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Salvatorische Klauseln

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Salvatorische Klauseln JÜRGEN F. BAUR I. Die Problematik 1. Der Einbau einer salvatorischen Klausel1 in komplexe, meist auf län-gere Zeit angelegte Vertragsgebilde gehört heute in vielen Bereichen längst zum Standard moderner Vertragsgestaltung durch die Kautelar-jurisprudenz. Salvatorische Klauseln finden sich, wie die einschlägige Rechtsprechung aufweist, in Bezugsverträgen, etwa über Energie2, aber auch über Getränke3, in Franchiseverträgen4, Lizenzverträgen5, Pacht-verträgen6, Unternehmenskaufverträgen7, Kreditverträgen8 in Gesell-schaftsverträgen9 und anderen10. Regelmäßig handelt es sich bei diesen Verträgen um langfristige Vereinbarungen zwischen Unternehmen (oder über ein zu gründendes Unternehmen) mit entsprechend auf lange Zeit-dauer angelegten strukturellen Festlegungen in Absatz, Bezug, Finanzie-rung und dergleichen. Erweist sich ein Teil der Vereinbarungen als un-wirksam, als ungültig, so besteht die Gefahr, daß die gesamte Grundlage der Kooperation in den Strudel der Unwirksamkeit hineingezogen wird (§139 BGB). Erhebliche wirtschaftliche Schäden jedenfalls für einen der Beteiligten sind dann unvermeidlich11. Strukturelle Festlegungen lassen sich kaum rückabwickeln, sie können in jedem Fall auch ohne weitere Begründung für die Zukunft beendet werden. Salvatorische Klauseln sollen verhindern, daß eine solche Katastrophe eintritt. Sie sollen den Vertrag retten, deshalb werden sie als salvatorische bezeichnet. 1 Hierzu H. Westermann, in: Festschrift für Philipp Möhring, 1975, 135 ff; Beyer, Salvatorische Klauseln, 1988. 2 OLG Düsseldorf, WuW/E OLG 3221, „Belieferung von Sonderabnehmern". 3 BGH, WuW/E BGH, 1988; OLG Frankfurt, WuW/E OLG, 2105. 4 BGH, WuW/E BGH, 2909, „Pronuptia //"; OLG Köln, WuW/E OLG, 1715, „ Wimpy Hamburger"; OLG Düsseldorf, WuW/E OLG, 1683, Wimpy". 5 BGH, WuW/E BGH, 1259, „Bremsrollen"-, BGH, WuW/E BGH, 1525, „Fertighäu-ser"; OLG Hamburg, NJW-RR 1987, 179. ' OLG Hamm, WuW/E OLG, 2187, Gaststättenunterpacht". 7 Vgl. BGH WM 1989, 954 (dort stellt der BGH ausdrücklich auf das Fehlen einer sol-chen Klausel ab). 8 BGH NJW 1977, 38; BGHZ 72, 309. ' BGHZ 49, 364; BGH BB 1955, 750; BGH WM 1973, 900; BGH DB 1976, 2106. 10 Aber auch in Automatenaufstellverträgen; BGH, WuW/E BGH, 1426 „Celler Imbiß"-, BGH NJW 1983, 159. 11 S. a. H. Westermann, in: Festschrift für Philipp Möhring, 1975, S. 135 ff, 136; Beyer, Salvatorische Klauseln, S. 97.
© 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

Salvatorische Klauseln JÜRGEN F. BAUR I. Die Problematik 1. Der Einbau einer salvatorischen Klausel1 in komplexe, meist auf län-gere Zeit angelegte Vertragsgebilde gehört heute in vielen Bereichen längst zum Standard moderner Vertragsgestaltung durch die Kautelar-jurisprudenz. Salvatorische Klauseln finden sich, wie die einschlägige Rechtsprechung aufweist, in Bezugsverträgen, etwa über Energie2, aber auch über Getränke3, in Franchiseverträgen4, Lizenzverträgen5, Pacht-verträgen6, Unternehmenskaufverträgen7, Kreditverträgen8 in Gesell-schaftsverträgen9 und anderen10. Regelmäßig handelt es sich bei diesen Verträgen um langfristige Vereinbarungen zwischen Unternehmen (oder über ein zu gründendes Unternehmen) mit entsprechend auf lange Zeit-dauer angelegten strukturellen Festlegungen in Absatz, Bezug, Finanzie-rung und dergleichen. Erweist sich ein Teil der Vereinbarungen als un-wirksam, als ungültig, so besteht die Gefahr, daß die gesamte Grundlage der Kooperation in den Strudel der Unwirksamkeit hineingezogen wird (§139 BGB). Erhebliche wirtschaftliche Schäden jedenfalls für einen der Beteiligten sind dann unvermeidlich11. Strukturelle Festlegungen lassen sich kaum rückabwickeln, sie können in jedem Fall auch ohne weitere Begründung für die Zukunft beendet werden. Salvatorische Klauseln sollen verhindern, daß eine solche Katastrophe eintritt. Sie sollen den Vertrag retten, deshalb werden sie als salvatorische bezeichnet. 1 Hierzu H. Westermann, in: Festschrift für Philipp Möhring, 1975, 135 ff; Beyer, Salvatorische Klauseln, 1988. 2 OLG Düsseldorf, WuW/E OLG 3221, „Belieferung von Sonderabnehmern". 3 BGH, WuW/E BGH, 1988; OLG Frankfurt, WuW/E OLG, 2105. 4 BGH, WuW/E BGH, 2909, „Pronuptia //"; OLG Köln, WuW/E OLG, 1715, „ Wimpy Hamburger"; OLG Düsseldorf, WuW/E OLG, 1683, Wimpy". 5 BGH, WuW/E BGH, 1259, „Bremsrollen"-, BGH, WuW/E BGH, 1525, „Fertighäu-ser"; OLG Hamburg, NJW-RR 1987, 179. ' OLG Hamm, WuW/E OLG, 2187, Gaststättenunterpacht". 7 Vgl. BGH WM 1989, 954 (dort stellt der BGH ausdrücklich auf das Fehlen einer sol-chen Klausel ab). 8 BGH NJW 1977, 38; BGHZ 72, 309. ' BGHZ 49, 364; BGH BB 1955, 750; BGH WM 1973, 900; BGH DB 1976, 2106. 10 Aber auch in Automatenaufstellverträgen; BGH, WuW/E BGH, 1426 „Celler Imbiß"-, BGH NJW 1983, 159. 11 S. a. H. Westermann, in: Festschrift für Philipp Möhring, 1975, S. 135 ff, 136; Beyer, Salvatorische Klauseln, S. 97.
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Chapters in this book

  1. Frontmatter I
  2. Vorwort VII
  3. Inhalt IX
  4. Geleitwort XV
  5. Unlauterer Wettbewerb 1
  6. Wesentliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs 21
  7. Salvatorische Klauseln 31
  8. Objektive oder subjektive Marktabschottung? 43
  9. Vom Verbandszeichen zur Kollektivmarke 61
  10. Die Erledigung aktienrechtlicher Anfechtungsverfahren durch Vergleich 69
  11. Wann ist Rufausnutzung im Wettbewerb nicht unlauter? 81
  12. Der manipulierte Bundesrichter 91
  13. Anwaltswerbung zwischen Berufsrecht und Wettbewerbsrecht 99
  14. Die dreidimensionale Marke 125
  15. „HURRICANE“ - Zuviel Wind! 173
  16. Die zeitliche Begrenzung des ergänzenden wettbewerbsrechtlichen Leistungsschutzes 197
  17. Brauchen wir den Begriff eines patentrechtlichen Teilschutzes? 217
  18. Die Nichtakzessorietät der Marke und ihre rechtliche Konnexität zu einem Unternehmen 229
  19. Doppelte Rechtshängigkeit in USA und Deutschland 241
  20. Die Ermittlung der Verbrauchervorstellungen im Lebensmittelrecht 253
  21. Zur sog. Drittauskunft bei Wettbewerbsverletzungen 261
  22. Die rechtserhaltende Benutzung der Marke in abgewandelter Form 267
  23. Brauchen wir eine neue UWG-Novelle? 297
  24. Nationale Regelungen für internationale (europäische) Betriebsräte 319
  25. Der Schutz geographischer Herkunftsangaben nach dem Markengesetz 335
  26. Die Haftung der Partnerschaft und ihrer Gesellschafter 361
  27. Die Katalogbildfreiheit 381
  28. Schlankheitswerbung im Zwielicht 401
  29. Die Markenteilung 421
  30. Das Strafrecht - wirksame Waffe gegen den Insider-Handel? 443
  31. Die rechtliche Situation der privaten Vervielfältigung in der Europäischen Union 459
  32. Der Grüne Verein und sein Generalsekretär - eine Institution für den Schutz des geistigen Eigentums in Deutschland 481
  33. Geschmacksmuster - Schutzrecht ohne „Beschreibung“? 491
  34. Entwicklung der neueren Rechtsprechung zur Schutzfähigkeit fremdsprachiger Begriffe 501
  35. Der Minderjährige mit beschränkter Haftung? 513
  36. Die offenkundige Vorbenutzung nach neuem Recht 547
  37. „Zufallsgeschenke, Haftungsfallen, Unternehmensvernichtungen und Sanierungshindernisse“ 557
  38. Gealterte und gefärbte Jeans 569
  39. Der Titelschutz als besonderes Kennzeichnungsrecht 585
  40. Die kleine Aktiengesellschaft - ein Angebot an die Praxis 603
  41. Zum Erfordernis der Spürbarkeit bei Wettbewerbsverletzungen durch Normverstöße 617
  42. Die Verbreitung wahrer, geschäftsschädigender Tatsachen über Gewerbetreibende unter dem Schutz der Meinungsfreiheit 629
  43. Die Heilung einer wegen mangelnder Benutzung löschungsreif gewordenen Markeneintragung im europäischen und im deutschen Markenrecht 641
  44. Eigenkapitalerhöhung öffentlicher Banken durch Fusion in den beihilferechtlichen Wettbewerbsregeln des EG-Vertrages 661
  45. Ist Martin Luther noch geschützt? 677
  46. Rechtsentwicklung in Osteuropa 693
  47. Zur wettbewerbsrechtlichen Beurteilung von Werbeanzeigen und redaktionellen Beiträgen werbenden Inhalts insbesondere in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs 715
  48. Die Vermutungen im Kartellrecht 733
  49. Der Ausschluß der Nebenintervention in den Fällen des Art. 37 Abs. 2 2. Halbsatz der Satzung des Europäischen Gerichtshofes 747
  50. Gentechnische Forschungsarbeiten der Sicherheitsstufe 1 und staatliche Kontrolle 755
  51. Der Schutz des Werktitels im neuen Kennzeichenrecht 775
  52. Probleme der Währungsordnung der Europäischen Union 793
  53. Umwelt und Wettbewerb 813
  54. Verhinderung trotz Beachtung der „gebotenen Sorgfalt“ als Wiedereinsetzungsgrund bei Fristversäumnis im europäischen Patenterteilungsverfahren 835
  55. Zur Methodik der Interessenabwägung in der neueren Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu § 3 UWG 853
  56. Horaz 2000 - Persicos odi 863
  57. Hemmung oder Unterbrechung der Verjährung durch eine wettbewerbsrechtliche Schlichtung? 869
  58. Bankrechtliche Aspekte der Insolvenzrechtsreform 1994 883
  59. Der wettbewerbsrechtliche Schutz der Privatsphäre 901
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