Zusammenfassung
Die Reform der Handwerksordnung des Jahres 2004 brachte insbesondere durch die Abschaffung der Meisterpflicht für mehr als die Hälfte der Gewerbezweige des Handwerks eine umfassende Liberalisierung der Zugangsbedingungen. Der vorliegende Beitrag analysiert unter Verwendung von Daten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) den Einfluss der Handwerksnovelle auf die Anzahl der Betriebe und die Ausbildungsleistung in den betroffenen Handwerken. Die Wirkungen der Handwerksnovelle werden durch das Differenz-von-Differenzen-Verfahren geschätzt, das darauf aufbaut, dass nur ein Teil der Gewerbezweige des Handwerks von der Reform betroffen war. Die Ergebnisse zeigen einen starken Anstieg der Anzahl der Betriebe und einen Rückgang der absolvierten Meisterprüfungen in den betroffenen Handwerken in Folge der Reform. Bezüglich der Ausbildungsleistung werden jedoch keine statistisch signifikanten Effekte ermittelt. Umfangreiche Robustheitsanalysen bestätigen diese Ergebnisse.
Danksagung
Dieser Beitrag ist aus dem Forschungsprojekt „Gutachten über 10 Jahre HWO-Novelle – ökonomische und gesellschaftliche Auswirkungen“ hervorgegangen, das von den Autoren in den Jahren 2014 und 2015 im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt wurde. Wir danken für die finanzielle Unterstützung und ganz besonders Herrn Dr. Robert Philipps für die stets konstruktive und kompetente Begleitung. Unseren Kolleginnen und Kollegen und den studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am IAW danken wir für ihre inhaltlichen und methodischen Kommentare und für alle Unterstützung. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von zwei Veranstaltungen zu den Effekten der Handwerksnovelle im Oktober 2014 und im April 2016 in Berlin sind wir für ihre kritischen und konstruktiven Anregungen dankbar. Den beiden anonymen Gutachtern danken wir für ihre konstruktiven und hilfreichen Hinweise.
Literaturverzeichnis
Angrist, J. und J.-S. Pischke (2009), Mostly Harmless Econometrics: An Empiricist’s Companion, Princeton: Princeton University Press.10.1515/9781400829828Search in Google Scholar
Berufsverband unabhängiger HandwerkerInnen e.V (BUH) (2001), Positionspapier, Woltersdorf.Search in Google Scholar
Bode, E. (2003), Die Reform der Handwerksordnung: Ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung, Institut für Weltwirtschaft (IfW), Kiel.Search in Google Scholar
Brenke, K. (2008), Reform der Handwerksordnung – Erfolgreich, aber viel zu halbherzig, Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 77(1), S. 51–64.10.3790/vjh.77.1.51Search in Google Scholar
Buchmann, S. (2007), Der Meisterzwang vor und nach der Handwerksnovelle 2004 unter besonderer Berücksichtigung des Begriffs der Gefahrgeneigtheit – zugleich Leitlinien für seine zukünftige Reformierung, Dissertation, Friedrich-Schiller-Universität Jena.Search in Google Scholar
Bundesrat (2003), Stenografischer Bericht der 790. Sitzung vom 11.7.2003, Berlin, S. 221–36.Search in Google Scholar
Bundesregierung (2010), Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Peter Friedrich, Andrea Wicklein, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD – Drucksache 17/3243 – Ausbildungssituation im Handwerk, Deutscher Bundestag, Drucksache 17/3373, 25.10.2010, Berlin.Search in Google Scholar
Bundesregierung (2011), Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paul K. Friedhoff, Claudia Bögel, Klaus Breil, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 17/3270 – Wirtschaftsmacht Handwerk – Impulse für Wachstum und Beschäftigung (17/5879), Deutscher Bundestag, Drucksache 17/5879, 20.05.2011, Berlin.Search in Google Scholar
Deutscher Bundestag (2003a), Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit, Materialien für die öffentliche Anhörung von Sachverständigen am 8. Juli 2003, Ausschussdrucksache 15(9)519, 7. Juli 2003, Berlin.Search in Google Scholar
Deutscher Bundestag (2003b), Gesetzentwurf der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschriften, Deutscher Bundestag, Drucksache 15/1206, 24.06.2003, Berlin.Search in Google Scholar
Deutscher Bundestag (2014), Der deutsche Meisterbrief – Erfolgreiche Unternehmerqualifizierung, Basis für handwerkliche Qualität und besondere Bedeutung für die duale Ausbildung. Deutscher Bundestag, Drucksache 18/3317, 25.11.2014, Berlin.Search in Google Scholar
Dietz, T. (2000), Braucht der Kunde seinen Meister? Zur Deregulierung des Handwerks, Wirtschaftsdienst 80(3), S. 172–75.Search in Google Scholar
Dürig, W., H. Helfer und Lageman, B. (2012) Analyse der Ergebnisse der Unternehmensregisterauswertung Handwerk 2008, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung RWI, Essen.Search in Google Scholar
Europäische Kommission (2013), Bewertung der nationalen Reglementierungen des Berufszugangs. Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat und den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss, COM(2013) 676 final, Brüssel, 2.10.2013.Search in Google Scholar
Feuerhake, J. (2012), Handwerkszählung 2008, Wirtschaft und Statistik 1/2012, S. 51–62.Search in Google Scholar
Fredriksen, K. und P. Runst (2016), Masterful Meisters? Quality effects of deregulation of the German crafts sector. Ifh Working Papers Nr. 3.Search in Google Scholar
Glasl, M., B. Maiwald und M. Wolf (2008), Handwerk – Bedeutung, Definition, Abgrenzung, Ludwig-Fröhler-Institut für Handwerkswissenschaften, München.Search in Google Scholar
Koch, A. und S. Nielen (2016), Ökonomische Effekte der Liberalisierung der Handwerksordnung von 2004, WISO-Diskurs 05/2016, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn.Search in Google Scholar
Küpper, H.-U. (Hrsg.), Lehren aus der Krise. Auswirkungen und Konsequenzen aus der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 für den Handwerksbereich, Ludwig-Fröhler-Institut, München.Search in Google Scholar
Leisner, W. G. (2014), Die Initiative der EU-Kommission gegen nationale Reglementierungen des Berufszugangs – COM (2013) 676 final, Mitteilung vom 02.10.2013 – und das Deutsche Handwerksrecht. Beurteilung nach EU-Recht und Deutschem Verfassungsrecht, Ludwig-Fröhler-Institut für Handwerkswissenschaften, München.Search in Google Scholar
Müller, K. (2006a), Die Auswirkungen der HwO-Reform auf das niedersächsische Handwerk, (=Göttinger Handwerkswirtschaftliche Arbeitshefte 58), Deutsches Handwerksinstitut, Göttingen.Search in Google Scholar
Müller, K. (2006b), Erste Auswirkungen der Novellierung der Handwerksordnung von 2004 (=Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien 74), Deutsches Handwerksinstitut, Göttingen.Search in Google Scholar
Müller, K. (2010), Statistische Datenquellen für das Handwerk (=Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien 81), Deutsches Handwerksinstitut, Göttingen.Search in Google Scholar
Müller, K. (2014), Stabilität und Ausbildungsbereitschaft von Existenzgründungen im Handwerk (=Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien 94), Deutsches Handwerksinstitut, Göttingen.Search in Google Scholar
Müller, K. (2016), Economic effects of deregulation. Using the example of the revised Trade and Crafts Code 2004. ifh Working Papers Nr. 5.Search in Google Scholar
Neuhäuser, J. (2008), Verwaltungsdaten ersetzen Konjunkturerhebungen im Handwerk, Wirtschaft und Statistik 5, S. 398–408.Search in Google Scholar
Rostam-Afschar, D. (2014), Entry regulation and entrepreneurship: A natural experiment in German craftsmanship, Empirical Economics 47(3), S. 1067–101.10.1007/s00181-013-0773-7Search in Google Scholar
Rostam-Afschar, D. (2015), Regulatory Effects of the Amendment to the HwO in 2004 in German Craftsmanship, European Commission, Research Report, Directorate General Internal Market and Services.Search in Google Scholar
Runst, P., J. Thomä, K. Haverkamp und K. Müller (2016), A replication of ‘Entry regulation and entrepreneurship: A natural experiment in German craftsmanship’. Ifh Working Papers Nr. 2.10.1007/s00181-018-1457-0Search in Google Scholar
Statistisches Bundesamt (2016), Produzierendes Gewerbe. Unternehmen, tätige Personen und Umsatz im Handwerk – Jahresergebnisse 2013, Fachserie 4, Reihe 7.2 (28. April 2016). Wiesbaden.Search in Google Scholar
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) (2014), Qualität kommt von Qualifikation! Keine duale Ausbildung ohne den Meisterbrief!, Berlin.Search in Google Scholar
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) (2016), Kraftvoller Jahresbeginn im Handwerk. Stimmung erreicht Bestwert. Konjunkturbericht 1/2016, Berlin.Search in Google Scholar
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Editorial
- Energie- und Handelspolitik auf dem Prüfstand
- Wissenschaft im Überblick
- Modellierung von liberalisierten Strommärkten – Herausforderungen und Lösungen
- Wie vorteilhaft ist internationaler Handel?
- Das Gespräch
- „Kein Wunder, dass Keynes Dollars in Flaschen stopfen, vergraben und wieder ausbuddeln wollte“
- Beiträge aus der Forschung
- Ökonomische Wirkungen der Handwerksnovelle 2004: Ergebnisse einer Kontrollgruppenanalyse
- Rolle rückwärts zugunsten der Bankenindustrie – Die neuen Basler Regelungen für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch
Articles in the same Issue
- Frontmatter
- Editorial
- Energie- und Handelspolitik auf dem Prüfstand
- Wissenschaft im Überblick
- Modellierung von liberalisierten Strommärkten – Herausforderungen und Lösungen
- Wie vorteilhaft ist internationaler Handel?
- Das Gespräch
- „Kein Wunder, dass Keynes Dollars in Flaschen stopfen, vergraben und wieder ausbuddeln wollte“
- Beiträge aus der Forschung
- Ökonomische Wirkungen der Handwerksnovelle 2004: Ergebnisse einer Kontrollgruppenanalyse
- Rolle rückwärts zugunsten der Bankenindustrie – Die neuen Basler Regelungen für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch