Religious Communities and Civil Society in Europe
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Herausgegeben von:
Rupert Graf Strachwitz
Derzeit wird die Frage nach der Rolle von Religionen im öffentlichen Raum häufig unter den Vorzeichen Gewalt, Fundamentalismus und Kulturkonflikt betrachtet. Eine andere Perspektive erhält hingegen sowohl in der öffentlichen Debatte als auch in sozialwissenschaftlichen Untersuchungen weitaus weniger Aufmerksamkeit: Wie steht es in Europa um das Verhältnis von Religionszugehörigen und Religionsgemeinschaften zu dem Teil des öffentlichen Raums, der als Zivilgesellschaft bezeichnet wird und der gerade in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen hat? In welchem Maße können und wollen sie über die rituelle Heilsvermittlung hinaus gesellschaftliche Partizipations-, Integrations-, Sozialisations- oder Interessenartikulationsfunktionen – und damit genuin zivilgesellschaftliche Aufgaben – übernehmen?
Die Ausgangsfrage des dem vorliegenden Band zugrundeliegenden Forschungsprojekts lautete daher zunächst: Wie steht es um die Zuordnung der Religionsgemeinschaften? Sind sie, möglicherweise sogar unabhängig von ihrem Rechtsstatus, der Zivilgesellschaft neuer Definition zuzuordnen? Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Disziplinen haben sich diesem Fragenkomplex in mehreren europäischen Ländern genähert. Fallstudien über Griechenland, Italien, Schweden und Bosnien-Herzegowina werden zudem ergänzt durch komparative religionsrechtliche Betrachtungen.
Die Publikationsreihe ‘Religious Communities and Civil Society in Europe’ betrachtet das europäische Verhältnis von Religionsgemeinschaften und die Zivilgesellschaft, welche in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Angesichts der Entwicklung und Konsolidierung eines Konzepts von Zivilgesellschaft als eigenständiger Arena des kollektiven Handelns in der Gesellschaft, erhält die Frage der Positionierung der Glaubensgemeinschaften eine neue Dimension. In welchem Maße können und wollen sie über die rituelle Heilsvermittlung hinaus gesellschaftliche Partizipations-, Integrations-, Sozialisations- oder Interessenartikulationsfunktionen – und damit genuin zivilgesellschaftliche Aufgaben – übernehmen? Im Rahmen des der Publikationsreihe zugrundeliegende Forschungsprojekts gingen Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Disziplinen in mehreren Europäischen Ländern der Fragen nach: Wie es um die Zuordnung der Religionsgemeinschaften steht und ob sie, möglicherweise sogar unabhängig von ihrem Rechtsstatus, der Zivilgesellschaft neuer Definition zuzuordnen sind?
Der zweite Band dieser Reihe betrachtet an zwei Länderbeispielen Polens und der Ukraine das Verhältnis von Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft im postsowjetischen Raum. Zudem werden evangelische Gemeinden in lokalen Zivilgesellschaften in Deutschland, so wie die Beziehungen zwischen Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft zum Staat in Frankreich und Großbritannien beleuchtet. Des Weiteren wird das Verhältnis von katholischen Religionsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft, sowie die sozialpolitische Rolle der Hermeneutik heiliger Texte betrachtet. Als außereuropäische Perspektive auf den Fragenkomplex wird in Form einer Fallstudie, der Aufstieg der politischen Macht der brasilianischen Evangelikalen dargestellt und religiös politische Ideologien am Bespiel des Islams behandelt.