Zusammenfassung
Die Kärntner Landesbibliothek ist eine Informationseinrichtung im südlichsten Teil Österreichs, in Kärnten. Sie dient zur Literaturversorgung und Informationsvermittlung in unserem Bundesland. Der Sammlungsbestand umfasst ca. 150 000 Medieneinheiten, darunter 21 Inkunabeln. Besonderer Schwerpunkt liegt auf der Sammlung der Carinthiaca, also der Literatur aus und über Kärnten.
Abstract
The regional library of Carinthia is an information centre in the southern part of Austria. It is responsible for the literature provision and information dissemination in our country. The library collection includes about 150.000 items, for example 21 incunabula. Special focus is the Carinthiaca-Collection, literature from and above Carinthia.
Blickt man in das Organisationsgesetz des Landesmuseums (Kärntner Landesmuseumsgesetz, LGBl. 1998/72), so erfährt der Leser im § 22 Abs. 1 leg. cit. Folgendes:
„Zur Sammlung, Bewahrung und Erschließung der Literatur von besonderer geisteswissenschaftlicher oder sonstiger kultureller oder von besonderer naturwissenschaftlicher Bedeutung für das Land Kärnten, vor allem jener Literatur die über das Land Kärnten erschienen oder im Land Kärnten verlegt worden ist, ist entsprechend den wissenschaftlichen Erfordernissen der Anstalt (d.i. Museum, Anmerkung des Autors) sowie entsprechend den Erfordernissen der sonstigen Benützer eine Bibliothek einzurichten. Die Bibliothek steht nach Maßgabe der Bibliotheksordnung jedermann zur Benützung offen.“
Diese Gesetzesstelle, eher trivial formuliert, beschreibt bei genauerer Betrachtung doch anschaulich die Funktion unserer Bibliothek. Als moderner Informationsdienstleister sammelt und bewahrt die Bibliothek Informationsträger, also im Wesentlichen Bücher und Zeitschriften, und stellt diese den Benutzern zur Verfügung. Zum Kreise unserer Leser zählen nicht nur die Mitarbeiter des Landesmuseums, sondern im besonderen Maße auch externe Benutzer, die in unseren Katalogen fündig werden. Die Bibliothekare stehen nicht nur bei Ausstellungsprojekten unseres Museums mit Rat und Tat zur Seite, sondern unterstützen Benutzer aus dem In- und Ausland mit Auskünften und bei Recherchen jeglicher Art.
Für Bibliotheksbenutzer und deren Recherchen stehen mehrere Kataloge zur Auswahl:
Zettelkatalog: Dieser bis 30. April 2002 nach den sog. „Preußischen Instruktionen“ geführte Katalog, der die Bestände bis zum genannten Zeitpunkt umfasst. Er gliedert sich in einen Nominal- und einen Schlagwortkatalog.
alte Katalog-Datenbank (Filemaker-Programm, vor Ort zugänglich): Diese entspricht dem Zettelkatalog, es bestehen aber mehrere Suchfunktionen.
Lokaler Online-Katalog- Primo: Als Teilnehmer am Österreichischen Bibliothekenverbund (Bibliothekssytem ALMA) werden unsere Bestände durch Primo recherchierbar.
Da eine eigene Landesbibliothek bislang nicht eingerichtet wurde, erfüllt unsere Bibliothek die Funktion einer solchen. Zu diesen Aufgaben zählen unter anderem die Herausgabe einer Landesbibliografie (Kärntner Bibliografie) sowie die Sammlung, Erschließung und Bewahrung aller in Kärnten erschienen Medienwerke – seien es gedruckte oder elektronische Medien (Carinthiaca).
Die Bibliothek ist eine wissenschaftliche Fachbibliothek, die sowohl der Förderung allgemeiner Bildung als auch der wissenschaftlichen Forschung dient. Als eine öffentliche Einrichtung des Landes Kärnten ist sie zudem öffentlich zugänglich, das heißt, jeder hat die Möglichkeit, die Bibliotheksbestände unkompliziert und unentgeltlich zu benutzen.
Zu den wichtigsten Fachgebieten der Bibliothek, die sich im Wesentlichen mit den Fachabteilungen des Landesmuseums decken, zählen u. a.:
Geschichte, Politik, Verwaltung
Klassische Archäologie und Altertumswissenschaften
Ur- und Frühgeschichte
Volkskunde
Bildende Kunst und Kunstgeschichte
Geowissenschaften
Biologie
Neben den drei (klassischen) Erwerbungsarten einer Bibliothek (Kauf, Tausch, Geschenk) besitzt die Bibliothek seit dem Jahr 1982 das Pflichtexemplarrecht für das Bundesland Kärnten (neben der Österreichischen Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek Klagenfurt), das bedeutet, dass diese einen gesetzlichen Anspruch auf alle in Kärnten verlegten und erschienen Medienexemplare hat.
Die Bestände gehen auf die ehemaligen Sammlungen des Geschichtsvereines für Kärnten (gegründet 1844), des Naturwissenschaftlichen Vereines für Kärnten (gegründet 1848), des Kärntner Heimatmuseums (1925) und auf mehrere Legate zurück. Im Bestand der Bibliothek befinden sich daher viele wertvolle Objekte wie Inkunabeln, alte Atlanten und Karten, Werke aus der Frühzeit der Kärntner Druckgeschichte, Erstausgaben sowie seltene illustrierte Bücher.
Als äußerst wertvolle, da seltene Kostbarkeit gilt die sogenannte 6. deutsche Bibel: Biblia deutsch: gedruckt bei Günther Zainer in Augsburg (Gesamtkatalog der Wiegendrucke Nr. 4300). Diese vorlutherische deutsche Bibelausgabe ist eine Rarität, von der nur etwa 40 Ausgaben weltweit existieren. Ins Österreich sind insgesamt nur vier Exemplare nachzuweisen (ÖNB, Stiftsbibliothek St. Peter Salzburg, Stiftbibliothek Kremsmünster, Bibliothek des Landesmuseum fürKärnten/Kärtner Landesbibliothek). Zainers Bibeln gelten als besonders qualitätsvoll. Nach dem Vorbild mittelalterlicher Handschriften schmücken Buchillustrationen wie rubrizierte Initialen diese Inkunabel.
Die Bibliothek beherbergt als Kulturgüter viele kleinere und größere Zimelien: Darunter befinden sich die ersten großen Lexika wie zum Beispiel der sogenannte „Zedler“ (Großes vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste, welche bißher durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert werden) – benannt nach dem Verleger Johann Heinrich Zedler. Das in 64 Bänden und 4 Supplementen von 1732 bis 1754 in Halle erschienene Werk ist eine der umfangreichsten Enzyklopädien. Es besticht durch seine Genauigkeit und dient auch heute noch vielen interessierten Wissenschaftern wie Laien als Nachschlagewerk für Personen, Begriffe und Institutionen des 18. Jahrhunderts.
Ein ebenso bedeutendes Lexikon ist die von Denis Diderot und Jean-Baptiste le Rond d’Alembert herausgebrachte und mitverfasste Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (= Enzyklopädie oder ein durchdachtes Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Handwerke) Die Bibliothek ist im Besitz der 3. Auflage, die in den Jahren 1770–1779 erschienen ist. Die Encyclopédie ist eines der Hauptwerke der Aufklärung und zählt wohl zu den berühmtesten der frühen Enzyklopädien. Sie umfasste etwa 60 000 Artikel. Bemerkens- und erwähnenswert ist die Tatsache, dass Beiträge, die das Missfallen der Zensur erwecken hätten können (so etwa die materialistische Philosophie Diderots), unter harmlosen Lemmata wie zum Beispiel „Neant“ (=Nichts) versteckt werden konnten.
Aus der Kärntner Druckgeschichte sei die beim Verleger Kramer 1660 erschienene Beschreibung oder Relation Vber den Einzug und Erbhuldigung Actvm In dem Ertzherzogthumb Kärndten erwähnt. Dieses Werk, das sich ebenfalls im Besitz der Bibliothek befindet, beinhaltet eine der ältesten bildlichen Darstellungen des Klagenfurter Wahrzeichens, des Lindwurms.
Im Bibliotheksbestand ist zudem ein von unschätzbarem Wert befindliches Periodikum, nämlich die Zeitschrift Carinthia. Der als Schauspieler und Regisseur am Klagenfurter Ständischen Theater tätige Carl Mercy brachte 1811 mit dem Titel Carinthia ein „Wochenblatt zum Nutzen und Vergnügen“ als Beilage zur Klagenfurter Zeitung heraus, eine Zeitschrift, die sich im Laufe der Jahre zum wissenschaftlichen Fachjournal vornehmlich landeskundlicher Forschung entwickelte. Seit 1811 erscheint die Carinthia bis heute in ununterbrochener Folge: Somit ist sie die älteste österreichische Zeitschrift und zugleich die drittälteste im deutschen Sprachraum – neben den Göttingischen gelehrten Anzeigen (1739) und den Annalen der Physik (1799).
Unter den Beständen der Bibliothek des Landesmuseums befinden sich auch zahlreiche Nachlässe, darunter sei exemplarisch jener des Grafen Eduard Karl Borromäus Gaston Pöttickh von Pettenegg (1847-1918) erwähnt.
Die Nachlassbibliothek des aus einer nobilitierten Krainer Beamten- und Gutsbesitzerfamilie stammenden Priesters und Privatgelehrten umfasst 1 844 Bände. Ein Großteil der Bibliothek ist den Fächern Theologie, Geschichte, historische Hilfswissenschaften zuzuordnen. Die Bücher stammen vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert, doch befinden sich einige wenige aus dem 16. und 17. Jahrhundert darunter: Das älteste Exemplar ist eine Gedichtsammlung Francesco Petrarcas aus dem Jahre 1574. Weiters befinden sich im Nachlass Predigten Abraham a Sancta Claras und auch Hieronymus Megisers Annales Carinthiae (1612). Daneben finden sich zahlreiche Wörterbücher und etliche Reiseführer.
Der Bibliotheksbestand umfasst zusammenfassend ungefähr: 150 000 Bände, darunter 21 Inkunabeln, mehrere tausend Karten und Fotografien und zirka 1 800 Partezettel.
Die Bibliothek gibt mit ihren Sammlungen somit ein eindrucksvolles und beredtes Zeugnis Kärntner Kultur- und Geistesgeschichte und beherbergt auch so manchen Schatz.
Aufgrund umfassender Sanierungs- und Umbaumaßnahmen des im Jahre 1884 eröffneten Gebäudes ist unser Haus derzeit geschlossen und soll im Jahre 2021 wiedereröffnet werden.
Über den Autor / die Autorin

© 2019 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
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