Schriften zum Umsatzsteuerrecht
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wo Grenzen der Verantwortung des Steuerpflichtigen als „Steuereinnehmer des Staates“ liegen. Dabei werden erstmals die relevanten Regelungen der Mehrwertsteuersystemrichtlinie vor dem Hintergrund der hierzu ergangenen Rechtsprechung und der Grundprinzipien des Mehrwertsteuerrechts umfassend dogmatisch erarbeitet und systematisiert. Das Ergebnis sind belastbare Aussagen zu den Grenzen der Befugnisse der EU als auch ihrer Mitgliedstaaten bei der Bestimmung von Rechtsfolgen irrtümlicher Rechtsanwendungsfehler. Diese Ergebnisse dienen als Ausgangspunkt für die Untersuchung von zwei ausgewählten und praxisrelevanten Problemstellungen.
Die gesamte Arbeit trägt der Harmonisierung des Mehrwertsteuerrechts Rechnung. Sie beschränkt sich daher nicht auf das Unionsrecht und das deutsche Umsatzsteuerrecht, sondern nimmt auch die Rechtslage in anderen EU-Mitgliedstaaten in den Blick.
Die OECD schlägt insofern die Recharge Methode vor, wonach unternehmensinterne Dienstleistungen wie steuerbare Umsätze zwischen unabhängigen Dritten behandelt werden sollen. Im Gegensatz dazu wird auf europäischer Ebene seit dem Urteil des EuGH in der Rechtssache FCE Bank die Steuerbarkeit unternehmensinterner Dienstleistungen abgelehnt.
Das vorliegende Buch vergleicht und bewertet diese gegenläufigen Ansätze. Dabei kommen der Verwirklichung des Neutralitätsprinzips und des Verbrauchsortprinzips sowie einer praktikablen Anwendung der verschiedenen Ansätze besondere Bedeutung zu. Die vorliegende Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Recharge Methode den genannten Prinzipien im Vergleich zu dem auf europäischer Ebene verfolgten Ansatz trotz einiger Einschränkungen besser gerecht wird. Mit Blick auf eine praktikable Umsetzung der Recharge Methode wird zudem festgestellt, dass sich für Zwecke der Ertragsbesteuerung erstellte Verrechnungspreisdokumentationen teils auch zur Anwendung der Recharge Methode verwenden lassen. Das Buch schließt daher mit der Empfehlung, die Recharge Methode auf europäischer Ebene umzusetzen.
Das Werk ist nicht nur theoretisch von Bedeutung, sondern im Hinblick auf die jüngst ergangenen Entscheidungen des EuGH in den Rechtssachen Skandia America sowie Larentia + Minerva und Marenave von höchster Praxisrelevanz. Ein fundiertes Verständnis von Art. 11 MwStSystRL und von dessen unionsrechtskonformer Anwendung im nationalen Recht hat nun in der deutschen Praxis eine besondere Aktualität. Neben konkreten Handlungsempfehlungen de lege lata und praktischen Hinweisen bietet die Arbeit auch eine Diskussionsgrundlage für eine in Deutschland zukünftig notwendige unionsrechtskonforme Ausgestaltung der umsatzsteuerlichen Gruppenbesteuerung.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Tendenz zur Auslagerung einzelner Leistungselemente spielt das sog. Outsourcing auch bei der Verwaltung von Investment-Sondervermögen eine wichtige Rolle. Weil der Kapitalanlagegesellschaft in der Regel kein Recht zum Vorsteuerabzug zukommt, ist es somit erforderlich, dass die ausgelagerten Leistungen umsatzsteuerfrei bezogen werden können. Die verschiedenen Konstellationen des Outsourcings werden ausgehend von der nationalen und europäischen Rechtsprechung untersucht und einer Lösung zugeführt.
Ergänzend werden die seit geraumer Zeit auf europäischer Ebene verfolgten Bemühungen um die Neufassung der einschlägigen Regelungen der Mehrwertsteuersystemrichtlinie umrissen und bewertet.
Aus dem Inhalt:
- Henze Grundsatz der steuerlichen Neutralität im gemeinsamen Mehrwertsteuersystem — Eine Bestandsaufnahme der Rechtsprechung des EuGH
- Englisch Vorsteuerabzug und nicht steuerbare Aktivitäten — Zuordnung von Vorleistungen
- Widmann Problemfelder der Neuregelung zur Ortsbestimmung sonstiger Leistungen
- Heinrichshofen Zuordnung von sonstigen Leistungen zu einer Unternehmensbetriebsstätte
- Neeser Nachweispflichten und Gutglaubensschutz beim Waren- und Dienstleistungsexport
- Feldt Nachweispflichten und Gutglaubensschutz beim Waren- und Dienstleistungsexport
- Ehrke-Rabel Mitteilung der Kommission zur Mehrwertsteuergruppe
- Wäger Brennpunkte der wirtschaftlichen und organisatorischen Eingliederung
- Reiß Begrenzung der Organschaftswirkung auf das Inland — Sekundärrecht versus Primärrecht
Aus dem Inhalt:
Widmann
UmsatzsteuerForum – ein Vierteljahrhundert wissenschaftliche Pflege des Umsatzsteuerrechts
Kovács
The Way to the European VAT – Der Weg der europäischen Umsatzsteuer
Hendricks
Risiken, Chancen und Perspektiven in der Umsatzsteuer aus deutscher Sicht
Kirchhof
Reform der Umsatzsteuer im Rahmen von Europarecht und Verfassungsrecht
Nolz
Strategien zur Bekämpfung des Umsatzsteuermissbrauchs in Österreich
Bieta/Milde
Beitrag der Spieltheorie zur Betrugsbekämpfung in der Umsatzsteuer – Konsequenzen für das Risikomanagement der Finanzverwaltung
Wagner
Umsatzsteuerliche Behandlung des privaten Konsums unternehmerischer Gegenstände in 25 Jahren UmsatzsteuerForum
Bill
Zukunft des Europäischen Mehrwertsteuersystems
Reiß
Zukunft der Umsatzsteuer Deutschlands in Europa
Birkenfeld
Grundstücke und Grundstücksgeschäfte in der Umsatzsteuer
Wäger
Grundsätze des EuGH zur Gesellschaftsleistung und deren Auswirkungen auf das deutsche Recht
Burgmaier
Sacheinlagen des Gesellschafters— Eine Analyse aus umsatzsteuerrechtlicher Sicht nach der neuesten EuGH-Rechtsprechung
Frentrup
Gesellschaftsleistungen aus der Sicht der Verwaltung
Zur Abwendung der bestehenden Systemwidrigkeiten und Wettbewerbsverzerrungen auf nationaler und internationaler Ebene werden die beiden (entgegengesetzten) Extremvorschläge untersucht: 1. Vollbesteuerung der Finanzdienstleistungen bei Aufhebung der Steuerfreiheit durch sog. Cash-flow-Besteuerung mit TCA, eine Studie im Auftrag der EU-Kommission, 2. sog. Nullsatzbesteuerung. Gemeinsam ist den Ansätzen jedenfalls die Gewährung des Vorsteuerabzugs bei Erbringung von Finanzdienstleistungen. Anhand der anerkannten (Belastungs-) Konzeption der Umsatzsteuer als Verbrauchsteuer, die nur tatsächlich verbrauchsfähige Leistungen bei einem nicht unternehmerischen Endverbraucher steuerlich erfassen will, wird aufgezeigt, welchem der beiden Vorschläge für typische Finanzdienstleistungen eindeutig gefolgt werden muss. Da die Kreditgewährung lediglich einen Verbrauch vorbereitet und auch der Wertpapiereigenhandel lediglich eine Umschichtung finanzwirtschaftlicher Gegenstände ist, erlangt die Ausnahme von der Umsatzbesteuerung durch Befreiung – anders als im Einlagengeschäft – Berechtigung.
Der „Unternehmer“ ist der Zentralbegriff im Recht der deutschen Umsatzsteuer, der, gemessen am Aufkommen, zweitwichtigsten Steuer in Deutschland. Seit 1967 ist die Umsatzsteuer in den EG-Mitgliedstaaten auf Grund mehrerer EG-Richtlinien, insbesondere der 6. EG-Richtlinie, vereinheitlicht.
Gegenstand des Buches ist die Frage, ob der „Unternehmer“ im Sinne des § 2 UStG eine richtlinienkonforme Umsetzung des in Art. 4 der 6. EG-Richtlinie kodifizierten „Steuerpflichtigen“ ist. Zunächst wird der Steuerpflichtigenbegriff erläutert, um dann in einem zweiten Schritt den Unternehmerbegriff richtlinienkonform auszulegen. Dabei liegt der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Auslegung der „wirtschaftlichen“ bzw. „unternehmerischen“ Tätigkeit. Eingegangen wird darüber hinaus vor allem auf die Selbständigkeit und die Unternehmereigenschaft der öffentlichen Hand. Auf diese Weise werden dem bislang durch eine Vielzahl von Einzelfallrechtsprechung geprägten Unternehmerbegriff des Umsatzsteuergesetzes Konturen verliehen.
Das Werk will der Rechtsprechung und der Steuerberatung die Auslegung des Unternehmerbegriffs und insoweit die Rechtsanwendung erleichtern es versteht sich als ein Beitrag zur Rechtssicherheit bei der Auslegung dieses Schlüsselbegriffs des Umsatzsteuerrechts.
Anlässlich eines BMF-Schreibens aus Februar 2018, das sich ausschließlich mit umsatzsteuerrechtlichen Fragen im Zusammenhang mit Kryptowährungen befasst, geht die Arbeit der Frage nach, wie diese neuen Geschäftstätigkeiten umsatzsteuerrechtlich zu behandeln sind. Hierbei werden vor allem die umsatzsteuerrechtliche Behandlung des Umtauschs von Kryptowährungen gegen Geld oder gegen andere Kryptowährungen sowie unmittelbar damit verbundene Vorgänge wie das Mining dargelegt. Die Diskussion umfasst verschiedene Arten von Kryptowährungen sowie die darunterliegende Blockchain-Technologie. Jede Kryptowährung funktioniert anders, sodass die steuerliche Behandlung jeweils immer unterschiedlich ausfallen kann. Hinzu kommt, dass sich die Welt der virtuellen Währungen stets im Wandel befindet. Die Projekte und Produkte von heute können bereits binnen weniger Monate oder sogar Wochen veraltet sein
Die Arbeit geht der Frage nach, ob und unter welchen Voraussetzungen ein erbrachter Schadensersatz zu der Begründung eines umsatzsteuerlichen Leistungsaustauschs führt. Hierbei werden vor allem die in diesem Zusammenhang regelmäßig problematischen Voraussetzungen der umsatzsteuerlichen Leistung und deren Erbringung gegen ein Entgelt thematisiert. Die umsatzsteuerliche Behandlung des Schadensersatzes beschäftigt Literatur und Rechtsprechung bereits seit geraumer Zeit. Dennoch ist bisher keine abschließende Klärung erfolgt, was insbesondere an der Vielzahl verschiedener Konstellationen liegt, innerhalb derer ein Schaden ausgeglichen werden kann, wodurch eine einheitliche Beurteilung erschwert wird. Im Rahmen dieses Buches werden daher die relevantesten Einzelfälle des Schadensausgleichs untersucht, um im Ergebnis allgemeingültige Grundsätze für die umsatzsteuerliche Behandlung des Schadensersatzes aufzustellen.
Aus dem Inhalt:
Widmann Eigene Umsatzbesteuerung in Abhängigkeit von Verhalten und Verhältnissen des Geschäftspartners – eine Bestandsaufnahme
Dürrschmidt Grenzen umsatzsteuerlicher Pflichten des Unternehmers aus verfassungsrechtlicher und unionsrechtlicher Sicht
Grube Problemfall: Geschäftsveräußerung im Ganzen Friedrich-Vache Option nach § 9 UStG und deren Widerruf
Grünwald Problemfall: Gutschriften, Rechnungsberichtigungen, Compliance
Maunz Versagung des Vorsteuerabzugs bei Einbindung in Karussellgeschäft – Zur Umsetzung der Vorgaben des EuGH auf nationaler Ebene
Wartenburger Zivilrechtliche Folgeprobleme: Steuerklauseln und zivilrechtliche Ansprüche
Reiß Steuerstrafrechtliche Folgenprobleme – Strafrechtliche Aspekte bei EU-grenzüberschreitenden Warenlieferungen (EuGH C-285/09 Rechtssache „R“)
Ismer Reformperspektiven
Das Werk stellt die weitreichenden Auswirkungen der EuGHEntscheidung in der Rechtssache VNLTO (EuGH, Urteil v. 12.2.2009 — Rs. C-515/07, Slg 2009, I-839) systematisch zusammen. Seit dieser Entscheidung ist die Sphärentheorie, das Grundgerüst der deutschen Umsatzsteuersystematik, nicht mehr haltbar.
Das Systemmodell wird unionsrechtskonform fortentwickelt zu einer neuen Sphärentheorie. Die Weichen sind damit neu gestellt. Betroffen sind praktisch alle Steuerpflichtigen im Sinne des Mehrwertsteuerrechts mit all ihren unterschiedlichen Betätigungsfeldern. Im Fokus stehen dabei VNLTO-gleiche Tätigkeiten (u.a. bei ideellen Vereinen, juristischen Personen öffentlichen Rechts, Holding-Gesellschaften und Factoring-Unternehmen), ihre Abgrenzung zu anderen Tätigkeitsbereichen und ihre Rechtsfolgen.
Die bewusst einfache und klare Sprache sowie eine Vielzahl von Schaubildern erleichtern das Verständnis und machen die Ergebnisse unmittelbar greifbar.
Zur Autorin
Dr. Veronika Pull ist als Rechtsanwältin in einer auf umsatzsteuerrechtliche Beratung ausgerichteten Rechtsanwaltsgesellschaft in München tätig.
Zum Autor
Dr. Lars Henschel ist Rechtsanwalt in Düsseldorf und im Bereich der indirekten Steuern tätig.