Abstract
A. Dirk Moses‘ Essay Der Katechismus der Deutschen, der 2021 den „Historikerstreit 2.0“ auslöste, ist Indikator für einen möglichen Wandel innerhalb des bundesrepublikanischen Holocaustverständnisses, weg von der Singularitätsthese hin zur Einbettung des Holocaust in ein koloniales Gewalt-Kontinuum. Der Aufsatz setzt sich anhand von Moses‘ ebenfalls 2021 erschienener Monografie Problems of Genocide mit den Verbindungslinien zwischen diesen Wandlungen und Moses‘ akademischem Werk, insbesondere seinem postkolonialen Geschichtsverständnis auseinander. Dabei wird Moses Blick auf die mit dem „Historikerstreit 2.0“ eng verbundenen Themen Holocaust, Zionismus und Kolonialismus untersucht. Anhand des NS-Vernichtungskriegs, sowie der Geschichte israelischer Holocausterinnerung wird einerseits die Konsistenz seines Geschichtsverständnisses diskutiert, andererseits die Verbindung dieses Geschichtsverständnisses zur gegenwärtigen Debatte um eine Diversifizierung deutscher Erinnerungspolitik herausgearbeitet. Der Aufsatz versteht sich gleichzeitig als Reflexion der gegenwärtigen Debatte um Holocausterinnerung und Kolonialismus, sowie als Beitrag zu ihr.
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