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Friedrich List und die Lehre von den produktiven Kräften/Friedrich List and the Theory of Productive Forces

Published/Copyright: November 11, 2017

Jahrb. f. Nationalök. u. Stat. (G. Fischer Verlag, Stuttgart 1989) Bd. (Vol.) 20616 Abhandlungen Friedrich List und die Lehre von den produktiven Kräften Friedrich List and the Theory of Productive Forces Von Josua Werner und Gerhard Mauch, Stuttgart 1. Zur Einführung Am 6. August 1989 jährt sich zum 200. Male Friedrich Lists Geburtstag. Dieses Jubiläum gibt Anlaß, sich mit dem Werk eines Mannes zu beschäftigen, das so unterschiedliche Aufnahme bei Zeitgenossen und späteren Ökonomen fand. Das Spektrum der Meinungen über List und sein politisches, insbesondere jedoch sein wissenschaftliches Schaffen reicht von überschwenglicher Bewunderung bis hin zu völliger Ablehnung. Diese unterschiedliche Bewertung seines Werkes wurde bereits 1848, zwei Jahre nach seinem Tode, von Hildebrand festgehalten. „Man hat List mit Burke verglichen, man hat ihn sogar einen ökonomischen Luther genannt, und man hat ihn andererseits für einen kenntnislosen Marktschreier erklärt, der das wenige Gute in seinen Schriften von Müller gestohlen und noch dazu mißverstanden wiedergegeben habe" '). Bekannt und gewürdigt sind heute jedenfalls Lists Bemühungen auf dem Gebiet der praktischen Wirtschaftspolitik. So werden bei der Nennung seines Namens sofort Assoziationen zur Eisenbahngeschichte und zur Schutzzollpolitik geweckt. Weit weniger bekannt geworden ist dagegen Lists wissen-schaftliches Werk. Im Mittelpunkt dieses wissenschaftlichen Werkes steht die „Theorie der produktiven Kräfte", mit deren Hilfe List zwei Ziele zu erreichen versuchte. Zum einen fehlte Lists wirtschaftspolitischen Forderungen, wie der Erhebung von Schutzzöllen oder der Errichtung eines nationalen Transportsystems, ein theoretischer Unterbau, um diese Forderungen argumentativ besser gegen die Anhänger der Klassik und deren Postulat des uneingeschränkten Freihandels durchsetzen zu können. List erkannte diesen Mangel sehr bald und so bezeichnete er seine Lehre von den produktiven Kräften als eine „Theorie", „die dem Schutzsystem als Basis dient und seine Zweckmäßigkeit begründet, ..."2). Zum anderen wandte sich List wie viele andere Rezipienten von Smiths "Wealth of Nations" gegen dessen Einteilung der Arbeit in produktive und unproduktive. Die Ablehnung dieser Einteilung, vor allem jedoch die Ablehnung dieser Benennung begann ') Hildebrand, Bruno, Die Nationalökonomie der Gegenwart und Zukunft und andere gesammelte Schriften, hrsg. von H. Gebring, Bd. 1, Jena 1922, S. 54. 2) List, Friedrich, Schriften, Reden, Briefe, Bd. I—IX, hrsg. von E. v. Beckerath e.a., Berlin 1927-1935, Bd. IV, S. 195, im folgenden zitiert als Werke I-IX.
Published Online: 2017-11-11
Published in Print: 1989-5-1

© 1989 by Lucius & Lucius, Stuttgart

Downloaded on 23.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/jbnst-1989-0602/html?srsltid=AfmBOoot4JzO-DwZNVUxlS1CQcxkEvBmYL51s2Wc4lojcVKrhLXNugfh
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