Von den Anfängen bis zum hohen Mittelalter
-
Edited by:
Joachim Heinzle
Die deutsche volkssprachige Literatur des frühen Mittelalters beginnt unscheinbar: von kargen Glossierungen des frühen 8. Jahrhunderts schwingt sie sich über Wörterbücher und Übersetzungen geistlicher Texte empor zu den dramatischen Schöpfungen des »Hildebrandsliedes« und des »Ludwigsliedes«, zu den inspirierten Evangeliaden des altsächsischen »Heliands« und Otfrids von Weißenburg. Schon in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts verstummt sie nahezu. Von dieser frühen, von den Stämmen der Franken, Bayern, Alemannen und Sachsen im europäischen Großreich der Karolinger erarbeiteten Literatur und ihrem Nachhall im 10. und frühen 11. Jahrhundert handelt dieser Teilband.
Dieser Teilband behandelt die Literatur vom Wiederbeginn schriftlicher Produktion in deutscher Sprache bis zum Beginn der höfischen Dichtung, also die Zeit von etwa 1050/60 bis 1160/70. Der erste Abschnitt dieser Epoche wird vom religiösen Ziel der Heilserlangung beherrscht, im zweiten melden sich neue Bedürfnisse zu Wort - vor allem das Bedürfnis, »Welt« zu erfahren und literarisch zu verarbeiten.