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C.4. Medium und Sexualität. Kulturwissenschaftliche Medientheorie: Ryu Murakamis TOKIO DEKADENZ

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Die Prostituierte im Film
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263 C.4. MEDIUM UND SEXUALITÄT. KULTURWISSENSCHAFTLICHE MEDIENTHEORIE: RYU MURAKAMIS TOKIO DEKADENZ »Eine 22jährige Prostituierte in Tokio läßt sich auf die sado-masochistischen Fantasien ihrer Kunden ein und beobachtet ebenso verstört wie verwundert das, was die Männer ihr und sich selbst zufügen. Eine filmische Odyssee durch ein perverses ›Wunderland‹ geheimer Triebe, die in einer gefühlskalten japani-schen Wirklichkeit ihre versteckten Nischen finden. [...] Verletzt an Körper und Seele, erniedrigt im sadomasochistischen ›Spiel‹, ist sie dennoch nicht un-bedingt Opfer, sondern zugleich stets auch Beobachterin der Männer, die sie kaufen, sowie auch ihrer selbst.«1Bei Filmen mit erotischen oder sexuellen Darstellungen liegt der Ver-dacht der Eigenbeobachtung durch Fremdbeobachtung nahe – sei es die Eigenbeobachtung der Protagonistin in Bezug auf andere Filmfiguren, sei es die Eigenbeobachtung des Zuschauenden in Bezug auf den Film. Das Herausstellen der gefühlskalten japanischen Wirklichkeit bestä-tigt die Legitimation, die in der Diegese von TOKIO DEKADENZ ange-boten wird2. Verschiedenste Freier äußern – für Filme des Sujets Prosti-tution ist das eher ungewöhnlich – in harmonischer Einigkeit mit den Prostituierten, die kapitalistische Entwürdigung Japans habe Prostituierte 1 Kroll, Hans-Peter: »Tokio Dekadenz«, in: film-dienst Nr. 15/1993, S. 25, Kritik-Nr: 30351. Rezension von: TOKIO DEKADENZ [TOKYO DECADENCE TOPAZ], J 1991, Regie, Ausstattung, Produktion, Buch (nach seinem Erzählband »Topaz«): Ryu Murakami, Ausführender Produ-zent: Hidenori Taga, produziert von: Aikoh Suzuki, Tadanobu Hiroa, You-suke Nagata, Co-Produzent: Chosei Funhara, Kamera: Tadesh Aoki, Schnitt: Kazuki Katashima, Musik: Ryuichi Sakamoto, Ton: Masami Usui, Akihiko Suzuki, Besetzung: Ai: Miho Nikaido; Saki: Sayoko Amano, 35mm, Farbe, 85 Min. Preise: Taormina Filmfestival 1992, Preis für die beste Regie, Internationale Filmfestspiele Berlin 1992, (Aufnahme in die Sektion) Panorama, deutscher Kinostart: 29. Juli 1993. 2 Auch Silvia Hallensleben stellt dies in ihrer Rezension heraus. Vgl. Hal-lensleben 1993.
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263 C.4. MEDIUM UND SEXUALITÄT. KULTURWISSENSCHAFTLICHE MEDIENTHEORIE: RYU MURAKAMIS TOKIO DEKADENZ »Eine 22jährige Prostituierte in Tokio läßt sich auf die sado-masochistischen Fantasien ihrer Kunden ein und beobachtet ebenso verstört wie verwundert das, was die Männer ihr und sich selbst zufügen. Eine filmische Odyssee durch ein perverses ›Wunderland‹ geheimer Triebe, die in einer gefühlskalten japani-schen Wirklichkeit ihre versteckten Nischen finden. [...] Verletzt an Körper und Seele, erniedrigt im sadomasochistischen ›Spiel‹, ist sie dennoch nicht un-bedingt Opfer, sondern zugleich stets auch Beobachterin der Männer, die sie kaufen, sowie auch ihrer selbst.«1Bei Filmen mit erotischen oder sexuellen Darstellungen liegt der Ver-dacht der Eigenbeobachtung durch Fremdbeobachtung nahe – sei es die Eigenbeobachtung der Protagonistin in Bezug auf andere Filmfiguren, sei es die Eigenbeobachtung des Zuschauenden in Bezug auf den Film. Das Herausstellen der gefühlskalten japanischen Wirklichkeit bestä-tigt die Legitimation, die in der Diegese von TOKIO DEKADENZ ange-boten wird2. Verschiedenste Freier äußern – für Filme des Sujets Prosti-tution ist das eher ungewöhnlich – in harmonischer Einigkeit mit den Prostituierten, die kapitalistische Entwürdigung Japans habe Prostituierte 1 Kroll, Hans-Peter: »Tokio Dekadenz«, in: film-dienst Nr. 15/1993, S. 25, Kritik-Nr: 30351. Rezension von: TOKIO DEKADENZ [TOKYO DECADENCE TOPAZ], J 1991, Regie, Ausstattung, Produktion, Buch (nach seinem Erzählband »Topaz«): Ryu Murakami, Ausführender Produ-zent: Hidenori Taga, produziert von: Aikoh Suzuki, Tadanobu Hiroa, You-suke Nagata, Co-Produzent: Chosei Funhara, Kamera: Tadesh Aoki, Schnitt: Kazuki Katashima, Musik: Ryuichi Sakamoto, Ton: Masami Usui, Akihiko Suzuki, Besetzung: Ai: Miho Nikaido; Saki: Sayoko Amano, 35mm, Farbe, 85 Min. Preise: Taormina Filmfestival 1992, Preis für die beste Regie, Internationale Filmfestspiele Berlin 1992, (Aufnahme in die Sektion) Panorama, deutscher Kinostart: 29. Juli 1993. 2 Auch Silvia Hallensleben stellt dies in ihrer Rezension heraus. Vgl. Hal-lensleben 1993.
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