.Entstehung, Gestalt und Rolle dieses Verständigungszusammenhanges werden in dem Buch in ihrer Vielschichtigkeit dargelegt. Am Beginn steht das erste moderne Kunstmuseum, der Pariser Louvre, der um 1800 die Aufgabe der Gewerbeförderung durch Geschmacksbildung übernahm. Für die anderen Länder Europas wurde das Pariser Modell zum Vorbild; hier wird die Übernahme im Königreich Württemberg untersucht, dessen Gewerbe sich damals in einer krisenhaften Phase ökonomischer und industrieller Entwicklung befanden, während in der Bevölkerung neue Kulturmuster des Konsums wirksam wurden. Ingeborg Cleve zeichnet die Verbreitung des modernen Geschmacks nach und arbeitet danach die Rolle modernen Geschmacks und musealisierter Kunst für Gewerbe und Industrien heraus.Der von der Bildenden Kunst vermittelte Verständigungszusammenhang zwischen Gewerbetreibenden und konsumierendem Publikum war ein zentrales Problem der wirtschaftlichen Entwicklung, eine notwendige Voraussetzung sowohl für den Fortgang der Industrialisierung als auch für die Entstehung der modernen Konsumgesellschaft.
Book 1995
Volume Band 110 in this series
Das Thema ›Nation‹ hat die Historiker eine Zeitlang wenig beschäftigt. Der unversehens in vielen Ländern erneut höchst lebendige Nationalismus ist jedoch eine Herausforderung auch für die Wissenschaft. Ihr Interesse für die Nation und das Nationale ist wieder erwacht, aber sie geht an die Problematik anders heran als früher: mit einem historisch wie aktuell geschärften Blick und mit neuen Fragestellungen. Nach Politik- und Ideengeschichte haben zuletzt sozialgeschichtliche Untersuchungen die Diskussion über Nation und Nationalismus vorangebracht. Erforscht wurde der Nationalismus als soziales Phänomen moderner Gesellschaften; zumindest im Hintergrund haben dabei meistens auch Nationalgefühl und nationale Empfindungen eine Rolle gespielt.Die Beiträge dieses Bandes erfassen den Zusammenhang von Nation und Emotion indessen auf neuartige Weise. Zentral ist die Vergegenwärtigung des Nationalen in nationalen Mythen, Symbolen, Ritualen. Wie haben sie nationale Emotionen erzeugt oder verstärkt? Und wie deren Ausleben geformt und reguliert? Mehr als das: Wie weit haben nationale Mythen, Geschichtsbilder, Erinnerungen daran mitgewirkt, Empfindungen wie Trauer und Hoffnung zu definieren und zu steuern? In welchem Maße haben Gefühle wie Liebe und Haß in Verbindung mit Nationalismus und Nation eine andere Intensität, eine andere Richtung bekommen? Es geht natürlich auch um das schwer faßbare »Nationalgefühl«, doch ist das Interesse umfassender. Im Blick steht das vielfältige und vielschichtige Beziehungsgeflecht von Nation und Emotion, das zugleich über sich hinausweist auf die allgemeine Frage der Geschichtlichkeit und kulturellen Relativität von Emotionen.Studien über Nationalismus und das Nationale beschränken sich fast immer auf eine Nation. Das geschieht hier nicht, das Konzept des Bandes ist konsequent vergleichend. Mit Deutschland und Frankreich werden zwei Länder behandelt, die nicht nur das Verständnis von Nation stark geprägt haben, sondern die sich zeitweilig auch als erbitterte nationale Feinde gegenüberstanden.
Book 1995
Volume Band 109 in this series
Mit dem Aufstieg der Presse im 19. Jahrhundert bildete sich auch der Beruf des Journalisten heraus. Jörg Requate beschreibt diesen Vorgang vor allem in Deutschland, bezieht aber vergleichend die Entwicklung in den USA, in England und besonders in Frankreich ein. In allen vier Ländern wandelte sich der Journalismus, indem er sich aus der ganz unmittelbaren Verbindung mit der Politik, mit einzelnen politischen Strömungen löste und autonome Züge annahm, wobei der Journalistenberuf zugleich ein schärferes Profil erhielt. Tempo und Ausprägung dieses Prozesses waren jedoch sehr verschieden. Während in den USA die Jagd nach immer neuen Nachrichten (notfalls auch mit rabiaten Methoden) schon früh die Arbeit des Journalisten und sein Selbstverständnis bestimmte, hat in Frankreich die Verbindung von Presse und Politik lange gehalten. Nicht in der Beschaffung von Informationen sahen die Journalisten dort ihre Hauptaufgabe, sondern in der politischen Auseinandersetzung.Vor diesem internationalen Hintergrund wird die Entstehung des Journalistenberufs in Deutschland untersucht. Konkret, erforderlichenfalls auch ins einzelne gehend stellt Jörg Requate diesen Professionalisierungsprozeß dar. Wer wurde Journalist? Welche Wege führten in den Beruf und wie akademisch war er geprägt? War Journalist zu sein ein Lebensberuf? Wie sahen Karrieremuster aus und wie war die materielle Situation der Journalisten? Was für ein Selbstverständnis entwickelten sie, wie hat es ihre Arbeit, wie ihre gesellschaftliche Funktion beeinflußt? Ähnlich wie in Frankreich verstanden sich die politischen Journalisten als Streiter für bestimmte politische Ideen und sahen ihre Ehre in ihrer »Gesinnungsfestigkeit«. Hierher gehört auch die Frage, wie sich Zensur und andere Einschränkungen der Pressefreiheit auf die journalistische Arbeit und allgemein auf das Zeitungswesen ausgewirkt haben.Der Journalistenberuf gewann im Laufe des Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung. Trotzdem gibt es darüber kaum Forschungsarbeiten. Dies Buch ist die erste Geschichte der Journalisten und des Journalismus im 19. Jahrhundert in Deutschland, geschrieben in international vergleichender Perspektive.
Book 1995
Volume Band 108 in this series
Der Gallier Vercingetorix und der Germane Hermann, die in der Antike (mit unterschiedlichem Erfolg) gegen die Römer gekämpft hatten, wurden im 19. Jahrhundert in Frankreich und in Deutschland zu nationalen Helden. An sie knüpften sich überraschend ähnliche nationale Gründungsmythen; diese sind hier der Ausgangspunkt für einen Vergleich des französischen und des deutschen Nationalismus und der bürgerlichen Gesellschaften in den beiden Ländern.Die Helden des Altertums wurden mit Denkmälern gefeiert, mit dem Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald und mit Denkmälern für Vercingetorix in Clermont-Ferrand. Charlotte Tacke untersucht diese Denkmäler auf besondere Weise. Sie betrachtet nicht die Denkmäler als solche, ihre Gestaltung und politische Symbolik, sondern sieht sie im sozialen Raum. In Frankreich wie in Deutschland organisierten sich Denkmalsbewegungen, bürgerliche Vereine, deren Ziel die Errichtung der Denkmäler war. Durch nationale Subskriptionen und Feste versuchten sie, die gesamte Bevölkerung zu mobilisieren und eine verdichtete Kommunikation herzustellen. In diesem Rahmen werden die soziale und kulturelle Vergesellschaftung des Bürgertums in Frankreich und in Deutschland vergleichend analysiert. Der Vergleich geht von identischen kulturellen Erscheinungen, nicht von Verschiedenheiten in den beiden Ländern aus. Er zeigt, wie sich in dem Prozeß der Denkmalserrichtung, vom geselligen Umgang der Individuen im Verein bis zur kollektiven Repräsentation im Fest, die kulturelle Praxis des französischen und des deutschen Bürgertums gestaltete.Die Denkmalbewegungen eröffnen einen Zugang zur vergleichenden sozial- und kulturgeschichtlichen Analyse der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer führenden Gruppen im 19. Jahrhundert. Dabei werden diese Bewegungen durchaus als regionale, sogar als lokale erfaßt. Die Regionen sind die Auvergne und Lippe-Detmold. Der nationale Bezug bleibt aber im Blick, untersucht wird die Nation in der Region. Dies Vorgehen macht sichtbar, wie sich in dem nationalen Symbol der Denkmäler Formen lokaler, regionaler und nationaler Identität verbunden haben.
Book 1995
Volume Band 107 in this series
In den letzten Jahren der Weimarer Republik kam es in Anstalten der Fürsorgeerziehung immer wieder zu Revolten und Skandalen. Sie machten die Öffentlichkeit auf schlimme Mißstände aufmerksam, bald sprach man allgemein von einer Krise der Fürsorgeerziehung. Sie ist der Ausgangspunkt von Marcus Gräsers Geschichte der Jugendfürsorge in der Weimarer Republik.Die Darstellung beginnt mit einem Blick zurück auf die Ursprünge und den Aufstieg der modernen Jugendfürsorge im 19. Jahrhundert, anschließend geht es um das 1922 beschlossene Reichsjugendwohlfahrtsgesetz, von seiner Entstehung bis zu seiner Verwirklichung in der Praxis der Jugendfürsorge. Die Krise der Fürsorgeerziehung, Kern der Jugendfürsorge, ist danach das zentrale Thema: Ursachen und Auswirkungen, Reformüberlegungen und der Ansatz, durch Abbau der Fürsorgeerziehung und Ausschließung der sog. »Unerziehbaren« aus der Krise herauszukommen. Wie dieser Abbau vor sich ging und den Niedergang der Jugendfürsorge in den frühen dreißiger Jahren behandelt ein weiteres Kapitel. Zur Geschichte der Jugendfürsorge gehören natürlich immer auch die Betroffenen, die Jugendlichen, denen die Maßnahmen galten. Hier werden darüber hinaus die Unterschichtjugend allgemein und ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse einbezogen, und es werden die sozialen Orte von Verwahrlosung und Kriminalität deutlich gemacht.In kritischer Auseinandersetzung mit der Forschung zeigt Marcus Gräser, wie stark das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz und die Jugendfürsorge in der Weimarer Republik Vorstellungen aus dem Kaiserreich verhaftet blieben. Und er fragt nach dem Zusammenhang zwischen Niedergang der Jugendfürsorge und Verfall der Weimarer Republik.
Book 1994
Volume Band 106 in this series
Book 1994
Volume Band 105 in this series
Book 1994
Volume Band 104 in this series
Book 1994
Volume Band 103 in this series
Book 1994
Volume Band 102 in this series
Book 1993
Volume Band 101 in this series
Book 1993
Volume Band 100 in this series
Die Aufsätze von M. Rainer Lepsius behandeln zentrale Probleme der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands. Was sind die historischen Voraussetzungen von Diktatur und Demokratie in Deutschland? Bedeutete die Gründung der Bundesrepublik einen Neuanfang oder steht sie in der Kontinuität deutscher Geschichte seit 1871? Wie verhalten sich – gegenwärtig und in der Zukunft – Nationbildung, Demokratie und europäische Einigung zueinander? Fragen wie diese sind der Ausgangspunkt für Arbeiten, in denen sich Soziologie und Geschichte, historische und sozialwissenschaftliche Analyse in ungewöhnlicher Weise ergänzen und durchdringen.
Book 1992
Volume Band 097 in this series
Book 1991
Volume Band 095 in this series
Book 1991
Volume Band 094 in this series
Book 1991
Volume Band 093 in this series
Book 1991
Volume Band 092 in this series
Book 1990
Volume Band 089 in this series
Book 1990
Volume Band 088 in this series
Book 1990
Volume Band 086 in this series
Book 1989
Volume Band 084 in this series
Book 1988
Volume Band 079 in this series
Book 1988
Volume Band 077 in this series
Book 1988
Volume Band 076 in this series
Book 1992
Volume Band 075 in this series
Book 1986
Volume Band 072 in this series
Book 1985
Volume Band 065 in this series
Book 1984
Volume Band 063 in this series
Book 1984
Volume Band 062 in this series
Book 1984
Volume Band 061 in this series
Book 1984
Volume Band 060 in this series
Book 1983
Volume Band 059 in this series
Book 1983
Volume Band 058 in this series
Book 1983
Volume Band 057 in this series
Book 1983
Volume Band 054 in this series
Book 1982
Volume Band 051 in this series
Book 1982
Volume Band 050 in this series
Book 1981
Volume Band 047 in this series
Book 1980
Volume Band 043 in this series
Book 1980
Volume Band 041 in this series
Book 1978
Volume Band 032 in this series
Book 1978
Volume Band 031 in this series
Book 1983
Volume Band 013 in this series
Book 1974
Volume Band 011 in this series
Book 1974
Volume Band 009 in this series
Book 1972
Volume Band 002 in this series
Book 1972
Volume Band 001 in this series
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