Wissen was jugendbeeinträchtigend ist – Membership Categorization in der Alterskennzeichnung von Computerspielen / Knowing Who’s Harmed – The Use of Membership Categorization in Age- Rating Computer Games
Zusammenfassung
Zur Umsetzung der Vorgaben des Jugendschutzgesetzes werden Computerspiele durch die Organisation „Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle“ (USK) mit einem Alterskennzeichen versehen, um Kinder und Jugendliche vor Beeinträchtigungen ihrer Erziehung und Entwicklung zu schützen. Der Beitrag betrachtet das zu diesem Zweck betriebene Verfahren aus einer ethnomethodologischen Perspektive als einen spezifischen, institutionell vollzogenen Wissensprozess. Insbesondere soll gezeigt werden, wie in der Begutachtungspraxis verschiedene Membership Categorization Devices (MCDs) eingesetzt werden, um Entscheidungen bzgl. der Altersfreigabe plausibel und nachvollziehbar zu begründen. Nach einer kurzen Darstellung der Membership Categorization Analysis und des analytischen Konzepts des MCD sowie des Prüf- und Kennzeichnungsverfahrens stellt der Artikel anhand von konkreten Textbeispielen aus den im Verfahren erstellten Gutachten dar, wie verschiedene Kategorien und Kategorisierungen in den Gutachtentexten systematisch eingesetzt werden, um eine Einteilung von Spielern in „Beeinträchtigte“ und „Nicht-Beeinträchtigte“ genau entlang der gesetzlich vorgeschriebenen Alterskennzeichen zu erreichen und diese Entscheidungen angesichts verschiedener Wissensbestände und Standards der Beteiligten nachvollziehbar zu begründen. Diese Analyse richtet so den Blick auch auf die Kombinationen von und Übersetzungen zwischen verschiedenen Wissensformen und -formaten sowie auf die praktische Arbeit der Kategorisierung, die dazu nötig ist.
Summary
According to the German Protection of Children and Young Persons Act, an “Entertainment Software Self-Regulation Body” (USK) is mandated to assign age-ratings to computer games in order to protect children and adolescents from detrimental or harmful effects on their education and development. From the perspective of ethnomethodology, this contribution analyzes the classification procedure as a specific, institutionally-conducted knowledge process. Specifically, the article shows how Membership Categorization Devices (MCDs) are used in the practice of classifying games in order to plausibly and reproducibly argue decisions. After a short overview of Membership Categorization Analysis and the analytical concept of MCDs as well as the classification procedure, the article describes the use of MCDs in the classification reports which are produced as a part of the procedure. In particular, the article shows how categories and categorizations are used systematically to argue a division of players into “harmed” and “unharmed” ones that overlaps exactly with the age groups provided for by the law, while at the same time giving plausible reasons for such a division in the face of the various participants’ different bodies of knowledge. The analysis thus also brings into view how different ways of knowing are combined, along with the practical work necessary to do so.
© 2013 by Lucius & Lucius, Stuttgart
Articles in the same Issue
- Inhalt
- Editorial
- Abhandlungen
- Kluge Kombinationen. Zur Wiederaufnahme systemtheoretischer Steuerungskonzepte im Governance-Zeitalter / Clever combinations. Towards a resumption of systems theoretical concepts of interference in the age of governance
- Wissen was jugendbeeinträchtigend ist – Membership Categorization in der Alterskennzeichnung von Computerspielen / Knowing Who’s Harmed – The Use of Membership Categorization in Age- Rating Computer Games
- Zur Rede vom multisensorischen Recht. Ein kumulativer Tagungsbericht / On the Talk About „Multisensory Law“. A Cumulative Conference Report
- Arbeitszeit und Karriere: Auswirkungen des Geschlechts auf den Berufsalltag junger Anwältinnen und Anwälte / Hours of Work and Careers: The Effects of Gender on Professional Careers of Young Lawyers
- Macht und Kündigungsschutz: eine empirische Analyse der Arbeitgeber- Arbeitnehmer-Beziehung / Power and dismissal protection: an empirical analysis of employer-employee relationship in Germany
- Über die Geldstrafe / On Penalties
- Max Webers „Rechtssoziologie“ im Lichte der Max Weber Gesamtausgabe / Max Weber’s „Sociology of Law“ in the Light of the Complete Edition of Max Weber’s Works
- Bericht. Global Law – Text and Normativity in a Global Context (GL-TeNOR) Erasmus Intensivprogramm, 27.1. bis 9.2.2013, Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Rezension
- Nachruf. Franz von Benda-Beckmann (1941-2013) – ein Nachruf
- Autoren der Rezension, des Nachrufs und des Berichts
- Korrektur zum Beitrag von Dieter Grimm „Verfassung jenseits des Nationalstaats?“, 32. Jahrgang, Heft 2, 2012, S. 181-188
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