Studia Augustana
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Herausgegeben von:
Victor A. Ferretti
und Klaus Wolf -
Im Auftrag von:
Institut für Europäische Kulturgeschichte
Die Studia Augustana bilden ein Forum literaturwissenschaftlicher und intermedialer Forschungen. Der Schwerpunkt der Reihe liegt auf der Schnittfläche zwischen Spätmittelalter, Früher Neuzeit und früher Moderne, die der kulturgeschichtlichen Bedeutung Augsburgs entspricht. Als Ort des Religionsfriedens von 1555 bietet die Stadt eine ideale, modellhafte Voraussetzung für Verständigungsprozesse aller Art. Der Austausch zwischen den Kulturen und Konfessionen des Westens und des Ostens, von Spanien bis Byzanz, von Südamerika bis nach Russland, wird in dieser Reihe aus interdisziplinärer Perspektive beleuchtet.
Kaiser Ludwig IV. mit dem Beinamen "der Bayer" regierte mehr als eine Generation lang. Dabei stand er in vielen Konflikten mit konkurrierenden Dynastien und dem Papsttum. Zu seiner Strategie gehörte dabei, durch Privilegerteilung insbesondere im Bund mit aufstrebenden Städten im Reich (wie Nürnberg, Frankfurt am Main oder Augsburg) Verbündete und Finanzmittel zu erlangen. Adressatenspezifisch erfolgte in diesem Kontext die Ausstellung von Privilegien und Urkunden, nicht mehr in Latein, sondern zunehmend in der Volkssprache - und dies durchaus massenhaft. Die sehr zahlreichen (und bislang weitgehend unerforschten) deutschsprachigen Urkunden Ludwigs des Bayern stellen im Rahmen der Königs- und Kaiserurkunden ein Novum dar, das man bisher übersehen hatte. Der Sammelband beleuchtet daher erstmals unter interdisziplinärer Vorgehensweise systematisch Ludwig den Bayern als entscheidenden Beiträger für die Ausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache im europäischen Kontext.
Écrire la danser et danser l’écrit – unter diesem Blickwinkel werden die vielseitigen Berührungspunkte beleuchtet und analysiert, welche die beiden Kunstformen Literatur und Tanz verbinden.
Im Zentrum stehen dabei besonders Texte aus der französischsprachigen Literatur, worin Autoren über Tanz schreiben oder Elemente jener performativen Kunst aufgreifen. Wie gestaltet sich der Weg des Tanzes in die Literatur? Und andersherum gefragt, wie ist der Weg von der Literatur in den Tanz? Im Laufe der Kulturgeschichte des Tanzes dienten literarische Texte kontinuierlich als Vorlage für Choreographen und ihre tänzerischen Bühnenwerke. In modernerer Zeit finden sich zudem Tänzer, die selbst zur Feder greifen und über das Tanzen schreiben. Der intellektuelle und tänzerisch umgesetzte Austausch zwischen Text und Tanz schlägt den Bogen von abstrahierender Theorie zu belebter Praxis.
Mit dem vorliegenden Band werden romanistische und tanzwissenschaftliche Perspektiven gebündelt auf Wechselwirkungen zwischen zwei Künsten gerichtet, welche auf eine lange Tradition der gegenseitigen Inspiration bei höchster Unabhängigkeit zurückblicken und der Innovation dennoch nie müde werden.
Die Untersuchung behandelt das Thema der Opfer- und Martyriumsbereitschaft im Kontext kirchlicher Reformbemühungen des ausgehenden Mittelalters. Den Ausgangspunkt bildet dabei die Beobachtung, dass das fünfzehnte Jahrhundert im Gegensatz zum vorangehenden Jahrhundert eine Reihe an namhaften Akteuren aus dem spätmittelalterlichen Gelehrtenmilieu hervorgebracht hat, die ihren Einsatz für die Durchsetzung selbst ausformulierter kirchlicher Reformanliegen mit dem Leben zu bezahlen hatten. Auf der Basis personenbezogener Fallstudien werden Erklärungsansätze für diesen Befund erarbeitet. Im Zentrum steht dabei die These, dass die für das fünfzehnte Jahrhundert zu attestierende Zunahme an gewaltsam zu Tode gekommenen kirchlichen Reformvertretern in einem engen Zusammenhang mit der Art ihres Reformdenkens und den Realisierungsoptionen von Reformen zu sehen ist. Es lässt sich in Bezug auf das Reformdenken eine im Vergleich zum vierzehnten Jahrhundert deutlich zu unterscheidende Vorgehensweise herausarbeiten, die auf die Betonung der Opfer- und Martyriumsbereitschaft als ein zentrales Instrument zur Umsetzung kirchlicher Reformanliegen setzt
Der Band thematisiert erstmals die Gattungsinterferenz zwischen Purimspielen und Fastnachtspielen. Der ungefähre zeitliche Zusammenfall des jüdischen Purim-Festes und der christlichen Fastnacht im liturgischen Jahreskreis sowie die jeweilige Performanz einer verkehrten Welt lassen nach wechselseitigen Beeinflussungen fragen. Im Einzelnen wurden jüdisch-christliche Berührungen in Brauchtum und Spiel für wichtige Spiellandschaften wie das Rheinland, die Schweiz, Schwaben oder Tirol in den Blick genommen. Dabei kristallisieren sich von Ort zu Ort trotz gemeinsamer Sujets unterschiedliche Formen des Ausagierens von interreligiösen Dialogen ab. Dennoch sind die performativen Parallelen, die hier erstmals dokumentiert werden, frappierend. Die interdisziplinären Beiträge des Sammelbandes verstehen sich nicht zuletzt als Anstoß für weitergehende Forschungen. In der Summe ergibt sich, dass Purim und Fastnacht von ihrem performativen Potenzial her im Alten Reich künftig nicht mehr unabhängig voneinander betrachtet werden dürfen. Der Sammelband wendet sich an Judaist/-innen, Theolog/-innen, Germanist/-innen, Ethnolog/-innen und Historiker/-innen mit der Ausrichtung auf Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit.
Nach wie vor entzündet sich an Mozart die Frage nach der Transparenz des Genialen. Wie kein anderer schöpferischer Geist hat Mozart die Literatur- und Kulturgeschichte, die Texte von Schriftstellern, aber auch von Philosophen, Theologen und Soziologen gerade durch die Unerklärbarkeit seiner magischen Wirkung gefesselt und herausgefordert. Gegenstand der Überlegungen war dabei stets auch die Frage, wie Kreativität und Biographie zusammenhängen. In Längs- und Querschnitten beleuchtet der vorliegende Band aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen das einmalige Phänomen einer aus Faszination, Sprachkraft und Unerklärbarkeit gemischten Wirkungsgeschichte, die bis in die unmittelbare Gegenwart reicht.
Der vorliegende Band widmet sich den monastischen Reformen des 15. Jahrhunderts und ihren Folgen mit dem Fokus auf das Augsburger Benediktinerkloster Sankt Ulrich und Afra. Dabei werden verschiedene Fragestellungen in den Blick genommen. So geht es um die Folgen der Melker Reform im Bereich des lateinischen und deutschsprachigen Schrifttums in verschiedenen Gattungen und Disziplinen, darunter Theologie und Rechtswissenschaft; auch soll aus kunstgeschichtlicher und musikwissenschaftlicher Sicht nicht zuletzt die kirchliche Liturgie untersucht werden. Als Untersuchungsobjekte bieten sich das Augsburger Ulrichskloster und im Vergleich dazu Tegernsee in geradezu idealer Weise an, weil sie gleichermaßen zur Melker Observanz des Benediktinerordens gehören und zugleich paradigmatisch Stadt und Land repräsentieren. Ein solcher Vergleich ist bislang noch nicht unternommen worden. Überdies kann mit dem Konzept des Bandes an aktuelle Forschungsparadigmen wie etwa 'Vorreformation' angeknüpft werden. Für Augsburg speziell wird, abgesehen von wichtigen Arbeiten zum literarischen Leben insgesamt, grundsätzlich und systematisch nach dem literarischen Ertrag von Melker Reform (für Sankt Ulrich und Afra) sowie Raudnitzer Reform (für Sankt Georg und Heilig Kreuz) gefragt, was in dieser Konsequenz bislang unterblieben ist.
Über 4.800 Briefe Hans Fuggers (1531-1598) an ein europaweites Korrespondenten-Netz geben Einblick in Fuggersche Lebensfelder und sind zugleich ein wertvolles Zeugnis frühneuzeitlicher Kommunikationsgeschichte: Fugger knüpfte dank herausragender kommunikativer Fähigkeiten ein leistungsstarkes Informations- und Kontaktnetz, das den Interessen des Handelshauses und zugleich der jungen Fuggerschen Adelsfamilie diente und Fugger zum wichtigen Vermittler aktuellster Informationen und unverzichtbarer gesellschaftlicher Kontakte machte.
Die bisherigen Forschungen zur Druckersprache litten vor allem an zwei Defiziten: Sie verallgemeinerten vorschnell Einzelergebnisse (etwa durch die Vernachlässigung offizin- und druckortspezifischer Unterschiede), und sie berücksichtigten bei der Materialerhebung nicht den Setzerwechsel in den Drucken. Die vorliegende Arbeit behebt beide Mängel: Sie liefert eine differenzierte Analyse der Druckwerke Günther Zainers in ihrer genauen chronologischen Reihenfolge zwischen 1471 und 1478. Und sie stellt die Leistungsfähigkeit einer neuen Exzerptionsmethode unter Beweis, die graphematisch distinkte Differenzen bei einem Setzerwechsel in die Untersuchung einbezieht. Auf diese Weise gelingt es, die Druckersprache der ersten Augsburger Offizin als Grundlegung für die sprachhistorische Beschreibung weiterer Augsburger Offizinen erstmals differenziert darzustellen und ihre herausragende Leistung durch den Vergleich mit den Augsburger Schreibsprachen dieser Zeit zu bestimmen. Durch den neuen methodologischen Ansatz wird damit zugleich ein praktikables Modell für entsprechende Untersuchungen zu anderen Druckorten vorgelegt.
Der Augsburger Stadtschreiber und Humanist Konrad Peutinger (1465-1547) besaß die wohl umfangreichste und inhaltlich am breitesten gefächerte Gelehrtenbibliothek seiner Zeit nördlich der Alpen. Die zeitliche Spannbreite der rund 6.000 Druckwerke reicht von den Anfängen des Buchdrucks bis zu Peutingers Tod. Hinzu kommen etwa 200 Handschriften mit einer Fülle von Texten aus fast allen Wissensgebieten.
Obwohl die Bibliothek seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr als geschlossene Sammlung existiert, lassen sich noch rund 40 Prozent des ursprünglichen Bestands nachweisen. Durch mehrere überlieferte historische Kataloge, darunter zwei von Peutinger selbst geschriebene, ist der ehemalige Umfang der Bibliothek so gut dokumentiert, daß auch die nicht mehr vorhandenen Teile des Bestands weitgehend rekonstruiert werden können.
Der zweite Band über die Bibliothek Konrad Peutingers ist den separat aufgestellten juristischen Büchern gewidmet. Wie bei Band 1 bilden die beiden autographen Kataloge Peutingers, die somit vollständig ediert sind, die Grundlage für die Rekonstruktion. Erneut werden nicht nur die erhaltenen Bücher beschrieben, sondern auch die heute verschollenen Bestände möglichst exakt ermittelt. Der juristische Bibliotheksteil umfaßt vor allem die Kommentarliteratur zum römischen wie zum kanonischen Recht. Diese Werke dienten ihm über Jahrzehnte hinweg als wichtiges Arbeitsinstrument bei seinen beruflichen Aufgaben. Mit der Rekonstruktion dieses Teils der Bibliothek Peutingers ist die Grundlage für eine fundierte Erforschung der praktischen Tätigkeit eines der einflußreichsten politischen Berater und Juristen im deutschen Sprachraum in der ersten Hälfte 16. Jahrhunderts geschaffen.
Walther Lipphardt hat bei der Entdeckung (1965) der Augsburger Handschrift von Adam Reißners schwenckfeldischem Gesangbuch den außerordentlichen Wert dieses ältesten und autornächsten Überlieferungszeugen (1554) für die Hymnologie erkannt. Um diese melodie- und textgeschichtliche Zimelie allgemein zugänglich zu machen, entschloß sich die UB Augsburg zu einer Faksimilierung. Im Kommentar zu den 64 Liedern werden erstmals die Melodien dieses Gesangbuchs ediert und in die Liedtradition (u.a. Mittelalter, Tenorlied, Böhmische Brüder) eingeordnet. Damit wird die Erforschung des einstimmigen geistlichen Liedes im 16. Jahrhundert (und darüber hinaus) auf eine neue Materialgrundlage gestellt. Anhand von Parallelkorpora und Einzelüberlieferungen verfolgt der Kommentar zudem die Text- und Melodierezeption der 64 Lieder bis ins 18. Jahrhundert. Neben einer Typologie der Liedtexte und Liedquellen bemüht sich die Kommentierung um eine Verortung der geistlichen Lieder im zeitgenössischen und theologischen Kontext. Dazu dienen einleitende Kapitel zu Adam Reißner und zur schwenckfeldischen Theologie.
Mit rund 10.000 Einzeltiteln in annähernd 2.200 Bänden, darunter etwa 200 Handschriften, stellte die Bibliothek des Augsburger Stadtschreibers und Humanisten Konrad Peutinger (1465-1547) die wohl umfangreichste Gelehrtenbibliothek ihrer Zeit nördlich der Alpen dar. Die zeitliche Spannbreite der Druckschriften umfaßte das ganze Jahrhundert von Gutenberg bis zu Peutingers Tod, inhaltliche Schwerpunkte bildeten neben der Grammatik, Dichtung, Geographie, Philosophie und Theologie vor allem die Geschichte, Rhetorik und Medizin sowie die separat aufgestellte juristische Fachliteratur. Obwohl die Bibliothek seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr als geschlossene Sammlung existiert, lassen sich noch rund 40 Prozent des ursprünglichen Bestands, überwiegend in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, nachweisen. Durch mehrere überlieferte historische Kataloge, darunter zwei von Peutinger selbst geschriebene, ist der ehemalige Gesamtbestand der Bibliothek so gut dokumentiert, daß auch die nicht mehr nachweisbaren Teile weitgehend rekonstruiert werden können. Die auf insgesamt drei Bände und einen Registerband angelegte Publikation verzeichnet daher nicht nur die erhaltenen Bücher, sondern umfaßt darüber hinaus auch eine Edition der historischen Kataloge und die Rekonstruktion der heute verschollenen Bestände. Dieses erstmals angewandte Verfahren ermöglicht die nahezu vollständige Wiederherstellung einer aufgelösten Gelehrtenbibliothek von europäischem Rang und eröffnet neue Einblicke in die Arbeitsweise und Wissensorgansiation einer der führenden Persönlichkeiten des deutschen Humanismus. Der vorliegende erste Band enthält die Edition der beiden autographen Kataloge Peutingers und die Rekonstruktion der darin erfaßten Bestände mit Ausnahme des separaten juristischen Bibliotheksteils, welcher für den zweiten Band vorgesehen ist. Der dritte Band wird die Rekonstruktion mit den in den Katalogen Peutingers fehlenden Büchern komplettieren.
Am Beispiel des süddeutschen Benediktinerklosters St. Mang in Füssen wird der Zusammenhang zwischen der Hinwendung der Konvente zur Ordensreform und dem Anwachsen ihrer Buchbestände in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts deutlich gemacht. Die Wahl eines relativ kleinen, nicht urban geprägten Hauses verspricht reichen Aufschluß über den Normalfall des Zusammenspiels von Reform und "Literaturexplosion". Eine unvoreingenommene inhaltliche Analyse der Zuwächse zeigt aber, daß die neu beschaffte Literatur keineswegs in jedem Fall eindeutig mit der Reform in Beziehung zu setzen ist, sondern sich verschiedene, teils widersprüchliche Interessen in ihr widerspiegeln. Das spärlich vorhandene volkssprachliche Schrifttum belegt die zögerliche Hinwendung zur Vermittlung theologischen Wissens auch an die Laien. Es läßt sich beobachten, wie der deutsche Textfundus aus dem lateinischen Grundbestand hervorwächst. Eine besondere Rolle für die Neubestimmung des eigenen Standorts an der Epochenschwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit wurde von den Konventualen offensichtlich der reichlich vorhandenen Historiographie zugemessen.
Die Arbeit präsentiert Geschichte und Inhalt der ehemaligen Bibliothek des Zisterzienserinnenklosters Kirchheim am Ries (bei Nördlingen, Bayern). Aus der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek der Universität Augsburg, in die die Kirchheimer Bibliothek 1831 aufgenommen wurde, konnten vom Verfasser 69% des alten Kirchheimer Buch-Bestands rekonstruiert werden. Dieser wird im 2. Teil der Arbeit in einem Katalog dargeboten. Im 1. Teil wird der Buch-Bestand (Handschriften und Drucke vom 15. bis 18. Jahrhundert) statistisch und vom äußeren Erscheinungsbild her beschrieben und in seiner historischen Gewachsenheit von der Gründung (1270) bis zur Aufhebung des Klosters in der Säkularisation (1802) dargestellt. Hierfür wurden alle für die Klostergeschichte Kirchheims wichtigen Informationen eingearbeitet.
In einem Anhang werden eine Äbtissinnenliste und sämtliche im Oettingen-Wallersteinschen Haus- und Familienarchiv Schloß Haarburg vorhandenen Nonnenlisten vom 16. bis 18. Jahrhundert abgedruckt, um zukünftige Forschungen zu erleichtern. Eine Landkarte, ein genauer Klosterplan und 20 weitere Abbildungen machen die Arbeit auch für den eher heimatgeschichtlich interessierten Leser attraktiv.
Augsburg war im 15. und 16. Jahrhundert ein Handelszentrum von europäischem Rang. Die vorhandene Infrastruktur (Kapitalmarkt, Nachrichten- und Straßennetz) war Voraussetzung, daß sich Augsburg rasch zu einem führenden Druck- und Verlagsort entwickelte. In "Getruckt zu Augspurg" wird zum ersten Mal ein umfassendes Bild der Druck- und Buchhandelsgeschichte Augsburgs von den Anfängen bis zum Augsburger Religionsfrieden vermittelt. Die reiche archivalische Überlieferung ermöglicht eine Analyse der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen im Druckgewerbe (Finanzierung der Produktion, Geschäftspartner, Personal und Zulieferer, Bildungsstand, Verwandtschaft, Konfessionszugehörigkeit). Zwischen 1468 und 1555 sind in Augsburg rund 6000 Einblattdrucke, Flugschriften und Bücher gedruckt worden. Zwei Besonderheiten sind dabei hervorzuheben: 1. Als einziger bedeutender Druckort Europas übertrifft in Augsburg die deutsche Buchproduktion die lateinische deutlich (lateinischer Anteil: 22 Prozent); 2. Augsburg ist der wichtigste Druckort für Flugschriften der frühen Reformation. Die große Produktion überstieg natürlich bei weitem die Aufnahmefähigkeit des lokalen Marktes. Daher war neben einem Blick auf die lokalen Buchhändler eine Analyse des regionalen und überregionalen Vertriebssystems unumgänglich. Gleich den Finanzmärkten reagierte der Buchmarkt empfindlich auf politische Ereignisse (Kriege, Handelsblockaden, Zensurmaßnahmen, Konfessionswechsel). Die Darstellung der Augsburger Druck- und Buchhandelsgeschichte berücksichtigt auch diese wichtigen Aspekte.
Der Band dokumentiert ein Kolloquium, das unter der Leitung der Herausgeber an der Universität Augsburg stattgefunden hat. Die Beiträge liefern erstmals eine zusammenhängende Grundlegung für eine Literaturgeschichte der Stadt Augsburg im ausgehenden Spätmittelalter. Dabei wird über die Darstellung signifikanter Gattungsbereiche hinaus auch nach den institutionellen und organisatorischen Aspekten des literarischen Lebens gefragt. Die Fülle der schriftlichen Überlieferung erlaubt facettenreiche Einblicke in die Möglichkeiten literarischen Lebens in spätmittelalterlichen Städten von der Bedeutung Augsburgs. Die hier versammelten Forschungsergebnisse sind damit zugleich ein grundlegender Beitrag zur städtischen Literaturgeschichte im 15. Jahrhundert.
Vergesellschaftung bzw. das Zusammenleben von Bürgern und Nichtbürgern in den Städten des Mittelalters funktionierte über Werte und Normen, in die alle Einwohner - unabhängig davon, ob sie reiche Patrizier oder Tagelöhner waren - eingebunden waren. Dazu zählten: den Frieden wahren, den Gemeinen Nutzen der Stadt fördern, die bürgerlichen Lasten (Steuerpflicht, Wach-, Kriegs- und Feuerwehrdienst) tragen, der Obrigkeit, den Räten, gehorsame Bürger und Untertanen zu sein. Diese Verpflichtungen gingen die Bürger und Einwohner durch das jährliche feierliche Schwören ihrer Eide ein. Die politischen Einstellungen bzw. das Politikverständnis von einzelnen oder Gruppen entwickelten sich aus der Interpretation dieser Grundwerte im Zusammenhang mit konkreten, die Stadt als ganzes, eine Gruppe oder einen einzelnen unmittelbar betreffenden Ereignissen: Wirtschaftskrisen oder Kriege und daraus resultierende Versorgungsstörungen der Bevölkerung, Seuchenzüge, demographische Veränderungen, aber auch politische Ereignisse, wie beispielsweise der Versuch der Errichtung einer Alleinherrschaft durch eine kleine Gruppe oder einen einzelnen. Auf solche Ereignisse mußte der Rat reagieren, und dazu nahmen die Bürger in vielfältiger Form Stellung. Anhand der folgenden Bereiche des politischen Handelns wird diese Interdependenz für Augsburg untersucht: die Ratspolitik gegenüber den Zünften und der Herrenstube sowie die der Herrschaftsintensivierung des Rates dienenden institutionellen und legitimatorischen Maßnahmen.
Der Band richtet den interdisziplinären Blick auf die vielgestaltigen Wechselbeziehungen zwischen Literatur, Tanz und Musik. Dabei leiten die allen drei Kunstformen innewohnenden Elemente Rhythmus, Körper und Narration die untersuchten Fragestellungen an. Welche verschiedenen Interaktions- und Rezeptionsdynamiken charakterisieren den Austausch zwischen Text, Bewegung und Klang? Adaptionsprozesse und Übertragungsphänomene sind dabei gleichermaßen zu berücksichtigen, sowie auch der künstlerische Austausch und die Kooperationen zwischen verschiedensten Akteuren der drei Kunstformen.
Die drei transversalen Elemente – Rhythmus, Körper und Narration – ermöglichen einen abstrahierenden Zugang und damit ein vertiefteres Verständnis von komplexen Korrelationen im künstlerisch-kreativen Schaffen sowie in den Produkten dieser Arbeit. Klingt die rhythmische Musikalität eines Textes beispielsweise für den Autor anders als für denjenigen, der ihn vertonen möchte, und denjenigen, der ihn laut oder leise liest? Oder haben die körperlichen Bewegungen beim Spielen eines Musikstücks nicht auch tänzerisches Potential? Sowohl Musik als auch Tanz erschaffen Narration, während der Schreibprozess durch Klanglichkeiten motiviert werden mag.
Die Reichsstadt Augsburg hat eine bedeutende Medizingeschichte, obwohl es keine Universität vor Ort gab. Neben namhaften Augsburger Ärzten und Apothekern ist nicht zuletzt das Moment der Distribution im Buchdruck zu nennen sowie das ambitionierte Collegium Medicum. Die Fugger spielten keine kleine Rolle beim Ausbau der medizinischen Versorgung. Die Industrialisierung Augsburgs im 19. Jahrhundert führte ebenso zu Verbesserungen in der medizinischen Infrastruktur. Der Band bietet eine systematische Überschau zur Augsburger Medizingeschichte vom Mittelalter bis zur Moderne unter Einbezug der europäischen Vernetzung der lokalen Akteure, die bislang weitgehend ausstand.