Affective Theological Praxis: Understanding the Direct Object of Practical Theology
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Mark J Cartledge
Zusammenfassung
Dieser Artikel erörtert Wesen und Aufgabe der Praktischen Theologie unter Fokussierung auf das Objekt ihrer Vermittlungsbemühungen. Bis heute ist das Studium der Praktischen Theologie vor allem auf die zeitgenössischen Glaubenseinstellungen und -praktiken religiöser Subjekte, auf die theologische Praxis also ausgerichtet, wobei freilich auf die in diese Praxis eingebetteten emotionalen Aspekte kaum Bezug genommen wird. Gleichwohl geht man von einer engen Verwobenheit von Gefühlen und Affekten mit Glaubensüberzeugungen und religiösen Handlungsweisen aus, und die Forderung ist weit verbreitet, dass die Forscher heutzutage ihre besondere Aufmerksamkeit eben dieser Dimension zuwenden sollten, wenn sie sich mit der gegenwärtigen religiösen Situation beschäftigen. In der Tat deutet nach Ansicht des Verf. vieles darauf hin, dass die Affekte eine spezifische Integrationsfunktion für Glaubenseinstellungen und -praktiken haben und die nähere Untersuchung dieses Zusammenhangs für das Verständnis des Gegenstandes der Praktischen Theologie unverzichtbar ist. Dieser Gegenstand der Praktischen Theologie ließe sich infolgedessen als affektive theologische Praxis bestimmen. Ein solche Fokussierung der praktisch-theologischen Theoriebildung auf Funktion und Bedeutung der Affekte stimmt mit wesentlichen Aussagen der Heiligen Schrift überein, fand bislang jedoch im Rahmen eines überwiegend rationalistischen Theologieverständnisses zu wenig Beachtung. Der Artikel illustriert anhand einer Analyse von Interviews, die einer Fallstudie zur charismatisch-pfingstlerischen Praxis der Glossolalie bzw. „Zungenrede” entnommen sind, wie die praktisch-theologische Forschung sich dem Problemzusammenhang der Affekte nähern könnte. Dabei werden Antworten auf Fragen, die sich auf Gefühle und Affekte beziehen, zur Reinterpretation von Antworten herangezogen, die auf Fragen gegeben wurden, welche sich auf die Erhellung von Glaubensüberzeugungen und Handlungsweisen richteten. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die integrative Funktion von Affekten ziehen. Unter der Voraussetzung, dass Glossolalie als ein Symbol für das Aufeinandertreffen von Gott und Mensch verstanden werden kann, werden die Kommentare der Interviewpartner kritisch untersucht. Weitere derartige Forschungsbeiträge, zeigt sich Verf. überzeugt, sind erforderlich, um eine breitere Zustimmung für die Erneuerung einer affektiven theologischen Praxis zu gewinnen.
© Walter de Gruyter
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