Regulierung in sozialpolitischer Perspektive
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Stefan Thomas
Zusammenfassung
Dieser Beitrag behandelt die Frage, inwieweit das Regulierungsrecht sozialpolitische Belange berücksichtigen kann. Der Begriff der sozialpolitischen Belange wird hierbei weit gefasst und bezieht sich auf all’ solche Ziele, die außerhalb der Sicherstellung von Wettbewerbsfreiheit und ökonomischer Effizienz liegen. Dazu gehören namentlich der Verbraucherschutz, die Berücksichtigung von Interessen bestimmter Gesellschaftsteile, wie etwa behinderter Menschen, ebenso wie sozialpolitische Belange im weiteren Sinne, zu denen etwa der Umweltschutz zu zählen ist. Es geht dem Beitrag zum einen darum, zu klären, inwieweit die Berücksichtigung solcher sozialpolitischer Belange im Regulierungsrecht systematisch und funktional zweckmäßig ist, und zum anderen, welche Vorgaben und Begrenzungen aus höherrangigem Recht, insbesondere dem Verfassungsrecht und dem Europarecht hierbei zu beachten sind.
Zunächst wird exemplarisch dargestellt, welche sozialpolitischen Bezüge das geltende Regulierungsrecht aufweist (II). Danach wird geprüft, in welchem Verhältnis diese zum Wettbewerbsprinzip innerhalb des Regulierungsrechts stehen, wobei es zum einen um systematische und funktionale Zusammenhänge geht, zum anderen um verfassungsrechtliche und europarechtliche Begrenzungen (III). Anschließend wird geklärt, welche Vorgaben aus dem Grundsatz des Gesetzesvorbehalts für die konkrete Umsetzung sozialpolitischer Zielbestimmungen im Regulierungsrecht folgen (IV). Der Beitrag enthält danach Überlegungen zu den Maßstäben für die gesetzgeberische Abwägung bei der Verfolgung von sozialpolitischen Zielen (V.) und endet mit einer Schlussbetrachtung (VI).
Abstract
Regulated Industries Law from a Socio-Economic Perspective
The law of regulated industries has the purpose to simulate an efficient outcome on markets where the creation of competition faces structural and permanent impediments, and to provide access to essential infrastructures on fair and equal terms in order to create competition on subsequent markets. While the law therefore creates economic efficiency, it is questionable whether it may furthermore serve other purposes than that. This question especially arises with respect to the considerations of social or environmental welfare and the protection of minority interests. Some authors take the view that the law should be confined to its purpose of fostering the competitive process irrespective of the consideration of social or environmental welfare. The present article, however, seeks to develop a differentiated approach. It is argued here that the lawmaker has the legislative powers to make use of the law of regulated industries in order to pursue goals of social policy. There is no legal or legislative principle rendering such an approach inconsistent or even unlawful. However, the lawmaker must consider that competition can only take place where sufficient freedom for the competitive process prevails. Therefore, the legislator has to undertake a balancing exercise weighing the interest of unimpeded competition on the one hand against the protection of minority interests or environmental goals on the other hand.
© 2017 RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH, Aachener Str. 222, 50931 Köln.
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