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Freie und wirtschaftliche Güter

Published/Copyright: April 26, 2016

Freie und wirtschaftliche Güter Von Stefan Varga, Budapest Es mag erstaunen, daß sich die folgende Abhandlung mit Begriffen be-schäftigt, welche heute im Bereich der Sozialökonomie kaum mehr diskutiert werden. Die Tatsachen und Erscheinungen, die ihnen zugrunde liegen, gel-ten als einfach, eindeutig und seitens der Wissenschaft voll geklärt. Dcnnoch ergeben sich u. E. eine Reihe von offenen Fragen, denen die Wissenschaft nachzugehen hat. Die Unterscheidung zwischen freien und wirtschaftlichen Gütern hängt bekanntlich mit der Erscheinung bzw. Gegebenheit des gesicherten und daher beständigen Überflusses und dessen Gegensatzes, der Knappheit, zusammen, wobei letztere Tatsache wiederum als Grundlage bzw. zwingende Ursache des Wirtschaftens gilt1). Wiescr und die Lehrbuchliteratur im allgemei-nen betont, daß falls „alle Güter zum Genüsse reif in paradiesischer Fülle von der Natur dargeboten würden, so gäbe es überhaupt keine Wirtschaft". ... „Wenn die Menschen alle ... Dinge, die sie zum Genüsse verwenden, unter gleich günstigen Bedingungen (d. h. im Überfluß) zur Verfügung hät-ten, so würden sie mit ihrer Konsumtion ebensowenig die Vorstellung eines wirtschaftlichen Aktes verbinden, wie mit dem Ein- und Ausatmen der Luft oder mit dem Trinken des Wassers dort, wo sie dieses im Überfluß vorfinden. Damit die Konsumtion mit wirtschaftlichem Sinne vollzogen werde, muß zu dem einfachen Akte der Verzehrung noch etwas weiteres hinzukommen, was erst den wirtschaftlichen Charakter gibt und die betref-fenden Güter zu wirtschaftlichen Gütern macht"2). Danach werden als freie Güter jene angesprochen, die im Verhältnis zu dem ihnen gegenüber auftretenden Bedarf in unbeschränkten Mengen ohne 1) Allerdings ist dies nur die Ansicht der nicht-marxistischen Volkswirte, während die marxistischen diesem Gesichtspunkt kaum Beachtung schenken, da ihr Interesse mehr der Frage der „Produktionsverhältnisse", der zwischen den Menschen im Verlauf der Erzeugung der materiellen Güter sich herausbildenden Beziehungen gilt. Außerdem befassen sie sich audi mit der Frage des Güterüber-flusses, der Güterfülle, durch welche der Kommunismus gekennzeichnet sein wird. Daraus folgt aber, daß sie für den Kapitalismus und für die dem Kommunismus vorangehende Zeit des Sozialismus die Tatsache der Güterknappheit stillschweigend ebenfalls anerkennen, wenn sie sich auch mit den Folgen dieser Tatsache vorerst nicht eingehend auseinandergesetzt haben. Die Ausführungen des Artikels stellen den Ansprudi, in ihren Hauptzügen sowohl seitens marxistischer als nidit-mar-xistischer Volkswirte als zutreffend befunden werden zu können. *) Friedrich Freiherr von Wieser, Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft, in: Grundriß der Sozialökonomik, I. Abteilung, Tübingen 1914, S. 159.
Online erschienen: 2016-4-26
Erschienen im Druck: 1960-2-1

© 1960 by Lucius & Lucius, Stuttgart

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