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Bohemund von Tarent

Konstruktion eines idealen Kreuzzugshelden
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Bohemund von Tarent Konstruktion eines idealen Kreuzzugshelden INGRID SCHLEGLUm 1135 vermerkt der normannische Chronist Ordericus Vitalis (1074-ca.1142), Mönch von Saint-Évroult, in seinem großen Geschichtswerk, Historia Ecclesi-astica1, der Name Bohemunds von Tarent sei nun in den entlegensten Ecken der Welt berühmt und werde auf allen drei Kontinenten gepriesen. Während seiner Reise durch Frankreich im Jahre 1106 seien daher viele Adelige zu ihm gekom-men und hätten ihm ihre Kinder präsentiert, deren Patenschaft er mit Freude übernommen habe. Schließlich habe Bohemund um die Hand von Konstanze, der Tochter des französischen Königs, angehalten. Nach Ostern desselben Jahres seien die Hochzeitsfeierlichkeiten mit großem Prunk und in Anwesenheit aller bedeutenden geistlichen und weltlichen Würdenträger in Chartres begangen worden.2 Der Autor bezeichnet in diesem Zusammenhang Bohemund ausdrück-lich als »heros«, wohl um zu betonen, dass Bohemund mehr als würdig sei, eine Verbindung mit einer Tochter aus königlichem Geschlecht einzugehen. Zweifel-los war in den Augen des Mönches von Saint Évroult der süditalienische Nor-manne, dem er in seinem Werk überproportional viel Platz einräumt, der größte Held seiner Zeit. Mehr als 20 Jahre nach dessen Tod feiert er ihn noch als Ritter ohne Furcht und Tadel und idealen Helden, den die Heiden angeblich »kleinen Gott der Christen« nennen, wie er seine Leser an anderer Stelle wissen lässt.31 Ordericus Vitalis: Historia Ecclesiastica, ed. Marjorie Chibnall: The Ecclesiastical History of Orderic Vitalis. 6 Bände, Oxford u.a: Clarendon Press 1965-1978. 2 Ordericus Vitalis, Bd. 6 (1978), lib. XI, S. 70. 3 Ordericus Vitalis, Bd. 5 (1975), lib. X, S. 356.
© 2018 transcript Verlag

Bohemund von Tarent Konstruktion eines idealen Kreuzzugshelden INGRID SCHLEGLUm 1135 vermerkt der normannische Chronist Ordericus Vitalis (1074-ca.1142), Mönch von Saint-Évroult, in seinem großen Geschichtswerk, Historia Ecclesi-astica1, der Name Bohemunds von Tarent sei nun in den entlegensten Ecken der Welt berühmt und werde auf allen drei Kontinenten gepriesen. Während seiner Reise durch Frankreich im Jahre 1106 seien daher viele Adelige zu ihm gekom-men und hätten ihm ihre Kinder präsentiert, deren Patenschaft er mit Freude übernommen habe. Schließlich habe Bohemund um die Hand von Konstanze, der Tochter des französischen Königs, angehalten. Nach Ostern desselben Jahres seien die Hochzeitsfeierlichkeiten mit großem Prunk und in Anwesenheit aller bedeutenden geistlichen und weltlichen Würdenträger in Chartres begangen worden.2 Der Autor bezeichnet in diesem Zusammenhang Bohemund ausdrück-lich als »heros«, wohl um zu betonen, dass Bohemund mehr als würdig sei, eine Verbindung mit einer Tochter aus königlichem Geschlecht einzugehen. Zweifel-los war in den Augen des Mönches von Saint Évroult der süditalienische Nor-manne, dem er in seinem Werk überproportional viel Platz einräumt, der größte Held seiner Zeit. Mehr als 20 Jahre nach dessen Tod feiert er ihn noch als Ritter ohne Furcht und Tadel und idealen Helden, den die Heiden angeblich »kleinen Gott der Christen« nennen, wie er seine Leser an anderer Stelle wissen lässt.31 Ordericus Vitalis: Historia Ecclesiastica, ed. Marjorie Chibnall: The Ecclesiastical History of Orderic Vitalis. 6 Bände, Oxford u.a: Clarendon Press 1965-1978. 2 Ordericus Vitalis, Bd. 6 (1978), lib. XI, S. 70. 3 Ordericus Vitalis, Bd. 5 (1975), lib. X, S. 356.
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