Home History Medizinstudium
Chapter
Licensed
Unlicensed Requires Authentication

Medizinstudium

Become an author with De Gruyter Brill
MedizinstudiumVieleStudentenvonnördlichderAlpenströmtenim16.und17.JahrhundertandieoberitalienischenUniversitäten,vorallemnachPaduaundBologna.AuchnördlichderAlpengabeszwareineganzeReihevonUniversitätenmiteinereigenenmedizi-nischenFakultät.ImeuropäischenVergleich zeigen sich jedoch markanteUnter-schiede. An den meisten spätmittelalterlichenUniversitäten des deutschsprachigenRaumsund Ähnliches gilt für England und weiteTeile Frankreichs¹war die me-dizinischeFakultätvergleichsweise unbedeutend.²Sie stand im Schatten derArtis-tenfakultät und der beiden anderen höherenFakultäten, der theologischenund derjuristischen. Manche medizinischeFakultätverfügte nur übereinen einzigen Profes-sor und selbst dort,wozwei oder drei Professoren lehrten, hatten nicht selten weit-gehend Unbekannte, Namenlosediese Stellung inne.Auch dieZahl der Studenten warmeist sehr überschaubar und dieZahl jener,die einenmedizinischenGraderlangten,noch kleiner. So studierten denKölner Matrikeln zufolge in der Zeit zwischen demausgehenden14.und dem frühen 16.Jahrhundert nur rund0,4%der StudentenMedizin.³In Erfurt lassen sich im etwa gleichen Zeitrauminsgesamt 64 Medizinernachweisen, einschließlich jener,die das Medizinstudium an ein Studium an derdortigenArtistenfakultät anschlossen. Die Mediziner hatten dort nicht einmaleineneigenen Hörsaal.Selbst inBasel, wo Ende des 16.Jahrhunderts eine beachtlicheZahlvonMedizinstudenten promoviert wurde, beschrieb GeorgKeller die LagenochMittedes 16.Jahrhundertals unbefriedigend.Vonden beiden Professorengelteder eine,JohannesHuber,vor allem als Praktiker und der zweite, IsaakKeller,genieße keinengutenRuf.An den führenden italienischen Universitätenund Ähnliches giltinFrankreichfür Montpellier und Pariswar die Situation eine ganz andere. Hier war die Medizinden beiden anderen höherenFächern mehr oder wenigerebenbürtig,imHinblickaufdieZahl der Studenten und Dozenten,aber auch imHinblickaufden Status, wie ernicht zuletzt in derBezahlungder Professoren zumAusdruckkam. Hinzu kam, zu-mindestAuswärtigengegenüber,einegewissereligiöseToleranz.DiegenanntenLunel, Maison (2008), S. 31.ZurmedizinischenLehre an den Universitäten einzelner Länder siehe Siriasi, Medicine (2001);speziell zu den Universitäten im deutschsprachigenRaumNutton, Medicine (1997), S.173190 und zuden niederländischen Lindeboom, Medical education (1970), S.201234.Abe, MedizinischeFakultät(1974), S.26,zuden Kölner Zahlen.Abe, MedizinischeFakultät(1974), S.28.Schieß,Briefe (1906), S. 11.Johann Schwartz war allerdingsinden 1570erJahrenzwarvoll desLobs über die Paduaner Uni-versität,zog aberausGewissensgründendie Promotion in Baselvor, weil er in Padua einen päpstlichenEid hätteablegen müssen (HStA Stuttgart,A282, Bü 1301,am26.4.1576vorgelegtes BittgesuchvonJohann Schwartz anHerzogLudwigvon Württemberg; ebd., Brief des StiefvatersvonSchwartz, SamuelHeiland,vom6.4.[1575]).https://doi.org/10.1515/9783110707380-004
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston

MedizinstudiumVieleStudentenvonnördlichderAlpenströmtenim16.und17.JahrhundertandieoberitalienischenUniversitäten,vorallemnachPaduaundBologna.AuchnördlichderAlpengabeszwareineganzeReihevonUniversitätenmiteinereigenenmedizi-nischenFakultät.ImeuropäischenVergleich zeigen sich jedoch markanteUnter-schiede. An den meisten spätmittelalterlichenUniversitäten des deutschsprachigenRaumsund Ähnliches gilt für England und weiteTeile Frankreichs¹war die me-dizinischeFakultätvergleichsweise unbedeutend.²Sie stand im Schatten derArtis-tenfakultät und der beiden anderen höherenFakultäten, der theologischenund derjuristischen. Manche medizinischeFakultätverfügte nur übereinen einzigen Profes-sor und selbst dort,wozwei oder drei Professoren lehrten, hatten nicht selten weit-gehend Unbekannte, Namenlosediese Stellung inne.Auch dieZahl der Studenten warmeist sehr überschaubar und dieZahl jener,die einenmedizinischenGraderlangten,noch kleiner. So studierten denKölner Matrikeln zufolge in der Zeit zwischen demausgehenden14.und dem frühen 16.Jahrhundert nur rund0,4%der StudentenMedizin.³In Erfurt lassen sich im etwa gleichen Zeitrauminsgesamt 64 Medizinernachweisen, einschließlich jener,die das Medizinstudium an ein Studium an derdortigenArtistenfakultät anschlossen. Die Mediziner hatten dort nicht einmaleineneigenen Hörsaal.Selbst inBasel, wo Ende des 16.Jahrhunderts eine beachtlicheZahlvonMedizinstudenten promoviert wurde, beschrieb GeorgKeller die LagenochMittedes 16.Jahrhundertals unbefriedigend.Vonden beiden Professorengelteder eine,JohannesHuber,vor allem als Praktiker und der zweite, IsaakKeller,genieße keinengutenRuf.An den führenden italienischen Universitätenund Ähnliches giltinFrankreichfür Montpellier und Pariswar die Situation eine ganz andere. Hier war die Medizinden beiden anderen höherenFächern mehr oder wenigerebenbürtig,imHinblickaufdieZahl der Studenten und Dozenten,aber auch imHinblickaufden Status, wie ernicht zuletzt in derBezahlungder Professoren zumAusdruckkam. Hinzu kam, zu-mindestAuswärtigengegenüber,einegewissereligiöseToleranz.DiegenanntenLunel, Maison (2008), S. 31.ZurmedizinischenLehre an den Universitäten einzelner Länder siehe Siriasi, Medicine (2001);speziell zu den Universitäten im deutschsprachigenRaumNutton, Medicine (1997), S.173190 und zuden niederländischen Lindeboom, Medical education (1970), S.201234.Abe, MedizinischeFakultät(1974), S.26,zuden Kölner Zahlen.Abe, MedizinischeFakultät(1974), S.28.Schieß,Briefe (1906), S. 11.Johann Schwartz war allerdingsinden 1570erJahrenzwarvoll desLobs über die Paduaner Uni-versität,zog aberausGewissensgründendie Promotion in Baselvor, weil er in Padua einen päpstlichenEid hätteablegen müssen (HStA Stuttgart,A282, Bü 1301,am26.4.1576vorgelegtes BittgesuchvonJohann Schwartz anHerzogLudwigvon Württemberg; ebd., Brief des StiefvatersvonSchwartz, SamuelHeiland,vom6.4.[1575]).https://doi.org/10.1515/9783110707380-004
© 2020 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Munich/Boston
Downloaded on 23.9.2025 from https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110707380-004/html?licenseType=restricted&srsltid=AfmBOoo7ZDCcDEgh1LtVWPTK61ea06QddD6rjjzE0zvOkiaE0WkIXcHF
Scroll to top button