Home Arts 2. Zu einer Museumsgeschichte der Religionen
Chapter
Licensed
Unlicensed Requires Authentication

2. Zu einer Museumsgeschichte der Religionen

View more publications by transcript Verlag
Anschauungssache Religion
This chapter is in the book Anschauungssache Religion
13 2. ZU EINER MUSEUMSGESCHICHTE DER RELIGIONENSowohl die Ideen- als auch die Institutionengeschichte des Muse-ums, einzelner Museen und Museumstypen ist gut erforscht. Die religiösen Bezüge verschiedener Museumsprojekte, die Abgrenzun-gen von religiösen Ideen und Institutionen, parallele Entwicklungen oder die Übernahme religiöser Ideen und natürlich religiöser Objek-te werden in der Literatur aufgezeigt. Sie lassen sich in vielen Sammlungen, Museen und Museumsutopien mitverfolgen: etwa im Einfluss der Physikotheologie auf manche Kunst- und Wunderkam-mern, in der Erfindung neuer Präsentationsweisen als Ersatz für Kirchenräume durch die Brüder Boisserée oder in der Entstehung einer „Kunstreligion“ in Folge romantischer Kunstbetrachtung. Aus den Einflüssen der Theologie- und Religionsgeschichte ließe sich insofern eine „Religionsgeschichte des Museums“ kompilieren. Die Frage, wie der Idee einer „Religion“ oder das Wissen über einzelne Religionen in Sammlungen und Museen verarbeitet und umgesetzt wurde, fand jedoch weniger Beachtung. Eine Museums-geschichte der Religionen ist bislang nicht geschrieben worden. Da bis in die jüngste Vergangenheit weder einzelne religiöse Traditionen noch die Idee einer im Singular gedachten Religion zum maßgebli-chen Inhalt von Sammlungs- und Ausstellungskonzepten wurde,1müsste man die historischen Repräsentationen von Religion/en in allen verfügbaren Quellen zu Sammlungen und Museen suchen und rekonstruieren. Skizzenhaft soll das im folgenden Kapitel gesche-hen: Beginnend mit der sich verändernden Wahrnehmung von Bild-werken in der Spätantike wird die Geschichte religiöser Artefakte als „Kunst“ bis in die Gegenwart hinein verfolgt. Einen zweiten Strang der Museumsgeschichte bilden die religiösen Artefakte unter den ethnographica. Schließlich wird mit den Jüdischen und den Volkskundemuseen die Darstellung einzelner religiöser Traditionen nachgezeichnet. Der Kapitelaufbau folgt dem Ablauf der Geschichte nicht immer, weil einige Phänomene in ihrem systematischen Zusammenhang geschildert werden. Dadurch werden Wahrneh-mungs- und Ausstellungsgewohnheiten und –neuerungen deutlich. 1ZudenAusnahmenseitBeginndes20. JahrhundertssieheAbschnitt2.4.
© 2015 transcript Verlag

13 2. ZU EINER MUSEUMSGESCHICHTE DER RELIGIONENSowohl die Ideen- als auch die Institutionengeschichte des Muse-ums, einzelner Museen und Museumstypen ist gut erforscht. Die religiösen Bezüge verschiedener Museumsprojekte, die Abgrenzun-gen von religiösen Ideen und Institutionen, parallele Entwicklungen oder die Übernahme religiöser Ideen und natürlich religiöser Objek-te werden in der Literatur aufgezeigt. Sie lassen sich in vielen Sammlungen, Museen und Museumsutopien mitverfolgen: etwa im Einfluss der Physikotheologie auf manche Kunst- und Wunderkam-mern, in der Erfindung neuer Präsentationsweisen als Ersatz für Kirchenräume durch die Brüder Boisserée oder in der Entstehung einer „Kunstreligion“ in Folge romantischer Kunstbetrachtung. Aus den Einflüssen der Theologie- und Religionsgeschichte ließe sich insofern eine „Religionsgeschichte des Museums“ kompilieren. Die Frage, wie der Idee einer „Religion“ oder das Wissen über einzelne Religionen in Sammlungen und Museen verarbeitet und umgesetzt wurde, fand jedoch weniger Beachtung. Eine Museums-geschichte der Religionen ist bislang nicht geschrieben worden. Da bis in die jüngste Vergangenheit weder einzelne religiöse Traditionen noch die Idee einer im Singular gedachten Religion zum maßgebli-chen Inhalt von Sammlungs- und Ausstellungskonzepten wurde,1müsste man die historischen Repräsentationen von Religion/en in allen verfügbaren Quellen zu Sammlungen und Museen suchen und rekonstruieren. Skizzenhaft soll das im folgenden Kapitel gesche-hen: Beginnend mit der sich verändernden Wahrnehmung von Bild-werken in der Spätantike wird die Geschichte religiöser Artefakte als „Kunst“ bis in die Gegenwart hinein verfolgt. Einen zweiten Strang der Museumsgeschichte bilden die religiösen Artefakte unter den ethnographica. Schließlich wird mit den Jüdischen und den Volkskundemuseen die Darstellung einzelner religiöser Traditionen nachgezeichnet. Der Kapitelaufbau folgt dem Ablauf der Geschichte nicht immer, weil einige Phänomene in ihrem systematischen Zusammenhang geschildert werden. Dadurch werden Wahrneh-mungs- und Ausstellungsgewohnheiten und –neuerungen deutlich. 1ZudenAusnahmenseitBeginndes20. JahrhundertssieheAbschnitt2.4.
© 2015 transcript Verlag
Downloaded on 23.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783839412831-001/html?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOoquasYHsvHPeTOrHZTv3Ag0ULn-xo6vikGKhE8_R62X40dcadr-
Scroll to top button