Deutsche Reichstagsakten unter Maximilian I.
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Herausgegeben von:
Eike Wolgast
Die Anregung zur Edition der Deutschen Reichstagsakten geht
auf keinen Geringeren als Leopold von Ranke, den Vater der
modernen Geschichtswissenschaft, zurück. Im Jahre 1857 erklärte
sich König Maximilian II. von Bayern bereit, die „Sammlung
und Erforschung der älteren deutschen Reichstagsakten“
ab 1376 zu finanzieren. 1928 wurde schließlich die Mittlere
Reihe für die Regierungszeit Kaiser Maximilians I. begründet.
Reichstage bilden entscheidende Wegmarken der deutschen
Geschichte. Mit den Editionen der Deutschen Reichstagsakten
leistet die 1858 gegründete Historische Kommission bei der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften Grundlagenforschung
und bietet der Geschichtswissenschaft ein verlässliches
Fundament für weiterführende Forschungen. 18 Monate nach
der Veröffentlichung als Buch werden die neuen Bände auch digital kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Das Reichsgeschehen der Jahre 1499 bis 1504 liegt im Spannungsfeld zwischen der Reichsreformbewegung und Konflikten wie dem Schweizerkrieg oder der französischen Eroberung Mailands. Mit den Beschlüssen zur Errichtung eines Reichsregiments und eines Reichskammergerichts steht der Augsburger Reichstag von 1500 im Zentrum eines weitreichenden Handlungsgeflechts, zu dem auch viele weitere reichsständische Versammlungen der folgenden Jahre gehören.
Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Eike Wolgast.
Der Konstanzer Reichstag von 1507 bildete aufgrund der von Maximilian I. (1486-1519) projektierten Verhandlungen über seinen Krönungszug nach Rom für einige Wochen den Brennpunkt des europäischen Staatensystems. Die Quellenedition erschließt erstmals vollständig Struktur und Ablauf des Reichstags. Abgedeckt werden unter anderem die Themenfelder: Vorgeschichte, außenpolitische Rahmenbedingungen, Verfassungsfragen und Reichshilfe, der König als oberster Gerichts- und Lehnsherr, äußerer Ablauf (Teilnehmer, Feierlichkeiten, Zeremonien usw.) und unmittelbare Folgen des Reichstags. Die Edition ermöglicht grundlegend neue Erkenntnisse über das Reichssystem im beginnenden 16. Jahrhundert.
Der Wormser Reichstag von 1509 wurde bislang in der Forschung weitgehend auf seine spektakuläre Verweigerung gegenüber der Forderung Kaiser Maximilians I. nach einer Reichshilfe für den Krieg gegen Venedig reduziert. Die auf den Überlieferungen von beinahe 50 Archiven basierende Quellenedition erschließt vollständig Vorgeschichte, Struktur und Ablauf sowie die unmittelbaren Folgen dieses Reichstages. Nun ist es nicht nur erstmals möglich, das Zustandekommen der Aufsehen erregenden Entscheidung des Reichstages gegen den Kaiser zu verstehen, sondern überhaupt dessen Wirken auf einer Vielzahl bislang vernachlässigter Themenfelder zu verfolgen. Mochte der Wormser Tag aus kaiserlicher Sicht gescheitert sein, mit seinen Maßnahmen für das Reichskammergericht und für die interterritoriale Konfliktbewältigung wurden in der Perspektive der Reichsstände zentrale Aufgaben wahrgenommen und bewältigt. Die Edition ermöglicht somit grundlegend neue Einsichten in das Reichssystem um 1500.
Die Edition beinhaltet die Akten zweier Reichsversammlungen im letzten Regierungsjahrzehnt Kaiser Maximilians I., die inhaltlich eng zusammengehören und für die Entwicklungsgeschichte der Institution Reichstag eine bedeutende Rolle spielten. Eines ihrer Hauptthemen war das intensive Bemühen Maximilians, finanzielle und militärische Unterstützung für seinen Krieg gegen Venedig zu erhalten. Dem setzten die Partikulargewalten die Forderung nach mehr Engagement bei der Befriedung zahlreicher interständischer Konflikte entgegen. Wichtige Verhandlungsergebnisse waren die 1512 erlassene neue Reichsordnung sowie eine grundlegende Reform des Reichskammergerichts. Darüber hinaus bietet der Band auch für kirchen-, kultur- und rechthistorische sowie biographische Forschungsansätze reiches Material.
Die Edition beinhaltet die Quellenüberlieferung der von der bisherigen Forschung wenig beachteten Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517, mehrerer geplanter, aber nicht zustande gekommener Reichsversammlungen von 1513 bis 1516, des Reichskammergerichtsvisitationstages 1514 sowie der ersten Reichskreistage 1515 und 1517. Im Gegensatz zu früheren Tagungen der Maximilianszeit, die stark von den ehrgeizigen außenpolitischen Plänen und den kriegerischen Konflikten des Kaisers dominiert gewesen waren, standen 1513 bis 1517 eher innerreichische Probleme im Mittelpunkt. Dazu gehörten insbesondere das friedbrecherische Treiben des Raubunternehmers Franz von Sickingen im Rahmen seiner Fehde gegen Worms, die Autonomiebestrebungen des Niederadels gegenüber den Reichsinstitutionen, Funktionsstörungen der obersten Gerichtsbarkeit aufgrund der Mängel des Reichskammergerichts, die 1517 eskalierende Auseinandersetzung Kaiser Maximilians mit Herzog Ulrich von Württemberg sowie zahlreiche interständische Streitfälle. Durch sein moderierendes Eingreifen in diese Konflikte erlangte der Reichstag wachsende Bedeutung als maßgebliche Friedenswahrungsinstanz für das Reich.
Auf dem Augsburger Reichstag von 1518 stand für den bereits hinfälligen Kaiser Maximilian I. die Wahl seines Enkels Karl zum römischen König im Mittelpunkt. Der scheinbare Erfolg seiner Verhandlungen mit den Kurfürsten erwies sich allerdings in der Folge als Illusion. Die päpstliche Hoffnung auf einen Türkenzug wurde ebenso enttäuscht wie die Erwartungen in eine Reform der Reichsgerichtsbarkeit und die Bekämpfung der verbreiteten Friedlosigkeit. Die Edition ermöglicht wichtige neue Erkenntnisse über das Reichssystem im beginnenden 16. Jahrhundert.