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IV. Die hämorrhagischen Diathesen

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Einführung in die innere Medizin
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Die hämorrhagischen Diathesen 131 gestellt und gesehen, daß mehrere Monate vergehen können, ehe die ersten Symptome von seiten des Knochensystems auftreten. Neuerdings wurde von uns auch der Versuch einer Urethanbehandlung in einem einschlägigen Fall durch-geführt. IV. Die hämorrhagischen Diathesen Unter hämorrhagischer Diathese wird eine krankhafte Blutungsbereit-schaft verstanden. Die abnorme Blutungsbereitschaft ist im ganzen Organismus oder zum mindesten in ausgedehnten Kapillarbereichen vorhanden. Es gibt hämor-rhagische Diathesen mit vorwiegender Beteiligung der Haut und der Schleimhäute, andere Formen sind durch besondere Neigung zu Gelenkblutungen ausgezeichnet, wieder andere zeigen vorwiegend Nierenblutungen. Die hämorrhagische Diathese ist keine eigentliche Krankheit, sondern ein Symptom, das bei sehr verschiedenen Erkrankungen auftreten kann. Für die Differentialdiagnose dieser Zustände stehen uns eine große Reihe von Untersuchungsmethoden zur Verfügung, von denen folgende die wichtigsten sind: 1. Die Feststellung der Thrombozytenzahl im strömenden Blute, 2. der Rumpel-LEEDEsche Stauungsversuch, 3. die Bestimmung der Blutungszeit und die Dauer der Blutgerinnungszeit. Ferner sind wichtig: 4. die Bestimmung des Prothrombingehaltes und 5. die Retraktion des Blutkuchens. Schließlich hat man auch das qualitative Plättchenbild und Funktionsprüfungen an den Plättchen für die Unterscheidung der verschiedenen Blutungsübel herangezogen. Die Prüfung der Kapillarresistenz geschieht durch den RüMPEL-LEEDEschen Stauungsversuch: Um den Oberarm wird eine Stauungsbinde angelegt, so daß der Radialispuls nicht zu fühlen ist. Oder man verwendet eine Blutdruckmanschette, und bläst dieselbe bis zu einem Druck von 70 mm Hg auf. Man fahndet nach dem Auftreten von Blutpunkten im Stauungsbereich. Beim HECHTschen Saugversuch setzt man einen Schröpfkopf von 3—4 cm Durch-messer und erzeugt mit Hilfe einer angesetzten Wasserstrahlpumpe oder eines mit Quecksilber gefüllten Schlauches einen Unterdruck, den man auf verschiedene Haut-stellen einwirken läßt. Bei hämorrhagischen Diathesen treten je nach der Zeitdauer der Einwirkung und der Größe des Sogs feinste kapilläre Blutungen auf. Beim Klopfversuch versucht man durch Beklopfen der Haut auf dem Brustbein mit dem Perkussionshammer eine Hautblutung hervorzurufen. Das gleiche kann man bei hämorrhagischen Diathesen auch durch Kneifen einer unterhalb des Schlüsselbeins erhobenen Hautfalte erreichen (Kneifversuch). Die Zählung der Thrombozyten geschieht am besten nach Aufbringen eines Tropfens 14%iger Magnesiumsulfatlösung auf die sorgfältig gereinigte Haut. Man sticht durch den Tropfen in die Haut, mischt das Blut mit der Magnesiumsulfat-lösung und macht mit der Mischung einen Blutausstrich, der 1—Stunde mit Giemsa-Lösung gefärbt wird. Man zählt 1000—4000 Erythrozyten durch und bestimmt die darauf entfallende Zahl der Plättchen. Gleichzeitig werden in der Zählkammer die Erythrozyten bestimmt, und die Anzahl der Plättchen im Kubik-millimeter errechnet. Diese von Fonio angegebene Methode ergibt im Durchschnitt 200000—300000 Plättchen. Die Blutungszeit wird nach Dtjke dadurch bestimmt, daß man mit einer FuANKEschen Nadel einen 4 mm tiefen Einstich in die Fingerbeere oder in das Ohrläppchen macht. Die austretenden Blutstropfen werden mit Hilfe eines Stückchens Filtrierpapier so aufgenommen, daß der Wundrand selbst nicht vom Papier berührt wird. Normalerweise steht die Blutung bei stets kleiner werdender Tropfengröße nach 2—3 Minuten. 9*
© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Die hämorrhagischen Diathesen 131 gestellt und gesehen, daß mehrere Monate vergehen können, ehe die ersten Symptome von seiten des Knochensystems auftreten. Neuerdings wurde von uns auch der Versuch einer Urethanbehandlung in einem einschlägigen Fall durch-geführt. IV. Die hämorrhagischen Diathesen Unter hämorrhagischer Diathese wird eine krankhafte Blutungsbereit-schaft verstanden. Die abnorme Blutungsbereitschaft ist im ganzen Organismus oder zum mindesten in ausgedehnten Kapillarbereichen vorhanden. Es gibt hämor-rhagische Diathesen mit vorwiegender Beteiligung der Haut und der Schleimhäute, andere Formen sind durch besondere Neigung zu Gelenkblutungen ausgezeichnet, wieder andere zeigen vorwiegend Nierenblutungen. Die hämorrhagische Diathese ist keine eigentliche Krankheit, sondern ein Symptom, das bei sehr verschiedenen Erkrankungen auftreten kann. Für die Differentialdiagnose dieser Zustände stehen uns eine große Reihe von Untersuchungsmethoden zur Verfügung, von denen folgende die wichtigsten sind: 1. Die Feststellung der Thrombozytenzahl im strömenden Blute, 2. der Rumpel-LEEDEsche Stauungsversuch, 3. die Bestimmung der Blutungszeit und die Dauer der Blutgerinnungszeit. Ferner sind wichtig: 4. die Bestimmung des Prothrombingehaltes und 5. die Retraktion des Blutkuchens. Schließlich hat man auch das qualitative Plättchenbild und Funktionsprüfungen an den Plättchen für die Unterscheidung der verschiedenen Blutungsübel herangezogen. Die Prüfung der Kapillarresistenz geschieht durch den RüMPEL-LEEDEschen Stauungsversuch: Um den Oberarm wird eine Stauungsbinde angelegt, so daß der Radialispuls nicht zu fühlen ist. Oder man verwendet eine Blutdruckmanschette, und bläst dieselbe bis zu einem Druck von 70 mm Hg auf. Man fahndet nach dem Auftreten von Blutpunkten im Stauungsbereich. Beim HECHTschen Saugversuch setzt man einen Schröpfkopf von 3—4 cm Durch-messer und erzeugt mit Hilfe einer angesetzten Wasserstrahlpumpe oder eines mit Quecksilber gefüllten Schlauches einen Unterdruck, den man auf verschiedene Haut-stellen einwirken läßt. Bei hämorrhagischen Diathesen treten je nach der Zeitdauer der Einwirkung und der Größe des Sogs feinste kapilläre Blutungen auf. Beim Klopfversuch versucht man durch Beklopfen der Haut auf dem Brustbein mit dem Perkussionshammer eine Hautblutung hervorzurufen. Das gleiche kann man bei hämorrhagischen Diathesen auch durch Kneifen einer unterhalb des Schlüsselbeins erhobenen Hautfalte erreichen (Kneifversuch). Die Zählung der Thrombozyten geschieht am besten nach Aufbringen eines Tropfens 14%iger Magnesiumsulfatlösung auf die sorgfältig gereinigte Haut. Man sticht durch den Tropfen in die Haut, mischt das Blut mit der Magnesiumsulfat-lösung und macht mit der Mischung einen Blutausstrich, der 1—Stunde mit Giemsa-Lösung gefärbt wird. Man zählt 1000—4000 Erythrozyten durch und bestimmt die darauf entfallende Zahl der Plättchen. Gleichzeitig werden in der Zählkammer die Erythrozyten bestimmt, und die Anzahl der Plättchen im Kubik-millimeter errechnet. Diese von Fonio angegebene Methode ergibt im Durchschnitt 200000—300000 Plättchen. Die Blutungszeit wird nach Dtjke dadurch bestimmt, daß man mit einer FuANKEschen Nadel einen 4 mm tiefen Einstich in die Fingerbeere oder in das Ohrläppchen macht. Die austretenden Blutstropfen werden mit Hilfe eines Stückchens Filtrierpapier so aufgenommen, daß der Wundrand selbst nicht vom Papier berührt wird. Normalerweise steht die Blutung bei stets kleiner werdender Tropfengröße nach 2—3 Minuten. 9*
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Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Geleitwort V
  3. Vorwort VII
  4. Inhalt IX
  5. Die Erkrankungen des Kreislaufapparates
  6. I. Die Untersuchungsmethoden 1
  7. II. Die kardiogenen Kreislaufstörungen 25
  8. III. Die vasogenen Kreislaufstörungen 37
  9. IV. Die kombinierten — vasokardiogenen — Kreislaufstörungen 46
  10. V. Die kardiale Kompensation und Dekompensation 50
  11. VI. Die Behandlung der Kreislaufstörungen 52
  12. VII. Die Perikarditis 61
  13. Die Erkrankungen der Atmungsorgane und des Zwerchfells
  14. I. Vorgeschichte und Untersuchungsmethoden 63
  15. II. Erkrankungen der Bronchien 70
  16. III. Die akuten nichttuberkulösen Lungenerkrankungen 75
  17. IV. Die chronischen nichttuberkulösen Lungenerkrankungen 84
  18. V. Erkrankungen der Pleura 92
  19. VI. Erkrankungen des Mediastinums 100
  20. Die Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe
  21. I. Leukozyten 102
  22. II. Erythrozyten 113
  23. III. Das Myelom (KAHLERsche Krankheit) 129
  24. IV. Die hämorrhagischen Diathesen 131
  25. V. Die Malaria 141
  26. Die Erkrankungen der Leber, Gallenwege und Gallenblase
  27. I. Die Erkrankungen der Leber 148
  28. II. Die Erkrankungen der Gallenwege 195
  29. III. Die Erkrankungen der Gallenblase 197
  30. Die Erkrankungen des Pankreas 203
  31. Die Erkrankungen der Milz 211
  32. Die Erkrankungen der innersekretorischen Organe
  33. I. Die Untersuchungsmethoden 215
  34. II. Die Schilddrüse 216
  35. III. Die Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen) 225
  36. IV. Die Hypophyse 227
  37. V. Die Nebennieren 235
  38. VI. Die pluriglandulären Erkrankungen 239
  39. Die Erkrankungen der Nieren und Harnwege
  40. I. Die entzündlichen Nierenkrankheiten (Nephritiden) 251
  41. II. Die degenerativen Nierenerkrankungen (Nephrosen) 255
  42. III. Die vaskulären Nierenerkrankungen 257
  43. IV. Die Urämie 258
  44. V. Die Nierentuberkulose 260
  45. VI. Nierentumoren 261
  46. VII. Die entzündlichen Erkrankungen der abführenden Harnwege 262
  47. VIII. Die Prostatahypertrophie 265
  48. IX. Die Urolithiasis 268
  49. Die Erkrankungen des Bewegungsapparates
  50. I. Die akuten infektiösen Erkrankungen 273
  51. II. Die chronischen Infektarthritiden 279
  52. III. Die allergischen Erkrankungen des Bewegungsapparates 283
  53. IV. Die nichtentzündlichen Gelenkerkrankungen auf der Basis von degenerativen Aiternsvorgängen 284
  54. V. Der „Rheumatismus" als Folge gelenknaher Knochenprozesse 291
  55. VI. Die Stoffwechselarthropathien 291
  56. VII. Die Arthropathien bei Erkrankungen des Nervensystems 296
  57. VIII. Die endokrinen Arthropathien 296
  58. IX. Die Gelenkerkrankungen bei Hämophilie 298
  59. Die Erkrankungen des Stoffwechsels und der Ernährung
  60. I. Physiologische Vorbemerkungen 299
  61. II. Ernährungsstörungen 308
  62. III. Stoffwechselerkrankungen infolge von Korrelationsstörungen der endokrinen Drüsen 329
  63. IV. Die Gicht 362
  64. V. Zystinurie und Zystinspeieherkrankheit 365
  65. VI. Die Alkaptonurie 367
  66. VII. Anomalien des Pigmentstoffwechsels 368
  67. VIII. Erkrankungen des Skeletts in ihren Beziehungen zu Stoffwechselstörungen 374
  68. IX. Die Lipoidosen 381
  69. Die Erkrankungen des Magen-Darmkanals
  70. I. Die Erkrankungen der Mundhöhle und der Speiseröhre 388
  71. II. Erkrankungen des Magens 398
  72. III. Darmerkrankungen 413
  73. Erkrankungen aus physikalischen Ursachen 434
  74. Die Infektionskrankheiten 443
  75. Die Tuberkulose
  76. I. Erreger 533
  77. II. Verhalten des Organismus 533
  78. III. Ablauf der Erkrankung 536
  79. IV. Klinik der Lungentuberkulose 537
  80. V. Altersabhängigkeit der Tuberkulose 544
  81. VI. Diagnostik 544
  82. VII. Therapeutische Maßnahmen 545
  83. VIII. Die BCG.- Schutzimpfung 552
  84. IX. Bedeutung und Prophylaxe der Tuberkulose 553
  85. Normwerte im Blut 554
  86. Nahrungsmitteltabelle 555
  87. Sachverzeichnis 556
  88. Backmatter 596
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