Talmudschüler, Student, Seminarist: Breslauer rabbinische Studienlaufbahnen 1835–1870
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Carsten L. Wilke
Wenn auch die überragende religionsgeschichtliche Bedeutung, die dem Jüdisch-theologischen Seminar Breslau zukommt, aus dem historischen Abstand überdeutlich ist, so fällt es gleichwohl nicht leicht, die innovative Leistung dieser Institution zur Zeit ihrer Gründung in eine einfache Formel zu fassen. Das Breslauer Rabbinerseminar war nicht das erste der Geschichte, ebensowenig war es der erste institutionelle Rahmen für eine wissenschaftlich-rabbinische Laufbahn. Zuvor bereits waren Versuche unternommen worden, jene Methoden philologischer Aufarbeitung des jüdisch-literarischen Erbes, welche die Wissenschaft des Judentums entwickelt hatte, zur Ausbildung von Religionsbeamten fruchtbar zu machen. Die historische Leistung des Jüdisch-theologischen Seminars bestand in einer originellen und eklektischen Synthese aus den Errungenschaften der Vorgenerationen; sie bestand darin, die Wissenschaft des Judentums in einem Zuge mit der Rabbinerausbildung zu institutionalisieren. Das Seminar war, wie sein einziger bayerischer Absolvent Jakob Immanuel Neubürger es 1868 ausdrückte, »die einzige Anstalt in Deutschland, an der alles dem Rabbiner Nöthige gleichzeitig und öffentlich gelehrt wird«.
© Max Niemeyer Verlag, 2005
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